Diese Betrachtung bezieht sich in den Sutten, wie z. B. M. 119, häufig auf die gesamten im ersten Satipatthāna (Kap. 141 f) aufgezählten Übungen. Innerhalb der vierzig Übungsobjekte wird jedoch (s. Vis. VIII, 2) nur eine dieser Übungen als Körperbetrachtung bezeichnet und zwar die Betrachtung der zweiunddreißig Körpermerkmale. Sie wird auch als „Betrachtung des Unreinen" oder „Erwägung des Widerlichen" bezeichnet und wird in buddhistischen sehr häufig geübt. Zu den in den Sutten (z. B. M. 10, D. 22) angeführten einunddreißig Körperteilen wird nach alter Tradition noch „Gehirn" hinzugefügt, und in dieser die Reihe auch heutzutage rezitiert.
Ferner, ihr Mönche, betrachtet da der Mönch diesen Körper, von der Fußsohle an aufwärts und vom Haarschopf abwärts, den hautumgrenzten, mit vielerlei Unrat angefüllten, nämlich:
,An diesem Körper gibt es
Gleichwie, ihr Mönche, als befände sich da ein beiderseits mit Öffnungen versehener Korb, angefüllt mit vielerlei Arten von Körnern, wie ungeschältem Reis, Mungbohnen, langen Bohnen, Sesamkörnern und geschältem Reis, und ein Mann, der Augen hat, öffnete den Korb und stellte fest: ,Dies ist ungeschälter Reis, dies sind Mungbohnen, dies lange Bohnen, dies Sesamkörner und dies ist geschälter Reis.’ Genau so, ihr Mönche, betrachtet der Mönch diesen Körper, von der Fußsohle an aufwärts und von dem Haarschopfe an abwärts, den hautumgrenzten, mit vielerlei Unrat angefüllten: ,An diesem Körper gibt es Kopfhaare, Körperhaare usw.’
Nach Vis. IX soll derjenige, der diese Übung der Widerlichkeitserwägung zu entfalten wünscht, zuerst die Namen der zweiunddreißig Körperteile auswendig lernen und dann in Worten und darauf im Geiste viele Male hersagen. Dies soll er gruppenweise tun, nämlich zuerst soll er die Haut-Fünfergruppe (1-5) vorwärts und rückwärts auswendig lernen und hersagen, dann die Nieren-Fünfergruppe (6-10), dann die Lungen-Fünfergruppe (11-15), dann die Gehirn-Fünfergruppe (16-20), dann die Fett-Sechsergruppe (21-26), dann die Urin-Sechsergruppe (27-32), also: Kopfhaare, Körperhaare, Nägel, Zähne, Haut; Haut, Zähne, Nägel, Körperhaare, Kopfhaare; Fleisch, Sehnen, Knochen, Knochenmark, Nieren; Nieren, Knochenmark, Knochen, Sehnen, Fleisch, usw.
Jeden einzelnen Körperteil soll er nach Farbe, Gestalt, Körpergegend (obere und untere Gegend), Körperstelle und Begrenzung feststellen und beim Erwägen der einzelnen Teile nicht zu schnell voranschreiten.
Diese Übung ist ursprünglich eine Konzentrationsübung als Widerlichkeitsvorstellung und Objekt der Gemütsruhe (samatha-kammatthāna), um die erste Vertiefung zu erreichen. Bisweilen aber wird sie verwertet als Hellblickübung (vipassanā-kammatthāna), und zwar als Analyse der Elemente (vgl. Kap. 138 ff).
Die Vertiefung mag bei Betrachtung irgend eines der zweiunddreißig Körperteile eintreten.
In Vis. IX heißt es dann fernerhin: „Wenn man dabei nach außen hin (auf die Körper der anderen Wesen) seine Aufmerksamkeit gerichtet hält, verlieren während einem so alle diese Bestandteile deutlich sind, alle die sich umherbewegenden Menschen und Tiere für einen das Aussehen von Lebewesen und erscheinen einem bloß noch als Haufen von verschiedenen Bestandteilen. Und es sieht aus, als ob die von ihnen verzehrt werdenden Speisen, Getränke usw. in diesen Haufen von Bestandteilen eingefügt würden. Während man aber darauf immer wieder den Gedanken: ,Widerlich! Widerlich!’ erwägt, indem man der Reihe nach (einige Bestandteile) fahren läßt steigt einem in der Folge ekstatische Sammlung (d. i. die erste Vertiefung) auf. Dabei gilt das Erscheinen von Farbe, Gestalt, Gegend, Stelle und Abgrenzung hinsichtlich der Kopfhaare, Körperhaare usw. als das aufgefaßte Bild (uggaha-nimitta), das Erscheinen hinsichtlich der Widerlichkeit aller Merkmale aber als Gegenbild (patibhāga-nimitta). Dieses aber übend und entfaltend steigt einem . . . die ekstatische Sammlung in Form der ersten Vertiefung auf."
Dies ist eine der wichtigsten Übungen im System buddhistischer Geistesschulung. Wird sie als Konzentrationsübung vorgenommen, so mag sie die vier Vertiefungen herbeiführen. Sowohl als Konzentrations- wie auch als Hellblickübung wird sie z. B. in M. 118 behandelt. Vorweg sei bemerkt, daß es sich eine Achtsamkeits-Übung und nicht um ein Atemtraining handelt, wie etwa im Pranayama des hinduistischen Yoga.
Diese Sammlung der Achtsamkeit auf Ein- und Ausatmung, ihr Mönche, entfaltet und häufig gepflegt, ist ein friedvoller und erhabener, fleckenloser, glückseliger Zustand, der die immer wieder aufsteigenden üblen, unheilsamen Dinge auf der Stelle zum Schwinden und zur Ruhe bringt. Gleichwie, ihr Mönche, im letzten Monat der heißen Jahreszeit ein plötzlich eintretender gewaltiger Regen den aufgewirbelten Schmutz und Staub auf der Stelle zum Schwinden und Aufhören bringt, genau so auch ist die Sammlung der Achtsamkeit auf Ein- und Ausatmung, entfaltet und häufig gepflegt, ein friedvoller und erhabener, fleckenloser, glücklicher Zustand, der die immer wieder aufsteigenden üblen, unheilsamen Dinge auf der Stelle zum Schwinden und zur Ruhe bringt.
Wie aber entfaltet und häufig gepflegt, ihr Mönche, ist die Sammlung der Achtsamkeit auf Ein- und Ausatmung ein friedvoller und erhabener, fleckenloser, glückseliger Zustand, der die immer wieder aufsteigenden üblen, unheilsamen Dinge auf der Stelle zum Schwinden und zur Ruhe bringt?
Da, ihr Mönche, hat sich der Mönch in den Wald begeben oder an den Fuß eines Baumes oder in ein leeres Haus, und er setzt sich dort nieder. Und mit kreuzweise untergeschlagenen Beinen, den Körper gerade aufgerichtet, die Achtsamkeit vor sich geheftet, atmet er achtsam ein, atmet er achtsam aus.
I.
II.
III.
IV.
Auf diese Weise, ihr Mönche, entfaltet und häufig gepflegt, ist die Sammlung der Achtsamkeit auf Ein- und Ausatmung ein friedvoller und erhabener, fleckenloser, glückseliger Zustand, der die immer wieder aufsteigenden üblen, unheilsamen Dinge auf der Stelle zum Schwinden und zur Ruhe bringt.
Bei der Atembetrachtung soll die Aufmerksamkeit und Sammlung nur auf die Gegend zwischen Oberlippe und Nasenspitze gerichtet sein Sie soll nicht den Atemzügen nachfolgen, weil dann eine Verwirrung des Geistes eintreten möchte. Die Augen sind dabei am besten geschlossen oder halbgeschlossen zu halten. Bemerkbar wird der Atem durch den fühlbaren Druck der Atemluft, der das eigentliche Bewußtseinsobjekt bei dieser Übung bildet.
Für den, der in rechter Gesinnung diese Übung entfaltet, gilt die dabei anwesende Zügelung als hohe Sittlichkeitsschulung, die dabei anwesende Sammlung als hohe Geistesschulung, das dabei anwesende Wissen als hohe Wissensschulung.
Zur Unterstützung der Aufmerksamkeit mag der Übende anfangs seine Atemzüge im Geiste zählen, aber jedesmal höchstens bis zehn und dann wieder von vorn anfangen, also: ,Eins, eins; zwei, zwei; drei, drei usw. bis zehn, zehn.’ Von burmesischen Meditationslehrern werden noch andere Hilfsmittel gelehrt. All diese Hilfsmittel sollen dazu dienen, keine zerstreuten Gedanken aufkommen zu lassen. Sobald der Geist sich aber gesammelt hat und das geistige Bild sich festigt, soll man jene Hilfsmittel wieder fallen lassen.
Bei einigen Übenden mag schon sehr bald das aufgefaßte Bild (uggaha-nimitta) auftreten und nach einiger Zeit das Gegenbild (patibhāga-nimitta). Durch fortgesetzte Achtsamkeit darauf die geistige Sammlung zum Wachsen bringend, erreicht man dann die erste Vertiefung. Danach strebt man nach der Meisterung aller vier Vertiefungen.
Die beiden geistigen Bilder mögen sehr viele Formen haben. Der eine mag einen Stern sehen, andere eine Kristallkugel, eine Perle, Girlande, Rauchsäule, Wolke, Blüte, eine Sonnen- oder Mondscheibe u. ä.
Hat der Übende nun eine der Vertiefungen erreicht, so erhebt er sich nach einiger Zeit wieder aus ihr, und, die Entfaltung des Hellblicks aufnehmend, denkt er nach über die Entstehung all jener in der Atemübung und der Vertiefung aufgetretenen körperlichen und geistigen Daseinsgebilde und ihre bedingte Natur. Daraus den Schluß auf die vergangenen und zukünftigen Vorgänge ziehend, entgeht er so allem Zweifel hinsichtlich der drei Zeiten, alles als vergänglich, leidvoll und Nicht-Ich erkennend. Infolge des tiefen Einblicks in das Abbrechen und Schwinden aller Daseinserscheinungen aber wendet er sich davon ab, löst sich davon los und gewinnt der Reihe nach die überweltlichen Pfade (Kap. 258) und schließlich die Heiligkeit.
1. In der ersten und zweiten Übung wird die Länge oder Kürze des Atems lediglich beobachtet, nicht aber willentlich beeinflußt. In der dritten Übung bemüht man sich, die Achtsamkeit gleichmäßig klar auf den gesamten Atemzug - Anfang, Mitte und Ende - zu erstrecken. Die vierte Übung dient der Beruhigung und zunehmenden Verfeinerung des Atems.
Diese erste Gruppe von vier Übungen ist für den Anfänger bestimmt, während die folgenden drei Gruppen die Erreichung der Vertiefung voraussetzen.
II. (5) ,Verzückung empfinden’ usw. bedeutet: ,Die Verzückung mir klar wahrnehmbar oder deutlich machend, werde ich einatmen usw.’ (Pts. I. 186). Die Verzückung aber wird wahrgenommen als Konzentrationsobjekt beim Eintritt in die beiden mit Verzückung verbundenen ersten Vertiefungen, als Hellblickobjekt beim späteren Erwägen der Vergänglichkeit usw. der in den beiden Vertiefungen erlebten Verzückung.
(7) Als geistige Funktion (citta-sankhāra) gelten hier Gefühl und Wahrnehmung, wie es heißt: „Wahrnehmung und Gefühl sind geistige Dinge; diese Dinge sind an den Geist gebunden, sind geistige Funktionen (oder auch Gebilde)."
III. (10) ,Den Geist erheiternd’ bedeutet: Den Geist froh stimmend usw. Diese Freude erreicht der Übende beim Eintritt in die drei ersten, mit Freude verbundenen Vertiefungen wie auch bei der mit Hellblick verbundenen Erwägung der Vergänglichkeit und des Hinschwindens jener in den Vertiefungen erlebten Freude.
(12) ,Den Geist befreiend’ bedeutet: Den Geist durch die erste Vertiefung von den fünf Hemmungen befreiend, durch die zweite Vertiefung von Gedankenfassen und Überlegen befreiend, durch die dritte Vertiefung von der Verzückung befreiend, durch die vierte Vertiefung von Wohl- und Wehegefühl befreiend. Oder aber: Nach Austritt aus jenen Vertiefungen erwägt der Übende vermittels des Hellblicks das Hinschwinden und die Vergänglichkeit usw. des während der Vertiefungen aufgetretenen Bewußtseins und macht so durch die Betrachtung der Vergänglichkeit (anicca) seinen Geist frei von der Ewigkeits-Illusion, durch Betrachtung des Elends (dhukkha) frei von der Glücks-Illusion, durch Betrachtung des Nicht-Ich (anattā), frei von der Ich-Illusion, durch Betrachtung der Abwendung frei vom Ergötzen, durch Betrachtung der Loslösung frei von der Gier, durch Betrachtung der Erlöschung frei von der Entstehungsbedingung, durch Betrachtung des Fahrenlassens frei vom Festhalten.
IV. (13) Als das Vergängliche gelten die fünf Daseinsgruppen: Körperlichkeit, Gefühl, Wahrnehmung, Geistesformationen und Bewußtsein
(14, 15) Als Loslösung (virāga) bzw. Erlöschung gilt die im Hinschwinden der Daseinsgruppen bestehende Loslösung ebenso wie das als restlose Loslösung geltende Nirvana.
(16) Das Fahrenlassen bedeutet zweierlei: 1. den Hellblick, da er im Sinne von Überwindung durch das Gegenteil (tadanga-pahāna) alle verkehrten Ansichten usw. durch Betrachtung des Gegenteils (s. III. 12) abstößt; 2. den überweltlichen Pfad des Stromeingetretenen, Einmalwiederkehrenden, Niewiederkehrenden oder Heiligen, da diese alle unheilsamen Dinge für immer fahren lassen.
Gruppe IV wird also bloß mit Hinsicht auf den reinen Hellblick gelehrt, die drei früheren Gruppen aber mit Hinsicht auf beide, Gemütsruhe (samatha) und Hellblick (vipassanā).
Eine ausführliche Darstellung der Atembetrachtung findet sich in Vis. VIII. 3.
Die Betrachtung über Ein- und Ausatmung, ihr Mönche, entfaltet und häufig gepflegt, bringt hohen Lohn und Segen. Die Betrachtung über Ein- und Ausatmung, ihr Mönche, entfaltet und häufig gepflegt, bringt die vier Grundlagen der Achtsamkeit (satipatthāna) zur Verwirklichung. Die vier Grundlagen der Achtsamkeit, entfaltet und häufig gepflegt, bringen die sieben Erleuchtungsglieder (bojjhanga) zur Verwirklichung. Die sieben Erleuchtungsglieder, entfaltet und häufig gepflegt, bringen die Wissenserlösung zur Verwirklichung.
Die vier Grundlagen der Achtsamkeit sind: Betrachtung über den Körper, das Gefühl, den Geist und die Geistobjekte (s. Kap. 141 ff). Die sieben Erleuchtungsglieder sind: Achtsamkeit, Wahrheitsergründung, Willenskraft, Verzückung, Gestilltheit, Sammlung, Gleichmut.
. . . Wie aber, ihr Mönche, bringt die Betrachtung über Ein- und Ausatmung, entfaltet und häufig gepflegt, die vier Grundlagen der Achtsamkeit (satipatthāna) zur Verwirklichung?
I. Zu einer Zeit, ihr Mönche, wo der Mönch lang einatmend weiß: ,Ich atme lang ein’, lang ausatmend weiß: ,Ich atme lang aus’; kurz einatmend weiß: ,Ich atme kurz ein’, kurz ausatmend weiß: ,Ich atme kurz aus’; wo er sich übt: ,Den ganzen Atemkörper empfindend werde ich einatmen’, ,den ganzen Atemkörper empfindend werde ich ausatmen’; ,diese Körperfunktion besänftigend werde ich einatmen’, ,diese Körperfunktion besänftigend werde ich ausatmen’; zu einer solchen Zeit verweilt der Mönch in der Betrachtung des Körpers (kāya), eifrig, klarbewußt, achtsam, nach Überwindung weltlichen Begehrens und Kummers.
Als einen der Körpervorgänge, ihr Mönche, bezeichne ich die Ein- und Ausatmung, darum eben, ihr Mönche, verweilt der Mönch zu einer solchen Zeit in der Betrachtung des Körpers, eifrig, klarbewußt, achtsam, nach Überwindung weltlichen Begehrens und Kummers.
II. Zu einer Zeit, ihr Mönche, wo der Mönch sich übt: ,Verzückung empfindend werde ich einatmen’, ,Verzückung empfindend werde ich ausatmen’; ,Wohlgefühl empfindend werde ich einatmen’, ,Wohlgefühl empfindend ausatmen’; ,die geistige Funktion empfindend werde ich einatmen’, ,die geistige Funktion empfindend werde ich ausatmen’; die geistige Funktion besänftigend werde ich einatmen’, ,die geistige Funktion besänftigend werde ich ausatmen’; zu einer solchen Zeit verweilt der Mönch in der Betrachtung der Gefühle (vedanā), eifrig, klarbewußt, achtsam, nach Überwindung weltlichen Begehrens und Kummers.
Als eines von den Gefühlen, ihr Mönche, bezeichne ich das gründliche Aufmerken auf Ein- und Ausatmung. Darum eben, ihr Mönche, verweilt der Mönch zu einer solchen Zeit in der Betrachtung der Gefühle, eifrig, klarbewußt, achtsam, nach Überwindung weltlichen Begehrens und Kummers.
III. Zu einer Zeit, ihr Mönche, wo der Mönch sich übt: ,Den Geist empfindend werde ich einatmen’, ,den Geist empfindend werde ich ausatmen’; ,den Geist erheiternd werde ich einatmen’, ,den Geist erheiternd werde ich ausatmen’; ,den Geist sammelnd werde ich einatmen’, ,den Geist sammelnd werde ich ausatmen’; ,den Geist befreiend werde ich einatmen’, ,den Geist befreiend werde ich ausatmen’; zu einer solchen Zeit verweilt der Mönch in der Betrachtung des Geistes (citta), eifrig, klarbewußt, achtsam, nach Überwindung weltlichen Begehrens und Kummers.
Nicht sage ich, ihr Mönche, gibt es für den Gedankenlosen, den Unklaren, eine Entfaltung der Betrachtung über Ein- und Ausatmung. Darum eben, ihr Mönche, verweilt der Mönch zu einer solchen Zeit in der Betrachtung des Geistes, eifrig, klarbewußt, achtsam, nach Überwindung weltlichen Begehrens und Kummers.
IV. Zu einer Zeit, ihr Mönche, wo der Mönch sich übt: ,Das Vergängliche schauend werde ich einatmen’, ,das Vergängliche schauend werde ich ausatmen’; ,die Loslösung schauend werde ich einatmen’, ,die Loslösung schauend werde ich ausatmen’; ,die Erlöschung schauend werde ich einatmen’, ,die Erlöschung schauend werde ich ausatmen’; ,das Fahrenlassen schauend werde ich einatmen’, ,das Fahrenlassen schauend werde ich ausatmen’; zu einer solchen Zeit verweilt der Mönch in der Betrachtung der Geistobjekte (dhamma), eifrig, klarbewußt, achtsam, nach Überwindung weltlichen Begehrens und Kummers.
Was aber da Überwindung von Begehren und Kummer ist, das hat er mit Weisheit erkannt und betrachtet es mit vollkommenem Gleichmut. Darum eben, ihr Mönche, verweilt der Mönch zu einer solchen Zeit in der Betrachtung der Geistobjekte, eifrig, klarbewußt, achtsam, nach Überwindung weltlichen Begehrens und Kummers.
Also entfaltet und häufig gepflegt, ihr Mönche, bringt die Betrachtung über Ein- und Ausatmung die vier Grundlagen der Achtsamkeit zur Verwirklichung.
Wie aber, ihr Mönche, bringen die vier Grundlagen der Achtsamkeit, entfaltet und häufig gepflegt, die sieben Erleuchtungsglieder (bojjhanga) zur Verwirklichung?
(1) Zu einer Zeit, ihr Mönche, wo der Mönch in der Betrachtung des Körpers . . . der Gefühle . . . des Geistes . . . der Geistobjekte verweilt, eifrig, klarbewußt, achtsam, nach Überwindung weltlichen Begehrens und Kummers, zu einer solchen Zeit ist seine Achtsamkeit gewärtig und unverstört. Während aber in dem Mönche die Achtsamkeit gewärtig und unverstört ist, zu einer solchen Zeit hat der Mönch das Erleuchtungsglied Achtsamkeit (sati-sambojjhanga) erreicht, entfaltet er das Erleuchtungsglied Achtsamkeit, gelangt in ihm das Erleuchtungsglied Achtsamkeit zur vollen Entfaltung.
(2) Also voll Achtsamkeit verweilend, erforscht der Mönch voll Einsicht jene Lehre, untersucht und erwägt sie gründlich. Während der Mönch aber also voll Achtsamkeit verweilend, jene Lehre voll Einsicht erforscht, untersucht und gründlich erwägt, zu einer solchen Zeit hat der Mönch das Erleuchtungsglied Wahrheitsergründung (dhammavicaya-sambojjhanga) erreicht, entfaltet er das Erleuchtungsglied Wahrheitsergründung, gelangt in ihm das Erleuchtungsglied Wahrheitsergründung zur vollen Entfaltung.
(3) Während er aber jene Lehre voll Einsicht erforscht, untersucht und gründlich erwägt, ist seine Willenskraft fest und unerschüttert. Zu einer Zeit aber, wo beim Erforschen, Untersuchen und gründlichen Erwägen jener Lehre in dem Mönche die Willenskraft fest und unerschüttert ist, zu einer solchen Zeit hat der Mönch das Erleuchtungsglied Willenskraft (viriya-sambojjhanga) erreicht, entfaltet er das Erleuchtungsglied Willenskraft, gelangt in ihm das Erleuchtungsglied Willenskraft zur vollen Entfaltung.
(4) In dem von Willenskraft Gestählten aber steigt weltentrückte Verzückung auf. Zu einer Zeit aber, wo in dem von Willenskraft Gestählten weltentrückte Verzückung aufsteigt, zu einer solchen Zeit hat der Mönch das Erleuchtungsglied Verzückung (píti-sambojjhanga) erreicht, entfaltet er das Erleuchtungsglied Verzückung, gelangt in ihm das Erleuchtungsglied Verzückung zur vollen Entfaltung.
(5) In dem geistig Verzückten kommt das Innere zur Stillung, kommt das Bewußtsein zur Stillung. Zu einer Zeit aber, wo in dem geistig Verzückten das Innere zur Stillung kommt, das Bewußtsein zur Stillung kommt, zu einer solchen Zeit hat der Mönch das Erleuchtungsglied Gestilltheit (passaddhi-sambojjhanga) erreicht, entfaltet er das Erleuchtungsglied Gestilltheit, gelangt in ihm das Erleuchtungsglied Gestilltheit zur vollen Entfaltung.
(6) In dem innerlich Gestillten, Glücklichen, sammelt sich der Geist. Zu einer Zeit aber, wo in dem innerlich Gestillten, Glücklichen, sich der Geist sammelt, zu einer solchen Zeit hat der Mönch das Erleuchtungsglied Sammlung (samādhi-sambojjhanga) erreicht, entfaltet er das Erleuchtungsglied Sammlung, gelangt in ihm das Erleuchtungsglied Sammlung zur vollen Entfaltung.
(7) Den also gesammelten Geist betrachtet er mit vollkommenem Gleichmut. Zu einer Zeit aber, wo der Mönch den also gesammelten Geist mit vollkommenem Gleichmut betrachtet, zu einer solchen Zeit hat der Mönch das Erleuchtungsglied Gleichmut (upekkhā-sambojjhanga) erreicht, entfaltet er das Erleuchtungsglied Gleichmut, gelangt in ihm das Erleuchtungsglied Gleichmut zur vollen Entfaltung. Also entfaltet und häufig gepflegt, ihr Mönche, bringen die vier Grundlagen der Achtsamkeit die sieben Erleuchtungsglieder zur Verwirklichung.
Wie aber, ihr Mönche, bringen die sieben Erleuchtungsglieder, entfaltet und häufig gepflegt, die Wissenserlösung (vijjā-vimutti) zur Verwirklichung? Da, ihr Mönche, entfaltet der Mönch das auf Abgeschiedenheit, Loslösung, Erlöschung gegründete und zur Befreiung führende Erleuchtungsglied Achtsamkeit . . . Wahrheitsergründung . . . Willenskraft . . . Verzückung . . . Gestilltheit . . . Sammlung . . . Gleichmut. Also entfaltet und häufig gepflegt, ihr Mönche, bringen die sieben Erleuchtungsglieder die Wissenserlösung zur Verwirklichung.
Mit dieser Betrachtung ist gemeint die Betrachtung der Vorzüge des als Erlöschung geltenden Nirvanas; sie mag daher entweder das bei Lebzeiten schon zu erreichende Erlöschen der Leidenschaften (kilesa-parinibbāna) zum Objekte haben oder auch das beim Tode des Arahat oder Heiligen eintretende Erlöschen aller Daseinsgruppen (khandha-parinibbāna). Vgl. Kap. 38-45.
Eine Betrachtung, ihr Mönche, entfaltet und beharrlich gepflegt, führt zu völliger Abwendung, Loslösung, Erlöschung und zum Frieden, zur Durchschauung, Erleuchtung und zum Nirvana: Welche Betrachtung? Die Betrachtung über den Frieden.
Was aber, Ānanda, ist die Betrachtung der Erlöschung? Da, Ānanda, begibt sich der Mönch in den Wald, an den Fuß eines Baumes oder in eine leere Klause und erwägt bei sich also: ,Das ist der Friede, das ist das Erhabene, nämlich das Zuruhekommen aller Karmaformationen, das Fahrenlassen aller Daseinsgrundlagen, die Versiegung des Begehrens, die Erlöschung, das Nirvana. Das, Ānanda, nennt man die Betrachtung über die Erlöschung.
Wie weit auch immer, ihr Mönche, es geschaffene wie ungeschaffene Dinge gibt, als höchstes darunter gilt die Loslösung, d. i. die Wahnzerstörung, die Überwindung des Durstes, die Entwurzelung der Anhaftungen, die Durchbrechung der Daseinsrunde, die Versiegung des Begehrens, die Loslösung, die Erlöschung, das Nirvana.
. . . Die Versiegung von Gier, Haß und Verblendung: Das, ihr Mönche, nennt man das Ungeschaffene . . . das Grenzenlose . . . das Triebfreie . . . das Wahre . . . das andere Ufer . . . das Subtile . . . das schwer Erkennbare . . . das Alterlose . . . das Beständige . . . das Jenseits aller Vielheit . . . das Friedvolle . . . das Todlose . . . das Erhabene . . . das Heil . . . die Sicherheit . . . das Wundersame . . . das Geheimnisvolle . . . das Leidlose . . . das leidlose Gesetz . . . das Nirvana . . . das von Bedrückung Freie . . . die Loslösung . . . das Lautere . . . das Haftlose . . . das Eiland . . . das Versteck . . . den Schutz . . . die Zuflucht . . . das Endziel.
(Sāriputta:) Einst, Bruder Ānanda, da weilte ich hier bei Sāvatthi im dunklen Walde. Dort erreichte ich eine solche Sammlung, daß ich angesichts der Erde ohne Wahrnehmung der Erde war, angesichts des Wassers ohne Wahrnehmung des Wassers, angesichts des Feuers ohne Wahrnehmung des Feuers, angesichts des Windes ohne Wahrnehmung des Windes, angesichts des Raumunendlichkeitsgebietes ohne Wahrnehmung des Raumunendlichkeitgebietes, angesichts des Bewußtseinsunendlichkeitsgebietes ohne Wahrnehmung des Bewußtseinsunendlichkeitsgebietes, angesichts des Nichtsheitsgebietes ohne Wahrnehmung des Nichtsheitsgebietes, angesichts des Weder-Wahrnehmungs-noch-Nichtwahrnehmungsgebietes ohne Wahrnehmung des Weder-Wahrnehmungs-noch-Nichtwahrnehmungsgebietes, daß ich angesichts dieser Welt ohne Wahrnehmung dieser Welt war. Und dennoch besaß ich Wahrnehmung.
Welche Wahrnehmung aber hatte der verehrte Sāriputta bei jener Gelegenheit?
Daß in der Erlösung des Daseins (bhava-nirodha) das Nirvana besteht: Diese eine Wahrnehmung stieg in mir auf, o Bruder, und die andere Wahrnehmung verschwand. Gleichwie etwa, o Bruder, bei einem Holzfeuer die eine Flamme aufleuchtet, die andere aber verschwindet: Genau so, o Bruder, stieg in mir die eine Wahrnehmung auf, daß in der Erlöschung des Daseins das Nirvana besteht, und die andere Wahrnehmung schwand. Daß also in der Erlöschung des Daseins das Nirvana besteht: Eben diese Wahrnehmung hatte ich bei jener Gelegenheit.