in deutscher Sprache - (a few English books)
DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Uruññā, am Zwieselstein, im Wildgarten. [Vergleiche M.90]
Da nun begab sich der Nackte Büßer Kassapo dorthin wo der Erhabene weilte, wechselte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und stand dann beiseite. Beiseite stehend wandte sich nun der Nackte Büßer Kassapo also an den Erhabenen:
«Reden hab' ich hören, o Gotamo: <Der Asket Gotamo verwirft alle Buße, einen jeden Büßer, der Kasteiung übt, betrachtet er durchaus als tadelbar, tadelhaft.> Die da, o Gotamo, solches gesagt haben: <Der Asket Gotamo verwirft alle Buße, einen jeden Büßer, der Kasteiung übt, betrachtet er durchaus als tadelbar, tadelhaft>: haben die wirklich des Herrn Gotamo Worte gebraucht und den Herrn Gotamo nicht mit Unrecht angeführt und der Lehre gemäß geredet, so daß sich kein entsprechender Folgesatz als ungehörig erweisen kann? Denn fern liegt es uns Herrn Gotamo bezichtigen zu wollen.»
«Die da, Kassapo, solches gesagt haben: <Der Asket Gotamo verwirft alle Buße, einen jeden Büßer, der Kasteiung übt, betrachtet er durchaus als tadelbar, tadelhaft>: die haben nicht meine Worte gebraucht und haben mich also ohne Grund und mit Unrecht angeführt. -
Da ich, Kassapo, bei diesen Büßern also Kommen und Gehn, Verscheiden und Wiedererscheinen der Wahrheit gemäß erkenne, was werd' ich da alle Buße verwerfen, einen jeden Büßer, der Kasteiung übt, als durchaus tadelbar, tadelhaft betrachten?
«Es gibt, Kassapo, manche Asketen und Priester, die gelehrt sind, feine, erprobte Gegenredner, die Haare zu spalten scheinen, die mit ihrem Scharfsinn die schönsten Ansichten, so zu sagen, entzweischneiden: auch mit diesen kann es bei mir in manchem Falle Übereinstimmung geben, in manchem Falle keine Übereinstimmung geben.
«Zu denen tret' ich heran und spreche also: <Wo es bei uns, ihr Brüder, Fall zu Fall keine Übereinstimmung gibt, sei es um Fall zu Fall; wobei es Fall zu Fall eine Übereinstimmung gibt, da sollen sich die Verständigen befragen, ausforschen, unterrichten, von Meister zu Meister, von Jünger zu Jünger: 'Was bei euch Lieben von unheilsamen Dingen als unheilsam gilt, von unrechten als unrecht gilt, von nicht zu betreibenden als nicht zu betreiben gilt, von unzulänglichen als unzulänglich gilt, von unsauberen als unsauber gilt: wer hat diese Dinge ohne Überrest abgetan, bleibend, der Asket Gotamo, oder aber die anderen[190] lieben Ordenslenker'?> Möglich ist dabei nun, Kassapo, der Fall, daß die Verständigen, die sich befragen, ausforschen, unterrichten, dann etwa antworten: 'Was bei euch Lieben von unheilsamen Dingen als unheilsam gilt, von unrechten als unrecht gilt, von nicht zu betreibenden als nicht zu betreiben gilt, von unzulänglichen als unzulänglich gilt, von unsauberen als unsauber gilt: der Asket Gotamo hat diese Dinge ohne Überrest abgetan, bleibend, und wohl auch andere liebe Ordenslenker.' So könnten denn, Kassapo, die Verständigen, die sich befragen, ausforschen, unterrichten, uns eben dabei zumeist ihren Beifall entbieten.
«Weiterhin sollen dann, Kassapo, die Verständigen sich mit uns befragen, ausforschen, unterrichten, von Meister zu Meister, von Jünger zu Jünger: 'Was bei euch Lieben von heilsamen Dingen als heilsam gilt, von rechten als recht gilt, von zu betreibenden als zu betreiben gilt, von zulänglichen als zulänglich gilt, von sauberen als sauber gilt: wer hat diese Dinge ohne Überrest angenommen, bleibend, der Asket Gotamo, oder aber die anderen lieben Ordenslenker?' Möglich ist dabei nun, Kassapo, der Fall, daß die Verständigen, die sich befragen, ausforschen, unterrichten, dann etwa antworten: 'Was bei euch Lieben von heilsamen Dingen als heilsam gilt, von rechten als recht gilt, von zu betreibenden als zu betreiben gilt, von zulänglichen als zulänglich gilt, von sauberen als sauber gilt der Asket Gotamo hat diese Dinge ohne Überrest angenommen, bleibend, und wohl auch andere liebe Ordenslenker.' So könnten denn, Kassapo, die Verständigen, die sich befragen, ausforschen, unterrichten, uns eben dabei zumeist ihren Beifall entbieten.
«Weiterhin sollen dann, Kassapo, die Verständigen sich mit uns befragen, ausforschen, unterrichten, von Meister zu Meister, von Jünger zu Jünger: 'Was bei euch Lieben von unheilsamen Dingen als unheilsam gilt, von unrechten als unrecht gilt, von nicht zu betreibenden als nicht zu betreiben gilt, von unzulänglichen als unzulänglich gilt, von unsauberen als unsauber gilt: wer hat diese Dinge ohne Überrest abgetan, bleibend, die gotamidische Hörerschar, oder aber der anderen Ordenslenker liebe Hörerscharen? Möglich ist dabei nun, Kassapo, der Fall, daß die Verständigen, die sich befragen, ausforschen, unterrichten, dann etwa antworten 'Was bei euch Lieben von unheilsamen Dingen als unheilsam gilt, von unrechten als unrecht gilt, von nicht zu betreibenden als nicht zu betreiben gilt, von unzulänglichen als unzulänglich gilt, von unsauberen als unsauber gilt: die gotamidische Hörerschar hat diese Dinge ohne Überrest abgetan, bleibend, und wohl auch anderer Ordenslenker liebe Hörerscharen.' So könnten denn, Kassapo, die Verständigen, die sich befragen, ausforschen, unterrichten, uns eben dabei zumeist ihren Beifall entbieten.
«Weiterhin sollen dann, Kassapo, die Verständigen sich mit uns befragen, ausforschen, unterrichten, von Meister zu Meister, von Jünger zu Jünger: 'Was bei euch Lieben von heilsamen Dingen als heilsam gilt, von rechten als recht gilt, von zu betreibenden als zu betreiben gilt, von zulänglichen als zulänglich gilt, von sauberen als sauber gilt: wer hat diese Dinge ohne Überrest angenommen, bleibend, die gotamidische Hörerschar, oder aber der anderen Ordenslenker liebe Hörerscharen'? Möglich ist dabei nun, Kassapo, der Fall, daß die Verständigen, die sich befragen, ausforschen, unterrichten, dann etwa antworten: 'Was bei euch Lieben von heilsamen Dingen als heilsam gilt, von rechten als recht gilt, von zu betreibenden als zu betreiben gilt, von zulänglichen als zulänglich gilt, von sauberen als sauber gilt: die gotamidische Hörerschar hat diese Dinge ohne Überrest angenommen, bleibend, und wohl auch anderer Ordenslenker liebe Hörerscharen.' So könnten denn, Kassapo, die Verständigen, die sich befragen, ausforschen, unterrichten, uns eben dabei zumeist ihren Beifall entbieten.
«Es gibt, Kassapo, einen Weg, es gibt einen Pfad, auf dem man Schritt um Schritt eben selber merken, selber sehn kann 'Der Asket Gotamo spricht halt zur rechten Zeit, den Tatsachen gemäß, auf den Sinn bedacht, der Lehre und Ordnung getreu.' Was ist das nun, Kassapo, für ein Weg, was für ein Pfad, auf dem man Schritt um Schritt eben selber merken, selber sehn kann: 'Der Asket Gotamo spricht halt zur rechten Zeit, den Tatsachen gemäß, auf den Sinn bedacht, der Lehre und Ordnung getreu?' Eben dieser heilige achtfältige Weg ist es, und zwar: rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. Das ist Kassapo, der Weg, das ist der Pfad, auf dem man Schritt um Schritt eben selber merken, selber sehn kann: 'Der Asket Gotamo spricht halt zur rechten Zeit, den Tatsachen gemäß, auf den Sinn bedacht, der Lehre und Ordnung getreu[191].'»
Nach diesen Worten wandte sich der Nackte Büßer Kassapo an den Erhabenen und sagte:
«Das aber sind nun, Bruder Gotamo, die Bußübungen, die da bei den Asketen und Priestern als Asketenschaft gelten, als Priesterschaft gelten: es ist einer ein Unbekleideter, ein Ungebundener, ein Handverköster, kein Ankömmling, kein Abwärtling, gestattet keine Darreichung, keine Vergünstigung, keine Einladung, späht beim Empfangen des Almosens nicht nach dem Topfe, nicht nach der Schüssel, nicht über die Schwelle, nicht über das Gitter, nicht in den Kessel hinein, nimmt nicht von zu zweit Speisenden an, nicht von einer Schwangeren, nicht von einer Säugenden, nicht von einer, die vom Manne kommt, nicht von Beschmutzten, nicht wo ein Hund dabeisteht, nicht wo Fliegen hin und her schwärmen, ißt keinen Fisch, kein Fleisch, trinkt keinen Wein, kein gebranntes Wasser, keinen gegorenen Haferschleim. Er geht zu einem Hause und begnügt sich mit einer Handvoll Almosenspeise; geht zu zwei Häusern und begnügt sich mit zwei Handvoll Almosenspeise; geht zu sieben Häusern und begnügt sich mit sieben Handvoll Almosenspeise. Er fristet sein Leben durch die Mildtätigkeit von nur einer Spenderin, von nur zwei Spenderinnen, von nur sieben Spenderinnen. Er nimmt nur jeden ersten Tag Nahrung ein, nur jeden zweiten Tag, nur jeden siebenten Tag. Solcherart wechselnd beobachtet er streng diese bis auf einen halben Monat ausgedehnte Fastenübung. -
Das eben sind nun, Bruder Gotamo, die Bußübungen, die bei den Asketen und Priestern als Asketenschaft gelten, als Priesterschaft gelten: es lebt einer von Kräutern und Pilzen, von wildem Reis und Korn, von Samen und Kernen, von Pflanzenmilch und Baumharz, von Gräsern, von Kuhmist, fristet sich von Wurzeln und Früchten des Waldes, lebt von abgefallenen Fruchten. -
Das eben sind nun, Bruder Gotamo, die Bußübungen, die bei den Asketen und Priestern als Asketenschaft gelten, als Priesterschaft gelten: es trägt einer das hänfene Hemd, trägt das härene Hemd, trägt einen Rock, geflickt aus den im Leichenhof und auf der Straße gefundenen Fetzen, hüllt sich in Lumpen, in Felle, in Häute, gürtet sich mit Flechten aus Gras, mit Flechten aus Rinde, mit Flechten aus Laub, birgt die Blöße unter pelzigem Schurze, unter borstigem Schurze, unter einem Eulenflügel. Und er rauft sich Haupt- und Barthaar aus, die Regel der Haar- und Bartausraufer befolgend; ist ein Stetigsteher, verwirft Sitz und Lager; ist ein Fersensitzer, übt die Zucht der Fersensitzer; ist Dornenseitiger und legt sich zur Seite auf ein Dornenlager; er liegt auf einem Brette, liegt auf dem Estrich[192], liegt auf einer Seite, mit Staub und Asche bedeckt; er lebt unter freiem Himmel, überall gelagert; er nährt sich von Unrat, der Unraternährung eifrig ergeben; er ist ein Wasserfreund, dem Wasserdienste ergeben, steigt allabendlich zum drittenmal herab ins Büßerbad[193].»
«Mag auch einer, Kassapo, ein Unbekleideter sein, ein Ungebundener, ein Handverköster und also streng Fasten pflegen, und er hat da die Bewährung in Tugend, Bewährung in Denken, Bewährung in Weisheit nicht vollbracht, nicht verwirklicht, so ist er eben fern von Asketenschaft, fern von Priesterschaft. Sobald aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm unbeschränkte[194] Liebe im Herzen vollbringt und mit der Wahnversiegung die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo, Asket geheißen, Priester geheißen.
Mag auch einer, Kassapo, von Kräutern und Pilzen, von wildem Reis und Korn, von abgefallenen Früchten leben, und er hat da die Bewährung in Tugend, Bewährung in Denken, Bewährung in Weisheit nicht vollbracht, nicht verwirklicht, so ist er eben fern von Asketenschaft, fern von Priesterschaft. Sobald aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm unbeschränktes Erbarmen[195] im Herzen vollbringt und mit der Wahnversiegung die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo, Asket geheißen, Priester geheißen.
Mag auch einer, Kassapo, das hänfene Hemd tragen, sich in Fetzen hüllen, auf dem Estrich liegen, allabendlich zum drittenmal ins Büßerbad herabsteigen, und er hat da die Bewährung in Tugend, Bewährung in Denken, Bewährung in Weisheit nicht vollbracht, nicht verwirklicht, so ist er eben fern von Asketenschaft, fern von Priesterschaft. Sobald aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm unbeschränkte Freude im Herzen vollbringt und mit der Wahnversiegung die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo, Asket geheißen, Priester geheißen. »
Also belehrt wandte sich Kassapo der Nackte Büßer an den Erhabenen und sagte:
«Schwer ist es, o Gotamo, Asket zu sein, schwer Priester zu sein.»
«Gemeinplatz worden ist das, Kassapo, in der Welt: 'Schwer ist es Asket zu sein, schwer Priester zu sein[196].' Mag auch einer, Kassapo, ein Unbekleideter sein, ein Ungebundener, ein Handverköster und also streng Fasten pflegen: wenn auf solche Weise, Kassapo, mit solcher Bußübung Asket zu werden, Priester zu werden einem schwer würde, so schwer würde, möchte es sich nicht geziemen zu sagen: 'Schwer ist es Asket zu sein, schwer Priester zu sein'; das könnte gar bald ausgeführt werden, von einem Hausvater, oder dem Sohne eines Hausvaters, bis herab zu einer Stalldirne: 'Wohlan denn, ich will unbekleidet sein, ungebunden, mit der Hand mich verkösten, also streng Fasten pflegen.' Weil jedoch, Kassapo, eben anders als auf solche Weise, anders als mit solcher Bußübung Asket zu werden, Priester zu werden einem schwer wird, so schwer wird, darum geziemt es sich zu sagen: 'Schwer ist es Asket zu sein, schwer Priester zu sein.' Sobald aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm unbeschränkte Liebe im Herzen vollbringt und mit der Wahnversiegung die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo, Asket geheißen, Priester geheißen.
Mag auch einer, Kassapo, von Kräutern und Pilzen leben, von wildem Reis und Korn, von abgefallenen Früchten: wenn auf solche Weise, Kassapo, mit solcher Bußübung Asket zu werden, Priester zu werden einem schwer würde, so schwer würde, möchte es sich nicht geziemen zu sagen: 'Schwer ist es Asket zu sein, schwer Priester zu sein'; das könnte gar bald ausgeführt werden, von einem Hausvater, oder dem Sohne eines Hausvaters, bis herab zu einer Stalldirne: 'Wohlan denn, ich will von Kräutern und Pilzen leben, von wildem Reis und Korn, von abgefallenen Früchten.' Weil jedoch, Kassapo, eben anders als auf solche Weise, anders als mit solcher Bußübung Asket zu werden, Priester zu werden einem schwer wird, so schwer wird, darum geziemt es sich zu sagen: 'Schwer ist es Asket zu sein, schwer Priester zu sein.' Sobald aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm unbeschränktes Erbarmen im Herzen vollbringt und mit der Wahnversiegung die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo, Asket geheißen, Priester geheißen.
Mag auch einer, Kassapo, das hänfene Hemd tragen, sich in Fetzen hüllen, auf dem Estrich liegen, allabendlich zum drittenmal ins Büßerbad herabsteigen: wenn auf solche Weise, Kassapo, mit solcher Bußübung Asket zu werden, Priester zu werden einem schwer würde, so schwer würde, möchte es sich nicht geziemen zu sagen: 'Schwer ist es Asket zu sein, schwer Priester zu sein'; das könnte gar bald ausgeführt werden, von einem Hausvater, oder dem Sohne eines Hausvaters, bis herab zu einer Stalldirne: 'Wohlan denn, ich will das hänfene Hemd tragen, mich in Fetzen hüllen, auf dem Estrich liegen, allabendlich zum drittenmal ins Büßerbad herabsteigen.' Weil jedoch, Kassapo, eben anders als auf solche Weise, anders als mit solcher Bußübung Asket zu werden, Priester zu werden einem schwer wird, so schwer wird, darum geziemt es sich zu sagen: 'Schwer ist es Asket zu sein, schwer Priester zu sein.' Sobald aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm unbeschränkte Freude im Herzen vollbringt und mit der Wahnversiegung die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo, Asket geheißen, Priester geheißen.»
Nach diesen Worten wandte sich Kassapo der Nackte Büßer also an den Erhabenen:
«Schwer zu finden, o Gotamo, ist ein Asket, schwer zu finden ein Priester.»
«Gemeinplatz worden ist das, Kassapo, in der Welt: 'Schwer zu finden ist ein Asket, schwer zu finden ein Priester.' Mag auch einer, Kassapo, ein Unbekleideter sein, ein Ungebundener, ein Handverköster und also streng Fasten pflegen: wenn auf solche Weise, Kassapo, mit solcher Bußübung ein Asket, ein Priester schwer zu finden, so schwer zu finden wäre, möchte es sich nicht geziemen zu sagen 'Schwer zu finden ist ein Asket, schwer zu finden ein Priester'; das könnte gar bald gefunden werden, von einem Hausvater, oder dem Sohne eines Hausvaters, bis herab zu einer Stalldirne: 'Da ist er, der Unbekleidete, der Ungebundene, der Handverköster, der also streng Fasten pflegt.' Weil jedoch, Kassapo, eben anders als auf solche Weise, anders als mit solcher Bußübung ein Asket, ein Priester schwer zu finden, so schwer zu finden ist, darum geziemt es sich zu sagen: 'Schwer zu finden ist ein Asket, schwer zu finden ein Priester.' Sobald aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm unbeschränkte Liebe im Herzen vollbringt und mit der Wahnversiegung die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo, Asket geheißen, Priester geheißen.
Mag auch einer, Kassapo, von Kräutern und Pilzen leben, von wildem Reis und Korn, von abgefallenen Früchten: wenn auf solche Weise, Kassapo, mit solcher Bußübung ein Asket, ein Priester schwer zu finden, so schwer zu finden wäre, möchte es sich nicht geziemen zu sagen 'Schwer zu finden ist ein Asket, schwer zu finden ein Priester'; das könnte gar bald gefunden werden, von einem Hausvater, oder dem Sohne eines Hausvaters, bis herab zu einer Stalldirne: 'Da ist er, der von Kräutern und Pilzen lebt, von wildem Reis und Korn, von abgefallenen Früchten.' Weil jedoch, Kassapo, eben anders als auf solche weise, anders als mit solcher Bußübung ein Asket, ein Priester schwer zu finden, so schwer zu finden ist, darum geziemt es sich zu sagen: 'Schwer zu finden ist ein Asket, schwer zu finden ein Priester.' Sobald aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm unbeschränktes Erbarmen im Herzen vollbringt und mit der Wahnversiegung die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo, Asket geheißen, Priester geheißen.
Mag auch einer, Kassapo, das hänfene Hemd tragen, sich in Fetzen hüllen, auf dem Estrich liegen, allabendlich zum drittenmal ins Büßerbad herabsteigen: wenn auf solche Weise, Kassapo, mit solcher Bußübung ein Asket, ein Priester schwer zu finden, so schwer zu finden wäre, möchte es sich nicht geziemen zu sagen: 'Schwer zu finden ist ein Asket, schwer zu finden ein Priester'; das könnte gar bald gefunden werden, von einem Hausvater, oder dem Sohne eines Hausvaters, bis herab zu einer Stalldirne: 'Da ist er, der das hänfene Hemd trägt, sich in Fetzen hüllt, auf dem Estrich liegt, allabendlich zum drittenmal ins Büßerbad herabsteigt.' Weil jedoch, Kassapo, eben anders als auf solche Weise, anders als mit solcher Bußübung ein Asket, ein Priester schwer zu finden, so schwer zu finden ist, darum geziemt es sich zu sagen: 'Schwer zu finden ist ein Asket, schwer zu finden ein Priester.' Sobald aber, Kassapo, ein Mönch ohne Grimm unbeschränkte Freude im Herzen vollbringt und mit der Wahnversiegung die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen hat, so wird ein solcher Mönch, Kassapo, Asket geheißen, Priester geheißen.»
Nach also gehörter Ausführung wandte sich Kassapo der Nackte Büßer an den Erhabenen mit der Frage:
«Was war es aber, o Gotamo, mit jener Bewährung in Tugend, und der Bewährung in Denken, der Bewährung in Weisheit?»
«Da erscheint, Kassapo, der Vollendete in der Welt, der Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene. Er zeigt diese Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schar von Priestern und Büßern, Göttern und Menschen, nachdem er sie selbst verstanden und durchdrungen hat. Er verkündet die Lehre, deren Anfang begütigt, deren Mitte begütigt, deren Ende begütigt, die sinn- und wortgetreue, er legt das vollkommen geläuterte, geklärte Asketentum dar. - Diese Lehre hört ein Hausvater, oder der Sohn eines Hausvaters, oder einer, der in anderem Stande neugeboren ward. Nachdem er diese Lehre gehört hat, faßt er Vertrauen zum Vollendeten. Von diesem Vertrauen erfüllt denkt und überlegt er also: <Ein Gefängnis ist die Häuslichkeit, ein Schmutzwinkel[197]; der freie Himmelsraum die Pilgerschaft. Nicht wohl geht es, wenn man im Hause bleibt, das völlig geläuterte, völlig geklärte Asketentum Punkt für Punkt zu erfüllen. Wie, wenn ich nun mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit hinauszöge?> So gibt er denn später einen kleinen Besitz oder einen großen Besitz auf, hat einen kleinen Verwandtenkreis oder einen großen Verwandtenkreis verlassen und ist mit geschorenem Haar und Barte, im fahlen Gewande von Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen. -
Also Pilger geworden bleibt er in reiner Zucht richtig gezügelt, lauter im Handel und Wandel: vor geringstem Fehl auf der Hut kämpft er beharrlich weiter, Schritt um Schritt; in Taten und Worten heilsam beflissen lebt er rein, ist tüchtig in Tugend, hütet die Tore der Sinne, gewappnet mit klarem Bewußtsein, zufrieden. -
Treu der heiligen Tugendsatzung, treu der heiligen Sinnenzügelung, treu der heiligen klaren Einsicht, treu der heiligen Zufriedenheit sucht er einen abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte, eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der offenen Ebene. Nach dem Mahle, wenn er vom Almosengange zurückgekehrt ist, setzt er sich mit verschränkten Beinen nieder, den Körper gerade aufgerichtet, und pflegt der Einsicht.
Das ist nun, Kassapo, jene Bewährung in Tugend. -
Während er da so die fünf Hemmungen in sich aufgehoben erkennt, wird er freudig bewegt. Freudig bewegt wird er heiter. Heiteren Herzens wird der Körper beschwichtigt. Körperbeschwichtigt fühlt er sich wohl. Sich wohl fühlend wird sein Geist einig. So gewinnt er, gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener seliger Verzückung, die Weihe der ersten Schauung. Das aber gilt ihm als Bewährung in Denken. -
Weiter sodann, Kassapo: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erreicht der Mönch die innere Meeresstille, die Einheit de6 Gemütes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene selige Verzückung, die Weihe der zweiten Schauung. Das aber gilt ihm als Bewährung in Denken. -
Weiter sodann, Kassapo in heiterer Ruhe verweilt er gleichmütig, einsichtig, klar bewußt, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: <Der gleichmütig Einsichtige lebt beglückt>; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung. Das aber gilt ihm als Bewährung in Denken. -
Weiter sodann, Kassapo: nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erwirkt er die leidlose, freudlose, gleichmütig einsichtige vollkommene Reine, die Weihe der vierten Schauung. Das aber gilt ihm als Bewährung in Denken. Das ist nun, Kassapo, die Bewährung in Denken. -
Weiter sodann, Kassapo, kann der Mönch sich mancher verschiedenen früheren Daseinsform erinnern, mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. Das aber gilt ihm als Bewährung in Weisheit. -
Weiter sodann, Kassapo, kann der Mönch die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen sehn, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, kann erkennen wie die Wesen je nach den Taten wiederkehren. Das aber gilt ihm als Bewährung in Weisheit. -
Weiter sodann, Kassapo, kann der Mönch mit der Wahnversiegung die wahnlose Gemüterlösung, Weisheiterlösung noch bei Lebzeiten sich offenbar machen, verwirklichen und erringen. <Im Erlösten ist die Erlösung>, diese Erkenntnis geht ihm auf, <Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketentum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt> versteht er da. Das aber gilt ihm als Bewährung in Weisheit. Das ist nun, Kassapo, die Bewährung in Weisheit. Eine andere aber noch, Kassapo, als diese Bewährung in Tugend, Bewährung in Denken, Bewährung in Weisheit, die darüber hinausreichte oder erlesener wäre, gibt es nicht.
«Es finden sich, Kassapo, manche Asketen und Priester, die von Tugend reden: sie lassen auf mannigfaltige Weise das Lob der Tugend verlauten. Was da nun, Kassapo, heilige, höchste Tugend anlangt, so vermag ich keinen, der mir darin gleichkäme, wahrzunehmen, geschweige von mehr: sondern ich eben weiß mehr davon, und zwar über Tugend.
«Es finden sich, Kassapo, manche Asketen und Priester, die von Buße und Abscheu reden: sie lassen auf mannigfaltige Weise das Lob von Buße und Abscheu verlauten. Was da nun, Kassapo, heilige, höchste Buße und Abscheu anlangt, so vermag ich keinen, der mir darin gleichkäme, wahrzunehmen, geschweige von mehr: sondern ich eben weiß mehr davon und zwar über Abscheu.
«Es finden sich, Kassapo, manche Asketen und Priester, die von Weisheit reden: sie lassen auf mannigfaltige Weise das Lob der Weisheit verlauten. Was da nun, Kassapo, heilige, höchste Weisheit anlangt, so vermag ich keinen, der mir darin gleichkäme, wahrzunehmen, geschweige von mehr: sondern ich eben weiß mehr davon, und zwar über Weisheit.
«Es finden sich, Kassapo, manche Asketen und Priester, die von Erlösung reden: sie lassen auf mannigfaltige Weise das Lob der Erlösung verlauten. Was da nun, Kassapo, heilige, höchste Erlösung anlangt, so vermag ich keinen, der mir darin gleichkäme, wahrzunehmen, geschweige von mehr: sondern ich eben weiß mehr davon, und zwar über Erlösung[198].
«Möglich ist dabei nun, Kassapo, der Fall, daß die andersfährtigen Pilger etwa sagen: 'Den Löwenruf läßt der Asket Gotamo erschallen, aber läßt ihn in leerer Klause erschallen, nicht unter den Leuten.' Denen wäre <Nicht doch also> zu antworten, <den Löwenruf läßt wohl der Asket Gotamo erschallen, und läßt ihn unter den Leuten erschallen, und nicht in leerer Klause>: das wäre, Kassapo, zu antworten[199].
«Möglich ist dabei nun, Kassapo, der Fall, daß die andersfährtigen Pilger etwa sagen: 'Den Löwenruf läßt wohl der Asket Gotamo erschallen, und läßt ihn unter den Leuten erschallen, aber läßt ihn nicht zuversichtlich erschallen.' Denen wäre <Nicht doch also> zu antworten, <den Löwenruf läßt wohl der Asket Gotamo erschallen, und läßt ihn unter den Leuten erschallen, und läßt ihn zuversichtlich erschallen>: das wäre, Kassapo, zu antworten.
«Möglich ist dabei nun, Kassapo, der Fall, daß die andersfährtigen Pilger etwa sagen: 'Den Löwenruf läßt wohl der Asket Gotamo erschallen, und läßt ihn unter den Leuten erschallen, und läßt ihn zuversichtlich erschallen, aber man stellt an den Asketen Gotamo keine Frage; man stellt wohl eine Frage, aber er weiß die gestellte Frage nicht zu beantworten; er weiß wohl die gestellte Frage zu beantworten, vermag aber nicht durch seine Antwort auf die Frage zu befriedigen; er vermag wohl durch seine Antwort auf die Frage zu befriedigen, aber man hält seine Rede nicht für hörenswert; man hält wohl seine Rede für hörenswert, aber nach dem Anhören wird man nicht heiter; man wird wohl heiter nach dem Anhören, aber heiter geworden zeigt man keine Zeichen der Heiterkeit; man zeigt wohl heiter geworden Zeichen der Heiterkeit, aber man folgt der Fährte nicht nach; man folgt wohl der Fährte nach, aber die Nachfolger kommen nicht weiter.' Denen wäre <Nicht doch also> zu antworten, <den Löwenruf läßt wohl der Asket Gotamo erschallen, und läßt ihn unter den Leuten erschallen, und läßt ihn zuversichtlich erschallen, und man stellt an den Asketen Gotamo eine Frage und er weiß die gestellte Frage zu beantworten, und vermag durch seine Antwort auf die Frage zu befriedigen, und man hält seine Rede für hörenswert, und nach dem Anhören wird man heiter und heiter geworden zeigt man Zeichen der Heiterkeit, und man folgt der Fährte nach, und die Nachfolger kommen weiter>: das wäre, Kassapo, zu antworten.
«Eines Tags einmal, Kassapo, da bin ich bei Rājagaham geweilt, im Gebirge, am Geierkulm. Da hat einer von deinen Ordensbrüdern, Nigrodho, wie er hieß, der Pilger, eine Frage über Abscheu an mich gerichtet[200]. Dem hab' ich auf seine Frage über Abscheu Antwort gegeben. Mit meiner Antwort aber war er zufrieden, schier über die Maßen.»
«Wer sollte auch, o Herr, hat er vom Erhabenen die Satzung vernommen, nicht zufrieden sein, schier über die Maßen! Auch ich bin, o Herr, da ich des Erhabenen Satzung vernommen habe, zufrieden, schier über die Maßen.
Vortrefflich, o Herr, vortrefflich, o Herr! Gleichwie etwa, o Herr, als ob man Umgestürztes aufstellte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg wiese, oder ein Licht in die Finsternis hielte: <Wer Augen hat wird die Dinge sehn>; ebenso auch hat der Erhabene die Lehre gar vielfach gezeigt. Und so nehm' ich, o Herr, beim Erhabenen Zuflucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft: möge mir, o Herr, der Erhabene Aufnahme gewähren, die Ordensweihe erteilen[201]!»
«Wer da, Kassapo, erst einem anderen Orden angehört hat und in diese Lehre und Ordnung aufgenommen werden, die Weihe erhalten will, der bleibt vier Monate bei uns; und nach Verlauf von vier Monaten wird er, wenn er also verblieben ist, von innig erfahrenen Mönchen aufgenommen und eingeweiht in das Mönchtum: denn ich habe hier manche Veränderlichkeit erfahren.»
«Wenn, o Herr, die früheren Anhänger anderer Orden, welche in diese Lehre und Ordnung aufgenommen werden, die Weihe erhalten wollen, vier Monate bleiben, und nach Verlauf von vier Monaten, wenn sie also verblieben sind, von innig erfahrenen Mönchen aufgenommen und eingeweiht werden in das Mönchtum, so will ich vier Jahre bleiben: und nach Verlauf von vier Jahren sollen mich, wenn ich also verblieben bin, innig erfahrene Mönche aufnehmen und einweihen in das Mönchtum.»
Es wurde Kassapo der Nackte Büßer vom Erhabenen aufgenommen, wurde mit der Ordensweihe belehnt.
Nicht lange aber war der ehrwürdige Kassapo in den Orden aufgenommen, da hatte er, einsam, abgesondert, unermüdlich, in heißem, innigem Ernste gar bald was edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit lockt, jenes höchste Ziel des Asketentums noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen. <Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketentum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt> verstand er da. Auch einer war nun der ehrwürdige Kassapo der Heiligen geworden[202].
(Zum Titel dieses Stückes siehe M.11, Therag. V.177; zur früheren Lebensgeschichte des Nackten Büßers Kassapo und dessen Begegnung mit Bakkulo, M.124.)