(von KE Neumann)
121
KEIN Dasein hat Beharrlichkeit,
Kein Ding ist ewig, unverderbt:
Zusammen setzt sich Teil um Teil
Und reibt sich reißend wieder auf.
122
Ich kenn' ihn, diesen Kummer da,
Verlange mir kein Dasein mehr:
Von allen Wünschen abgelöst
Erlischt mein Sehnen, wahnversiegt.
123
NICHT heiß' ich Frevel diese Fristung hier,
An Nahrung haftet nimmermehr das Herz:
«Aus Nahrung baut sich baß der Leib empor»,
Das weiß ich, wandre meinen Bettelgang.
124
Denn Unrat hat man es mit Recht genannt,
Das Sichbegrüßen, Sichbedanken hin und her;
Ein Splitter schiefert scharf sich ein:
Der Schlechten Lob verschlitzt sich leicht in dir.
125
EIN Affe schlendert, schleicht heran
Zur fünfgetürten Hütte hier:
Von Tür zu Türe steht er still
Und pocht und pocht und rüttelt rauh.
126
«Halt' ein, o Affe, bis gebannt!
Sollst nimmer nisten wie zuvor:
Zu Boden beug' ich weise dich,
Du kommst mir, wahrlich, nimmer nah.» (*)
(Vergl. v. 399)
127
DREI Palmenwedel baut' ich einst
Als Obdach auf, im Gangesgau,
Ein Schädel war mein Bettelnapf,
Die Fetzenkutte Leichengut.
128
Zwei Herbste hab' ich so geruht,
Geredet einmal einen Satz-
lm dritten Herbste bin ich heil
Aus Nacht und Nebel drungen durch.
129
UND weiß auch einer dreifach wahr,
Als Todestilger, traumerwacht:
«Es kennt ihn keiner!» stammeln sie,
Verachten ihn aus Unverstand.
130
Doch wer da Speise, wer da Trank
Alsbald erbettelt, reichlich rafft:
Und sei er gleich ein Sündenknecht,
Gepriesen wird er, ausgeprahlt.
131
ALS Wahrheit mir der Meister wies,
Dem offnen Ohre Kunde gab,
Da war ich nimmer irr' an Ihm,
Der alles weiß, der alles kann,
132
Die Herde führt als hehrer Fürst,
Als bester Lenker, der da lebt:
Und seine Botschaft, seine Bahn
Ward hell und heiter offenbar.
GLEICHWIE die Hütte, schlecht gedeckt,
Von Güssen rasch durchrieselt wird:
So wird ein schlecht gewahrtes Herz
Durchrieselt schleunig von Begier.
Gleichwie die Hütte, wohl gedeckt,
Von keinem Guß durchrieselt wird:
So wird ein wohl gewahrtes Herz
Durchrieselt nimmer von Begier.
135
AUF ewig lischt mein Leben aus,
Gewirkt ist was der Sieger schafft,
Verworfen was als Gaukel gilt,
Die Daseinsader (*) ist verdarrt.
Warum ich aus dem Hause fort
Als Pilger hingezogen bin:
Ergründet hab' ich ihn, den Grund,
Denn alle Bande sind zersprengt.
(EIN JÜNGER)
GAR wohlig schlummern Weise schlicht,
Gelöst von Weib und Weiberlist,
Von Weibern, immer ungewiß,
Von Weibern, ach so falsch und fein.
(Vergl. A.v.229-230. Vergl. v. 738ff).
138
Um Tod verdungen, Liebe, dir,
Ist endlich aller Zoll gezahlt
Wir wandern heute, wandern heim, .
Dahin wo Harm und Leid erlischt.
139
ZUERST verdirbt er selber sich,
Verderben bringt er andern dann,
Verdammt sich also ganz und gar,
Dem garnverlockten Vogel (*) gleich.
140
Kein äußrer Adel heiligt hier,
Nur innrer Adel gilt als echt:
Wo Sünde haust, wo Sünde herrscht
Erkenn' du Knechte, Götterfürst!
141
GEHÖRIG hören übt das Ohr,
Erfahrung fördert weisen Witz,
Gewitzigt sieht man wohl den Sinn,
Gesehner Sinn erholt uns Heil.
142
An öden Orten, einsam abgeschieden
Sei Hang und Haften rüstig ausgerodet;
Und ist Erfüllung also unerfindbar:
Mit Brüdern weile, selber Bruder, sinnig.
(Mahācundo tritt in der Rede M 8 auf.)
143
WER hart und heftig Menschen quält,
Gar vielgestaltig ungestüm
Mit manchem Mittel, mancher Tat,
Mit rauhem Worte, rohem Werk,
Der sät für sich den Samen aus:
Denn keine Tat kann untergehn.
144
Und was der Mensch auch wirken mag,
Verdammte Taten, edles Werk:
Der Erbe ist er überall,
Der Erbe aller eignen Tat.
(*) Vergl. das berühmte Wort kammadāyādā sattā ti, "Erben der Werke sind die Wesen" in M 57 und in A.v.57.
145
Es fliehn die Tage flüchtig hin,
Das Leben läuft gar eilig ab:
Ersterbend stockt es, sickert ein,
Gleichwie das Rinnsal rasch versiegt.
146
Und Übel übend, arge Tat
Vergeht sich gern der Tor, betört:
Doch bitter muß er büßen dann,
Genießen reif die Sündensaat.
Somamitto
GLEICHWIE man scheitert auf der See,
Nach morschem Holze hascht, versinkt,
Versinkt ein Frommer kläglich oft,
An faulen Freund sich klammernd fest:
Und also wehr' ihm, weis' ihn ab,
Den schwachen Freund, den schwanken Freund!
148
Mit Weltentwundnen weltentwirkt,
In Schauung selig selbstversenkt,
Beständig standhaft, herrlich hehr,
Mit lichten Helden lebe hell.
149
DER Mensch gesellt sich Menschen zu,
Der Mensch, er will mit Menschen sein,
Der Mensch, er stößt am Menschen an,
Gestoßen stößt sich Mensch an Mensch.
150
Was muß denn einer Menschen sehn,
Was braucht er Menschen, Menschenbrut?
Den Menschen lasse, lasse Leid
Und stoß' die Menge mächtig ab!
151
EIN braunes Mädel, üppig, elsterähnlich,
Gemach die Schenkel schaukelnd, wohlgefällig,
Die Arme offen, brünstig ausgebreitet,
Die Zähne zeigend, voll geformte Brüste,
Am Lager liegt es, wartet auf Gewährung.
(Vergl. Therīg. v. 291ff)
152
Wer ungewitzigt angewurzelt haftet
Erleidet lässig immer wieder Elend:
Entwurzelt will ich weise nimmer haften,
Das Haupt nicht lau verlieren, hoch erheben.
(Vergl. Sn v. 728, 820, 1050/1, Dhp v. 325)
153
GAR manche Feinde regt er auf,
Der kahle Mönch im Kuttenrock,
Der Trank und Speise leicht erlangt
Und Pilgerobdach, Pilgerwams.
154
Wer also argen Kummer ahnt,
Im lauten Lobe viel Gefahr:
Als Pilger soll er, unversucht,
Gebührlich betteln karge Kost.
155
IM Osthain, wo der Bambus blüht,
Verweilen Sakyersöhne sanft,
Verzichten gern auf zeitlich Gut,
Mit Bettelresten billig reich.
Kimbilo ist einer der drei edlen Jünglinge aus dem Sakyer-Hause, die der Buddho im Gosingam-Walde besucht, siehe M 31.
156
In ernstem Eifer, zäher Zucht,
Beständig standhaft, unverzagt,
Entzückt sie Wahrheit wonnevoll,
Von Weltenwonnen abgewandt.
(Vergl. Therīg. v. 161)
157
IN eitel Dünkel, eitel Tand
Verletzt' ich lustig Tag um Tag,
In starrem Stolze, nie gestillt,
Genarrt von wilder Wunschbegier.
158
Der kundig manches Mittel kennt,
Der Siegesherr, der Sonnenheld,
Er hat mich heilig aufgeklärt:
Die Lebensklammer ist gelöst.
159
MAN lobt und preist ihn da und dort,
Im Innern wütet Willenswahn:
Man lobt und preist ein leeres Wort,
Im Innern wütet Willenswahn.
160
Man schimpft und schilt ihn da
Man schimpft und schilt ihn da und dort,
Im Innern waltet Willensruh:
Man schimpft und schilt ein leeres Wort,
Im Innern waltet Willensruh.
161
DIE Teile hab' ich durchgedacht,
Den Durst nach Dasein ausgedarrt:
Vollendet hab' ich waches Werk,
Verödet was da Wähnen war.
(Vergl. v. 121f.)
162
Und weil ich seh' die Teile durch,
Und weil der Kitt geborsten ist,
Und weil Erweckung ward erlernt:
Erlösch' ich sicher, wahnversiegt.
163-164
PANāDO hieß der Kaiserherr,
Der goldne Burgen einst gebaut,
Mit sechzehn Sälen, Tor an Tor,
Auf tausend Erkern tausendfach,
Das Banner tausend Bogen hoch,
Mit hundert Wimpeln, goldgewirkt:
Und Engelelfen tanzten da,
Sechstausend ihrer siebenmal.
(Fragmentarische Sprüche aus einer alten Legende. Der Bau Panādos wird kurz erwähnt in D 26. Auch in Dīpavamso III,7 und Mahāvamso II, 4; XXXI, 8.)
165
BEDACHTSAM, deutlich abgeklärt,
Als Mönch ermuntert, machtbegabt,
Hab' zweier tausend Welten mich
In einer Nacht erinnert neu.
166
Der Einsicht Pfeiler pfählt' ich fest,
Acht Stufen stieg ich still empor,
Hab' zweier tausend Welten mich
In einer Nacht erinnert neu.
(Die acht Stufen oder acht Befreiungen, Erlösungen: attha vimokkhā)
167
WAS kühner Kampf, was Mut vermag,
Und was da wach den Menschen weckt,
Ich will es wirken unverwandt:
O sieh' mich sehnen, kämpfen kühn!
168
O zeige du den Weg mir an,
Die Furt aus arger Todesmacht:
Und schweigend werd' ich schweifen hin,
Gleichwie der Ganges hin zum Meer.
169
«DIE Locken will ich abgerauft!»
Ich rief es laut, der Bader kam:
Ich nahm den Spiegel dann zur Hand
Und sah hinein und sah mich recht.
170
Und leer gewahrt' ich diesen Leib,
Mein Dünkel wich in dumpfe Nacht:
Und alle Locken sind gelöst,
Und nimmer gibt es Wiedersein.
DAS Fünferhemmnis war gefällt,
Der Weg zum Heile offenbar;
Da späht' ich in den Spiegel hin
Der Wahrheit, wollte wissend sein,
Und sah mir diesen Körper an,
Von außen recht, von innen recht:
Und beides war da bald gesehn,
Wie leer der Leib ist überall!
173
GLEICHWIE der edle Büffelstier,
Zu Boden stürzend, bald ersteht,
Und also mächtig aufgemischt
Am Joche desto jäher zieht:
So mögt ihr mich, der sicher sieht,
Des wachen Meisters Jünger ist,
Als Edelstier betrachten, traun,
Den Sohn des Siegers, echt von Art.
175
O KOMME, Bruder, lass' uns gehn
Zum Lehrer, frohen Löwenruf
Ihm rufen zu, geziemend recht,
Den größten Sieger grüßen so:
(Vergl. Therīg. v. 332)
176
«Warum der Meister mitleidvoll
Als Jünger uns genommen auf,
Der Grund, er ist ergründet nun,
Denn alle Bande sind zersprengt.»
177
DER Ruf der Weisen donnert laut
Wie Löwenruf im Felsentor,
Der Heldenruf, der Herrenruf
Erlöster über Todeslist.
(Vergl. A.V.99)
178
Dem Lehrer hab' ich wohl gedient,
Sein Wort gepriesen, seine Zucht;
Geborgen bin ich, reich belohnt:
Den Sohn gewahr' ich wahnversiegt.
179
DIE Edlen hab' ich hoch verehrt,
Gehört die Wahrheit oft und oft:
Erfahren bin ich, bahne mir
Die Furt aus arger Todesmacht.
Der Durst nach Dasein, der ist ausgetilgt,
Und nimmer wieder wird er wachsen je:
Gewesen nimmer, nimmer wieder neu,
Vollkommen aufgelöst in Ewigkeit.
181
AM Tage, da ich Jünger ward
Im Orden hier des wachen Herrn,
Und Freiheit suchte, Freiheit fand,
Entsagt' ich froh dem Sinnenfron.
182
Und Brahma brachte Gruß mir dar,
Ich grüßt' ihn wieder, herzgeheilt:
«Auf ewig bin ich abgelöst,
Denn alle Bande sind zersprengt.»
183
ZERBRÖCKELND brechen Mauern ein
An allen Orten allgemach:
Den Maurer sucht' ich, sah ihn nicht,
In Leiden lebend immer neu.
(Vergl. v. 57, Dhp v. 153-154)
184
Gefunden hab' ich, Maurer, dich,
Wirst nimmer mauern neu das Haus!
Zerrissen hab' ich dein Gerüst,
Mit Pfahl und Pfosten umgestürzt:
Mein Herz erhebt sich aus der Haft,
Läßt allen Staub verstoben sein.
185
DER heilig wandert in der Welt,
An Krämpfen ist der Herr erkrankt:
O gib mir Wasser, heiß gewärmt,
Brāhmane, für den Meister mit!
Upavāno erscheint noch einmal als achtsamer upatthāko zu Ende D.29.
Es ist offenbar die Rede von der tödlichen Erkrankung des Meisters, die unmittelbar auf den Genuß giftiger Pilze erfolgt sein soll: siehe Mahāparinibbāna Sutta, D 16.
186
Dem Edlen aus der Edlen Schar,
Dem Ersten aus der Ersten Schar,
Dem Besten aus der Besten Schar:
Ich will den Krug ihm bringen dar.
187
ICH kenne Leute, gläubig, vielerfahren,
«Vergänglich», klagen die, «sind alle Güter!»
Und Schmuck ergetzt sie gierig, Goldgeschmeide,
An Weibern, Kindern ist ihr Herz gehangen.
188
Ach, diesen mag sich Wahrheit nicht erweisen:
Und nennen gleich die Güter sie vergänglich,
Die Gier, die können sie nicht fassen, fällen,
Gefesselt fest an Weib und Kind und Kammer.
189a
DER Regen rieselt, rinnt herab,
Der Regen rauscht und raunt,
Ich bin allein am öden Ort,
Im wilden Waldgefels.
189b
Und weil ich also einsam bin,
Im wilden Waldgefels,
Verzag' ich nimmer, zittre nicht,
Erfahre nimmer Furcht.
190
Es ist mir eigen, daß ich da,
Im wilden Waldgefels,
Verzage nimmer, zittre nicht,
Erfahre nimmer Furcht.
191
WER hat ein Herz wie Felsen fest,
Beständig, unverrückbar stark,
Von keinen Reizen angereizt,
Von keiner Regung aufgeregt:
Wer solches Herz besonnen hegt,
Woher denn litt' er Leiden je?
(Vergl. v. 634; Dhp v. 8 und 81)
192
Ich hab' ein Herz wie Felsen fest,
Beständig, unverrückbar stark,
Von keinen Reizen angereizt,
Von keiner Regung aufgeregt:
Besonnen heg' ich solches Herz,
Woher denn litt' ich Leiden je!
193
NICHT lob' ich Schlaf in dieser Nacht
Mit Sternenkränzen hoch gekrönnt,
Zum Wachen taugt sie einzig nur
Dem Denker, der um Wissen wirbt.
194
Wie edler Ilph dem Reiter folgt
Und Führer, der vom Rücken fiel,
So wähl' ich Tod im Schlachtgewühl,
Und nicht um Leben Sklavenlos.
195
VERLASSEN hab' ich laue Lust,
Verlassen was die Sinne lockt;
Ich hab' entsagt aus Zuversicht,
Will endlich enden alles Leid!
Ich freue mich des Sterbens nicht,
Ich freue mich des Lebens nicht:
Gelassen wart' ich ab die Zeit,
Gewitzigt weise, wissensklar.
197
WIE Mangodolden schürzt' ich rnir
Den Mantel um die Schulter einst,
Bestieg den Elefanten stolz
Und zog zum Tore also ein.
198
Und als ich ab vom Ilphen stieg
Ergriff mich Ekel, stiller Graus:
Und der ich voller Dünkel war,
Ich fand Erlösung, wahnversiegt.
199
DA steht er steif im Fetzenwams,
Und Überlast belastet ihn:
Vom Heile schlürfend ist er heilig trunken nun
Und schickt sich an in Schauung einzugehn.
200
Die Schale schüttle nimmer, Kappato,
Berühr' sie rauh auch nur am Rande nie:
Du hast, o Mönch, nicht Maß gehalten weise,
Geschüttelt schon inmitten der Gemeinde.
(Zu diesen beiden dunklen Sprüchen Dhp v. 205; Therīg. 55)
201
O HEIL dem Herrn, der Kunde Heil,
O Heil dem Sieger, seiner Kunst,
Wo solche Kunde, solches Werk
Gewiesen wird, gewonnen wird!
202
Unzählbar langer Zeiten Lauf
Hab' immer ich den Leib geliebt:
Nun kenn' ich künftig keinen Leib,
Den letzten Körper kreis' ich ab,
Das letzte Leben, letzte Grab,
Und nimmer gibt es Wiedersein.
203
WER noch in holder Jugend Kraft
Als Jünger hier dem Sieger folgt
Ist unter Schläfern aufgewacht,
Er lebt sein Leben nicht umsonst.
204
Ja, Zuversicht und Tugendkraft
Und helles Wissen halte fest
Der Weise, diesen Inbegriff
Der Botschaft aller wachen Herrn.
205
WER hat gebändigt bieder seine Sinne,
Wie Rosse recht gezügelt, recht erzogen?
Den wahnentwöhnten Dünkelüberwinder,
Sogar die Götter nehmen ihn mit Neid gewahr!
(Vergl. Dhp v. 94)
206
Ich hab' gebändigt bieder meine Sinne,
Wie Rosse recht gezügelt, recht erzogen:
Den wahnentwöhnten Dunkelüberwinder,
Sogar die Götter nehmen mich mit Neid gewahr.
EIN ANHÄNGER
207
VON außen finster leuchtest innen licht,
O Mogharājā, immer selbstversenkt!
Es brechen Winternächte frostig an, -
Und Bettler bist du: was beginnst du dann?
MOGHARāJā:
208
Ein reiches Korn reift überall
In Magadhā, ich hab's gehört:
Ein Dach aus Stroh beglückt mich bald
Und besser als der Menschen Glück.
209
Du sollst nicht andre loben, andre lästern je,
Erhabne nicht verhöhnen, nicht erheben mehr,
Gefallne keinem Ricllterstuhle führen vor:
Bescheiden stehe, rede recht, bis wohl gewahrt
Wer fein geborgnes zartes Ziel erschaut,
Gewisse Kunde kennt, in eigner Ebbung weilt,
Und innig wirbt um wache Meisterart:
Gewinnen wird er Wahnerlöschung leicht.
211
FASANEN rufen, schön beschopft, gefiedert reich,
Sie blähn die blauen Kröpfe kräftig, schreien schrill,
Mit Gras und Kräutern ist die Erde dicht bedeckt,
Der Himmel wasserschwanger, wolkig schwarz verhüllt.
(Vergl. v. 1136)
212
In Schauung schickt sich hell des Heitern leichter Leib,
Die rechte Tatenrast ist heilig hier getan:
Was reinlichst rein in Tiefen funkelt, kennbar kaum,
Erfasse dieses beste Reich der Ewigkeit!
213
EIN Herz voll Hochmut, Übermut,
Ein Pfahl im Fleische dünkt mich das:
Du taumelst hin, du taumelst her,
Wohin das Holz dich taumeln läßt.
214
Ein böser Würfel (*) bist du, Herz,
Ich heiße, Herz, Verderber dich!
Nun hast du seltnen Herrn gesehn,
Den Meister, der gehorchen lehrt.
215
IN öder Irrnis bin ich oft
Und oft gewandelt auf und ab,
Das heilig Wahre sah ich nicht,
Ein blinder, blöder Erdensohn!
216
Ich hah' gekämpft, ich hab' gesiegt,
Ich hab' den Wandel still gestaut,
Hab' alle Gänge gar gemacht,
Und nimmer gibt es Wiedersein.
217
BEIM Feigenbaume (*), licht belaubt,
Mit jungen Knospen neu beblüht,
Da hab' ich ernst, ein einzig Nu,
An Ihn, den Sieger, einst gedacht.
Und dreißig Alter unsrer Welt (*)
Sind wieder hin, seit jenem Nu:
Und jener ernste Augenblick,
Er hat mich heute wahnversiegt.
(Vergl. v. 165)