Es gibt eine Art von Petas, die in gemischten Verhältnissen und mit gemischten Gefühlen leben. Zeitweise haben sie dasselbe Wohl wie die erdnahen Götter und überragen insofern die Petawelt völlig; zeitweise aber werden sie wie höllennahe Gespenster gepeinigt und sinken unterhalb des Niveaus der durchschnittlichen Petas. Schneidet man aber diese Ober- und Unterlängen ab, dann bleibt als Plus-Minus-Null ein normales Gespensterdasein übrig. Was sie an zusätzlichem Wohl erleben, das müssen sie genau mit zusätzlichem Leiden erkaufen. Und der Grund für diese Phasenverschiebung ist, daß sie als Menschen ebenfalls zeitweise recht gut und zeitweise recht schlecht wirkten. Als Lohn des guten Wirkens sind sie Teilzeitbeschäftigte im Paradies, als Ernte des schlechten Wirkens leiden sie in der übrigen Zeit Mangel.
Meist verteilen sich Glück und Leid auf Tag und Nacht. Eine Petī lebt tags im Glück und wird nachts vom Höllenhund gefressen, weil sie nachts Ehebruchbetrieb und es abstritt (II,12). Häufiger ist der umgekehrte Fall: Ein Peta lebt nachts im Glück und wird tags auf einem Leichenfeld von Hunden angefallen, weil er am Tage der Jagdleidenschaft frönte, sich aber nachts davon zurückhielt (III,8). Ein Jäger von Beruf enthielt sich nachts und jagte nur tags. Er wird am Tage von Hunden gejagt, nachts aber kann er frei lustwandeln (III,7). Ein bestechlicher Richter, der aber einmal einen halben Feiertag eingehalten hatte, erlebte nachts strahlendes Glück, tags riß er sich sein eigenes Fleisch vom Rücken und fraß es (J 511 = Pv III,9).
Eine andere Verteilung findet sich in J 41
und J 439. Dort wird von 4, 8, 16, 32 Petīs
berichtet, die jeweils auf einer Insel leben. Sieben Tage leben sie im Glück,
dann aber erfolgt der Schichtwechsel, und sie müssen sich entfernen, um sieben
Tage Leid zu erleben, das aber nicht näher beschrieben wird. Auch fehlt jede
Angabe, wofür sie diese Art von Doppelexistenz erlebten (J
41 = J 439).
Abgesehen von den Teilzeitgespenstern, die nur zum Teil glücklich leben, es
aber mit Leiden zu anderer Zeit erkaufen müssen, kommen im Peta-vatthu acht
Fälle rein glücklicher Gespenster vor, die ein götternahes Dasein genießen. Sie
heißen vemānika-peta, d.h. Gespenster, die eine Art Schloß oder Anwesen besitzen
(Näheres über Vimāna im Vimāna-vatthu), und sind von unserem Begriff
"Gespenster" überhaupt nicht mehr gedeckt. Sie sind auf den ersten Blick
überhaupt nicht von den nächst höheren Göttern der Vier Großkönige zu
unterscheiden.
Bei näherem Zusehen zeigt sich aber, wieso sie unterhalb der Götter, ja sogar
glücklicher Menschen stehen:
1. Götter und Menschen können geistigen Austausch pflegen und sich läutern. Sie können im Verbund nach Höherem streben, können sich von guten Freunden beeinflussen lassen. So gibt es im Menschentum religiöse Orden, und selbst bei niederen Göttern gibt es Ariyas. All das fehlt bei den Glücks-Petas. Kein Ariya kann Peta werden, und kein Peta kann als Peta Ariya werden.
2. Götter und Menschen leben überhaupt in Gemeinschaft, im Verbund einer ihnen sinnvoll erscheinenden Tätigkeit, und sei es Hobby oder Spiel. So erleben sie im Austausch mit dem Du Anerkennung und Beachtung, spielen eine Rolle. Die Glücks-Petas aber sind vereinsamt, genießen sozusagen ein Paradies in Einzelhaft und sehen nicht einmal andere. Bestenfalls leben sie mit Untergebenen (Dienerinnen) zusammen (PV II,12), also nicht auf gleicher Ebene.
3. Götter und Menschen leben in geschlechtlicher Dualität, sie erleben die Ergänzung durch das andere Geschlecht. Gerade das aber fehlt jenen Petas in ihrem goldenen Käfig. Sie verzehren sich nach einem Partner vor Sehnsucht. Das könnte mit den "durstverzehrten Petas" (Mil p. 294) gemeint sein. Wenn sie sich ein besonderes Verdienst erwirkt haben, können sie sich zeitweise einen menschlichen Partnerin ihr Vimāna holen, sind aber später um so einsamer und trauern dem nach.
4. Götter und Menschen können reisen, sind nicht an einen Ort festgebunden. Die Götter können sogar in andere Daseinsbereiche gehen, zu Menschen, zu Petas, zu Höllenwesen, zu Göttern eine Stufe über ihnen. Die glücklichen Gespenster haben nun zwar ebenso das Abwechslungsbedürfnis wie Götter und Menschen, aber sie können es nicht erfüllen. Sie sind z.B. auf eine Insel gebannt (IV,11)oder an einen See (I,10, III,3 u. 12) oder in eine Einöde (IV,3). Die Götter dagegen können ihr Vimana wie ein Raumschiff bewegen.
Kurzum: All der Glitterglanz eines Vemanika-Peta ist doch nur, im Gleichnis von M12 gesprochen, spärlicher Schatten, voller Mängel, Göttern und normalen Menschen unterlegen. Manchmal sind diese "glücklichen" Petas sogar auch nackt. (I,10 u. IV,1)