Hallo,
ich habe Ihre Web-Seiten durchgelesen. Vor allen Dingen die Seite Männer und Frauen im Dhamma hat mich interessiert.
Ich habe mich auch mal mit dem Buddhismus beschäftigt, buddhistische Bücher gelesen, als ich jedoch merkte, dass der Buddhismus genauso frauenfeindlich ist, wie alle anderen Religionen, war das Kapitel Buddhismus als möglicher Heilsweg für mich beendet.
Sagte nicht Buddha (der historische): Wenn Frauen einen Orden gründen wollen, dann müsse er wohl schon nach 500 Jahren wieder zurückkommen und nicht erst nach 1000.
Das war eine dieser Aussagen in einem von mir gelesenen buddhistischen Buch, die mich erzürnte.
Ebenso, dass buddhistische Nonnen beten, als Mann wiedergeboren zu werden.
Und dass Buddha, als er doch endlich nach langem Flehen eines Mönches nachgab und es erlaubte, dass es Nonnen gibt, denen gleich ums vielfache mehr Pflichten und Regeln auferlegte als den Mönchen.
Also ich weiß wirklich nicht, was ich von alledem halten soll.
Liebe Tanja
Bevor Sie den Finger heben und die Lehre Buddhas verurteilen, sollten Sie sich vielleicht erstmals mit ihr beschäftigen. Sonst gleichen Sie jemand, der ein königliches Essen ablehnt, ohne davon gekostet zu haben.
Stellen Sie sich vor, jemand ist in einem Gefängnis aufgewachsen, ohne Kontakt zur Außenwelt. Da kommt jemand und erzählt, dass es da draußen hinter den Gefängnismauern Wälder gibt, Seen, Blumen, Schmetterlinge und all die schönen Dinge, die es im Gefängnis nicht gibt. Und der im Gefängnis-Aufgewachsene lacht und sagt: 'So etwas Verrücktes, das gibt es doch nicht!' Und man stellt ihm eine Leiter auf und bietet ihm an hochzusteigen, und sich selbst davon zu überzeugen. Und er lamentiert und weigert sich die Leiter hinaufzugehen, weil das ja Unsinn ist, und es das sowieso nicht gibt. Indem Sie die Lehre Buddhas ablehnen, gleichen Sie diesem Gefangenen.
Die Leiter ist aufgestellt, der Weg ist gezeichnet, Sie brauchen ihn nur noch zu gehen. Nur Sie selbst können sich aus diesem Daseins-Kreislauf (Samsara), aus diesem Leiden befreien, niemand sonst, ich kann Sie da leider nicht hinauftragen.
Es gibt eine einfache Erklärung, warum es für Nonnen mehr Regeln gibt, als für Mönche. Am Anfang gab es nur acht, wie im Anguttara Nikaya (A.VIII.51) überliefert ist. Im Laufe der Zeit traten Situationen ein, die es Buddha veranlassten, Regeln einzuführen. Z.B. badeten die Nonnen, wie es in dieser Zeit üblich war, nackt im Fluss. Erst als sich einige Laienanhänger darüber erbosten, führte der Buddha die Regel ein, dass die Nonnen nicht mehr nackt in der Öffentlichkeit baden dürfen. Immer wenn es zu einem Geschehnis kam, das Aufregung in der Öffentlichkeit bzw. in der Laiengemeinde verursachte oder wenn Buddha eine Gefahr für seine Mitglieder sah, führte er Regeln ein, um seinen Orden zu schützen. So sind im Laufe der Jahrzehnte, die Buddha wirkte, die 227 Regeln für die Mönche und die 311 Regeln für die Nonnen entstanden, wobei ein Teil davon mehr oder weniger Anstandsregeln sind.
Jetzt zu lamentieren, dass Buddha mehr Regeln für die Nonnen eingeführt hat als für die Mönche ist völlig unnötig, es gab einfach keine Notwendigkeit dazu und diese Kritik bringt Sie nicht weiter. Frauenfeindlich oder nicht, gut oder schlecht, etc. ist alles nur Ansichtssache, ist ein Meinungsrucksack, den man sich da umgeschnallt hat, und den man sich sowieso abschnallen muss, um sich geistig weiter entwickeln zu können.
Beim Buddhismus geht es um die Entwicklung, Entfaltung und Schulung des Geistes. Ob männlich oder weiblich spielt im Grunde genommen keine Rolle. Der Körper dient nur als Werkzeug, um diesen Befreiungsweg gehen zu können. Es können auch Frauen die Erlösung, oder wie es auch genannt wird: "die Heiligkeit", erreichen.
Um die Lehre Buddhas verstehen zu können, ist in erster Linie die Erkenntnis der Vier Edlen Wahrheiten (sacca) unumgänglich. (siehe in der Einleitung oder in Ein Grundriss der Buddha-Lehre). Wer sich nicht klar ist, dass er in einem Gefängnis lebt, wird sich kaum davon befreien lassen wollen.
Ein weiterer wichtiger Punkt, den es zu erkennen gilt, ist das "Karma", unser Wille, der sich in unserem Tun ausdrückt und der unsere Zukunft beeinflusst.
Unser Wille, und somit unser Tun, wirkt sich auf unsere Zukunft aus. Tun wir anderen Schlechtes an, widerfährt uns auch schlechtes, lügen oder betrügen wir, werden auch wir betrogen - verlieren etwas, oder werden krank, etc.. Mit allem was wir tun, beeinflussen wir unsere Zukunft, wir formen unser eigenes Leben. Und das Leben, das wir im Moment besitzen, haben wir uns selbst geschaffen, durch unser eigenes, früheres, Tun. Es ist uns nicht von Gott gegeben worden (ich habe darüber auch an anderer Stelle bereits geschrieben).
D.h., wenn es Ihnen jetzt gut oder schlecht geht, können Sie niemanden dafür verantwortlich machen, keinen Gott oder Teufel, nur sich selbst.
Die Auswirkungen unseres Tuns - gut oder schlecht -, können einen sehr langen Zeitraum einnehmen. Der Buddha vergleicht das mit dem Reifen einer Frucht. Sie können sogar erst in zukünftigen Leben zur Auswirkung kommen. Lesen Sie im Wörterbuch unter Karma darüber nach.
Bedingt durch die Fähigkeit Kinder zu gebären, ist eine Frau größerem Leiden ausgesetzt. Nicht nur während dem Austragen der Leibesfrucht und der Geburt, sonden auch noch das ganze restliche Leben, hängt eine Frau viel stärker an dem Kind und ist dadurch Leiden, Kummer und Sorgen ausgesetzt. Bedingt dadurch ist eine Frau ein besserer Nährboden für Eifersucht, etc. und hat es im Grunde genommen schwieriger und muss härter dafür arbeiten, um sich von all den negativen Einflüssen zu befreien.
Um das Endziel der Lehre Buddhas zu erreichen, das Nibbana (ein geistiger Zustand), ist es notwendig, sich von allen Anhaftungen und Reizungen zu befreien. Der Mann muss sich von den Reizen der Frau und die Frau von den Reizen des Mannes lösen. Im Aṅguttara Nikāya (A.I.1) wird in der ersten Sutta beschrieben, dass dies die stärkste Fessel darstellt, um sich von diesem Dasein zu befreien - um die Erlösung zu erreichen.
Eine der letzten Fragen an Buddha bezogen sich auf dieses Thema. Ānanda fragte Buddha wie man sich Frauen gegenüber verhalten soll.
- «Wie sollen wir, o Herr, mit den Weibern uns verhalten?»
- «Nicht anschauen, Anando.»
- «Und wenn, Erhabener, wir sie bereits gesehen haben, soll man sich wie verhalten?»
- «Nicht ansprechen, Anando.»
- «Wenn aber eins anspricht, o Herr, soll man sich wie verhalten?»
- «Achtsamkeit, Anando, bewahren.»
Das Ganze zielt also nur darauf ab, Geistesklarheit zu bewahren, nicht wieder dem Anhaften zu verfallen, nicht den Reizen der Frau zu erliegen, und von dem Mönchsleben abzufallen und wieder in das gewöhnlich Leben zurückzukehren. Wie im Pali-Kanon überliefert ist, reichte die Berührung einer Frau am Arm eines Mönchs schon aus, um ihn vom Mönchtum abfallen zu lassen. Deshalb hat Buddha auch die Regel erlassen, dass ein Mönch sich von einer Frau nicht berühren lassen darf. Lesen Sie in A.VIII.56 über das Elend der Sinnenlust.
Es ist richtig, dass Buddha erst nach mehrmaligem Bitten von Ānanda der Gründung eines Nonnenordens zustimmte. Er machte auch die Bemerkung, dass Ānanda ihn besser nicht darum gebeten hätte, weil der Orden dadurch nicht so lange bestehen würde. Pajāpati, die Ziehmutter Buddhas wurde damals die erste Nonne. Lesen Sie die ganze Geschichte in A.VIII.51. Buddhas Vorhersage ist dann auch eingetroffen. In Indien ist der gesamte Buddhismus verschwunden.
Es ist König Asoka, der ca. 250 Jahre nach Buddha lebte (273-232 BC), zu verdanken, dass es den Buddhismus überhaupt noch gibt. Er hat damals erst den Buddhismus in ganz Indien verbreitet und dann, vielleicht in weiser Voraussicht, die ersten buddhistischen Missionare in alle Himmelsrichtungen ausgesandt. Unter anderem auch nach Europa. Ja es gibt sogar Bücher, wo die These aufgestellt wird, dass Jesus Christus seine Lehre von buddhistischen Mönchen gelernt hat. (Jesus lebte in Indien, Holger Kersten, Knaur Verlag, ISBN 30426-03712-2). Inzwischen gibt es auch Videos auf Youtube die darüber berichten (geben sie den Buchtitel als Suchbegriff ein).
Buddha hat in der Tat in einigen Sutten ganz schön über die Frauen gewettert. Was aber nicht bedeutet, dass alle Frauen schlecht sind. In vielen Sutten werden Frauen bis aufs höchste gelobt. Lesen Sie die Gedichte im Therigatha, wo viele Nonnen in Versen schildern wie sie die Heiligkeit erlangt haben. Z.B. von Sona, die von Mara, dem Versucher als dumm hingestellt wird und dennoch die Heiligkeit erlangt hat, etc. Es gibt eine Sutte, wo Buddha die Frau sogar über den Mann gestellt hat (S.3.16).
Sollten Sie dennoch meinen, dass der Buddhismus Ihnen nichts zu bieten hat, fügen Sie sich im Grunde genommen nur selber großen Schaden zu, und auch noch Ihren Mitmenschen.
Buddha betrachtet seine Lehre nur als Wegweiser, als Floß um den Strom der Begierden zu überqueren und das rettende Ufer (Nibbāna) zu erreichen. Es ist jedem selbst überlassen, ob er dem Weg folgen möchte oder nicht (Therag.834). Als Buddha dieses Dasein durchschaute und die Heiligkeit erreichte, wurde ihm klar, wie schwierig es ist, diese Lehre zu verstehen, und diesem Weg zu folgen. Anfangs wollte er sein Wissen gar nicht weitergeben, weil er erkannte, dass es ihm nur Unannehmlichkeiten einbringen wird (siehe Milinda Pañha 4.5.10 und 4.6.6). Er hat es aber dennoch getan.
Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass es voll ordinierte Nonnen, im Buddhismus gar nicht mehr gibt. Ca. 1000 Jahre nach Buddha ist der Nonnenorden ausgestorben (*). Da für die ordensrechtlich gültige Ordination einer Nonne, Mönche und Nonnen erforderlich sind, konnte die einmal unterbrochene Tradition nicht wieder aufgenommen werden.
Es gibt, z.B. hier in Thailand, Nonnen die entweder 8 oder 10 Regeln auf sich nehmen, sich die Haare scheren und weiße Kleidung tragen. Sie leben und essen in den Klöstern, aber an manchen Orten gehen sie auch wie die Mönche mit der Almosenschale am frühen Morgen auf Almosenrunde.
(*) In Sri Lanka hat man 1999 die Tradition der Nonnen Ordination wieder aufgenommen, sie wird aber in einigen Ländern wie Burma und Thailand nicht anerkannt, deshalb reisen ordinationswillige Frauen nach Sri Lanka um dort in den Orden einzutreten, um Bhikkhunīs zu werden, wie die voll ordinierten Nonnen genannt werden.
Eine Sache gilt es noch zu verstehen, das Samsara, den Daseinskreislauf. Ich habe dieses Thema bewusst oben ausgelassen, weil es sich hier nicht um eine Entdeckung von Buddha handelt.
Buddha ist in einer hinduistischen Umgebung aufgewachsen und hat die Lehre der Hindus, die Veden gekannt. Den Hindus war schon Jahrtausende vor Buddha das Naturgesetz der Wiedergeburt bekannt. Man findet in den Veden solche Sprüche wie:
- Wenn ein Hemd verschlissen ist
- zieht man sich ein Neues an
Also wenn dieser Körper alt und verbraucht ist, nimmt man sich einen Neuen.
Das Wissen um dieses Naturgesetz, das dieses Leben nicht so zu Ende geht, wie es viele zu meinen glauben, dass das Leben nicht auslöscht, wie wenn man in einem Zimmer das Licht ausschaltet, war also zu Buddhas Zeiten allgemein bekannt. So wie es auch heute noch in vielen asiatischen Ländern als ganz normal empfunden wird.
Bei einem christlichen Konzil in Alexandria soll von den damaligen Kirchenvertretern diskutiert worden sein, ob die Reinkarnation mit in die Bibel aufgenommen werden soll oder nicht. Es wurde aber abgelehnt. Hätte man es damals mit aufgenommen, würde uns dieses Wissen heute nicht so weltfremd erscheinen.
Dieser Körper kann ohne unseren Geist nichts bewirken. Wenn unser Geist ihn am Morgen nicht sagt, er soll aufstehen würde er im Bett liegen bleiben. Die geistige Energie verlässt den Körper normalerweise erst, wenn er unbrauchbar geworden ist. Aufgrund dieser Tatsache ist es auch möglich, jemand wieder zum Leben zu erwecken, der durch Schock zu Tode gekommen ist, indem man ihn mit seinen Namen ruft. Das funktioniert natürlich nur, wenn der Körper noch lebensfähig ist, und ihre Überzeugungskraft groß genug ist, ihm das Leben wieder schmackhaft zu machen.
Aber wie gesagt, das ist nicht der Kern der Lehre Buddhas. Buddhas große Entdeckung ist, wie man diesen Daseinskreislauf, der schon seit unendlichen Zeiten fortdauert, durchbrechen kann.
Im 15ten Samyutta Nikaya sind einige beeindruckende Beispiele angeführt, wie lange wir schon diese Daseinsrunde durcheilen. Hier erzählt Buddha, dass wir schon mehr Blut und mehr Tränen vergossen haben, als das Wasser der vier Weltmeere. Oder dass es sehr schwierig ist, irgendein Wesen zu finden, das nicht früher schon einmal Mutter - Vater - Bruder - Schwester - Sohn - Tochter gewesen wäre, während dieser langen Zeit. (Im Therigatha 495 in Gedichtform), (über Buddhas frühere Leben siehe im Milinda Pañha 4.4.6)
Wir können uns glücklich schätzen, dass dieses Wissen über 2 ½ Jahrtausende uns bis zum heutigen Tage erhalten geblieben ist (*). Wer mit diesem Wissen konfrontiert wird, und die Lehre zu begreifen beginnt, wird von einer tiefen Ehrfurcht ergriffen. Wie groß diese Ehrfurcht ist, lässt sich an dem Aufwand erkennen, dieses Wissen zu erhalten. Z.B. in Korea hat man den ganzen Palikanon in über 8200 Holztafeln geschnitzt, in Burma hat man ihn in Stein gemeißelt, auch in China sind 4500 Sutten in Stein graviert gefunden worden (Yunjusi, ca. 80km SW von Peking), in Sri Lanka hat man Sutten in Gold und Elfenbein geschnitzt gefunden, etc.
Leider konnte an vielen Orten das Verständnis über die Lehre mit der Verehrung nicht Schritthalten. Zum Teil ist nur noch die Verehrung des Buddha übrig geblieben.
(*) Im Sammoha-Vinodanī (432) (Vibhanga Kommentar) ist überliefert, in welcher Reihenfolge Buddhas Lehrreden von dieser Welt verschwinden werden:
Als Erstes verschwindet der "Korb der höheren Lehrreden", der Abhidhamma Pitaka, beginnend mit dem Patthāna und endend mit dem Dhammasangani. Dann der Anguttara Nikāya von dem elften bis zum ersten Nipāta; als Nächstes der Samyutta Nikāya von Cakkapeyyāla bis Oghatarana; dann der Majjhima Nikaya, von der Indriyabhāvanā Sutta bis zur Mūlapariyāya Sutta und dann der Dīgha Nikaya, von der Dasuttara Sutta bis zur Brahmajāla Sutta. Einige verschiedene Gāthās wie Sabhiyapucchā (Sabhiya-Sutta), und Ālavakapucchā (Ālavaka-Sutta), bestehen noch viel länger, können aber die buddhistische Lehre nicht erhalten. Als letztes Teilstück verschwinden die Verse des Ubhato-Vibhanga aus dem Vinaya Pitaka.
Schauen Sie sich selbst an, egal wie schön geformt Ihr Körper ist, wie jung oder auch alt er ist, wie stark das Herz ist, das in Ihrer Brust schlägt, eines Tages wird es stehen bleiben. Und dann wird dieser schöne Körper, den wir so geliebt und aufwendig gepflegt haben, entweder verbrannt oder irgendwo vergraben und die Würmer erfreuen sich daran. Und dann geht es wieder von vorne los. Ist das erfreulich? Das ist Teil des Leidens von dem Buddha in den vier Wahrheiten gesprochen hat.
["Jeder sieht um sich herum die Menschen sterben, verhält sich aber so, als ob er ewig lebe!" wird im Baghava-Gita als ein Weltwunder bezeichnet.]
gibt es bei anderen Religionen |
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1. | Sila | Sittlichkeit | ja |
2. | Samadhi | Sammlung, Konzentration | nein |
3. | Pañña | Erkennen, Einsicht, Wissen, Weisheit | nein |
Der erste Schritt zur Geistesentfaltung ist Moral und Ethik. Räumen Sie auf mit allem was Sie angestellt haben. Beichten Sie alle Lügen an die Sie sich erinnern können. Geben Sie zurück was Sie jemand weggenommen haben. Machen Sie wieder gut, was Sie Schlechtes getan haben. Vor allem vergeben sie allen, die ihnen Schlechtes angetan haben, egal wie schlimm es auch gewesen sein mag und was auch sehr wichtig ist, vergeben sie sich selbst. Wenn sie das können, ist schon viel gewonnen.
Wir haben alle in der Vergangenheit, aus Unwissenheit unrecht getan, ohne zu wissen, dass wir uns damit selbst großen Schaden zugefügt haben, der eine mehr, der andere weniger. Falls man einiges nicht mehr gut machen kann, vielleicht weil die Geschädigten nicht mehr auffindbar sind, gibt es immer irgendeine andere Möglichkeit, die Sache wieder gut zu machen. Helfen Sie Leuten die Ihre Hilfe benötigen. Aber achten Sie darauf, dass Sie den Leuten helfen, die Ihrer Hilfe auch wirklich benötigen, zwingen Sie Ihre Hilfe niemand auf.
Lügen hat einen sehr starken negativen Einfluss. Wie Buddha erwähnt, wer lügt, ist zu aller Schlechtigkeit fähig. Ja sogar im Scherz soll man es nicht tun. (Siehe im Itivutaka und auch im Dhammapada).
Sie glauben gar nicht wie erleichtert man sich fühlt, wenn man die Kraft aufgebracht hat, in seiner Vergangenheit aufzuräumen. Versuchen Sie es!
Erst wenn man in seinem Leben aufgeräumt hat, kann man in der Meditation, d.h. Achtsamkeit, Konzentration, weiterkommen.
Hier geht es in erster Linie darum den Geist geschmeidig zu machen und ihn mithilfe der Vipassanā Meditation die Dinge so sehen zu lassen, wie sie wirklich sind. Wie aus einer Laterne mit verrußten Gläsern der Lichtschein nicht hindurch scheinen kann, so kann der Geist nicht die Wirklichkeit erkennen, wenn er mit allen möglichen Dingen befleckt ist (siehe nivarana) wie z.B. Gier, Hass oder Meinungen und Ansichten (wie z.B. 'der Buddha ist frauenfeindlich').
Es ist sicherlich nicht jedem möglich sofort einen Vipassanā Kurs mitzumachen. Deshalb seien hier ein paar Hinweise gegeben, wie Sie auch zu Hause oder in Ihrem Berufsleben schon gewisse Vorarbeit leisten können.
Machen Sie alles was Sie tun, mit äußerster Achtsamkeit. Sei es essen, Zähne putzen, was auch immer. Spüren Sie Ihren Körper, spüren Sie die Druckstellen beim Sitzen, Stehen, Gehen oder Liegen, das Bewegen ihres Fußes. Achten Sie auf Ihre Körperhaltung. Nehmen Sie die Geräusche in Ihrer Umgebung war, einfach nur wahrnehmen, ohne zu bewerten.
Wenn Sie ruhige Minuten haben, richten Sie Ihre Achtsamkeit auf die Atmung, so wie es in der Satipathana Sutta und von Nyanaponika geschildert wird. Üben Sie den "Achtsamen Gang" wie von Goldstein und Phra Rajasiddhi Muni Mahathera beschrieben. Seien Sie sich bewusst, wenn Sie mit den Füßen wippen, sich hinter dem Ohr reiben, in der Nase bohren. Sie sollten über alles, was dieser Körper tut, Bescheid wissen. Nichts sollte Ihrer Aufmerksamkeit entgehen. Sie werden merken, wenn Sie die Aufmerksamkeit auf eine unbewusste Bewegung richten, diese sofort verschwindet. Das funktioniert auch mit den Gedanken.
So wie man einen Muskel, mit Hanteln und Gymnastik trainiert, so gilt es den Geist mit Enthaltsamkeit, Konzentration-, bzw. Achtsamkeits-Übungen zu trainieren, um Ruhe, Ordnung und Kontrolle in diese Denkmaschine oder Denkfabrik, hineinzubringen.
Achten Sie auf Ihre Gefühle. Wenn z.B. Ärger aufsteigt, werden Sie sich dieser Situation voll bewusst. Man wird sich anfangs der Gefühle erst bewusst werden, wenn sie bereits aufgestiegen sind, und die Kontrolle übernommen haben. Nur durch hartnäckiges und kontinuierliches Üben gelingt es die Achtsamkeit so weit zu entwickeln, dass man den Ärger bereits erkennt, bevor er aufsteigt oder wenn er gerade aufsteigen will, und durch das bewusste Erkennen ihn erst gar nicht in die Geistespforte eintreten lässt, sondern gleich wieder ins Nichts entlässt, wo er hergekommen ist.
Es gilt also alles, was sich da vor die Geistespforte drängt, bewusst zu erkennen – das Erkennen zu bestätigen – und wieder ins Nichts zu entlassen – und wieder zur Achtsamkeits-Übung zurückkehren.
Das trifft, wie gesagt für alles zu, was da so an Gefühlen auftreten kann, wie z.B. Zorn, Hass, Depressionen, Gram, Kummer, Angst, Traurigkeit, Gier, Stolz, Schmerz, Ekel, Miss-Stimmung, etc.
Ja sogar für positive Gefühle wie Liebe (ohne Anhaften), Freude, Glücksgefühle, trifft das genau so zu. Sie werden sicherlich solche Gefühle nicht gleich wieder ins Nichts entlassen wollen. Wenn sie aber einen bestimmten Zustand der Geistesentwicklung erreicht haben, und weiter kommen wollen, müssen auch diese Gefühle bewusst erkannt, bestätigt und wieder ins Nichts entlassen werden.
Wenn allerdings Gefühle, wie Kummer, Liebe, Gram, körperlicher Schmerz, etc. sehr stark sind, werden diese sofort Nach-dem-ins-Nichts-entlassen wieder vor dem Geistestor stehen. Hier hilft nur Hartnäckiges üben. Machen Sie sich auf eine längere Übungszeit gefasst. Das ist nicht in einigen Tagen, Wochen oder Jahren zu lernen. Das wird eine Lebensaufgabe.
Unterschätzen Sie nicht, die Energie Ihres Denken, Ihre Willenskraft. Dieser Willenskraft haben Sie Ihre jetzige Situation zu verdanken, in der Sie sich befinden, und den Körper, den Sie im Moment haben. Denken Sie positiv! Vermeiden Sie solche Aussagen wie: 'Das kann ich nicht', 'das macht mich krank', 'das passiert mir immer, wenn ich dies oder das tue', etc. Das sind Energiewellen, die Sie da aussenden und die dann genau das bewirken, was sie Ihnen aufgetragen haben. Nehmen Sie erst mal diesen Aussagen die Energie weg, indem Sie die Vergangenheit einsetzten. 'Das hat mich früher krankgemacht' (jetzt nicht mehr), etc. Besser ist natürlich, wenn Sie diese Aussagen ins Positive umdrehen, wie 'ich kann es', 'es macht mich nicht krank', etc.
Alle diese Denkschemen und Bewertungen, 'du bist faul', 'er ist schlecht' sollte man vermeiden bzw. ins positive umkehren. Der Einfluss dieser Willensäußerungen ist sehr stark und hängt mit der Entwicklungsstufe Ihres Geistes zusammen. In den Veden und auch im Pali-Kanon ist erwähnt, dass Asketen mit einem einzigen zornigen Ausspruch ganze Landstriche unbewohnbar gemacht haben (siehe M.56).
Sollten Sie jetzt versuchen wollen, sich mit solchen Willensäußerungen zu bereichern, muss ich Sie enttäuschen, da funktioniert es nicht, weil dies mit Gier verbunden ist. Und benutzen Sie es um anderen zu schaden, produzieren Sie schlechtes Karma, wofür Ihnen eines Tages die Rechnung präsentiert wird, und Sie darunter wieder leiden müssen.
Noch etwas sehr Wichtiges, seien Sie gebefreudig. Nur durch Geben oder Spenden von materiellen und geistigen Dingen kann man sein Karma verbessern. Lesen Sie im Aṅguttara Nikāya (A.IV.51) und im Wörterbuch (dāna oder M.142) nach, was für großen Verdienst man sich damit erwerben kann. Buddha erwähnt im Itivuttaka, wenn die Menschen wüssten, was für einen großen Gewinn man durch Geben erhalten kann, würden sie nichts genießen, ohne davon etwas abgegeben zu haben.
Auch im Christentum heißt es: "geben ist seliger als nehmen'.
Wenn Sie Ihren Geist durch Achtsamkeits-Übungen geschmeidig machen, sich von starren Anschauungen und festgefahrenen Gewohnheiten lösen, werden Ihnen verschiedene Erkenntnisse aufsteigen, wie z.B. dass hier zwei verschiedene Dinge wirken, das Geistige (nāma) und das Körperliche (rūpa), dass der Körper vom Geist gesteuert wird, dass das Geistige und Körperliche ständig neu entsteht und wieder vergeht (Bewusstseinsmomente kommen und gehen, Zellen teilen sich und sterben), dass nichts ohne Ursache und Wirkung geschieht, etc., etc., etc....
Der Körper ist hilflos, bzw. bewegungslos ohne den Geist. Im Visuddhi Magga XVIII wird hier das Gleichnis von dem Blinden und dem Krüppel erwähnt. Der Blinde nimmt den Krüppel, der nicht gehen kann auf die Schultern, und lässt sich führen. Somit helfen sie sich gegenseitig und sind in der Lage Aktionen durchzuführen. Weitere Gleichnisse sind die Trommel und der Ton, etc. Vergleichbar auch mit einem Computer (Hardware) und mit dem Computerprogramm (Software). Nur gemeinsam ergibt es einen Sinn. Ein Computer ohne Programm ist völlig nutzlos.
Weitere verschiedene Erkenntnisse finden Sie im Wörterbuch unter visuddhi.
Den letzten Schritt, also die letzteren Erkenntnisse vermag man allerdings nur im Schutze eines Ordens zu erreichen. Man muss sich von aller Verpflichtung und Verantwortung lösen. Im Berufs- oder wie Buddha es ausgedrückt hat, im Hausleben ist das nicht zu erreichen.
Es ist einfach nicht möglich im Berufs- oder Hausleben den ganzen Tag voll und ganz die Achtsamkeit beim Körper, bei den Gefühlen, beim Bewusstsein und bei den Geistesformationen (satipatthāna) verweilen zu lassen, der tägliche Überlebenskampf ist einfach zu überwältigend. Man ist dann auf die Unterstützung anderer angewiesen.
[Wolfgang]