Eine ganze Reihe von Wesenheiten aus dem Bereich der Gespensterwelt kommt im Peta-vatthu nicht vor. Diese Fehlliste ist hier nun noch zu erörtern:
1. Manussa-peta (Menschengespenst): Dieser Ausdruck kommt nur in den Jātakas vor (Jat.41, Jat.321E, 516 p. 68), und zwar stets für einen schlechten Mönch, der schon auf Erden gespenstisch herumirrt, dann krank wird und zur Hölle kommt. Der Name scheint zu bedeuten: "Elend wie ein Gespenst" oder "Ein Gespenst in Menschengestalt".
2. peta-rāja (Gespensterkönig): Er heißt in Indien Yama und vereinigt in sich die Funktionen eines Herrschers über das Schattenreich (gr. Hades, lat. Pluto) und eines Totenrichters (gr. drei Söhne des Zeus: Minos, Rhadamantys, Aeakos). Yama wird treffend als Vemānika-peta-rāja bezeichnet (MA II p. 953): Er existiert als göttergleicher Peta, und sein Leiden besteht vor allem darin, daß er verurteilt ist, immer nur zu richten. Seine Sehnsucht aber geht dahin, einmal auf Erden ein Jünger des Buddha zu werden (M 130). Im Peta-vatthu wird nun sehr oft von Yamas Reich (Yama-loka, Yama-visaya; in J: Yama-sādana) gesprochen oder von Yamas Dienern (Yama-purisa; Vv: Yamassadūta), aber niemals taucht er selber auf. Das Buch über die Petawelt sagt also nichts über den "Richter der Schatten" aus. Ebenso wenig kommt er in S 19 vor. Warum er fehlt, bleibt eine offene Frage.
3. Vierergruppe: In Milp. 294 werden vier Arten Petas genannt:
a) Vant'āsikā: Auswurfesser. Sie verzehren Abfall, wie Kot (III,4 u.8) oder Blut und anderes (I,9 u. 11, II,2) .
b) Khup'pipāsano: Hunger-Dürstende. Sie bekommen überhaupt nichts zu essen, nicht einmal Abfall. Der Name kommt in Vers 763 vor.
c) Nijjhāma-tanhikā: Durstverzehrte. Im Gegensatz zum Trinkdurst (pipāsa) könnte hier der Lebensdurst (tanhā) gemeint sein, den auch die göttergleichen Petas noch haben.
d) Para-datt'upajīvino: Von Gaben anderer Lebende, wie in A.V.39 u. A.V.41 u. A.X.177 erwähnt. Entweder sind diese Petas als solche geboren, oder sie sind solche unter a/b, die nach Ablauf ihrer Mangelzeit Spenden von Menschen genießen können (s. unter Verdienst).
Obwohl diese Vierergruppe als solche im Pv nicht vorkommt, sind die einzelnen Arten doch existent.
4. Zwischenweltler (lok'antarikāsattā), von denen es bei der Geburt eines Buddha heißt:
"Selbst in den Zwischenwelten, den schrecklichen, abgründigen, in Nacht und Finsternis gehüllten, wo gar die Strahlen der Sonne und des Mondes, der so mächtigen, so gewaltigen, nicht hin dringen, auch da erscheint ein unermeßliches, gewaltiges Licht, das selbst die Leuchtkraft der Götter übertrifft. Und die Wesen, die dort geboren wurden, nehmen in jenem Lichte einander wahr und rufen aus: 'O, auch noch andere Wesen gibt es, die hier geboren wurden!'" (M 123 = D 14 = A.IV.127; kürzer S 56,46)
In der Scholastik werden diese Bereiche zur Hölle gezählt, jedoch fehlt jeder Hinweis auf eine Qual. Es dürften eher Petas in Dunkelhaft sein.
5. Nadelmund: Im Tibetischen Lebensrad werden die Petas als solche beschrieben, die einen nadeldünnen Mund und eine nadeldünne Speiseröhre haben, sodaß sie fast nichts genießen können. Diese Beschreibung kommt erst im nachklassischen Avadāna-śataka V vor und dürfte mehr symbolisch für die Hungergespenster stehen.
6. Besessenheit. In esoterischer Literatur, besonders bei Wickland (Dreißig Jahre unter den Toten, Remagen 1957) wird geschildert, wie gelangweilte und herumirrende Gespenster in die Aura von Menschen eindringen und sie besetzen und dadurch zu "Verrückten" stempeln. Sehr viele Geisteskranke dürften derart Besessene sein. Im Peta-vatthu kommt dergleichen aber nicht vor, auch nicht in S 19. Dagegen wird im Kanon oft geschildert, wie Māro Menschen besetzt oder gar Brahmas oder Ariyas. Oder es heißt, daß Schreckgespenster (pisāca) Menschen besetzen und aussaugen (MV III,9). Überhaupt scheint das Dämonische zu Māro, den Asuras und pisācas zu gehören, nicht zu den Petas, die doch ohnmächtig sind. Wie dieser Widerspruch zu lösen ist, mag offen bleiben. Jedenfalls kommen auch Schreckgespenster, Poltergeister und Kobolde in Pv und S 19 nicht vor, sondern gehören zu den pisāca, von denen wiederum das Verhältnis zu Petas unklar ist.