Nunmehr kommen wir zum dritten Stadium auf dem Pfade zur Erlösung, nämlich dem Gebiet des Wissens (paññā-kkhandha) oder der hohen Wissensschulung (adhipaññā-sikkhā). Das zum achtfachen Erlösungspfad gehörende spezifisch buddhistische Wissen ist das Hellblickwissen (vipassanā-paññā), d. i. der blitzartige durchdringende Einblick in die wahre Natur alles Daseins, mit anderen Worten in die Vergänglichkeit, das Elend und das Nicht-Ich (anicca-dukkha-anattā) der das Dasein ausmachenden fünf Daseinsgruppen, nämlich: Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewußtsein. Also nur dieses durchdringende Hellblickwissen führt unmittelbar zu den vier überweltlichen Pfaden (des Stromeintritts, der Einmalwiederkehr, Niewiederkehr und Arahatschaft; s. Kap. 256 ff und Wtb.: ariya-puggala), nicht aber etwa schon die Sittlichkeit oder die Sammlung.
Vis. XIV heißt es: „Das Wissen hat das Durchdringen der eigenen Natur der Dinge zum Merkmal. Sein Wesen besteht darin, das die wahre Natur der Dinge verhüllende Dunkel der Verblendung zu zerteilen, seine Äußerung besteht in Unverblendung, seine Grundlage aber in der Sammlung (samādhi), gemäß den Worten: ,Der Gesammelte erkennt und sieht die Dinge der Wirklichkeit gemäß.’
Mit Hinsicht auf Entstehung unterscheidet man drei Arten des Wissens, wie es heißt:
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Drei Arten des Wissens gibt es: 1. Auf eigenem Nachdenken beruhendes Wissen (cintā-mayā-paññā), 2. auf Belehrung beruhendes Wissen (suta-mayā-paññā), 3. auf Geistesentfaltung beruhendes Wissen (bhāvanā-mayā-paññā).
Hierzu heißt es in Vibh. XVI: „Was ist hierbei das auf eigenem Nachdenken beruhende Wissen? Sei es auf dem Gebiete einer mit Hingebung ausgeübten Arbeit oder Kunst oder Wissenschaft, oder sei es die wahrheitsgemäße Auffassung, Ansicht, Neigung, Meinung und Anschauung, das Verständnis und die Vorliebe für die Wahrheit, die da sagt, daß Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewußtsein etwas Vergängliches, Elendes oder das Nicht-Ich seien: Solches Wissen nennt man, sofern man es nicht durch andere erfahren hat, auf eigenem Nachdenken beruhendes Wissen. Hat man aber solches durch andere erfahren, so nennt man es auf Belehrung beruhendes Wissen. Das Wissen aber des in die Vertiefung Eingetretenen nennt man das auf Geistesentfaltung beruhende Wissen."
Als überweltlich (lokuttara) gilt nur das mit den vier Pfaden des Stromeintritts usw. verbundene Hellblickwissen, alles andere aber als weltlich (lokiya)
Als Gegenstände des Hellblickwissens gelten folgende:
Die fünf Daseinsgruppen (khandha; s. Kap. 173 ff),
die zwölf Grundlagen (āyatana; Kap. 185 f),
die achtzehn Elemente (dhātu, Kap. 188 f)
die zweiundzwanzig Fähigkeiten (indriya; Kap. 190 ff)
die vier Wahrheiten (sacca, Kap 194 ff)
die bedingte Entstehung (paticcasamuppāda; Kap 215ff)
Was, ihr Mönche, sind die fünf Daseinsgruppen (khandha)? Was immer es an körperlichen Dingen gibt, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, erhaben oder gemein, fern oder nahe, das alles gehört zur Körperlichkeitsgruppe (rúpa-kkhandha). Was immer es an Gefühl gibt, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, erhaben oder gemein, fern oder nahe, das alles gehört zur Gefühlsgruppe (vedanā-kkhandha). Was immer es an Wahrnehmung gibt, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, erhaben oder gemein, fern oder nahe, das alles gehört zur Wahrnehmungsgruppe (saññā-kkhandha). Was immer es an Geistesformationen gibt, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, erhaben oder gemein, fern oder nahe, das alles gehört zur Geistesformationsgruppe (sankhāra-kkhandha). Was immer es an Bewußtsein gibt, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, erhaben oder gemein, fern oder nahe, das alles gehört zur Bewußtseinsgruppe (viññāna-kkhandha).
Unser sogenanntes individuelles Dasein ist, genau so wie alles Dasein überhaupt, in Wirklichkeit nichts weiter als ein bloßer Prozeß dieser körperlichen und geistigen Phänomene, ein Prozeß, der seit undenkbarer Zeit schon vor unserer Geburt im Gange war und der auch nach dem Tode sich für undenkbar lange Zeitperioden fortsetzen wird. Diese fünf Gruppen aber bilden weder einzeln noch zusammengenommen irgendeine in sich abgeschlossene wirkliche Ich-Einheit, und auch außerhalb derselben existiert nichts, was man als eine für sich unabhängig bestehende Ichheit bezeichnen könnte, so daß eben der Glaube an eine im höchsten Sinne wirkliche Ichheit, Persönlichkeit usw. eine bloße Illusion ist. (Wtb.)
- Gleichwie bei Anhäufung der Teile
- Man da von einem Wagen spricht,
- Braucht man, sobald die Gruppen da sind,
- Den populären Namen ,Mensch’.
Angenommen, ein Mann, der Augen hat, betrachte sich die vielen Wasserblasen auf dem Ganges, und er beobachte und untersuche sie gründlich; nachdem er dies aber getan hat, erscheinen ihm diese leer, unwirklich und wesenlos. In derselben Weise betrachtet der Mönch alles Körperliche, alle Gefühle, alle Wahrnehmungen, alle Geistesformationen und alles Bewußtsein, ob vergangen, gegenwärtig oder zukünftig, eigen oder fremd, grob oder fein, edel oder gemein, fern oder nahe, und er erkennt alle diese Dinge als leer, nichtig und wesenlos.
- Dem Schaumball gleichet dieser Leib,
- Der Wasserblase das Gefühl,
- Dem Luftbilde die Wahrnehmung,
- Dem Pisangstamm die Geistgebilde,
- Bewußtsein einem Gaukelwerk.
(1) Was aber, ihr Mönche, ist die Körperlichkeitsgruppe? Die vier Grundstoffe (mahā-bhúta = vier Elemente; hierüber Kap. 138 ff) und die von diesen vier Grundstoffen abhängige Körperlichkeit: Das nennt man die Körperlichkeitsgruppe.
Die von den vier Elementen abhängige Körperlichkeit besteht aus vierundzwanzig körperlichen Phänomenen. Dies sind:
1.-5. Die fünf physischen Sinnenorgane: Seh-, Hör-, Riech-, Schmeck-, Körperorgan.
6.-9. Die vier Sinnenobjekte (Seh-, Hör-, Riech-, Schmeckobjekt). Die Objekte des Körpersinnes sind das durch Druck-, Tast-, Hitze-, Schmerzempfindung usw. erkennbare Erd-, Wasser- und Windelement. Da diese nicht zur abhängigen Körperlichkeit gehören, sondern Elemente sind, werden sie hier nicht erwähnt.
10., 11. Weiblichkeit, Männlichkeit.
12. Lebensfähigkeit (jívit’indriya).
13. Physische Grundlage des Geistes. (Vgl. Wtb.: hadayavatthu)
14.,15. Körperliche und sprachliche Äußerung (viññatti)
16. Raum(-Begrenzung).
17.-23. (Körperliche) Beweglichkeit, Geschmeidigkeit, Gefügigkeit, Wachsen, Kontinuität, Verfall, Vergänglichkeit.
24. Stoffliche Nahrung.
(2) Was aber, ihr Mönche, ist die Gefühlsgruppe? Sechs Arten der Gefühle gibt es: Durch Seh-, Hör-, Riech-, Schmeck-, Körper- und Geist-Eindruck bedingtes Gefühl.
Die Dreier- (bzw. Fünfer-) Einteilung des Gefühls ist: (körperliches oder geistiges) Wohlgefühl, (körperliches oder geistiges) Wehegefühl, indifferentes Gefühl. Vgl. Kap. 194.
(3) Was aber, ihr Mönche, ist die Wahrnehmungsgruppe? Sechs Arten der Wahrnehmung gibt es: Formwahrnehmung, Tonwahrnehmung, Geruchswahrnehmung, Geschmackswahrnehmung, Wahrnehmung körperlicher Eindrücke, Wahrnehmung von Geistobjekten.
(4) Was aber, ihr Mönche, ist die Geistesformationengruppe? Die sechs Arten von Willensäußerungen (cetanā), nämlich der auf Form, Ton, Duft, Geschmack, Körpereindruck oder ein Geistobjekt gerichtete Wille.
In dem Abhidhamma und den Kommentaren unterscheidet man zweiundfünfzig Geistesfaktoren (cetasika), von denen, wie oben gezeigt ist, Gefühl und Wahrnehmung als besondere Gruppen gelten, während die übrigen fünfzig zur Geistesformationen-Gruppe (sankhāra-kkhandha) gezählt werden. Letztere gliedert man in:
Elf allgemeine, nämlich: Fünf primäre, mit allem Bewußtsein verbundene: Bewußtseinseindruck, Wille, geistige Lebensfähigkeit, Sammlung, Aufmerken.
Sechs sekundäre, nicht mit allem Bewußtsein verbundene: Gedankenfassen, Überlegen, Entschluß, Willenskraft, Interesse, Absicht.
Fünfundzwanzig lautere, nämlich: Neunzehn primäre, mit allem karmisch-heilsamen (kusala) und dem diesem entsprechenden karmisch-neutralen Bewußtsein verbundene (Tab. 42-49, 73-80 in Wtb.): Vertrauen, Achtsamkeit Schamgefühl, Gewissensscheu, Gierlosigkeit, Haßlosigkeit, Gleichmut usw. Sechs sekundäre (gelegentliche): Mitleid, Mitfreude, Wissen, das (bewußte) Sichenthalten von bösen Werken, Worten und unrechter Lebensgewinnung.
Vierzehn karmisch-unheilsame, nämlich: Vier primäre, mit allem unheilsamen Bewußtsein verbundene: Verblendung, Schamlosigkeit, Gewissenlosigkeit, Aufgeregtheit. Zehn sekundäre (gelegentliche): Haß, Neid, Geiz, Gewissensunruhe, Gier, üble Ansicht, Dünkel, geistige Starrheit, Mattheit, Zweifelsucht. (Näheres s. Tab. i. Wtb.).
(5) Was aber, ihr Mönche, ist die Bewußtseinsgruppe? Sechs Arten des Bewußtseins gibt es: Seh-, Hör-, Riech-, Schmeck-, Körper und Geist-Bewußtsein.
In karmischer Hinsicht, d. h. mit Bezug auf die moralische Qualität oder moralische Indifferenz, teilt man das Bewußtsein in drei Klassen ein, nämlich:
- Karmisch-heilsames Bewußtsein (kusala-viññāna oder kusala-citta).
- Karmisch-unheilsames Bewußtsein (akusala-viññāna oder akusala-citta).
- Karmisch-neutrales Bewußtsein (avyākata-viññāna oder avyākata-citta).
Die ersten beiden sind mit heilsamem bzw. unheilsamem Wirken (kamma) in Wirken, Worten oder Gedanken verbunden.
Zur dritten Klasse gehören z. B. die fünf Arten des Sinnenbewußtseins (Sinnenempfindungen), wie Sehbewußtsein usw., die je nach der Erwünschtheit oder Unerwünschtheit ihrer Objekte als die Wirkung (vipāka) früheren heilsamen oder unheilsamen Karmas (Wirkens) aufzufassen sind.
Über alle Einzelheiten oder Gruppen und die Verbindung der Geistesfaktoren mit den jedesmaligen Bewußtseinsklassen gibt Vis. XIV ausführliche Auskunft.
Hier sei betont, daß diese fünf Daseinsgruppen lediglich eine vom Buddha vorgenommene Klassifikation darstellen und als solche in ihrer Gesamtheit überhaupt keine Wirklichkeit besitzen; denn nur einzelne Repräsentanten dieser Gruppen können jeweilig mit einem bestimmten Bewußtseinszustand verbunden sein. Zum Beispiel kann mit ein und demselben Bewußtseinszustand jedesmal nur eine einzige Art von Gefühl, etwa Freude- oder Trauergefühl, verbunden sein, niemals aber zwei oder gar eine Gruppe von Gefühlen. Ebenso können von den Wahrnehmungen nicht mehr als eine einzelne in ein und demselben Bewußtseinsmomente auftreten. Auch von den in den Kommentaren aufgezählten 89 Bewußtseinsklassen kann jedesmal bloß eine einzelne in ein und demselben Momente aufsteigen, niemals aber mehrere. Bloß von den fünfzig Geistesformationen tritt stets eine größere oder kleinere Gruppe auf, wie aus der Tabelle zu ersehen ist, jedoch auch hier nicht sämtliche. Das gleiche gilt von der Körperlichkeits-Gruppe.
Verkehrt ist es auch, wenn man die Gruppen im allgemeinen als zu kompakt, ja oft geradezu mehr oder weniger als dauernde Entitäten auffaßt, wohingegen sie doch als Gruppen überhaupt keine Wirklichkeit besitzen und auch selbst ihre Repräsentanten nur ein momentanes, schnell dahinschwindendes Dasein haben. Gefühl, Wahrnehmung und Geistesformationen nämlich bilden, genau genommen, bloß verschiedene Aspekte jener unaufhörlich aufeinander folgenden einzelnen Bewußtseinsmomente, die mit ungeheurer, unermeßlicher Geschwindigkeit alle Augenblicke aufblitzen und dann unmittelbar darauf für immer verschwinden. Sie sind für das Bewußtsein genau das, was Gestalt, Röte, Weichheit, Duft und Süßigkeit für den Apfel sind, und besitzen durchaus nicht mehr Wirklichkeit als diese Dinge.
Auch aus diesem Grunde sind Ausdrücke von westlichen Autoren wie ,das Zusammenballen der fünf Khandhas’ u. ä. (als ob diese bereits vorher existiert hätten!) äußerst irreführend. (Wtb.)
Gleichwie, ihr Brüder, der durch Holz, Stricke, Stroh und Lehm bedingt entstandene und davon eingeschlossene Raum als ,Haus’ bezeichnet wird, ebenso auch gilt der durch Knochen, Sehnen, Fleisch und Haut bedingt entstandene und davon eingeschlossene Raum als der Körper.
Falls da, ihr Brüder, das eigene Auge unversehrt ist, doch keine äußeren Formen in den Gesichtskreis treten und kein entsprechendes gegenseitiges Einwirken stattfindet, so kommt es eben nicht zur Entstehung des betreffenden Bewußtseinsaspektes. Und wenn auch das eigene Auge unversehrt ist und die äußeren Formen in den Gesichtskreis treten, jedoch kein entsprechendes gegenseitiges Einwirken stattfindet, so kommt es auch dann noch nicht zum Entstehen des betreffenden Bewußtseinsaspektes. Ist aber das eigene Auge unversehrt, und die äußeren Formen treten in den Gesichtskreis, und es findet ein entsprechendes gegenseitiges Einwirken statt, in diesem Falle kommt es zur Entstehung des betreffenden Bewußtseinsaspektes. Was da nun für das so Entstandene an Körperlichkeit besteht, das ist in der Anhaftungsgruppe Körperlichkeit eingeschlossen. Was da für das so Entstandene an Gefühl besteht, das ist in der Anhaftungsgruppe Gefühl eingeschlossen. Was da für das so Entstandene an Wahrnehmung besteht, das ist in der Anhaftungsgruppe Wahrnehmung eingeschlossen. Was da für das so Entstandene an Geistesformationen besteht, das ist in der Anhaftungsgruppe Geistesformationen eingeschlossen. Was da für das so Entstandene an Bewußtsein besteht, das ist in der Anhaftungsgruppe Bewußtsein eingeschlossen. Und man weiß da: ,Auf diese Weise hat man das Zusammenfassen, Zusammentreten, Zusammentreffen dieser fünf Anhaftungsgruppen zu verstehen.’ Auch der Erhabene hat gesagt: ,Wer die bedingte Entstehung (paticca-samuppāda) kennt, der kennt das Gesetz; und wer das Gesetz kennt, der kennt die bedingte Entstehung.’ Bedingt entstanden aber sind die fünf Anhaftungsgruppen . . .
Falls da, ihr Brüder, das eigene Ohr . . . die eigene Nase . . . die eigene Zunge . . . der eigene Körper . . . der eigene Geist unversehrt ist, doch keine äußeren Geistobjekte in das geistige Feld treten und kein entsprechendes gegenseitiges Einwirken stattfindet, so kommt es eben nicht zur Entstehung des betreffenden Bewußtseinsaspektes . . . usw. Und man weiß da: ,Auf diese Weise hat man das Zusammenfassen, Zusammentreten, Zusammentreffen dieser fünf Anhaftungsgruppen zu verstehen.’ Auch der Erhabene hat gesagt: ,Wer die bedingte Entstehung kennt, der kennt das Gesetz; und wer das Gesetz kennt, der kennt die bedingte Entstehung.’ Bedingt entstanden aber sind die fünf Anhaftungsgruppen.
„Was da, o Bruder, Gefühl, Wahrnehmung und Bewußtsein anbetrifft, sind da wohl diese Dinge miteinander verbunden, oder sind sie unverbunden; und ist es möglich, sie einzeln abzutrennen und ihre Verschiedenheit zu zeigen?"
„Was da, o Bruder, Gefühl, Wahrnehmung und Bewußtsein anbetrifft, so sind diese Dinge miteinander verbunden und nicht unverbunden, und es ist nicht möglich, ihre Verschiedenheit zu zeigen. Was man nämlich fühlt, o Bruder, das nimmt man wahr; und was man wahrnimmt, dessen ist man sich bewußt. Daher sind diese Dinge verbunden, nicht unverbunden, und es ist nicht möglich, ihre Verschiedenheit zu zeigen."
Bleibt, ihr Mönche, das Bewußtsein der Körperlichkeit zugewandt, so mag das auf Körperlichkeit gegründete und gestützte und mit Hinneigung zur Lust verbundene; Bewußtsein zum Wachsen, Gedeihen und zur Entfaltung gelangen.
Bleibt, ihr Mönche, das Bewußtsein dem Gefühl . . . der Wahrnehmung . . . den Geistesformationen zugewandt, so mag das auf die Geistesformationen gegründete und gestützte und mit Hinneigung zur Lust verbundene Bewußtsein zum Wachsen, Gedeihen und zur Entfaltung gelangen.
Daß da nun einer, ihr Mönche, sagen sollte, daß er unabhängig von Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung und Geistesformationen des Bewußtseins Kommen, Gehen, Abscheiden, Wiedererscheinen, Wachsen, Gedeihen und Entfaltung erklären könne, das ist nicht möglich.
Als die zwölf Grundlagen (āyatana) oder Bedingungen aller geistigen Vorgänge bezeichnet man die fünf physischen Sinnenorgane und die entsprechenden äußeren Objekte, ferner den Geist (Bewußtsein) und die Geistobjekte:
1. Sehorgan (Auge) | 7. Sehobjekt (Form) |
2. Hörorgan (Ohr) | 8. Hörobjekt (Ton) |
3. Riechorgan (Nase) | 9. Riechobjekt (Duft) |
4. Schmeckorgan (Zunge) | 10. Schmeckobjekt (Saft) |
5. Körper | 11. Körpereindruck |
6. Geist-Grundlage (manāyatana) | 12. Geistobjekt (dhamma) |
Sechs eigene Grundlagen gibt es: Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körper und Geistgrundlage. Sechs äußere Grundlagen gibt es: Form, Ton, Duft, Saft, Körpereindruck, Geistobjekt.
(1.-5.) Dem Abhidhamma zufolge ist hier unter den ersten fünf ,eigenen Grundlagen’, d. i. den Sinnenorganen, lediglich die betreffende Sinnensensitvität (z. B. die Sehnerven) zu verstehen und nicht der gesamte Augenball usw.
(1) In Vibh. II heißt es: „Was ist da die Augengrundlage (cakkhāyatana)? Das ein sensitives Organ (pasāda) bildende, auf den vier Hauptelementen beruhende, im persönlichen Dasein eingeschlossene, selber nicht sichtbare (denn das Sichtbare besteht bloß in Farbenempfindungen!), sinnlichreagierfähige (sappatigha) Auge, vermittels dessen man gesehen hat, sieht und sehen wird und sehen mag . . dieses bezeichnet man als die Augengrundlage, als Augenelement (cakkhudhātu), Augensinn (cakkh’indriya), Augentor (cakkhudvāra) usw."
Siehe ferner Wtb. (unter āyatana) und Vis. XV.
Dem Ehrwürdigen Sāriputta wird in Vis. XIV folgender Vers zugeschrieben:
- „Das sensitive Sehorgan,
- Mit dem die Formen man erkennt,
- Ist äußerst winzig, äußerst klein
- Und gleicht dem Kopfe einer Laus.
(6) Die Geistesgrundlage (manāyatana) ist ein Sammelname für Seh-, Hör-, Riech-, Schmeck-, Körperbewußtsein-, Geist-Element (mano-dhātu, s. Kap. 188) und Geistbewußtseins-Element (s. Kap. 188), mit anderen Worten, für das gesamte Bewußtsein überhaupt.
(7) Als Sehobjekt wird in Dhs. 617-20 erklärt „das als Farbe erscheinende, auf das Sehorgan reagierende physische Phänomen Blau, Gelb, Rot, Licht, Dunkel . . . wodurch bedingt, und abhängig von dem Sehorgan, der Seheindruck entsteht."
(12) Als Geistobjekt (dhamma) werden erklärt: Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen, alle nicht sichtbare und nicht sinnlich-reagierfähige, im Geistobjekt einbegriffene Körperlichkeit, ferner das unerschaffene Element. Unter der hier erwähnten Körperlichkeit hat man zu verstehen: Weiblichkeit, Männlichkeit, Lebensfähigkeit, körperlicher und sprachlicher Ausdruck, stoffliche Nahrung usw. (Dhs. 596).
Das in der Geistgrundlage eingeschlossene ,Unterbewußte’ (bhavanga) gilt als das Entstehungstor (dvāra) des Geistbewußtseins (s. Kap. 188), während die fünf physischen Sinnenorgane die Entstehungstore für die fünf Arten des Sinnenbewußtseins bilden.
Bedingt entstanden ist das Bewußtsein, und ohne die Bedingung kommt es nicht zum Entstehen des Bewußtseins. Auf Grund welcher Bedingung nun auch immer das Bewußtsein zum Entstehen kommt, danach wird es jedesmal benannt: Durch Sehorgan und Formen bedingt entsteht Bewußtsein: das nennt man das Sehbewußtsein. Durch Hörorgan und Töne bedingt entsteht Bewußtsein: Das nennt man das Hörbewußtsein. Durch Riechorgan und Düfte bedingt entsteht Bewußtsein: Das nennt man das Riechbewußtsein. Durch Schmeckorgan und Säfte bedingt entsteht Bewußtsein: Das nennt man das Schmeckbewußtsein. Durch Körper und Körpereindruck bedingt entsteht Bewußtsein: Das nennt man das Körperbewußtsein. Durch Geist und Geistobjekte bedingt entsteht Bewußtsein: Das nennt man das Geistbewußtsein.