1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Kosambī, im Ghosita-Kloster.
2. Und der Erhabene kleidete sich am frühen Morgen an, nahm Gewand und Schale und begab sich nach Kosambī um Almosenspeise. Nachdem er in Kosambī um Almosenspeise gegangen war, nach Rückkehr vom Almosengang, nach dem Mahle, ordnete er selber seinen Wohnraum. Dann nahm er Gewand und Schale, und, ohne es den ihm aufwartenden Mönchen mitzuteilen, ohne die Mönchsgemeinde zu verständigen, begab er sich allein, ohne Begleitung, auf die Wanderschaft.
3. Und ein gewisser Mönch, der gerade kürzlich vom Erhabenen zurückgekehrt war, begab sich zum Ehrwürdigen Ānanda und sprach zu ihm also: "Laßt uns gehen, Bruder Ānanda! Es hat der Erhabene, nachdem er seinen Wohnraum geordnet, Gewand und Schale genommen, und, ohne es den ihm aufwartenden Mönchen mitzuteilen, ohne die Mönchsgemeinde zu verständigen, hat er sich allein, ohne Begleitung, auf die Wanderschaft begeben."
4. "Zu einer Zeit, o Bruder, wenn der Erhabene, nachdem er selber seinen Wohnraum geordnet, Gewand und Schale genommen, und, ohne es den ihm aufwartenden Mönchen mitzuteilen, ohne die Mönchsgemeinde zu verständigen, sich allein, ohne Begleitung, auf die Wanderschaft begibt: zu solcher Zeit wünscht der Erhabene allein zu bleiben. Nicht soll ihm zu solcher Zeit irgend jemand nachfolgen."
5. Der Erhabene nun, allmählich weiterwandernd, gelangte zum Pārileyya-Walde. Dort nun im Pārileyya-Walde weilte der Erhabene am Fuße eines Bhadda-Sāl-Baumes.
6. Es begab sich da eine Anzahl Mönche zum Ehrwürdigen Ānanda, und nach Austausch freundlicher, höflicher Begrüßung setzten sie sich zur Seite nieder.
7. Seitwärts sitzend sprachen jene Mönche zum Ehrwürdigen Ānanda also: "Lange ist es her, Bruder Ānanda, seit wir aus dem Munde des Erhabenen ein Lehrgespräch gehört haben. Gerne möchten wir, Bruder Ānanda, aus dem Munde des Erhabenen ein Lehrgespräch hören."
8. Es begab sich da nun der Ehrwürdige Ānanda zusammen mit diesen Mönchen zum Erhabenen, zum Pārileyya-Walde, zum Fuße jenes Sāl-Baumes. Dort angekommen begrüßten sie den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder.
9. Und der Erhabene belehrte da, unterwies, erfreute und erheiterte diese Mönche durch ein Lehrgespräch.
10. Da stieg einem gewissen Mönch in seinem Geiste diese Erwägung auf: 'Wie wissend, wie verstehend kommt es unmittelbar zur Versiegung der Triebe [145]?"
11. Der Erhabene nun erkannte in seinem Geiste jenes Mönches Erwägung und redete die Mönche also an: "Nach genauer Untersuchung, o Mönche, wurde von mir die Lehre gezeigt. Nach genauer Untersuchung gezeigt wurden die Vier Grundlagen der Achtsamkeit, nach genauer Untersuchung gezeigt wurden die Rechten Kämpfe, die Vier Fährten magischer Macht, die Fünf Fähigkeiten, die Fünf Kräfte, die Sieben Glieder der Erleuchtung.
12. Bei der von mir so nach genauer Untersuchung gezeigten Lehre, ihr Mönche, ist nun einem gewissen Mönch in seinem Geiste diese Erwägung aufgestiegen: 'Wie wissend, wie verstehend kommt es unmittelbar zur Versiegung der Triebe?'
13. Wie wissend, wie verstehend kommt es nun, ihr Mönche, unmittelbar zur Versiegung der Triebe?
14. Es ist da, ihr Mönche, ein unerfahrener Weltmensch... Der betrachtet die Körperlichkeit als das Selbst. Solche Betrachtung aber, ihr Mönche: eine (geistige) Gestaltung [146] ist sie. Von solcher (geistigen) Gestaltung aber, was ist ihre Ursache, ihre Entstehung, ihre Herkunft, ihr Ursprung? Das Begehren, das in einem unerfahrenen Weltmenschen aufsteigt, wenn er ein Gefühl empfindet, entstanden aus einem mit Nichtwissen verbundenen Sinnen-Eindruck [147] - daraus entstanden ist solche (geistige) Gestaltung. So ist denn, ihr Mönche, diese (geistige) Gestaltung vergänglich, zusammengesetzt, bedingt entstanden; und auch dieses Begehren, und auch dieses Gefühl, dieser Sinnen-Eindruck, und auch dieses Nichtwissen ist vergänglich, zusammengesetzt, bedingt entstanden. So wissend, so verstehend, ihr Mönche, kommt es unmittelbar zur Versiegung der Triebe.
15. Da betrachtet man zwar nicht die Körperlichkeit als das Selbst, aber man betrachtet das Selbst als Körperlichkeit besitzend. Solche Betrachtung aber, ihr Mönche: eine (geistige) Gestaltung ist sie... (Fortsetzung wie in 14)
16. Da betrachtet man zwar nicht die Körperlichkeit als das Selbst und auch nicht das Selbst als Körperlichkeit besitzend, aber man betrachtet die Körperlichkeit als im Selbst. Solche Betrachtung aber, ihr Mönche, eine (geistige) Gestaltung ist sie... (Fortsetzung wie in 14)
17. Da betrachtet man zwar nicht die Körperlichkeit als das Selbst und auch nicht das Selbst als Körperlichkeit besitzend oder die Körperlichkeit als im Selbst, aber man betrachtet das Selbst als in der Körperlichkeit. Solche Betrachtung aber, ihr Mönche, eine (geistige) Gestaltung ist sie... (Fortsetzung wie in 14)
18.-33. Da betrachtet man zwar nicht die Körperlichkeit als das Selbst und auch nicht das Selbst als Körperlichkeit besitzend oder die Körperlichkeit als im Selbst oder das Selbst als in der Körperlichkeit, aber man betrachtet das Gefühl als das Selbst... (hier sind Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein in gleicher Weise ausgeführt wie in 14-17 für Körperlichkeit.)
34. Da betrachtet man zwar nicht Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein als das Selbst, aber man hat solche Ansicht: 'Dies ist das Ich, dies ist die Welt; dies werde ich künftig sein: unvergänglich, beständig, ewig, unveränderlich!' Solche Ewigkeits-Ansicht aber, eine (geistige) Gestaltung ist sie... (Fortsetzung wie 14)
35. Da betrachtet man zwar nicht Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein als das Selbst und hat auch nicht die Ansicht: 'Dies ist das Ich...', aber man hat solche Ansicht: 'Würde ich nicht gewesen sein, nicht würde mir (jetzt irgend etwas) sein; (nun aber:) nicht soll (künftig etwas) werden, nicht soll mir (etwas) werden!' Solche Vernichtungs-Ansicht aber, ihr Mönche, eine (geistige) Gestaltung [148] ist sie... (Fortsetzung wie 14)
36. Da betrachtet man zwar nicht Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein als das Selbst und hat auch nicht die Ansichten: 'Dies ist das Ich...' oder 'Würde ich nicht gewesen sein...', aber man hat Unsicherheit und Zweifel, ist nicht zur Gewißheit gelangt im guten Gesetz [149]. Solche Unsicherheit aber, solcher Zweifel und solche mangelnde Gewißheit im guten Gesetz, eine (geistige) Gestaltung ist dies. Von solcher (geistigen) Gestaltung aber, was ist ihre Ursache, ihre Entstehung, ihre Herkunft, ihr Ursprung? - Das Begehren, das in einem unerfahrenen Weltmenschen aufsteigt, wenn er ein Gefühl empfindet, entstanden aus einem mit Nichtwissen verbundenen Sinnen-Eindruck: daraus entstanden ist solche (geistige) Gestaltung. So ist denn, Mönche, diese (geistige) Gestaltung vergänglich, zusammengesetzt, bedingt entstanden; und auch dieses Begehren ist vergänglich, zusammengesetzt, bedingt entstanden; und auch dieses Gefühl ist vergänglich, zusammengesetzt, bedingt entstanden; und auch dieser Sinnen-Eindruck ist vergänglich, zusammengesetzt, bedingt entstanden; und auch dieses Nichtwissen ist vergänglich, zusammengesetzt, bedingt entstanden. - So wissend, so verstehend, ihr Mönche, kommt es unmittelbar zur Versiegung der Triebe."
[145] Vgl. in dieser Übersetzung 22.55.17 mit Anm.
[146] sankhāro; Komm.: ditthisankhāro, 'Ansichten-Gestaltung', d.i. etwas Zusammengedachtes, ein durch falsche Ansichten entstandener geistiger Vorgang.
[147] Vgl. in dieser Übersetzung 22.47.6.
[148] Siehe in dieser Übersetzung 22.55.16f.; A.VII.52; A.X.29.
[149] D.h. man hat noch nicht die Stufe des 'Stromeintritts' erreicht, auf der die dritte Fessel, 'Zweifel', gelöst ist.
(Identisch mit M 109.)
1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im östlichen Klostergarten, in dem von der Mutter Migāras errichteten großen Gebäude, zusammen mit einer großen Schar von Mönchen.
2. Damals nun, es war am Uposatha, am fünfzehnten Tage des Monats, in einer Vollmondnacht, da hatte sich der Erhabene, von der Mönchsgemeinde umgeben, unter freiem Himmel niedergesetzt.
3. Da erhob sich ein gewisser Mönch von seinem Sitz, ordnete das Obergewand über eine Schulter, faltete zum Erhabenen gewandt verehrend die Hände und sprach: "Befragen möchte ich, o Herr, den Erhabenen in einem gewissen Punkte, wenn mir der Erhabene die Gunst erweist, die Frage zu beantworten." - "So setze dich denn, Mönch, auf deinem Platze nieder und frage nach Belieben."
4. "Ja, o Herr", antwortete jener Mönch dem Erhabenen, setzte sich auf seinem Platze nieder und sprach zum Erhabenen also: "Sind dies, o Herr, die fünf Gruppen des Anhangens: Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein?" - "Das sind, o Mönch, die fünf Gruppen des Anhangens: die Gruppe des Anhangens 'Körperlichkeit', 'Gefühl', 'Wahrnehmung', 'Gestaltungen' und 'Bewußtsein'. "
5. "Vortrefflich, o Herr", antwortete jener Mönch, über das Wort des Erhabenen erfreut und befriedigt, und stellte eine weitere Frage: "Diese fünf Gruppen des Anhangens nun, o Herr, worin haben sie ihre Wurzel?" - "Diese fünf Gruppen des Anhangens, o Mönch, im Verlangen [151] haben sie ihre Wurzel."
6. "Vortrefflich, o Herr", antwortete jener Mönch, über das Wort des Erhabenen erfreut und befriedigt, und stellte eine weitere Frage: "Ist dieses Anhangen, o Herr, und die fünf Gruppen des Anhangens das Gleiche, oder gibt es ein Anhangen außer an den fünf Gruppen des Anhangens?" - "Nicht ist, o Mönch, das Anhangen und die fünf Gruppen des Anhangens das Gleiche [152], doch es gibt kein Anhangen außer an den fünf Gruppen des Anhangens [153]: was da Willensgier [chanda-rāga] zu den fünf Gruppen des Anhangens ist, das ist dabei das Anhangen."
7. "Vortrefflich, o Herr", antwortete jener Mönch, über das Wort des Erhabenen erfreut und befriedigt, und stellte eine weitere Frage: "Mag es wohl, o Herr, eine Unterschiedlichkeit der Willensgier geben hinsichtlich der fünf Gruppen des Anhangens?" - "Das mag sein, o Mönch", erwiderte der Erhabene; "da, o Mönch, denkt einer also: 'Solche Körperlichkeit möchte ich künftig besitzen, solches Gefühl - solche Wahrnehmung - solche Gestaltungen solches Bewußtsein möchte ich künftig besitzen.' So, o Mönch, mag es Unterschiedlichkeit der Willensgier geben hinsichtlich der fünf Gruppen des Anhangens."
8. "Vortrefflich, o Herr", antwortete jener Mönch, über das Wort des Erhabenen erfreut und befriedigt, und stellte eine weitere Frage: " Inwiefern nun, o Herr, kommt den Gruppen die Bezeichnung 'Gruppen' zu?" - "Was es irgend an Körperlichkeit gibt, o Mönch, vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - dieses wird die Gruppe 'Körperlichkeit' genannt. Was es irgend an Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein gibt, vergangen, künftig, gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - diese werden die Gruppen 'Gefühl', 'Wahrnehmung', 'Gestaltungen' und 'Bewußtsein' genannt. - Insofern, o Mönch, kommt den Gruppen die Bezeichnung 'Gruppen' zu."
9. "Vortrefflich, o Herr", antwortete jener Mönch, über das Wort des Erhabenen erfreut und befriedigt, und stellte eine weitere Frage: "Was nun, o Herr, ist die Ursache, was ist der Grund für das Kenntlichwerden der Gruppe 'Körperlichkeit' - 'Gefühl' - 'Wahrnehmung' - 'Gestaltungen' - 'Bewußtsein'?" - "Die vier Grundstoffe, o Mönch, sind die Ursache, die vier Grundstoffe sind der Grund für das Kenntlichwerden der Gruppe 'Körperlichkeit'. Sinnen-Eindruck ist die Ursache, Sinnen-Eindruck ist der Grund für das Kenntlichwerden der Gruppen 'Gefühl', 'Wahrnehmung und 'Gestaltungen'. Geistigkeit und Körperlichkeit ist die Ursache, Geistigkeit und Körperlichkeit ist der Grund für das Kenntlichwerden der Gruppe 'Bewußtsein'."
10. "Vortrefflich, o Herr", antwortete jener Mönch, über das Wort des Erhabenen erfreut und befriedigt, und stellte eine weitere Frage: "Wie nun, o Herr, besteht Persönlichkeits-Ansicht?" - "Es ist da, o Mönch, ein unerfahrener Weltmensch... Der betrachtet die Körperlichkeit als das Selbst oder das Selbst als Körperlichkeit besitzend oder die Körperlichkeit als im Selbst oder das Selbst als in der Körperlichkeit. Er betrachtet das Gefühl - die Wahrnehmung - die Gestaltungen - das Bewußtsein als das Selbst oder das Selbst als Bewußtsein besitzend oder das Bewußtsein als im Selbst oder das Selbst als im Bewußtsein. So, o Mönch, besteht Persönlichkeits-Ansicht."
11. "Vortrefflich, o Herr", antwortete jener Mönch, über das Wort des Erhabenen erfreut und befriedigt, und stellte eine weitere Frage: "Wie nun, o Herr, besteht keine Persönlichkeits-Ansicht?'' - "Es ist da, o Mönch, ein erfahrener, edler Jünger... nicht betrachtet er die Körperlichkeit als das Selbst oder das Selbst als Körperlichkeit besitzend oder die Körperlichkeit als im Selbst oder das Selbst als in der Körperlichkeit. Nicht betrachtet er das Gefühl - die Wahrnehmung - die Gestaltungen - das Bewußtsein als das Selbst oder das Selbst als Bewußtsein besitzend oder das Bewußtsein als im Selbst oder das Selbst als im Bewußtsein. So, o Mönch, besteht keine Persönlichkeits-Ansicht."
12. "Vortrefflich, o Herr", antwortete jener Mönch, über das Wort des Erhabenen erfreut und befriedigt, und stellte eine weitere Frage: "Was, o Herr, ist bei der Körperlichkeit, beim Gefühl, bei der Wahrnehmung, bei den Gestaltungen, beim Bewußtsein der Genuß, was ist das Elend, was ist das Entrinnen?" - "Was da durch Körperlichkeit bedingt an Glücksgefühl und Freude entsteht, das ist der Genuß bei der Körperlichkeit. Daß die Körperlichkeit vergänglich, leidvoll, wandelbar ist, das ist das Elend bei der Körperlichkeit. Was da hinsichtlich der Körperlichkeit Zügelung der Willensgier, Aufhebung der Willensgier ist, das ist das Entrinnen von der Körperlichkeit.
13. "Vortrefflich, o Herr", antwortete jener Mönch, über das Wort des Erhabenen erfreut und befriedigt, und stellte eine weitere Frage: "Wie wissend, o Herr, wie verstehend gibt es bei diesem Körper samt dem Bewußtsein und außerhalb bei allen Vorstellungen keine Dunkel-Neigungen des Ich und Mein?" - "Was es irgend, o Mönch, an Körperlichkeit gibt, an Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, an Bewußtsein, sei es vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - von jeder Körperlichkeit, von jedem Gefühl, jeder Wahrnehmung, allen Gestaltungen, jedem Bewußtsein gilt: 'Dies ist nicht mein, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.' So betrachtet man dies der Wirklichkeit gemäß mit rechter Weisheit. So wissend, o Mönch, so verstehend gibt es bei diesem Körper samt dem Bewußtsein und außerhalb bei allen Vorstellungen keine Dünkel-Neigungen des Ich und Mein."
14. Daraufhin stieg nun im Geiste jenes Mönches diese Erwägung auf: 'So ist denn also Körperlichkeit Nicht-Ich, sind Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein Nicht-Ich. Die von einem Nicht-Ich getanen Taten nun - wie sollten sie ein Ich treffen [155]?'
15. Der Erhabene nun, in seinem Geiste die Erwägung jenes Mönches erkennend, redete die Mönche also an: "Es ist nun möglich, ihr Mönche, daß hier ein törichter Mensch, ein unwissender, in Nichtwissen geratener, mit einem durch Begehren beherrschten Geiste über die Lehre des Meisters hinausgehen zu müssen meint (denkend): 'So ist denn also Körperlichkeit... Nicht-Ich. Die von einem Nicht-Ich getanen Taten nun: wie sollten sie ein Ich treffen?' - Hierbei, ihr Mönche, hinsichtlich dieser Lehren seid ihr ja von mir unterwiesen worden mit (jener) Fragenfolge:
16. Was meint ihr, o Mönche, ist die Körperlichkeit unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr." - "Was aber vergänglich ist, ist das leidig oder freudig?" - "Leidig, o Herr." - "Was nun vergänglich, leidig, wandelbar ist, kann man dies mit Recht so ansehen: 'Dies ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst'?" - "Gewiß nicht, o Herr."
17.-20. "Sind Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr." - "Was aber vergänglich ist, ist das leidig oder freudig?" - "Leidig, o Herr." - "Was nun vergänglich, leidig, wandelbar ist, kann man dies mit Recht so ansehen: 'Dies ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst'?" - "Gewiß nicht, o Herr."
21.-22. "Daher, o Mönche: was es irgend an Körperlichkeit gibt - an Gefühl - an Wahrnehmung - an Gestaltungen - an Bewußtsein gibt, sei es vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - von jeder Körperlichkeit - jedem Gefühl - jeder Wahrnehmung - allen Gestaltungen - jedem Bewußtsein gilt: 'Dies ist nicht mein, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst!' So hat man dies der Wirklichkeit gemäß mit rechter Weisheit zu betrachten.
23. So erkennend, o Mönche, wendet sich der erfahrene, edle Jünger von der Körperlichkeit ab, er wendet sich ab vom Gefühl, er wendet sich ab von der Wahrnehmung, er wendet sich ab von den Gestaltungen, er wendet sich ab vom Bewußtsein. Abgewandt wird er entsüchtet. Durch die Entsüchtung wird er befreit. Im Befreiten ist die Erkenntnis: 'Befreit bin ich. Versiegt ist die Geburt, vollendet der Heilige Wandel, getan das Werk, nichts Weiteres nach diesem hier' - so erkennt er."
[156]
[151] chanda; Komm. erklärt mit 'tanhā'.
[152] Komm: Weil die fünf Gruppen nicht allein in der Willensgier bestehen.
[153] Komm.: Weil die Gruppen mit dem Willen zugleich entstanden sind (sahajāta) und weil sie sein (einziges) Objekt bilden, deshalb gibt es "kein Anhangen außer an den fünf Gruppen".
[155] Mit Bu. zu lesen: katham attānam.
[156] Diese Rede hat am Schluß ein "besonderes Inhaltsverzeichnis" (uddāna) - ein seltener Fall. Dies weist darauf hin, daß dieser Text besonders geschätzt und studiert wurde. Feer gibt in seiner Ausgabe (PTS) dieses Inhaltsverzeichnis als Abschnitt 22 des Textes.
1. So habe ich gehört. Einst weilte der Ehrwürdige Ānanda zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.
2. Dort nun wandte sich der Ehrwürdige Ānanda an die Mönche: "Brüder!" - "Ja, o Bruder!" antworteten jene Mönche dem Ehrwürdigen Ānanda. Und der Ehrwürdige Ānanda sprach also:
3. "Der Ehrwürdige Punna, ihr Brüder, der Sohn der Mantānī, ist für uns neue Mönche stets von großer Hilfe. Diese Belehrung pflegt er uns zu geben: '(Es ist) in Abhängigkeit, Bruder Ānanda, (daß da die Vorstellung) besteht «Ich bin», nicht besteht sie ohne Abhängigkeit [157].
4. In Abhängigkeit wovon - und nicht ohne Abhängigkeit - besteht nun (die Vorstellung) «Ich bin»? In Abhängigkeit von Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein besteht (die Vorstellung) «Ich bin», nicht ohne Abhängigkeit (davon [158].
5. Wie wenn, Bruder Ānanda, ein Weib oder ein Mann oder ein Jüngling, die sich zu schmücken lieben, das Bild ihres Gesichtes in einem Spiegel oder in einer reinen, klaren, durchsichtigen Wasserfläche betrachten, dann sehen sie es in Abhängigkeit (vom Spiegel oder der Wasserfläche), nicht ohne Abhängigkeit. Ebenso auch, Bruder Ānanda, besteht (die Vorstellung) «Ich bin» in Abhängigkeit von Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein, nicht ohne Abhängigkeit (davon).
6. Was meinst du, Bruder Ānanda, ist die Körperlichkeit unvergänglich oder vergänglich?. . . - "Vergänglich, o Herr." - "Was aber vergänglich ist, ist das leidig oder freudig?" - "Leidig, o Herr." - "Was nun vergänglich, leidig, wandelbar ist, kann man dies mit Recht so ansehen: 'Dies ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst'?" - "Gewiß nicht, o Herr."
7. "Sind Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr." - "Was aber vergänglich ist, ist das leidig oder freudig?" - "Leidig, o Herr." - "Was nun vergänglich, leidig, wandelbar ist, kann man dies mit Recht so ansehen: 'Dies ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst'?" - "Gewiß nicht, o Herr."
8.-9. "Daher, o Mönche: was es irgend an Körperlichkeit gibt - an Gefühl - an Wahrnehmung - an Gestaltungen - an Bewußtsein gibt, sei es vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - von jeder Körperlichkeit - jedem Gefühl - jeder Wahrnehmung - allen Gestaltungen - jedem Bewußtsein gilt: 'Dies ist nicht mein, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst!' So hat man dies der Wirklichkeit gemäß mit rechter Weisheit zu betrachten.
10. So erkennend, o Mönche, wendet sich der erfahrene, edle Jünger von der Körperlichkeit ab, er wendet sich ab vom Gefühl, er wendet sich ab von der Wahrnehmung, er wendet sich ab von den Gestaltungen, er wendet sich ab vom Bewußtsein. Abgewandt wird er entsüchtet. Durch die Entsüchtung wird er befreit. Im Befreiten ist die Erkenntnis: 'Befreit bin ich. Versiegt ist die Geburt, vollendet der Heilige Wandel, getan das Werk, nichts Weiteres nach diesem hier' - so erkennt er."
11. Der Ehrwürdige Punna, ihr Brüder, der Sohn der Mantānī, ist für uns neue Mönche von großer Hilfe. Diese Belehrung pflegt er uns zu geben: '(Es ist) in Abhängigkeit, Bruder Ānanda, (daß da die Vorstellung) besteht «Ich bin», nicht besteht sie ohne Abhängigkeit.' -
Nachdem ich nun diese Lehrdarlegung des Ehrwürdigen Punna, des Sohnes der Mantānī, vernommen hatte, da durchdrang ich völlig die Lehre [159]."
[157] upādāya asmī'ti hoti no anupādāya; lt. Komm. ist upādāya hier als Präposition aufzufassen, im Sinne von āgamma, ārabbha, sandhāya, paticca.
[158] Diese Vorstellung des 'Ich bin' ist eine Abstrahierung, eine sich ausweitende Verbegrifflichung (papañca), die aus drei Triebkräften genährt wird: Begehren, Dünkel, falsche Ansichten (tanhā, māno, ditthi). [Paraphrase des Komm.]
[159] abhisameto bezeichnet, ebenso wie das Substantiv abhisamaya. meist die Erkenntnis des Sotāpanna, des in den Strom Eingetretenen. So erklärt auch der Komm.
(Übers. in Yāna 1952, S. 126.)
1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.
2. Damals nun gab der Ehrwürdige Tissa, ein Vetter des Erhabenen, einer Anzahl von Mönchen dieses kund: "Gleichsam wie verwirrt, Brüder, ist mein Inneres, die Richtung habe ich verloren, die Lehren werden mir nicht klar, von Starrheit und Müde ist mein Geist umfangen, ohne Freude lebe ich den Heiligen Wandel, und auch Zweifel habe ich hinsichtlich der Lehren [161]."
3. Da begaben sich jene Mönche zum Erhabenen, begrüßten ihn ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder.
4. Seitwärts sitzend sprachen sie zum Erhabenen also: "Der Ehrwürdige Tissa, o Herr, des Erhabenen Vetter, hat einer Anzahl Mönche dies kundgetan: 'Gleichsam wie verwirrt, Brüder, ist mein Inneres... und auch Zweifel habe ich hinsichtlich der Lehren.'"
5. Da wandte sich der Erhabene an einen Mönch: "Geh, o Mönch, und sprich in meinem Namen zum Mönch Tissa: 'Der Meister ruft dich, Bruder Tissa.'"
6. "Ja, o Herr", antwortete jener Mönch dem Erhabenen und begab sich zum Ehrwürdigen Tissa. Dort angelangt sprach er zu ihm: "Der Meister ruft dich, Bruder Tissa."
7. "Ja, o Bruder", antwortete der Ehrwürdige Tissa jenem Mönch und begab sich zum Erhabenen. Dort angelangt begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder.
8. Und der Erhabene sprach zum Ehrwürdigen Tissa also: "Ist es wahr, o Tissa, daß du einer Anzahl von Mönchen dieses kundgetan hast: 'Gleichsam wie verwirrt, Brüder, ist mein Inneres... und auch Zweifel habe ich hinsichtlich der Lehren'?" - "Ja, o Herr."
9.-15. "Was meinst du wohl, Tissa: Wenn da einem bei der Körperlichkeit, dem Gefühl, der Wahrnehmung, den Gestaltungen, dem Bewußtsein Gier nicht geschwunden ist, wenn ihm Wille, Zuneigung, Dürsten, Fiebern, Begehren nicht geschwunden sind, entstehen ihm dann wohl durch Wandel und Veränderung dieser Körperlichkeit, dieses Gefühls, dieser Wahrnehmung, dieser Gestaltungen, dieses Bewußtseins Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung?" - "Ja, o Herr." - "Gut, gut, o Tissa! Wahrlich, so verhält es sich mit einem solchen: wenn ihm da bei der Körperlichkeit... Gier nicht geschwunden ist... dann entstehen ihm... Trübsal und Verzweiflung.
16.-18. Was meinst du, Tissa: Wenn da einem bei der Körperlichkeit, dem Gefühl, der Wahrnehmung, den Gestaltungen, dem Bewußtsein die Gier geschwunden ist, wenn ihm Wille, Zuneigung, Dürsten, Fiebern und Begehren geschwunden sind, entstehen ihm dann wohl durch Wandel und Veränderung dieser Körperlichkeit, dieses Gefühls, dieser Wahrnehmung, dieser Gestaltungen, dieses Bewußtseins Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung?" - "Wahrlich nicht, o Herr." - "Gut, gut, o Tissa! Wahrlich, so verhält es sich mit einem solchen: wenn ihm da bei der Körperlichkeit... Gier geschwunden ist..., nicht entstehen ihm dann... Trübsal und Verzweiflung.
19. Was meinst du, Tissa: Ist die Körperlichkeit unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr." - "Was aber vergänglich ist, ist das leidig oder freudig?" - "Leidig, o Herr." - "Was nun vergänglich, leidig, wandelbar ist, kann man dies mit Recht so ansehen: 'Dies ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst'?" - "Gewiß nicht, o Herr."
20.-23. "Sind Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr." - "Was aber vergänglich ist, ist das leidig oder freudig?" - "Leidig, o Herr." - "Was nun vergänglich, leidig, wandelbar ist, kann man dies mit Recht so ansehen: 'Dies ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst'?" - "Gewiß nicht, o Herr."
24. "Daher, o Mönche: was es irgend an Körperlichkeit gibt - an Gefühl - an Wahrnehmung - an Gestaltungen - an Bewußtsein gibt, sei es vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - von jeder Körperlichkeit - jedem Gefühl - jeder Wahrnehmung - allen Gestaltungen - jedem Bewußtsein gilt: 'Dies ist nicht mein, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst!' So hat man dies der Wirklichkeit gemäß mit rechter Weisheit zu betrachten.
25. So erkennend, o Mönche, wendet sich der erfahrene, edle Jünger von der Körperlichkeit ab, er wendet sich ab vom Gefühl, er wendet sich ab von der Wahrnehmung, er wendet sich ab von den Gestaltungen, er wendet sich ab vom Bewußtsein. Abgewandt wird er entsüchtet. Durch die Entsüchtung wird er befreit. Im Befreiten ist die Erkenntnis: 'Befreit bin ich. Versiegt ist die Geburt, vollendet der Heilige Wandel, getan das Werk, nichts Weiteres nach diesem hier' - so erkennt er."
26. Wie wenn da, o Tissa, zwei Leute wären: der eine wegesunkundig und der andere wegeskundig. Es würde nun der des Weges Unkundige den Wegeskundigen nach dem Wege befragen, und dieser möchte antworten: 'Dies dort ist der Weg, lieber Mann! Auf ihm gehe eine Weile. Bist du auf ihm eine Weile gegangen, dann wirst du einen Scheideweg sehen. Den linken Weg vermeidend, wähle den rechten; den gehe eine Weile. Bist du auf ihm eine Weile gegangen, dann wirst du ein düsteres Walddickicht sehen, da gehe eine Weile. Bist du dort eine Weile gegangen, dann wirst du einen großen, tief liegenden Sumpf erblicken; da gehe eine Weile. Bist du an ihm eine Weile entlanggegangen, dann wirst du einen steilen Absturz sehen; da gehe eine Weile. Bist du an ihm eine Weile entlanggegangen, dann wirst du einen stillen, entzückenden Ort erblicken!'
27. Dieses Gleichnis, o Tissa, ward von mir gegeben zum Verständnis des Sinnes. Und dieses ist hierbei die Bedeutung:
28. Der Wegesunkundige: das, o Tissa, ist eine Bezeichnung für den Weltmenschen; der Wegeskundige; das, o Tissa, ist eine Bezeichnung für den Vollendeten, den Heiligen, vollkommen Erwachten.
29. Der Scheideweg: das, o Tissa, ist eine Bezeichnung für den Zweifel. Der linke Weg: das, o Tissa, ist eine Bezeichnung für den achtfachen falschen Pfad, nämlich: falsche Erkenntnis, falsche Gesinnung, falsche Rede, falsches Tun, falscher Lebensunterhalt, falsches Streben, falsche Achtsamkeit und falsche Sammlung. - Der rechte Weg: das, o Tissa, ist eine Bezeichnung für den Edlen Achtfachen Pfad, nämlich: rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Tun, rechter Lebensunterhalt, rechtes Streben, rechte Achtsamkeit und rechte Sammlung.
30. Das düstere Walddickicht, o Tissa, das ist eine Bezeichnung für das Nichtwissen. Der große, tief liegende Sumpf, o Tissa, das ist eine Bezeichnung für die Sinnenlüste. Der steile Absturz, o Tissa, das ist eine Bezeichnung für Zorn und Verzweiflung. Der stille, entzückende Ort, o Tissa, das ist eine Bezeichnung für das Nibbana.
31. Sei heiter, Tissa! Sei heiter, Tissa! Als Berater bin ich ja da, als Helfer, als Unterweiser."
32. Also sprach der Erhabene. Beglückt freute sich der Ehrwürdige Tissa über das Wort des Erhabenen.
[161] Lt. Komm. (und wie es auch durch das folgende Gleichnis wahrscheinlich wird) hatte dieser Mönch keinen grundsätzlichen Zweifel am Erlösungscharakter der Lehre, sondern nur an seiner persönlichen Fähigkeit, das Asketenleben vollkommen zu führen.
1. So habe ich gehört. Einst weilte der Ehrwürdige Sāriputta zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika.
2. Damals nun war einem Mönch namens Yamaka solch schlechte Ansicht gekommen: 'So verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre, daß da ein triebversiegter Mönch nach dem Zerfall des Körpers vernichtet ist und vertilgt, nicht mehr besteht nach dem Tode [163].'
3. Es hörten nun einige Mönche, daß ein Mönch namens Yamaka solche schlechte Ansicht gefaßt hatte.
4. Und jene Mönche begaben sich zum Ehrwürdigen Yamaka, tauschten höfliche, freundliche Begrüßung aus und setzten sich zur Seite nieder.
5. Seitwärts sitzend sprachen jene Mönche zum Ehrwürdigen Yamaka: "Ist es wahr, Bruder Yamaka, daß du solch schlechte Ansicht gefaßt hast: 'So verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre, daß da ein triebversiegter Mönch nach dem Zerfall des Körpers vernichtet ist und vertilgt, nicht mehr besteht nach dem Tode'?"
6. "So ist es, Brüder, so verstehe ich es."
7. "Sprich nicht so, Bruder Yamaka! Bezichtige nicht fälschlich den Erhabenen! Nicht gut ist es, den Erhabenen fälschlich zu bezichtigen. Denn nicht würde der Erhabene so sprechen: 'Ein triebversiegter Mönch wird vernichtet und vertilgt nach dem Zerfall des Körpers, nicht mehr besteht er nach dem Tode'."
8. Obwohl die Mönche so zu ihm sprachen, verharrte der Ehrwürdige Yamaka hartnäckig in seiner Voreingenommenheit und äußerte sich (auch weiterhin so): 'So verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre, daß da ein triebversiegter Mönch nach dem Zerfall des Körpers vernichtet ist und vertilgt, nicht mehr besteht nach dem Tode.'
9. Als nun jene Mönche den Ehrwürdigen Yamaka nicht von dieser schlechten Ansicht abbringen konnten, erhoben sie sich und begaben sich zum Ehrwürdigen Sāriputta und sprachen zu ihm also: "Ein Mönch namens Yamaka, o Bruder Sāriputta, ist da zu dieser schlechten Ansicht gekommen: 'So verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre, daß da ein triebversiegter Mönch nach dem Zerfall des Körpers vernichtet ist und vertilgt, nicht mehr besteht nach dem Tode.' - Gut wäre es, wenn der Ehrwürdige Sāriputta sich zu Yamaka, dem Mönch, begeben würde, von Mitleid bewogen."
10. Schweigend stimmte der Ehrwürdige Sāriputta zu.
11. Und am Abend, nachdem sich der Ehrwürdige Sāriputta aus der Zurückgezogenheit erhoben hatte, begab er sich zum Ehrwürdigen Yamaka, tauschte mit ihm höfliche, freundliche Begrüßung aus und setzte sich zur Seite nieder.
12. Seitwärts sitzend sprach der Ehrwürdige Sāriputta zum Ehrwürdigen Yamaka also: "Ist es wahr, Bruder Yamaka, daß du diese schlechte Ansicht gefaßt hast: 'So verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre, daß da ein triebversiegter Mönch nach dem Zerfall des Körpers vernichtet ist und vertilgt, nicht mehr besteht nach dem Tode'?"
13. "So ist es, Bruder Sāriputta. So verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre, daß da ein triebversiegter Mönch nach dem Zerfall des Körpers vernichtet ist und vertilgt, nicht mehr besteht nach dem Tode."
14. "Was meinst du, Bruder Yamaka: Ist die Körperlichkeit unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Bruder." - "Was aber vergänglich ist, ist das leidig oder freudig?" - "Leidig, o Bruder." - "Was nun vergänglich, leidig, wandelbar ist, kann man dies mit Recht so ansehen: 'Dies ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst'?" - "Gewiß nicht, o Bruder."
15.-18. "Sind Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewußtsein unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Bruder." - "Was aber vergänglich ist, ist das leidig oder freudig?" - "Leidig, o Bruder." - "Was nun vergänglich, leidig, wandelbar ist, kann man dies mit Recht so ansehen: 'Dies ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst'?" - "Gewiß nicht, o Bruder."
19. "Daher, Bruder Yamaka: was es irgend an Körperlichkeit gibt, was es an Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen und Bewußtsein gibt, sei es vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - von jeder Körperlichkeit, jedem Gefühl, jeder Wahrnehmung, von allen Gestaltungen und jedem Bewußtsein gilt: 'Das ist nicht mein, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst.' So hat man dies der Wirklichkeit gemäß mit rechter Weisheit zu betrachten.
20. So erkennend, Bruder Yamaka, wendet sich der erfahrene, edle Jünger von der Körperlichkeit ab, er wendet sich ab vom Gefühl, er wendet sich ab von der Wahrnehmung, er wendet sich ab von den Gestaltungen, er wendet sich ab vom Bewußtsein. Abgewandt wird er entsüchtet. Durch die Entsüchtung wird er befreit. Im Befreiten ist die Erkenntnis: 'Befreit bin ich. Versiegt ist die Geburt, vollendet der Heilige Wandel, nichts Weiteres nach diesem hier' - so erkennt er.
21. Was meinst du, Bruder Yamaka: Betrachtest du die Körperlichkeit als den Vollendeten [164]?" - "Wahrlich nicht, o Bruder!"
22.-25. "Betrachtest du das Gefühl - die Wahrnehmung - die Gestaltungen - das Bewußtsein als den Vollendeten?" - "Wahrlich nicht, o Bruder."
26. "Was meinst du, Bruder Yamaka: Betrachtest du den Vollendeten als in der Körperlichkeit?" - "Wahrlich nicht, o Bruder." - "Betrachtest du den Vollendeten als außerhalb der Körperlichkeit?" - "Wahrlich nicht, o Bruder."
27.-30. "Betrachtest du den Vollendeten als im Gefühl - in der Wahrnehmung - in den Gestaltungen - im Bewußtsein?" - "Wahrlich nicht, o Bruder." - "Betrachtest du den Vollendeten als außerhalb des Gefühls - der Wahrnehmung - der Gestaltungen - des Bewußtseins?" - "Wahrlich nicht, o Bruder."
31. "Was meinst du, Bruder Yamaka: Betrachtest du Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein (zusammen) als den Vollendeten?" - "Gewiß nicht, o Bruder."
32. "Was meinst du, Bruder Yamaka: Einen, der ohne Körperlichkeit, ohne Gefühl, ohne Wahrnehmung, ohne Gestaltungen und ohne Bewußtsein ist, betrachtest du den als den Vollendeten?" - "Wahrlich nicht, o Bruder."
33. "Da nun also von dir, Bruder Yamaka, der Vollendete nicht einmal bei Lebzeiten wirklich und wahrhaft aufgefunden werden kann, ist dann deine Behauptung angebracht: 'So verstehe ich die vom Erhabenen verkündete Lehre, daß da ein triebversiegter Mönch nach dem Zerfall des Körpers vernichtet ist und vertilgt, nicht mehr besteht nach dem Tode'?"
34. "Früher, Bruder Sāriputta, als ich noch nicht klar sah, hatte ich diese schlechte Ansicht. Nachdem ich nun diese Lehrdarlegung des Ehrwürdigen Sāriputta vernommen habe, habe ich diese schlechte Ansicht aufgegeben, und völlig verstanden habe ich nun die Lehre [165]."
35. "Wenn man dich nun, Bruder Yamaka, so fragt: 'Ein Mönch, o Bruder, der ein Heiliger ist, ein Triebversiegter, was ist er nach dem Zerfall des Körpers, nach dem Tode?' - also befragt, o Bruder, was würdest du antworten?"
36. "Wenn man mich, o Bruder, so fragen würde: 'Ein Mönch, o Bruder, der ein Heiliger ist, ein Triebversiegter, was ist er nach dem Zerfall des Körpers, nach dem Tode?' - also befragt, o Bruder, würde ich dies antworten: 'Körperlichkeit, o Bruder, ist vergänglich; was vergänglich ist, das ist leidvoll; was leidvoll ist, das ist (nun) geschwunden, das ist beendet. Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein sind vergänglich; was vergänglich ist, das ist leidvoll; was leidvoll ist, das ist (nun) geschwunden, das ist beendet.' So befragt, o Bruder, würde ich dies antworten."
37. "Gut, gut, Bruder Yamaka. So will ich dir nun, Bruder Yamaka, ein Gleichnis geben zum besseren Verständnis dieses Sachverhaltes.
38. Es wäre da, Bruder Yamaka, ein Hausvater oder Hausvaterssohn. Der ist reich, sehr begütert, hat großes Vermögen, und er ist unter guter Bewachung. Da möchte nun ein Mann auftauchen, seinen Schaden wünschend, sein Unheil wünschend, seine Gefährdung wünschend, wünschend, ihm das Leben zu nehmen. Der dächte also: 'Dieser Hausvater oder Hausvaterssohn ist reich, sehr begütert, hat großes Vermögen, doch ist er auch unter guter Bewachung. Schwierig ist es, ihm mit Gewalt das Leben zu nehmen. Sollte ich mich ihm nicht lieber aufdrängen und ihm dann das Leben nehmen?' - Er begibt sich zu jenem Hausvater oder Hausvaterssohn und spricht also: 'Dienen möchte ich dir, o Herr.' Und jener Hausvater oder Hausvaterssohn nimmt ihn in seine Dienste. Und jener dient ihm nun: vor ihm aufstehend, nach ihm sich niederlegend, ein pflichtgetreuer Diener, mit gutem Betragen, gefälliger Rede. Da wird ihn nun jener Hausvater oder Hausvaterssohn als Freund betrachten, als Gefährten betrachten, wird ihm sein Vertrauen schenken. Sobald nun jener Mann den Eindruck hat: 'Vertrauen schenkt mir jener Hausvater oder Hausvaterssohn', dann wird er, wenn sie sich an einem einsamen Orte befinden, ihm mit scharfem Schwerte das Leben nehmen.
39. Was meinst du, Bruder Yamaka: Als sich der Mann zu jenem Hausvater oder Hausvaterssohn begab und zu ihm sprach: 'Dienen möchte ich dir, o Herr', auch dann schon war er ein Mörder. Jener nur hatte ihn nicht als solchen erkannt: 'Mein Mörder ist er.'
40. Als der Mann ihm diente: vor ihm aufstehend, nach ihm sich niederlegend, ein pflichtgetreuer Diener, mit gutem Betragen, gefälliger Rede - auch dann schon war er ein Mörder. Jener nur hatte ihn nicht als solchen erkannt: 'Mein Mörder ist er.'
41. Als sie sich an einsamem Orte befanden und der Mann ihm mit scharfem Schwerte das Leben nahm - auch dann war er ein Mörder. Jener nur hatte ihn nicht als solchen erkannt: 'Mein Mörder ist er.'" - "So ist es, Bruder."
42. "Ebenso auch, Bruder, ist da ein unerfahrener Weltmensch... Der betrachtet die Körperlichkeit als das Selbst oder das Selbst als Körperlichkeit besitzend oder die Körperlichkeit als im Selbst oder das Selbst als in der Körperlichkeit. Er betrachtet das Gefühl - die Wahrnehmung - die Gestaltungen - das Bewußtsein als das Selbst oder das Selbst als Bewußtsein besitzend oder das Bewußtsein als im Selbst oder das Selbst als im Bewußtsein.
43. Er erkennt nicht der Wirklichkeit gemäß die vergängliche Körperlichkeit: 'Vergänglich ist die Körperlichkeit!' Er erkennt nicht der Wirklichkeit gemäß das vergängliche Gefühl - die vergängliche Wahrnehmung - die vergänglichen Gestaltungen - das vergängliche Bewußtsein: 'Vergänglich sind sie.
44. Er erkennt nicht der Wirklichkeit gemäß die leidvolle Körperlichkeit: 'Leidvoll ist die Körperlichkeit.' Er erkennt nicht der Wirklichkeit gemäß das leidvolle Gefühl - die leidvolle Wahrnehmung - die leidvollen Gestaltungen - das leidvolle Bewußtsein: 'Leidvoll sind sie.'
45. Er erkennt nicht der Wirklichkeit gemäß die ichlose Körperlichkeit; 'Ichlos ist die Körperlichkeit.' Er erkennt nicht der Wirklichkeit gemäß das ichlose Gefühl - die ichlose Wahrnehmung - die ichlosen Gestaltungen - das ichlose Bewußtsein: 'Ichlos sind sie.'
46. Er erkennt nicht der Wirklichkeit gemäß die zusammengesetzte Körperlichkeit: 'Zusammengesetzt ist die Körperlichkeit.' Er erkennt nicht der Wirklichkeit gemäß das zusammengesetzte Gefühl - die zusammengesetzte Wahrnehmung - die zusammengesetzten Gestaltungen - das zusammengesetzte Bewußtsein: 'Zusammengesetzt sind sie.'
47. Er erkennt nicht der Wirklichkeit gemäß die mörderische Körperlichkeit: 'Mörderisch ist die Körperlichkeit.' Er erkennt nicht der Wirklichkeit gemäß das mörderische Gefühl - die mörderische Wahrnehmung - die mörderischen Gestaltungen - das mörderische Bewußtsein: 'Mörderisch sind sie.'
48. Er schließt sich der Körperlichkeit an, hängt sich an sie, hat sich bei ihr darauf festgelegt: 'Sie ist mein Selbst.' Er schließt sich an das Gefühl an, schließt sich an die Wahrnehmung, an die Gestaltungen, an das Bewußtsein an, er hängt sich daran, hat sich bei ihnen darauf festgelegt: 'Sie sind mein Selbst.' Dem werden diese fünf Gruppen des Anhangens, hat er sich an sie angeschlossen, sich an sie gehängt, lange Zeit Unheil und Leiden bringen.
49. Es ist da aber, Bruder, ein erfahrener, edler Jünger... Nicht betrachtet er die Körperlichkeit als das Selbst oder das Selbst als Körperlichkeit besitzend oder die Körperlichkeit als im Selbst oder das Selbst als in der Körperlichkeit. Nicht betrachtet er das Gefühl - die Wahrnehmung - die Gestaltungen - das Bewußtsein als das Selbst oder das Selbst als Bewußtsein besitzend oder das Bewußtsein als im Selbst oder das Selbst als im Bewußtsein.
50. Er erkennt der Wirklichkeit gemäß die vergängliche Körperlichkeit: 'Vergänglich ist die Körperlichkeit.' Er erkennt der Wirklichkeit gemäß das vergängliche Gefühl - die vergängliche Wahrnehmung - die vergänglichen Gestaltungen - das vergängliche Bewußtsein: 'Vergänglich sind sie.'
51. Er erkennt der Wirklichkeit gemäß die leidvolle Körperlichkeit; 'Leidvoll ist die Körperlichkeit.' Er erkennt der Wirklichkeit gemäß das leidvolle Gefühl - die leidvolle Wahrnehmung - die leidvollen Gestaltungen - das leidvolle Bewußtsein: 'Leidvoll sind sie.'
52. Er erkennt der Wirklichkeit gemäß die ichlose Körperlichkeit: 'Ichlos ist die Körperlichkeit.' Er erkennt der Wirklichkeit gemäß das ichlose Gefühl - die ichlose Wahrnehmung - die ichlosen Gestaltungen - das ichlose Bewußtsein: 'Ichlos sind sie.'
53. Er erkennt der Wirklichkeit gemäß die zusammengesetzte Körperlichkeit: 'Zusammengesetzt ist die Körperlichkelt.' Er erkennt der Wirklichkeit gemäß das zusammengesetzte Gefühl - die zusammengesetzte Wahrnehmung - die zusammengesetzten Gestaltungen - das zusammengesetzte Bewußtsein: 'Zusammengesetzt sind sie.'
54. Er erkennt der Wirklichkeit gemäß die mörderische Körperlichkeit: 'Mörderisch ist die Körperlichkeit.' Er erkennt der Wirklichkeit gemäß das mörderische Gefühl - die mörderische Wahrnehmung - die mörderischen Gestaltungen - das mörderische Bewußtsein: 'Mörderisch sind sie.'
55. Nicht schließt er sich der Körperlichkeit an, hängt sich nicht an sie, hat sich bei ihr nicht darauf festgelegt: 'Sie ist mein Selbst.' Nicht schließt er sich dem Gefühl an, nicht der Wahrnehmung, nicht den Gestaltungen und nicht dem Bewußtsein, er hängt sich nicht daran, hat sich bei ihnen nicht darauf festgelegt: 'Sie sind mein Selbst.' Ihm werden diese fünf Gruppen des Anhangens, hat er sich nicht an sie angeschlossen, nicht an sie gehängt, lange Zeit Heil und Glück bringen."
56. "So eben verhält es sich, Bruder Sāriputta, mit Ehrwürdigen, denen Mitmönche von solcher Artung zuteil werden: mitleidvolle, wohlwollende, die Ermahner und Berater sind. Nachdem ich nun diese Lehrdarlegung des Ehrwürdigen Sāriputta vernommen, wurde mein Gemüt ohne Anhaften erlöst von den Trieben."
57. So hatte der Ehrwürdige Sāriputta gesprochen. Beglückt freute sich der Ehrwürdige Yamaka über das Wort des Ehrwürdigen Sāriputta [166].
[163] Komm.: "Wenn er so dächte: 'Nur Gestaltungen entstehen und vergehen; nur ein Ablauf oder Nicht-mehr-Ablaufen von Gestaltungen ist es', so wäre dies eine der Lehre entsprechende Erkenntnis. Da er aber denkt: 'Ein Wesen wird vernichtet, vertilgt', deshalb ist damit eine falsche Ansicht ausgesprochen."
[164] Komm.: "Nun wird die vorhergehende, allgemeine Form der 'dreifach abgewandelten Lehrdarlegung' auf den Vollendeten (tathāgata) angewandt."
[165] Die Abschnitte 21-34 finden sich auch in 22 86, 44 2.
[166] Abschnitt 57 fehlt in Bu.
(Auch in S.44.2; übers. v. Dahlke, Buddha S. 760.)
1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Vesālī im Großen Walde, in der Giebelhaus-Halle.
2. Zu jener Zeit nun wohnte der Ehrwürdige Anuradha in einer Waldhütte, unweit vom Erhabenen.
3. Es begaben sich da zahlreiche andersfährtige Wandermönche zum Ehrwürdigen Anuradha, und nach Austausch höflicher, freundlicher Begrüßung setzten sie sich zur Seite nieder.
4. Seitwärts sitzend sprachen jene andersfährtigen Wandermönche zum Ehrwürdigen Anuradha also: "Der da, Freund Anuradha, der Vollendete ist, das höchste Wesen, das edelste Wesen, der das höchste Ziel erreicht hat; soll ein solcher Vollendeter bezeichnet werden, dann geschieht es durch eine dieser vier Möglichkeiten: Der Vollendete besteht nach dem Tode - der Vollendete besteht nicht nach dem Tode - der Vollendete besteht und besteht nicht nach dem Tode - der Vollendete besteht weder noch besteht er nicht nach dem Tode."
5. Auf diese Worte hin sprach der Ehrwürdige Anuradha zu den andersfährtigen Wandermönchen also: "Der da, Freunde, der Vollendete ist, das höchste Wesen, das edelste Wesen, der das höchste Ziel erreicht hat; soll ein solcher Vollendeter bezeichnet werden, dann wird er es außerhalb dieser vier Möglichkeiten: Der Vollendete besteht nach dem Tode - der Vollendete besteht nicht nach dem Tode - der Vollendete besteht und besteht nicht nach dem Tode - der Vollendete besteht weder noch besteht er nicht nach dem Tode."
6. Nach diesen Worten sprachen jene andersfährtigen Wandermönche über den Ehrwürdigen Anuradha: "Dies wird wohl ein neuer Mönch sein, der erst vor kurzem hinausgezogen ist, oder ein Älterer, aber ein unwissender Tor."
7. Nachdem jene andersfährtigen Wandermönche den Ehrwürdigen Anuradha mit der Rede vom Neuling, mit der Rede vom Toren herabgesetzt hatten, standen sie auf und entfernten sich.
8. Der Ehrwürdige Anuradha nun, kurz nachdem sich jene andersfährtigen Wandermönche entfernt hatten, dachte bei sich: 'Wenn mich jene andersfährtigen Wandermönche wiederum befragen würden, mit welcher Erklärung würde ich wohl diesen andersfährtigen Wandermönchen gegenüber dem Wort des Erhabenen gemäß sprechen, nicht den Erhabenen fälschlich bezichtigen; wie würde ich der Lehre gemäß erklären, damit die betreffende, auf die Lehre bezügliche Aussage keinen Anlaß zu Tadel gibt?'
9. Daraufhin begab sich der Ehrwürdige Anuradha zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder.
10.-14. Seitwärts sitzend sprach der Ehrwürdige Anuradha zum Erhabenen also: "Ich wohne, o Herr, in einer Waldhütte unweit vom Erhabenen. Es kamen da nun zahlreiche andersfährtige Wandermönche zu mir... (vollständiger Bericht wie 3-8 bis:) ... wie würde ich der Lehre gemäß erklären, damit die betreffende, auf die Lehre bezügliche Aussage keinen Anlaß zu Tadel gibt?'"
15.-17. "Was meinst du, Anuradha, ist die Körperlichkeit unvergänglich oder vergänglich?... (wie 59. 13-23)
18. Was meinst du, Anuradha, betrachtest du die Körperlichkeit als den Vollendeten?" - "Wahrlich nicht, o Herr." - "Betrachtest du das Gefühl - die Wahrnehmung - die Gestaltungen - das Bewußtsein als den Vollendeten?" - "Wahrlich nicht, o Herr."
19. "Was meinst du, Anuradha: Betrachtest du den Vollendeten als in der Körperlichkeit?" - "Wahrlich nicht, o Herr." - "Betrachtest du den Vollendeten als außerhalb der Körperlichkeit?" - "Wahrlich nicht, o Herr." - "Betrachtest du den Vollendeten als im Gefühl - in der Wahrnehmung - in den Gestaltungen - im Bewußtsein?" - "Wahrlich nicht, o Herr." - "Betrachtest du den Vollendeten als außerhalb von Gefühl - als außerhalb von Wahrnehmung - von Gestaltungen - von Bewußtsein?" - "Wahrlich nicht, o Herr."
20 . "Was meinst du, Anuradha: Betrachtest du Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Gestaltungen, Bewußtsein (zusammen) als den Vollendeten?" - "Wahrlich nicht, o Herr."
21. "Was meinst du, Anuradha: Einen, der ohne Körperlichkeit ist, ohne Gefühl, ohne Wahrnehmung, ohne Gestaltungen und ohne Bewußtsein, betrachtest du den als den Vollendeten?" - "Wahrlich nicht, o Herr."
22. "Da nun also von dir, o Anuradha, der Vollendete nicht einmal bei Lebzeiten wirklich und wahrhaft aufgefunden werden kann, ist dann deine Behauptung angebracht: 'Der da der Vollendete ist, das höchste Wesen, das edelste Wesen, der das höchste Ziel erreicht hat; soll ein solcher Vollendeter bezeichnet werden, dann wird er es außerhalb dieser vier Möglichkeiten: Der Vollendete besteht nach dem Tode - der Vollendete besteht nicht nach dem Tode - der Vollendete besteht und besteht nicht nach dem Tode - der Vollendete besteht weder noch besteht er nicht nach dem Tode'?" - "Wahrlich nicht, o Herr."
23. "Gut, gut, Anuradha! Dies nur, o Anuradha, verkünde ich, früher wie heute: das Leiden und des Leidens Aufhebung."
(Übers. v. Oldenberg S. 80; Neubuddhist Ztschr. Winter 1921/22, S. 1 (auch in Dahlke, Buddha); Schmidt, Buddhist. Weltspiegel I-Jg, S. 252; Yāna 1951, Nr. 6, S. 182-Abschn. 38 = S 4.23.)
1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene bei Rājagaha, im Bambushain, am Fütterungsplatz der Eichhörnchen.
2. Damals nun befand sich der Ehrwürdige Vakkali krank, leidend, von schwerer Krankheit befallen, im Hause eines Töpfers [169].
3. Und der Ehrwürdige Vakkali sprach zu den ihm aufwartenden Mönchen: "Geht, o Brüder! Begebt euch zum Erhabenen und, euer Haupt zu seinen Füßen, bringt ihm in meinem Namen Verehrung dar und sprecht: 'Vakkali, der Mönch, o Herr, ist krank, leidend, von schwerer Krankheit befallen. Mit seinem Haupt zu Füßen des Erhabenen bringt er dem Erhabenen Verehrung dar.' Und dies noch mögt ihr sprechen: 'Gut wäre es, o Herr, wenn sich der Erhabene zum Mönch Vakkali begeben möchte, durch Mitleid bewogen.'"
4. "Ja, o Bruder", antworteten jene Mönche dem Ehrwürdigen Vakkali, begaben sich zum Erhabenen, begrüßten ihn ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder.
5. Seitwärts sitzend sprachen jene Mönche zum Erhabenen: "Vakkali, der Mönch, o Herr, ist krank, leidend, von schwerer Krankheit befallen. Mit seinem Haupt zu Füßen des Erhabenen bringt er dem Erhabenen Verehrung dar. Und dies noch spricht er: 'Gut wäre es, o Herr, wenn sich der Erhabene zum Mönch Vakkali begeben würde, durch Mitleid bewogen.'" Schweigend gab der Erhabene seine Zustimmung.
6. Und der Erhabene kleidete sich an, nahm Gewand und Schale und begab sich zum Ehrwürdigen Vakkali.
7. Der Ehrwürdige Vakkali nun sah den Erhabenen von weitem herankommen und richtete sich in seinem Bette auf.
8. Der Erhabene aber sprach zum Ehrwürdigen Vakkali: "Laß es gut sein, o Vakkali, richte dich nicht in deinem Bette auf. Da sind vorbereitete Sitze, dort will ich mich niedersetzen." Und der Erhabene setzte sich auf einem vorbereiteten Sitze nieder.
9. Nachdem er sich niedergesetzt hatte, sprach der Erhabene zum Ehrwürdigen Vakkali also: "Geht es dir erträglich, o Vakkali, geht es zufrieden stellend? Nehmen die Schmerzen ab und nicht zu; ist ein Abnehmen zu merken, nicht ein Zunehmen?" - "Nicht geht es mir erträglich, o Herr, nicht geht es zufrieden stellend; heftig sind meine Schmerzen, sie nehmen zu, nicht nehmen sie ab. Ein Zunehmen ist bemerkbar, nicht ein Abnehmen."
10. "Hast du nicht, o Vakkali, irgendeine Gewissensunruhe, irgendein Bedauern?" - "Wahrlich, o Herr, nicht geringe Gewissensunruhe habe ich, nicht geringes Bedauern!''
11. "Hast du dich etwa, o Vakkali, selber zu tadeln hinsichtlich deiner Sittlichkeit?" - "Nicht habe ich mich, o Herr, zu tadeln hinsichtlich meiner Sittlichkeit."
12. "Wenn du dich, o Vakkali, nicht selber zu tadeln hast hinsichtlich deiner Sittlichkeit, was ist dann deine Gewissensunruhe, welches ist dein Bedauern?" - "Seit langem, o Herr, wünschte ich, den Erhabenen zu sehen, doch nicht hatte mein Körper die nötige Kraft, um den Erhabenen aufzusuchen."
13. "Laß es gut sein, Vakkali; was soll dir der Anblick dieses fauligen Körpers? Wer da, o Vakkali, die Lehre sieht, der sieht mich; wer mich sieht, der sieht die Lehre! Wahrlich, Vakkali: Die Lehre sehend, sieht man mich; mich sehend, sieht man die Lehre!
14.-16. Was meinst du, Vakkali: Ist die Körperlichkeit unvergänglich oder vergänglich?..."(wie 22.59.13-23)
17. Nachdem der Erhabene den Ehrwürdigen Vakkali so ermahnt hatte, erhob er sich und begab sich auf den Weg nach dem Geierspitz-Berge.
18. Der Ehrwürdige Vakkali nun, kurz nachdem sich der Erhabene entfernt hatte, wandte sich an die ihm aufwartenden Mönche: "Kommt, Brüder, hebt mich auf das Bett und tragt mich zum Schwarzen Fels am Abhang des Seher-Berges. Denn wie könnte meinesgleichen daran denken, im Hause zu sterben!"
19. "Ja, o Bruder", antworteten jene Mönche dem Ehrwürdigen Vakkali, hoben ihn auf das Bett und brachten ihn zum Schwarzen Fels am Abhang des Seher-Berges.
20. Der Erhabene nun verbrachte den Rest dieses Tages und die Nacht auf dem Geierspitz-Berge.
21. Da nun, zu fortgeschrittener Nachtstunde, begaben sich zwei Gottheiten zum Erhabenen, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Geierspitz-Berg erhellend. Sie verehrten den Erhabenen ehrerbietig und blieben seitwärts stehen.
22. Seitwärts stehend sprach eine der Gottheiten zum Erhabenen: "Der Mönch Vakkali, o Herr, sinnt nach Befreiung [170]!"
23. Die andere Gottheit sprach zum Erhabenen: "Gewiß, o Herr, wird jener, völlig befreit, die Erlösung finden [171]!"
24. So sprachen jene Gottheiten. Und nach diesen Worten begrüßten sie den Erhabenen ehrerbietig, vollzogen die Rechtsumwandlung und verschwanden von diesem Orte.
25. Nach Ablauf dieser Nacht nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Geht, ihr Mönche, begebt euch zum Mönch Vakkali und sprecht zu ihm also: 'Höre, Bruder Vakkali, das Wort des Erhabenen und das zweier Gottheiten: In dieser Nacht, Bruder, zu fortgeschrittener Nachtstunde begaben sich zwei Gottheiten zum Erhabenen, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Geierspitz-Berg erhellend. Sie verehrten den Erhabenen und blieben seitwärts stehen. Seitwärts stehend sprach die eine Gottheit zum Erhabenen: «Der Mönch Vakkali, o Herr, sinnt nach Befreiung.» Die andere Gottheit sprach: «Gewiß, o Herr, wird jener, völlig befreit, die Erlösung finden.» Der Erhabene nun, Bruder Vakkali, spricht dies zu dir: «Nicht fürchte dich, Vakkali! Nicht fürchte dich, Vakkali! Gut wird dein Sterben sein, gut dein Hinscheiden!» '"
26. "Ja, o Herr", antworteten jene Mönche dem Erhabenen, begaben sich zum Ehrwürdigen Vakkali und sprachen zu ihm also: "Höre Bruder, Vakkali, das Wort des Erhabenen und das zweier Gottheiten."
27. Da wandte sich der Ehrwürdige Vakkali an die ihm aufwartenden Mönche: "Kommt, Brüder, hebt mich vom Bett! Denn wie könnte meinesgleichen daran denken, die Botschaft des Erhabenen auf hohem Lager sitzend entgegenzunehmen."
28. "Ja, o Bruder", antworteten jene Mönche dem Ehrwürdigen Vakkali und hoben ihn vom Bett.
29. "In dieser Nacht, zu fortgeschrittener Nachtstunde, begaben sich zwei Gottheiten zum Erhabenen, mit ihrer herrlichen Schönheit den ganzen Geierspitz-Berg erhellend. Sie verehrten den Erhabenen und blieben seitwärts stehen. Seitwärts stehend sprach die eine Gottheit zum Erhabenen: 'Der Mönch Vakkali, o Herr, sinnt nach Befreiung.' Die andere Gottheit sprach: 'Gewiß, o Herr, wird jener, völlig befreit, die Erlösung finden.' Der Erhabene nun, Bruder Vakkali, spricht dies zu dir: 'Fürchte dich nicht, Vakkali! Fürchte dich nicht, Vakkali! Gut wird dein Sterben sein, gut dein Hinscheiden!'"
30. "So bringt denn, Brüder, in meinem Namen dem Erhabenen Verehrung dar, das Haupt zu seinen Füßen, und sprecht: 'Vakkali, der Mönch, o Herr, ist krank, leidend, von schwerer Krankheit befallen. Mit seinem Haupt zu Füßen des Erhabenen bringt er dem Erhabenen Verehrung dar. «Vergänglich ist die Körperlichkeit» - nicht zweifle ich daran, o Herr! - «Was vergänglich ist, das ist leidvoll» - nicht bin ich darüber im Ungewissen! - «Nach dem, was vergänglich, leidvoll, wandelbar ist, nicht habe ich danach Willen, Lust oder Verlangen» - darüber bin ich nicht im Ungewissen! - «Vergänglich sind das Gefühl - die Wahrnehmung - die Gestaltungen - das Bewußtsein» - nicht zweifle ich daran, o Herr! - «Was vergänglich ist, das ist leidvoll» - nicht bin ich darüber im Ungewissen! - «Nach dem, was vergänglich, leidvoll, wandelbar ist, nicht habe ich danach Willen, Lust oder Verlangen» - darüber bin ich nicht im Ungewissen!'"
31. "Ja, o Bruder", antworteten jene Mönche dem Ehrwürdigen Vakkali und entfernten sich.
32. Kurz nachdem sich jene Mönche entfernt hatten, hat da der Ehrwürdige Vakkali zum Schwerte gegriffen [172].
33. Jene Mönche nun begaben sich zum Erhabenen, begrüßten ihn ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend sprachen jene Mönche zum Erhabenen also: "Vakkali, der Mönch, o Herr, ist krank. . . " (wie in Nr. 30)
34. Da wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Kommt, o Mönche! Zum Schwarzen Fels am Abhang des Seher-Berges wollen wir gehen, dort, wo Vakkali, der edle Sohn, zum Schwerte gegriffen hat." - "Ja, o Herr", antworteten jene Mönche dem Erhabenen.
35. Und es begab sich nun der Erhabene mit vielen Mönchen zum Schwarzen Fels am Abhang des Seher-Berges.
36. Von weitem schon sah der Erhabene den Ehrwürdigen Vakkali auf dem Bette liegen, mit (nach der Seite) gewandten Schultern [173].
37. Zu jener Zeit aber bewegte sich ein Rauchgebilde, ein Finsternisgebilde nach östlicher Richtung, bewegte sich nach westlicher Richtung, bewegte sich nach nördlicher Richtung, bewegte sich nach südlicher Richtung, nach aufwärts, nach abwärts und nach den Zwischenrichtungen.
38. Da wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Seht ihr, o Mönche, dieses Rauchgebilde, dieses Finsternisgebilde, wie es sich nach östlicher Richtung bewegt, nach westlicher Richtung bewegt, nach nördlicher Richtung bewegt, nach südlicher Richtung bewegt, nach aufwärts, nach abwärts, nach den Zwischenrichtungen?" - "Ja, o Herr."
39. "Māra, der Böse ist es, o Mönche! Er sucht nach dem Bewußtsein Vakkalis, des edlen Sohnes: 'Wo hat das Bewußtsein Vakkalis, des edlen Sohnes, eine Stütze gefunden?' - Mit stützelosem Bewußtsein aber ist Vakkali, der edle Sohn, verloschen."
[169] Dem Komm, zufolge hatte sich Vakkali nach Rājagaha begeben, um den Buddha zu sehen. Inmitten der Stadt befiel ihn Krankheit, und seine Füße trugen ihn nicht mehr. Da hob man ihn auf ein Bett und brachte ihn zur Werkstatt eines Töpfers.
[170] vimokkhāya cinteti; Komm.: magga-vimokkhātthāya, nach der Befreiung, die durch Betreten der vier 'Pfade' (des Stromeintritts usw.) gewonnen wird.
[171] Komm.: 'die Erlösung durch Erreichung des Zieles der Heiligkeit'.
[172] Komm: "Der Thera nämlich hatte (die von ihm erreichte Stufe) überschätzt. Als er sah, daß ihn die befleckenden Eigenschaften, da sie durch Gemütsruhe und Klarblick zurückgedrängt waren, nicht mehr ankamen, glaubte er, ein Triebbefreiter (d.i. ein Heiliger) zu sein. Daher, im Gedanken: 'Was soll mir dieses leidvolle Leben? Ich will nun sterben!', griff er zur Waffe und durchschnitt damit die Kehle. Als nun Schmerzen auftraten, erkannte er in diesem Moment, daß er noch ein 'Weltling' (d.h. kein Heiliger) sei. Da er aber seinen Betrachtungsgegenstand noch nicht fallengelassen hatte, griff er schnell sein Hauptmeditationsobjekt wieder auf, und, es völlig meisternd, erreichte er die Heiligkeit und verschied."
[173] Dem Komm. zufolge hatte Vakkali den Versuch gemacht, die sogenannte 'Löwenstellung' einzunehmen, d.h. sich auf die rechte Seite zu legen, und in dieser traditionellen Haltung zu sterben. Seiner Schwäche wegen konnte er seinen Körper aber nicht mehr bewegen, sondern nur noch die Schultern wenden. In dieser Haltung sei er dann gestorben.
(Übers. v. K. Fischer in Buddhist. Leben und Denken 9.Jg., S. 135.)
1. So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Rājagaha, im Bambus-Hain, am Fütterungsplatz der Eichhörnchen.
2. Damals nun befand sich der Ehrwürdige Assaji krank, leidend, von schwerer Krankheit befallen im Kassapaka-Kloster.
3. Und der Ehrwürdige Assaji sprach zu den ihm aufwartenden Mönchen: "Geht, o Brüder! Begebt euch zum Erhabenen und, euer Haupt zu seinen Füßen, bringt ihm in meinem Namen Verehrung dar und sprecht: 'Assaji , der Mönch, o Herr, ist krank, leidend, von schwerer Krankheit befallen. Mit seinem Haupt zu Füßen des Erhabenen bringt er dem Erhabenen Verehrung dar.' Und dies noch mögt ihr sprechen: 'Gut wäre es, o Herr, wenn sich der Erhabene zum Mönch Assaji begeben möchte, durch Mitleid bewogen.'"
4. "Ja, o Bruder", antworteten jene Mönche dem Ehrwürdigen Assaji, begaben sich zum Erhabenen, begrüßten ihn ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder.
5. Seitwärts sitzend sprachen jene Mönche zum Erhabenen: "Assaji, der Mönch, o Herr, ist krank, leidend, von schwerer Krankheit befallen. Mit seinem Haupt zu Füßen des Erhabenen bringt er dem Erhabenen Verehrung dar. Und dies noch spricht er: 'Gut wäre es, o Herr, wenn sich der Erhabene zum Mönch Assaji begeben würde, durch Mitleid bewogen.'" Schweigend gab der Erhabene seine Zustimmung.
6. Und der Erhabene kleidete sich an, nahm Gewand und Schale und begab sich zum Ehrwürdigen Assaji.
7. Der Ehrwürdige Assaji nun sah den Erhabenen von weitem herankommen und richtete sich in seinem Bette auf.
8. Der Erhabene aber sprach zum Ehrwürdigen Assaji: "Laß es gut sein, o Assaji, richte dich nicht in deinem Bette auf. Da sind vorbereitete Sitze, dort will ich mich niedersetzen." Und der Erhabene setzte sich auf einem vorbereiteten Sitze nieder.
9. Nachdem er sich niedergesetzt hatte, sprach der Erhabene zum Ehrwürdigen Assaji also: "Geht es dir erträglich, o Assaji, geht es zufrieden stellend? Nehmen die Schmerzen ab und nicht zu; ist ein Abnehmen zu merken, nicht ein Zunehmen?" - "Nicht geht es mir erträglich, o Herr, nicht geht es zufrieden stellend; heftig sind meine Schmerzen, sie nehmen zu, nicht nehmen sie ab. Ein Zunehmen ist bemerkbar, nicht ein Abnehmen."
10. "Hast du nicht, o Assaji, irgendeine Gewissensunruhe, irgendein Bedauern?" - "Wahrlich, o Herr, nicht geringe Gewissensunruhe habe ich, nicht geringes Bedauern!''
11. "Hast du dich etwa, o Assaji, selber zu tadeln hinsichtlich deiner Sittlichkeit?" - "Nicht habe ich mich, o Herr, zu tadeln hinsichtlich meiner Sittlichkeit."
12. "Wenn du dich, o Assaji, nicht selber zu tadeln hast hinsichtlich deiner Sittlichkeit, was ist dann deine Gewissensunruhe, welches ist dein Bedauern?" - "Früher, o Herr, weilte ich, die Krankheit beruhigend [175], die körperlichen Gestaltungen beruhigend [176]. Diese Sammlung erreiche ich jetzt nicht mehr. Sie nicht erreichend denke ich: 'Sollte ich nicht einen Rückschritt gemacht haben?'"
13. "Wenn jene Asketen und Brahmanen, o Assaji, denen die Sammlung der Kern, die Sammlung die Hauptsache ist, diese Sammlung nicht erreichen, dann denken sie: 'Sollten wir einen Rückschritt gemacht haben?'
14. Was meinst du, Assaji, ist die Körperlichkeit unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr." - "Was aber vergänglich ist, ist das leidig oder freudig?" - "Leidig, o Herr." - "Was nun vergänglich, leidig, wandelbar ist, kann man dies mit Recht so ansehen: 'Dies ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst'?" - "Gewiß nicht, o Herr."
15.-16. "Sind Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein unvergänglich oder vergänglich?" - "Vergänglich, o Herr." - "Was aber vergänglich ist, ist das leidig oder freudig?" - "Leidig, o Herr." - "Was nun vergänglich, leidig, wandelbar ist, kann man dies mit Recht so ansehen: 'Dies ist mein, das bin ich, das ist mein Selbst'?" - "Gewiß nicht, o Herr."
17.-20. "Daher, o Assaji: was es irgend an Körperlichkeit gibt - an Gefühl - an Wahrnehmung - an Gestaltungen - an Bewußtsein gibt, sei es vergangen, künftig oder gegenwärtig, eigen oder fremd, grob oder fein, gewöhnlich oder edel, fern oder nahe - von jeder Körperlichkeit - jedem Gefühl - jeder Wahrnehmung - allen Gestaltungen - jedem Bewußtsein gilt: 'Dies ist nicht mein, das bin ich nicht, das ist nicht mein Selbst!' So hat man dies der Wirklichkeit gemäß mit rechter Weisheit zu betrachten.
21. So erkennend, o Mönche, wendet sich der erfahrene, edle Jünger von der Körperlichkeit ab, er wendet sich ab vom Gefühl, er wendet sich ab von der Wahrnehmung, er wendet sich ab von den Gestaltungen, er wendet sich ab vom Bewußtsein. Abgewandt wird er entsüchtet. Durch die Entsüchtung wird er befreit. Im Befreiten ist die Erkenntnis: 'Befreit bin ich. Versiegt ist die Geburt, vollendet der Heilige Wandel, getan das Werk, nichts Weiteres nach diesem hier' - so erkennt er."
22. Wenn er ein freudiges Gefühl empfindet, so weiß er: 'Vergänglich ist es'; er weiß: 'Es haftet nicht'; er weiß: 'Nicht wird dabei Genuß empfunden'. Wenn er ein leidvolles Gefühl - ein weder freudiges noch leidvolles Gefühl empfindet, so weiß er: 'Vergänglich ist es'; er weiß: 'Es haftet nicht'; er weiß: 'Nicht wird dabei Genuß empfunden'.
23. Wenn er ein freudiges Gefühl empfindet, so empfindet er es ungefesselt. Wenn er ein leidvolles Gefühl empfindet, so empfindet er es ungefesselt. Wenn er ein weder freudiges noch leidvolles Gefühl empfindet, so empfindet er es ungefesselt.
[Gleichwie etwa, Assaji, das Öl und der Docht eine Öllampe leuchten lassen; wenn aber Öl und Docht verbraucht sind und neue Nahrung nicht zugeführt wird, sie ohne Nahrung erlischt: ebenso nun auch, Assaji, erkennt der Mönch,] [177]
Ein körpergefährdendes Gefühl empfindend weiß er: 'Ein körpergefährdendes Gefühl empfinde ich'. Ein lebensgefährdendes Gefühl empfindend weiß er: 'Ein lebensgefährdendes Gefühl empfinde ich'. - 'Nach dem Zerfall des Körpers, nach dem Ende des Lebens werden hier alle Gefühle, an denen man keinen Genuß empfindet, zur Stillung gelangen', so weiß er."
[175] Komm.: durch Eintritt in die vierte Versenkung.
[176] kāyasankhāra; hiermit soll lt. Komm. die Atmung gemeint sein, die in der vierten Versenkung gestillt, d.h. zeitweilig aufgehoben ist. Das sich in der PTS-Ausgabe, jedoch nicht in der siamesischen, in diesem Satze findende Wort vippatisāri wurde, als nicht in den Zusammenhang passend, ausgelassen.
[177] die vorliegende Übersetzung scheint etwas gekürzt zu sein, durch die einleitende Bemerkung von S.12.11 stelle ich fest, das der hier in Klammern gestellte Satz fehlt. [WG]
(Übers. in Buddhaweg und wir Buddhisten 1931, Nr. 6, S. 56; Schmidt in: Studia pali-buddhistica 1953, S. 100; Debes in: Wissen und Wandel 1975, S. 262-283 (mit Kommentar) - ab Nr. 20: Neumann LS IV, S. 56.)
1. So habe ich gehört. Einst weilte eine Anzahl Mönche, Ältere des Ordens, zu Kosambī, im Ghosita-Kloster.
2. Damals nun befand sich der Ehrwürdige Khemaka krank, leidend, von schwerer Krankheit befallen, im Badarika-Kloster.
3. Als nun jene Ordensälteren sich am Abend aus der Zurückgezogenheit erhoben hatten, wandten sie sich an den Ehrwürdigen Dāsaka: "Geh, Bruder Dāsaka, begib dich zum Mönche Khemaka und sprich zu ihm also: 'So, Bruder Khemaka, sprechen zu dir die Ordensälteren: «Geht es dir erträglich, Bruder, geht es zufrieden stellend? Nehmen die Schmerzen ab und nicht zu; ist ein Abnehmen zu bemerken, nicht ein Zunehmen?»'"
4. "Ja, Brüder", antwortete der Ehrwürdige Dāsaka den Ordensälteren, begab sich zum Ehrwürdigen Khemaka und sprach zu ihm also: "So, Bruder Khemaka, sprechen zu dir die Ordensälteren: ... " (wie oben)
5. "Nicht geht es mir erträglich, o Brüder, nicht geht es zufrieden stellend; heftig sind meine Schmerzen, sie nehmen zu, nicht nehmen sie ab; ein Zunehmen ist zu bemerken, nicht ein Abnehmen."
6. Es begab sich nun der Ehrwürdige Dāsaka (wieder) zu den Ordensälteren (und berichtete ihnen die Worte des Ehrwürdigen Khemaka).
7. "Geh, Bruder Dāsaka, begib dich zum Mönch Khemaka und sprich zu ihm also: 'So, Bruder Khemaka, sprechen zu dir die Ordensälteren: «Fünf Gruppen des Anhangens, Bruder, wurden vom Erwachten verkündet: die Gruppen des Anhangens <Körperlichkeit>, <Gefühl>, <Wahrnehmung>, <Gestaltungen>, <Bewußtsein>. Betrachtet nun der Ehrwürdige Khemaka aus diesen fünf Gruppen des Anhangens irgend etwas als das Selbst oder als etwas zu einem Selbst Gehörendes?»'"
8. "Ja, Brüder", antwortete der Ehrwürdige Dāsaka den Ordensälteren, begab sich zum Ehrwürdigen Khemaka und sprach zu ihm: "So, Bruder Khemaka, sprechen zu dir die Ordensälteren: 'Fünf Gruppen. . . '" (wie oben)
9. "Fünf Gruppen des Anhangens, Bruder, wurden vom Erhabenen verkündet: die Gruppen des Anhangens 'Körperlichkeit' ... 'Bewußtsein'. Nicht betrachte ich aus diesen fünf Gruppen des Anhangens irgend etwas als das Selbst oder als etwas zu einem Selbst Gehörendes."
10. Es begab sich nun der Ehrwürdige Dāsaka (wieder) zu den Ordensälteren (und berichtete ihnen die Worte des Ehrwürdigen Khemaka).
11. "Geh, Bruder Dāsaka, begib dich zum Mönch Khemaka und sprich zu ihm also: 'So, Bruder Khemaka, sprechen zu dir die Ordensälteren: «Wenn der Ehrwürdige Khemaka nichts aus diesen fünf Gruppen des Anhangens als das Selbst betrachtet oder als etwas zu einem Selbst Gehörendes, so ist der Ehrwürdige Khemaka also ein Heiliger, ein Triebversiegter?»'"
12. "Ja, Brüder", antwortete der Ehrwürdige Dāsaka den Ordensälteren und begab sich zum Ehrwürdigen Khemaka und sprach zu ihm also: "So, Bruder Khemaka, sprechen zu dir die Ordensälteren: 'Wenn der Ehrwürdige Khemaka. . .'" (wie oben)
13. "Nicht betrachte ich, Bruder, aus diesen fünf Gruppen des Anhangens irgend etwas als das Selbst oder als etwas zu einem Selbst Gehörendes; doch nicht bin ich ein Heiliger, ein Triebversiegter. Aber es kommt mich da bei den fünf Gruppen des Anhangens insgesamt [so lt. Komm.] doch noch (das Gefühl) an 'Ich bin [179]'; doch das betrachte ich nicht aus falscher Ansicht als 'Dieses bin ich'."
14. Es begab sich der Ehrwürdige Dāsaka nun wieder zu den Ordensälteren (und berichtete ihnen die Worte des Ehrwürdigen Khemaka).
15. "Geh, Bruder Dāsaka, begib dich zum Mönch Khemaka und sprich zu ihm also: 'So, Bruder, sprechen zu dir die Ordensälteren: «Wovon du, Bruder Khemaka, sagst <Ich bin>: was ist es, das du als <Ich bin> ansprichst? Sagst du: <Die Körperlichkeit bin ich>? Sagst du: <Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein bin ich>? Wovon du, Bruder Khemaka, sagst <Ich bin>: was ist es, das du als <Ich bin> ansprichst?»'"
16. "Ja, Brüder", antwortete der Ehrwürdige Dāsaka den Ordensälteren und begab sich zum Ehrwürdigen Khemaka und sprach zu ihm also: "So, Bruder Khemaka, sprechen zu dir die Ordensälteren: 'Wovon du, Bruder Khemaka, sagst «Ich bin» .. .'" (wie oben)
17. "Genug, Bruder Dāsaka! Wozu dieses Hin- und Hergehen! Bring mir den Stab, ich will mich nun selbst zu den Ordensälteren begeben."
18. Und auf den Stab gestützt begab sich der Ehrwürdige Khemaka zu den Ordensälteren. Dort angelangt tauschte er höfliche, freundliche Begrüßung mit ihnen aus und setzte sich zur Seite nieder.
19. Und die Ordensälteren sprachen zum Ehrwürdigen Khemaka also: "Wovon du, Bruder Khemaka, sagst 'Ich bin: was ist es, das du als 'Ich bin' ansprichst? Sagst du: 'Die Körperlichkeit bin ich'? Sagst du: 'Außerhalb der Körperlichkeit bin ich'? Sagst du: 'Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein bin ich'? Sagst du: 'Außerhalb von Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein bin ich'? Wovon du, Bruder Khemaka, sagst 'Ich bin': was ist es, das du als 'Ich bin' ansprichst?"
20. "Nicht sage ich, Brüder: 'Die Körperlichkeit bin ich'. Nicht sage ich: 'Außerhalb der Körperlichkeit bin ich'. Nicht sage ich: 'Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein bin ich'. Nicht sage ich: 'Außerhalb von Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein bin ich'. - Vielmehr, was mich da bei den fünf Gruppen des Anhangens (mit dem Anspruch) 'Ich bin' ankommt, das betrachte ich nicht also: 'Dies bin ich'.
21. Es ist, Brüder, wie mit dem Duft einer blauen, roten oder weißen Lotusblüte. Wer da sagt: 'Im Blatte ist der Duft - in der Farbe ist der Duft - in den Staubfäden ist der Duft' - würde ein solcher recht sprechen?" - "Gewiß nicht, Bruder." - "Wie nun aber, Brüder, würde er recht erklären?" - " 'In der Blüte ist der Duft': so sprechend, Bruder, würde er recht erklären."
22. "Ebenso auch, Brüder, sage ich nicht: 'Die Körperlichkeit bin ich'... (wie 20)
23. Wenn auch, ihr Brüder, einem edlen Jünger die fünf niederen Fesseln zum Schwinden kommen, so ist da dennoch hinsichtlich der fünf Gruppen des Anhangens ein geringes, noch nicht beseitigtes Maß des Dünkels 'Ich bin', des Willens 'Ich bin', der Neigung 'Ich bin'. Später weilt er nun bei den fünf Gruppen des Anhangens in der Betrachtung ihres Entstehens und Vergehens: 'So ist die Körperlichkeit, so ist die Entstehung der Körperlichkeit, so ist das Ende der Körperlichkeit. So sind Gefühl - Wahrnehmung - Gestaltungen - Bewußtsein, so ist ihre Entstehung, so ist ihr Ende.'
24. Wenn er so bei den fünf Gruppen des Anhangens in der Betrachtung ihres Entstehens und Vergehens weilt: jenes geringe, noch nicht beseitigte Maß des Dünkels 'Ich bin', des Willens 'Ich bin', der Neigung 'Ich bin', auch dieses kommt dann zum Schwinden.
25. Wie wenn da, Brüder, ein unreines, fleckiges Gewand ist, und die Eigentümer übergeben es einem Wäscher. Dieser weicht es gleichmäßig ein in salziger Lauge, in ätzender Asche oder mit Kuhmist und spült es dann in klarem Wasser.
26. Obgleich nun dieses Gewand rein und sauber ist, so hat es doch noch einen geringen, noch nicht beseitigten Laugengeruch oder Aschengeruch oder Kuhmistgeruch. Der Wäscher gibt es nun den Eigentümern zurück, und diese legen es in eine dufterfüllte Truhe. Jener geringe, noch nicht beseitigte Laugengeruch oder Aschengeruch oder Kuhmistgeruch, auch dieser kommt dann zum Schwinden [180].
27. Ebenso auch, Brüder: wenn auch einem edlen Jünger die fünf niederen Fesseln zum Schwinden kommen... (wie 23). Wenn er so bei den fünf Gruppen des Anhangens in der Betrachtung ihres Entstehens und Vergehens weilt: jenes geringe, noch nicht beseitigte Maß des Dünkels 'Ich bin', des Willens 'Ich bin', der Neigung 'Ich bin': auch dieses kommt dann zum Schwinden."
28. Nach diesen Worten sprachen die Ordensälteren zum Ehrwürdigen Khemaka: "Nicht haben wir den Ehrwürdigen Khemaka befragt in der Absicht, ihn zu belästigen; vielmehr weil der Ehrwürdige Khemaka fähig ist, die Satzung des Erhabenen in ausführlicher Weise darzulegen, aufzuzeigen, kundzutun, zu begründen, zu eröffnen, zu erklären, zu verdeutlichen.
29. So ist denn nun vom Ehrwürdigen Khemaka die Satzung des Erhabenen in ausführlicher Weise dargelegt, aufgezeigt, kundgetan, begründet, eröffnet, erklärt und verdeutlicht worden."
30. So hatte der Ehrwürdige Khemaka gesprochen. Beglückt freuten sich jene Ordensälteren über das Wort des Ehrwürdigen Khemaka.
31. Während aber diese Erklärung gesprochen wurde, löste sich bei sechzig der Ordensälteren das Herz ohne Anhaften von den Trieben, und ebenso bei dem Ehrwürdigen Khemaka.
[179] Subkomm.: 'mit Begehren und Dünkel' (in diesem Falle gewiß schwach und ohne falsche Ansicht).
[180] Komm.: Das unreine Gewand bedeutet den unreinen Geisteszustand des Weltmenschen. Die drei scharfen Substanzen sind die drei Betrachtungen. Das mit den drei scharfen Substanzen gewaschene Gewand ist der von der dargelegten Lehre durchtränkte Geisteszustand des Anāgāmi (Nichtwiederkehrers). Der geringe Laugengeruch usw. sind die durch den Heiligkeitspfad noch zu vernichtenden Befleckungen. Die dufterfüllte Truhe ist das Wissen des Heiligkeitspfades. Das durch diese dufterfüllte Truhe bewirkte Schwinden des Laugengeruchs usw. ist die Vernichtung der gesamten Befleckungen durch den Heiligkeitspfad.
(Vgl. auch die Rede 'Channa' M 143.)
1. So habe ich gehört. Einst weilten einige Ordensältere bei Benares, zu Isipatana, im Wildpark.
2. Es hatte da nun der Ehrwürdige Channa [182], nachdem er am Abend sich aus der Zurückgezogenheit erhoben hatte, den Schlüssel (seiner Klause) zu sich genommen und begab sich von Kloster zu Kloster (wandernd) zu jenen Ordensälteren und sprach zu ihnen: "Ermahnen mögen mich die Ehrwürdigen Älteren, unterweisen mögen mich die Ehrwürdigen Älteren. Mögen mir die Ehrwürdigen Älteren ein Lehrgespräch geben, damit ich die Lehre verstehe [183]."
3. Auf diese Worte sprachen die Ordensälteren zum Ehrwürdigen Channa: "Die Körperlichkeit, Bruder Channa, ist vergänglich; das Gefühl, die Wahrnehmung, die Gestaltungen, das Bewußtsein sind vergänglich. Die Körperlichkeit ist Nicht-Ich; das Gefühl, die Wahrnehmung, die Gestaltungen, das Bewußtsein sind Nicht-Ich. Alle Gestaltungen sind vergänglich, alle Dinge sind Nicht-Ich [184]."
4. Da dachte der Ehrwürdige Channa: 'Auch ich denke so: «Die Körperlichkeit ist vergänglich; das Gefühl, die Wahrnehmung, die Gestaltungen, das Bewußtsein sind vergänglich. Die Körperlichkeit ist Nicht-Ich; das Gefühl, die Wahrnehmung, die Gestaltungen, das Bewußtsein sind Nicht-Ich. Alle Gestaltungen sind vergänglich, alle Dinge sind Nicht-Ich.»
5. Doch nicht drängt mein Herz nach der Stillung der Gestaltungen, nach der Entäußerung von allen Daseins-Grundlagen, nach der Versiegung des Begehrens, nach der Entsüchtung, Aufhebung, nach dem Nibbāna - nicht erfreut es sich daran, heftet sich nicht daran, strebt nicht danach. Furcht und Anhangen [185] steigt auf, kehrt wieder in den Geist ein (so nämlich): «Was wird dann aus meinem Ich [186]?» Nicht aber gibt es einen solchen Zustand im Erkennenden! Wer könnte nun so die Lehre zeigen, daß ich sie verstehe?'
6. Und es kam ihm in den Sinn: 'Es weilt da der Ehrwürdige Ānanda zu Kosambī, im Ghosita-Kloster. Vom Meister selbst wird er gerühmt, und geehrt wird er von weisen Mitmönchen. Solches Vertrauen habe ich zum Ehrwürdigen Ānanda: fähig ist er, mir die Lehre so zu zeigen, daß ich sie verstehe. Sollte ich mich daher nicht zum Ehrwürdigen Ānanda begeben?'
7. Da ordnete der Ehrwürdige Channa seinen Wohnraum, nahm Gewand und Schale und begab sich nach Kosambī, zum Ghosita-Kloster, wo der Ehrwürdige Ānanda weilte. Dort angelangt tauschte er mit dem Ehrwürdigen Ānanda höfliche, freundliche Begrüßung aus und setzte sich zur Seite nieder.
8.-12. Seitwärts sitzend sprach er zum Ehrwürdigen Ānanda: "Einst, Bruder Ānanda, weilte ich bei Benares, zu Isipatana, im Wildpark. Nachdem ich mich am Abend aus der Zurückgezogenheit erhoben hatte, nahm ich den Schlüssel (meiner Klause) zu mir und begab mich von meinem Kloster zu dem der Ordensälteren und sprach zu ihnen: ... (es folgt nun genau der Bericht wie in 2-6)
13. Ermahnen möge mich der Ehrwürdige Ānanda, unterweisen möge mich der Ehrwürdige Ānanda. Möge mir der Ehrwürdige Ānanda ein Lehrgespräch geben, damit ich die Lehre verstehe!"
14. "Insofern freuen wir uns über den Ehrwürdigen Channa: daß nämlich der Ehrwürdige Channa dies offen dargelegt, seine innere Verhärtung zerbrochen hat. Leihe Gehör, Bruder Channa! Fähig bist du, die Lehre zu verstehen!"
15. Da stieg dem Ehrwürdigen Channa hierdurch hohes Entzücken, hohe Freude auf: 'Fähig bin ich also, die Lehre zu verstehen!'
16. "Aus dem Munde des Erhabenen, als er den Mönch Kaccānagotta ermahnte, habe ich dies gehört, Bruder Channa, und es mir zu eigen gemacht [187]: 'Auf eine Zweiheit, Kaccāna, stützt sich gewöhnlich diese Welt: auf Sein und Nichtsein. Für den aber, Kaccāna, der in rechter Weisheit der Wirklichkeit gemäß die Entstehung der Welt erkennt, gibt es das nicht, was man in der Welt «Nichtsein» (nennt). Für den aber, Kaccāna, der in rechter Weisheit der Wirklichkeit gemäß die Aufhebung der Welt erkennt, gibt es das nicht, was man in der Welt «Sein» (nennt). Durch Sich-Anschließen, Anhangen, Sich-Eingewöhnen, o Kaccāna, ist gemeinhin diese Welt gefesselt. Aber an dieses Sich-Anschließen und Anhangen, an das Sich-Festlegen, Eingewöhnen und Hinneigen des Geistes schließt sich jener (edle Jünger [188] nicht an, er hängt nicht daran, er hat sich nicht festgelegt (auf die Ansicht): «Mein Selbst (ist es)». «Leiden nur ist es, was entsteht; Leiden nur ist es, was vergeht» - hierbei schwankt er nicht und zweifelt nicht, von anderen unabhängig ist hierbei sein Wissen. Insofern, o Kaccāna, besteht Rechte Erkenntnis.
17. «Alles ist»: das ist, o Kaccāna, das eine Extrem. «Alles ist nicht»: das ist das andere Extrem. Diese beiden Extreme vermeidend, zeigt in der Mitte der Vollendete die Lehre: Durch Nichtwissen bedingt sind die Gestaltungen; durch Gestaltungen bedingt ist das Bewußtsein; durch das Bewußtsein bedingt ist Geistigkeit und Körperlichkeit; durch Geistigkeit und Körperlichkeit bedingt sind die sechs Sinnes-Grundlagen; durch die sechs Sinnes-Grundlagen bedingt ist Sinnen-Eindruck; durch Sinnen-Eindruck bedingt ist Gefühl; durch Gefühl bedingt ist Begehren; durch Begehren bedingt ist Anhangen; durch Anhangen bedingt ist Dasein; durch Dasein bedingt ist Geburt; durch Geburt bedingt ist Altern und Sterben, Kummer, Jammer, Schmerz, Trübsal und Verzweiflung. So kommt es zur Entstehung dieser ganzen Leidensfülle. Durch eben dieses Nichtwissens restlose Auflösung und Aufhebung kommt es zur Aufhebung der Gestaltungen, durch Aufhebung der Gestaltungen kommt es zur Aufhebung des Bewußtseins... So kommt es zur Aufhebung dieser ganzen Leidensfülle.'"
18. "So eben verhält es sich, Bruder Ānanda, mit Ehrwürdigen, denen Mitmönche von solcher Artung zuteil werden: mitleidsvolle, wohlwollende, die Ermahner und Berater sind. Nachdem ich nun diese Lehrdarlegung des Ehrwürdigen Ānanda vernommen, habe ich völlig die Lehre durchdrungen.
[182] Dem Komm zufolge ist der Mönch Channa dieser Sutte der frühere Wagenlenker des jungen Buddha, der ihn in jener Nacht der Großen Entsagung begleitete, und gleichfalls identisch mit jenem Channa, den der Meister noch kurz vor seinem Hinscheiden vom Verkehr mit den Mitmönchen ausschloß. Komm.: "Channa war am gleichen Tage wie der Buddha geboren, und am Tage der Großen Entsagung zog er mit ihm zusammen hinaus. Später, unter dem Meister Mönch geworden, brüstete er sich wegen seiner engen Beziehung zum Buddha und zur Lehre, nahm ein barsches und boshaftes Wesen an und hatte aufgrund seiner groben Redeweise Zusammenstöße mit den Mitmönchen."
[183] Komm: "Warum machte er sich diese Anstrengung, wanderte von hier nach dort und sprach in dieser Weise? Weil in ihm innere Ergriffenheit aufgestiegen war. Nach dem Hinscheiden des Meisters war der Ehrwürdige Ānanda von den Ordensälteren des Konzils nach Kosambī entsandt worden und hatte dem Mönche Channa die über ihn verhängte Strafe mitgeteilt. Channa wurde darauf von Fieber befallen und fiel bewußtlos nieder. Nachdem er wieder das Bewußtsein erlangt hatte, erhob er sich und ging zu einem Mönch. Doch dieser sprach kein Wort zu ihm. Er ging zu einem anderen, doch auch dieser sprach nicht. Nachdem er mit dem gleichen Ergebnis im ganzen Kloster umhergegangen war, wurde er dessen überdrüssig, nahm Gewand und Almosenschale und begab sich nach Benāres. Von Ergriffenheit erfüllt sprach er dann die berichteten Worte."
[184] Lt. Komm. sollen jene Mönche absichtlich nicht vom Merkmal des Leidens gesprochen haben, damit Channa nicht so dächte: 'Für euch ist ja alles Leiden: die Körperlichkeit, das Gefühl, die Wahrnehmung, die Gestaltungen und das Bewußtsein. Dann also wohl auch der Pfad und das Ziel!'
[185] paritassanā-upādānam; hier vom Komm. erklärt als 'Fürchten und Anhangen'; vgl. upādā-paritassanā in 22.7.3 mit Anm.
[186] Komm. "'Wenn von den fünf Gruppen auch nicht eine das Ich ist, was ist dann mein Ich? In solcher Weise', so dachte er, 'fällt mein Geist zurück (in die alten Irrtümer).' Dieser Thera begann nämlich, ohne vorher die Bedingtheit erforscht zu haben, die Übung des Klarblicks. Dieser schwache Klarblick aber vermochte nicht, den Ich-Begriff auszurotten, und wurde für ihn eine Ursache für die Vernichtungsansicht und damit für Furcht (paritassanā). Als ihm nämlich die Leerheit der Gestaltungen vor Augen stand, da dachte er: 'Vernichtet werde ich sein, vertilgt.' Und er sah sich gleichsam in einen Abgrund stürzen. Daher sagte er: 'Fürchten und Anhangen steigt auf.' Um nun die Vernichtungsansicht Channas mit Hilfe der von diesem versäumten Erforschung der Bedingten Entstehung zu entwurzeln, zitierte Ānanda das Kaccāna-Sutta."
[187] Nr. 16-17 = 12.15; Nr. 18 = 22.85.
[188] Im Text steht nur ayam, 'dieser'.