Zur Zeit des Buddha Kassapo, der unserem Buddha in diesem Äon voranging, lebte eine Frau, die viele gute Werke tat. Sie schenkte vor allem dem Orden des damaligen Buddha ein schönes Anwesen. Sie hatte andererseits aber auch etwas Ungutes getan. So gelangte sie nach dem Tode nicht in den Himmel, sondern wurde nur ein glückliches Gespenst (vemānika-petī). Sie lebte bei einem der sieben Seen des Himālaya, beim See Rathakāra ("Wagenmacher"). Wegen ihrer guten Werke eignete ihr dort ein prächtiges Schloß, und sie war sehr schön. Als Folge früheren unguten Wirkens war sie aber stets allein und hatte niemand, der sie und ihre Pracht bewunderte. Sie sehnte sich besonders nach einem Mann. Sie warf daher einige Mangos von göttlichem Geschmack in den Ganges und hoffte, daß ein Mann sie kosten und auf der Suche nach deren Herkunft zu ihr gelangen würde. Diese Hoffnung erfüllte sich auch. Ein Jüngling in Benares sah die Mangos auf dem Ganges und gelangte dadurch zu ihr in den Himālaya. Freudestrahlend empfing sie ihn in ihrem Schloß.
Bemerkungen:
Das Motiv "Männer durch Mangos" findet sich auch in Pv II,12. Ferner wird in Jat.186 erzählt, wie Mangos von einem anderen der sieben Seen des Himālaya von selber den Ganges herabfließen und von Menschen als Götterspeise geschätzt werden.
Mit unseren Vorstellungen von Gespenstern und Schattenreich ist der vorliegende Bericht unvereinbar. Hier zeigt sich, welche Bandbreite die Petawelt hat. Die günstigste Möglichkeit wird hier geschildert. Von einer Götterwelt unterscheidet sich diese Existenz nur durch die Einsamkeit. "Paradies in Einzelhaft" könnte man dies nennen. Nicht Mangel an Speis und Trank, an Kleidung und Wohnung, wie bei den durchschnittlichen Gespenstern, zeichnet diesen Bereich aus, sondern allein der Mangel an Gesellschaft. Insofern ist die Petī auch hier eine "arme Seele". Wenn die Zeit der strafweisen Einsamkeit abgelaufen ist, dann kann der Jüngling durch gute Werke bei ihr wieder geboren werden. Für beide ist dann ihr Dasein göttlich. Der Jüngling erlebt gar nicht erst Mangel, weil er keine mangelhaften Taten tat. Nach dem Kommentar starb der Jüngling, nachdem er lange dort glücklich mit ihr gelebt hatte, als seine guten Werke erschöpft waren. Sie aber lebte viel länger, weil ihre guten Werke gegenüber einem Buddha viel mehr Gewicht hatten. Sie lebte dort nämlich die ganze Zeit bis zum Erscheinen unseres Buddha.