Zurueck Milindapañha

4. Kapitel - 4. Sabbaññutañāṇa Vagga - [Pali]

Mil. 4.4.1. Kann der Magiegewaltige eigenen Schaden verhüten? - 4.4.1. Iddhikammavipākapañho

 

Der Erhabene, ehrwürdiger Nāgasena, hat gesagt: <Der Erste unter meinen magiegewaltigen Mönchs-Jüngern ist Mahā-Moggallāna.

 

[Der Ehrwürdige Mahā-Moggallāna war, neben dem Ehrwürdigen Sāriputta, einer der beiden Hauptjünger des Buddha. Als Auswirkung eines schweren Vergehens in einer lange vergangenen früheren Existenz geschah es, daß Mahā-Moggallāna eines gewaltsamen Todes starb. Eifersüchtige andersgläubige Asketen hatten eine Räuberbande gedungen, um ihn zu töten. Sechsmal konnte ihnen Mahā-Moggallāna durch seine magische Macht entgehen. Doch bei einem siebenten Versuch der Angreifer wirkte sich seine karmische Belastung aus: seine magischen Fähigkeiten versagten und er wurde von den Banditen niedergeschlagen. - Über das Leben Mahā-Mogallānas siehe Hellmuth Hecker in «Wissen und Wandel», Jahrg. XXII (1976), Heft 9/10 (Buddhistisches Seminar, D-8581 Bindlach-Benk).]

 

Andererseits heißt es, daß Moggallāna mit Keulen geschlagen wurde, so daß er mit zerhauenem Schädel, zerschmetterten Knochen, zerquetschtem Fleisch und zerrissenen Sehnen aus dem Dasein schied. Wenn, ehrwürdiger Nāgasena, der Ordensälteste Mahā-Moggallāna wirklich das Höchste in den magischen Kräften erreicht hat, so muß diese Aussage falsch sein. Ist sie aber richtig, dann ist es falsch, zu behaupten, daß er das Höchste in den magischen Kräften erreicht habe. Wie kann nämlich einer, der nicht einmal imstande ist, vermittels seiner magischen Kräfte eigenen Schaden abzuwehren, der Welt mit ihren Göttern eine Zuflucht bieten? Auch dies ist wiederum ein zweischneidiges Problem, das ich dir da stelle und das du nun zu lösen hast.»

«Der Vollendete, o König, hat jenen Ausspruch getan, und doch starb der ehrwürdige Mahā-Moggallāna infolge der Keulenschläge. Das aber geschah, weil er noch unter der Macht seines (vorgeburtlichen) Wirkens stand.»

«Gehören denn, ehrwürdiger Nāgasena, nicht beide, der Machtbereich der Magiegewaltigen und das Ergebnis vorgeburtlichen Wirkens, zu den unerfaßbaren Dingen (acinteyya)? Und kann wohl das eine durch das andere aufgehoben werden?

Wenn da, o Ehrwürdiger, zum Beispiel einer Früchte wünscht, so wirft er mit dem einen Holzapfel einen anderen, oder mit der einen Mango eine andere vom Baume herunter. Könnte wohl auch ebenso, ehrwürdiger Nāgasena, vermittels des einen unerfaßbaren Dinges das andere - also durch den Einfluß des vorgeburtlichen Wirkens die magische Fähigkeit - zerstört und aufgehoben werden?»

«Auch von diesen beiden unerfaßbaren Dingen, o König, ist eines am stärksten und mächtigsten. Gleichwie nämlich, o König, in aller Welt die Könige ihre Räte haben und auch unter diesen Räten einer über alle die anderen herrscht und gebietet so auch, o König, ist unter jenen beiden unerfassbaren Dingen der Einfluß des früheren Wirkens am stärksten und mächtigsten. Und der Einfluß des früheren Wirkens ist es, der über alle Dinge herrscht und gebietet. Denn während einer unter der Macht des früheren Wirkens steht, können alle die übrigen Handlungen keinen Boden mehr finden.

Wenn zum Beispiel einer, o König, etwas bei irgendeiner Gelegenheit verbrochen hat, so können ihn weder Schwester, Bruder, Freund noch Bekannte schützen, sondern bloß der König hat in diesem Falle die Macht und gebietet. Und warum? Eben wegen des begangenen Vergehens. Ebenso auch, o König, ist von jenen beiden unerfaßbaren Dingen der Einfluß des früheren Wirkens am stärksten und mächtigsten. Und der Einfluß des früheren Wirkens ist es, der über alle Dinge herrscht und gebietet. Denn während einer unter der Macht des früheren Wirkens steht, vermögen alle die übrigen Handlungen keinen Einfluß mehr auszuüben.

Oder gleichwie, o König, bei einem ausgebrochenen Waldbrand nicht einmal tausend Eimer Wasser das Feuer zu löschen vermögen, sondern das Feuer allein die Macht hat und gebietet, eben wegen der Heftigkeit der Glut; ebenso auch, o König, ist von jenen beiden unerfaßbaren Dingen der Einfluß des früheren Wirkens am stärksten und mächtigsten. Aus diesem Grunde auch, o König, hatten bei der Ermordung Mahā-Moggallāna's, das ist während er unter der Macht seines früheren Wirkens stand und mit Keulen geschlagen wurde, die magischen Kräfte keine Wirkung mehr.»

«Vortrefflich, ehrwürdiger Nāgasena! Das ist so, und so nehme ich es an.»


? 4.4.2. Dhammavinayapaṭicchannāpaṭicchannapañho


Mil. 4.4.2. Ist die Lüge ein leichtes oder ein schweres Vergehen? - 4.4.3. Musāvādagarulahubhāvapañho

 

«Der Erhabene, ehrwürdiger Nāgasena, lehrt, daß durch eine bewußte Lüge man sich eines <mit Ausstoßung verbundenen Vergehens> (pārājikā) schuldig mache. 

(Dies gilt natürlich nur für das vierte Pārājikā-Vergehen, d.i. die wissentlich falsche Aussage, irgendwelche höheren Kräfte oder Fähigkeiten wie die Vertiefungen, die vier Grade der Heiligkeit usw., erreicht zu haben). 

Andererseits aber sagt er, daß man durch eine bewußte Lüge ein leichtes Vergehen verübe, das eine Geständnisablegung vor einem andern Mönche erfordere. 

(Bewußte Lüge ist das erste von den 32 in der Liste der Ordensvergehen (Pātimokkha) aufgezählten sog. Pācittiya-Vergehen). 

Was sollte da wohl der Unterschied in, ehrwürdiger Nāgasena, was der Grund, daß man bei der einen Lüge ausgestoßen wird, bei der andern aber noch zu retten ist? Wenn also die erste Behauptung richtig ist, so ist die letzte falsch. Ist die letzte Behauptung aber richtig, so muß die erste falsch sein. Auch dies wiederum ist ein zweischneidiges Problem, das ich dir da stelle und das du nun zu lösen hast.»

«Beides, o König, hat der Erhabene gesagt. Doch eine Lüge mag, je nach dem Gegenstande, schwer oder leicht sein. Sag mir, o König: wenn da zum Beispiel einer einem andern mit der Hand einen Schlag versetzt, welche Strafe möchtest du dem wohl auferlegen?»

«Wenn, o Ehrwürdiger, dieser andere sagt, daß er jenem nicht verzeihen wolle, so lassen wir jenen an den nicht Verzeihenden einen Groschen zahlen.»

«Wenn nun aber, o König, dieser selbe Mann dir einen Schlag mit der Hand versetzen sollte, welche Strafe würde wohl diesen treffen?»

«Hand oder Fuß würden wir ihm abschlagen, oder gar den Kopf wie einen abzuschneidenden Bambusschößling abtrennen, oder wir würden sein ganzes Haus beschlagnahmen, oder seine Familie beiderseits bis ins siebente Glied ausrotten lassen.»

«Was ist nun da der Unterschied, o König, was der Grund, daß den, der einem andern einen Schlag mit der Hand versetzt, eine leichte Geldstrafe von einem Groschen trifft, während derjenige, der dir einen Schlag versetzt, mit solch schwerer Strafe belegt wird?»

«Es ist wegen des Unterschiedes in der Person, o Ehrwürdiger.»

«Ebenso auch, o König, mag die bewußte Lüge, je nach dem Gegentande, schwer oder leicht sein.»

«Vortrefflich, ehrwürdiger Nāgasena! So ist es, und so nehme ich es an.»

 


Mil. 4.4.3. Wie kann der Bodhisatta über seine Zukunft bestimmen, da diese doch schon vorher bestimmt ist? - 4.4.4. Bodhisattadhammatāpañho

 

«In der <Lehrdarstellung von der Gesetzmäßigkeit>,

[Dhammatā-dhammapariyāya. Ein Text dieses Namens konnte nicht ermittelt werden. Möglicherweise ist der Buddhavamsa gemeint, ein zum Khuddaka-Nikāya gehörendes Verswerk, worin die oben erwähnten Angaben über mehrere Buddhas der Vorzeit gemacht werden; oder auch das Mahāpadāna-Sutta D.14), wo diese Aussagen lediglich für den vorzeitlichen Buddha Vipassi gegeben werden.]

Ehrwürdiger Nāgasena, sagt der Erhabene, daß die Eltern aller zukünftigen Buddhas vorherbestimmt seien, ebenso der Baum, unter dem sie die Erleuchtung finden, sowie ihre Hauptjünger, ihr Sohn und ihr Aufwärter. Andererseits aber sagt er, daß der Bodhisatta, während er noch im <Himmel der Seligen> weilt, acht große Erwägungen anstelle: Er erwäge (betreffs seiner bevorstehenden Wiedergeburt) den Zeitpunkt, den Erdteil, das Land und die Familie, die künftige Mutter, seine Lebensspanne, den Monat (seiner Geburt) und seine Weltentsagung.

Bei unreifem Wissen, ehrwürdiger Nāgasena, gibt es kein Erkennen; bei gereiftem Wissen aber kann man auch nicht einmal für den Zeitpunkt eines Augenblickes zögern; denn ein gereifter Geist kann nicht fehlgehen. Warum also überlegt der Bodhisatta den Zeitpunkt (seiner Wiedergeburt) und denkt: <Zu welcher Zeit soll ich erscheinen?> Bei unreifem Wissen gibt es kein Erkennen; bei gereiftem Wissen aber kann man auch nicht einmal für den Zeitraum eines Augenblickes zögern. Und warum erwägt der Bodhisatta, in welcher Familie er erscheinen solle? Wenn, ehrwürdiger Nāgasena, die Eltern des Bodhisatta schon vorher bestimmt sind, so ist die Behauptung, daß er sich die Familie aussucht, falsch; denn würde er sich die Familie aussuchen, dann müßte eben die erste Behauptung falsch sein. Auch dies ist wiederum ein zweischneidiges Problem, das ich dir da stelle und das du nun zu lösen hast.»

«Wohl sind, o König, die Eltern des Bodhisatta schon lange vorher bestimmt. Und dennoch überlegt er sich die Familie (in der er wiedererscheinen will). Und in welcher Weise? <Werden wohl meine Eltern Adelige oder Brahmanen sein?> so überlegt er sich die Familie.

Acht Menschen, o König, haben schon im Voraus Zukünftiges zu bedenken. Welche acht? 

  1. Der Kaufmann hat schon im Voraus über die zum Verkauf bestimmte Ware nachzudenken; 
  2. der Elefant hat schon im Voraus mit seinem Rüssel einen noch nicht begangenen Weg zu untersuchen; 
  3. der Kärrner hat schon im Voraus den späteren Weg zu bedenken; 
  4. der Bootsmann hat schon im Voraus das noch nicht erreichte Ufer zu betrachten, bevor er sein Schiff dorthin sendet; 
  5. der Arzt hat zuerst das Alter in Erwägung zu ziehen, bevor er den Kranken behandelt; 
  6. der Wanderer hat, bevor er eine Brücke betritt, sich vorher über deren Festigkeit zu vergewissern, 
  7. der Mönch hat, bevor er eine Speise genießt, zuerst die (bis 12 Uhr) übrig bleibende Zeit zu ermessen (der Mönch darf nämlich während der Zeit von 12 Uhr des Mittags bis zum Morgengrauen des folgenden Tages keinerlei Speise zu sich nehmen ), und 
  8. die Bodhisattas haben vorher die Familie zu erwägen, in denen sie wiedergeboren werden, ob Adelsfamilie oder Brahmanenfamilie. 

Diese acht Menschen, o König, haben schon im Voraus Zukünftiges zu erwägen.»

«Vortrefflich, ehrwürdiger Nāgasena! So ist es, und so nehme ich es an.»


Mil. 4.4.4. Hat der Buddha die Selbsttötung gelobt oder getadelt? - 4.4.5. Attanipātanapañho

 

«Der Erhabene, ehrwürdiger Nāgasena, hat gesagt: <Keiner von euch, ihr Mönche, soll sich umbringen (*); wer solches tut, mit dem ist nach dem Gesetz zu verfahren.> Andererseits aber sagt ihr: <Wo immer der Erhabene seinen Jüngern das Gesetz wies, da lehrte er auf mannigfache Weise das Gesetz zur Vernichtung von Geburt, Alter, Krankheit und Tod. Und wer immer Geburt, Alter, Krankheit und Tod überwand, dem ließ er das höchste Lob zuteil werden.> Wenn also, ehrwürdiger Nāgasena, der Erhabene den Mönchen verbot, sich das Leben zu nehmen, so ist die letztere Behauptung falsch. Ist sie aber richtig, so muß die Behauptung, daß er den Mönchen verboten habe, sich umzubringen, falsch sein. Auch dies ist wiederum ein zweischneidiges Problem, das ich dir da stelle und das du nun zu lösen hast.»

 

 

«Beides, o König, hat seine Richtigkeit. Es gibt aber einen Grund dafür, daß der Erhabene sowohl (die Selbsttötung) verwarf, als auch (zur Daseinsaufhebung) anspornte.»

«Was ist nun dieser Grund, ehrwürdiger Nāgasena?»

«Der Sittenhafte, o König, in Sittlichkeit Vollkommene ist für die Wesen

Damit aber, o König, solch' sittenhafter, mit großen, unermeßlichen Tugenden ausgerüsteter Mönch, der ein wahrer Berg und Hort der Tugenden und eine Stütze der Wesen ist, nicht ums Leben komme, darum erließ der Erhabene aus Mitleid mit den Wesen die Ordensregel: <Keiner von euch, ihr Mönche, soll sich umbringen; wer solches tut, mit dem soll gemäß dem Gesetze verfahren werden.> Dies, o König, ist der Grund.

 

 

Der Ordensältere Kumāra-Kassapa, o König, der vielseitige Redner, hat, als er dem König Pāyāsi die nächste Welt schilderte, folgendes gesagt: <Dadurch, o Fürst, daß sittenhafte, dem Edlen ergebene Asketen und Priester lange am Leben bleiben, dadurch wirken sie zum Heile und Glücke vieler Menschen, zum Troste für die Welt, zum Heile und Segen und Wohle der Geister und Menschen.>» (D.26)

«Aus welchem Grunde aber spornte der Erhabene wohl die Mönche (zur Daseinsaufhebung) an?»

Solcherart, o König, sind die mannigfachen, zahlreichen Leiden, welche der die Daseinsrunde Durcheilende zu erdulden hat. Gleichwie, o König, das dem Himālaja-Gebirge entströmende Regenwasser als Gangesstrom über Felsen, Geröll und durch dürre Grassteppen strömt und in Strudeln, Wirbeln und Wogen an gewundenen Ufern entlang über Wurzeln und Äste seinen Weg nimmt: ebenso auch, o König, hat der die Daseinsrunde Durcheilende solche mannigfachen, zahlreichen Leiden zu erdulden. Leidvoll, o König, ist der Daseinsstrom, ein Glück aber des Daseinsstromes Stillstand. Und dadurch, daß der Erhabene den Vorzug dieses Stillstandes und die Gefahren des Daseinsstromes schilderte, spornte er eben an zur Verwirklichung dieses Stillstandes und zur Überwindung von Geburt, Alter, Krankheit und Tod. Dies, o König, ist der Grund, daß der Erhabene (zur Daseinsaufhebung) anspornte.»

«Vortrefflich, ehrwürdiger Nāgasena! So ist es und so nehme ich es an.»


Mil. 4.4.5. Feit Liebe wirklich gegen Gefahren? - 4.4.6. Mettābhāvanānisaṃsapañho

 

«Der Erhabene, ehrwürdiger Nāgasena, hat einst den Ausspruch getan: <Hat man, ihr Mönche, die Liebe (Mettā), die gemütserlösende, geübt, entfaltet, häufig gepflegt und zur Richtschnur und Grundlage genommen, gefestigt, großgezogen, und zur richtigen Vollendung gebracht, so hat man elf Vorteile zu erwarten. Welche elf?: 

Andererseits aber sagt ihr, daß der in Liebe weilende Prinz Sāma, der, von einem Hirschrudel gefolgt, den Wald durchstreifte, durch den König Piliyakkha von einem giftbestrichenen Pfeile getroffen wurde, so daß er auf der Stelle erschöpft niedersank (Jātaka. Nr 540). Wenn also, ehrwürdiger Nāgasena, die erste Aussage richtig ist, so ist die letzte falsch. Ist aber die letzte Aussage richtig, so muß die erste falsch sein. Auch dies ist wiederum ein zweischneidiges Problem, das ich dir da stelle, und das so scharfsinnig, so äußerst versteckt, subtil und tiefsinnig ist, daß dabei selbst scharfsinnigen Männern der Schweiß am ganzen Körper ausbrechen mag. So entwirre denn dieses gewaltige, dichte Gestrüpp und öffne den künftigen Söhnen des Siegers die Augen, um sie davor zu retten!»

«Mit beiden Aussagen, o König, hat es seine Richtigkeit. Daß aber der junge Sāma von einem Pfeile getroffen zu Boden sank, dafür gibt es einen Grund. Der Grund nämlich ist der, o König, daß diese Eigentümlichkeiten (des Unverwundbarmachens usw.) nicht etwa der Person angehören, sondern eben Eigentümlichkeiten der Liebesentfaltung (Mettā-bhāvanā) sind. In dem Augenblick nun, als der junge Sāma den Wasserkrug (auf seine Schulter) hob, war er nachlässig in der Entfaltung des Liebesgefühls. In dem Augenblick nämlich, o König, wo der Mensch von Liebe erfüllt ist, kann weder Feuer, noch Gift, noch Waffe ihm etwas anhaben. Und diejenigen, die herankommen, um ihm Leiden zuzufügen, können ihn nicht erblicken und finden keinen Zugang zu ihm. Diese Eigentümlichkeiten gehören also nicht der Person an, sondern sind Eigentümlichkeiten der Liebesentfaltung.

Nimm an, o König, ein Mann, ein Kampfesheld lege sich ein undurchdringliches Panzerhemd an und zöge in die Schlacht hinaus. Wenn nun die abgeschossenen Pfeile, die auf ihn zufliegen, vor ihm niederfallen, abseits fallen und keinen Zugang zu ihm finden, so geschieht dies, o König, nicht etwa infolge der Eigenschaften des Kämpfers, sondern eben nur zufolge des undurchdringlichen Panzerhemdes. Ebenso auch, o König, gehören diese Eigentümlichkeiten nicht der Person an, sondern sind durch die Liebesentfaltung bedingte Eigentümlichkeiten.

Oder wenn da, o König, ein Mann eine unsichtbar machende Zauberwurzel in die Hand nimmt und ihn, solange er jene Wurzel in der Hand hält, kein anderer gewöhnlicher Mensch zu sehen bekommt, so ist das doch, o König, nicht ein Verdienst des Mannes, sondern geschieht eben bloß kraft der Wurzel.

Oder wenn da, o König, einen Mann, der sich in einer wohlgebauten großen Schutzhalle befindet, ein mächtiger Regenschauer nicht durchnässen kann, so ist das doch nicht etwa durch die Fähigkeit des Mannes bedingt, sondern geschieht eben bloß zufolge der Schutzhalle. Ebenso auch, o König, gehören diese Eigentümlichkeiten nicht etwa der Person an, sondern sind durch die Liebesentfaltung bedingte Eigentümlichkeiten»

«Wunderbar ist es doch, o Ehrwürdiger, erstaunlich ist es, wie da die Entfaltung der Liebe allem Übel Einhalt tut.»

«Die Entfaltung der Liebe, o König, führt alle heilsamen Dinge herbei, ob bei Freund oder Feind. Auf alle mit Bewußtsein begabten Wesen sollte sich daher diese segenbringende Entfaltung der Liebe erstrecken.»

 


Mil. 4.4.6. Haben das Gute und Böse gleichen oder ungleichen Ausgang?  - 4.4.7. Kusalākusalasamavisamapañho

 

«Trifft wohl, ehrwürdiger Nāgasena, bei dem, der Gutes tut, dasselbe Ereignis ein, wie bei dem, der Böses tut, oder besteht da irgend ein Unterschied?»

«Ja, o König, es besteht ein Unterschied: das Gute nämlich, o König bringt gute Früchte und führt zum Himmel, das Böse aber bringt schlechte Früchte und führt zur Hölle.»

«Ihr behauptet aber doch, ehrwürdiger Nāgasena, daß Devadatta ein ganz übler Mensch war, und ganz üble Eigenschaften besaß; daß der Bodhisatta dagegen völlig lauter war und völlig lautere Eigenschaften besaß. Und dennoch sagt ihr, daß Devadatta in manchen Daseinsformen an Ansehen und Anhängern dem Bodhisatta ganz gleich war, ja ihn bisweilen gar übertraf.

Damals als Devadatta in der Stadt Benares der Sohn des Hofpriesters des Königs Brahmadatta war, damals war der Bodhisatta ein elender Ausgestoßener (Candāla), ein Zauberkünstler, der durch Hersagen einer Zauberformel außer der Zeit Mangofrüchte hervorbrachte. (Amba-Jātaka, Nr. 474) Damals wahrlich war der Bodhisatta der Abstammung und dem Ansehen nach geringer als Devadatta.

Als ferner Devadatta ein König war, ein mächtiger Weltherrscher, im Besitze aller Genüsse, damals war der Bodhisatta sein mit allen vorzüglichen Merkmalen ausgestatteter Lieblingselefant. Und als der König seinen anmutigen Gang und seine Manieren nicht mehr leiden konnte und seinen Tod wünschte, sprach er zum Elefantenbändiger: <Dein Elefant, o Meister, ist nicht richtig gezogen. Laß ihn das Kunststück des Luftdurchschreitens ausführen!> (Dummedha-Jātaka, Nr. 122) Auch damals wahrlich war der Bodhisatta der Abstammung nach niedriger als Devadatta, war ein bloßes Tier.

Als ferner Devadatta einst, als Mensch wiedergeboren, vom Ackerbau lebte, da war der Bodhisatta ein Affe mit Namen Mahāpāthavi. (Mahākapi-Jātaka, Nr. 516) Auch damals wahrlich ist dieser Unterschied von Mensch und Tier zu bemerken. Also auch in jener Geburt war der Bodhisatta der Abstammung nach niedriger als Devadatta.

Als ferner Devadatta, als Mensch wiedergeboren, ein Jäger namens Sonuttara war, - stark, gewaltig, gleichsam mit Elefantenkraft begabt, - da war der Bodhisatta der König der Elefanten mit Namen Sechserzahn. Und damals tötete jener Jäger den Elefanten. (Chaddanta-Jātaka, Nr. 514) Auch in jener Geburt war Devadatta der Überlegene.

Als ferner Devadatta, als Mensch wiedergeboren, hauslos im Walde umherschweifte, da war der Bodhisatta ein Vogel, und zwar ein Rebhuhn, das Zaubersprüche vortrug. Und jener Waldmensch erschlug den Vogel. (Tittira-Jātaka, Nr. 438) Auch in jener Geburt wahrlich war Devadatta der Abstammung nach der Höhere.

Als ferner Devadatta, der König Kalābu von Benares war, da war der Bodhisatta ein Büßer, der die Duldung lehrte. Und damals ließ jener König im Zorn dem Büßer Hände und Füße abhauen, gerade als wären es Bambusschößlinge (Khantivādi-Jātaka, Nr. 313). Auch in jener Geburt wahrlich war Devadatta sowohl der Abstammung als auch dem Ansehen nach der Höhere.

Als ferner Devadatta, als Mensch wiedergeboren, im Walde umherschweifte, da war der Bodhisatta ein Affenkönig mit Namen Nandiya. Und jener Waldmensch erschlug den Affenkönig samt seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder (Cullanandiya-Jātaka, Nr. 222). Auch in jener Geburt wahrlich war Devadatta der Abstammung nach der Höhere.

Als ferner Devadatta, als Mensch wiedergeboren, ein Nacktbüßer mit Namen Kārambhiya war, da war der Bodhisatta ein Schlangenkönig mit Namen Pandaraka (Pandara-Jātaka, Nr.518). Auch damals wahrlich war Devadatta der Abstammung nach der Höhere.

Als ferner Devadatta, als Mensch wiedergeboren, als Asket mit struppigem Haar im Walde lebte, da war der Bodhisatta ein großes Wildschwein mit Namen Tacchaka (dies mag sich beziehen auf Jātaka, Nr. 283 und 492). Auch damals wahrlich war Devadatta der Abstammung nach der Höhere.

Als ferner Devadatta der König der Cetiyer mit Namen Sura-Paricara war und über den Köpfen der Menschen hinweg durch die Lüfte schwebte, da war der Bodhisatta ein Brahmane namens Kapila (Cetiya-Jātaka, Nr. 422). Auch damals wahrlich war Devadatta der Abstammung und dem Ansehen nach der Höhere.

Als ferner Devadatta als ein Mensch mit Namen Sāma wiedergeboren wurde, da war der Bodhisatta der König der Hirsche mit Namen Ruru (Rurumiga-Jātaka, Nr. 482, obwohl Unterschiede bestehen). Auch damals wahrlich war Devadatta der Abstammung nach der Höhere.

Als ferner Devadatta unter Menschen wiedergeboren, als Jäger im Walde umherstreifte, da war der Bodhisatta ein Elefant. Und jener Jäger brach dem Elefanten siebenmal die Zähne und nahm sie mit sich (Sīlava-nāgarāja-Jātaka, Nr. 72). Auch damals wahrlich war Devadatta dem Schoße der Geburt nach der Höhere.

Als ferner Devadatta ein Schakal von kriegerischer Natur war, der sämtliche Landesfürsten Indiens zu seinen Untergebenen machte, da war der Bodhisatta ein Gelehrter mit Namen Vidhura (Sabbadāthi-Jātaka, Nr. 241). Auch damals wahrlich war Devadatta dem Ansehen nach der Höhere.

Damals aber, als Devadatta als Elefant die Jungen einer Wachtel umbrachte, da war ebenfalls der Bodhisatta ein Elefant und der Führer der Herde (Lakutika-Jātaka, Nr. 357). Damals also waren jene beiden ganz gleich.

Und als ferner Devadatta ein Dämon war mit Namen <der Ungerechte>, da war ebenfalls der Bodhisatta ein Dämon mit Namen <der Gerechte> (Dhamma-Jātaka, Nr. 457). Auch damals waren jene beiden ganz gleich.

Als ferner Devadatta ein Schiffer und Herr über fünfzig Familien war, da war ebenfalls der Bodhisatta ein Schiffer und Herr über fünfzig Familien (Samuddavānijja-Jātaka, Nr. 466). Auch damals waren jene beiden ganz gleich.

Als ferner Devadatta ein Karawanenführer und Herr über fünfzig Wagen war, da war ebenfalls der Bodhisatta ein Karawanenführer und Herr über fünfzig Wagen (Apannaka-Jātaka, Nr. 1). Auch damals waren beide ganz gleich.

Als ferner Devadatta König der Hirsche war, mit Namen Sākha, da war auch der Bodhisatta ein König der Hirsche, mit Namen Nigrodha (Nigrodha-migarāja-Jātaka, Nr. 12). Auch damals waren beide ganz gleich.

Als ferner Devadatta ein Feldherr mit Namen Sākha war, da war der Bodhisatta ein Fürst mit Namen Nigrodha (Nigrodha-Jātaka). Auch damals waren jene beiden ganz gleich.

Damals aber, als Devadatta ein Brahmane mit Namen Khandahāla war, da war der Bodhisatta ein königlicher Prinz mit Namen Canda (Khandahāla-Jātaka, Nr. 542). Damals also war dieser Canda der Überlegene.

Als ferner Devadatta ein König war mit Namen Brahmadatta, da war der Bodhisatta sein Sohn namens Prinz Mahā-Paduma. Und damals ließ jener König seinen eigenen Sohn den Räuber-Abhang hinabwerfen (Mahā-Paduma-Jātaka, Nr.472). Insofern aber ein Vater seinem Sohn überlegen und höher ist als er, so war eben damals Devadatta der Überlegene.

Als ferner Devadatta ein König war namens Mahā-Patāpa, da war der Bodhisatta sein Sohn namens Prinz Dhammapāla. Damals aber ließ jener König seinem eigenen Sohn Hände und Füße mitsamt seinem Haupte abschlagen. (Culla-Dhammapāla-Jātaka, Nr. 358) Auch damals wahrlich war Devadatta der Höhere, der Überlegene.

Auch in dem gegenwärtigen Zeitalter wurden beide im Sakyerstamme wiedergeboren. Der Bodhisatta wurde der Erleuchtete, Allerkenner und Führer der Welt, während Devadatta in dem Orden dieses über allen Göttern Erhabenen Aufnahme findend, sich die magischen Kräfte erwarb und den Ehrgeiz hatte, ein Erleuchteter zu sein.

Sag, ehrwürdiger Nāgasena: Was ich da gesagt habe, verhält sich das wohl alles so, oder nicht?»

«Diese verschiedenen Dinge, o König, die du da vorgebracht hast, verhalten sich alle so, nicht anders.»

«Wenn nun aber, ehrwürdiger Nāgasena, dem Reinen und dem Unreinen genau derselbe Ausgang beschieden ist, so muß doch auch das Gute und das Böse genau dieselben Früchte zeitigen.»

«Nein, o König, das Gute und das Böse zeitigen nicht dieselben Früchte. Nicht war aber, o König, Devadatta gegen alle Menschen feindselig gesinnt, sondern nur gegen den Bodhisatta. Und seine Feindschaft gegen ihn kam jedesmal schon in demselben Dasein zur Reife und brachte da seine Früchte. Auch als Devadatta einst ein Herrscher war, gewährte er seinen Untertanen Schutz, ließ Brücken, Gerichtshöfe und Ruhehallen erbauen und spendete nach Herzenslust Gaben an Asketen, Priester, arme Reisende und Bettler, an Mächtige wie an Hilflose. Und zum Lohne dafür erlangte er in den verschiedenen Wiedergeburten solch große Macht. Von wem könnte man auch wohl behaupten, o König, daß er ohne Almosengaben, ohne Bezähmung, Selbstbeherrschung und Einhaltung des Feiertages im nächsten Leben Wohlstand erlangen werde? Wenn du ferner sagst, o König, daß Devadatta und der Bodhisatta zusammen die Daseinsrunde durchkreisten, so trafen sie nicht jedesmal etwa nach hundert oder tausend oder zehntausend Geburten zusammen, sondern nur dann und wann, nach Verlauf langer Zeiträume. Wie der Erhabene, o König, in dem Gleichnis von der blinden Schildkröte (M.129) die Menschwerdung erklärte, in diesem Sinne hast du das zusammentreffen beider zu betrachten. Und nicht bloß mit Devadatta, o König, ist der Bodhisatta zusammengetroffen, auch der Ordensältere Sāriputta war in vielen tausenden von Geburten des Bodhisatta Vater, Großvater, Onkel, Bruder, Sohn, Neffe und Freund. Und auch der Bodhisatta, o König, war in vielen tausenden von Geburten des Ordensälteren Sāriputta Vater, Großvater, Onkel, Bruder, Sohn, Neffe und Freund. Ja, alle Wesen, o König, die in den sieben Welten einbegriffen sind und den Daseinsstrom durchlaufen, vom Strom des Daseins mitgerissen werden, treffen mit erwünschten und unerwünschten Dingen zusammen, gleichwie das von der Flut fortgeführte Wasser mit reinen und unreinen, edlen und gemeinen Dingen zusammentrifft. Dafür, o König, daß Devadatta als Dämon selber ungerecht war und andere zum Unrecht anspornte, dafür hatte er siebenundfünfzig Koti und sechs Millionen Jahre lang in der Erzhölle zu leiden. Und dafür, daß der Bodhisatta als Dämon selber gerecht war und andere zum Rechten anspornte, dafür sollten ihm für lange Zeiten himmlische Wonnen und der Besitz aller Genüsse beschieden sein. Und in diesem letzten Dasein, o König, wurde Devadatta von der Erde verschlungen, nachdem er den Buddha, den man wahrlich nicht angreifen sollte, angegriffen und die einträchtige Jüngergemeinde entzweit hatte. Der Vollendete aber, der alle Dinge erkannt hatte, wurde durch Vernichtung der Daseinssubstrate völlig erlöst.»

«Vortrefflich, ehrwürdiger Nāgasena! So ist es, und so nehme ich es an.»


? 4.4.8. Amarādevīpañho 


Mil. 4.4.7. Empfinden die Heiligen noch Furcht? - 4.4.9. Arahantaabhāyanapañho

 

«Der Erhabene, ehrwürdiger Nāgasena, hat gesagt, daß die Heiligen (Arahats) frei seien von Furcht und Zittern. Als aber die fünfhundert triebversiegten Heiligen in der Stadt Rājagaha bemerkten, daß der Elefant Dhanapālaka (der wütende Elefant Dhanapālaka, anderen Orts Nālagiri genannt, wurde auf Anstiftung Devadattas betrunken gemacht und auf den Buddha losgelassen, um ihn zu töten. Doch der Buddha besänftigte ihn durch die Kraft seiner Güte, mettā) auf den Erhabenen losstürzte, ließen sie - mit der einzigen Ausnahme des Ordensälteren Ananda - den hehren Siegreichen im Stich und rannten nach allen Seiten auseinander. 

Sind nun wohl, ehrwürdiger Nāgasena, jene Heiligen aus Furcht geflohen, und sind sie weggeeilt um den Zehnfach-Mächtigen umkommen zu lassen, in dem Gedanken: <Es wird eben alles gemäß dem (in diesem oder einem früheren Leben ausgeübten) eigenen Wirken geschehen>? Oder sollten sie etwa weggeeilt sein in der Hoffnung, ein unübertroffenes, gewaltiges, unvergleichliches Wunder des Vollendeten sich ansehen zu können? Wenn, ehrwürdiger Nāgasena, die Behauptung wahr ist, daß die Heiligen frei sind von Furcht und Zittern, dann ist die Erzählung von dem Elefanten nicht wahr. Ist sie aber wahr, dann muß die Behauptung, daß die Heiligen von Furcht und Beben frei seien, falsch sein. Auch dies ist wiederum ein zweischneidiges Problem, das ich dir da stelle und das du nun zu lösen hast.»

«Beide Aussagen, o König, haben ihre Richtigkeit. Daß die Heiligen aber wegeilten geschah nicht aus Furcht, auch nicht mit der Absicht, den Erhabenen umkommen zu lassen. Ein Grund, daß die Heiligen etwa sich noch fürchten oder erbeben könnten, ein solcher Grund besteht für die Heiligen nicht mehr. Darum sind sie frei von Furcht und Zittern.

Fürchtet sich wohl, o König, die große Erde, wenn sie aufgegraben und gespalten wird, oder weil sie das Meer samt den Gebirgen und Felsengipfeln zu tragen hat?»

«Gewiß nicht, o Ehrwürdiger.»

«Und warum nicht?»

«Weil es für die Erde keinen Grund gibt, daß sie sich fürchten oder zittern sollte.»

«Ebenso auch, o König, gibt es für die Heiligen keinen Grund mehr, daß sie sich fürchten oder zittern sollten. Und möchte wohl, o König, ein Felsengipfel sich fürchten, wenn er zerstört oder zerbrochen wird, oder wenn er einstürzt oder in Flammen aufgeht?»

«Gewiß nicht, o Ehrwürdiger.»

«Und warum nicht?»

«Weil es, o Ehrwürdiger, für den Felsengipfel keinen Grund gibt, daß er sich fürchten oder zittern sollte.»

«Ebenso auch, o König, gibt es für die Heiligen keinen Grund mehr, daß sie sich noch fürchten oder zittern sollten. Und möchten selbst, o König, die in dem hunderttausendfachen Weltsysteme in den sieben Gattungen eingeschlossenen Wesen alle mit Speeren in den Händen auf einen einzigen Heiligen losstürzen, um ihm Furcht einzujagen, so würde sein Herz doch nicht aus der Fassung geraten. Und warum nicht? Weil eben kein Grund und keine Möglichkeit dafür da ist. Übrigens, o König, hatten alle jene Leidenschaftsbefreiten dabei den Gedanken: <Wenn heute der Beste unter den Besten, der Erste unter den Ersten, der Sieger in die mächtige Stadt eintritt, wird der Elefant Dhanapālaka auf der Straße herangelaufen kommen. Und ohne Zweifel wird ihn, den über allen Göttern Stehenden, sein Aufwärter (Ananda) nicht verlassen. Wenn wir alle anderen also nicht den Erhabenen verlassen, werden Anandas Vorzüge nicht offenbar werden, noch wird der Elefant auf den Vollendeten zugehen. Laßt uns also weggehen! Auf diese Weise wird eine große Menschenmenge die Befreiung von den Fesseln der Leidenschaft erlangen, und die Tugenden Anandas werden offenbar werden.> Weil also jene Heiligen diese Vorteile bemerkten, rannten sie nach allen Seiten auseinander.»

«Vortrefflich, ehrwürdiger Nāgasena, hast du das Problem auseinandergesetzt. Es ist wahr: Heilige kennen weder Furcht noch zittern. Und nur angesichts dieser Vorteile rannten jene Heiligen nach allen Seiten auseinander.»

 


Mil. 4.4.8. War der Buddha allwissend? - 4.4.10. Buddhasabbaññubhāvapañho

 

«Ihr behauptet da, ehrwürdiger Nāgasena, daß der Vollendete allwissend gewesen sei. Andererseits aber berichtet ihr: <Als der Vollendete die Jüngerschar, mit Sāriputta und Moggallāna an ihrer Spitze, fortgeschickt hatte, erwähnten die Sakyer aus Catuma und der Brahma-Sahampati die Gleichnisse von dem Samen und dem jungen Kalbe und gewannen so den Erhabenen für sich, erlangten seine Verzeihung und beschwichtigten ihn.> (M.67) Sag, ehrwürdiger Nāgasena, kannte der Vollendete etwa nicht jene Gleichnisse, durch die er beschwichtigt, nachgiebig, besänftigt und versöhnlich gestimmt wurde. Kannte sie nämlich der Vollendete nicht, so war der Buddha nicht allwissend. Waren sie ihm aber bekannt, so vertrieb er eben seine Jünger gewaltsam und schickte sie fort, weil er sie auf die Probe stellen wollte. Darin aber zeigte sich seine Unbarmherzigkeit. Auch dies ist wiederum ein zweischneidiges Problem, das ich dir da stelle und das du nun zu lösen hast.»

«Der Vollendete, o König, ist zwar allwissend. Aber doch wurde er durch jene Gleichnisse beschwichtigt, nachgiebig und besänftigt und versöhnlich gestimmt. Herr des Gesetzes ist der Vollendete, und durch die vom Vollendeten verkündeten Gleichnisse haben jene des Vollendeten Verzeihung erreicht, ihn heiter und zufrieden gestimmt. Und voll Zufriedenheit gab ihnen der Vollendete seinen Beifall. Es war gerade so, o König, wie wenn ein Weib durch die dem Gatten selber gehörenden Schätze den Gatten versöhnlich, heiter und zufrieden stimmt und ihr der Gatte seinen Beifall spendet. Oder, wie wenn der Barbier, dadurch daß er mit des Königs eigenem Goldkamme des Königs Haar kämmt, den König versöhnlich, heiter und zufrieden stimmt und ihm der König seinen Beifall spendet. Oder wie wenn der junge Mönch die von seinem Vorgesetzten (upajjhāya) mitgebrachten Almosen nimmt und dadurch, daß er sie diesem überreicht, seinen Vorgesetzten versöhnlich, heiter und zufrieden stimmt und ihm dieser voll Zufriedenheit seinen Beifall spendet: genau so, o König, versöhnten die Sakyer aus Catuma und der Brahma-Sahampati den Vollendeten durch die von ihm selber verkündeten Gleichnisse; und der Vollendete wies ihnen darauf das Gesetz zur Erlösung von allem Leiden.»

«Vortrefflich, ehrwürdiger Nāgasena! So ist es, und so nehme ich es an.» 


 Home Oben Zum Index Zurueck Voraus