Vor langen Zeiten lebte in Benares ein Mann, der war wegen seines schlechten Wirkens als Krüppel geboren. Das einzige, was er konnte, das war, mit einer Schleuder Scherben und Kiesel geschickt zu schleudern. Mit seinem Katapult schleuderte er Kiesel in die Blätter eines Feigenbaums, und die Löcher hatten die verschiedensten Gestalten. Mit dieser Kunst verdiente er sich ein paar Groschen. Als er dem König einen Dienst erwiesen hatte, indem er den geschwätzigen Hofpriester durch geschickte Würfe von Dünger mundtot gemacht hatte, schenkte der König ihm vierzehn Dörfer. Mit seinem so gewonnenen Reichtum machte er sich selber glücklich und alle seine Untergebenen. Er lebte im Reichtum, aber er vergaß nicht die nächste Welt. So unterstützte er alle Bittenden, die zu ihm kamen, spendete an Asketen und Brahmanen. Und die, die von ihm seine Kunst lernen wollten, denen gab er Nahrung und Lohn.
Eines Tages kam wieder ein Mann zu ihm, der seine Schleuderkunst lernen wollte. Das tat er auch. Nachdem er genug gelernt hatte, zog er wieder fort. Jetzt wollte er seine neu gelernte Kunst auch praktisch erproben. Da sah er einen Mann am Gangesufer sitzen, und aus Übermut schoß er auf ihn. Der Kiesel war so durchschlagskräftig, daß er dem Mann den Kopf zersplitterte und dessen Tod herbeiführte. Der Tote aber war der Einzelerwachte Sunetta. Als die Leute von dieser Untat hörten, kamen sie mit Erdklumpen und Stöcken herbei und schlugen ihn auf der Stelle tot. Er kam dann in die Erzhölle, wo er Tausende von Jahren Qual erlitt. Zur Zeit unseres Buddha wurde er als Folge des Restes jener Übeltat ein Gespenst bei Rājagaham, ein höllennaher Peta.
Am Morgen, am Mittag und am Abend wurde sein unmäßig großer Kopf von 60.000 Hämmern geschlagen. Dadurch wurde der Kopf in tausend Stücke zersplittert. Vor unerträglichem Schmerz fiel er zu Boden, aber im gleichen Augenblick war sein Kopf wieder da, und er konnte aufstehen.
Als Mahāmoggallāno eines Tages vom Geierkulm herabstieg, sah er den Peta und sprach ihn an:
Bemerkungen:
Dieser letzte Bericht des Peta-vatthu wirft manche Fragen auf: Die Vorgeschichte vom kieselwerfenden Krüppel, den der König belohnt, ist im 107.Jātaka ausführlich erzählt. In der Einleitung zu diesem Jātaka aber wird berichtet, daß auch der Krüppel zur Zeit des Buddha wiedergeboren und ein Mönch wurde, der die Lust am Kieselwerfen noch nicht verloren hatte und einen Schwan tötete. Im Pv wird über das Schicksal des Krüppels nichts weiter gesagt. Wegen seiner guten Werke dürfte er zunächst in den Himmel gekommen sein. Und während der andere Tausende von Jahren in der Hölle schmorte, lebte er ebenso lange in himmlischem Glück. Beide wurden dann aber zur Zeit des Buddha wiedergeboren, und beide hatten noch Folgen des Kieselwerfens zu tragen, der Mann noch das Leiden der Hämmer, der einstige Krüppel noch die Fähigkeit, die er dann zu Unheilsamem verwendete. Nach J 107 tadelte der Buddha ihn dafür, und er dürfte von dieser Kunst nicht wieder schlechten Gebrauch gemacht haben. Überhaupt ist dieses für einen Mönch unziemlich.
Der Einzelerwachte Sunetta ("Schön-Auge") kommt noch zweimal vor, und zwar nur im Peta-vatthu: So wird ihm in Pv.III,2 und Pv.IV,7 seine Schale zerbrochen. Dafür kommt der Übeltäter in die Hölle, ebenso wie er hier in die Erzhölle kommt.
Karmisch muß der Einzelerwachte Sunetta früher sehr schlecht gewirkt haben, daß ihn nicht weniger als drei solcher bösen Angriffe treffen. Karmisch muß auch der Krüppel schlecht gewirkt haben, daß er als verkrüppelter Mensch wiedergeboren wurde.
Die Frage, wieso 60.000 Hämmer den Kopf treffen können, versucht der Kommentar dadurch zu beantworten, daß er sagt, der Kopf des Mannes sei groß wie ein Bergstock gewesen. In der astralen Dimension ist in der Tat vieles möglich, was uns unmöglich scheint, z.B. daß Tausende von Wesen auf einer Nadelspitze Platz haben.