"Auf den Körper gerichtet" (kāya-gatā) bedeutet: auf den aus den
Kopfhaaren usw. bestehenden stofflichen Körper gerichtet, oder sich auf den
Körper beziehend. Ob zwar kāyagata und jenes sati (Achtsamkeit)
kāyagata-sati ergeben sollte, so spricht man doch von kāyagatā-sati
mit ungekürztem Vokal; damit bezeichnet man jene Achtsamkeit, die die
Körperteile, wie Kopfhaare usw., zum Vorstellungsobjekte hat.
Die Betrachtung über den Körper (führt zur Vollen Sammlung = appanā
samādhi, aber nur zur ersten Vertiefung), die, außer beim Erscheinen eines
Erleuchteten, zuvor noch nie bestanden hat und allen Andersgläubigen fremd war,
diese hat des Erhabene in mehreren Sutten auf mannigfache Weise gepriesen, in
den Worten (A.I.36-37):
"Eine Betrachtung, ihr Mönche, entfaltet und häufig geübt, führt zu großer
Ergriffenheit, zu hohem Segen, hoher Sicherheit, hoher Achtsamkeit und
Wissenklarheit, zur Erlangung des Erkenntnisblickes, zu diesseitigem Wohlsein,
zur Verwirklichung der Wissenserlösung und der Ziele. Welche eine Betrachtung?
Die Betrachtung über den Körper.
"Wahrlich, genießet der das Todlose,
Der die Betrachtung des Körpers genießet.
Nicht aber genießet der das Todlose,
Der nicht diese Betrachtung genießet.
"Wahrlich, genossen hat der das Todlose ....
Nicht genossen ...."Wahrlich, verloren ....
Nicht verloren ...."Wahrlich, verfehlt ....
Nicht verfehlt hat der das Todlose,
Der diese Betrachtung vollendet hat."
"Wie aber, ihr Mönche, bringt die Betrachtung über den Körper, entfaltet und
häufig geübt, hohe Früchte und hohen Segen! Da, ihr Mönche, begibt sich der
Mönch in den Wald usw.": in dieser Rede (M.119)
hat der Erhabene die in der Betrachtung über den Körper bestehende geistige
Übung in vierzehn Gruppen angedeutet, nämlich: in der Gruppe der Ein- und
Ausatmung, der Körperstellungen, der vierfachen Bewußtseinsklarheit, der
Widerlichkeitsbetrachtung, der Elementbetrachtung, der neun
Friedhofbetrachtungen (s.M.10;
D.22). Bei Darlegung der Entfaltung dieser
Körperbetrachtung sind wir nun angelangt.
Dort nun werden die drei Gruppen - die Körperstellungen, die vierfache
Bewußtseinsklarheit und die Elementbetrachtung - im Sinne des Hellblicks
(vipassanā) erwähnt, und die neun Gruppen von Friedhofsbetrachtungen als die
unter die Hellblickswissen gehörende 'Betrachtung des Elendes'
(ādīnavânupassanā);
die Entfaltung der Sammlung (samādhi-bhāvanā) aber, die bei den mit dem
Aufgedunsenen Objekt beginnenden Ekelobjekten gelingen mag: diese wurde bereits
in der Darstellung der Ekelobjekte (6. Teil) erklärt. Es verbleiben nun nur noch
die zwei Abschnitte der Ein- und Ausatmung und der Widerlichkeitsbetrachtung,
die hier im Hinblick auf die Sammlung behandelt werden. Dabei gilt die Ein- und
Ausatmungsgruppe im Sinne der Entfaltung der Betrachtung über Ein- und Ausatmung
als eine besondere Übung (9. Teil).
Hier aber gilt als Betrachtung über den Körper die als Widerlichkeitsbetrachtung gewiesene Übung betreffs der zweiunddreißig Merkmale, in welcher 'Gehirn' in dem Begriff 'Knochenmark' eingeschlossen ist, nämlich:
"Ferner, ihr Mönche, betrachtet da der Mönch diesen Körper, von der Fußsohle an aufwärts, und abwärts vom Haarschopfe ab, den hautumgrenzten, mit mancherlei Unrat angefüllten, nämlich: 'An diesem Körper gibt es Kopfhaare, Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut, Fleisch, Sehnen, Knochen, Knochenmark, Nieren, Herz, Leber, Fell, Milz, Lunge, Gedärm, Darmgekröse, Mageninhalt, Kot, (Gehirn), Galle, Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Fett, Tränen, Hautschmiere, Speichel, Rotz, Gelenkschmiere und Harn'.
Hierzu nun bildet das Folgende die Darstellung der Entfaltung, eingeleitet durch eine Erklärung des Textes:
"Diesen Körper" bedeutet: diesen aus den vier Hauptstoffen (Festem-, Flüssigem-, Hitze- und Windelement) bestehenden faulen Körper.
"Von der Fußsohle an aufwärts" bedeutet: von der Fußsohle nach oben.
"Abwärts vom Haarschopfe ab" bedeutet: von der Haarspitze ab nach unten.
"Den hautumgrenzten" bedeutet: den nach jeder Richtung hin durch Haut begrenzten.
"Den mit mancherlei Unrat angefüllten betrachtet er" bedeutet: er erkennt, daß dieser Körper mit mancherlei Unreinheiten, wie Haaren u. dgl., angefüllt ist. Und in welcher Weise? 'An diesem Körper gibt es Kopfhaare . . . usw. . . . und Harn'.
Hierbei bedeutet "gibt es" soviel wie: 'befinden sich'.
"An diesem" bedeutet: an diesem als 'Körper' (kāya, eig. Anhäufung)
bezeichneten Leibe, von dem gesagt wurde, daß er von der Fußsohle an aufwärts,
und abwärts vom Haarschopfe ab, mit Haut umgrenzt und von mancherlei Unrat
angefüllt ist. Als Anhäufung (kāya) nämlich bezeichnet man den Leib,
insofern er eine Anhäufung von Unreinheiten ist, eine Ansammlung von Haaren u.
dgl., als auch von Hunderten von Krankheiten, wie der Augen und der übrigen
Körperteile.
"Kopfhaare, Körperhaare (usw.)" bedeutet: die 32 Merkmale wie Kopfhaare usw.
Dabei ist der Zusammenhang so zu verstehen: 'Es gibt an diesem Körper Kopfhaare,
es gibt an diesem Körper Körperhaare usw.'. Denn von der Fußsohle an aufwärts,
vom Haarschopfe abwärts, und von der Haut ab ringsherum, entdeckt Keiner an
diesem bloß sechs Fuß hohen Körper, selbst wenn er ihn auf alle mögliche Weise
untersucht, auch nur eine Spur von etwas Lauterem, wie etwa eine Perle, einen
Edelstein, Lasurstein, Aloe, Safran, Kampfer oder Riechpulver u. dgl. Nein, nur
die vielerlei in Kopfhaaren, Körperhaaren u. dgl. bestehenden Unreinheiten von
äußerst widerlichem Geruch und unedlem Anblick bekommt er zu sehen. Darum heißt
es: 'Es gibt an diesem Körper Kopfhaare, Körperhaare . . ' und Harn'. Dies ist
hierbei die Erklärung des Wortgefüges.
Der edle Sohn nun, der als Anfänger dieses Übungsobjekt zu entfalten wünscht,
begebe sich zu einem 'Edlen Freunde' und lasse sich dieses Übungsobjekt
mitteilen. Während jener ihm nun das Übungsobjekt erklärt, weise er ihm auch die
siebenfache Geschicklichkeit im Auffassen (des Objektes), sowie die zehnfache
Geschicklichkeit im Erwägen.
Hierbei weise er ihm die siebenfache Geschicklichkeit im Auffassen (uggaha-kosalla) folgendermaßen: mit Hinsicht auf Wortlaut, geistige Tätigkeit, Farbe, Gestalt, Körpergegend, Stelle und Abgrenzung.
Bei dieser Übung der Widerlichkeitserwägung nämlich sollte selbst der
Dreikorbkenner bei seiner Erwägung zuerst den "Wortlaut" auswendig hersagen.
Denn manchem Menschen wird schon beim Hersagen das Übungsobjekt deutlich, wie es
z.B. der Fall war bei den beiden Ordensälteren, die von dem in Mālaya lebenden
Ordsälteren Mahā-Deva sich ein Übungsobjekt hatten geben lassen. Wie es heißt,
hatte der Ordensältere, von ihnen um ein Übungsobjekt gebeten, ihnen den Text
der 32 Merkmale gegeben, mit der Bemerkung, sie möchten 4 Monate lang dieses
Übungsobjekt hersagen. Obzwar diesen beiden zwei oder drei Schriftsammlungen
(nikāya) geläufig waren, so sagten sie dennoch vier Monate lang die 32
Merkmale her und erreichten dabei infolge ihres rechten Erfassens den
'Stromeintritt'. Somit sollte der das Übungsobjekt erklärende Lehrer den Schüler
bitten, die Übung zuerst in Worten auswendig herzusagen.
Dabei teile man diese in Gruppen ein, wie in die mit 'Haut' endende
Fünfergruppe usw., und sage diese vorwärts und rückwärts her. Zuerst also
wiederhole man: 'Kopfhaare, Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut', und dann wieder in
umgekehrter Ordnung: 'Haut, Zähne, Nägel, Körperhaare, Kopfhaare.'
Unmittelbar darauf wiederhole man die mit 'Niere' endende Fünfergruppe,
nämlich: 'Fleisch, Sehnen, Knochen, Knochenmark, Niere', und dann wieder
rückwärts: 'Niere, Knochenmark, Knochen, Sehnen, Fleisch, Haut, Zähne, Nägel,
Körperhaare, Kopfhaare'.
Darauf wiederhole man die mit 'Lunge' endende Fünfergruppe, nämlich: 'Herz, Leber, Fell, Milz, Lunge', und dann wieder rückwärts: 'Lunge, Milz, Fell, Leber, Herz . . . Kopfhaare'.
Darauf wiederhole man die mit 'Gehirn' endende Fünfergruppe, nämlich: 'Gedärm, Darmgekröse, Mageninhalt, Kot, Gehirn', und dann wieder rückwärts: 'Gehirn, Kot, Mageninhalt, Darmgekröse, Gedärm, Lunge, Milz, Fell, Leber, Herz, Niere, Knochenmark, Knochen, Sehnen, Fleisch, Haut, Zähne, Nägel, Körperhaare, Kopfhaare'.
Darauf wiederhole man die mit 'Fett' endende Sechsergruppe, nämlich: 'Galle,
Schleim, Eiter, Blut, Schweiß, Fett', und dann wieder rückwärts: 'Fett, Schweiß,
Blut, Eiter, Schleim, Galle . . . Kopfhaare.'
Darauf wiederhole man die mit 'Urin' endende Sechsergruppe, nämlich: 'Tränen,
Hautschmiere, Speichel, Rotz, Gelenköl, Urin'; und dann wieder rückwärts: 'Urin,
Gelenköl, Rotz, Speichel, Hautschmiere, Tränen, Fett, Schweiß, Blut, Eiter,
Schleim, Galle, Gehirn, Kot, Mageninhalt, Darmgekröse, Gedärm, Lunge, Milz,
Fell, Leber, Herz, Niere, Knochenmark, Knochen, Sehnen, Fleisch, Haut, Zähne,
Nägel, Körperhaare, Kopfhaare'.
Auf diese Weise wiederhole man die Namen der Körperteile hundert oder tausendmal oder gar hunderttausendmal. Indem man nämlich das Übungsobjekt in Worten hersagt, wird einem der Wortlaut der Übung geläufig; und nicht schweift der Geist hier und dort hin ab, die einzelnen Bestandteile aber werden einem deutlich und erscheinen wie eine Fingerreihe oder eine Reihe von Zaunpfählen.
Wie man nun die Übung in Worten hersagt, so tue man es auch im Geiste. Das
Hersagen in Worten nämlich bildet die Grundlage für das Hersagen im Geiste; das
Hersagen im Geiste aber die Grundlage zur Durchdringung der Merkmale.
"Mit Hinsicht auf Farbe" besagt, daß man die Farbe der Kopfhaare und übrigen Körperteile festzustellen habe.
"Hinsichtlich der Gestalt" besagt, daß man die Gestalt jener Körperteile festzustellen habe.
"Hinsichtlich der Körpergegend": an diesem Körper nämlich ist vom Nabel aufwärts die obere Gegend, von da abwärts die untere Gegend. Daher stelle man die Körpergegend fest, in der Weise: 'Dieser Körperteil befindet sich in der und der Gegend.
"Hinsichtlich der Körperstelle": die Stelle, wo sich dieser oder jener Körperteil befindet, hat man festzustellen, in der Weise: 'Dieser Körperteil befindet sich an der und der Stelle'.
Hinsichtlich der Abgrenzung": zweierlei Abgrenzung gibt es, - die
gleichartige und die ungleichartige. Darunter ist die gleichartige Abgrenzung in
dieser Weise zu verstehen: 'Dieser Körperteil ist unten, oben und ringsherum
durch jenen begrenzt.' Die ungleichartige Abgrenzung aber ist zu verstehen im
Sinne des Unvermischtseins, wie: 'Die Kopfhaare sind keine Körperhaare', und
'die Körperhaare sind keine Kopfhaare'.
Wenn der Lehrer aber die siebenfache Geschicklichkeit im Auffassen lehrt, so soll er auch wissen und es lehren, daß dieses Übungsobjekt in der und der Sutte mit Rücksicht auf Widerlichkeit, in der und der Sutte aber mit Rücksicht auf die Elemente erwähnt wird.
Diese Übung nämlich wird in der Großen Sutte von den Grundlagen der Achtsamkeit (D.22) mit Rücksicht auf die Widerlichkeit erwähnt, in den großen Sutten vom Elefantengleichnis (M.28), von der Ermahnung Rāhula's (M.62) und von der Zerlegung in die Elemente (M.140; s. Vibh. III), mit Rücksicht auf die Elemente (nämlich die festen Stoffe wie Kopfhaare usw. werden zum festen Elemente gezählt, die flüssigen wie Galle usw. aber zum flüssigen Elemente).
In der Sutte von der Betrachtung über den Körper (M.119) aber werden mit Rücksicht auf denjenigen, dem dieses Übungsobjekt als Farb-Kasina aufsteigt, die vier Vertiefungen erklärt. Hierbei ist das, was mit Rücksicht auf die Elemente erklärt wird, eine Hellblickübung (vipassanā-kammatthāna); das, was mit Rücksicht auf die Widerlichkeit erklärt wird, eine Übung der Gemütsruhe (samatha-kamatthāna). An dieser Stelle nun ist eben diese Übung eine Übung der Gemütsruhe (samatha-kamatthāna).
Nachdem nun der Lehrer auf diese Weise die siebenfache Geschicklichkeit im Auffassen gelehrt hat, lehre er die zehnfache Geschicklichkeit im Erwägen, nämlich: mit Rücksicht auf die Reihenfolge, nicht zu schnell, nicht zu langsam, unter Vertreibung der Zerstreutheit, Überwindung der Begriffe, stufenweisem Fahrenlassen, mit Rücksicht auf volle Sammlung, und ferner die drei Sutten."
"Mit Rücksicht auf die Reihenfolge" bedeutet da: von der Zeit ab, wo man diese Übung hersagt, erwäge man die Dinge der Reihe nach, überspringe keines. Gleichwie nämlich, wenn ein ungeschickter Mann beim Hinaufsteigen auf einer zweiunddreißig-sprossigen Leiter jedesmal eine Sprosse überspringt, er körperlich ermüdet, abstürzt und nicht imstande ist hinaufzusteigen, genau so auch wird, wer beim Nachsinnen ein Glied überspringt, infolge des Nichterreichens der durch erfolgreiche Entfaltung zu gewinnenden Befriedigung geistig ermüdet, fällt ab und erwirkt keine Geistesentfaltung. Aber auch, wenn man der Reihe nach erwägt, erwäge man "nicht zu schnell". Gleichwie nämlich ein Mann, der einen drei Meilen langen Weg angetreten hat und, auf die einzuschlagenden und zu vermeidenden Wege nicht achtend, in eiliger Hast gar hundertmal hin und her läuft, obzwar er wohl das Ende des Weges erreicht, dennoch während des Gehens beständig fragen muß; genau so auch ist bei zu schnellem Erwägen, wenn auch die Übung zu Ende geht, dennoch das Ganze unordentlich und führt zu keinem Fortschritt. Daher möge man nicht zu schnell erwägen.
Ebenso nun, wie man nicht zu schnell erwägen soll, soll man es auch "nicht zu langsam" tun. Wie nämlich für einen Mann, der einen drei Meilen langen Weg zurücklegen will, sich aber unterwegs an Bäumen, Bergen, Sümpfen u. dgl. aufhält, die Reise an jenem Tage nicht das Ende erreicht, sondern erst in zwei oder drei Tagen beendet werden kann: genau so auch gelangt bei einem, der zu langsam erwägt, die geistige Übung nicht zu Ende und bildet keine Grundlage zur Erreichung eines Fortschrittes.
"Unter Vertreibung der Zerstreutheit" bedeutet: hat man das geistige Übungsobjekt schwinden lassen, so möge man die Zerstreutheit des Geistes bei der nach außen gerichteten Vielheitsvorstellung vertreiben. Gleichwie nämlich, wenn ein auf einem Fußwege am Abhang wandernder Mann auf das Aufsetzen seiner Füße nicht achtet, beim Hin- und Herblicken seine Schritte versagen und er eben in den hundert Mann tiefen Abgrund stürzen muß: genau so auch gelangt, wenn nach außen hin Zerstreutheit besteht, die Übung zum Schwinden und Untergang. Deshalb soll man beim Erwägen die Zerstreutheit vertreiben.
"Unter Überwindung der Begriffe" bedeutet: die Begriffe, Kopfhaare, Körperhaare usw.' aufgebend, möge man den Geist in der Vorstellung der Widerlichkeit festigen. Wenn da z.B. zur Zeit des Wassermangels die Leute im Walde eine Zisterne entdecken, so befestigen sie dortselbst ein Palmblatt oder dgl. als Merkzeichen, und sich nach jenem Zeichen richtend, kommen sie zum Baden und Wassertrinken heran. Sobald ihnen aber, durch ihr häufiges Hingehen, Hin- und Herweg vertraut geworden sind, haben sie kein Merkzeichen mehr nötig und gehen zu jeder Zeit nach Belieben hin, um sich zu baden oder Wasser zu trinken. Genau so auch wird, wenn man anfangs über Kopfhaare, Körperhaare usw. als Begriffe nachdenkt, einem der Widerlichkeitszustand deutlich. Darauf aber gebe man die Begriffe 'Körperhaare, Kopfhaare usw.' auf und festige den Geist bloß noch in dem Widerlichkeitszustande.
"Unter stufenweisem Fahrenlassen" bedeutet: man soll beim Nachdenken jeden Bestandteil, der sich nicht zeigt, fahren lassen, u. zw. soll dies in der richtigen Reihenfolge geschehen. Während nämlich der Anfänger die Kopfhaare erwägt, schreitet die Erwägung voran, bis sie schließlich den letzten Bestandteil, den Harn, erreicht hat. Und während er über den Harn nachdenkt, schreitet die Erwägung voran, bis sie schließlich den ersten Bestandteil, die Kopfhaare, wieder erreicht hat. Während er so beständig nachdenkt, treten einige Bestandteile auf, einige nicht. Über alle diejenigen, die auftreten, soll er solange nachdenken bis von zwei aufgetretenen Teilen sich einer ganz deutlich zeigt. Durch wiederholtes Nachdenken aber über jenen klar aufgetretenen Bestandteil soll er die volle Sammlung zur Entstehung bringen.
Hierzu folgendes Gleichnis: Einen Affen, der in einem aus 32 Fächerpalmen bestehenden Palmenhaine lebt, wünscht ein Jäger einzufangen. Er schießt daher auf das Blatt der zunächst stehenden Palme unter lautem Geschrei einen Pfeil ab. Darauf springt jener Affe der Reihe nach von Palme zu Palme, bis er schließlich bei der letzten Palme anlangt. Darauf begibt sich der Jäger ebenfalls dorthin, und genau wie früher kommt er wieder auf dieselbe Weise auf die erste Palme zurück. Während nun der Affe auf solche Weise immer wieder verfolgt wird, klettert er jedesmal dort, wo sich das Geschrei erhebt, die Palme hinauf; schließlich aber klettert er an einer Palme herab, indem er sich in der Mitte derselben an einem Astknorren festklammert, und mag, selbst wenn auf ihn geschossen wird, nicht mehr hinaufklettern Auf solche Weise ist dies zu verstehen.
Hierbei nun ist dies die Anwendung des Gleichnisses: als die 32 Palmen des Palmenhaines gelten die 32 Bestandteile des Körpers; der Affe ist der Geist, der Jäger der Übungsbeflissene. Wie nun der Affe sich in dem aus 32 Fächerpalmen bestehenden Palmenhaine aufhält, so wandert der Geist des Übungsbeflissenen in der Vorstellung des aus den 32 Bestandteilen bestehenden Körpers umher, Und wie, während der Jäger auf das Blatt der zunächst stehenden Palme unter lautem Geschrei einen Pfeil abschießt, der Affe von Palme zu Palme springend bei der letzten Palme anlangt, so auch gelangt, nachdem das Nachdenken über die Kopfhaare eingetreten ist, der Geist der Reihe nach beim letzten Bestandteile an und macht dort halt. Auch für das Zurückkommen gilt wiederum dieselbe Erläuterung. Wie nun, wieder und wieder verfolgt, der Affe jedesmal wenn der Schrei erfolgt den Baum hinaufklettert, so auch trifft der Übungsbeflissene, während er immer wieder nachdenkt und dabei die nicht aufgestiegenen Bestandteile fahren läßt, die Vorbereitung hinsichtlich der aufgestiegenen Bestandteile. Und gleichwie der Affe schließlich an einer Palme herabklettert, sich in deren Mitte an einem Astknorren fest anklammert und selbst beim Schießen auf ihn nicht mehr hinaufklettert, so auch bringt der Übungsbeflissene, indem er schließlich den von zwei Bestandteilen klarer aufgestiegenen Bestandteil wieder und wieder erwägt, die volle Sammlung zum Entstehen.
Noch ein weiteres Gleichnis: Gesetzt, ein von Almosen lebender Mönch, der bei einem aus 32 Familien bestehenden Dorfe wohnt, erhält schon am ersten Hause eine doppelte Portion; darauf übergeht der Mönch das nächste Haus. Am nächsten Tage erhält er (im ersten Hause) eine dreifache Portion; darauf übergeht er die beiden nächsten Häuser. Am dritten Tage; nachdem er schon zu Beginn seine Schale voll gefüllt erhalten hat, begibt er sich in die Speisehalle und verzehrt sein Mahl. So ist dies zu verstehen. Als das 32 Familien zählende Dorf nämlich gilt der aus den 32 Bestandteilen bestehende Körper. Als Almosengänger gilt der Übungsbeflissene. Als das Wohnen bei jenem Dorfe aber gilt das Sichvorbereiten des Übungsbeflissenen hinsichtlich der 32 Bestandteile. Wie nun der Almosengänger schon am ersten Hause eine doppelte Portion erhalten hat, darauf das nächste Haus übergeht, oder, nachdem er am zweiten Tage eine dreifache Portion erhalten hat, die beiden nächsten Häuser übergeht, so auch läßt der Übungsbeflissene beim beständigen Erwägen die nicht aufsteigenden Bestandteile fahren und trifft seine Vorbereitungen bloß bei zwei unter all den aufgestiegenen Bestandteilen. Wie der Almosengänger nun am dritten Tage, nachdem er schon zu Beginn seine Schale voll gefüllt erhalten hat, sich in der Speisehalle niedersetzt und sein Mahl verzehrt, so auch erwägt der Übungsbeflissene denjenigen Bestandteil, der von zweien am klarsten aufsteigt, immer wieder und bringt so die volle Sammlung zum Entstehen.
"Mit Rücksicht auf die volle Sammlung" bedeutet: mit Rücksicht auf denjenigen Bestandteil, bei dem die volle Sammlung eingetreten ist. Wohlverstanden, bei jedem einzelnen Bestandteile, wie den Kopfhaaren usw., mag die volle Sammlung eintreten. Das ist hier der Sinn.
Unter den "drei Sutten" hat man zu verstehen die drei Sutten von der Höheren Geistigkeit, von dem Abgekühltsein und von der Geschicklichkeit in den Erleuchtungsgliedern. Diese drei Sutten sind aufzufassen im Sinne der Verbindung von Willenskraft (viriya) mit geistiger Sammlung (samādhi). Das ist hier der Sinn.
Unter diesen nun hat man als auf höhere Geistigkeit sich beziehend folgende Sutte (A.III.103) zu verstehen:
"Der der hohen Geisteszucht hingegebene Mönch, ihr Mönche, möge von Zeit zu Zeit drei Gegenständen seine Aufmerksamkeit schenken: von Zeit zu Zeit möge er der Sammlung (samādhi) seine Aufmerksamkeit schenken, von Zeit zu Zeit der Anstrengung (paggaha), von Zeit zu Zeit dem Gleichmut (upekkhā). Schenkt nämlich der der hohen Geisteszucht hingegebene Mönch ausschließlich bloß der Sammlung seine Aufmerksamkeit, so mag es sein, daß der Geist in Trägheit gerät. Schenkt er ausschließlich bloß der Anstrengung seine Aufmerksamkeit, so mag es sein, daß der Geist in Zerstreutheit gerät. Schenkt er ausschließlich bloß dem Gleichmute seine Aufmerksamkeit, so mag es sein, daß der Geist sich nicht vollkommen festigt zum Zwecke der Versiegung der üblen Einströmungen. Schenkt aber, ihr Mönche, der der hohen Geisteszucht hingegebene Mönch von Zeit zu Zeit der Sammlung seine Aufmerksamkeit, so wird der Geist nachgiebig, biegsam, lauter, nicht spröde, und festigt sich vollkommen zum Zwecke der Versiegung der üblen Einströmungen.
"Es ist gerade, ihr Mönche, wie wenn ein Goldschmied oder sein Gehilfe das Feuer herrichtet, die Glut anbläst, mit der Zange das Gold packt, es in die Glut hält und von Zeit zu Zeit glüht, von Zeit zu Zeit mit Wasser besprengt, von Zeit zu Zeit prüft. Sollte nämlich, ihr Mönche, der Goldschmied oder sein Gehilfe jenes Gold ausschließlich bloß glühen, so möchte es sein, daß das Gold verbrennt. Sollte er jenes Gold ausschließlich bloß mit Wasser besprengen, so möchte es sein, daß das Gold sich auflöst. Sollte er jenes Gold ausschließlich bloß prüfen, so möchte es sein, daß das Gold nicht richtig zum Ausglühen kommt. Wenn aber, ihr Mönche, der Goldschmied oder sein Gehilfe jenes Gold von Zeit zu Zeit glüht, von Zeit zu Zeit mit Wasser besprengt, von Zeit zu Zeit prüft, so wird jenes Gold biegsam, schmiedbar, lauter, nicht spröde, und eignet sich richtig zum Verarbeiten. Zur Herstellung von welchen Gegenständen nun man es auch immer verwenden will - sei's ein Diadem, ein Ohrring, ein Halsschmuck oder eine goldene Kette - diesen Zweck wird es erfüllen.
"Ebenso auch, ihr Mönche, insofern der der hohen Geisteszucht hingegebene Mönch von Zeit zu Zeit der Sammlung seine Aufmerksamkeit schenkt, von Zeit zu Zeit der Anstrengung, von Zeit zu Zeit dem Gleichmute, so wird sein Geist nachgiebig, biegsam, lauter, nicht spröde, und festigt sich vollkommen zum Zwecke der Versiegung der üblen Einströmungen. Auf welche durch Höheres Wissen erreichbare Erscheinung nun auch immer er den Geist richtet, um sie weise zu verwirklichen, eben dort erreicht er stets die Fähigkeit der Verwirklichung, wenn immer die Bedingungen erfüllt sind."
Unter dem Namen "Das Abgekühltsein" hat man folgende Sutte (A.VI.85) zu verstehen:
"Mit sechs Dingen, ihr Mönche, ausgerüstet, ist der Mönch imstande, das höchste Abgekühltsein zu verwirklichen; mit welchen sechs Dingen?
"Zu einer Zeit, ihr Mönche, wo der Mönch seinen Geist zügeln muß, da zügelt er ihn; wenn er ihn anstrengen muß, strengt er ihn an; wenn er ihn aufheitern muß, heitert er ihn auf; wenn er ihn gleichmütig stimmen muß, stimmt er ihn gleichmütig; zu Hohem neigt er; an der Erlösung findet er Gefallen. Mit diesen sechs Dingen ausgerüstet, ihr Mönche, ist der Mönch imstande, das höchste Abgekühltsein zu verwirklichen."
"Die Geschicklichkeit in den Erleuchtungsgliedern" aber wurde bereits in der Besprechung der Geschicklichkeit in der vollen Sammlung (4. Teil) erklärt, u. zw. in den Worten: "Ebenso auch, ihr Mönche, ist zu einer Zeit, wo der Geist schlaff ist, es nicht angebracht, das Erleuchtungsglied der Ruhe zu entfalten."
Hat nun der Übungsbeflissene diese siebenfache Geschicklichkeit im Auffassen gut begriffen und diese zehnfache Geschicklichkeit im Erwägen gut gefestigt, so möge er mit Hilfe der beiden Arten der Geschicklichkeit das Übungsobjekt gut auffassen.
Fühlt er sich mit seinem Lehrer zusammen in ein und derselben Klause wohl, so gebe er, ohne um solche ausführliche Erklärung zu bitten, sich der Übung hin. Hat er dabei einen Fortschritt erreicht, so bitte er um immer weitere Erklärungen. Wünscht er aber anderwärts zu wohnen, so lasse er sich die Einzelheiten in der besprochenen Weise mitteilen; und diese immer wieder durchdenkend stelle er jede zweifelhafte Stelle klar. Daher vermeide er eine ungeeignete Klause, wie in der Darstellung des Erdkasina (4. Teil) beschrieben, und wohne in einer geeigneten Klause. Dort beseitige er die kleinen Hindernisse (ib.) und treffe die Vorbereitungen für die Widerlichkeitserwägung.
Bei solchem Vorgehen aber soll er zunächst bei den Kopfhaaren das geistige Bild auffassen. Und in welcher Weise? Er reiße sich ein oder zwei Kopfhaare aus, lege sie auf seine Hand und stelle dann ihre Farbe fest. Oder auch an einem Orte, wo man Haare geschnitten hat, mag er die Haare betrachten; auch die in einer Schale Wasser oder einem Topfe Reissuppe befindlichen Haare mag er sich betrachten. Sind diese schwarz, so erwäge er sie als schwarz; wenn weiß, als weiß. Sind sie aber gemischt, so erwäge er sie nach der hervorstechenden Farbe. Und wie bei den Kopfhaaren, so möge er auch beim Anblick der gesamten mit Haut endenden Fünfergruppe (Kopfhaare, Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut) das geistige Bild auffassen.