Drei Askentenpflichten gibt es für einen Asketen, ihr Mönche. Welche drei?
Diese drei Asketenpflichten gibt es für einen Asketen. Darum, ihr Mönche, sei euer Streben: 'Äußersten Eifer wollen wir bekunden bei der Befolgung der hohen Sittlichkeitsübung; äußersten Eifer wollen wir bekunden bei der Befolgung der hohen Geistesübung; äußersten Eifer wollen wir bekunden bei der Befolgung der hohen Weisheitsübung!' Das, ihr Mönche, sei euer Streben!
Gleichwie, ihr Mönche, wenn ein Esel, der hinter der Rinderherde herläuft, denken möchte: 'Auch ich bin ein Rind! Auch ich bin ein Rind!', so hat er doch nicht dasselbe Aussehen, nicht dieselbe Stimme, nicht denselben Gang wie ein Rind, sondern er läuft eben bloß hinter der Rinderherde her und denkt: 'Auch ich bin ein Rind! Auch ich bin ein Rind!'
Ebenso auch, ihr Mönche, läuft da der eine oder andere Mönch hinter der Schar der Mönche her und denkt: 'Auch ich bin ein Mönch! Auch ich bin ein Mönch!' Doch er hat nicht denselben Eifer bei der Befolgung der hohen Sittlichkeitsübung, nicht denselben Eifer bei der Befolgung der hohen Geistesübung, nicht denselben Eifer bei der Befolgung der hohen Weisheitsübung wie die anderen Mönche. Er läuft eben bloß hinter der Schar der Mönche her und denkt: 'Auch ich bin ein Mönch! Auch ich bin ein Mönch!'
Darum, ihr Mönche, sei euer Streben: 'Äußersten Eifer wollen wir bekunden bei der Befolgung der hohen Sittlichkeitsübung; äußersten Eifer wollen wir bekunden bei der Befolgung der hohen Geistesübung; äußersten Eifer wollen wir bekunden bei der Befolgung der hohen Weisheitsübung.' Das, ihr Mönche, sei euer Streben!
Drei Hauptpflichten gibt es, ihr Mönche, für den Landmann. Welche drei?
Da pflügt der Landmann vor allem richtig das Feld und macht es eben. Nachdem er vor allem das Feld gut gepflügt und eben gemacht hat, sät er zur rechten Zeit den Samen aus. Nachdem er zur rechten Zeit den Samen ausgesät hat, leitet er je nach der Zeit Wasser zu oder ab. Dies sind die drei Hauptpflichten des Landmannes.
Ebenso nun auch, ihr Mönche, gibt es für den Mönch drei Hauptpflichten. Welche drei?
Dies sind die drei Hauptpflichten des Mönchs. Darum, ihr Mönche, sei euer Streben: 'Äußersten Eifer wollen wir bekunden bei der Befolgung der hohen Sittlichkeitsübung, der hohen Geistesübung und der hohen Weisheitsübung!' Das, ihr Mönche, sei euer Streben!
So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene im großen Walde bei Vesālī, in der Halle des Giebelhauses. Da begab sich ein gewisser Mönch aus dem Vajjerstamm dorthin, wo der Erhabene weilte. Dort angelangt, begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend sprach jener Mönch aus dem Vajjerstamm zum Erhabenen also:
»Jeden halben Monat, o Herr, gelangen diese einhundertfünfzig Übungsregeln (pātimokkha) zum Vortrag. Nicht aber bin ich imstande, o Herr, mich darin zu üben.« -
»Bist du aber wohl imstande, o Mönch, dich in drei Übungen zu üben:
»Wohl bin ich imstande, o Herr, mich in den drei Übungen zu üben:
»So übe dich denn, o Mönch, in diesen drei Übungen. Wenn du dich nämlich in der hohen Sittlichkeitsübung übst, in der hohen Geistesübung und der hohen Weisheitsübung, dann werden eben infolge davon Gier, Haß und Verblendung in dir schwinden. Nach dem Schwinden von Gier, Haß und Verblendung aber wirst du nichts mehr Unheilsames tun, nichts mehr Böses verüben.«
Und in der Folgezeit übte sich nun jener Mönch, in hoher Sittlichkeit, übte sich in hoher Geistigkeit, übte sich in hoher Weisheit. Und während er sich so darin übte, schwanden in ihm Gier, Haß und Verblendung. Nach dem Schwinden von Gier, Haß und Verblendung aber tat er nichts mehr Unheilsames, verübte er nichts mehr Böses.
Fragender: Ein gewisser Mönch.
»'Ein Schulungstüchtiger, ein Schulungstüchtiger', so sagt man, o Herr. Inwiefern aber, o Herr, ist man ein Schulungstüchtiger?« -
»Weil man sich schult, o Mönch, darum heißt man ein Schülungstüchtiger. Worin aber schult man sich? Man schult sich in hoher Sittlichkeit, in hoher Geistigkeit und in hoher Weisheit. Darum heißt man ein Schulungstüchtiger.«
- »Dem Jünger, der sich eifrig schult
- und der dem geraden Wege folgt,
- kommt erst die Kenntnis der Versiegung;
- sofort folgt höchstes Wissen dann (*1).
- Durch höchstes Wissen ganz erlöst,
- erkennt der Heilige alsbald:
- 'Befreit bin ich für alle Zeit,
- die Daseinsfessel ist gesprengt.'«
(*1) K: »Zuerst steigt das Pfadwissen (magga-ñāna) auf; der Pfad (des Stromeintritts usw.) wird nämlich 'die Versiegung' (khaya) genannt und das damit verbundene Wissen heißt das Versiegungswissen (khaye ñānam). Unmittelbar nach dem vierten Pfadwissen (arahatta-magga) steigt dann das höchste Wissen (aññā) auf, d.i. die Frucht- oder Zielstufe der Heiligkeit (arahatta-phala).«
Jene einhundertundfünfzig Übungsregeln, ihr Mönche, gelangen jeden halben Monat zum Vortrag, worin edle Jünglinge, auf ihr Wohl bedacht, sich üben. Drei Übungen aber gibt es, ihr Mönche, worin dies alles einbegriffen ist. Welches sind diese drei?
In diesen drei Übungen, ihr Mönche, ist dies alles einbegriffen.
Da ist ein Mönch vollkommen in den Sittenregeln, aber nur mäßig entwickelt (mattaso kārī) in der Geistessammlung, nur mäßig entwickelt in Weisheit. Was es an jenen kleinen und noch geringeren Übungsregeln gibt, da fällt er wohl zuweilen und erhebt sich auch wieder. Und wie ist das möglich? Nicht habe ich ja, ihr Mönche, erklärt, daß dies eine Unfähigkeit (abhabbatā) [zur Zielerreichung] bedeutet. Was es aber an jenen Übungsregeln gibt, die den urheiligen Wandel (*1) betreffen, dem heiligen Wandel angemessen sind, da ist er sittenstark, sittenfest und übt sich in den aufgenommenen Übungsregeln. Nach dem Schwinden der drei Fesseln ist er ein Stromergriffener, den Daseinsabgründen entronnen, gesichert, der vollen Erleuchtung gewiß (*2).
Ferner, ihr Mönche, ist da ein Mönch vollkommen in den Sittenregeln, aber nur mäßig entwickelt in der Geistessammlung, nur mäßig entwickelt in Weisheit. Was es an jenen kleinen und noch geringeren Übungsregeln gibt, da fällt er wohl zuweilen und erhebt sich auch wieder. Und wie ist das möglich? Nicht habe ich ja, ihr Mönche, erklärt, daß dies eine Unfähigkeit [zur Zielerreichung] bedeutet. Was es aber an jenen Übungsregeln gibt, die den urheiligen Wandel betreffen, dem heiligen Wandel angemessen sind, da ist er sittenstark, sittenfest und übt sich in den aufgenommenen Übungsregeln. Nach dem Schwinden der drei Fesseln und nach Abschwächung von Gier, Haß und Verblendung kehrt er nur einmal wieder. Und nur noch einmal zu dieser Welt zurückgekehrt, macht er dem Leiden ein Ende (*3).
Ferner, ihr Mönche, ist da ein Mönch vollkommen in den Sittenregeln, vollkommen in der Geistessammlung, aber nur mäßig entwickelt in Weisheit. Was es an jenen kleinen und noch geringeren Übungsregeln gibt, da fällt er wohl zuweilen und erhebt sich auch wieder. Und wie ist das möglich? Nicht habe ich ja, ihr Mönche, erklärt, daß dies eine Unfähigkeit [zur Zielerreichung] bedeutet. Was es aber an jenen Übungsregeln gibt, die den urheiligen Wandel betreffen, dem heiligen Wandel angemessen sind, da ist er sittenstark, sittenfest und übt sich in den aufgenommenen Übungsregeln. Nach dem Schwinden der fünf niederen Fesseln erscheint er unter den geistgeborenen Wesen wieder,und dort erlischt er vom Wahne, kehrt nicht mehr zurück (*4) von jener Welt.
Ferner, ihr Mönche, ist da ein Mönch vollkommen in den Sittenregeln, vollkommen in der Geistessammlung und vollkommen in Weisheit. Was es an jenen kleinen und noch geringeren Übungsregeln gibt, da fällt er wohl zuweilen und erhebt sich auch wieder. Und wie ist das möglich? Nicht habe ich ja, ihr Mönche, erklärt, daß dies eine Unfähigkeit [zur Zielerreichung] bedeutet (*5). Was es aber an jenen Übungsregeln gibt, die den urheiligen Wandel betreffen, dem heiligen Wandel angemessen sind, da ist er sittenstark, sittenfest und übt sich in den aufgenommenen Übungsregeln. Und durch Versiegung der Triebe gelangt er noch bei Lebzeiten in den Besitz der triebfreien Gemütserlösung und Weisheitserlösung, sie selber erkennend und verwirklichend.
Somit nun, ihr Mönche, verwirklicht der die Lehre teilweise Erfüllende einen Teil, der die Lehre ganz Erfüllende aber die Vollkommenheit. Nicht zwecklos (*6) sind die Übungsregeln, sage ich, o Mönche.
(*1) sikkhāpadāni ādibrahmacariyakāni. Das ādibrahmacariyaka-sīla, der urheilige (oder grundgende heilige) Wandel, erstreckt sich auf das sogen. Pfad-Sīla, nämlich die Glieder 3 - 5 des achtfachen Pfades, sowie für den Mönch auch auf die im Pātimokkha niedergelegte Ordensdisziplin.
Die im folg. genannten 'kleinen und noch geringeren Übungsregeln' sind das ābhisa-mācārika-sīla, 'die im guten Benehmen oder vorbildlichen Betragen bestehende Sittlichkeit'; Vgl. A.IV.245; A.V.21; VisM 14.
(*2) Der Stromergriffene (Sotāpanna) ist frei von den ersten drei der 10 Fesseln (samyojana) Persönlichkeitsglaube, Zweifelsucht, Hang an Regeln und Riten.
(*3) Dies ist der 'Einmalwiederkehrer' (Sakadāgāmin, siehe ariya-puggala), d.i. einer, in dem die drei ersten Fesseln völlig geschwunden und die 4. und 5. Fessel, nämlich Sinnenbegehren und Ärger, äußerst abgeschwächt sind.
(*4) Dies ist der 'Nichtwiederkehrer' (Anāgāmin), der von den ersten fünf Fesseln völlig und für immer befreit ist.
(*5) Selbst der 'vollkommen Heilige' (Arahat) mag gelegentlich gegen äußerliche Regeln der Ordenssatzung verstoßen.
(*6) ChS: avañjhāni (statt PTS: avajjhāni) 'nicht unfruchtbar'.
(Erster Abschnitt wie in Text 87)
Da, ihr Mönche, ist ein Mönch vollkommen in den Sittenregeln, aber nur teilweise vollkommen in der Geistessammlung, nur teilweise vollkommen in Weisheit. . . . Nach dem Schwinden der drei Fesseln aber gilt er
(Dies sind die drei Arten von Stromergriffenen (sotāpanna; Pug. 37 - 39.)
Oder nach dem Schwinden der drei Fesseln und nach Abschwächung von Gier, Haß und Verblendung kehrt er nur einmal wieder. Und nur noch einmal zu dieser Welt zurückgekehrt, macht er dem Leiden ein Ende.
Ferner, ihr Mönche, ist da ein Mönch vollkommen in den Sittenregeln, vollkommen in der Geistessammlung, aber nur teilweise vollkommen in Weisheit. . . . Nach dem Schwinden der fünf niederen Fesseln aber gilt er
(Dies sind die fünf Arten von Nichtwiederkehrern (anāgāmī); vgl. A.VII.52.)
Ferner, ihr Mönche, ist da ein Mönch vollkommen in den Sittenregeln, vollkommen in der Geistessammlung und vollkommen in Weisheit. . . . Und durch Versiegung der Triebe gelangt er noch bei Lebzeiten in den Besitz der triebfreien Gemütserlösung und Weisheitserlösung, sie selber erkennend und verwirklichend.
Somit nun, ihr Mönche, verwirklicht der die Lehre teilweise Erfüllende einen Teil, der die Lehre ganz Erfüllende aber die Vollkommenheit. Nicht zwecklos sind die Übungsregeln, sage ich, o Mönche.
(Erster Abschnitt wie in Text 87)
Da, ihr Mönche, ist ein Mönch vollkommen in den Sittenregeln, vollkommen in der Geistessammlung und vollkommen in Weisheit.... Und durch Versiegung der Triebe gelangt er noch bei Lebzeiten in den Besitz der triebfreien Gemütserlösung und Weisheitserlösung, sie selber erkennend und verwirklichend.
Wenn er dies aber nicht bewältigt, nicht dazu vordringt, so wird er nach dem Schwinden der fünf niederen Fesseln ein 'Auf halbem Wege Erlöschender' oder ein 'Nach halbem Wege Erlöschender' oder ein 'Mühelos Erlöschender' oder ein 'Mühsam Erlöschender' oder ein 'Stromaufwärts zu den hehren Göttern Eilender'.
Wenn er dies aber nicht bewältigt, nicht dazu vordringt, so wird er nach dem Schwinden der drei Fesseln und nach Abschwächung von Gier, Haß und Verblendung zu einem Einmalwiederkehrer; nur noch einmal zu dieser Welt zurückgekehrt, macht er dem Leiden ein Ende. Wenn er dies aber nicht bewältigt, nicht dazu vordringt, so wird er nach dem Schwinden der drei Fesseln ein 'Einmal Aufkeimender'. . . oder ein 'Von Geschlecht zu Geschlecht Eilender'. . . oder ein 'Höchstens siebenmal Wiedergeborener'; noch siebenmal unter Göttern und Menschen die Geburten durcheilend, die Geburten durchwandernd, macht er dem Leiden ein Ende.
Somit nun, ihr Mönche, verwirklicht der die Lehre teilweise Erfüllende einen Teil, der die Lehre ganz Erfüllende aber die Vollkommenheit. Nicht zwecklos sind die Übungsregeln, sage ich, o Mönche.
Drei Übungen gibt es, ihr Mönche. Welche drei? Die hohe Sittlichkeitsübung, die hohe Geistesübung und die hohe Weisheitsübung.
Was aber, ihr Mönche, ist die hohe Sittlichkeitsübung? Da ist ein Mönch sittenrein, er befolgt die Ordenssatzung, ist vollkommen in Wandel und Umgang, und, vor dem kleinsten Vergehen zurückschreckend, übt er sich in der Befolgung der Übungsregeln, die er auf sich genommen. Das nennt man die hohe Sittlichkeitsübung.
Was aber ist die hohe Geistesübung? Da gewinnt ein Mönch, ganz abgeschieden von Sinnegdingen... die erste Vertiefung... die zweite Vertiefung... die dritte Vertiefung... die vierte Vertiefung und weilt in ihr. Das nennt man die hohe Geistesübung.
Was aber ist die hohe Weisheitsübung?
(90:) Da weiß ein Mönch der Wirklichkeit gemäß, was Leiden ist; weiß der Wirklichkeit gemäß, was die Enstehung des Leidens ist; weiß der Wirklichkeit gemäß, was die Erlöschung des Leidens ist; weiß der Wirklichkeit gemäß, was der Pfad ist, der zur Erlöschung des Leidens führt. Das nennt man die hohe Weisheitsübung.
(91:) Da gelangt der Mönch durch Versiegung der Triebe noch bei Lebzeiten in den Besitz der triebfreien Gemütserlösung und Weisheitserlösung, sie selber erkennend und verwirklichend. Das nennt man die hohe Weisheitsübung.
Diese drei Übungen gibt es, ihr Mönche.
- »In hoher Sitte, hohem Geist
- und hoher Weisheit übe sich,
- wer stark ist, standhaft und vertieft,
- die Sinne hütet, achtsam ist. -
- Wie früher, so auch späterhin,
- wie später, so zu früh'rer Zeit;
- wie unten so auch oberhalb,
- wie oberhalb, so unten auch;
- und wie bei Tage, so des Nachts,
- und wie zur Nachtzeit, so am Tag (*1).
- Daß jede Richtung man durchdringt
- mit Geistessammlung unbegrenzt,
- als Pfad der Schulungstüchtigen,
- als lauteren Wandel kennt man dies.
- Solch Helden nennt man wahrheitswach (*2),
- der diesen Pfad zu Ende ging:
- Wenn das Bewußtsein stille steht (*3),
- vollzieht im Gierversiegten sich
- des Geistes restlose Befreiung,
- gleichwie das Lampenlicht erlischt.«
(*1) 'Wie früher, so auch späterhin' (yathā pure tathā pacchā).
K: So wie er sich zuerst (pathamam) in den drei Schulungen übte, so auch später [d h. ohne nachzulassen]. 'Wie unten so auch oberhalb' (yathā adho tathā uddham).
K: Beim Unterkörper, wie beim Oberkörper nimmt er dessen Unreinheit wahr 'Wie bei Tage, so des Nachts': er übt sich in der dreifachen Schulung zu allen Tageszeiten (vgl. im Satipatthāna-Sutta: »beim Wachen und Einschlafen ist er wissensklar«).
Diese Formulierungen kommen, vollständig oder teilweise, auch in anderen Texten vor und werden dort je nach dem Zusammenhang erklärt (siehe z.B. Nyanaponika, Der einzig Weg, Anm 25). Hier sollen sie wohl den gleichmäßigen, unabgeschwächten Verlauf der Übung zum Ausdruck bringen: jederzeit, überall, bei allen Gelegenheiten.
(*2) sambuddham; K: der zu den vier Wahrheiten erwacht ist (catusaccabuddha), d.i. der Heilige.
(*3) Nämlich das Sterbebewußtsein des Heiligen, dem kein neues Wiedergeburtsbewußtsein folgt.
Die letzten vier Zeilen bilden auch den Abschluß in Anuruddhas Versen nach dem Hinscheiden des Buddha; s. Mahā-parinibbāna-Sutta (D. 16, 6 Abschn.).
Einst kam der Erhabene auf seiner Wanderung im Lande der Kosaler zusammen mit einer großen Mönchsschar zu einer Ortschaft der Kosaler, Pankadhā (ChS: Sankavā) mit Namen. Und dort in Pankadhā nahm der Erhabene seinen Aufenthalt. Zu jener Zeit aber lebte in Pankadhā ein Mönch namens Kassapagotta.
Dort nun unterwies der Erhabene die Mönche in lehrreichem Gespräche in den Übungsregeln, ermahnte, ermutigte und erheiterte sie. Während aber der Erhabene die Mönche in lehrreichem Gespräch in den Übungsregeln unterwies, sie ermahnte, ermutigte und erheiterte, da war der Mönch Kassapagotta ganz ungeduldig und unzufrieden und er dachte: »Allzu strikt ist doch dieser Asket!«
Nachdem nun der Erhabene, solange es ihm beliebte, in Pankadhā geweilt hatte, begab er sich auf die Wanderung nach Rājagaha. Von Ort zu Ort wandernd, kam er vor Rājagaha an und nahm bei Rājagaha, auf der Geierspitze, seinen Aufenthalt.
Nicht lange aber, nachdem der Erhabene [von Pankadhā] fortgezogen war, überkam den Mönch Kassapagotta Gewissensunruhe und Reue, und er dachte: »Wahrlich, zum Unsegen hat es mir gereicht und nicht zum Segen; wahrlich, Schlechtes habe ich mir angetan, nichts Gutes: daß ich da, während der Erhabene die Mönche unterwies, ganz ungeduldig und unzufrieden wurde und dachte: 'Allzu strikt ist doch dieser Asket!' Wie, wenn ich mich nun zum Erhabenen begeben und vor ihm meine Schuld bekennen möchte!« Und Kassapagotta, der Mönch, brachte seine Wohnstatt in Ordnung, nahm Gewand und Almosenschale und brach nach Rājagaha auf. Von Ort zu Ort wandernd, gelangte er nach Rājagaha, zur Geierspitze, wo der Erhabene weilte. Dort angelangt, begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Seitwärts sitzend, sprach nun Kassapagotta, der Mönch, zum Erhabenen also:
»Zu jener Zeit, o Herr, als der Erhabene in Pankadhā weilte und die Mönche in den Übungsregeln unterwies, sie ermutigte und erheiterte, da, o Herr, wurde ich ganz ungeduldig und unzufrieden und dachte: 'Allzu strikt ist doch dieser Asket!' Doch nicht lange nachdem der Erhabene fortgezogen war, überkam mich Gewissensunruhe und Reue, und ich dachte: 'Wie, wenn ich mich nun zum Erhabenen begeben und vor ihm meine Schuld bekennen würde?' Wahrlich, o Herr, eine Schuld hat mich überkommen aus Torheit, Verblendung und Schlechtigkeit, daß ich da, als der Erhabene die Mönche in den Übungsregeln unterwies, ganz ungeduldig wurde und unzufrieden, und daß ich dachte: 'Allzu strikt ist doch dieser Asket!' Möge, o Herr, der Erhabene meine Schuld als solche entgegennehmen, auf daß ich mich künftighin davor hüte!«
»Wahrlich, Kassapa, eine Schuld hat dich überkommen aus Torheit, Verblendung und Schlechtigkeit.... Insofern du aber, Kassapa, deine Schuld als solche erkennst und ordnungsgemäß Sühne tust, will ich sie von dir entgegennehmen. Denn ein Fortschritt ist es in der Zucht des Heiligen, wenn man seine Schuld als solche erkennt, ordnungsgemäß Sühne tut und künftighin sich hütet.
Wer, o Kassapa, als älterer, mittlerer oder jüngerer Mönch nicht übungseifrig ist, das Befolgen der Übung nicht lobt; wer die in der Übung lässigen Mönche nicht zur Übung anspornt und die übungseifrigen Mönche nicht zur rechten Zeit gebührend und verdientermaßen lobt: einem solchen älteren, mittleren oder jüngeren Mönche spreche ich nicht mein Lob. Und warum nicht? Es möchten ja die anderen, wenn sie wissen, daß der Meister ihn lobt, mit ihm Umgang pflegen, möchten ihn zum Vorbild: nehmen. Und denen, die ihn zum Vorbild nehmen, möchte das lange zum Schaden und Unglück gereichen. Darum spreche ich einem solchen älteren, mittleren oder jüngeren Mönche nicht mein Lob.
Wer aber, o Kassapa, als älterer, mittlerer oder jüngerer Mönch übungseifrig ist und das Befolgen der Übung lobt; wer die nicht übungseifrigen Mönche zur Übung anspornt und die übungseifrigen Mönche zur rechten Zeit gebührend und verdientermaßen lobt: einem solchen älteren, mittleren oder jüngeren Mönche spreche ich mein Lob. Und warum? Es möchten ja die anderen, wenn sie wissen, daß der Meister ihn lobt, mit ihm Umgang pflegen und ihn zum Vorbild nehmen. Und denen, die ihn zum Vorbild nehmen, möchte dies lange zum Heil und Wohl gereichen. Darum, Kassapa, spreche ich einem solchen älteren, mittleren oder jüngeren Mönche mein Lob.«