PETA-VATTHU

Buch IV

IV,11: Patna

Eine Reihe von Kaufleuten aus Sāvatthī und Patna (damals Pātaliputta) segelten nach dem Goldland (Suvanna-bhūmi, wohl Niederburma). Unterwegs starb einer von ihnen an einer Krankheit. Er war ein Laienanhänger, der heftig in eine Frau in Patna verliebt war. Trotz seiner guten Werke kam er nicht zur Götterwelt, sondern nur zu einem glücklichen Gespensterdasein (vemānika-peta), weil er seiner Geliebten näher sein wollte. Seine Stätte war mitten im Ozean. Dort hegte er weiter seine Sehnsucht nach ihr.

Sie ihrerseits reiste auch per Schiff zum Goldland. Als der Peta das sah, stoppte er mit magischer Macht das Schiff, um sie zu erlangen. Die Kaufleute auf dem Schiff wunderten sich, daß das Schiff ohne äußeren Grund nicht weiter fahren konnte. Sie glaubten, unter ihnen sei ein schwarzes Schaf, das schuld daran sei. Sie warfen daher das Los. Durch die Magie des Peta fiel es dreimal auf die Frau. Da setzten sie sie auf ein Bambusfloß in den Ozean. Im gleichen Augenblick war das Schiff wieder flott.

Der Peta nahm die Frau in seinen Palast und war glücklich mit ihr. Das dauerte ein Jahr. Dann wurde sie unzufrieden, und zwar aus einem guten Grund. Sie sagte zu ihrem Freund: "Solange ich hier weile und nur genieße, kann ich, nichts Sinnvolles für die andere Welt tun. Bitte, bring mich nach Patna zurück." Da er sie wirklich echt liebte, sagte er:

 

(793)
Peta:
Gesehn hast du die Höllen und den Schoß der Tiere,
die Petas, die Asuras, Menschen und auch Götter.
Du selber hast gesehn, wie alle Taten reifen.
Nach Pātaliputta zurück werd ich dich bringen.
 
(794)
die Frau:
Du, Yakkha, hast mein Wohl im Sinn,
du, Gottheit, wünscht mein wahres Heil.
Ich tu nach deinen Worten nun,
der Lehrer bist du ja für mich.
 
(795)
Gesehn hab ich die Höllen und den Schoß der Tiere,
die Petas, die Asuras, Menschen und auch Götter.
Ich selber hab gesehn, wie alle Taten reifen,
Verdienste will ich wirken nunmehr, und nicht wenig.

 


Der Peta brachte sie durch die Luft nach Patna, setzte sie mitten in der Stadt ab und kehrte zurück. Ihre Freunde und Verwandten freuten sich, weil sie sie schon tot geglaubt hatten. Sie fragten sie nach ihrem Erleben, und sie erzählte alles.


Bemerkungen:

Der Peta lebt wie ein Gott. Er hat kein Leiden, hat magische Fähigkeiten, und ihm wird sein Herzenswunsch erfüllt, mit der Geliebten zusammen zu sein. Das einzige, was ihn von einem Gott unterschied, war die zunächst erlebte Einsamkeit. Die Frau redet ihn daher als Yakkha und Gottheit an. Er verdiente sich sein göttliches Dasein durch seinen Verzicht. Daß er aus höherer Liebe auf begehrliche Liebe verzichtete, das ist ein sehr verdienstvolles Wirken. Und daß er seiner Freundin das Gesetz von Saat und Ernte erklärte, ist es ebenfalls. Er konnte also Gutes tun, während sie dazu noch die Rückkehr ins Menschentum benötigte. Wieso sie das gesamte Jenseits mit Himmeln und Höllengesehen hat, wird nicht erklärt, ebenso wenig wird begründet, wieso sie in der glücklichen Gespensterwelt nichts Sinnvolles wirken könne.


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