Jātakam, Wiedergeburtsgeschichten

541. Die Erzählung von Nimi (Nimi-Jātaka)

„Fürwahr ein Wunder in der Welt“

 

§A. Dies erzählte der Meister, da er bei Mithila im Mangowalde des Makhadeva verweilte, mit Beziehung darauf, dass er ein Lächeln zeigte. Eines Tages nämlich, als der Meister zur Abendzeit mit sehr vielen Mönchen in diesem Mangowalde umherwandelte, sah er einen entzückenden Fleck Erde, und um seinen Wandel in einer früheren Existenz bekannt zu machen, zeigte er ein Lächeln. Da ihn der ehrwürdige Ānanda nach dem Grunde des Lächelns fragte, sprach er: „Ānanda, dieser Fleck Erde wurde schon früher von mir bewohnt, als ich zur Zeit des Königs Makhadeva mich des Glückes der Ekstase erfreute.“ Darauf setzte er sich auf einen hergerichteten Sitz und erzählte auf die Bitte von jenem folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

 

§B. Ehedem lebte im Reiche Videha in der Stadt Mithila ein König namens Makhadeva [1]. Dieser betrieb vierundachtzigtausend Jahre lang die Kinderspiele und vierundachtzigtausend Jahre lang war er Vizekönig. Als er vierundachtzigtausend Jahre lang regierte, sagte er einmal: „Lieber Barbier, wenn du auf meinem Haupte graue Haare sehen solltest, so melde mir dies!“ Als in der Folgezeit der Barbier graue Haare sah und dies ihm meldete, ließ er ihn die Haare mit einer Zange herausziehen und ihm auf die Hand legen. Als er nun das graue Haar betrachtete, war es ihm, als sähe er den Tod herbeikommen und ihm an der Stirne hängen. Er dachte: „Jetzt ist es Zeit für mich, die Weltflucht zu betätigen.“ Dem Barbier schenkte er ein Dorf nach Wunsch, ließ seinen ältesten Sohn zu sich rufen und sagte zu ihm: „Mein Sohn, nimm du das Reich; ich werde die Welt verlassen.“ Auf dessen Frage, weshalb er dies tue, antwortete er:

§0. „Hoch auf dem Haupte diese Locke
ist, mir vom Alter jetzt gebracht,
als Götterbotin mir erschienen;
zur Weltflucht ist 's jetzt Zeit für mich [2].“

Nach diesen Worten weihte er ihn zum Könige, ermahnte ihn noch: „Mache du es auch gerade so“, und verließ die Stadt. Danach betätigte er die Weltflucht eines Mönches, übte vierundachtzigtausend Jahre lang die vier Vollkommenheiten aus und wurde darauf in der Brahmawelt wiedergeboren. Auch sein Sohn verließ auf dieselbe Weise die Welt und wurde ein Bewohner der Brahmawelt, ebenso auch dessen Sohn.

So übten vierundachtzigtausend weniger zwei Fürsten, nachdem sie auf ihrem Haupte ein graues Haar gesehen, in diesem Mangowalde die Weltflucht, betätigten die vier Vollkommenheiten und wurden dann in der Brahmawelt wiedergeboren.

Als nun der zuerst von allen dort wiedergeborene König Makhadeva, während er in der Brahmawelt lebte, seine Stammestradition betrachtete, sah er, wie vierundachtzigtausend weniger zwei Fürsten die Weltflucht betätigt hatten. Voll Freude betrachtete er weiter: „Wird dies noch weiter so fortbestehen oder wird es nicht fortbestehen?“ Da erkannte er, dass es nicht so fortbestehen werde, und dachte: „Meine Tradition werde ich selbst zum Abschluss bringen.“ Er verließ die Brahmawelt und nahm in der Stadt Mithila im Schoße der ersten Gemahlin des Königs seine Wiedergeburt. An seinem Namengebungstage betrachteten die Zeichendeuter seine Kennzeichen und sagten: „O Großkönig, dieser Prinz ist gekommen, um Eure Tradition abzuschließen; Eure Tradition nämlich, die Tradition der Weltflucht wird nicht über diesen hinaus gehen.“ Als dies der König hörte, erwiderte er: „Dieser ist wie der Kranz an einem Wagenrade dazu geboren, meine Tradition abzuschließen“, und gab ihm den Namen Prinz Nemi (= Radkranz). Dieser hatte von seiner Kindheit an seine Freude am Almosen Geben, an der Beobachtung der Gebote und an der Betätigung des Fastens. Nachdem aber sein Vater in der oben angegebenen Art auf seinem Haupte ein graues Haar gesehen, gab er seinem Barbier ein Dorf, das dieser sich wünschte, übertrug seinem Sohne die Herrschaft und betätigte in dem Mangowalde die Weltflucht, wodurch er dann später in die Brahmawelt kam.

Der König Nimi ließ infolge seiner Freude am Almosen Geben an den vier Stadttoren und in der Mitte der Stadt im ganzen fünf Almosenhallen errichten und teilte reiche Almosen aus. Für jede der Almosenhallen bestimmte er hunderttausend und opferte so täglich fünfhunderttausend Kahapanas. Beständig beobachtete er die fünf Gebote. An den Tagen der Monatshälfte betätigte er die Uposatha-Bestimmungen. Auch ließ er viel Volks sich dem Almosen Spenden und anderen guten Werken ergeben; er verkündete ihnen den Weg zum Himmel, erschreckte sie durch die Furcht vor der Hölle und lehrte sie so die Wahrheit. Alle Leute, die bei seiner Ermahnung beharrten, Almosen gespendet und andere gute Werke getan hatten, wurden nach ihrem Tode in der Götterwelt wiedergeboren. Die Götterwelt wurde ganz erfüllt, die Hölle war wie leer. Damals sprachen die Götterscharen in dem Himmel der dreiunddreißig Götter, die in der Götterhalle Sudhammā versammelt waren: „Ach unser Lehrer, der König Nimi! Durch ihn genießen wir diese auch durch Buddha-Einsicht unzerstörbare göttliche Herrlichkeit“, und so priesen sie den Vorzug des großen Wesens. Auch in der Welt der Menschen verbreitete sich die Kunde von seiner Tugend wie Öl, das auf das große Meer gegossen wird.

Indem der Meister dies offenbar machte und es der Versammlung der Mönche erzählte, sprach er:

§1. Fürwahr als Wunder in der Welt
treten die Einsichtigen auf,
so wie [3] der König Nimi war,
der weise, auf sein Heil bedacht.
 
§2. Der König aller Videhas
gab Almosen, der Völkerfürst.
Doch während er so spendete,
da stieg in ihm der Zweifel auf:
„Almosen oder heil'ger Wandel,
was bringt von beiden größre Frucht?“

In diesem Augenblick wurde Sakkas Thron heiß. Als Sakka über den Grund davon nachdachte und jenen über diesen Punkt nachdenken sah, dachte er: „Ich will ihm seinen Zweifel zerstören.“ Allein kam er rasch herbei, betrat, indem er dabei den ganzen Palast mit Glanz erfüllte, das königliche Schlafgemach und blieb Glanz verbreitend in der Luft stehen. Als jener ihn fragte, gab er ihm Antwort.

Um diesen Sachverhalt zu verkünden, sprach der Meister:

§3. Als dessen Zweifel nun erkannte
der Götterkönig [4] Maghava,
erschien der Tausendäugige,
durch seinen Glanz die Nacht vertreibend.
 
§4. Gesträubt die Haare sprach da Nimi,
der Menschenfürst, zu Vasava:
„Bist du 'ne Gottheit, ein Gandharva
oder Sakka Purindada?
Noch niemals sah ich solchen Glanz
noch hörte ich jemals davon.“
 
§5. Als Vasava sah, wie bei Nimi
das Haar sich sträubte, sagt' er ihm:
„Sakka bin ich, der Götterfürst,
in deine Nähe kam ich her;
ohne Haarsträuben, Völkerfürst,
stelle die Fragen, wie du willst.“
 
§6. Als er von ihm Erlaubnis hatte,
sprach Nimi drauf zu Vasava:
„Ich frage dich, Großarmiger,
du Herrscher über alle Wesen:
Almosen oder heil'ger Wandel,
was bringt von beiden größre Frucht?“
 
§7. Als so der Menschenfürst ihn fragte,
sprach Vasava zu Nimi drauf,
da er den Lohn des heil'gen Wandels
wohl wusste, zum Unwissenden:
 
§8. „Durch einen niedern heil'gen Wandel
gelangt man in ein Fürstenhaus,
durch mittleren zum Götterdasein,
doch durch den höchsten wird man rein [5].
 
§9. Nicht leicht erreichbar ist der Zustand
für irgendwen durch Müh und Bitten,
das Glück, das solchen nur zuteil wird,
die hauslos als Asketen leben.“

Nachdem er mit dieser Strophe den hohen Lohn des Lebens in heiligem Wandel geschildert, sprach er jetzt, um die Könige zu nennen, die ehedem große Almosen gespendet hatten und doch über die Sinnenwelt [6] nicht hinausgekommen waren, folgende Strophen:

§10. „Dudipa, Sagara, Sela,
Mucalinda, Bhagirasa,
Usinara und Atthaka,
Assaka und Puthujjana [7]:
 
§11. Diese und andre Könige,
auch viele Krieger und Brahmanen
brachten gewohnte Opfer dar
und kamen nur zur Peta-Welt [8].“

Nachdem er auch so gezeigt hatte, dass die Frucht des heiligen Wandels noch größer sei als die Frucht des Almosen Gebens, sprach er, um die Büßer zu nennen, die durch die Kraft ihres heiligen Wandels über die Peta-Existenz hinausgekommen und in die Brahmawelt gelangt waren:

 

§12. „Gewisslich jene kamen weiter,
die hauslos der Askese lebten,
die sieben Büßer Yamahanu,
Somayaga, Manojava,
 
§13. Samudda, Magha, Bharata,
der weise Kalikarakkhiya;
Angirasa und Kassapa,
Kisavaccha und Akitti.“

 

Nachdem er so bisher nur vom Hörensagen die große Frucht des Lebens in heiligem Wandel gepriesen, sprach er, um das von ihm selbst Gesehene zu schildern, folgendes:

 

§14. „Im Norden fließt der Fluss Sida [9],
tief und sehr schwer zu überschreiten;
dort glänzen wie ein Schilfrohrfeuer
immer die goldnen Bergesspitzen,
 
§15. bewachsen mit duftenden Gräsern,
auch grasbewachsen Wald und Bäume.
Dort lebten einst in grauer Vorzeit
zehntausend Weisen alter Art.
 
§16. Ich war der erste dort im Spenden,
in Selbstbezwingung und Bezähmung;
unübertrefflich übt' ich Buße,
einsam ich wandelt' festen Sinnes [10].
 
§17. Den edlen und unedlen Mann,
wenn er nur grad und aufrecht ging,
verehrt' ich dort gar lange Zeit;
an seinen Taten hängt der Mensch.
 
§18. Die Kasten all, die Unrecht tun,
sie fallen in die Höll hinab;
doch alle Kasten werden rein [11],
wenn sie in höchster Tugend wandeln [12].“

Nach diesen Worten aber fügte er hinzu: „Obwohl, o Großkönig, der heilige Wandel eine größere Frucht bringt als Almosen Geben, so sind doch diese beiden das Streben eines großen Mannes. Darum lasse nicht nach in beiden; gib Almosen und halte die Gebote.“ Nachdem er ihn so ermahnt, kehrte er an seinen eigenen Wohnort zurück.

Um dies zu verkündigen, sprach der Meister:

§19. Nachdem so Maghava gesprochen,
Sujampati, der Götterkönig,
ermahnt' er den Videha-König
und kehrte dann zurück zum Himmel.

Darauf sagte zu ihm die Götterschar: „O Großkönig, du wurdest jetzt nicht gesehen; wohin warst du gegangen?“ Er antwortete: „Ihr Ehrwürdigen, dem König Nimi zu Mithila war ein Zweifel aufgestiegen; ich war fortgegangen, um ihn eine Frage stellen zu lassen und den König dadurch von seinem Zweifel zu befreien.“ Nach diesen Worten aber fuhr er fort, um dies in Versen zu erzählen:

§20. „Merket auf dieses auf, ihr Herren,
soviel ihr hier zusammenkamet,
wie unter den gerechten Menschen
die Ehrung ist gar sehr verschieden.
 
§21. Wie nämlich dieser König Nimi,
der Weise, auf sein Heil bedacht,
der König aller Videhas
Almosen gab, der Feindbesieger,
 
§22. als dieser so Almosen spendet',
da stieg in ihm der Zweifel auf:
Almosen oder heil'ger Wandel,
was bringt von beiden größre Frucht?“

So erzählte er, ohne etwas davon zu verringern, den Ruhm des Königs. Als dies die Gottheiten hörten, bekamen sie Lust, den König zu sehen, und sie sprachen: „O Großkönig, der König Nimi ist unser Lehrer; weil wir bei seiner Ermahnung beharrten, sind wir durch ihn zur Götterherrlichkeit gelangt. Wir wollen ihn sehen; lasse ihn rufen und zeige ihn uns, o Großkönig.“ Sakka gab seine Zustimmung, rief Mātali herbei und sprach zu ihm: „Lieber Mātali, schirre den Vejayanta-Wagen an, fahre nach Mithila, lasse den König Nimi auf den göttlichen Wagen steigen und bringe ihn her!“ Dieser stimmte zu, schirrte den Wagen an und fuhr fort.

Während aber Sakka mit den Göttern sprach und dem Mātali den Auftrag gab und den Wagen anschirren ließ, war nach menschlicher Berechnung ein Monat verflossen. Deshalb hielt König Nimi gerade am Vollmondstage das Uposatha; er hatte das östliche Fenster geöffnet, saß im Thronsaale umgeben von der Schar seiner Hofleute und dachte gerade über die Gebote nach, als von der östlichen Himmelsgegend her zugleich mit der aufgehenden Mondscheibe jener Wagen sichtbar wurde. Die Leute, die nach der Abendmahlzeit an ihrer Haustüre saßen und fröhlich plauderten, sagten: „Heute sind zwei Monde aufgegangen.“ Während sie aber noch so zueinander sprachen, wurde der Wagen sichtbar. Da sagte die Volksmenge: „Dies ist kein Mond, dies ist ein Wagen.“ Als allmählich die tausend Sindhu-Rosse, der Wagenlenker Mātali und der Vejayanta-Wagen sichtbar wurden, dachten die Leute: „Für wen kommt wohl dieser göttliche Wagen herbei?“ Da merkten sie: „Für wen anders? Unser König ist tugendhaft; für ihn wird von Gott Sakka der Vejayanta-Wagen geschickt sein, denn er ist passend für unsern König.“ Hocherfreut sprachen sie folgende Strophe [13]:

§23. „Noch nie fürwahr gesehn auf Erden
ward dies haarsträubende Ereignis;
vom Himmel her erschien ein Wagen
für den ruhmreichen Vedeha.“

Während aber die Menge immer so sprach, kam Mātali mit Windeseile heran, wendete mit dem Wagen um, stellte ihn an der Fensterschwelle mit seinem hinteren Teile auf, machte ihn fertig zum Besteigen und lud den König ein, ihn zu besteigen.

Um dies zu verkündigen, sprach der Meister:

§24. Der wunderstarke Göttersohn
Mātali, Indras Wagenlenker,
lud ein den König Vedeha,
der die Stadt Mithila beherrschte:
 
§25. „Komm und besteige diesen Wagen,
du bester König, Völkerfürst!
Es möchten dich die Götter sehen,
die dreiunddreißig mit Gott Indra;
denn dein erinnern sich die Götter,
während sie in Sudhamma sitzen.“

Der König dachte: „Ich werde die zuvor noch nicht gesehene Götterwelt zu sehen bekommen: Mātali wird mir eine Gunst erwiesen haben. Ich werde gehen.“ Indem er sich an die Personen seines Palastes und an die Volksmenge wandte, sagte er: „Ich werde in kurzer Zeit zurückkehren; seid eifrig im Almosen Spenden und in anderen guten Werken.“ Darauf bestieg er den Wagen.

Um dies zu verkünden, sprach der Meister:

§26. Darauf erhob sich rasch der König
Vedeha, Mithilas Beherrscher,
von seinem Sitze und bestieg
vor ihren Augen jenen Wagen.
 
§27. Als er nunmehr den Götterwagen
bestiegen, sprach so Mātali:
„Auf welchem Weg soll ich dich führen,
du bester König, Landesherrscher,
dort wo die sind, die Böses taten,
oder die gute Taten übten?“

Da dachte der König: „Ich habe diese beiden Gegenden vorher noch nicht gesehen; die beiden will ich sehen.“ Und er sprach:

§28. „Auf beiden Wegen führe mich,
Mātali, Götterwagenlenker,
dort wo die sind, die Böses taten,
und wo die Tugendhaften weilen.“

Darauf dachte Mātali: „Die beiden kann ich ihm nicht auf einmal zeigen; ich will ihn fragen.“ Und um ihn zu fragen, sprach er abermals eine Strophe:

§29. „Wo soll ich dich zuerst hinführen,
du bester König, Landesherrscher,
dort wo die sind, die Böses taten,
oder die gute Taten übten?“

Nunmehr dachte der König: „Ich werde sicherlich in die Götterwelt kommen; inzwischen will ich die Hölle sehen.“ Und er sprach folgende weitere Strophe:

§30. „Die Höllen möchte ich jetzt sehen,
den Aufenthalt der Übeltäter,
den Ort derer, die grausam waren,
und was das Los der Lasterhaften.“

Darauf zeigte er ihm zuerst die Vetaranī [14].

Um dies zu verkünden, sprach der Meister:

§31. Es zeigte Mātali dem König
den schlimmen Fluss Vetaranī,
den stinkenden, gemischt mit Lauge,
den glühenden voll Feuerflammen [15].

Als so der König im Vetaranī-Fluss die von schweren Leiden geplagten Wesen sah, fragte er furchterfüllt: „Was haben denn diese Wesen Bösen getan?“ Und jener gab ihm Antwort.

Um dies zu verkünden, sprach der Meister:

§32. Nimi fürwahr sprach nun zu Mātali,
da er das Volk ins Elend stürzen sah:
„Furcht mich befällt, o Lenker, da ich dies sehe.
Drum frag ich dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Leute als Menschen Böses,
die jetzt in diese Vetaranī gefallen?“
 
§33. Auf seine Frage antwortet'
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der bösen Taten kennend
sagt' er zu dem Unwissenden:
 
§34. „Die, welche selbst stark, auf der Welt die Schwachen
verletzen und verderben, die Bösewichter,
die Grausamen, die Böses nur verübten,
die stürzen in den Fluss Vetarani.“

Nachdem Mātali so seine Frage beantwortet und der König die Vetaranī-Hölle gesehen hatte, ließ jener diesen Ort wieder verschwinden, lenkte den Wagen nach vorwärts und zeigte ihm den Ort, wo die Leute von Hunden und anderen Tieren gefressen wurden. Als der König dies sah und furchterfüllt ihn fragte, gab er ihm auf seine Frage Antwort.

Um dies zu verkünden, sprach der Meister:

§35. „Die schwarzen Hunde und die starken Geier
und Rabenscharen furchtbar fressen hier;
Furcht mich befällt, o Lenker, da ich dies sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Leute als Menschen Böses,
dass diese Leute jetzt die Raben fressen?“
 
§36. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der bösen Taten kennend
sagt' er zu dem Unwissenden:
 
§37. „Die, welche immer habsüchtig und geizig
auf die Asketen und Brahmanen schalten,
die sie verletzten, plagten, diese Bösewichter,
die Grausamen, die Böses nur verübten,
das sind die Leute, die die Raben fressen.“
 
§38. „Mit glühndem Körper wandeln sie am Boden,
mit heißen Stäben werden sie gestoßen.
Furcht mich befällt, o Lenker, da ich dies sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Leute auf Erden Böses,
dass sie mit Stäben gestoßen am Boden liegen?“
 
§39. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der bösen Taten kennend
sagt' er zu dem Unwissenden:
 
§40. „Welche im Leben böse Taten übten,
Männer und Frauen, die nichts Böses taten,
verletzten, schädigten, die Bösewichter,
die Grausamen, die Böses nur verübten,
liegen am Boden jetzt, durchbohrt von Stäben.“
 
§41. „In eine Kohlengrube andre springen,
weinende Männer, ganz verbrannt den Körper,
Furcht mich befällt, o Lenker, da ich dies sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Leute auf Erden Böses,
sie in diese Kohlengrube springen?“
 
§42. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der bösen Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§43. „Wer um des Gutes andrer Leute willen
falsch Zeugnis gibt und eine Schuld vernichtet,
wer so verdirbt die Menschen, Völkerfürst,
die Grausamrn, die Böses nur verübten,
die springen in die glühnde Kohlengrube.“
§44. „Ganz Glut geworden, hell erstrahlend,
glänzend gewahrt man einen großen Eisenkessel.
Furcht mich befällt, o Lenker, da ich dies sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Leute auf Erden Böses,
die in den Eisenkessel kopfüber fallen?“
 
§45. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der bösen Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§46. „Die einen frommen Asketen oder Brahmanen
verletzen und beschädigen, die Bösen,
die Grausamen, die Böses nur verübten,
die fallen kopfüber in den Eisenkessel.“
 
§47. „Am Halse fasst man sie und taucht sie ein,
mit heißem Wasser macht man sie ganz nass.
Furcht mich befällt, o Lenker, da ich dies sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Leute auf Erden Böses,
dass sie hier liegen mit niedergebeugtem Kopfe?“
 
§48. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der bösen Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§49. „Die hier auf Erden Bösewichter waren,
die Vögel fingen und zu Tode quälten,
die viele auch verdarben, Völkerfürst,
die Grausamen, die Böses nur verübten,
die liegen hier mit niedergebeugtem Kopfe.“
 
§50. „Mit vielem Wasser und mit seichtem Strande
fließt dieser Fluss dahin mit schönen Furten;
von Hitze ganz verbrannt die Menschen trinken
und bei dem Trinken wird der Durst nur größer.
 
§51. Furcht mich befällt, Lenker, wenn dies ich sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten dieses Leute auf Erden Böses,
dass sie beim Trinken nur größren Durst bekommen?“
 
§52. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der bösen Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§53. „Die, welche reines Korn mit Spreu vermischten
und es betrügerisch dem Käufer gaben,
bei diesen, die von Hitze und Durst gequält sind,
wird trotz des Trinkens ihr Durst immer größer.“
 
§54. „Mit Pfeilen und mit Lanzen und mit Speeren
schlagen sie Weinenden die beiden Seiten.
Furcht mich befällt, Lenker, da ich dies sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Leute auf Erden Böses,
dass sie jetzt daliegen, von Speeren getroffen?“
 
§55. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der bösen Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§56. „Die auf der Erdenwelt als Bösewichter
mit fremdem Gut sich Unterhalt verschafften,
mit Korn und Geld, mit Silber und mit Gold,
Schafen und Ziegen, mit Kleinvieh und mit Rindern,
die Grausamen, die Böses nur verübten,
die liegen da, von Speeren jetzt getroffen.“
 
§57. „Warum sind diese hier am Hals gebunden,
zerrissen andre, diese in Stücke geteilt?
Furcht mich befällt, Lenker, da dies ich sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Leute auf Erden Böses,
dass sie jetzt hier in Stücke zerrissen liegen?“
 
§58. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der bösen Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§59. „Die Metzger, die Schweineschlächter und die Fischer [16],
die Kleinvieh, Rinder, sowie Schaf und Ziegen
im Schlächterladen töteten und ausstreckten,
die Grausamen, die Böses nur verübten,
die liegen hier, in kleine Stücke zerrissen.“
 
§60. „Hier dieser See, voll von Urin und Kot,
missduftend riecht er, unrein, voll Gestank;
hungergeplagt essen davon die Menschen.
Furcht mich befällt, Lenker, da ich dies sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Leute auf Erden Böses,
dass sie jetzt hier Kot und Urin verzehren?“
 
§61. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der bösen Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§62. „Die, welche einst als Richter hasserfüllt
bemüht stets waren, andre zu verletzen,
die Grausamen, die Böses nur verübten,
diese Verräter essen Kot, die Toren.“
 
§63. „Hier dieser See, mit faulem Blut gefüllt,
missduftend riecht er, unrein, voll Gestank;
verbrannt von Hitze draus die Menschen trinken.
Furcht mich befällt, Lenker, da dies ich sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Leute auf Erden Böses,
dass sie jetzt hier das faule Blut verzehren?“
 
§64. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der bösen Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§65. „Wer Vater oder Mutter hier auf Erden,
die Ausstoßung verdienend [17], tötete,
die Grausamen, die Böses nur verübten,
die müssen hier das faule Blut verzehren.“
 
§66. „Sieh diese Zunge hier durchbohrt vom Haken,
die Haut durchstochen wie mit hundert Speeren,
sie zappeln wie die Fische ans Land geworfen
und weinend spucken sie; warum ist dies?
 
§67. Furcht mich befällt, Lenker, da dies ich sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Leute auf Erden Böses,
dass sie hier liegen, verschluckt den Angelhaken?“
 
§68. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der bösen Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§69. „Die Leute, welche auf den Markt gekommen,
um seinen Wert den Reis heruntersetzen,
mit Trug aus Geldgier den Betrug ausüben
verborgen, wie man einen Fisch will fangen;
 
§70. denn nicht gibt 's einen Schutz für den Betrüger,
der durch die eignen Taten kommt ans Licht;
die Grausamen, die Böses nur verübten,
die liegen hier, verschluckt den Angelhaken.“
 
§71. „Die Frauen hier mit ganz zerbrochnem Körper
strecken die Arme aus und weinen, die Elenden,
mit Schmutz bedeckt, mit faulem Blut bestrichen
wie Rinder, die im Schlächterhaus zerrissen;
sie stehen in der Erde eingegraben
und ragen mit dem Rumpf hervor, ganz glühend.
 
§72. Furcht mich befällt, Lenker, da ich dies sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Frauen auf Erden Böses,
die in die Erde eingegraben stehen
und ragen mit dem Rumpf hervor, ganz glühend?“
 
§73. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der bösen Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§74. „Töchter aus gutem Hause hier auf Erden,
die trieben Unkeuschheit und schlechten Wandel,
voll Hochmut ihren Gatten sie verließen
und suchten andre auf aus Sinnenlust.
Nachdem sie sich auf Erden hier erfreut,
ragen sie mit dem Rumpf hervor, ganz glühend.“
 
§75. „Doch warum packt man ein'ge bei den Füßen
und schleudert sie kopfüber in die Hölle?
Furcht mich befällt, Lenker, da ich dies sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Menschen auf Erden Böses,
dass sie kopfüber in die Hölle stürzen?“
 
§76. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der bösen Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§77. „Die, welche hier auf Erden Böses taten
und mit der Frau des Nächsten sich vergingen,
die so das wertvollste Besitztum stahlen,
die stürzen jetzt kopfüber in die Hölle.
 
§78. Und eine große Zahl von Jahren dulden
sie in der Hölle fürchterliche Schmerzen;
denn für den Bösewicht gibt 's keinen Schutz,
der durch die eignen Taten kam ans Licht.
Die Grausamen, die Böses hier verübten,
die stürzen jetzt kopfüber in die Hölle.“

Nach diesen Worten aber ließ der Wagenlenker Mātali auch diese Hölle verschwinden; er lenkte den Wagen nach vorwärts und zeigte dem Könige die Hölle, wo die Irrgläubigen gepeinigt werden. Dieser fragte ihn und er gab ihm Antwort.

§79. „Verschiedene und mannigfache Arten
gibt 's in den Höllen, schrecklich anzuschauen.
Furcht mich ergreift, Lenker, da ich dies sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Menschen auf Erden Böses,
da sie die übermäßigen, argen, strengen,
grausamen, scharfen Leiden dulden müssen?“
 
§80. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der bösen Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§81. „Die, welche hier auf Erden Böses lehren,
die Glaubenswerke tun in ihrem Irrwahn
und andre in der falschen Lehre stärken —
weil sie durch falsche Lehre Böses taten,
müssen die übermäßigen, argen, strengen,
grausamen, scharfen Leiden jetzt sie dulden.“ —

In der Götterwelt aber saßen immer die Gottheiten in der Sudhammā-Halle und warteten auf die Ankunft des Königs. Als Sakka nachsann: „Warum bleibt denn Mātali so lange aus?“, bemerkte er die Ursache und dachte: „Um ihm den Vorzug des Boten zu beweisen, zeigt Mātali beständig dem König die Höllen und sagt: ‘O Großkönig, diejenigen, welche die und die Tat begangen haben, werden in der und der Hölle gequält’. Das Leben des Königs aber könnte dabei vergehen; er soll nicht die Besichtigung der Hölle bis zu Ende durchführen.“ Er schickte einen sehr schnellen Götterboten fort mit dem Auftrag: „Sage Mātali, er solle rasch mit dem König hierher kommen.“ Jener ging rasch hin und meldete es. Als Mātali dessen Worte vernahm, dachte er: „Jetzt kann ich nicht mehr verweilen.“ Indem er dem König auf einmal in den vier Himmelsgegenden die vielen Höllen zeigte, sprach er folgende Strophe:

§82. „Du hast gesehen, großer König,
den Aufenthalt der Bösewichter,
die Örter für die Grausamen,
und was das Los der Lasterhaften.
Doch jetzt, du königlicher Weiser,
fahre zum Götterkönig hin [18]!“

Nach diesen Worten aber lenkte Mātali den Wagen nach der Götterwelt hingewendet. Als nun der König nach der Götterwelt fuhr, sah er den in der Luft stehenden Palast der Göttertochter Birani. Dieser war zwölf Meilen lang, war aus Edelstein gefertigt und hatte Säulen aus Gold; er war mit allem Schmuck geziert, war mit einem Park und einem Lotosteich versehen und mit Wunschbäumen [19] umgeben. Die Göttertochter selbst sah er, wie sie auf ihrem Balkon auf ihrem Lager sitzend, umgeben von tausend Göttermädchen, ihr Edelsteinfenster öffnete und ihn betrachtete. Da sprach er, um Mātali zu fragen, eine Strophe und der andere antwortete ihm:

§83. „Fünfsäulig sieht man hier einen Palast;
mit Kränzen reich geschmückt sitzt hier inmitten
des Lagers eine Frau von großer Macht,
die mannigfache Götterkraft betätigt.
 
§84. Freude erfüllt mich, Lenker, da ich dies sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was tat denn diese Frau auf Erden Gutes,
dass sie im Himmel im Palast sich freut?“
 
§85.Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der guten Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§86. „Wenn du von Birani gehört im Leben,
sie war die Haussklavin [20] eines Brahmanen;
als einen Gast sie sah zur rechten Zeit,
freut' sie an ihm sich wie am Kind die Mutter.
Der Tugend voll und Selbstbezähmung
erfreut sie sich jetzt im Palaste.“

Nach diesen Worten lenkte Mātali den Wagen weiter vorwärts und zeigte dem Könige die sieben Goldpaläste des Göttersohnes Sonadinna. Als er sie und dessen übrige Herrlichkeit sah, fragte er nach den Werken, die dieser getan; der andere aber verkündete sie ihm.

§87. „In hellem Glänze funkeln hier
sieben erschaffene Paläste.
Dort geht ein Dämon groß von Macht,
mit allem Schmuck herrlich geziert,
in allen Sälen rings umher
geehrt von seiner Frauen Schar.
 
§88. Freude erfüllt mich, Lenker, da ich dies sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was tat denn dieser Mann auf Erden Gutes,
dass er im Himmel im Palast sich freut?“
 
§89. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der guten Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§90. „Ein Hausvater war Sonadinna,
er spendete viel Almosen;
und um der Weltflüchtlinge willen
ließ dieser sieben Klöster bauen.
 
§91. Voll Eifer wartete er auf
den Mönchen, die dort Wohnung nahmen
die Kleidungsstücke und die Mahlzeit,
auch Lagerstätten und Beleuchtung
gab er den richtig Lebenden
mit hochbefriedigtem Gemüt.
 
§92. Den vierzehnten und fünfzehnten,
den achten Tag der Monatshälfte,
auch das außergewöhnliche,
mit acht Vorschriften wohl versehne
 
§93. Uposatha hat er gehalten,
beobachtet stets die Gebote [21].
Der Tugend voll und Selbstbezähmung
erfreut er sich jetzt im Palaste.“

Nachdem er so des Sonadinna Taten geschildert, lenkte er den Wagen weiter und zeigte ihm einen Kristallpalast; dieser war fünfundzwanzig Meilen hoch, mit vielen hundert Säulen versehen, die aus den sieben Arten der Edelsteine bestanden, mit vielen hundert Balkonen geschmückt, mit einem Netz von Glöckchen umgeben, besteckt mit Fahnen aus Gold und Silber, mit Parks und Wäldern verziert, die mit mancherlei Blumen bunt gefärbt waren, mit reizenden Lotosteichen versehen und von Göttermädchen belebt, die des Gesanges, der Musik u. dgl. kundig waren. Als dies der König sah, fragte er nach den früheren Taten dieser Göttermädchen; der andere aber verkündete es ihm.

§94. „Hell glänzend strahlt dieser Palast
aus herrlichem Kristall erbaut,
von einer Frauenschar belebt
und rings versehen mit Balkonen,
mit Trank und Speise reich versorgt,
und beidem, mit Gesang und Tanz.
 
§95. Freude erfüllt mich, Lenker, da ich dies sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Frauen auf Erden Gutes,
dass sie im Himmel im Palast sich freuen?“
 
§96. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker:
den Lohn der guten Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§97. „Die Frauen, die nur immer hier im Leben
als tugendreiche Laienschwestern Almosen gaben
mit freud'gem Herzen, stets mit gläub'gem Geiste
im Glauben, Fasten unablässig verharrten,
der Tugend voll und Selbstbezähmung
erfreuen sie sich im Palaste.“

Während er darauf seinen Wagen weiter lenkte, zeigte er ihm einen Edelsteinpalast; dieser stand auf ebenem Boden, war sehr hoch und stand da glänzend wie ein Edelsteinberg. Er war durchtönt von göttlichem Gesang und Musik und von Göttersöhnen erfüllt. Als dies der König sah, fragte er nach den Taten, die diese Göttersöhne einst vollbracht hätten; der andere aber verkündete sie ihm.

§98. „Es strahlet hell dieser Palast,
erbaut aus Lapislazuli,
mit reizenden Fleckchen versehen,
wohl eingeteilt und abgegrenzt.
 
§99. Trommeln und Tamburine auch,
Tänze und schön gesungne Lieder,
göttliche Töne ringsum schweben,
gar schön und reizend anzuhören.
 
§100. Noch niemals kann ich mich erinnern,
dass einen Klang so voller Reiz
ich jemals wahrgenommen hätte
noch auch jemals davon gehört.
 
§101. Freude erfüllt mich, Lenker, da dies ich sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese Menschen auf Erden Gutes,
dass sie im Himmel im Palast sich freuen?“
 
§102. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der guten Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§103. „Die Menschen, die nur immer hier im Leben
als tugendhafte Laienbrüder in Gärten,
an Brunnen und an Wasserstellen
 
§104. die Heiligen frei von Leidenschaft
gar ehrfurchtsvoll geleiteten,
die ihnen Kleider und auch Nahrung,
Hilfsmittel, Sitze, Lagerstätten
 
§105. den heilig Lebenden gespendet
mit frommem, gläubigem Gemüte,
den vierzehnten und fünfzehnten,
den achten Tag der Monatshälfte,
 
§106. auch das außergewöhnliche,
mit acht Vorschriften wohl versehne
Uposatha gehalten haben,
beobachtet stets die Gebote:
der Tugend voll und Selbstbezähmung
erfreuen sie sich im Palaste.“

Nachdem er ihm so die von diesen ausgeübten Taten erklärt hatte, lenkte er seinen Wagen weiter vorwärts und zeigte ihm noch einen anderen Kristallpalast; dieser war mit vielen Balkonen geziert, mit verschiedenartigen Lotosblumen bedeckt, mit den schönsten Bäumen geschmückt und von einem Flusse umgeben, der am Ufer von den Stimmen verschiedenartiger Vögel durchtönt wurde und ganz reines Wasser besaß. Dies war der Aufenthalt geworden von einem Tugendhaften, der von Scharen von Göttermädchen umgeben war. Als dies der König sah, fragte er nach dessen Taten; der andere aber verkündete es ihm.

§107. „Weithin erstrahlt dieser Palast,
der aus Kristallen ist erbaut,
von Frauenscharen dicht belebt
und mit Balkonen schön geschmückt,
 
§108. mit Trank und Speise reich versehen
und beidem, mit Gesang und Tanz.
Auch läuft ein Fluss rings um ihn her
mit Blumen reich besetzt und Bäumen.
 
§109. Freude erfüllt mich, Lenker, da ich dies sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was tat wohl dieser Mann auf Erden Gutes,
dass er im Himmel im Palast sich freut?“
 
§110. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der guten Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§111. „Zu Kimbila ein Hausvater
war er, der gern Almosen spendet';
zu Gärten und zu Brunnen auch,
zu Wasserstellen, leicht zugänglich,
 
§112. geleitete er ehrfurchtsvoll
die Heil'gen frei von Leidenschaft;
Gewänder und die Nahrung auch,
Hilfsmittel, Sitze, Lagerstätten
 
§113. gab er den heilig Lebenden
mit frommem, gläubigem Gemüt;
den vierzehnten und fünfzehnten,
den achten Tag der Monatshälfte,
 
§114. auch das außergewöhnliche,
mit acht Vorschriften wohl versehne
Uposatha hat er gehalten,
beobachtet stets die Gebote:
der Tugend voll und Selbstbezähmung
erfreut er sich jetzt im Palaste.“

Nachdem er jenem so die von diesem ausgeübten Taten verkündigt hatte, lenkte er den Wagen weiter vorwärts und zeigte ihm darauf einen anderen Palast auch aus Kristall. Dieser war noch mehr wie der vorige Palast mit einer Menge von Bäumen versehen, die mit mannigfachen Blumen und Früchten bedeckt waren. Als dies der König sah, fragte er nach den Taten, die dieser mit solcher Herrlichkeit ausgestattete Göttersohn getan habe; der andere aber verkündete es ihm.

§115. „Weithin erstrahlt dieser Palast,
der aus Kristallen wohl erbaut,
von Frauenscharen dicht belebt
und mit Balkonen schön geschmückt,
 
§116. mit Trank und Speise wohl versehen
und beidem, mit Gesang und Tanz.
Auch läuft ein Fluss rings um ihn her
mit Blumen reich besetzt und Bäumen,
 
§117. Rajayatanas, Kapitthas,
Mangos, Salas und Rosenäpfeln,
Tindukas und Piyalas auch,
Bäumen, die immerwährend blühen [22].
 
§118. Freude erfüllt mich, Lenker, da dies ich sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was tat wohl dieser Mann auf Erden Gutes,
dass er im Himmel im Palast sich freut?“
 
§119. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götter Wagenlenker;
den Lohn der guten Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§120. „Zu Mithila ein Hausvater
war er, der gern Almosen spendet';
zu Gärten und zu Brunnen auch,
zu Wasserstellen leicht zugänglich
 
§121. geleitete er ehrfurchtsvoll
die Heil'gen frei von Leidenschaft;
Gewänder und die Nahrung auch,
Hilfsmittel, Sitze, Lagerstätten
 
§122. gab er den heilig Lebenden
mit frommem, gläubigem Gemüt;
den vierzehnten und fünfzehnten,
den achten Tag der Monatshälfte,
 
§123. auch das außergewöhnliche,
mit acht Vorschriften wohl versehne
Uposatha hat er gehalten,
beobachtet stets die Gebote:
der Tugend voll und Selbstbezähmung
erfreut er sich jetzt im Palaste.“

Nachdem er ihm so die von diesem ausgeübten Tugenden geschildert, lenkte er den Wagen vorwärts und zeigte ihm einen dem vorigen ähnlichen anderen Palast, der aus Lapislazuli bestand. Auf die Frage des Königs nach den Taten des Göttersohnes, der dort sein Glück genoss, verkündete er folgendes.

§124. „Es strahlet hell dieser Palast,
erbaut aus Lapislazuli,
mit reizenden Fleckchen versehn,
wohl eingeteilt und abgegrenzt.
 
§125. Trommeln und Tamburine auch,
Tänze und schön gesungne Lieder,
göttliche Töne ringsum schweben,
gar schön und reizend anzuhören.
 
§126. Noch niemals kann ich mich erinnern,
dass einen Klang von solchem Reiz
ich jemals wahrgenommen hätte
noch auch jemals davon gehört.
 
§127. Freude erfüllt mich, Lenker, da dies ich sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was tat wohl dieser Mensch auf Erden Gutes,
dass er im Himmel im Palast sich freut?“
 
§128. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der guten Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§129. „Ein Hausvater war zu Benares
der Mann und spendet' gern Almosen;
zu Gärten und zu Brunnen auch,
zu Wasserstellen leicht zugänglich
 
§130. geleitete er ehrfurchtsvoll
die Heil'gen frei von Leidenschaft;
Gewänder und die Nahrung auch,
Hilfsmittel, Sitze, Lagerstätten
 
§131. gab er den heilig Lebenden
mit frommem, gläubigem Gemüt;
den vierzehnten und fünfzehnten,
den achten Tag der Monatshälfte,
 
§132. auch das außergewöhnliche,
mit acht Vorschriften wohl versehne
Uposatha hat er gehalten,
beobachtet stets die Gebote:
der Tugend voll und Selbstbezähmung
erfreut er sich jetzt im Palaste.“

Als er aber dann seinen Wagen weiter vorwärts lenkte, zeigte er ihm einen goldenen Palast, der wie die Hinge Sonne glänzte; als er nach der Herrlichkeit des dort wohnenden Göttersohnes gefragt wurde, verkündete er es.

§133. „So wie die aufgehende Sonne
so rot wie Blut ist und gewaltig,
damit ist zu vergleichen dieser Palast,
aus edlem Gold gefertigt.
 
§134. Freude erfüllt mich, Lenker, da dies ich sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was tat wohl dieser Mann auf Erden Gutes,
dass er im Himmel im Palast sich freut?“
 
§135. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der guten Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§136. „Ein Hausvater war zu Savatthi
der Mann und spendet' gern Almosen;
zu Gärten und zu Brunnen auch,
zu Wasserstellen leicht zugänglich
 
§137. geleitete er ehrfurchtsvoll
die Heil'gen frei von Leidenschaft;
Gewänder und die Nahrung auch,
Hilfsmittel, Sitze, Lagerstätten
 
§138. gab er den heilig Lebenden
mit frommem, gläubigem Gemüt;
den vierzehnten und fünfzehnten,
den achten Tag der Monatshälfte,
 
§139. auch das außergewöhnliche,
mit acht Vorschriften wohl versehne
Uposatha hat er gehalten,
beobachtet stets die Gebote:
der Tugend voll und Selbstbezähmung
erfreut er sich jetzt im Palaste.“ —

Während er aber so von diesen acht Palästen erzählte, dachte der Götterkönig Sakka: „Mātali bleibt zu lange aus“, und schickte noch einen zweiten schnellen Götterboten aus. Als jener dessen Wort vernahm, dachte er: „Jetzt darf ich nicht länger ausbleiben“; mit einem Male zeigte er dem Könige viele himmlische Paläste. Als dieser ihn nach den Taten derer fragte, die hier ihr Glück genossen, verkündete er es.

§140. „Im Luftraum sind hier diese
vielen aus Gold geschaffenen Paläste;
weithin erglänzend leuchten sie
so wie der Blitz in Wolkenmitte.
 
§141. Freude ergreift mich, Lenker, da dies ich sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Was taten diese als Menschen auf Erden Gutes,
dass sie im Himmel im Palast sich freuen?“
 
§142. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der guten Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§143. „In ihrem wohlbestärkten Glauben,
in ihrer wohl gelehrten Tugend
sie taten nach des Meisters Worten,
nach der völlig Erleuchteten Lehre.
Dafür erhielten sie den Ort,
den du hier siehst, o großer König.“

Nachdem er ihm so die himmlischen Paläste gezeigt, beeilte er sich, zu Sakka zu kommen und sprach:

§144. „Gesehen hast du, großer König,
den Aufenthalt der Übeltäter;
auch kennst du jetzt die Wohnungen
derer, die gute Taten übten.
Wohlan, du königlicher Weiser,
geh jetzt zum Götterkönig hin!“

Nach diesen Worten aber lenkte er den Wagen weiter vorwärts und zeigte dem Könige die sieben Berge, die gürtelförmig rings um den Sineru-Berg herum stehen [23].

Um dies zu offenbaren, wie der König, als er dies sah, den Mātali danach fragte, sprach der Meister:

§145. Auf dem mit tausend schnellen Rossen
bespannten Himmelswagen stehend
sah, wie er fuhr, der große König
die Berge in dem Sida-Meere [24].

Da er sie sah, sprach er zum Lenker:

„Wie heißen diese Berge da?“

So von Nimi gefragt sprach der Göttersohn Mātali:

§146. „Sudassana, Karavika,
Isadhara, Yugandhara,
Nemindhara, Vinataka,
Assakanna, der große Berg:
 
§147. die Berge hier im Sida-Meere,
die reihenweise sich erheben,
sie sind der Großkönige Wohnung,
die du hierselbst bemerkst, o König.“

Nachdem dieser ihm so die Götterwelt der vier Großkönige gezeigt, lenkte er den Wagen weiter vorwärts und zeigte ihm die Indra-Bildsäulen, die rings um den Torerker Cittakuta [25] im Himmel der dreiunddreißig Götter standen. Als sie der König sah, fragte er danach; der andere aber verkündete es ihm.

§148. Er fragte nach dem vielgestalt'gen,
dem reizenden, so bunten Bau,
mit Indra-Bildern angefüllt
und von den Tigern wohl bewacht:
 
§149. „Freude erfüllt mich, Lenker, da dies ich sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Welch einen Namen führt wohl dieses Tor?“
 
§150. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der guten Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§151. „Cittakuta ist dieses hier,
der Eingang zu dem Götterkönig;
auch zu dem Berg Sudassana [26]
ist dieses als das Tor bekannt.
 
§152. Als vielgestalt'ger, reizender
und bunter Bau ist er bekannt,
mit Indra-Bildern angefüllt
und von den Tigern wohl bewacht.
Tritt ein hier, königlicher Weiser,
geh auf den fleckenlosen Boden.“

Nach diesen Worten aber ließ Mātali den König in die Götterstadt eintreten; darum heißt es:

§153. Auf dem mit tausend schnellen Rossen
bespannten Himmelswagen stehend
sah, wie er weiter ging, der König
nunmehr daselbst die Götterhalle.

Als er, während er auf dem Götterwagen dahinfuhr, die Götterhalle Sudhammā sah, fragte er Mātali danach; dieser aber verkündete es ihm.

§154. „So wie sich in dem klaren Teiche
der blaue Himmel wiederspiegelt,
so gleichet ihm dieser Palast
aus Lapislazuli erbaut.
 
§155. Freude ergreift mich, Lenker, da dies ich sehe.
Ich frage dich, Mātali, Wagenlenker:
Welch einen Namen führt dieser Palast?“
 
§156. Von ihm gefragt antwortete
Mātali, Götterwagenlenker;
den Lohn der guten Taten kennend
sprach er zu dem Unwissenden:
 
§157. „Sudhammā nennt man diese Halle,
die hier zu sehen; schaue her!
Sie tragen bunte, reizende,
aus Lapislazuli gefertigt,
 
§158. achteck'ge Säulen wohlgeschaffen,
alle aus Lapislazuli;
und alle dreiunddreißig Götter,
mit Indra, ihrem Oberpriester,
 
§159. das Wohl der Götter und der Menschen
bedenkend hier versammelt sind.
Tritt ein hier, königlicher Weiser,
zu diesem Wonnesitz der Götter!“

Die Götter aber saßen da und warteten auf dessen Ankunft. Als sie hörten: „Der König ist ja gekommen“, gingen sie ihm mit Blumen von göttlichem Wohlgeruch in den Händen bis zum Torerker Cittakuta entgegen, bezeigten dem großen Wesen mit Wohlgerüchen u. dgl. ihre Verehrung und führten ihn in die Halle Sudhammā. Der König stieg vom Wagen herab und ging in die Götterhalle hinein; dort luden ihn die Götter ein, sich niederzusetzen. Gott Sakka aber lud ihn ein zu Sitz und Freuden.

Um dies zu erklären, sprach der Meister [27]:

§160. Freudig begrüßten ihn die Götter,
als sie den König kommen sahen.
„Willkommen dir, du großer König,
nicht unlieb kommst du zu uns her;
du königlicher Weiser, setze
dich hierher zu dem Götterkönig!“
 
§161. Auch Sakka den Vedeha grüßte,
der die Stadt Mithila beherrschte;
es lud ihn ein zu seinen Freuden
und zu dem Sitze Vasava.
 
§162. „Zum Heile bist du hergekommen
zu dem Palast der Weltbeherrscher!
Weil' bei den Göttern, weiser König,
die aller Lust Erfüllung haben;
unter den dreiunddreißig Göttern
die Himmelsfreuden du genieße!“

Als ihn so Sakka zu der himmlischen Lust einlud, wies ihn der König zurück mit folgenden Worten [28]:

§163. „Wie wenn man einen Wagen leiht,
wie wenn man Geld sich muß erbitten,
so ist es auch mit einem Glück,
das man durch andere erhält.
 
§164. Ich wünsche nicht ein solches Glück,
das mir von andern wird geschenkt;
nur selbst getane gute Werke
sind Schätze, frei mir zur Verfügung.
 
§165. Drum will ich zu den Menschen gehen
und viele gute Werke tun
mit Almosen, gerechtem Wandel,
mit Zügelung und Selbstbezähmung.
Wer dieses tut, besitzt das Glück
und hat es später nicht zu büßen.“

So verkündigte das große Wesen den Göttern mit süßer Stimme die Wahrheit. Während es aber die Wahrheit lehrte, blieb es dort nach menschlicher Berechnung sieben Tage. Als es die Götterschar befriedigt hatte, sprach es, inmitten der Götterschar stehend, um Mātalis Vorzug zu preisen:

§166. „Ein großer Helfer warst du uns,
Mātali, Götterwagenlenker,
der du mir zeigtest, was die guten
und bösen Taten Lohn erhielten [29].“ —

Darauf wandte sich der König an Sakka und sprach zu ihm: „Ich wünsche, o Großkönig, in die Menschenwelt zurückzukehren.“ Sakka versetzte: „So führe also, lieber Mātali, den König Nimi eben dorthin nach Mithila zurück.“ Dieser gab mit dem Worte „Gut“, seine Zustimmung und stellte den Wagen bereit. Nachdem sich der König mit der Götterschar freundlich unterhalten, ließ er die Götter zurückkehren und bestieg den Wagen. Mātali fuhr mit dem Wagen fort und kam nach Mithila an der Ostseite der Stadt. Als die Volksmenge den Götterwagen sah, rief sie voll Freude: „Unser König kommt zurück!“ Nachdem Mātali die Stadt Mithila von rechts umfahren hatte, ließ er das große Wesen wieder an demselben Fenster herabsteigen; er verabschiedete sich von ihm mit den Worten: „Wir wollen gehen, o Großkönig“, und kehrte an seinen Wohnort zurück.

Die Volksmenge umringte den König und fragte: „Wie ist die Götterwelt beschaffen?“ Darauf schilderte ihnen der König die Herrlichkeit der Götter und des Götterkönigs Sakka und verkündete ihnen die Wahrheit, indem er sprach: „Tut ihr gute Werke, wie Almosen Geben u. dgl., so werdet ihr in dieser Götterwelt wiedergeboren werden.“

Als ihm in der Folgezeit sein Barbier meldete, dass auf seinem Kopfe ein graues Haar gewachsen sei, ließ er das graue Haar nehmen und aufheben und gab dem Barbier ein Dorf nach Wunsch. Da er Lust bekam, die Weltflucht zu betätigen, übertrug er seinem Sohn die Herrschaft; und als dieser sagte: „Warum, o Fürst, willst du die Welt verlassen?“, sagte er die Strophe her:

§0. „Auf meinem Haupte diese Locke.“

Nachdem er wie die früheren Könige die Weltflucht betätigt, weilte er in eben diesem Mangohaine, erreichte die vier Vollkommenheiten und kam so in die Brahmawelt.

Um zu verkünden, dass jener die Welt verließ, sprach der Meister folgende Schlussstrophe:

§167. Als so gesprochen König Nimi,
der Vedeha, Mithilas Herrscher,
da opfert' er ein großes Opfer [30]
und fing die Selbstbezähmung an.

Sein Sohn aber, Kalarajanaka mit Namen, zerstörte diese Tradition und betätigte nicht die Weltflucht.

 

§C. Nachdem der Meister diese Unterweisung beschlossen, fügte er hinzu: „Nicht nur jetzt, ihr Mönche, sondern auch früher schon betätigte der Vollendete die große Weltentsagung“, und verband hierauf das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war Sakka Anuruddha, Mātali war Ānanda, die vierundachtzigtausend Könige waren die Buddhaschar, der König Nimi aber war ich.“

Ende der Erzählung von Nimi


[1] Vgl. das Jātaka 9.

[2] Dies ist die [einzige] Strophe des genannten Jātaka 9.

[3] Der Kommentator führt als andere Lesart statt „yada“ besser passende „yatha“ an.

[4] Wörtlich: „der Götter-Elefant“.

[5] D. h. gelangt man in die Brahmawelt, wo nur reine Seelen frei von Sinnenlust leben.

[6] Die niederen Götterwelten, in denen noch sinnlicher Genuss seinen Platz hat.

[7] Mehrere von diesen sind in den Jātakas auch sonst genannt: Sagara im Jātaka 543, ebenso Usinara, Atthaka im Jātaka 523, Assaka im Jātaka 206.

[8] Mit diesem Ausdruck, der sonst eine der vier Strafexistenzen bezeichnet, sollen nach dem Kommentator hier die niederen Götterwelten gemeint sein. Der Kommentator gibt dazu noch folgende Strophe:

„Die ohne andre sich nicht einsam freuen,
die keine Lieb' zur Einsamkeit empfinden,
können vielleicht die Göttermacht genießen,
doch niemals kommen sie zum höchsten Glück.“

[9] D. h. der Versink-Fluss. Der Kommentator fügt hinzu, dass dort selbst eine Pfauenfeder auf den Grund sank.

[10] Der Wortlaut des Teiles ist nicht ganz klar.

[11] Vgl. dazu oben Anm. 5.

[12] Der Kommentator fügt hier eine lange Geschichte bei, die nur erzählt, wie ein König Almosen spendete, ohne irgendeine besondere Pointe zu besitzen.

[13] Diese und die beiden nächsten Strophen finden sich auch im Jātaka 494, das auch sonst viel Ähnlichkeit mit diesem Teile unseres Jātaka aufweist.

[14] Der Höllenfluss.

[15] Der Kommentator fügt hier einen längeren Exkurs über die Arten der Qualen bei, der zum Teil aus dem Jātaka 530 geschöpft ist. Es heißt da: Dort nehmen die Höllenwächter glühende Schwerter, Speere, Lanzen, Spieße, Hämmer u. dgl., und damit stoßen, verwunden und schlagen sie die Höllenwesen. Da diese den Schmerz nicht aushalten können, stürzen sie in die Vetarani; diese aber ist oben mit Dornen, Stöcken und Stricken bedeckt so lang wie ein Speer. Dort stecken sie viele tausend Jahre an glühenden Dornen, die so scharf sind wie Rasiermesser und werden durch sie in kleine Stücke zerschnitten. Unter ihnen stehen spannenbreite glühende eiserne Pfähle in die Höhe. Wenn dann die Höllenwesen nach langer Zeit von den Stöcken herunterfallen, stürzen sie auf die Pfähle und zerschneiden ihren Körper; wie Fische, die an Pfähle gesteckt sind, leiden sie lange Qual. Auch die Pfähle glühen und die Höllenwesen leuchten vom Feuer. Unter den Pfählen aber sind auf dem Wasser glühende rasiermesserscharfe Lotosblätter aus Eisen. Wenn sie nun von den Pfählen herabfallen, stürzen sie auf die Lotosblätter und leiden lange den Schmerz des Zerschneidens. Darauf fallen sie in Laugenwasser; das Wasser glüht und die Bewohner glühen, Dampf steigt auf. Unter dem Wasser aber ist der Boden des Flusses mit Rasiermessern bedeckt. Jene denken: „Welcher Art ist das da unten?“, tauchen unter und werden nun von den Rasiermessern kurz und klein zerschnitten. Da sie diesen großen Schmerz nicht aushalten können, stoßen sie beständig ein lautes Geschrei aus. Manchmal werden sie flussabwärts getrieben, manchmal flussaufwärts. Dann werfen nach ihnen die am Ufer stehenden Höllenwächter mit Pfeilen, Speeren, Lanzen u. dgl. und verwunden sie wie Fische. Ermattet von den schrecklichen Schmerzen stoßen sie ein lautes Geschrei aus. Dann holen sie jene mit glühenden eisernen Angelhaken heraus, schleifen sie herum und werfen sie auf einen Boden aus glühendem Eisen; dort werfen sie ihnen glühende Eisenklumpen in den Mund.

[16] Dieser Vers kommt ähnlich auch in dem oben zitierten Jātaka 530 vor.

[17] Der Kommentator erklärt: Eine solche Tat verdient schon in der Laienwelt die Ausstoßung.

[18] Der Kommentator fügt die Bemerkung bei: „Nirayakhandam nitthitam“ („Abschluss des Teiles von der Hölle“).

[19] Ein himmlischer Baum in Indras Garten, der alle Wünsche erfüllte.

[20] Eine Sklavin, die im Hause geboren ist.

[21] Diese sechs Verse stehen fast wörtlich auch im Jātaka 489 Strophe 14. Vgl. auch die [dortigen] Anmerkungen [18 und 19] zu dieser Stelle.

[22] Die hier genannten Bäume sind: Buchanania latifolia, Feronia elephantum, Mangifera indica, Shorea robusta, Eugenia jambu, Diospyros embryopteris; und nochmals Buchanania latifolia.

[23] Der Sineru- oder Meru-Berg ist rings von sieben Bergen umgeben, von denen jeder höher ist als der vorhergehende. Vgl. den Ausdruck in der drittnächsten Strophe, „die reihenweise sich erheben“.

[24] Dieser Name des Meeres, aus dem diese sieben Berge aufsteigen, kommt sonst in den Jātakas nicht vor.

[25] Auch der Name eines Berges in Indien im Himalaya.

[26] Indras Stadt, die auf dem Gipfel des Meru-Berges liegend gedacht wird.

[27] Die folgenden drei Strophen stehen auch in dem oben erwähnten Jātaka 494 Strophen 5-7.

[28] Auch diese drei Strophen stehen in dem oben erwähnten Jātaka 494 Strophen 11-13.

[29] Dies ist der Sinn, den die Stelle eigentlich verlangt, auch nach dem Kommentator und der Übersetzung von Rouse. Wörtlich aber heißt es: „das Böse derer, die Gutes taten.“ Sollte vielleicht in „papani“ nicht „papa“ = „schlecht“, sondern die Wurzel „pap“, skr. „prap“, stecken? Auch im Sanskrit gibt es das Wort „prapanam“ = „das Erreichte“.

[30] Natürlich nur mit Almosen.


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