DER EINZIGE WEG

IV. Zur Erläuterung der Satipatthāna-Sutte

33

Die Dinge in ihrem Entstehen betrachtend

S.47.42

Das Entstehen und Vergehen bei den vier Grundlagen der Achtsamkeit will ich euch zeigen. So höret!

Was ist nun, ihr Mönche, das Entstehen des Körpers? Durch Entstehen von Nahrung kommt es zur Entstehung des Körpers. Durch die Aufhebung der Nahrung kommt es zum Vergehen des Körpers.

Durch die Entstehung von Sinneneindruck kommt es zur Entstehung der Gefühle. Durch Aufhebung von Sinneneindruck kommt es zum Vergehen der Gefühle.

Durch die Entstehung von Körper und Geist kommt es zur Entstehung von Bewußtsein (Geisteszustand). Durch die Aufhebung von Geist und Körper kommt es zum Vergehen des Bewußtseins (Geisteszustands).

Durch die Entstehung von Aufmerksamkeit kommt es zur Entstehung von Geistobjekten. Durch die Aufhebung der Aufmerksamkeit kommt es zum Vergehen der Geistobjekte.

34

So weilt er nach innen ... (1)

D.18

Es wandte sich da Brahma Sumankumara an die Tavatimsa-Götter: Was meinen wohl die verehrten Tavatimsa-Götter? Wurden sie nicht trefflich verkündet von jenem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten, die vier Grundlagen der Achtsamkeit, um dadurch das Heil zu erlangen? Welches sind diese vier? Da, ihr Verehrten, weilt der Mönch nach innen beim Körper in Betrachtung des Körpers, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Überwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt. Während er da nach innen beim Körper in Betrachtung des Körpers weilt, wird er dabei vollkommen gesammelt, vollkommen abgeklärt. Hierbei vollkommen geläutert, vollkommen abgeklärt, erzeugt er nach außen, bei einem anderen Körper den Erkenntnisblick. Ebenso auch weilt er bei den Gefühlen, dem Geisteszustand, den Geistobjekten.

35

So weilt er nach innen ... (2)

Vibh.Abhidh.

Und wie weilt der Mönch nach innen beim Körper in Betrachtung des Körpers? Da betrachtet der Mönch den eigenen Körper von der Fußsohle aufwärts ... : An diesem Körper gibt es Kopfhaare, Körperhaare . . . Dieses Objekt übt, stärkt und pflegt er, festigt es gut. Hat er es geübt, gestärkt, gepflegt und gut gefestigt, dann richtet er den Geist auf einen äußeren Körper. Und wie weilt der Mönch nach außen beim Körper in Betrachtung des Körpers? Da betrachtet der Mönch einen Körper außerhalb von der Fußsohle aufwärts ... : An dessen Körper gibt es (atthi'ssa kāye) Kopfhaare, Körperhaare ... Dieses Objekt übt, stärkt und pflegt er, festigt es gut. Hat er es geübt, gestärkt, gepflegt und gut gefestigt, dann richtet er den Geist auf innere und äußere Körperlichkeit. Und wie weilt der Mönch nach innen und außen beim Körper in Betrachtung des Körpers? Da betrachtet der Mönch die innere und äußere Körperlichkeit von der Fußsohle aufwärts ... Es gibt da am Körper (atthi kāye) Kopfhaare, Körperhaare ...

Und wie weilt der Mönch nach innen bei den Gefühlen in Betrachtung der Gefühle? Ein freudiges Gefühl empfindend, weiß er: Ein freudiges Gefühl empfinde ich.' Dieses Objekt übt, stärkt und pflegt er, festigt es gut. Hat er es geübt, gestärkt, gepflegt und gut gefestigt, dann richtet er den Geist nach außen auf die Gefühle. Und wie weilt der Mönch nach außen bei den Gefühlen in Betrachtung der Gefühle? Da weiß der Mönch von einem, der ein freudiges Gefühl empfindet: Ein freudiges Gefühl empfindet er.' . . . Dieses Objekt übt, stärkt und pflegt er, festigt es gut. Hat er es geübt, gestärkt, gepflegt und gut gefestigt, dann richtet er den Geist auf die inneren und äußeren Gefühle. Und wie weilt der Mönch nach innen und außen bei den Gefühlen in Betrachtung der Gefühle? Da weiß der Mönch bei einem freudigen Gefühl: "Ein freudiges Gefühl ist es."…

 

36

Die vier Betrachtungen auf siebenfache Weise geübt

Patisam.Mg.

Wie weilt er beim Körper in Betrachtung des Körpers? Da betrachtet einer die Körperlichkeit ‚Erde' (pathavikāyam) als vergänglich, nicht als beständig, als leidig betrachtet er sie, nicht als erfreulich, als Nicht-Ich betrachtet er sie, nicht als ein Ich. Er wendet sich ab, nicht ergötzt er sich. Er ist entsüchtet, nicht süchtet er. Er bringt zum Schwinden, nicht bringt er zum Entstehen. Er entsagt, nicht hängt er an. Auf diese siebenfache Weise betrachtet er den Körper. Der Körper ist das Gegenwärtigsein" (upathhānam), nicht Achtsamkeit" (sati); Achtsamkeit ist sowohl Gegenwärtigsein" als auch ,Achtsamkeit". Mit solcher Achtsamkeit und solcher Erkenntnis betrachtet er diesen Körper. Daher heißt es: Entfaltung der Grundlage der Achtsamkeit, und zwar die Betrachtung des Körpers beim Körper.

Da betrachtet einer die Körperlichkeit Wasser, Hitze, Wind, Kopfhaar, Körperhaar, obere Haut, untere Haut, Fleisch, Blut, Sehnen, Knochen, Knochenmark als vergänglich, nicht als beständig ...

Wie weilt er bei den Gefühlen in Betrachtung der Gefühle? Da betrachtet einer das freudige, leidige, weder freudig noch leidige Gefühl, das durch Seh-Eindruck, Hör-Eindruck usw. entstandene Gefühl als vergänglich, nicht als beständig . . . Auf diese siebenfache Weise betrachtet er das Gefühl. Das Gefühl ist Gegenwärtigsein", nicht Achtsamkeit; Achtsamkeit ist ...

Wie weilt er beim Geisteszustand in Betrachtung des Geisteszustandes? Da betrachtet er den gierbehafteten Geist, den gierfreien Geist, den haßbehafteten Geist . . ., das Sehbewußtsein, Hörbewußtsein . . . als vergänglich, nicht als beständig . . . Auf diese siebenfache Weise betrachtet er den Geisteszustand. Der Geisteszustand ist "Gegenwärtigsein", nicht Achtsamkeit"; die Achtsamkeit ist ...

Wie weilt er bei den Geistobjekten in Betrachtung der Geistobjekte? Da betrachtet einer abgesehen vom Körper, abgesehen vom Gefühl, abgesehen vom Geisteszustand die übrigen Dinge als vergänglich, nicht als beständig ... Auf diese siebenfache Weise betrachtet er die Geistobjekte. Die Geistobjekte sind " "Gegenwärtigsein", nicht Achtsamkeit"; die Achtsamkeit ist ...

37

Die Körperbetrachtung [27]

M.36

Ist der Körper nicht bemeistert, so ist auch der Geist nicht bemeistert; ist der Körper bemeistert, so ist auch der Geist bemeistert.


[27] Die Körperbetrachtung wird in zahlreichen Texten des Kanons behandelt, von denen hier nur eine kleine Auswahl wiedergegeben wurde. Einzelne der Übungen werden ausführlich im Visuddhi-Magga (Der Weg zur Reinheit) beschrieben, und zwar:

Vgl. die Übersetzung des Ehrw. Nyanatiloka-Mahathera (Verlag Christiani, Konstanz). -

Es sei hier bemerkt, daß die Bezeichnung die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit" (kāya-gatā-sati) in den Sutten auf alle sechs Übungsgruppen der Körperbetrachtung bezogen wird, wie in unserem Text 39; im Visuddhi-Magga jedoch lediglich auf die „Betrachtung des Widerlichen" d. h. der Körperteile.


38

A.I.21

Dies eine Ding, ihr Mönche, entfaltet und häufig geübt, führt zu tiefer Ergriffenheit, zur Hohen Sicherheit, zu Achtsamkeit und Wissensklarheit, zum Erlangen des Erkenntnisblickes, zu gegenwärtigem Glückszustand, zur Verwirklichung der Wissensbefreiung und des Heiligkeitszieles. Welches eine Ding? Die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit.

39

Die Achtsamkeit beim Körper [Kāya-gatā-sati-Sutta, wtl.: Die Lehrrede von der auf den Körper gerichteten Achtsamkeit]

M.119 und VisM. VIII

So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene bei Savatthi, im Jeta-Hain, im Kloster des Anathapindika. Nach Rückkehr vom Almosengang, am Nachmittag, hatte sich da in der Versammlungshalle eine Anzahl Mönche eingefunden und sich dort niedergesetzt. Zwischen ihnen kam es da zu folgender Unterhaltung:

Wunderbar ist es, ihr Brüder, außerordentlich ist es, ihr Brüder, wie da vom Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten jene auf den Körper gerichtete Achtsamkeit, wenn entfaltet und häufig geübt, als von reichem Ergebnis, reichem Segen verkündet wurde!" Hier nun ward diese Unterhaltung der Mönche unterbrochen. Der Erhabene, nachdem er sich zur Abendzeit aus der Zurückgezogenheit erhoben hatte, hatte sich zur Versammlungshalle begeben und sich auf bereitetem Sitze niedergesetzt. Nachdem er Platz genommen, wandte sich der Erhabene an die Mönche: Zu welchem Gespräche, ihr Mönche, sitzet ihr wohl jetzt beisammen, und welche Unterhaltung wurde von euch unterbrochen?" "Als wir uns nach Rückkehr vom Almosengang, am Nachmittag in der Versammlungshalle eingefunden und niedergesetzt hatten, ist es zwischen uns zu dieser Unterhaltung gekommen: Wunderbar ist es, ihr Brüder, außerordentlich ist es, ihr Brüder: wie da vom Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten jene auf den Körper gerichtete Achtsamkeit, wenn entfaltet und häufig geübt, als von reichem Ergebnis, reichem Segen verkündet wurde!' Diese Unterhaltung, o Herr, hatten wir unterbrochen, als der Erhabene kam."

„Wie nun entfaltet, ihr Mönche, wie häufig geübt, hat die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit ein reiches Ergebnis, reichen Segen?

(Atmungs-Achtsamkeit) - Da ist, ihr Mönche, der Mönch in den Wald gegangen oder zum Fuß eines Baumes oder in eine leere Behausung; mit untergeschlagenen Beinen setzt er sich nieder, den Körper gerade aufgerichtet, die Achtsamkeit vor sich gewärtig haltend. Achtsam atmet er ein, achtsam atmet er aus. Lang einatmend, weiß er: Ich atme lang ein'; lang ausatmend, weiß er: Ich atme lang aus'; kurz einatmend, weiß er: Ich atme kurz ein'; kurz ausatmend, weiß er: Ich atme kurz aus'; Den ganzen (Atem-)Körper empfindend, werde ich einatmen', so übt er; Den ganzen (Atem-)Körper empfindend, werde ich ausatmen', so übt er; Die Körper-Tätigkeit [29] beruhigend, werde ich einatmen', so übt er; Die Körper-Tätigkeit beruhigend, werde ich ausatmen', so übt er. ihm, der so unermüdlich, eifrig und entschlossen weilt, schwinden die weltlichen Erinnerungen und Neigungen, und durch ihr Schwinden festigt sich in seinem Innern der Geist, beruhigt, einigt und sammelt sich. So, ihr Mönche, entfaltet der Mönch die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit.


[29] Hierzu heißt es im Patisambhidā-Magga: Was ist Körpertätigkeit? Die langen Ein- und Ausatmungen, die kurzen Ein- und Ausatmungen, die von Empfindung des ganzen Atemkörpers begleiteten Ein- und Ausatmungen, - dies sind körperliche Vorgänge. Diese Dinge sind, als sich am Körper vollziehend, Körpertätigkeiten. Bei diesen Körpertätigkeiten übt er sich in ihrer Beruhigung, Stillung und Besänftigung. Wenn nun bei diesen Körpertätigkeiten ein Hin- und Herneigen, Zusammenziehen und Strecken, Bewegung, Erregung, Vibrieren und Erzittern des Körpers vorkommt, so übt er: Die Körpertätigkeit beruhigend, will ich ein- und ausatmen!


(Die Körperhaltungen) - Weiterhin, o Mönche: gehend weiß da der Mönch: Ich gehe'; stehend weiß er: Ich stehe'; sitzend weiß er: Ich sitze'; liegend weiß er: Ich liege'. Wie auch immer seine Körperstellung ist, so eben weiß er es. Ihm, der so unermüdlich, eifrig und entschlossen weilt, schwinden die weltlichen Erinnerungen und Neigungen, und durch ihr Schwinden festigt sich in seinem Inneren der Geist, beruhigt, einigt und sammelt sich. So auch, o Mönche, entfaltet der Mönch die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit.

(Achtsamkeit und Wissensklarheit) - Weiterhin, o Mönche: da ist der Mönch beim Hingehen und Zurückgehen wissensklar in seinem Tun; beim Hinblicken und Wegblicken ist er wissensklar in seinem Tun; beim Beugen und Strecken ist er wissensklar in seinem Tun; beim Tragen der Gewänder und der Schale ist er wissensklar in seinem Tun; beim Essen, Trinken, Kauen und Schmecken ist er wissensklar in seinem Tun; beim Entleeren von Kot und Urin ist er wissensklar in seinem Tun; beim Gehen, Stehen, Sitzen, Einschlafen, Wachen, Reden und Schweigen ist er wissensklar in seinem Tun. Ihm, der so unermüdlich, eifrig und entschlossen weilt, schwinden die weltlichen Erinnerungen und Neigungen, und durch ihr Schwinden festigt sich in seinem Inneren der Geist, beruhigt, einigt und sammelt sich. So auch, o Mönche, entfaltet der Mönch die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit.

(Die Körperteile) - Weiterhin, o Mönche: da betrachtet der Mönch eben diesen Körper von den Fußsohlen aufwärts und von den Haarspitzen abwärts, den von Haut umschlossenen, mit vielerlei Unreinheit gefüllten: ,In diesem Körper gibt es Kopfhaare, Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut, Fleisch, Sehnen, Knochen, Knochenmark, Nieren, Herz, Leber, Zwerchfell, Milz, Lunge, Darm, Weichteile, Magen, Kot, Galle, Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Fett, Tränen, Gewebesaft, Speichel, Nasenschleim, Gelenköl, Urin.

Gleichwie da, o Mönche, ein beiderseitig offener Korb wäre, gefüllt mit verschiedenerlei Korn, wie Hülsenreis des Hoch- und Tieflands, Mugga- und Masa-Bohnen, Sesamkörnern und enthülstem Reis. Den möchte ein Mann mit guten Augen öffnen und betrachten: Dies ist Hülsenreis des Hoch- und Tieflands, dies sind Mugga- und Masa-Bohnen, Sesamkörner und enthülster Reis.' Ebenso, o Mönche, betrachtet der Mönch eben diesen Körper von den Fußsohlen aufwärts und von den Haarspitzen abwärts: In diesem Körper gibt es Kopfhaare ... Urin.' ihm, der so unermüdlich, eifrig und entschlossen weilt, schwinden die weltlichen Erinnerungen und Neigungen, und durch ihr Schwinden festigt sich in seinem Inneren der Geist, beruhigt, einigt und sammelt sich. So auch, o Mönche, entfaltet der Mönch die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit.

(Die Elemente) - Weiterhin, o Mönche: da betrachtet der Mönch eben diesen Körper in seiner jeweiligen Stellung und Haltung nach den Elementen: Es gibt da in diesem Körper das Erd-Element, das Wasser-Element, das Hitze-Element und das Wind-Element.'

Gleichwie da, o Mönche, ein geschickter Schlächter oder Schlächtergeselle, der eine Kuh geschlachtet und in Stücke zerlegt hat, sich an der Kreuzung vierer Straßen niedersetzt, ebenso, o Mönche, betrachtet der Mönch eben diesen Körper, in seiner jeweiligen Stellung und Haltung nach den Elementen: Es gibt da in diesem Körper das Erd-Element, das Wasser-Element, das Feuer-Element und das Wind-Element.' Ihm, der so unermüdlich, eifrig und entschlossen weilt, schwinden die weltlichen Erinnerungen und Neigungen, und durch ihr Schwinden festigt sich in seinem Inneren der Geist, beruhigt, einigt und sammelt sich. So auch, o Mönche, entfaltet der Mönch die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit.

(Die Leichenfeld-Betrachtungen) - Weiterhin, o Mönche: als sähe der Mönch einen Körper, auf das Leichenfeld geworfen, einen Tag nach dem Tode, zwei Tage nach dem Tode oder drei Tage nach dem Tode, aufgedunsen, verfärbt und verfaulend. Da wendet er es auf eben diesen (seinen eigenen) Körper an. - Auch dieser Körper ist so geartet, so beschaffen, wird dem nicht entgehen!' Ihm, der so unermüdlich, eifrig und entschlossen weilt, schwinden die weltlichen Erinnerungen und Neigungen, und durch ihr Schwinden festigt sich in seinem Inneren der Geist, beruhigt, einigt und sammelt sich. So auch, o Mönche, entfaltet der Mönch die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit.

Weiterhin, o Mönche: als sähe der Mönch einen Körper, auf das Leichenfeld geworfen, von Krähen angefressen, von Adlern angefressen, von Geiern angefressen, von Hunden angefressen, von Schakalen angefressen oder von den vielerlei Würmerarten angefressen . . . ein Knochengerippe, fleischbehangen, blutig, von den Sehnen zusammengehalten ... ein Knochengerippe, fleischentblößt, blutbefleckt, von den Sehnen zusammengehalten ... ein Knochengerippe, ohne Fleisch, ohne Blut, von den Sehnen zusammengehalten . die Knochen, ohne einen Zusammenhalt, in alle Richtungen verstreut: hier ein Handknochen, da ein Fußknochen, da ein Beinknochen, da ein Schenkelknochen, da ein Hüftknochen, da ein Rückenwirbel, da der Schädel ... die Knochen gebleicht, muschelfarbig ... die Knochen zuhauf, jahrelang daliegend ... die Knochen modernd, zu Staub geworden. Da wendet er es auf eben diesen (seinen eigenen) Körper an: Auch dieser Körper ist so geartet, so beschaffen, wird dem nicht entgehen!' Ihm, der so unermüdlich, eifrig und entschlossen weilt, schwinden die weltlichen Erinnerungen und Neigungen, und durch ihr Schwinden festigt sich in seinem Inneren der Geist, beruhigt, einigt und sammelt sich. So auch, o Mönche, entfaltet der Mönch die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit.

(Die Vertiefungen) - Weiterhin, ihr Mönche: abgeschieden von den Begierden, abgeschieden von den unheilsamen Dingen weilt da der Mönch im Besitz der mit Gedankenfassen und Überlegen verbundenen, in Abgeschiedenheit geborenen, von Entzücken und Glücksgefühl begleiteten ersten Vertiefung. Diesen Körper durchsättigt und durchtränkt, erfüllt und durchdringt er mit dem in der Abgeschiedenheit geborenen Entzücken und Glücksgefühl, sodaß nicht irgend eine Stelle seines ganzen Körpers undurchdrungen ist von dem in der Abgeschiedenheit geborenen Entzücken und Glücksgefühl. Wie wenn ein geschickter Bader oder Bader-Gehilfe auf ein Metallbecken Seifenpulver schüttet, es mit wiederholt zugefügtem Wasser mischt. Dann würde der Seifenschaumball voller Feuchtigkeit sein, innen und außen mit Feuchtigkeit durchdrungen, ohne zu tropfen. Ebenso, ihr Mönche, durchsättigt und durchtränkt, erfüllt und durchdringt der Mönch diesen Körper mit dem in der Abgeschiedenheit geborenen Entzücken und Glücksgefühl, sodaß nicht irgend eine Stelle seines ganzen Körpers undurchdrungen ist von dem in der Abgeschiedenheit geborenen Entzücken und Glücksgefühl. Ihm, der so unermüdlich, eifrig und entschlossen weilt, schwinden die weltlichen Erinnerungen und Neigungen, und durch ihr Schwinden festigt sich in seinem Inneren der Geist, beruhigt, einigt und sammelt sich. So, ihr Mönche, entfaltet der Mönch die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit.

Weiterhin, ihr Mönche: durch Stillung von Gedankenfassen und Überlegen weilt da der Mönch in innerer Beruhigung, in Einheit des Geistes, im Besitz der von Gedankenfassen und Überlegen freien, in der Sammlung geborenen, von Entzücken und Glücksgefühl begleiteten zweiten Vertiefung. Diesen Körper durchsättigt und durchtränkt, erfüllt und durchdringt er mit dem in der Sammlung geborenen Entzücken und Glücksgefühl, sodaß nicht irgend eine Stelle seines ganzen Körpers undurchdrungen ist von dem in der Sammlung geborenen Entzücken und Glücksgefühl. Wie wenn da ein See wäre mit quellendem Wasser, und weder von Osten noch von Westen, weder von Norden noch von Süden hätte er einen Zufluß; von Zeit zu Zeit nur würde eine Wolke einen Regenschauer darüber ergießen. Doch der in diesem See befindliche sprudelnde Quell würde ihn mit kühlem Wasser durchsättigen und durchtränken, erfüllen und durchdringen, sodaß nicht irgendeine Stelle dieses Sees undurchdrungen wäre von kühlem Wasser. Ebenso, ihr Mönche, durchsättigt und durchtränkt, erfüllt und durchdringt der Mönch diesen Körper mit dem in der Sammlung geborenen Entzücken und Glücksgefühl, sodaß nicht irgend eine Stelle seines ganzen Körpers undurchdrungen ist von dem in der Sammlung geborenen Entzücken und Glücksgefühl. Ihm, der so unermüdlich, eifrig und entschlossen weilt, schwinden die weltlichen Erinnerungen und Neigungen, und durch ihr Schwinden festigt sich in seinem Inneren der Geist, beruhigt, einigt und sammelt sich. So, ihr Mönche, entfaltet der Mönch die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit.

Weiterhin, ihr Mönche: durch Abwendung vom Entzücken weilt da der Mönch gleichmütig, achtsam und wissensklar; ein Glück empfindet er in seinem Innern, von dem die Edlen sagen: Der Gleichmütige, Achtsame lebt beglückt"; im Besitz der dritten Vertiefung weilt er. Diesen Körper durchsättigt und durchtränkt, erfüllt und durchdringt er mit von Entzücken freiem Glücksgefühl, sodaß nicht irgend eine Stelle seines ganzen Körpers undurchdrungen ist mit von Entzücken freiem Glücksgefühl. Wie wenn da in einem Lotusweiher einzelne blaue, rote oder weiße Lotusblüten im Wasser entstanden, im Wasser gewachsen, nicht über das Wasser hinausragen, darin eingetaucht ihre Nahrung entnehmen, von der Spitze bis zur Wurzel von kühlem Wasser durchsättigt und durchtränkt sind, erfüllt und durchdrungen. Ebenso, ihr Mönche, durchsättigt und durchtränkt, erfüllt und durchdringt der Mönch diesen Körper mit von Entzücken freiem Glücksgefühl, sodaß nicht irgend eine Stelle seines ganzen Körpers undurchdrungen ist mit von Entzücken freiem Glücksgefühl. Ihm, der so unermüdlich, eifrig und entschlossen weilt, schwinden die weltlichen Erinnerungen und Neigungen und durch ihr Schwinden festigt sich in seinem Inneren Geist, beruhigt, einigt und sammelt sich. So, ihr Mönche, entfaltet der Mönch die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit.

Weiterhin, ihr Mönche: durch Überwindung von Wohlgefühl und Schmerz, nach schon vorherigem Enden von Frohsinn und Trübsinn weilt er im Besitz der leidlosfreudlosen, mit der völligen Lauterkeit der Gleichmuts-Achtsamkeit ausgestatteten vierten Vertiefung. Er sitzt da, diesen Körper durchdrungen habend mit geläutertem, geklärtem Geiste, sodaß nicht irgend eine Stelle seines ganzen Körpers undurchdrungen ist vom geläuterten, geklärten Geiste. Wie wenn da, ihr Mönche, ein Mann bis über den Kopf in ein weißes Gewand gehüllt dasitzt, sodaß nicht irgend eine Stelle seines ganzen Körpers unbedeckt ist vom weißen Gewand. Ebenso, ihr Mönche, sitzt der Mönch da, diesen Körper mit geläutertem, geklärtem Geiste durchdrungen habend, sodaß nicht irgend eine Stelle seines ganzen Körpers undurchdrungen ist vom geläuterten, geklärten Geiste. Ihm, der so unermüdlich, eifrig und entschlossen weilt, schwinden die weltlichen Erinnerungen und Neigungen, und durch ihr Schwinden festigt sich in seinem Inneren der Geist, beruhigt, einigt und sammelt sich. So ihr Mönche, entfaltet der Mönch die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit.

Wer auch immer, ihr Mönche, die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit entfaltet und häufig geübt hat, einbegriffen sind ihm darin alle heilsamen Dinge, die irgend zum Wissen führen. Wie wenn jemand das große Meer in seinem Geiste erfaßt, ihm darin einbegriffen sind all die kleinen Flüsse, die zum Meere gehen. Ebenso, ihr Mönche, wer auch immer die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit entfaltet und häufig geübt hat, einbegriffen sind ihm darin alle heilsamen Dinge, die irgend zum Wissen führen.

Wer auch immer, ihr Mönche, die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit nicht entfaltet, nicht häufig geübt hat, in den findet Mara Einlaß, in dem findet Mara Anhalt. Wie wenn da, ihr Mönche, ein Mann eine schwere Steinkugel auf einen feuchten Lehmhaufen hinwürfe, was meint ihr, o Mönche, würde da nicht diese schwere Steinkugel in den feuchten Lehmhaufen Einlaß finden, in ihm Anhalt finden?" - ja, o Herr." - Ebenso, ihr Mönche, wer auch immer die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit nicht entfaltet und häufig geübt hat, in den findet Mara Einlaß, in dem findet Mara Anhalt.

Wie wenn da, ihr Mönche, ein trockenes, dürres Holzscheit wäre, und ein Mann käme mit einem Reibholz herbei: Ich will Feuer erzeugen, eine Flamme entfachen.' Was meint ihr, o Mönche, könnte wohl dieser Mann, das trockene, dürre Holzscheit mit dem Reibholz reibend, Feuer erzeugen, eine Flamme entfachen?" - ja, o Herr." - Ebenso, ihr Mönche, wer auch immer die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit nicht entfaltet und häufig geübt hat, in den findet Mara Einlaß, in dem findet Mara Anhalt.

Wie wenn da, ihr Mönche, ein Wasserkrug wäre, leer, ungefüllt, auf einem Ständer stehend, und ein Mann käme mit einer Wasserlast herbei. Was meint ihr, o Mönche, hätte da nicht dieser Mann die Möglichkeit, das Wasser einzugießen?" - ja, o Herr." - Ebenso, ihr Mönche, wer auch immer die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit nicht entfaltet und häufig geübt hat, in den findet Mara Einlaß, in dem findet Mara Anhalt.

Wer auch immer, ihr Mönche, die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit entfaltet und häufig geübt hat, nicht findet Mara in ihn Einlaß, nicht findet Mara in ihm Anhalt. Wie wenn da, ihr Mönche, ein Mann ein leichtes Fadenknäuel gegen ein ganz aus Kernholz gemachtes Türbrett werfen möchte. Was meint ihr, o Mönche, wird wohl dieses leichte Fadenknäuel in das ganz aus Kernholz gemachte Türbrett Einlaß finden, in ihm Anhalt finden?" Gewiß nicht, o Herr." - Ebenso, ihr Mönche, wer auch immer die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit entfaltet und häufig geübt hat, nicht findet Mara in ihn Einlaß, nicht findet Mara in ihm Anhalt.

Wie wenn da, ihr Mönche, ein nasses, feuchtes Holzscheit wäre, und ein Mann käme mit einem Reibholz herbei: Ich will Feuer erzeugen, eine Flamme entfachen.' Was meint ihr, o Mönche, könnte wohl dieser Mann, das nasse, feuchte Holzscheit mit dem Reibholz reibend, Feuer erzeugen, eine Flamme entfachen?" - Gewiß nicht, o Herr." - Ebenso, ihr Mönche, wer auch immer die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit entfaltet und häufig geübt hat, nicht findet Mara in ihn Einlaß, nicht findet Mara in ihm Anhalt.

Wie wenn da, ihr Mönche, ein voller Wasserkrug wäre, bis zum Rande gefüllt mit Wasser, für Krähen trinkbar, auf einen Ständer gestellt, und ein Mann käme mit einer Wasserlast herbei. Was meint ihr, o Mönche, hätte da dieser Mann die Möglichkeit, das Wasser einzugießen?" ,Gewiß nicht, o Herr." Ebenso, ihr Mönche, wer auch immer die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit entfaltet und häufig geübt hat, nicht findet Mara in ihn Einlaß, nicht findet Mara in ihm Anhalt.

Wer auch immer, ihr Mönche, die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit entfaltet und häufig geübt hat, auf welchen durch tiefe Erkenntnis zu verwirklichenden Zustand er auch seinen Geist richtet, um ihn durch tiefe Erkenntnis zu verwirklichen, bei dem eben erlangt er, beim jeweiligen Anlaß, unmittelbare Erfahrung. Wie wenn da, ihr Mönche, ein voller Wasserkrug wäre, bis zum Rande gefüllt mit Wasser, für Krähen trinkbar, auf einen Ständer gestellt. Wenn den ein starker Mann mehr und mehr umkippt, käme dann wohl Wasser heraus?" ,ja, o Herr." - "Ebenso, ihr Mönche, wer auch immer die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit entfaltet und häufig geübt hat, auf welchen durch tiefe Erkenntnis zu verwirklichenden Zustand er auch seinen Geist richtet, um ihn durch tiefe Erkenntnis zu verwirklichen, bei dem eben erlangt er beim jeweiligen Anlaß unmittelbare Verwirklichung.

Wie wenn da, ihr Mönche, auf ebenem Gelände eine viereckige Zisterne wäre, eingefaßt von einem Damm, bis zum Rande gefüllt mit Wasser, für Krähen trinkbar, und ein starker Mann würde diesen Damm mehr und mehr öffnen, käme dann wohl Wasser heraus?" - "Ja, o Herr." - Ebenso, ihr Mönche, wer auch immer die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit entfaltet und häufig geübt hat, auf welchen durch tiefe Erkenntnis zu verwirklichenden Zustand er auch seinen Geist richtet, um ihn durch tiefe Erkenntnis zu verwirklichen, bei dem eben erlangt er, beim jeweiligen Anlaß, unmittelbare Verwirklichung.

Wie wenn da, ihr Mönche, auf ebenem Gelände, am Kreuzungspunkte vierer Straßen ein mit edlen Rossen bespanntes Gefährt bereit stände, mit einem Treibstock versehen. Ein Wagenlenker würde es besteigen und mit der linken Hand die Zügel, mit der rechten den Treibstock ergreifend, nach seinem Wunsche einherfahren. Ebenso, ihr Mönche, wer auch immer die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit entfaltet und häufig geübt hat, auf welchen durch tiefe Erkenntnis zu verwirklichenden Zustand er auch seinen Geist richtet, um ihn durch tiefe Erkenntnis zu verwirklichen, bei dein eben erlangt er, beim jeweiligen Anlaß, unmittelbare Erfahrung.

Ist, ihr Mönche, die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit gepflegt, entfaltet und häufig geübt, zum Förderungsmittel, zur Grundlage gemacht, weitergeführt, gestärkt und vervollkommnet, dann sind zehn Segnungen zu erwarten. Welche zehn?

Man meistert Lust und Unlust; nicht wird man von Unlust bemeistert, die jeweils entstandene Unlust immer wieder überwindend, weilt man. - Man meistert Furcht und Angst; nicht wird man bemeistert von Furcht und Angst, die jeweils entstandene Furcht und Angst immer wieder überwindend, weilt man. - Man erträgt Kälte und Hitze, Hunger und Durst, Wind und Sonnenglut, Stechfliegen, Mücken und Schlangen; geduldig erträgt man üble, unliebsame Redeweisen, aufsteigende körperliche Schmerzen, die stechend sind, heftig, peinigend, unangenehm, leidig, die das Leben gefährden. - Die vier Vertiefungen geläuterten Geistes, in der Gegenwart erlangte glückliche Zustände, die erreicht man nach seinem Willen, ohne Schwierigkeit, ohne Mühe. - Mannigfacher magischer Macht erfreut man sich: Einer seiend, wird man vielfach; vielfach geworden, wird man wieder einer. Man erscheint und verschwindet. Ungehindert geht man durch Wände, Mauern und Berge hindurch, wie durch die Luft. In der Erde taucht man auf und unter, wie im Wasser.

Auf dem Wasser geht man, ohne unterzusinken, wie auf der Erde. Im Kreuzsitz schwebt man durch die Luft, wie ein beschwingter Vogel. Sonne und Mond, die so mächtigen, so gewaltigen, berührt und streicht man mit seiner Hand. Selbst bis hinauf zur Brahmawelt hat man über seinen Körper Gewalt. Mit dem himmlischen Gehör, dem geläuterten, übermenschlichen, vernimmt man beiderlei Töne, göttliche und menschliche, ferne und nahe. Anderer Wesen, anderer Personen Geist erkennt man, sie geistig durchschauend. Man erinnert sich an mannigfache frühere Daseinsformen, als wie an eine Geburt, an zwei, drei, vier und fünf Geburten, an zehn, zwanzig, dreißig, vierzig und fünfzig Geburten, an hundert, zweihundert, dreihundert, vierhundert und fünfhundert Geburten, an tausend Geburten, an hunderttausend Geburten, an mancherlei Weltuntergänge und Weltentstehungen: Dort war ich, solchen Namen hatte ich, solchem Geschlechte gehörte ich an, solches Aussehen hatte ich, solche Nahrung ward mir zuteil, solche Freuden und Leiden waren mir beschieden, solches war meine Altersgrenze. Dort abgeschieden, trat ich anderswo wieder ins Dasein. Und hier hatte ich solchen Namen ... Dort abgeschieden, bin ich hier wieder ins Dasein getreten.' So erinnert man sich, zusammen mit den jeweiligen Kennzeichen und Besonderheiten, an mannigfache frühere Daseinsformen. Mit dem Himmlischen Auge, dem geläuterten, übermenschlichen, sieht man die Wesen abscheiden und wiedererscheinen, gemeine und edle, schöne und häßliche, glückliche und unglückliche, sieht, wie die Wesen gemäß ihren Werken wiedererscheinen ... Nach Versiegen der Triebe weilt man in der triebfreien Geisteserlösung, Weisheitserlösung, nachdem man sie selber erkannt und verwirklicht hat.

Ist, ihr Mönche, die auf den Körper gerichtete Achtsamkeit gepflegt, entfaltet, häufig geübt, zum Förderungsmittel, zur Grundlage gemacht, weitergeführt, gestärkt und wohl vollendet, dann sind diese zehn Segnungen zu erwarten."

So sprach der Erhabene. Beglückt freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen.


40

Aus den Versen des Thera Ananda

Thag.1035

Gestorben ist der Freund [Sāriputta], der Meister ist nicht mehr,
Nun gibt es keine Freundschaft dieser gleich:
Die Achtsamkeit, dem Körper zugewandt.

41

Die Achtsamkeit bei Ein- und Ausatmung

S.44.9

„Diese Sammlung in der Achtsamkeit bei Ein- und Ausatmung, wenn entfaltet und häufig geübt, ist friedvoll und erhaben, ein makelloser, glücklicher Zustand, und die immer wieder aufsteigenden üblen, unheilsamen Dinge bringt sie auf der Stelle zum Schwinden und zur Ruhe."

42

Die Lehrrede von der Achtsamkeit bei Ein- und Ausatmung

M.118

So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene bei Savatthi, im östlichen Klostergarten, in dem von der Mutter Migaras errichteten großen Gebäude, - zusammen mit vielen wohlbekannten Älteren, wohlbekannten Jüngern, den Ehrwürdigen Sāriputta, Mahā-Moggallāna, Mahā-Kassapa, Mahā-Kaccāyana, Mahā-Kotthita, Mahā-Kappina, Mahā-Cunda, Anuruddha, Revata, Ananda und noch mit anderen wohlbekannten Älteren, wohlbekannten Jüngern. Zu jener Zeit nun ermahnten und belehrten einige ältere Mönche zehn Mönche, einige ermahnten und belehrten zwanzig, einige dreißig, einige vierzig. Und diese neuen Mönche, von den älteren Mönchen ermahnt und belehrt, erfuhren allmählich ein köstliches, stetig wachsendes Ergebnis.

Damals nun, es war am Uposatha, am fünfzehnten Tag des Monats, am Tag der Läuterungshandlung des Ordens, in einer Vollmond-Nacht, da hatte sich der Erhabene, von der Mönchsgemeinde umgeben, unter freiem Himmel niedergesetzt. Und der Erhabene ließ seinen Blick über die völlig lautlose Mönchsgemeinde schweifen und wandte sich an die Mönche:

„Vollendet, ihr Mönche, ward ich auf diesem Pfade, vollendet, ihr Mönche, ward mein Geist auf diesem Pfade. Daher, ihr Mönche, immer mehr noch setzet eure Kraft ein, um das Unerreichte zu erreichen, das Unerlangte zu erlangen, das Unverwirklichte zu verwirklichen. Nur noch den Vollmond des vierten Herbst-Monats werde ich hier in Savatthi abwarten."

Es vernahmen die Mönche, die in der Provinz lebten: ,Der Erhabene, sagt man, wird dort in Savatthi nur noch den Vollmond des vierten Herbst-Monats abwarten." Da machten sich jene in der Provinz lebenden Mönche auf nach Savatthi, um den Erhabenen zu sehen. Und die älteren Mönche, nur noch mehr ermahnten und belehrten sie die jungen Mönche. Einige ermahnten und belehrten zehn Mönche, einige zwanzig, einige dreißig, einige vierzig. Und diese neuen Mönche, von den älteren Mönchen ermahnt und belehrt, erfuhren allmählich ein köstliches, stetig wachsendes Ergebnis.

Damals nun, es war am Uposatha, am fünfzehnten Tage des vierten Herbstmonats, in einer Vollmond-Nacht, da hatte sich der Erhabene, von der Mönchsgemeinde umgeben, unter freiem Himmel niedergesetzt. Und der Erhabene ließ seinen Blick über die völlig lautlose Mönchsgemeinde gehen und wandte sich an die Mönche:

„Nicht geschwätzig, ihr Mönche, ist diese Versammlung, frei von Geschwätzigkeit, ihr Mönche, ist diese Versammlung, nur an Kernhaftes sich haltend. Solcherart, ihr Mönche, ist diese Mönchsgemeinde, solcherart, ihr Mönche, ist diese Versammlung, daß sie Opfer und Spende, Gabe und Ehrerbietung verdient, ein unvergleichliches Feld des Verdienstes in der Welt. Solcherart, ihr Mönche, ist diese Mönchsgemeinde, solcherart, ihr Mönche, ist diese Versammlung, daß bei ihr geringe Gabe groß ist und große Gabe mehr. Solcherart, ihr Mönche, ist diese Mönchsgemeinde, solcherart, ihr Mönche, ist diese Versammlung, daß eine solche schwer zu finden ist in der Welt. Solcherart, ihr Mönche, ist diese Mönchsgemeinde, solcherart, ihr Mönche, ist diese Versammlung, daß es lohnend wäre, selbst viele, die Mitnahme von Reisezehrung erfordernde Meilen zu gehen, um ihres Anblicks willen. Solcherart, ihr Mönche, ist diese Mönchsgemeinde, solcherart, ihr Mönche, ist diese Versammlung.

Die Achtsamkeit bei Ein- und Ausatmung, ihr Mönche, entfaltet und häufig geübt, hat reiches Ergebnis, reichen Segen.

Wie nun, ihr Mönche, wird die Achtsamkeit bei Ein- und Ausatmung entfaltet, wie wird sie häufig geübt, wie hat sie reiches Ergebnis, reichen Segen?

I. Da ist, ihr Mönche, ein Mönch in den Wald gegangen oder zum Fuß eines Baumes oder in eine leere Behausung. Mit untergeschlagenen Beinen setzt er sich nieder, den Körper gerade aufgerichtet, die Achtsamkeit vor sich gewärtig haltend. Achtsam atmet er ein, achtsam atmet er aus. Lang einatmend, weiß er: Ich atme lang ein‘; lang ausatmend, weiß er: Ich atme lang aus'; kurz einatmend, weiß er: ich atme kurz ein'; kurz ausatmend, weiß er: Ich atme kurz aus'; Den ganzen (Atem-) Körper empfindend, werde ich einatmen', so übt er; Den ganzen (Atem-) Körper empfindend, werde ich ausatmen', so übt er; Die Körpertätigkeit [29] beruhigend, werde ich einatmen", so übt er; Die Körpertätigkeit beruhigend, werde ich ausatmen', so übt er.

II. "Entzücken empfindend, werde ich einatmen', so übt er; Entzücken empfindend, werde ich ausatmen', so übt er; Wohlgefühl empfindend, werde ich einatmen', so übt er: Wohlgefühl empfindend, werde ich ausatmen', so übt er; Die Geistestätigkeit [31] empfindend, werde ich einatmen, so übt er; Die Geistestätigkeit empfindend, werde ich ausatmen', so übt er; Die Geistestätigkeit beruhigend, werde ich einatmen', so übt er; Die Geistestätigkeit beruhigend, werde ich ausatmen", so übt er.


[31] Hierzu heißt es im Patisambhidā-Magga: "Die Wahrnehmungen, Gefühle und anderen Bewußtseinsfaktoren (cetasika), welche auftreten bei den langen und kurzen Ein- und Ausatmungen, bei den vom Empfinden des ganzen Körpers und der Beruhigung der Körpertätigkeit begleiteten Ein- und Ausatmungen, bei den von Entzücken und Glück begleiteten Ein- und Ausatmungen -, diese sind, als sich im Geiste vollziehend, Geistestätigkeiten." - Diese und die folgende Vierergruppe von Übungen setzt die Erreichung der Vertiefungen (jhāna) voraus.


III. Den Geist empfindend, werde ich einatmen', so übt er; Den Geist empfindend, werde ich ausatmen', so übt er. Den Geist aufheiternd, werde ich einatmen', so übt er; Den Geist aufheiternd, werde ich ausatmen', so übt er. Den Geist befreiend, werde ich einatmen', so übt er; Den Geist befreiend, werde ich ausatmen", so übt er.

IV. Die Vergänglichkeit betrachtend, werde ich einatmen", so übt er; Die Vergänglichkeit betrachtend, werde ich ausatmen', so übt er. Die Entsüchtung betrachtend, werde ich einatmen', so übt er; Die Entsüchtung betrachtend, werde ich ausatmen', so übt er. Die Aufhebung betrachtend, werde ich einatmen', so übt er; ,Die Aufhebung betrachtend, werde ich ausatmen', so übt er. Die Entäußerung betrachtend, werde ich einatmen', so übt er; Die Entäußerung betrachtend, werde ich ausatmen', so übt er.[32]


[32] Im Kommentar zum Patisambhidā-Magga heißt es hierzu: ,Hierbei bezieht sich das Vergängliche betrachtend' auf schwachen Klarblick; die Entsüchtung betrachtend' auf kräftigeren, durch die Entsüchtung bei den Daseinsgebilden gestärkten Klarblick; die Entäußerung betrachtend' auf sehr scharfen, dem Pfade nahe gekommenen Klarblick. - Diese Vierergruppe bezieht sich lediglich auf den Klarblick, die drei vorhergehenden jedoch auf Klarblick und Geistesruhe.«


Derart entfaltet, derart häufig geübt, hat die Achtsamkeit bei Ein- und Ausatmung reiches Ergebnis, reichen Segen.

Wie nun, ihr Mönche, entfaltet und häufig geübt, bringt die Achtsamkeit bei Ein- und Ausatmung die vier Grundlagen der Achtsamkeit zur Vollendung?

Zu einer Zeit, wenn der Mönch lang einatmend, weiß: Ich atme lang ein'; lang ausatmend, weiß: Ich atme lang aus'; kurz einatmend, weiß: Ich atme kurz ein'; kurz ausatmend, weiß: Ich atme kurz aus' . . .; wenn der Mönch übt. Die Körpertätigkeit beruhigend, will ich ausatmen", zu solcher Zeit, ihr Mönche, weilt der Mönch beim Körper in Betrachtung des Körpers, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Überwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt. Eine Körperlichkeit unter Körperlichkeiten nenne ich dies, ihr Mönche, nämlich die Ein- und Ausatmung. Daher, ihr Mönche, weilt der Mönch zu solcher Zeit beim Körper in Betrachtung des Körpers, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Überwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt.

Zu einer Zeit, wenn der Mönch übt: Entzücken empfindend, will ich einatmen'; Entzücken empfindend, will ich ausatmen . . . ; wenn der Mönch, übt: Die Geisttätigkeit beruhigend, werde ich ausatmen', zu solcher Zeit, ihr Mönche, weilt der Mönch bei den Gefühlen in Betrachtung der Gefühle, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Überwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt. Ein Gefühl unter den Gefühlen nenne ich dies, ihr Mönche, nämlich bei Ein- und Ausatmung wohl darauf aufmerken. Daher, ihr Mönche, weilt der Mönch zu solcher Zeit bei den Gefühlen in Betrachtung der Gefühle, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Überwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt.

Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn der Mönch übt: Den Geist empfindend, werde ich einatmen'; wenn er übt: ,Den Geist befreiend, werde ich ausatmen', zu solcher Zeit, ihr Mönche, weilt der Mönch beim Geist in Betrachtung des Geistes, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Überwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt. Nicht spreche ich, ihr Mönche, einem, der ohne Achtsamkeit und Wissensklarheit ist, die Entfaltung der Achtsamkeit bei Ein- und Ausatmung zu. Daher, ihr Mönche, weilt der Mönch zu solcher Zeit beim Geist in Betrachtung des Geistes, eifrig, wissensklar und achtsam nach Überwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt.

Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn der Mönch übt: Die Vergänglichkeit betrachtend, werde ich einatmen', . . . wenn er übt: Die Entäußerung betrachtend, werde ich ausatmen', zu solcher Zeit, ihr Mönche, weilt der Mönch bei den Geistobjekten in Betrachtung der Geistobjekte, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Überwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt. Was da dieses Aufgeben von Begierde und Trübsal ist, dieses mit Weisheit erkennend, weilt er gleichmütig betrachtend. Daher, ihr Mönche, weilt der Mönch zu solcher Zeit bei den Geistobjekten in Betrachtung der Geistobjekte, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Überwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt.

Derart, ihr Mönche, entfaltet, derart häufig geübt, bringt die Achtsamkeit bei Ein- und Ausatmung die vier Grundlagen der Achtsamkeit zur Vollendung.

Wie nun, ihr Mönche, entfaltet und häufig geübt, bringen die vier Grundlagen der Achtsamkeit die sieben Erleuchtungsglieder zur Vollendung?

Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn der Mönch beim Körper in Betrachtung des Körpers weilt, bei den Gefühlen in Betrachtung der Gefühle, beim Geisteszustand in Betrachtung des Geisteszustandes, bei den Geistobjekten in Betrachtung der Geistobjekte, gewärtig ist ihm zu solcher Zeit die Achtsamkeit, unverwirrt. Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn dem Mönch unverwirrte Achtsamkeit gewärtig ist, das Erleuchtungsglied ‚Achtsamkeit' hat der Mönch zu dieser Zeit erwirkt, zu dieser Zeit entfaltet er das Erleuchtungsglied ‚Achtsamkeit', zu dieser Zeit gelangt das Erleuchtungsglied ‚Achtsamkeit' zur vollen Entfaltung und Vollendung.

Während er so achtsam weilt, ergründet er mit Weisheit diesen Zustand, untersucht ihn, erforscht ihn völlig. Zu einer Zeit, ihr Mönche, wenn der Mönch so achtsam diesen Zustand mit Weisheit ergründet, ihn untersucht und völlig erforscht, das Erleuchtungsglied Wirklichkeitsergründung' [dhammavicaya-sambojjbanga] hat der Mönch zu dieser Zeit erwirkt, zu dieser Zeit entfaltet er das Erleuchtungsglied ‚Wirklichkeitsergründung', zu dieser Zeit gelangt das Erleuchtungsglied ‚Wirklichkeitsergründung' zur vollen Entfaltung und Vollendung.

Während er diesen Zustand mit Weisheit ergründet, ihn untersucht und völlig erforscht, ist seine Willenskraft stark und unbeugsam; das Erleuchtungsglied Willenskraft' hat der Mönch zu dieser Zeit erwirkt, zu dieser Zeit entfaltet er das Erleuchtungsglied ‚Willenskraft', zu dieser Zeit gelangt das Erleuchtungsglied ‚Willenskraft' zur vollen Entfaltung und Vollendung.

Bei starker Willenskraft entsteht überweltliches Entzücken. Zu einer Zeit, wenn dem Mönch bei starker Willenskraft überweltliches Entzücken entsteht, das Erleuchtungsglied ‚Entzücken' hat der Mönch zu dieser Zeit erwirkt, zu dieser Zeit entfaltet er das Erleuchtungsglied ‚Entzücken', zu dieser Zeit gelangt das Erleuchtungsglied ‚Entzücken‘ zu voller Entfaltung und Vollendung.

Entzückten Herzens beruhigt sich das Innere, beruhigt sich der Geist. Zu einer Zeit, wenn einem Mönch entzückten Herzens das Innere sich beruhigt, der Geist sich beruhigt, das Erleuchtungsglied ‚Ruhe‘ hat der Mönch. zu dieser Zeit erwirkt, zu dieser Zeit entfaltet er das Erleuchtungsglied ‚Ruhe', zu dieser Zeit gelangt das Erleuchtungsglied ‚Ruhe' zu voller Entfaltung und Vollendung.

Dem, der mit beruhigtem Inneren glücklich ist, sammelt sich der Geist. Zu einer Zeit, wenn dem mit beruhigtem Inneren Glücklichen der Geist sich sammelt, das Erleuchtungsglied ‚Sammlung' hat der Mönch zu dieser Zeit erwirkt, zu dieser Zeit entfaltet er das Erleuchtungsglied ‚Sammlung', zu dieser Zeit gelangt das Erleuchtungsglied ‚Sammlung' zu voller Entfaltung und Vollendung.

Der so gesammelte Geist ist gut ausgeglichen. Zu einer Zeit, wenn der so gesammelte Geist gut ausgeglichen ist, das Erleuchtungsglied ‚Gleichmut' hat der Mönch zu dieser Zeit erwirkt, zu dieser Zeit entfaltet er das Erleuchtungsglied ‚Gleichmut', zu dieser Zeit gelangt das Erleuchtungsglied ‚Gleichmut' zu voller Entfaltung un Vollendung.

Derart ihr Mönche, entfaltet und häufig geübt, bringen die vier Grundlagen der Achtsamkeit die sieben Erleuchtungsglieder zur Vollendung.

Wie nun, ihr Mönche, entfaltet und häufig geübt bringen die sieben Erleuchtungsglieder die Weisheits Erlösung zur Vollendung?

Da, ihr Mönche, entfaltet der Mönch das Erleuchtungsglied ‚Achtsamkeit‘, das in Abgeschiedenheit, Entsüchtung und Aufhebung gegründete, zur Loslösung führende; er entfaltet das Erleuchtungsglied ‚Wirklichkeitsergründung‘ . . . ‚Willenskraft' . . . ‚Entzücken' . . . ‚Ruhe' . . . ‚Sammlung' . . . ‚Gleichmut', das in Abgeschiedenheit, Entsüchtung und Aufhebung gegründet, zur Loslösung führende.

So, ihr Mönche, entfaltet und häufig geübt, bringen die sieben Erleuchtungsglieder die Weisheits-Erlösung zur Vollendung." So sprach der Erhabene. Beglückt freuten sich jene Mönche über das Wort des Erhabenen.

43

M.62

Ist, o Rahula, die Achtsamkeit bei Ein- und Ausatmung so entfaltet und häufig geübt, dann schwinden auch die letzten Ein- und Ausatmungen bewußt, nicht unbewußt.

44

Die Besonnenheit bei den Körperhaltungen

Schulung für höchste Erleuchtung

Itv.110

Wenn, ihr Mönche, einem Mönch beim Gehen, Stehen, Sitzen oder beim Liegen, wenn er wach ist, ein Gedanke der Sinnlichkeit, des Hasses oder der Schädigung anderer aufsteigt und der Mönch ihn in sich duldet, ihn nicht aufgibt, nicht vertreibt, nicht vernichtet, nicht zum Schwinden bringt, ein solcher Mönch, der in dieser Weise stets und ständig ohne Eifer ist und ohne Scheu, der wird träge genannt und willensschwach.

Wenn, ihr Mönche, einem Mönch beim Gehen, Stehen, Sitzen oder beim Liegen, wenn er wach ist, ein Gedanke der Sinnlichkeit, des Hasses oder Schädigung anderer aufsteigt und der Mönch ihn nicht in sich duldet, ihn aufgibt, vertreibt, vernichtet, zum Schwinden bringt, ein solcher Mönch, der in dieser Weise stets und ständig voll Eifer ist und Scheu, der wird willensstark genannt, entschlossen.

Wer gehend, stehend, sitzend oder liegend
Gedanken denkt, die übel, weltgebunden,
Hierdurch betört, kommt auf den Abweg er,
Höchste Erleuchtung kann er nicht erfahren.
Doch wer da gehend, stehend, sitzend oder liegend
Zur Ruhe bringt die üblen Gedanken,
An dieser Geistesstillung Freude findet,
Höchste Erleuchtung zu erfahren ist ein solcher fähig.

45

Schulung in Willenskraft und Einsicht

Itv.111

Der Sittlichkeit ergeben möget ihr weilen, ihr Mönche, der Ordenssatzung ergeben, vollkommen im Wandel und Umgang! In den kleinsten Vergehungen die Gefahr sehend, übet euch in den Regeln, die ihr auf euch genommen! Wenn aber einer der Sittlichkeit ergeben ist, der Ordenssatzung ergeben, vollkommen in Wandel und Umgang, in den kleinsten Vergehungen die Gefahr sieht, sich in den Regeln übt, die er auf sich genommen, was hat er dann ferner zu tun?

Wenn da, ihr Mönche, der Mönch beim Gehen, Stehen, Sitzen und Liegen frei ist von Begierde und Haß, wenn Starrheit und Müdigkeit, Aufgeregtheit und Gewissensunruhe, sowie Zweifelsucht aufgegeben sind [nivarana], stark ist dann sein Wille, unbeugsam; gewärtig die Achtsamkeit, ungetrübt; ruhig der Körper, unregsam; gesammelt der Geist, geeint. Wenn der Mönch in solcher Weise stets und ständig voll Eifer ist und Schamgefühl, dann gilt er als willensstark und entschlossen.

Beherrscht im Gehen, Stehen, Sitzen und im Liegen,
Beherrscht beim Beugen und beim Strecken auch der Glieder,
Auch seiner ganzen Umwelt [35] sorgsamer Betrachter [36],
Der Dinge Ablauf wird sich ihm dann zeigen:
Der Daseinsgruppen Werden und Vergehen.

 

Wer solchem Wandel eifrig hingegeben,
Wer friedlich lebt, mit unerregtem Geist,
Den Übungspfad der Geistesstillung pflegend,
Zu jeder Zeit voll wacher Achtsamkeit,
,Allzeit entschlossen' nennt man solchen Mönch.

[35] Wtl.: oben, unten und inmitten, soweit das Gebiet der Erde reicht"; Kommentar: im gesamten Bereich.

[36] Sorgsamer Betrachter" (samavekkhitā); Kommentar: in rechter Weise, ursächlich, methodisch betrachtend."


 

46

Die Übung des Bodhisatta

M.4

„Vor der Erleuchtung, als ich noch nicht vollkommen erleuchtet, noch ein Bodhisatta war. . . . da kam mir dieser Gedanke: Wie wäre es, wenn ich in gewissen, besonderen Nächten, der vierzehnten, fünfzehnten oder achten Nacht des Halbmonats, an unheimlichen, grauenvollen Stätten weilte: an Kultstätten in Hainen, in Wäldern, unter Bäumen! Ob ich da nicht jene Furcht und Angst kennen lernte?' Und nach einiger Zeit, in gewissen, besonderen Nächten, der vierzehnten, fünfzehnten, achten Nacht des Halbmonats, da weilte ich an unheimlichen, grauenvollen Stätten: an Kultstätten in Hainen, in Wäldern, unter Bäumen. Während ich dort weilte, kam da ein Hirsch heran, oder ein Pfau zerbrach einen Ast, oder der Wind raschelte in einem Haufen Blätter. Da dachte ich: Ist dies wohl jene Furcht und Angst, die da kommt?" Dann aber dachte ich so: Was warte ich denn auf die Furcht? Sollte ich nicht lieber jene Furcht und Angst in dem Zustand vertreiben, in dem sie mich ankommt?' Da kam mich diese Furcht und Angst an, während ich auf und ab ging. Da stand ich so lange weder still, noch setzte ich mich, noch legte ich mich nieder, bis ich diese Furcht und Angst eben beim Auf- und Abgehen vertrieben hatte. Da kam mich diese Furcht und Angst an, während ich stand. Da ging ich so lange weder auf und ab, noch setzte ich mich, noch legte ich mich nieder, bis ich diese Furcht und Angst eben beim Stehen vertrieben hatte. Da kam mich diese Furcht und Angst an, während ich saß. Da ging ich so lange weder auf und ab, noch stand ich still, noch legte ich mich nieder, bis ich diese Furcht und Angst eben beim Sitzen vertrieben hatte. Da kam mich diese Furcht und Angst an, während ich lag. Da ging ich so lange weder auf und ab, noch stand ich still, noch setzte ich mich, bis ich diese Furcht und Angst eben während des Liegens vertrieben hatte."

Die Übung in Wissensklarheit

47

(Aus der Großen Lehrrede von der Leerheit")

M.122

„Wenn sich, Ananda, einem Mönch, der in solchem Zustand weilt, der Geist zum Auf- und Abgehen neigt, so geht er auf und ab (dabei so denkend): Während ich so auf- und abgehe, nicht sollen da Begierde und Mißmut, üble und unheilsame Dinge in mich eindringen!' So ist er dabei wissensklar. - Wenn sich, Ananda, einem Mönch, der in solchem Zustand weilt, der Geist zum Stehen, Sitzen oder Liegen neigt, so steht, sitzt oder liegt er (dabei so denkend): Während ich so stehe, sitze oder liege, nicht sollen da Begierde und Mißmut, üble und unheilsame Dinge in mich eindringen!' So ist er dabei wissensklar.

Wenn sich, Ananda, einem Mönch, der in solchem Zustand weilt, der Geist zum Sprechen neigt (dann möge er so denken): ‚Was da niedrige Gespräche sind, gewöhnliche, weltliche, zwecklose, die nicht zur Abwendung nicht zur Entsüchtung, nicht zur Aufhebung, nicht zur Stillung, nicht zur Hohen Erkenntnis, nicht zur Erleuchtung, nicht zum Nibbana führen, - nämlich Gespräche über Könige, Diebe, Minister, Heere, Notzeiten, Kriege Essen, Trinken, Kleider, Betten, Blumenkränze, Wohlgerüche, Verwandte, Wagen, Dörfer, Flecken, Städte Provinzen, Frauen, Helden, Brunnen, über die Vorväter, über verschiedene Nichtigkeiten, Spekulationen über die Welt, Spekulationen über das Meer, über Sosein und Anderssein und dergleichen mehr, - solche Gespräche will ich nicht führen.' So ist er dabei wissensklar. - Ein Gespräch aber, Ananda, das der Entsagungsstrenge dient, zur Klärung des Geistes geeignet, das zu gänzlichen Abwendung, zur Entsüchtung, zur Aufhebung zur Stillung, zur Hohen Erkenntnis, zur Erleuchtung zum Nibbana führt, nämlich: ein Gespräch über Anspruchslosigkeit, Zufriedenheit, Einsamkeit, Absonderung Willensanspannung, Sittlichkeit, Sammlung, Weisheit, Befreiung, Erkenntnisblick der Befreiung, - ein solche Gespräch will ich führen.' So ist er dabei wissensklar.

48

Wissensklarheit beim Hin- und Wegblicken

A.VIII.9

Mit Recht, ihr Mönche, mag man Nanda als edel bezeichnen, als kraftvoll, liebenswert und erfüllt von äußerstem Eifer. Wenn, ihr Mönche, Nanda nicht über die Sinnespforten wachte, Maß hielte beim Essen, die Wachsamkeit pflegte und Achtsamkeit und Wissensklarheit besäße, nicht könnte er den vollkommenen, völlig geläuterten heiligen Wandel führen.

Dies nun, ihr Mönche, ist Nandas Bewachen der Sinnespforten: wenn, ihr Mönche, Nanda nach östlicher Richtung zu blicken hat, so blickt er erst dann nach Osten, wenn er alles im Geiste bedacht hat: Während ich so nach Osten blicke, werden da nicht Begierde und Haß, üble und unheilsame Dinge einströmen?' So ist er dabei wissensklar.

Wenn er nach westlicher, südlicher oder nördlicher Richtung, nach oben, unten oder den Zwischenrichtungen zu blicken hat, so blickt er erst dann dorthin, nachdem er alles im Geiste bedacht hat: Während ich so dorthin blicke, werden da nicht Begierde und Haß, üble und unheilsame Dinge einströmen?' So ist er dabei wissensklar ...

Dies nun ist Nandas Achtsamkeit und Wissensklarheit: da steigen in Nanda bewußt die Gefühle auf, bewußt halten sie an, bewußt schwinden sie; bewußt steigen die Wahrnehmungen auf, bewußt halten sie an, bewußt schwinden sie; bewußt steigen die Gedanken auf, bewußt halten sie an, bewußt schwinden sie. Das, ihr Mönche, ist Nandas Achtsamkeit und Wissensklarheit.

 

Die Gefühls-Betrachtung

49

Gefühl

S.47.49

„Drei Gefühle gibt es, ihr Mönche. Welche drei? Freudiges Gefühl, leidiges Gefühl, weder freudiges noch leidiges Gefühl.

Zum völligen Verstehen dieser drei Gefühle, ihr Mönche, sollen die vier Grundlagen der Achtsamkeit entfaltet werden."

50

Aufgeben

S.36.3

„Beim freudigen Gefühl, ihr Mönche, ist die Gier-Neigung aufzugeben, beim leidigen Gefühl ist die Widerstrebens-Neigung aufzugeben, beim weder freudigen noch leidigen Gefühl ist die Nichtwissens-Neigung aufzugeben.

Hat, ihr Mönche, ein Mönch beim freudigen Gefühl die Gier-Neigung, beim leidigen Gefühl die Widerstrebens-Neigung, beim weder freudigen noch leidigen Gefühl die Nichtwissens-Neigung aufgegeben, so nennt man ihn, ihr Mönche, einen Neigungsfreien, klar Sehenden. Abgeschnitten hat er den Lebensdurst, abgestreift die Fessel, durch vollkommene Dünkel-Vernichtung ein Ende gemacht dem Leiden.

Wer Freude fühlt und was Gefühl ist, nicht erkennt, der Gier geneigt, nicht sieht er die Entrinnung.
Wer Leiden fühlt und was Gefühl ist, nicht erkennt, dem Widerstreben zugeneigt, nicht sieht er die Entrinnung.
Und was da Gleichmut ist, wie ihn der Herr der Weisheitsfülle uns gezeigt,
Selbst wenn man hieran sich ergötzt, nicht wird man so vom Leiden frei.
Wenn eifrig ist der Mönch und Klarheit des Bewußtseins stetig wahrt,
Alles Gefühl durchschaut er dann als Weiser.
Hat er Gefühl durschaut, vom Wahne frei ist er in diesem Leben schon
Und nach des Leibs Zerfall ist aller Meßbarkeit der Weise ganz entschwunden.

51

„So weilt er nach innen bei den Gefühlen ... "

S.36.2

Ob freudig oder leidig oder auch neutral,
Ob eigen oder fremd, welches Gefühl auch immer,
Als Leiden es erkennend, und als trügerisch, gebrechlich,
Und sehend, wie es immer an uns rührt und schwindet,
So wird man hierbei wahrlich ganz entsüchtet.

52

Das Gefühl im Lichte der Achtsamkeits-Übung

S.36.7

Einstmals weilte der Erhabene bei Vesali, im Großen Walde, in der Giebelhaus-Halle. Nachdem sich der Erhabene zur Abendzeit aus der Zurückgezogenheit erhoben hatte, begab er sich zum Krankengemach und setzte sich auf vorbereitetem Sitze nieder. Darauf wandte sich der Erhabene an die Mönche:

,Achtsam, ihr Mönche, und wissensklar möge der Mönch die Zeit verbringen! Dies sei unser Gebot!

Und wie, ihr Mönche, ist der Mönch achtsam? Da weilt, ihr Mönche, der Mönch beim Körper in Betrachtung des Körpers . . . bei den Gefühlen in Betrachtung der Gefühle ... beim Geisteszustand in Betrachtung des Geisteszustands . . . bei den Geistobjekten in Betrachtung der Geistobjekte, eifrig, wissensklar und achtsam, nach Überwindung von Begierde und Trübsal hinsichtlich der Welt.

Und wie, ihr Mönche, ist der Mönch wissensklar? Da ist, ihr Mönche, der Mönch wissensklar beim Hin- und Zurückgehen; wissensklar beim Hin- und Wegblicken; wissensklar beim Beugen und Strecken; wissensklar beim Tragen von Gewand und Schale; wissensklar beim Verrichten der Notdurft; wissensklar beim Gehen, Stehen und Sitzen, beim Essen und Trinken, Schmecken und Kauen, beim Einschlafen und Wachen, beim Sprechen und Schweigen.

Achtsam, ihr Mönche, und wissensklar möge der Mönch die Zeit verbringen! Dies sei unser Gebot!

Wenn, ihr Mönche, einem Mönch, der in solcher Weise achtsam, wissensklar, unermüdlich, eifrig und entschlossen weilt, ein freudiges Gefühl aufsteigt, so weiß er: Aufgestiegen ist mir ein freudiges Gefühl, und es ist bedingt, nicht ohne Bedingung. Bedingt wodurch? Durch eben diesen Körper ist es bedingt. Dieser Körper aber ist vergänglich, zusammengesetzt, bedingt entstanden. Das freudige Gefühl aber, das in Abhängigkeit von diesem vergänglichen, zusammengesetzten, bedingt entstandenen Körper aufgetaucht ist, wie könnte es unvergänglich sein?' Beim Körper sowohl wie beim freudigen Gefühl weilt er in Betrachtung der Vergänglichkeit, weilt er in Betrachtung des Schwindens, weilt er in Betrachtung der Entsüchtung, weilt er in Betrachtung der Aufhebung, weilt er in Betrachtung der Entäußerung. Dem, der beim Körper sowohl wie beim freudigen Gefühl in Betrachtung der Vergänglichkeit weilt, in Betrachtung des Schwindens, der Entsüchtung, der Aufhebung und der Entäußerung, ihm schwindet beim Körper und beim freudigen Gefühl die Neigung der Gier.

Wenn, ihr Mönche, einem Mönch, der in solcher Weise achtsam, wissensklar, unermüdlich, eifrig und entschlossen weilt, ein leidiges Gefühl aufsteigt, so weiß er: Aufgestiegen ist mir ein leidiges Gefühl, und es ist bedingt, nicht ohne Bedingung. Bedingt wodurch? Durch eben diesen Körper ist es bedingt. Dieser Körper aber ist vergänglich, zusammengesetzt, bedingt entstanden. Das leidige Gefühl aber, das in Abhängigkeit von diesem vergänglichen, zusammengesetzten, bedingt entstandenen Körper aufgetaucht ist, wie könnte es unvergänglich sein?' Beim Körper sowohl wie beim leidigen Gefühl weilt er in Betrachtung der Vergänglichkeit, weilt er in Betrachtung des Schwindens, weilt er in Betrachtung der Entsüchtung, weilt er in Betrachtung der Aufhebung, weilt er in Betrachtung der Entäußerung. Dem, der beim Körper sowohl wie beim leidigen Gefühl in Betrachtung der Vergänglichkeit weilt, in Betrachtung des Schwindens, der Entsüchtung, der Aufhebung und der Entäußerung, ihm schwindet beim Körper und beim leidigen Gefühl die Neigung des Widerstrebens.

Wenn, ihr Mönche, einem Mönch, der in solcher Weise achtsam, wissensklar, unermüdlich, eifrig und entschlossen weilt, ein weder freudiges noch leidiges Gefühl aufsteigt, so weiß er: Aufgestiegen ist mir ein weder freudiges noch leidiges Gefühl, und es ist bedingt, nicht ohne Bedingung. Bedingt wodurch? Durch eben diesen Körper ist es bedingt. Dieser Körper aber ist vergänglich, zusammengesetzt, bedingt entstanden. Das weder freudige noch leidige Gefühl aber, das in Abhängigkeit von diesem vergänglichen, zusammengesetzten, bedingt entstandenen Körper aufgetaucht ist, wie könnte es unvergänglich sein?' Beim Körper sowohl wie beim weder freudigen noch leidigen Gefühl weilt er in Betrachtung der Vergänglichkeit, weilt er in Betrachtung des Schwindens, weilt er in Betrachtung der Entsüchtung, weilt er in Betrachtung der Aufhebung, weilt er in Betrachtung der Entäußerung. Dem, der beim Körper sowohl wie beim weder freudigen noch leidigen Gefühl in Betrachtung der Vergänglichkeit weilt, in Betrachtung des Schwindens, der Entsüchtung, der Aufhebung und der Entäußerung, ihm schwindet beim Körper und beim weder freudigen noch leidigen Gefühl die Neigung des Nichtwissens.

Wenn er ein freudiges Gefühl empfindet, so empfindet er es als ein Losgelöster.

Wenn er ein leidiges Gefühl empfindet, so empfindet er es als ein Losgelöster.

Wenn er ein weder freudiges noch leidiges Gefühl empfindet, so empfindet er es als ein Losgelöster.

Ein körpergefährdendes Gefühl empfindend, weiß er: "Ein körpergefährdendes Gefühl empfinde ich.' Ein lebengefährdendes Gefühl empfindend, weiß er: Ein lebengefährdendes Gefühl empfinde ich.' Und er weiß: ,Nach dem Zerfall des Körpers, nach dem Ende des Lebens werden hier alle Gefühle, die unerfreulichen, zur Ruhe gelangt sein.'

Gleichwie, ihr Mönche, mittels Öl und Docht eine Ölampe brennt und nach dem Ende dieses Öls und dieses Dochtes aus Nahrungsmangel erlischt, ebenso auch, ihr Mönche, weiß der Mönch, wenn er ein körpergefährdendes Gefühl empfindet: Ein körpergefährdendes Gefühl empfinde ich'; er weiß, wenn er ein lebengefährdendes Gefühl empfindet: Ein lebengefährdendes Gefühl empfinde ich.' Und er weiß: Nach dem Zerfall des Körpers, nach dem Ende des Lebens werden hier alle Gefühle, die unerfreulichen, zur Ruhe gelangt sein.‘"

53

Die Betrachtung des Geisteszustands

Die Sichtbare Lehre

S.35.70

Einstmals begab sich der Ehrwürdige Upavāna zum Erhabenen, begrüßte ihn ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, sprach der Ehrwürdige Upavāna zum Erhabenen also:

„Von der sichtbaren Lehre spricht man, o Herr. Inwiefern nun, o Herr, ist die Lehre sichtbar, unmittelbares Ergebnis bringend, zu eigener Erfahrung einladend, zum Ziele führend, dem Weisen aus sich selber heraus verständlich?"

„Da hat, o Upavāna ein Mönch, mit dem Auge ein Sehobjekt gesehen, und er ist des Sehobjekts gewahr und ist der Gier nach dem Sehobjekt gewahr. Von der in ihm vorhandenen Gier nach Sehobjekten weiß er: In mir ist Gier nach Sehobjekten.' Wenn nun, Upavāna der Mönch, mit dem Auge ein Sehobjekt sehend, des Sehobjekts gewahr ist und der Gier danach; wenn er von der in ihm vorhandenen Gier nach Sehobjekten weiß: In mir ist Gier nach Sehobjekten', so eben auch, Upavāna ist die Lehre sichtbar, unmittelbares Ergebnis bringend, zu eigener Erfahrung einladend, zum Ziele führend, dem Weisen aus sich selber heraus verständlich.

Da hat ferner, o Upavāna ein Mönch mit dem Ohr einen Ton gehört ... mit der Nase einen Duft gerochen... mit der Zunge einen Geschmack gekostet . . . mit dem Körper eine Berührung empfunden ... mit dem Geiste ein Geistobjekt erkannt, und er ist des Geistobjekts gewahr und ist der Gier nach dem Geistobjekt gewahr. Von der in ihm vorhandenen Gier nach Geistobjekten weiß er: In mir ist Gier nach Geistobjekten.' Wenn nun, Upavāna der Mönch, mit dem Geiste ein Geistobjekt erkennend, des Geistobjekts gewahr ist und der Gier danach; wenn er von der in ihm vorhandenen Gier nach Geistobjekten weiß: In mir ist Gier nach Geistobjekten', so eben auch, Upavāna ist die Lehre sichtbar, unmittelbares Ergebnis bringend, zu eigener Erfahrung einladend, zum Ziele führend, dem Weisen aus sich selber heraus verständlich.

Da hat, Upavāna ein Mönch mit dem Auge ein Sehobjekt gesehen, und er ist bloß des Sehobjekts gewahr und ist keiner Gier nach dem Sehobjekt gewahr. Von der in ihm nicht vorhandenen Gier nach Sehobjekten weiß er: In mir ist keine Gier nach Sehobjekten.' Wenn nun, Upavāna der Mönch mit dem Auge ein Sehobjekt sehend, bloß des Sehobjekts gewahr ist, aber keiner Gier danach; wenn er von der in ihm nicht vorhandenen Gier nach Sehobjekten weiß: In mir ist keine Gier nach Sehobjekten', so eben auch, Upavāna ist die Lehre sichtbar, unmittelbares Ergebnis bringend, zu eigener Erfahrung einladend, zum Ziele führend, dem Weisen aus sich selber heraus verständlich.

Da hat ferner, o Upavāna ein Mönch mit dem Ohr einen Ton gehört ... mit der Nase einen Duft gerochen ... mit der Zunge einen Geschmack gekostet . . . mit dem Körper eine Berührung empfunden ... mit dem Geiste ein Geistobjekt erkannt, und er ist bloß des Geistobjekts gewahr und ist keiner Gier nach dem Geistobjekt gewahr. Von der nicht in ihm vorhandenen Gier nach Geistobjekten weiß er: In mir ist keine Gier nach Geistobjekten.' Wenn nun, Upavāna der Mönch mit dem Geiste ein Geistobjekt erkennend, bloß des Geistobjekts gewahr ist, aber keiner Gier danach; wenn er von der in ihm nicht vorhandenen Gier nach Geistobjekten weiß: ,In mir ist keine Gier nach Geistobjekten', so eben auch, Upavāna ist die Lehre sichtbar, unmittelbares Ergebnis bringend, zu eigener Erfahrung einladend, zum Ziele führend, dem Weisen aus sich selber heraus verständlich."

54

Frei von Glauben

S.35.152

„Gibt es wohl eine Weise, o Mönche, auf Grund deren ein Mönch unabhängig von Glauben, unabhängig von Gutdünken, unabhängig von Überlieferung, unabhängig von gedanklichen Schlußfolgerungen, unabhängig von theoretischem Studium die Gewißheit verkünden könnte: ,Versiegt ist die Wiedergeburt, vollendet ist der heilige Wandel, getan, was zu tun war, nichts weiteres nach diesem hier!', so erkennt er?"

,Im Erhabenen wurzeln unsere Lehren, o Herr!"

"Es gibt, o Mönche, eine solche Weise, und welches ist sie?

Da hat, o Mönche, ein Mönch mit dem Auge ein Sehobjekt gesehen, und wenn in ihm Gier, Haß und Wahn da sind, so weiß er: In mir ist Gier, Haß und Wahn'; und wenn in ihm Gier, Haß und Wahn nicht da sind, so weiß er: In mir ist keine Gier, kein Haß, kein Wahn.'

Da hat ferner, o Mönche, ein Mönch mit dem Ohr einen Ton gehört ... mit der Nase einen Duft gerochen ... mit der Zunge einen Geschmack gekostet . . . mit dem Körper eine Berührung empfunden ... mit dem Geiste ein Geistobjekt erkannt, und wenn in ihm Gier, Haß und Wahn da sind, so weiß er: In mir ist Gier, Haß und Wahn'; und wenn in ihm Gier, Haß und Wahn nicht da sind, so weiß er: In mir ist keine Gier, kein Haß, kein Wahn.'

Und wenn er, o Mönche, solches weiß, sind dies dann etwa durch Glauben zu erkennende Dinge, durch Gutdünken zu erkennende Dinge, durch Überlieferung zu erkennende Dinge, durch gedankliche Schlußfolgerungen zu erkennende Dinge, durch theoretisches Studium zu erkennende Dinge?"

„Gewiß nicht, o Herr."

„Sind es nicht vielmehr, o Mönche, Dinge, die, in Weisheit geschaut, zu erkennen sind?"

"So ist es, o Herr."

„Dieses, o Mönche, ist die Weise, auf Grund deren ein Mönch unabhängig von Glauben, unabhängig von Gutdünken, unabhängig von Überlieferung, unabhängig von gedanklichen Schlußfolgerungen, unabhängig von theoretischem Studium die Gewißheit verkünden kann: Versiegt ist die Wiedergeburt, vollendet ist der heilige Wandel, getan ist, was zu tun war, nichts weiteres nach diesem hier!' so erkennt er."[37]


[37] Die Texte 53 und 54 dienen hier zunächst als Illustrierung der in der Satipatthāna-Sutte gegebenen „Betrachtung des Geisteszustandes" als gierbehaftet oder gierlos usw. Darüber hinaus bilden sie aber auch eine treffliche Veranschaulichung und Erklärung der Übungsanweisung an Bahiya" (Text 31), die wir als Innehalten beim reinen Beobachten" bezeichneten: Das Gesehen soll lediglich ein Gesehenes sein usw.",

Der für die Erkenntnis sowohl wie für die Geistesschulung entscheidende Faktor ist hier die laut Text 53 zu vollziehende Sonderung der Wahrnehmung selber von der Einstellung zu ihr: Er ist des Sehobjekts gewahr und ist der Gier nach dem Sehobjekt gewahr." Dies wird als von solcher Wichtigkeit angesehen, daß, selbst wenn Gier nach Sinnen- oder Geistobjekten aufgetreten ist, aber ausdrücklich als solche festgestellt und von der Wahrnehmung unterschieden wird, dies als eine Weise bezeichnet wird, in der sich die klar sichtbare, zur eigenen Erfahrung einladende Lehre manifestiert. Und im sinnverwandten Text 54 wird eben dies als der Weg bezeichnet, der ohne bloßen Glauben, und ohne theoretisches Denken usw., vielmehr durch eigene anschauliche Erkenntnis zum Heiligkeits-Ziele führt.

Es ist die Satipatthāna-Methode, die, ohne sie so zu benennen, in diesen beiden Texten besonders klar in ihrer Eigenart erscheint. Diese Zugehörigkeit zum einzigen Wege" wird es verständlich machen, daß der hier dargestellten, so unscheinbaren Übung eine solche Bedeutung und Wirkungskraft zugeschrieben wird. Es sei noch bemerkt, daß die in Text 53 gegebene, altehrwürdige und gerade hier in ihrem Bedeutungsgehalt besonders klar erscheinende Kennzeichnung der Lehre seit altersher als Verehrungsformel für das „Kleinod der Lehre" benutzt wird und so hier ein besonderes Gewicht erhält.


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