- Einleitung
- I. Die Körperlichkeitsgruppe (rūpa-kkhandha)
- II. Die Bewußtseinsgruppe (viññāna-kkhandha)
- III. Die Gefühlsgruppe (vedanā-kkhandha)
- IV. Die Wahrnehmungsgruppe (saññā-kkhandha)
- V. Die Formationengruppe (sankhāra-kkhandha)
- Erklärung der 5 Daseinsgruppen mit Hinsicht auf Vergangenheit usw.
- Einzelheiten über die 5 Daseinsgruppen
Ist nun der Mönch auf solche Weise mit der - durch den erlangten Segen der Höheren Geisteskräfte gefestigteren - Entfaltung der Sammlung (samādhi-bhāvanāya) ausgestattet und hat so in jeder Weise die Sammlung (samādhi) entfaltet, die angedeutet ist durch das Stichwort 'Geist' (citta-sīsena) in dem Ausspruche: "Der weise Mann, der, sittlich fest, den Geist entfaltet und das Wissen", so hat er unmittelbar darauf das Wissen (paññā) zu entfalten. Da es nun bei dieser kurzen Anweisung nicht leicht ist, dieses zu verstehen, geschweige denn zu entfalten, so sind, um dieses ausführlich darzulegen, folgende Fragen aufzuwerfen:
- Was ist Wissen?
- In welchem Sinne ist Wissen zu verstehen?
- Welches sind Merkmal, Wesen, Äußerung und Grundlage des Wissens?
- Wieviele Arten des Wissens gibt es?
- Wie ist das Wissen zu entfalten? (erkl. XIV-XXII.)
- Was ist der Segen der Wissensentfaltung? (erkl. XXIII.)
Wissen ist mannigfaltig und von verschiedener Art. Eine Antwort zu versuchen, um dies alles darzustellen (vibhāvayitum), möchte nicht den beabsichtigten Sinn klarmachen und überdies zur Verwirrung führen. Daher erklären wir bloß mit Rücksicht auf das hier gemeinte Wissen:
Wissen (paññā) ist die mit einem karmisch heilsamen (kusala) Bewußtseinsmomente verbundene Hellblick-Erkenntnis (vipassanā-ñāna).
(Ein ganz identischer Abschnitt über 'Sammlung' findet sich zu Beginn des
III. Teiles.)
Wissen (paññā) hat den Sinn von 'scharfem Erkennen' (pajānana).
Und was ist dieses scharfe Erkennen?
Es ist das sich von den Wissensarten des Wahrnehmens (sañ-jānana) und des Bewußtwerdens (vijānana) Unterscheidende vielartige Erkennen (nānappakārato jānana). Denn obgleich Wahrnehmung (sañ-ñā), Bewußtsein (vi-ññāna) und Wissen (pa-ññā) im Sinne von Erkennen sich gleich sind, so besteht doch die Wahrnehmung (saññā) bloß im Erkennen der Objekte als blau, gelb (usw.), vermag aber die Durchdringung der Daseinsmerkmale, wie Vergänglichkeit, Elend und Unpersönlichkeit nicht herbeizuführen.
Das Bewußtsein (viññāna) dagegen erkennt sowohl das Vorstellungsobjekt als blau, gelb (usw.), als auch führt es die Durchdringung der Daseinsmerkmale herbei, nicht aber vermag es sich aufzuraffen und die Verwirklichung der Pfade herbeizuführen.
Das Wissen (paññā) aber erkennt in der besagten Weise sowohl das Objekt als auch führt es die Durchdringung der Merkmale herbei, als auch bringt es bei Anstrengung die Verwirklichung der Pfade (des Stromeingetretenen, Einmalwiederkehrenden, Niewiederkehrenden und Heiligen) zustande.
Angenommen, drei Menschen -
betrachten einen auf dem Wechslertische liegenden Haufen Geldstücke.
Von diesen Dreien nun erkennt das Kind bloß, daß die Geldstücke bunt, schön, lang, viereckig oder rund sind, nicht aber weiß es, daß sie für die Menschen von Vorteil und Nutzen sind und von ihnen als wertvoll betrachtet werden.
Der Bauer aber erkennt sowohl, daß sie bunt, schön u. dgl. sind, als auch weiß er, daß sie für die Menschen von Vorteil und Nutzen sind und von ihnen als wertvoll betrachtet werden, nicht aber weiß er sie zu unterscheiden: 'Dieses Stück ist echt, dieses falsch, dieses hat nur halben Wert.'
Der Geldwechsler aber erkennt alle diese Dinge; aber außerdem erkennt er auch, wenn er ein Geldstück betrachtet oder anschlägt oder seinen Klang hört, seinen Geruch und Geschmack empfindet oder es in der Hand hält: 'In dem und dem Dorfe oder Marktstädtchen oder der und der Stadt oder an dem und dem Berge oder Flußufer wurden diese hergestellt; auch erkennt er genau, daß es von dem oder dem Meister hergestellt wurde.
Genau so hat man diese Sache hier zu betrachten.
Die Wahrnehmung nämlich ist wie das Anblicken der Geldstücke durch das geistig noch unentwickelte Kind, insofern die Wahrnehmung bloß die äußere Erscheinung des Objektes als blau usw. erfaßt.
Das Bewußtsein ist wie das Anblicken der Geldstücke durch den Bauer (gāmika-purisassa), insofern das Bewußtsein nicht nur die äußere Erscheinung des Objektes als etwas Blaues usw. erfaßt, sondern auch außerdem noch die Durchdringung der Daseinsmerkmale herbeiführt.
Das Wissen ist wie das Anblicken der Geldstücke durch den Wechsler, insofern nämlich das Wissen nicht nur die äußere Erscheinung des Objektes als etwas Blaues usw. erfaßt und die Durchdringung der Daseinsmerkmale herbeiführt, sondern auch außerdem noch die Verwirklichung er Pfade zustande bringt.
Somit hat man das sich von den Wissensarten des Wahrnehmens und Bewußtwerdens unterscheidende vielartige Erkennen als das 'scharfe Erkennen' (pajānana) aufzufassen. Aus diesem Grund eben wurde gesagt, daß 'Wissen' (paññā) im Sinne von 'scharfem Erkennen' zu verstehen sei.
Nicht ist aber, wo immer Wahrnehmung und Bewußtsein bestehen, auch immer jenes Wissen anzutreffen. Ist es aber da, so kann man es von jenen Dingen nicht trennen. Da man aber jene Dinge nicht sondern und nicht sagen kann: 'Dies ist die Wahrnehmung (saññā), dies das Bewußtsein (viññāna), dies das Wissen (paññā)', so ist eben das Wissen, weil man es von jenen Dingen nicht trennen kann, gar subtil und schwer zu erkennen.
Darum auch sagt der ehrwürdige Nāgasena (Mil.I.p.263, Ny.): "Etwas Schwieriges, o König, hat der Erhabene vollbracht." "Was ist aber, ehrwürdiger Nāgasena, das Schwierige, das der Erhabene vollbracht hat?" "Etwas Schwieriges, o König, hat der Erhabene vollbracht, indem er die bei ein und demselben Objekte entstehenden unkörperlichen Dinge, wie Bewußtsein und geistige Erscheinungen, festgelegt hat:
- Dies ist der Bewußtseinseindruck (phassa)
- dies das Gefühl (vedanā)
- dies die Wahrnehmung (saññā)
- dies der Wille (cetanā)
- dies das Bewußtsein (viññāna)
Was dies anbetrifft, so hat das Wissen das Durchdringen der eigenen Natur der Dinge zum Merkmal.
Sein Wesen besteht darin, das die wahre Natur der Dinge verhüllende Dunkel der Verblendung zu zerteilen,
seine Äußerung in Unverblendung,
seine Grundlage aber in der Sammlung (samādhi), gemäß den Worten: "Der Gesammelte erkennt und sieht die Dinge der Wirklichkeit gemäß."
[Auch gemäß der Dreiereinteilung des Achtfachen Pfades in: Sittlichkeit, Sammlung, Wissen; wonach Sittlichkeit die Grundlage der Sammlung bildet, Sammlung aber die Grundlage des Wissens.]
A. Hinsichtlich des Merkmals des Durchdringens der wahren Natur der Dinge (dhamma-sabhāva-pativedha) ist es bloß von einer Art.
B. Von zweierlei Art ist es:
- als weltlich oder überweltlich;
- als den Trieben ausgesetzt oder triebfrei usw.(sāsavānāsavādi);
- als Feststellen des Geistigen oder Körperlichen;
- als von Frohsinn begleitet oder von Gleichmut begleitet;
- als Stufe des Erkennens oder Stufe der Geistesentfaltung.
C. Von dreierlei Art ist es als
- auf Nachdenken (cintā),
- auf Lernen (suta) oder
- auf Geistesentfaltung (bhāvanā) beruhend;
ebenso
- als mit begrenztem,
- als mit entfaltetem oder
- als mit unermeßlichem Objekte verbunden;
- als Bewandertsein im Gewinn,
- im Verlust und
- in den rechten Mitteln;
- als auf einen selber gerichtet,
- als nach außen gerichtet,
- als auf einen selber und nach außen gerichtet.
D. Von viererlei Art ist es
- als Erkenntnis der vier Wahrheiten und
- als die vier Analytischen Wissen.
A. Hiervon ist der Sinn des Einerteiles klar.
B. Zweierteil:
1. Zweiergruppe: "weltlich" (lokiya) ist soviel wie: mit dem weltlichen Pfade verbunden; "überweltlich" (lokuttara) soviel wie: mit dem überweltlichen Pfade verbunden. Somit ist Wissen von zweierlei Art: weltlich oder überweltlich.
2. Zweiergruppe: "den Trieben ausgesetzt" (sāsava) ist soviel wie: 'für die Triebe ein Objekt bildend'; "triebfrei" (anāsava) soviel wie: 'kein Objekt für die Triebe (āsava) bildend'.
Dem Sinne nach ist diese Zweiergruppe gleichbedeutend (mit der vorhergehenden, d.i.) weltlich bzw. überweltlich. Die gleiche Methode gilt für die Zweiergruppe "mit Trieben verbunden" (sāsava) und "unverbunden mit Trieben" (anāsava). Auf diese Weise ist das Wissen von zweierlei Art: den Trieben ausgesetzt oder triebfrei usw. ('usw.' bezieht sich auf alle die weiteren derartigen Paare von Aussprüchen wie 'mit Trieben verbunden ... unverbunden ...' usw.; s.Dhs. §§ 1448-59.)
3. Zweiergruppe: als "das das Geistige feststellende Wissen" (nāma- vavatthāpana-paññā) gilt jenes Wissen, das der den Hellblick (vipassanā) zu entfalten Wünschende besitzt beim Feststellen der vier unkörperlichen Daseinsgruppen (Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen, Bewußtsein); als "das das Köperliche feststellende Wissen (rūpa)" gilt das Wissen beim Feststellen des Körperlichen. Somit ist das Wissen von zweierlei Art: das Geistige feststellend oder das Körperliche feststellend.
4. Zweiergruppe: "Von Frohsinn begleitet" ist das Wissen in 2 karmisch heilsamen (kusala) Bewußtseinsmomenten der Sinnensphäre (Tab. 1 u. 2); ferner in den 16 mit den vier Vertiefungen (Tab. 9-12) der Fünfereinteilung (d.i. den 3 Vertiefungen nach der in den Sitten üblichen Vierereinteilung) begleiteten (4) Pfadbewußtseinsmomenten (Tab. 18 bis 21). "Von Indifferenz begleitet" ist es in 2 karmisch heilsamen Bewußtseinsmomenten der 'Sinnensphäre (5 u. 6) und in den mit der fünften Vertiefung (Tab. 13) verbundenen Pfadbewußtseinsmomenten. Somit ist das Wissen von zweierlei Art: von
5. Zweiergruppe: als "Stufe des Erkennens" (dassana-bhūmi) gilt das Wissen des ersten Pfades (des Stromeingetretenen: 18), als "Stufe der Entfaltung" (bhāvanā-bhūmi) gilt das Wissen der drei übrigen Pfade (19-21). Somit ist das Wissen von zweierlei Art: Stufe des Erkennens und Stufe der Entfaltung.
C. Dreierteil:
1. Dreiergruppe: "Auf Nachdenken beruhend" (cintā-mayā) ist dasjenige Wissen, das man, ohne es von anderen gelernt zu haben, erlangt hat; dadurch nämlich, daß man es durch eigenes Nachdenken zustande gebracht hat. -
"Auf Lernen beruhend" (suta-mayā) ist dasjenige Wissen, das durch das Lernen von anderen erlangt wurde, dadurch nämlich, daß es auf Grund des Lernens zustande gekommen ist. -
"Auf Geistesentfaltung beruhend" (bhāvanā-mayā). ist dasjenige Wissen, das auf diese oder jene Weise durch Geistesentfaltung zustande gekommen ist und die Volle Sammlung erreicht hat. -
Es wurde nämlich gesagt (Vibh. XVI): "Was ist hierbei das auf Nachdenken beruhende Wissen" (cintā-mayā paññā)? Sei es auf dem Gebiete einer mit Hingebung ausgeübten Arbeit oder Kunst oder Wissenschaft, oder sei es (das Wissen von der) Karma-Eignerschaft oder von der Übereinstimmung mit der Wahrheit oder (das Wissen,) daß Körper, Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewußtsein vergänglich sind - was hierbei besteht an (mit der Wahrheit) übereinstimmender Auffassung, an Ansicht, über Dinge (oder Ideen): - solches Wissen nennt man, sofern man es nicht durch andere erfahren hat, auf Nachdenken beruhend. Hat man es aber durch andere erfahren, so nennt man es auf Lernen beruhendes Wissen (suta-mayā paññā). Das Wissen des in die Vertiefung Eingetretenen aber nennt man das auf Geistesentfaltung beruhende Wissen (bhāvanā-mayā paññā). Auf diese Weise ist das Wissen von dreierlei Art: auf Nachdenken, Lernen oder Geistesentfaltung beruhend.
2. Dreiergruppe: Als "mit begrenztem Objekte verbunden" gilt das mit Rücksicht auf die Sinnendinge entstandene Wissen, als "mit entfaltetem Objekte verbunden" das mit Rücksicht auf die Dinge der Feinkörperlichen oder Unkörperlichen Sphäre entstandene Wissen; solches Wissen gilt als der weltliche Hellblick (lokiya-vipassanā). Als "mit unermeßlichem Objekte verbunden" gilt das mit Rücksicht auf das Nirwahn entstandene: Wissen; und dieses gilt als der überweltliche Hellblick (lokuttara-vipassanā)." Auf diese Weise ist das Wissen von dreierlei Art: begrenzt, entfaltet oder unermeßlich.
3. Dreiergruppe: "Gewinn" (āya) bezeichnet Zunahme. Diese ist von zweierlei Art: Schwinden des Unheilsamen und Aufsteigen des Heilsamen. Das Bewandertsein darin gilt als das Bewandertsein im Gewinn (āya-kosalla). Wie es heißt (Vibh. XVI): "Was ist da das Bewandertsein im Gewinn? In dem diese Dinge Erwägenden gelangen die noch unaufgestiegenen unheilsamen Dinge nicht zum Aufsteigen, und die aufgestiegenen unheilsamen Dinge schwinden. Oder aber, in dem diese Dinge Erwägenden gelangen die noch unaufgestiegenen heilsamen Dinge zum Aufsteigen und die aufgestiegenen heilsamen Dinge gelangen zu Wachstum, Größe und voller Entfaltung. Was bei dieser Gelegenheit an Wissen, Erkennen... an Unverblendung, Wahrheitserforschung und rechter Erkenntnis besteht, das nennt man das Bewandertsein im Gewinn." - "Verlust" (apāya) aber bezeichnet Abnahme. Diese ist von zweierlei Art: Abnahme des Heilsamen und Aufsteigen des Unheilsamen. Das Bewandertsein darin gilt als das Bewandertsein im Verlust (apāya-kosalla). Wie es heißt (Vibh. XVI): "Was ist hierbei das Bewandertsein im Verlust? In dem diese Dinge Erwägenden gelangen die noch unaufgestiegenen heilsamen Dinge nicht zum Aufsteigen usw." - Als das "Bewandertsein in den rechten Mitteln" (upāya-kosalla) aber gilt das überall im rechten Augenblick wirksame, auf der Stelle aufsteigende Verständnis für die rechten Mittel und die Entfaltungswege für diese oder jene Dinge. Wie es heißt: "Alles Wissen von den rechten Mitteln gilt als das Bewandertsein in den rechten Mitteln" (ib.).
Auf diese Weise ist das Wissen von dreierlei Art: Bewandertsein im Gewinn, im Verlust und in den rechten Mitteln.
4. Dreiergruppe: Als "auf einen selber gerichtet" gilt das auf die eigenen Daseinsgruppen sich beziehende Hellblick-Wissen, als "nach außen gerichtet" das auf die Daseinsgruppen eines anderen oder auf äußere leblose körperliche Dinge gerichtete Hellblick-Wissen, als "auf einen selber und nach außen gerichtet" das auf beides sich beziehende Wissen. Auf diese Weise ist das Wissen von dreierlei Art.
D. Viererteil:
1. Vierergruppe: Als "Erkenntnis des Leidens" gilt die hinsichtlich der Leidenswahrheit' entstandene Erkenntnis, als "Erkenntnis der Leidensentstehung" die hinsichtlich der Leidensentstehung entstandene Erkenntnis, als "Erkenntnis der Leidenserlöschung" die hinsichtlich der Leidenserlöschung entstandene Erkenntnis, als "Erkenntnis des zur Leidenserlöschung führenden Pfades" die hinsichtlich dieser Wahrheit entstandene Erkenntnis. Auf diese Weise ist das Wissen hinsichtlich der 4 Wahrheiten (sacca) von viererlei Art.
2. Vierergruppe: als die "vier Analytischen Wissen" (patisambhidā) gelten die vier Erkenntnisse, bestehend im Wissen von der Bedeutung usw. Es wurde nämlich gesagt (Vibh. XV):
a. "Die Erkenntnis des wahren Wissens gilt als das "Analytische Wissen von der Bedeutung" (attha-patisambhidā);
b. die Erkenntnis von der Gesetzmäßigkeit gilt als das "Analytische Wissen vom Gesetze" (dhamma-patisambhidā);
c. die hierauf sich beziehende Erkenntnis der Sprache gilt als das "Analytische Wissen von der Sprache" (nirutti-patisambhidā);
d. die Erkenntnis dieser Erkenntnisse aber gilt als das "Analytische Wissen von der Schlagfertigkeit" (patibhāna-patisambhidā).
a. (Das Analytische Wissen von der Bedeutung: (attha-patisambhidā). Hierunter nun ist "attha" (skr. artha, ar erreichen; Ergebnis, Bedeutung, Sinn, Zweck, wahres Wesen), kurz gesagt, die Bezeichnung von 'Ergebnis' einer Ursache (hetu-phala). Weil nämlich das Ergebnis einer Ursache durch Festhalten an der Ursache sich ergibt (ariyati, ar), erreicht und erwirkt wird, darum nennt man es das Ergebnis. Ausführlich aber hat man unter 'attha' (wahrem Wesen, Ergebnis) fünf Dinge zu verstehen, nämlich: alles durch Bedingungen Entstandene, das Nirwahn, die Wortbedeutung, die karmische Wirkung (vipāka) und die karmisch neutrale Funktion (kiriya). Jene mannigfache vielartige Erkenntnis, die dem hierüber Nachdenkenden eignet, gilt als das Analytische Wissen von der Bedeutung (attha).
b. (Das Analytische Wissen vom Gesetz: dhamma-patisambhidā.) Dhamma (skr. dharma, dhar tragen; 'Träger', Bedingung, Gesetz, Gesetzmäßigkeit, Daseinsphänomen, Ding) ist kurz gesagt, eine Bezeichnung für 'paccaya', Bedingung. Weil nämlich eine Bedingung dies oder das festigt (dhā) oder erzeugt, oder erreichen läßt, darum wird sie als dhamma bezeichnet. Ausführlich aber sind fünf Dinge als 'dhamma' aufzufassen: jede ein Ergebnis erzeugende Ursache (hetu), der edle Pfad, das gesprochene Wort, das karmisch Heilsame, das karmisch Unheilsame. Jene mannigfaltige Erkenntnis, die dem über diesen 'dhamma' Nachdenkenden eignet, gilt als das Analytische Wissen vom Gesetze. Genau derselbe Sinn nämlich wird im Abhidhamma (1.c.) angegeben und in der folgenden Weise auseinandergesetzt:
"Die Erkenntnis des Leidens gilt als das Analytische Wissen von der Bedeutung (attha-patisambhidā), die Erkenntnis von der Leidensentstehung als das Analytische Wissen vom Gesetze (dhamma-patisambhidā). Die Erkenntnis der Ursache gilt als das Analytische Wissen vom Gesetze, die Erkenntnis vom Ergebnis der Ursache als das Analytische Wissen von der Bedeutung. Die Erkenntnis jener Dinge, die geboren, geworden, gezeugt, entstanden und aufgestiegen sind, diese gilt als das Analytische Wissen von der Bedeutung; die Erkenntnis jener Dinge aber, durch die diese Dinge geboren, geworden, gezeugt, entstanden und aufgestiegen sind, diese gilt als das Analytische Wissen vom Gesetze. Die Erkenntnis des Alterns und Sterbens gilt als das Analytische Wissen von der Bedeutung, die Erkenntnis von der Entstehung von Altern und Sterben als das Analytische Wissen vom Gesetze. Die Erkenntnis von der Aufhebung der Karmaformationen gilt als das Analytische Wissen von der Bedeutung, die Erkenntnis von dem zur Aufhebung der Karmaformationen führenden Pfade aber als das Analytische Wissen vom Gesetze. Wenn da der Mönch das Gesetz kennt, die Lehrreden, vermischte Prosa .... oder die Erklärungen, so wird das als das Analytische Wissen vom Gesetze bezeichnet; daß da aber einer die Bedeutung dieser oder jener Rede erkennt: 'Das ist jener Rede Sinn', solches wird als das Analytische Wissen von der Bedeutung bezeichnet. Das Analytische Wissen vom Gesetze besteht in der Erkenntnis solcher Dinge wie in dem Ausspruch (Dhs. § 1): "Welche Dinge sind da karmisch heilsam? Zu einer Zeit, wo ein karmisch heilsamer Bewußtseinsmoment der Sinnensphäre aufgestiegen ist.... diese Dinge sind karmisch heilsam usw.; die Erkenntnis von der Wirkung dieser Dinge aber gilt als das Analytische Wissen von der Bedeutung usw."
c. (Das Analytische Wissen von der Sprache: nirutti-patisambhidā) "Die hierauf sich beziehende Kenntnis der Sprache des Gesetzes": mit diesem Ausdruck ist gemeint die wirklichkeitsgemäße Sprache und nie fehlgehende Ausdrucksweise hinsichtlich dieser Bedeutung und dieses Gesetzes. Daß da Einer, während man über jene Dinge plaudert, redet und Äußerungen tut, jene Rede, Plauderei und Äußerung vernehmend weiß: 'Dies ist die wirklichkeitsgemäße Sprache, dies ist nicht die wirklichkeitsgemäße Sprache': - solche vielartige Erkenntnis der Wurzelsprache (mūla-bhāsā) aller Wesen, d.i. jener als Gesetzessprache bezeichneten wirklichkeitsgemäßen Māgadhasprache, diese Erkenntnis gilt als das Analytische Wissen von der Sprache. Hört z.B. der mit dem Analytischen Wissen von der Sprache Ausgestattete solche Worte wie 'phasso vedanā', so weiß er: 'Dies ist die wirklichkeitsgemäße Sprache'; hört er aber 'phassā vedano', so weiß er: 'Dies ist nicht die wirklichkeitsgemäße Sprache.'
d. (Das Analytische Wissen von der Schlagfertigkeit: patibhāna-patisambhidā) "Erkenntnis der Erkenntnisse" ist die die Erkenntnisse zum Objekt habende Erkenntnis, die demjenigen eignet, der allerwärts die Erkenntnis zum Objekt nimmt und sie betrachtet. Oder, das Analytische Wissen von der Schlagfertigkeit (patibhāna-patisambhidā) bedeutet die Erkenntnis jener obengenannten Erkenntnisse in allen Einzelheiten, mit ihren Objekten, Funktionen usw.
Diese vier Analytischen Wissen verteilen sich auf zwei Stufen:
Bei den Hauptjüngern und den großen Jüngern befinden sie sich auf der Stufe der der Schulung Entwachsenen; bei dem Ordensälteren Ananda, dem Hausvater Citta, dem Anhänger Dhammika, dem Hausvater Upāli, der Anhängerin Khujjuttarā usw. befinden sie sich auf der Stufe der Schulungbeflissenen.
Wenn nun auch diese vier Analytischen Wissen sich auf zwei Stufen verteilen, so zeigen sie sich jedoch klar und deutlich bei fünf Gelegenheiten:
Darunter bedeutet:
Andere aber sagen:
"Früh're Übung, Wissensfülle,
Sprachenkenntnis, Überlief'rung,
Ernstes Forschen und Verwirklichung,
Einen Meister noch zur Stütze,
Edle Freunde außerdem:
Der Analyt'schen Wissen vier
Sind dies die acht Bedingungen."
Hierbei nun ist:
Was die obigen Bedingungen anbetrifft, so erlangen die Erleuchteten und Einzelerleuchteten auf Grund der altherkömmlichen Übung und auf Grund der Verwirklichung die vier Analytischen Wissen, die Jünger aber auf Grund aller dieser Bedingungen. Für die Erlangung der Analytischen Wissen aber gibt es keine gesonderte Übung. Die Schulungsbeflissenen erlangen die Analytischen Wissen im Augenblicke der als Frucht (d.i. Ergebnisse der 3 unteren Heiligkeitspfade) der Schulungsbeflissenen geltenden Erlösung (von den 3 bzw. 5 niederen Fesseln). Denn wie bei den Vollendeten die zehn Kräfte, so kommen bei den edlen Jüngern eben bloß auf Grund der edlen Frucht die Analytischen Wissen zustande. Und mit Hinsicht auf diese Analytischen Wissen wurde gesagt, daß sie von viererlei Art seien.
Den Boden dieses Wissens bilden verschiedenerlei Dinge, wie die Gruppen, Grundlagen, Elemente, Fähigkeiten, Wahrheiten, die Bedingte Entstehung usw. (d.i. die bedingt entstandenen Dinge).
Seine Wurzel besteht in den zwei Arten der Reinheit:
Sein Rumpf wird gebildet durch 5 Arten der Reinheit:
Hat man aber durch Lernen und Befragen sein Wissen in jenen den Boden bildenden Dingen geübt, so möge man die beiden die Wurzel bildenden Reinheiten (der Sittlichkeit und des Geistes) zustande bringen und entfalten, darauf die den Rumpf bildenden 5 Reinheiten. Dies ist die kurze Darstellung hiervon. Die ausführliche Darlegung aber ist folgende: -
In dem Ausspruche, daß verschiedenerlei Dinge, wie die Gruppen usw., den Boden des Wissens bilden, in diesem Ausspruche hat man unter den Gruppen die fünf Daseinsgruppen zu verstehen, nämlich die
- Körperlichkeitsgruppe,
- Gefühlsgruppe,
- Wahrnehmungsgruppe,
- Formationengruppe und
- Bewußtseinsgruppe.