Itivuttakam 90 - 99 - [Pali Version]

5. Pañcama Vagga

90. Höchste Zufriedenheit - 1. Aggappasāda Sutta

Diese drei höchsten Zufriedenheiten gibt es. Welche drei? Was es auch an Wesen gibt, an Fußlosen, Zweifüßern, Vierfüßern, Vielfüßern, an formhaften, formlosen, bewußten, unbewußten, weder bewußten noch unbewußten, als höchstes unter ihnen gilt der Vollendete, Heilige, Vollkommen Erwachte. Die mit dem Erwachten zufrieden sind, sind mit dem Höchsten zufrieden. Die aber mit dem Höchsten zufrieden sind, denen wird höchster Lohn.

Was es auch an gestalteten und ungestalteten Dingen gibt, als höchstes unter ihnen gilt die Entreizung, die Dünkelzerstörung, die Löschung tes Dürsten, die Vernichtung des Anlehnens, das Abschneiden des Kreisens, die Durstversiegung, Entreizung, Auflösung, eben das Nirvana. Die nun bei der Lehre der Entreizung zufrieden sind, die sind mit dem Höchsten zufrieden. Die aber mit dem Höchsten zufrieden sind, denen wird höchster Lohn.

Was es auch an Gemeinden und Gruppen gibt, als Höchstes unter ihnen gilt die Jüngergemeinde des Vollendeten: die vier Paare von Menschen nach acht Arten. Das ist die Jüngergemeinde, die Opfer und Spende, Gabe und Gruß verdient, beste Stätte der Welt für Verdienst ist. Die nun bei dieser Gemeinde zufrieden sind, die sind mit dem Höchsten zufrieden. Die aber mit dem Höchsten zufrieden sind, denen wird höchster Lohn.

Diese drei höchsten Zufriedenheiten gibt es.
 

Mit Höchstem wer zufrieden ist,
die höchste Lehre, wer versteht,
zufrieden mit Erwachtem,
der die höchste Gabe da verdient,

 

zufrieden mit der Lehre wen,
entreizt, die Ruhe höchst beglückt,
zufrieden mit der Jüngerschar,
dem besten Boden für Verdienst,

 

wer Höchstem seine Gabe reicht:
Verdienst, das höchste, wohl erwächst,
und langes Leben, Schönheit auch,
und Ruhm und Ruf und Glück und Kraft.

 

Ein Kluger, der dem Höchsten gibt,
in höchster Lehre Frieden fand,
ob Gott geworden er, ob Mensch,
erreichend Höchstes freut er sich.

91. Der Brockenbettler - 2. Jīvika Sutta

(alles = A IV.34 = A V.32)

Das letzte ist es in der Fristung des Lebens, nämlich das Brockenbetteln. Geschmäht wird es in der Welt: "Die Bettelschale in der Hand läufst du herum." Aber eben dessen unterziehen sich Söhne aus den Familien des Heils wegen, um der Heilserreichung willen. Nicht weil sie andernfalls vor Gericht gebracht oder als Räuber ergriffen worden wären, nicht von Schulden oder von Lebensangst bedrückt, auch nicht aus Mangel an Lebensunterhalt, sondern in dem Gedanken: "Versunken sind wir in Geburt, Alter und Tod, in Kummer, Jammer, Schmerz, Gram und Verzweiflung, in Leiden versunken, in Leiden verloren: ach, wenn es doch etwa möglich wäre, dieser ganzen Leidensfülle ein Ende zu machen!"

In solcher Gesinnung ist ein solcher aus dem Hause fort in die Hauslosigkeit gezogen. Und doch ist er habsüchtig voll heftiger Sinnengier, ist gehässigen Herzens übelwollender Gesinnung, vergißt die Achtsamkeit ohne Klarbewußtheit, ist ohne Herzensfrieden zerstreuten Herzens, ist in den Sinnen ungezügelt. Gleichwie etwa ein Feuerscheit am Leichenplatz, an beiden Enden angekohlt und in der Mitte mit Kot beschmiert, weder in Dorf noch Wald dem Zwecke, als Nutzholz verwendet zu werden, dienen kann, ebenso nun auch nenne ich einen solchen Menschen: die häuslichen Genüsse hat er verloren, den Zweck des Asketentums aber nicht erfüllt. (Alles = S 22.80)

 

Der Welt Genuß hat er verlorn,
vergeudet der Askese Zweck,
indem er beides so entbehrt,
geht er zu Grund wie Leichenholz.

 

Weit besser einen Eisenball
verschlingen, der rotglühend ist,
denn milde Speisung nehmen an
als schlechter, sinenloser Mönch.

(Vers 2 = Dhp.308 = It 48


92. Wer die Lehre sieht, sieht mich - 3. Saṅghāṭikaṇṇa Sutta

Mag auch ein Mönch, seinen Mantel ordnungsgemäß haltend, Schritt für Schritt dicht hinter mir gehen, aber er ist habsüchtig voll heftiger Sinnengier, ist gehässigen Herzens übelwollender Gesinnung, vergißt die Achtsamkeit ohne Klarbewußtheit, ist ohne Herzensfrieden zerstreuten Herzens, ist in den Sinnen ungezügelt: dann ist er weit von mir entfernt und ich von ihm. Und aus welchem Grunde? Dieser Mönch sieht ja die Lehre nicht, und wer die Lehre nicht sieht, sieht mich nicht.

Mag auch ein Mönch hundert Meilen entfernt von mir weilen, und er ist nicht habsüchtig voll heftiger Sinnengier, nicht gehässigen Herzens übelwollender Gesinnung, hat gewärtig die Achtsamkeit klarbewußt, hat Herzensfrieden innig geeinigten Herzens, wohlgezügelt in den Sinnen: dann ist er mir doch nahe und ich ihm. Und aus welchem Grunde? Dieser Mönch sieht ja die Lehre, und wer die Lehre sieht, sieht mich. (s. S 22.87)

 

Und wenn er mir auch nahe ist,
der Anspruchsvolle, viel besorgt -
sieh, wie entfernt er mir doch ist:
voll Regung dem, der davon frei,
Wunschloser dem, der davon voll,
der Gierige zum Gierlosen.

 

Wer da die Lehre überblickt,
als Weiser, wer die Lehre kennt,
gleichwie ein See, der windstill ist,
kommt ohne Regung er zur Ruh.

 

Sieh, wie er mir doch nahe ist:
Regloser zu dem Reglosen,
Wunschloser zu dem Wunschlosen,
Gierloser zu dem Gierlosen.

93. Drei Feuer - 4. Aggi Sutta

Diese drei Feuer gibt es. Welche drei? Das Feuer der Reize, das Feuer des Hasses, das Feuer der Verblendung.
(= D 33 III, A VII.43, S 35.28)

 

Reizfeuer brennt die Sterblichen,
sinnlich gereizt Ohnmächtige;
Haßfeuer Übelwollende,
die Menschen, die auf Töten aus;

 

Verblendungsfeuer die verwirrt
der edlen Lehre kundig nicht:
solch' Feuer bei nicht-kennender
persönlichkeitsentzückter Schar,

 

das läßt da Höllen wachsen an,
der Tierheit Schoß, Dämonenreich
und auch, was da Gespensterwelt -
von Maros Fessel unerlöst.

 

Doch die da Tag und Nacht bemüht,
Erwachter Weisung eingedenk,
die löschen Reizesfeuer durch
die Unschönheitsbetrachtung aus,

 

das Hassensfeuer löschen sie,
die Höchsten, durch die Liebe aus,
Verblendungsfeuer weisheitsvoll:
durchbohrend gehen sie voran.

 

Beherrschte löschen Feuer aus,
bei Tag und Nacht ermüdend nicht,
erlöschen selber ohne Rest,
sind restlos über Weh hinaus.

 

Die edlen Seher, wissenstark,
die Weisen, rechter Kunde voll,
Geburtversiegung überschaun;
sie gehn nicht mehr zu neuem Sein.

(dieser Vers = It 95)


94. Obacht - 5. Upaparikkha Sutta

Mehr und mehr mag der Mönch Obacht üben, daß ihm da, wie er Obacht übt, nach außen sein Viññānam nicht zerstreut, nicht zerfahren werde und innen nicht zuständig sei. Dann wird man, ohne Ergreifen unerschütterlich, ein Entstehen und Vergehen von Geburt, Alter, Tod und Leiden nicht mehr finden. (s. M 138)

 

Die Haftensfessel wer verwand,
als Mönch die Leitung schnitt hier ab,
der hat Geburtenkreis versiegt,
nicht gibt's für ihn ein Weitersein.

95. Dreifache Sinnenwelt - 6. Kāmūpapatti Sutta

Dreifache Wiederkehr zur Sinnenwelt gibt es. Welche drei?

Das ist die dreifache Wiederkehr zur Sinnenwelt. (s. D 33 III)
 

Die hängend ab von dem, was kommt,
die Götter selbstgewalt'gen Seins,
die Götter, die da schöpfungsfroh:
das sind die Lust Genießenden.

 

Auf allen Sinnenlustgenuß
in diesem Sein, in jenem Sein,
sei himmlisch oder menschlich er,
verzichtet, wer da Weiser ist.

 

Was liebe Form an Wonne gibt,
den Strom, den schwer man überquert,
wer schneidet ab: erlöschet ganz,
kommt gänzlich über Leid hinaus.

 

Die edlen Seher, wissensstark,
die Weisen, rechter Kunde voll,
Geburtsversiegung überschaun;
sie gehn nicht mehr zu neuem Sein.

(dieser Vers = It 93)


96. Joche - 7. Kāmayoga Sutta

Ans Joch der Sinnlichkeit gejocht, ans Joch des Daseins gejocht, ist man ein Wiederkehrer, kehrt man nach hier zurück. Vom Joch der Sinnlichkeit entjocht, ans Joch des Daseins aber noch angejocht, ist man ein Nichtwiederkehrer, kehrt man nicht mehr nach hier zurück. Von beiden Jochen entjocht, ist man ein Heiliger, Triebversiegter. (s. A IV.131)

 

Ans Sinnenjoch gefesselt und
dazu noch an das Daseinsjoch,
den Kreislauf eilen Wesen durch
und wandern von Geburt zu Tod.

(= A IV.10)

 

Die aber frei von Sinnlichkeit,
jedoch noch nicht sind triebversiegt,
ans Daseinsjoch gefesselt noch:
Nichtwiederkehrer heißt man sie.

 

Die allem Kreislauf sind entrückt, (v. 1.)
wo Stolz versiegt und Wiedersein:
zum andern Ufer sind gelangt,
nachdem die Triebe sind versiegt.

97. Treffliches - Kalyāṇasīla Sutta

Ein Mönch, trefflich in Tugend, trefflich in Eigenschaften, trefflich in Weisheit, heißt in dieser Lehre und Ordnung alleigen, Endiger, Höchster der Menschen.

Wie aber ist ein Mönch trefflich in Tugend. Da ist der Mönch tugendhaft, in reiner Zucht richtig gezügelt, ist er lauter in Handel und Wandel, vor geringstem Fehl auf der Hut kämpft er beharrlich weiter Schritt um Schritt. So ist er trefflich in Tugend.

Und wie ist er trefflich in Eigenschaften? Da entfaltet der Mönch die sieben die Erwachung beflügelnden Dinge und verweilt daran angejocht. So ist er trefflich in Eigenschaften.

Und wie ist er trefflich in Weisheit? Da hat ein Mönch noch zu Lebzeiten die trieblose Gemüterlösung, Weisheiterlösung sich offenbar gemacht und verwirklicht. So ist er trefflich in Weisheit.

Wer derart trefflich in Tugend, Eigenschaften und Weisheit ist, heißt in dieser Lehre und Ordnung alleigen, Endiger, Höchster der Menschen.

 

Wer da in Werk, Gedanke, Wort
nicht das geringste Falsche tut,
wer trefflich so in Tugend ist,
der gilt als Mönch, der schamhaft ist.

 

Wer Eigenschaften hat erweckt,
die zum Erwachen fahren hin,
wer trefflich so in Eigenschaft,
der gilt als Mönch von Hoffart frei.

 

Wer da das Leiden recht versteht,
wer es im Innern ganz versiegt,
wer trefflich so in Weisheit ist,
der gilt als triebbefreiter Mönch.

 

Wer diese Dinge drei besitzt,
wer hemmungsfrei schnitt Zweifel ab,
an ganzer Welt wer nicht mehr hängt,
als Alles-Überwinder gilt.

 


98. Gaben - 9. Dāna Sutta

Diese zwei Gaben gibt es: die materielle Gabe und die Gabe der Lehre. Von diesen beiden Gaben ist die Gabe der Lehre die höchste.

Diese zwei Spenden gibt es: die materielle Spende und die Spende der Lehre. Von diesen zwei Spenden ist die Spende der Lehre die höchste.

Diese zwei Hilfen gibt es: die materielle Hilfe und die Hilfe der Lehre. Von diesen zwei Hilfen ist die Hilfe der Lehre die höchste.
(= It 100 = A II.66)

 

Die Gabe, die man höchste, unvergleichlich nennt,
das Spenden, das gepriesen vom Erhabenen:
wer möchte das, zufrieden ganz mit diesem Feld,
als Weiser, Kenner opfern also nicht zur Zeit?

 

Die beides tuen, reden und auch hören,
im Herz zufrieden mit des Wohlgegangnen Lehre,
die ernsten Sinnes in des Wohlgegangnen Lehre,
die läutern sich zum höchsten Heil.

 


99. Drei Wissen - 10. Tevijja Sutta

Dem Gesetz gemäß zeige ich den Dreiwissenden Brahmanen, nicht bloß auf Gerede und Geschwätz hin. Wie aber?

Da erinnert sich ein Mönch an ein Leben, dann an zwei Leben, an drei, vier, fünf, 10, 20, 30, 40, 50, 100, 1000, 10.000 Leben, dann an die Zeiten während mancher Weltentstehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltvergehungen, dann an die Zeiten während mancher Weltenstehungen-Weltvergehungen: 'Dort war ich, jenen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an, das war mein Stand, das mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende, dort verschieden trat ich anderswo wieder ins Dasein, da war ich nun, diesen Namen hatte ich, jener Familie gehörte ich an, das war mein Stand, das mein Beruf, solches Wohl und Wehe habe ich erfahren, so war mein Lebensende, dort verschieden trat ich anderswo wieder ins Dasein.' So erinnert er sich an manche verschiedene frühere Daseinsform, mit je den eigentümlichen Merkmalen, mit je den eigentümlich Beziehungen.

 

Weiter sodann: Mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden sieht der Mönch die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, er erkennt, wie die Wesen je nach den Taten wiederkehren: 'Diese lieben Wesen sind freilich in Taten, Worten und Gedanken dem Schlechten zugetan, tadeln Edles, haben falsche Ansicht, handeln aus falscher Ansicht. Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, gelangen sie auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in die Hölle. Jene lieben Wesen sind aber in Taten, Worten und Gedanken dem Guten zugetan, tadeln nicht Edles, haben rechte Ansicht, handeln aus rechter Ansicht. Bei der Auflösung des Leibes nach dem Tode gelangen sie auf gute Fährte, in himmlische Welt.' So sieht er mit dem himmlischen Auge.

 

Weiter sodann: Da erlangt der Mönch noch bei Lebzeiten die Triebversiegung, die trieblose Gemüterlösung, Weisheiterlösung, nachdem er sie selbst überblickt und verwirklicht hat.

Diese drei Wissen hat er errungen, das Nichtwissen zerteilt, das Wissen gewannen, das Dunkel zerteilt, das Licht gewonnen, wie er da ernsten Sinnes, angestrengt, unermüdlich verweilt.

So zeige ich dem Gesetz gemäß den Dreiwissenden Brahmanen, nicht bloß auf Gerede und Geschwätz hin.
(alles = A III.58/9 m. Ä.)

 

Vergangen Dasein, wer das kennt,
so Unterwelt wie Oberwelt
und die Geburten hat versiegt,
ist Denker reif im Überblick.

 

Durch diese drei der Wissen wird
Dreiwissender ein Brahmana,
ihn nenne drum dreiwissend ich,
was sonst man sagt, ist nur Geschwätz.

(alles = A III.58/9 = S 7.9, ohne 2 letzte Zeilen; Vers 1 Z. 1-3 = M.98 = Sn 647

= Dhp.423; ein weiterer Vers vor beiden ist ein Zusatz in einigen Mss. des It.)


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