Drei dringende Pflichten gibt es für den Landmann, ihr Mönche. Welche drei? Da läßt der Landmann geschwinde sein Feld gut pflügen und gut ebnen. Wenn nun sein Feld gut gepflügt und geebnet ist, so sät er geschwinde das Korn. Wenn nun das Korn gesät ist, läßt er geschwinde das Wasser zu oder ab. Dies sind die drei dringenden Pflichten des Landmanns.
Es steht jedoch nicht im Vermögen und in der Macht des Landmanns, daß ihm heute etwa sein Korn aufgehe, morgen Frucht trage und übermorgen reife; sondern es wird eben die Zeit kommen, wenn im Verlauf der Jahreszeiten das Korn des Landmanns aufgeht, Früchte trägt und reift.
Ebenso auch, ihr Mönche, gibt es drei dringende Pflichten für den Mönch. Welche drei? Das Befolgen der hohen Sittlichkeitsübung, das Befolgen der hohen Geistesübung und das Befolgen der hohen Weisheitsübung. Dies sind die drei dringenden Pflichten des Mönches.
Es steht jedoch nicht im Vermögen und in der Macht des Mönches, daß ihm etwa heute oder morgen oder übermorgen sein Geist haftlos von den Trieben befreit werde, sondern es wird eben die Zeit kommen, wo dem Mönche, der sich in hoher Sittlichkeit, hoher Geistigkeit und hoher Weisheit übt, sein Geist haftlos von den Trieben befreit wird.
Darum, ihr Mönche, sei euer Streben: 'Äußersten Eifer wollen wir bekunden beim Befolgen der hohen Sittlichkeitsübung, der hohen Geistesübung und der hohen Weisheitsübung!' Das, ihr Mönche, sei euer Streben!
Drei Entsagungen (pavivekāni, wtl: Abtrennungen, Absonderungen, Ablösungen), ihr Mönche, lehren die andersfährtigen Asketen. Welche drei?
Folgendes nun, ihr Mönche, erklären die andersfährtigen Asketen als Entsagung hinsichtlich des Gewandes: sie tragen Gewänder aus Hanf oder damit gemischtem Fasergewebe, Gewänder, aufgelesen vom Leichenfeld oder dem Abfallhaufen; sie kleiden sich in Baumrinde, in Antilopenfelle oder Streifen daraus, in Gewänder, geflochten aus Gras; Baumfasern oder Rindenstreifen; sie tragen Schurze aus Menschenhaar, Roßhaar oder Eulenflügeln. Das erklären die andersfährtigen Asketen als Entsagung hinsichtlich, des Gewandes.
Folgendes erklären die andersfährtigen Asketen als Entsagung hinsichtlich der Nahrung: sie leben von Kräutern, Hirse, wildem Reis und Korn (*1), Wasserpflanzen [und Baumsäften] (Zusatz lt. K), Reispulver, dem Schaum von gekochtem Reis, von Ölsamenpaste, Gräsern und Kuhmist; nähren sich, von den Wurzeln und Früchten des Waldes, von abgefallenen Früchten. Das erklären die andersfährtigen Asketen als Entsagung hinsichtlich der Nahrung.
Folgendes erklären die andersfährtigen Asketen als Entsagung hinsichtlich der Wohnung: das Leben im Walde, am Fuße eines Baumes, auf einer Anhöhe im Walde, in einer Lichtung, auf einem Strohhaufen oder in einem Feldschuppen. Das erklären die andersfährtigen Asketen als Entsagung hinsichtlich der Wohnung.
Diese drei Entsagungen lehren die andersfährtigen Asketen.
In dieser Lehre und Zucht aber, ihr Mönche, gibt es folgende drei Entsagungen für den Mönch.
Insofern aber ein Mönch sittenrein ist, die Sittenlosigkeit verlassen und ihr entsagt hat; rechte Erkenntnis besitzt, die falsche Ansicht verlassen und ihr entsagt hat; triebversiegt ist, die Triebe verlassen und ihnen entsagt hat, so heißt es von diesem Mönch, daß er das Höchste erreicht, das Echte (*2) gewonnen hat, daß er lauter ist, im Echten gefestigt.
Es ist gerade so, ihr Mönche, wie mit dem reifen Reisfeld des Landmanns. Wenn nämlich der Landmann das Getreide eiligst mähen läßt, einsammeln, zur Tenne bringen, in Haufen legen, dreschen, das Stroh entfernen, die Spreu herauslesen, sichten, fortschaffen, stampfen, die Hülsen auslesen läßt, dann hat jenes Korn des Landmanns den Höhepunkt erreicht, ist gehaltvoll, rein, fest im Kerne.
Ebenso auch, ihr Mönche, ist da ein Mönch sittenrein, hat die Sittenlosigkeit
verlassen, hat ihr entsagt; er besitzt rechte Erkenntnis, hat falsche Ansicht
aufgegeben, hat ihr entsagt; ist triebversiegt, hat die Triebe verlassen, hat
ihnen entsagt. Von einem solchen Mönche heißt es, daß er das Höchste erreicht,
das Echte gewonnen hat, daß er lauter ist, im Echten gefestigt.
(*1) 'Wildes Korn', daddula = Skr dardura; Boe: eine Reisart. K
erklärt allerdings als »Abfälle bei der Lederbearbeitung (Gerbung?).«
(*2) Beide Male: sāra-patto; sāra: der Kern, das Echte.
Gleichwie, ihr Mönche, zur Herbstzeit, am klaren, wolkenlosen Himmel die Sonne, die Lüfte durcheilend, das den ganzen Himmelsraum füllende Dunkel zerteilend, glüht und leuchtet und strahlt: ebenso auch, ihr Mönche, wird der edle Jünger, wenn ihm das ungetrübte, unbefleckte Auge der Wahrheit aufgeht, mit dem Aufgehen der Erkenntnis von drei Fesseln befreit:
Und ferner löst er sich von zwei Eigenschaften, der Begehrlichkeit und dem Haß. Ganz abgeschieden von den Sinnendingen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, gewinnt er die mit Gedankenfassen und Überlegen verbundene, in der Abgeschiedenheit geborene, von Verzückung und Glücksgefühl erfüllte erste Vertiefung. Sollte nun, ihr Mönche, der edle Jünger zu jener Zeit sterben, so gäbe es keine Fessel mehr, durch die gebunden, der edle Jünger wieder zu dieser Welt zurückkehren könnte.
(Hier ist der von den fünf niederen Fesseln befreite Nichtwiederkehrer (anāgāmī) gemeint.)
Drei Versammlungen gibt es, ihr Mönche. Welche drei?
Welches aber, ihr Mönche, ist die treffliche Versammlung? Da sind in einer Versammlung die älteren Mönche nicht der Üppigkeit ergeben und nicht dem Müßiggang, sie scheuen das Abträgliche als eine Last, ziehen die Einsamkeit vor und strengen ihre Kraft an um das Unerlangte zu erlangen, das Unerreichte zu erreichen und das Unverwirklichte zu verwirklichen. Ihre Schüler aber ahmen das Gesehene nach. Auch sie sind der Üppigkeit ergeben und nicht dem Müßiggang, sie scheuen das Abträgliche als eine Last, ziehen die Einsamkeit vor und strengen ihre Kraft an, um das Unerlangte zu erlangen, das Unerreichte zu erreichen und das Unverwirklichte zu verwirklichen. Das nennt man die treffliche Versammlung.
Welches aber ist die zwieträchtige Versammlung? Eine Versammlung, in der die Mönche zank- und streitsüchtig sind, gerne disputieren, mit scharfen Worten aufeinander losgehen. Das nennt man die zwieträchtige Versammlung.
Welches aber ist die einträchtige Versammlung? Eine Versammlung, in der die Mönche in Eintracht und Freundlichkeit leben, ohne Streit, milden Herzens sind, sich freundlich anblicken. Das nennt man die einträchtige Versammlung.
Zu einer Zeit, ihr Mönche, wo die Mönche in Eintracht und Freundlichkeit leben, ohne Streit, milden Herzens sind, sich freundlich anblicken, zu solcher Zeit schaffen sich die Mönche viel Gutes, und zu solcher Zeit verweilen die Mönche in göttlichem Zustande, nämlich der gemütserlösenden Mitfreude (muditā). In dem von Freude Erfüllten aber entsteht Verzückung. Verzückten Herzens wird sein Wesen beruhigt; beruhigten Wesens empfindet er Glück, und des Glücklichen Geist sammelt sich.
Gleichwie, ihr Mönche, wenn es oben im Gebirge stark regnet, das Wasser beim Hinabfließen die Bergschluchten, Klüfte und Rinnen füllt, die vollen Bergschluchten, Klüfte und Rinnen aber die kleinen Teiche füllen, die gefüllten kleinen Teiche die Seen, die Seen die Flüsse, die Flüsse die Ströme füllen und die Ströme das Meer: ebenso auch, ihr Mönche, verhält es sich zu einer Zeit, wenn die Mönche in Eintracht und Freundlichkeit leben, ohne Streit, milden Herzens und sich freundlich anblicken. Denn zu solcher Zeit schaffen sich die Mönche viel Gutes und verweilen in göttlichem Zustand, nämlich in der gemütserlösenden Mitfreude. In dem von Freude Erfüllten aber entsteht Verzückung. Verzückten Herzens wird sein Wesen beruhigt; beruhigten Wesens empfindet er Glück, und des Glücklichen Geist sammelt sich.
Diese drei Versammlungen gibt es.
Des Königs gutes, edles Roß, ihr Mönche, das drei Eigenschaften besitzt, ist würdig des Königs, geeignet zum Königsdienst, gilt als königliches Leibroß (rañño angan'ti, wtl: ein Glied oder Zubehör des Königs). Welches sind diese drei Eigenschaften?
Da ist des Königs gutes, edles Roß
Des Königs gutes, edles Roß, das diese drei Eigenschaften besitzt, ist des Königs würdig, ist geeignet zum Königsdienst und gilt als königliches Leibroß.
Ebenso auch ist der mit drei Eigenschaften ausgestattete Mönch würdig der Almosen, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes, ist der beste Boden für gute Werke in der Welt. Welches sind diese drei Eigenschaften? Da ist der Mönch
Wie aber ist der Mönch vollkommen an Gestalt?
Da ist der Mönch sittenrein, er befolgt die Ordenssatzung, ist vollkommen in Wandel und Umgang, und vor dem geringsten Vergehen zurückschreckend, übt er sich in den aufgenommenen Übungsregeln. So ist der Mönch vollkommen an Gestalt.
Wie aber ist der Mönch vollkommen an Kraft?
Da strengt der Mönch seine Willenskraft an, um die unheilsamen Geisteszustände zu überwinden und die heilsamen Geisteszustände sich zu eigen zu machen; er ist standhaft, von gestählter Kraft, entzieht sich nicht seiner Pflicht bei den heilsamen Dingen. So ist der Mönch vollkommen an Kraft.
Wie aber ist der Mönch vollkommen an Geschwindigkeit?
(97) Da erkennt der Mönch der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist das Leiden'; er erkennt der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist die Entstehung des Leidens'; er erkennt der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist die Erlöschung des Leidens'; er erkennt der Wirklichkeit gemäß: 'Dies ist der Pfad, der zur Erlöschung des Leidens führt'.
(98) Da erscheint der Mönch nach dem Schwinden der fünf niederen Fesseln unter den geistgeborenen Wesen wieder, und dort erlischt er vom Wahne, kehrt nicht mehr zurück von jener Welt.
(99) Da gelangt der Mönch durch Versiegung der Triebe noch bei Lebzeiten in den Besitz der triebfreien Gemütserlösung und Weisheitserlösung, sie selber erkennend und verwirklichend. So ist der Mönch vollkommen an Geschwindigkeit.
Dies sind die drei Eigenschaften, in deren Besitz der Mönch würdig ist der Almosen, würdig der Gastspende, würdig der Gaben, würdig des ehrfurchtsvollen Grußes und der beste Boden ist für gute Werke in der Welt.
Sowohl ein neues Hanfgewand (potthako, 'Sacktuch'. K: gemacht aus Fasern (vāka-maya), Subk: aus Hanf-Fasern usw), ihr Mönche, wie auch ein gebrauchtes und ein altes, ist von häßlicher Farbe, rauh beim Berühren und von geringem Wert. Überdies gebraucht man ein altes Hanfgewand zum Auswischen von Töpfen, oder man wirft es auf den Kehrichthaufen.
Ebenso auch, ihr Mönche: wenn ein jüngerer, ein mittlerer oder ein älterer Mönch sittenlos it, dem Schlechten ergeben, so gilt das an ihm als häßliche Farbe. Als jenem Hanfgewand von häßlicher Farbe ähnlich bezeichne ich diesen Menschen. Die aber mit ihm Umgang und Verkehr pflegen, sich ihm zugesellen und seinem Beispiel folgen, denen gereicht das lange zum Unheil und Leiden: das gilt bei ihm als rauhe Berührung. Als dem sich rauh anfühlenden Hanfgewande ähnlich bezeichne ich diesen Menschen. Von denen er aber Bedarfsgegenstände erhält, wie Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und Arzneimittel, diesen Spendern bringt das keine große Frucht, keinen hohen Lohn: das gilt bei ihm als geringer Wert. Als dem geringwertigen Hanfgewand ähnlich bezeichne ich diesen Menschen.
Wenn nun ein solcher, und sei es selbst ein älterer Mönch, inmitten der Mönchsgemeinde etwas sagt, so entgegnen ihm die Mönche: 'Was brauchen wir eine Ermahnung von dir, einem Toren, einem Unverständigen! Du glaubst wohl, etwas sagen zu müssen?' Und voller Erregung und Verdruß äußert dann jener derartige Worte, daß ihn die Mönchsgemeinde verstößt, gleichwie man jenes Hanfgewand auf den Kehrichthaufen wirft.
Sowohl ein neues Muslingewand (kāsikam vattham; wtl: Benares-Gewand, d.i. ein in Benares (Pāli: Kāsi) hergestellter, besonders fein gewebter Stoff), ihr Mönche, wie auch ein gebrauchtes und ein altes, ist von schöner Farbe, angenehm beim Berühren und von hohem Wert. Überdies gebraucht man selbst ein altes Muslingewand zum Einwickeln von Kleinodien, oder man bewahrt es in einer duftenden Truhe auf.
Ebenso auch, ihr Mönche: wenn ein jüngerer, ein mittlerer oder ein älterer Mönch sittenrein ist und dem Guten ergeben, so gilt das bei ihm als schöne Farbe. Als jenem schönfarbenen Muslingewand ähnlich bezeichne ich diesen Menschen. Die aber mit ihm Umgang und Verkehr pflegen, sich ihm zugesellen und seinem Beispiel folgen, denen gereicht das lange zum Heil und Segen: das gilt bei ihm als angenehme Berührung. Als jenem sich angenehm anfühlenden Muslingewande ähnlich bezeichne ich diesen Menschen. Von denen er aber Bedarfsgegenstände erhält, wie Gewand, Almosenspeise, Lagerstatt und Arzneimittel, diesen Spendern bringt das große Frucht, hohen Lohn: das gilt bei ihm als hoher Wert. Als jenem hochwertigen Muslingewand ähnlich bezeichne ich diesen Menschen.
Wenn nun ein solcher Mensch, ein Ordensälterer, inmitten der Mönchsgemeinde etwas sagt, so ermahnen die Mönche also die Versammelten: 'Macht kein Geräusch, Verehrte! Ein älterer Mönch spricht über die Lehre und Ordenszucht!' Seine Worte aber bewahrt man im Gedächtnis, wie man jenes Muslingewand in einer duftenden Truhe aufbewahrt.
Darum, ihr Mönche, sollt ihr danach streben: 'Dem Muslingewande wollen wir ähnlich sein, nicht aber dem Hanfgewande!' Das, ihr Mönche, sei euer Streben!
Sollte, ihr Mönche, die Behauptung zutreffen, daß der Mensch für jedwede Tat (kamma), die er verübt, die ihr jedesmal genau entsprechende Wirkung erfährt (*3), so ist in diesem Falle, ihr Mönche, eine heiliger Wandel ausgeschlossen und keinerlei Möglichkeit besteht für völlige Leidensvernichtung.
Sollte aber, ihr Mönche, die Behauptung zutreffen, daß, wenn der Mensch eine Tat verübt, er je nach der unterschiedlichen Art der zu erfahrenden Auswirkung die der Tat entsprechende Wirkung erfährt (*4), so mag es in diesem Falle einen heiligen Wandel geben und es besteht die Möglichkeit für völlige Leidensvernichtung.
Da hat einer, ihr Mönche, nur ein kleines Vergehen verübt, und dieses bringt ihn zur Hölle. Ein anderer aber hat eben dasselbe kleine Vergehen verübt, doch es reift noch bei Lebzeiten (ditthadhamma-vedanīyam), und nicht einmal die kleinste Wirkung tut sich kund [in einem künftigen Dasein], geschweige denn eine große.
Welcherart aber, ihr Mönche, ist der Mensch, den ein kleines Vergehen, das er verübt hat, zur Hölle bringt? Da hat ein Mensch [den Einblick in] den Körper nicht entfaltet (*5), hat seine Sittlichkeit nicht entfaltet, seine [meditative] Geistigkeit und seine Weisheit nicht entfaltet; er ist beschränkt, von kleinlicher Gesinnung, und selbst infolge von Kleinigkeiten hat er zu leiden (*6). Einen solchen Menschen mag selbst ein kleines Vergehen zur Hölle bringen.
Welcherart aber ist der Mensch, bei dem eben dasselbe kleine Vergehen noch bei Lebzeiten zur Reife gelangt und [in einem künftigen Dasein] nicht einmal eine kleine Wirkung sich kundtut, geschweige denn eine große (*7)? Da hat ein Mensch [den Einblick in] den Körper entfaltet, hat seine Sittlichkeit, seine Geistigkeit und seine Weisheit entfaltet; er ist nicht beschränkt, ein großer Charakter, der nicht begrenzt (*8) ist [durch die Leidenschaften]. Bei einem solchen Menschen gelangt eben dasselbe kleine Vergehen noch bei Lebzeiten zur Reife und [in einem künftigen Dasein] tut sich nicht einmal eine kleine Wirkung kund, geschweige denn eine große.
Was meint ihr wohl, ihr Mönche: gesetzt, es würde ein Mann einen Klumpen Salz in eine kleine Tasse voll Wasser werfen; würde da wohl das wenige Wasser in der Tasse durch jenen Salzklumpen salzig und ungenießbar werden? -
»Gewiß, o Herr.« - »Und warum?« - »Es befindet sich ja, o Herr, nur sehr wenig Wasser in der Tasse. Das würde durch jenen Klumpen Salz salzig werden und ungenießbar.« -
»Wenn aber ein Mann einen Klumpen Salz in den Gangesstrom wirft, was meint ihr da, o Mönche, würde dann das Wasser des Gangesstromes durch jenen Salzklumpen salzig und ungenießbar werden?« - »Das wohl nicht, o Herr.« - »Und warum nicht?« - »Es befindet sich ja, o Herr, eine gewaltige Menge Wasser im Gangesstrom; das würde durch jenen Klumpen Salz nicht salzig und ungenießbar werden.« -
»Ebenso, ihr Mönche, ist es mit einem, der nur ein kleines Vergehen verübt hat, und es bringt ihn zur Hölle. Und ein anderer hat eben dasselbe kleine Vergehen verübt, doch es reift noch bei Lebzeiten, und nicht einmal eine kleine Wirkung tut sich [später] kund, geschweige denn eine große.
Da kommt, ihr Mönche, einer ins Gefängnis wegen eines halben Groschens oder wegen eines Groschens oder wegen hundert Groschen. Ein anderer aber kommt nicht ins Gefängnis, weder wegen eines halben Groschens, noch wegen eines Groschens, noch wegen hundert Groschen.
Wer aber kommt ins Gefängnis wegen eines halben Groschens oder wegen eines Groschens oder wegen hundert Groschen? Da ist einer arm, bedürftig, mittellos: ein solcher kommt ins Gefängnis wegen eines halben Groschens oder wegen eines Groschens oder wegen hundert Groschen.
Wer aber kommt nicht ins Gefängnis, weder wegen eines halben Groschens, noch wegen eines Groschens, noch wegen hundert Groschen? Da ist einer reich, wohlhabend, hochbegütert: ein solcher kommt nicht ins Gefängnis, weder wegen eines halben Groschens, noch wegen eines Groschens, noch wegen hundert Groschen.
Da ist ferner, o Mönche, ein Hammelbesitzer oder ein Hammelschlächter wohl imstande, einen, der ihm einen Hammel gestohlen hat, zu prügeln, ihn in Fesseln zu legen, ihm seine Habe wegzunehmen und mit ihm nach Belieben zu verfahren. Bei einem anderen aber, der ihm einen Hammel gestohlen hat, kann er dies nicht tun.
Wen aber ist der Hammelbesitzer oder Hammelschlächter imstande zu prügeln, in Fesseln zu legen, ihm seine Habe wegzunehmen und mit ihm nach Belieben zu verfahren? Da ist einer arm, bedürftig, mittellos: wenn ein solcher einen Hammel gestohlen hat, so ist der Hammelbesitzer oder Hammelschlächter imstande, mit ihm so zu verfahren.
Wen aber kann der Hammelbesitzer oder Hammelschlächter nicht prügeln, in Fesseln legen, ihm seine Habe wegnehmen und nach Belieben mit ihm verfahren? Da ist einer reich, wohlhabend, hochbegütert, ein König oder eines Königs Minister: wenn ein solcher einen Hammel gestohlen hat, so kann der Hammelbesitzer oder Hammelschlächter ihn weder prügeln, noch fesseln, noch seine Habe wegnehmen, noch nach Belieben mit ihm verfahren; sondern gewißlich wird er ihn mit ehrfurchtsvoll gefalteten Händen bitten: 'O Herr, gib mir meinen Hammel oder den Preis, den er wert ist!'
Ebenso auch, ihr Mönche, ist es mit einem, der nur ein kleines Vergehen verübt hat, und es bringt ihn zur Hölle. Und ein anderer hat eben dasselbe kleine Vergehen verübt, doch es reift noch bei Lebzeiten, und nicht einmal eine kleine Wirkung tut sich [später] kund, geschweige denn eine große.
Welcherart aber ist der Mensch, den ein kleines Vergehen, das er verübt hat, zur Hölle bringt? Da hat ein Mensch [den Einblick in] den Körper nicht entfaltet, hat seine Sittlichkeit nicht entfaltet, seine Geistigkeit und Weisheit nicht entfaltet; er ist beschränkt, von kleinlicher Gesinnung, und selbst infolge von Kleinigkeiten hat er zu leiden. Einen solchen Menschen mag selbst ein kleines Vergehen in die Hölle bringen.
Welcherart aber ist der Mensch, bei dem eben dasselbe kleine Vergehen noch bei Lebzeiten zur Reife gelangt und [später] nicht einmal eine kleine Wirkung sich kund tut, geschweige denn eine große? Da hat ein Mensch [den Einblick in] den Körper entfaltet, hat seine Sittlichkeit, seine Geistigkeit und seine Weisheit entfaltet; er ist nicht beschränkt, ein großer Charakter, der nicht begrenzt ist [durch die Leidenschaften]. Bei einem solchen Menschen gelangt eben dasselbe kleine Vergehen noch bei Lebzeiten zur Reife, und [später] tut sich nicht einmal eine kleine Wirkung kund, geschweige denn eine große.
Sollte, ihr Mönche, die Behauptung zutreffen, daß der Mensch für jedwede Tat,
die er verübt, die ihr jedes Mal genau entsprechende Wirkung erfährt, so ist in
diesem Falle ein heiliger Wandel ausgeschlossen und keinerlei Möglichkeit
besteht für völlige Leidensvernichtung. Sollte aber die Behauptung zutreffen,
daß, wenn der Mensch eine Tat verübt, er je nach der unterschiedlichen Art der
zu erfahrenden Auswirkung die der Tat entsprechende Wirkung erfährt, so mag es
in diesem Falle einen heiligen Wandel geben und es besteht die Möglichkeit für
völlige Leidensvernichtung.
(*3) Yathā yathā'yam puriso kammam karoti tathā tathā tam patisamvediyati. Dieser Behauptung zufolge ist das Auftreten einer Karmawirkung in einem der betr. Tat genau entsprechend Ausmaß unvermeidlich. Dies ist jedoch keineswegs die buddhistische Lehre.
(*4) Yathā yathā vedanīyam ayam puriso kammam karoti, tathā tathā vipākam patisamvediyati; wtl: Wenn ein Mensch eine Tat mit einer so oder so zu erfahrenden [Wirkung] verübt, so wird er das dementsprechende Karma-Ergebnis erfahren. -
Der Ausdruck 'vedanīyam', 'das zu erfahrende' oder 'zu empfindende', ist ein Hinweis auf die dreifache Einteilung des Kamma hinsichtlich des Zeitpunkts seiner Auswirkung:
Vgl. A.III.34.
Die ersten zwei Taten mögen ohne Wirkung bleiben, falls die zum Eintritt der Wirkung erforderlichen Umstände fehlen oder wenn die Wirkung infolge zu geringer Intensität durch das Übergewicht entgegenwirkender Tendenzen aufgehoben wird (ahosi-kamma). Demnach zieht also durchaus nicht jede heilsame oder unheilsame Tat (kamma), wie oft angenommen wird, unter allen Umständen eine ihr genau entsprechende Wirkung nach sich, und aus diesem Grunde ist die erste der beiden im obigen Text genannten Lehren falsch. Nach dieser Lehre wäre es z.B. dem Angulimāla unmöglich gewesen, noch bei Lebzeiten die Heiligkeit zu erreichen, da er ja für seine Mordtaten noch nach dem Tode in der Hölle zu büßen gehabt hätte.
Die dritte Kamma-Art aber hat stets ihre Wirkung, wenn immer eine Gelegenheit dafür besteht; und solange der Daseinskreislauf dauert, wird diese Art des Kamma nicht wirkungslos bleiben.
(*5) abhāvita-kāyo. Lt. K bezieht sich dies auf die Übung der Körper-Betrachtung gemäß dem Satipatthāna-Sutta.
(*6) appa-dukkha-vihārī. K: selbst durch eine geringfügige Übeltat hat er ein leidvolles Leben.
(*7) Das folgende bezieht sich, lt. K, vor allem auf den triebversiegten Heiligen.
(*8) appamāno. Die Begrenzungen oder Beschränkungen (pamāna) des Charakters sind Gier, Haß und Wahn.
Es gibt, ihr Mönche, grobe Unreinheiten des Goldes, als wie mit Erde vermengter Sand und steiniger Kies. Der Goldwäscher oder Goldwäschergehilfe schüttet nun das Gold in eine Wanne, säubert es, reinigt es gründlich, wäscht es. Wenn nun diese Unreinheiten geschwunden und entfernt sind, so bleiben noch mittlere Unreinheiten übrig, als wie feiner Kies und grober Sand. Und der Goldwäscher oder Goldwäschergehilfe säubert eben jenes Gold, reinigt es gründlich, wäscht es. Wenn nun diese Unreinheiten geschwunden und entfernt sind, so bleiben noch kleine Unreinheiten übrig, als wie feiner Sand und schwarzer Staub. Und der Goldwäscher oder Goldwäschergehilfe säubert eben jenes Gold, reinigt es gründlich, wäscht es. Wenn nun diese Unreinheiten geschwunden und entfernt sind, so bleibt nur noch der Goldstaub übrig. Diesen schüttet der Goldschmied oder Goldschmiedegehilfe in einen Schmelztiegel, schmilzt ihn darin, schmilzt ihn zusammen, [doch] schmilzt ihn [noch nicht] gründlich ein (*9). Jenes Gold ist nun wohl geschmolzen, zusammengeschmolzen, doch es ist noch nicht gründlich eingeschmolzen, [seine Mängel] sind noch nicht ganz beseitigt, die Schlacken noch nicht gänzlich ausgeschieden; es ist noch nicht geschmeidig und formbar, ist ohne Glanz, spröde und eignet sich noch nicht recht zur Verarbeitung.
Es kommt jedoch die Zeit, wo der Goldschmied oder Goldschmiedegehilfe jenes Gold [nochmals] schmilzt, zusammenschmilzt, es gründlich einschmilzt. Dann ist jenes Gold geschmolzen, zusammengeschmolzen, gründlich eingeschmolzen; [seine Mängel] sind nun beseitigt, die Schlacken ausgeschieden, es ist geschmeidig und formbar, glänzend, nicht spröde und gut zur Verarbeitung geeignet. Welche Schmuckstücke auch immer man daraus herzustellen wünscht, sei es ein Stirnband, Ohrringe, Halsschmuck oder eine goldene Kette, diesen Zweck wird es erfüllen.
Ebenso nun auch, ihr Mönche, gibt es für den die hohe Geistigkeit pflegenden Mönch grobe Unreinheiten, wie den schlechten Wandel in Werken, Worten und Gedanken. Diese gibt der gedankenvolle, edel geartete Mönch auf, entfernt sie, beseitigt sie, bringt sie zum Schwinden.
Sind aber diese aufgegeben und beseitigt, so bleiben für den die hohe Geistigkeit pflegenden Mönch noch die mittleren Unreinheiten übrig, wie sinnliche Gedanken, gehässige Gedanken und grausame Gedanken. Diese gibt der gedankenvolle, edel geartete Mönch auf, entfernt sie, beseitigt sie, bringt sie zum Schwinden.
Sind aber diese aufgegeben und beseitigt, so bleiben für den die hohe Geistigkeit pflegenden Mönch noch die kleinen Unreinheiten übrig, wie Gedanken über seine Angehörige, über sein Land und der Gedanke, nicht mißachtet zu werden. Diese gibt der gedankenvolle, edel geartete Mönch auf, entfernt sie, beseitigt sie, bringt sie zum Schwinden.
Sind aber diese aufgehoben und beseitigt, so bleiben noch Gedanken an geistige Vorgänge (*10) übrig, [die während der Meditation auftreten]. Dann aber ist die Geistessammlung weder friedlich noch erhaben, noch hat sie Ruhe und geistige Einheitlichkeit erreicht, sondern ist eine durch mühsame Unterdrückung aufrecht erhaltene Übung (*11). Es kommt aber die Zeit, wo das Bewußtsein (K: Das [gestärkte] Hellblicks-Bewußtsein vipassanā-citta) sich innerlich festigt, völlig beruhigt, einig wird und sich sammelt. Diese Geistessammlung aber ist friedlich, erhaben, voll Ruhe und Harmonie, ist keine durch mühsame Unterdrückung erzwungene Übung. Auf welchen durch höhere Geisteskräfte (*12) erreichbaren Zustand auch immer er nun seinen Geist richtet, um ihn durch diese höheren Geisteskräfte zu verwirklichen, so erreicht er dabei stets die Fähigkeit der Verwirklichung, wenn immer die Bedingungen erfüllt sind (*13).
(*9) ChS: niddhamati. PTS fügt die auch in dieser Übersetzung eingeklammerte Negierung 'na' hinzu, die zwar durch keine dem Herausgeber vorliegende Textausgabe belegt, aber durch den Sinnzusammenhang erfordert ist; sie wurde daher auch in dieser Übersetzung eingefügt. Auch für das folgende, bis zu den Worten »gänzlich ausgeschieden«, liegen z.T. stark unterschiedliche Lesarten des Pāli-Textes vor, die jedoch den Sinn nicht beeinflussen.
(*10) dhamma-vitakkā. Hiermit sind, lt. K, die zehn 'Trübungen des Hellblicks' (dasa vipassan'ūpakkilesa) gemeint. Hierzu s. VisM 758 und vipassanūpakkilesa
(*11) D.h.: die geistigen Befleckungen oder Trübungen sind noch nicht völlig durch die noch unzugängliche Kraft der Hellblicks-Übung ausgeschaltet, sondern treten noch in Form der 10 Hellblicks-Trübungen auf, z.B. als Stolz auf das bisher Erreichte, und müssen dann willentlich und wiederholt abgewehrt werden.
(*12) abhiññā. Die sechs 'höheren Geisteskräfte' werden im folgenden aufgezählt, nämlich die fünf übernatürlichen Kräfte und die Triebversiegung. Die ersten fünf Geisteskräfte sind 'weltlich' (lokiya), die sechste ist 'überweltlich' (lokuttara) und gleichbedeutend mit der Heiligkeit.
(*13) sti-sati āyatane; K: pubba-hetu-sankhāta-kārane. d.h. 'im Sinne von Vorbedingungen'. Für die Erreichung, der im folgenden angeführten fünf übernatürlichen Geisteskräfte ist z.B. die Gewinnung der 4. Vertiefung eine Vorbedingung.
(*14) Vgl. Satipatthāna-Sutta: Geist-Betrachtung.
Der in hoher Geistigkeit sich übende Mönch sollte von Zeit zu Zeit drei Gegenständen (nimittāni) seine Aufmerksamkeit schenken. Von Zeit zu Zeit sollte er der Geistessammlung (samādhi-nimittam, wtl: ein Gegenstand der Geistessammlung) seine Aufmerksamkeit schenken, von Zeit zu Zeit der Anstrengung (paggaha-nimittam) , von Zeit zu Zeit dem Gleichmut (upekkhā-nimittam).
Sollte nämlich, ihr Mönche, der sich in hoher Geistigkeit übende Mönch ausschließlich der Geistessammlung seine Aufmerksamkeit schenken, so möchte es sein, daß sein Geist zur Schlaffheit neigt. Sollte er ausschließlich der Anstrengung seine Aufmerksamkeit widmen, so möchte es sein, daß sein Geist zur Unruhe neigt. Sollte er ausschließlich dem Gleichmut seine Aufmerksamkeit widmen, so möchte es sein, daß sich der Geist nicht recht auf sein Ziel der Triebversiegung sammelt. Schenkt jedoch der sich in hoher Geistigkeit übende Mönch zeitweise der Geistessammlung seine Aufmerksamkeit, zeitweise der Anstrengung und zeitweise dem Gleichmut, so wird sein Geist geschmeidig werden, formbar, strahlend, nicht spröde und wird sich gut sammeln auf sein Ziel der Triebversiegung.
Es ist, ihr Mönche, wie wenn ein Goldschmied oder Goldschmiedsgehilfe den Brennofen herrichtet, in seiner Öffnung das Feuer anfacht, mit einer Zange das Gold packt, es in die Glut hält und es dann von Zeit zu Zeit glüht, von Zeit zu Zeit mit Wasser besprengt, von Zeit zu Zeit prüft. Sollte aber der Goldschmied oder Goldschmiedsgehilfe das Gold ausschließlich glühen, so möchte es sein, daß das Gold verbrennt. Sollte er es ausschließlich mit Wasser besprengen, so möchte das Gold erkalten. Sollte er es ausschließlich prüfen, so möchte es sein, daß das Gold nicht die rechte Vollkommenheit erhält. Wenn aber der Goldschmied oder Goldschmiedsgehilfe das Gold zeitweise glüht, zeitweise mit Wasser besprengt und zeitweise prüft, so wird jenes Gold geschmeidig werden, formbar, glänzend, nicht spröde und sich gut zum Verarbeiten eignen. Welche Schmuckstücke auch immer man daraus herzustellen wünscht, sei es ein Stirnband, Ohrringe, Halsschmuck oder eine goldene Kette, diesen Zweck wird es erfüllen.
Ebenso auch, ihr Mönche, sollte der sich in hoher Geistigkeit übende Mönch von Zeit zu Zeit drei Gegenständen seine Aufmerksamkeit widmen: von Zeit zu Zeit der Geistessammlung, von Zeit zu Zeit der Anstrengung und von Zeit zu Zeit dem Gleichmut.... Tut er dies, so wird sein Geist geschmeidig werden, formbar, strahlend, nicht spröde, und er wird sich gut sammeln auf sein Ziel der Triebversiegung. Auf welchen durch höhere Geisteskräfte erreichbaren Zustand auch immer er nun seinen Geist richtet, um ihn durch die höheren Geisteskräfte zu verwirklichen, so erreicht er dabei stets die Fähigkeit der Verwirklichung, wenn immer die Bedingungen erfüllt sind.
Es folgen nun die sechs höheren Geisteskräfte, wie in Text 102, beginnend mit: Wünscht er nun, sich der verschiedenartigen magischen Kräfte zu erfreuen. . . bis zum Schluß des Textes.)