Digha Nikāya - Die Längere Sammlung
33. Sangīti Sutta, Übereinkunft (Teil 2)
Die Vier Dinge (Catukkaṃ):
«Es sind, ihr Brüder, von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem Seher, dem
Heiligen, vollkommen Erwachten vier Dinge genau erklärt worden, wobei wir eben
alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen: und zwar was für
vier Dinge?
Vier Grundlagen der Achtsamkeit, (satipatthana):
- da wacht, ihr Brüder, ein Mönch beim Körper über den Körper, unermüdlich,
klaren Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und
Bekümmerns;
- wacht bei den Gefühlen über die Gefühle,
- wacht beim Gemüte über das Gemüt,
- wacht bei den Erscheinungen über die Erscheinungen, unermüdlich, klaren
Sinnes, einsichtig, nach Verwindung weltlichen Begehrens und Bekümmerns.
Vier rechte Kämpfe (padhāna):
- da weckt, ihr Brüder, ein Mönch seinen Willen, daß er unaufgestiegene
üble, unheilsame Dinge nicht aufsteigen lasse,
- er müht sich darum, mutig bestrebt, rüstet das Herz, macht es kampfbereit;
weckt seinen Willen, daß er aufgestiegene üble, unheilsame Dinge vertreibe,
- er müht sich darum, mutig bestrebt, rüstet das Herz, macht es kampfbereit;
weckt seinen Willen, daß er unaufgestiegene heilsame Dinge aufsteigen lasse,
- er müht sich darum, mutig bestrebt, rüstet das Herz, macht es kampfbereit;
weckt seinen Willen, daß er aufgestiegene heilsame Dinge sich festigen, nicht
lockern, weiterentwickeln, erschließen, entfalten, erfüllen lasse, er müht
sich darum, mutig bestrebt, rüstet das Herz, macht es kampfbereit.
Vier Machtgebiete (iddhipādā):
- da kann, ihr Brüder, ein Mönch das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung
des Willens erworbene Machtgebiet gewinnen,
- das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung der Kraft erworbene Machtgebiet
gewinnen,
- das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung des Geistes erworbene
Machtgebiet gewinnen,
- das durch Innigkeit, Ausdauer und Sammlung des Prüfens erworbene
Machtgebiet gewinnen.
Vier Schauungen (jhānāni):
- Da weilt, ihr Brüder, ein Mönch, gar fern von Begierden, fern von
unheilsamen Dingen, in sinnend gedenkender ruhegeborener seliger Heiterkeit,
in der Weihe der ersten Schauung.
- Nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens erwirkt er die innere
Meeresstille, die Einheit des Gemütes, die von sinnen, von gedenken freie, in
der Einigung geborene selige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung.
- In heiterer Ruhe verweilt er gleichmütig, einsichtig, klar bewußt, ein
Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: <Der gleichmütig
Einsichtige lebt beglückt>; so erwirkt er die Weihe der dritten Schauung.
- Nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen
Frohsinns und Trübsinns erwirkt er die Weihe der leidlosen, freudlosen,
gleichmütig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung.
Vierfach geübte Einigung (samādhibhāvanā):
- es gibt, ihr Brüder, ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zu
Wohlbefinden bei Lebzeiten hinlenkt;
- es gibt, ihr Brüder, ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zum
Erlangen der Wissensklarheit hinlenkt;
- es gibt, ihr Brüder, ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zu
Einsicht und Besonnenheit hinlenkt;
- es gibt, ihr Brüder, ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zur
Wahnversiegung hinlenkt. -
Was ist das aber, ihr Brüder, für ein Üben der Einigung, das, geübt und
gepflegt, zu Wohlbefinden bei Lebzeiten hinlenkt?
Das ist, ihr Brüder, das Erwirken der vier Schauungen. Das, ihr Brüder, ist
ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zu Wohlbefinden bei Lebzeiten
hinlenkt.
Was ist ferner, ihr Brüder, das Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt,
zum Erlangen der Wissensklarheit hinlenkt?
Da hat, ihr Brüder, der Mönch das Licht aufmerksam im Sinne, nimmt den Tag
aufmerksam in Obacht:
<Wie lichter Tag so Mitternacht, |
Wie Mitternacht so lichter Tag (*78).> |
So mag er mit entschleiertem Geiste, frei von jeder Hülle, ein
selbstleuchtendes Gemüt erwerben. Das, ihr Brüder, ist ein Üben der Einigung,
das, geübt und gepflegt, zum Erlangen der Wissensklarheit hinlenkt.
Was ist aber, ihr Brüder, das Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zu
Einsicht und Besonnenheit hinlenkt?
Da steigen, ihr Brüder, Gefühle dem Mönche bewußt auf, bewußt halten sie an,
bewußt gehen sie unter;
steigen Wahrnehmungen bewußt auf, bewußt halten sie an, bewußt gehn sie
unter; steigen Gedanken bewußt auf, bewußt halten sie an, bewußt gehn sie unter.
Das, ihr Brüder, ist ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zu
Einsicht und Besonnenheit hinlenkt.
Und was ist, ihr Brüder, das Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zur
Wahnversiegung hinlenkt?
Da hat, ihr Brüder, der Mönch darauf Acht, wie die fünf Stücke des Anhangens
entstehen und vergehn:
- So ist die Form, so entsteht sie, so löst sie sich auf;
- so ist das Gefühl, so entsteht es, so löst es sich auf;
- so ist die Wahrnehmung, so entsteht sie, so löst sie sich auf;
- so sind die Unterscheidungen, so entstehen sie, so lösen sie sich auf;
- so ist das Bewußtsein, so entsteht es, so löst es sich auf.
Das, ihr Brüder, ist ein Üben der Einigung, das, geübt und gepflegt, zur
Wahnversiegung hinlenkt.
Vier Unermeßlichkeiten (appamaññā):
- Da strahlt, ihr Brüder, ein Mönch liebevollen Gemütes weilend nach einer
Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der
vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich
wiedererkennend durchstrahlt er die ganze Welt mit liebevollem Gemüte, mit
weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem.
- Erbarmenden Gemütes,
- freudevollen Gemütes,
- unbewegten Gemütes weilend strahlt er nach einer Richtung, dann nach einer
zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und
nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlt er die ganze
Welt mit erbarmendem Gemüte, mit freudevollem Gemüte, mit unbewegtem Gemüte,
mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem.
Viererlei Art ohne Form (āruppā):
- Da kann, ihr Brüder, ein Mönch nach völliger Überwindung der
Formwahrnehmungen, Vernichtung der Gegenwahrnehmungen, Verwerfung der
Vielheitwahrnehmungen in dem Gedanken <Grenzenlos ist der Raum> das Reich des
unbegrenzten Raumes erlangen.
- Nach völliger Überwindung der unbegrenzten Raumsphäre gewinnt er in dem
Gedanken <Grenzenlos ist das Bewußtsein> das Reich des unbegrenzten
Bewußtseins.
- Nach völliger Überwindung der unbegrenzten Bewußtseinsphäre gewinnt er in
dem Gedanken <Nichts ist da> das Reich des Nichtdaseins.
- Nach völliger Überwindung der Nichtdaseinsphäre erreicht er die
Grenzscheide möglicher Wahrnehmung.
Viererlei Stützpunkte (apassenāni): da mag, ihr Brüder,
- ein Mönch eins mit Bedacht pflegen,
- und eins mit Bedacht dulden,
- eins mit Bedacht fliehn, und
- eins mit Bedacht bekämpfen.
Vier heilige Bräuche (ariyavaṃsā):
- da ist, ihr Brüder, ein Mönch zufrieden mit was immer für einem Gewande
und preist das Lob der Zufriedenheit mit jeglichem Gewande, und nicht um des
Gewandes willen läßt er sich ein ungehöriges Ansuchen zuschulden kommen; hat
er nichts zum Gewande erhalten, so wird er nicht verstört, und hat er was zum
Gewande erhalten, so wird er es unverlockt, unverblendet, nicht hingerissen,
das Elend sehend, der Entrinnung eingedenk, benützen: und ob er gleich mit was
immer für einem Gewande zufrieden ist, brüstet er sich darum nicht und
verachtet keinen anderen. Wer sich nun dabei gewitzigt, unnachsichtlich,
klarbewußt, wohlbesonnen bewährt, der wird, ihr Brüder, ein Mönch geheißen,
der am einstigen, voranfänglichen, heiligen Brauche steht.
- Weiter sodann, ihr Brüder, ist der Mönch zufrieden mit was immer für
Almosenbissen und preist das Lob der Zufriedenheit mit jeglichen
Almosenbissen, und nicht um der Almosenbissen willen läßt er sich ein
ungehöriges Ansuchen zuschulden kommen; hat er nichts an Almosenbissen
erhalten, so wird er nicht verstört, und hat er was an Almosenbissen erhalten,
so wird er es unverlockt, unverblendet, nicht hingerissen, das Elend sehend,
der Entrinnung eingedenk, einnehmen: und ob er gleich mit was immer für
Almosenbissen zufrieden ist, brüstet er sich darum nicht und verachtet keinen
anderen. Wer sich nun dabei gewitzigt, unnachsichtlich, klarbewußt,
wohlbesonnen bewährt, der wird, ihr Brüder, ein Mönch geheißen, der am
einstigen, voranfänglichen, heiligen Brauche steht.
- Weiter sodann, ihr Brüder, ist der Mönch zufrieden mit was immer für Sitz
und Lager und preist das Lob der Zufriedenheit mit jeglichem Sitz und Lager,
und nicht um Sitzes und Lagers willen läßt er sich ein ungehöriges Ansuchen
zuschulden kommen; hat er Sitz und Lager nicht erhalten, so wird er nicht
verstört, und hat er Sitz und Lager erhalten, so wird er es unverlockt,
unverblendet, nicht hingerissen, das Elend sehend, der Entrinnung eingedenk,
gebrauchen: und ob er gleich mit was immer für einem Sitz und Lager zufrieden
ist, brüstet er sich darum nicht und verachtet keinen anderen. Wer sich nun
dabei gewitzigt, unnachsichtlich, klarbewußt, wohlbesonnen bewährt, der wird,
ihr Brüder, ein Mönch geheißen, der am einstigen, voranfänglichen, heiligen
Brauche steht.
- Weiter sodann, ihr Brüder, ist der Mönch der Entsagung froh, der Entsagung
freudig beflissen, der Übung froh, der Übung freudig beflissen: und ob er
gleich der Entsagung froh, der Entsagung freudig beflissen, der Übung froh,
der Übung freudig beflissen ist, brüstet er sich darum nicht und verachtet
keinen anderen. Wer sich nun dabei gewitzigt, unnachsichtlich, klarbewußt,
wohlbesonnen bewährt, der wird, ihr Brüder, ein Mönch geheißen, der am
einstigen, voranfänglichen, heiligen Brauche steht.
Vier Arten von Kampf (padhānāni):
- Kampf der Zurückhaltung,
- Kampf der Entsagung,
- Kampf der Übung,
- Kampf der Beherrschung.
1. Was ist aber, ihr Brüder, Kampf der Zurückhaltung?
Hat da, ihr Brüder, der Mönch mit dem Gesicht eine Form erblickt, so faßt er
keine Neigung, faßt keine Absicht. Da Begierde und Mißmut, böse und schlechte
Gedanken gar bald den überwältigen, der unbewachten Gesichtes verweilt,
befleißigt er sich dieser Bewachung, er hütet das Gesicht, er wacht eifrig über
das Gesicht.
Hat er mit dem Gehör einen Ton gehört, hat er mit dem Geruch einen Duft
gerochen, hat er mit dem Geschmack einen Saft geschmeckt, hat er mit dem Getast
eine Tastung getastet, hat er mit dem Gedenken ein Ding erkannt, so faßt er
keine Neigung, faßt keine Absicht. Da Begierde und Mißmut, böse und schlechte
Gedanken gar bald den überwältigen, der unbewachten Gedenkens verweilt,
befleißigt er sich dieser Bewachung, er hütet das Gedenken, er wacht eifrig über
das Gedenken. Das nennt man, ihr Brüder, Kampf der Zurückhaltung.
2. Was ist nun, ihr Brüder, Kampf der Entsagung?
Da gönnt, ihr Brüder, der Mönch einem aufgestiegenen Wunschgedanken keinen
Raum, verleugnet ihn, vertreibt ihn, vertilgt ihn, erstickt ihn im Keime; gönnt
einem aufgestiegenen Haßgedanken, einem aufgestiegenen Wutgedanken keinen Raum,
verleugnet ihn, vertreibt ihn, vertilgt ihn, erstickt ihn im Keime; gönnt diesen
und jenen schlechten, verderblichen Gedanken, die aufsteigen, keinen Raum,
verleugnet sie, vertreibt sie, vertilgt sie, erstickt sie im Keime. Das nennt
man, ihr Brüder, Kampf der Entsagung.
3. Was ist ferner, ihr Brüder, Kampf der Übung?
Da übt, ihr Brüder, der Mönch der Achtsamkeit Erweckung, die abgeschieden
gezeugte, abgelöst gezeugte, ausgerodet gezeugte, die in Endsal übergeht; übt
der Gesetzesergründung Erweckung, der Willenskraft Erweckung, der Verzückung
Erweckung, der Gestilltheit Erweckung, der Sammlung Erweckung, des Gleichmuts
Erweckung, die abgeschieden gezeugte, abgelöst gezeugte, ausgerodet gezeugte,
die in Endsal übergeht. Das nennt man, ihr Brüder, Kampf der Übung.
4. Und was ist, ihr Brüder, Kampf der Beherrschung?
Da mag, ihr Brüder, der Mönch einen zur Einigung förderlichen Eindruck, den
er empfangen hat, bei sich beherrschen, die Vorstellung eines Gerippes, die
Vorstellung wimmelnder Würmer, die Vorstellung blauschwarzer Verwesung, die
Vorstellung eines zerfressenen Leichnams, die Vorstellung aufgedunsener Fäulnis.
Das nennt man, ihr Brüder, Kampf der Beherrschung.
Vier Arten von Kenntnis (ñāṇāni):
- Kenntnis der Satzung,
- Kenntnis der Folgerung,
- Kenntnis des Einzelnen,
- Kenntnis des Allgemeinen.
Noch andere vier Arten von Kenntnis (ñāṇāni):
- Kenntnis vom Leiden,
- Kenntnis von der Entwicklung des Leidens,
- Kenntnis von der Auflösung des Leidens,
- Kenntnis vom Wege zur Auflösung des Leidens (*80).
*[Ausgeführt in der 22. Rede. Der Kampf des Jüngers, der allein durchgekämpft
werden muß, ist im Dhp.165
angedeutet, mit dem Abschluß: Selbst ist man böse oder rein, Kein andrer kann
Erlöser sein.]
Vier Bedingungen zum Stromeintritt (sotāpattiyanga):
- Umgang mit edlen Menschen,
- Hören der edlen Lehre,
- weise Erwägung,
- ein Wandel gemäß der Lehre.
Vier charakteristischen Eigenschaften eines
Stromeingetretenen:
- da ist, ihr Brüder, ein heiliger Jünger beim Erwachten mit begründeter
Zuversicht ausgerüstet, so zwar: <Das ist der Erhabene, Heilige, vollkommen
Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner,
der unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und
Menschen, der Erwachte, der Erhabene>;
- ist bei der Lehre mit begründeter Zuversicht ausgerüstet: <Wohl kundgetan
ist vom Erhabenen die Satzung, die ersichtliche, zeitlose, anregende,
einladende, den Verständigen von selbst verständlich>;
- ist bei der Jüngerschaft mit begründeter Zuversicht ausgerüstet: <Wohl
vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschar, ehrlich vertraut ist beim
Erhabenen die Jüngerschar, recht vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschar,
geziemend vertraut ist beim Erhabenen die Jüngerschar, und zwar vier Paare der
Menschen, nach acht Arten von Menschen: das ist des Erhabenen Jüngerschar, die
Opfer und Spende, Gabe und Gruß verdient, heiligste Stätte der Welt ist>;
- er hat Eigenschaften erworben, wie sie Heiligen lieb sind, ungebrochen,
unverletzt, ungemustert, ungesprenkelt, aus freiem Entschlusse, als von
Verständigen gepriesen, nicht angetastet, zur Vertiefung tauglich.
Vier Früchte des Asketentums (sāmaññaphalāni):
- die Frucht des Stromeintritts,
- die Frucht der Einmalwiederkehr,
- die Frucht der Nichtwiederkehr,
- die Frucht der vollkommenen Heiligkeit.
* [Wer von der Botschaft nichts gehört hat und nichts wissen will, sich
überhaupt ganz und gar nicht darum kümmert, der wird 'bāhiro puthujjanapakkhe
thito' genannt, «außen stehend, auf seiten der gewöhnlichen Leute»,
Samyuttakanikāyo vol. V p. 382 (PTS 397): eine Bezeichnung für die prakrti,
pakati oder den natürlichen, rohen Zustand des Menschen; so daß prākrtas,
naturalis, communis, allgemein, gleichwie rusticus, villanus,
endlich so viel als vilain, gemein bedeutet, un villano en su rincon,
ein Bauer in seinem Winkel. Daher kommt es, daß «gemein, Gemeinheit» schließlich
ein Schimpfwort geworden ist.]
Viererlei Artung (dhātuyo):
- Art der Erde,
- Art des Wassers,
- Art des Feuers,
- Art der Luft.
Viererlei Nahrung (āhārā):
- körperbildende Nahrung, grob oder fein,
- zweitens Berührung (Bewußtseinseindruck -
phassa),
- drittens geistiges Innewerden, (Geistiger Wille - mano-sañcetanā),,
- viertens Bewußtsein (viññāna).
Vier Stützen des Bewußtseins (viññāna-tthiti):
- mittels der Form, ihr Brüder, bestehend besteht das Bewußtsein, an die
Form gehalten, auf die Form gestützt, Genügen suchend gedeiht es auf, reift
empor und entfaltet sich; mittels des Gefühls auch, ihr Brüder, bestehend
besteht das Bewußtsein,
- an das Gefühl gehalten, auf das Gefühl gestützt, Genügen suchend gedeiht
es auf, reift empor und entfaltet sich;
- mittels der Wahrnehmung auch, ihr Brüder, bestehend besteht das
Bewußtsein, an die Wahrnehmung gehalten, auf die Wahrnehmung gestützt, Genügen
suchend gedeiht es auf, reift empor und entfaltet sich;
- mittels der Unterscheidung auch, ihr Brüder, bestehend besteht das
Bewußtsein, an die Unterscheidung gehalten, auf die Unterscheidung gestützt,
Genügen suchend gedeiht es auf, reift empor und entfaltet sich
(*84).
Vier unwegsame Gänge (agati):
- den Gang der Willkür zu gehn,
- den Gang des Hasses zu gehn,
- den Gang der Verblendung zu gehn,
- den Gang der Angst zu gehn
(vergl. die 29. Rede).
Vier Arten wie Durst entsteht (taṇhuppādā):
- wegen des Gewandes, ihr Brüder, entsteht einem Mönche Durst und entwickelt
sich;
- wegen der Almosenbissen auch, ihr Brüder, entsteht einem Mönche Durst und
entwickelt sich;
- wegen Sitzes und Lagers auch, ihr Brüder, entsteht einem Mönche Durst und
entwickelt sich;
- wegen dieser oder wegen jener Sache auch, ihr Brüder, entsteht einem
Mönche Durst und entwickelt sich.
Vier Arten des Vorschreitens (paṭipadā):
- auf einem schmerzlichen Pfade, wo man langsam verstehen lernt;
- auf einem schmerzlichen Pfade, wo man eilends verstehen lernt;
- auf einem fröhlichen Pfade, wo man langsam verstehen lernt;
- auf einem fröhlichen Pfade, wo man eilends verstehen lernt.
[Vergl. die 28. Rede. Siehe auch Bruchstücke der
Reden S. 174: «Was da, ihr Mönche, in der Welt mit ihren Göttern, ihren bösen
und frommen Geistern, mit ihrer Schar von Priestern und Büßern, Göttern und
Menschen als <wohl> betrachtet wird, das eben wird von den Heiligen als
<wehe>, wie es wirklich ist, mit vollkommener Weisheit richtig angesehen: das
ist der eine Anblick. Was da, ihr Mönche, in der Welt mit ihren Göttern, ihren
bösen und frommen Geistern, mit ihrer Schar von Priestern und Büßern, Göttern
und Menschen als <wehe> betrachtet wird, das eben wird von den Heiligen als
<wohl>, wie es wirklich ist, mit vollkommener Weisheit richtig angesehen: das
ist der andere Anblick. Also vollkommen beide Seiten erblickend, ihr Mönche,
mag dem Mönche, unermüdlich in heißem, innigem Ernste beharrend, eins von
beiden zur Reife gedeihen: Gewißheit bei Lebzeiten oder, ist ein Rest Anhaften
da, Nichtwiederkehr.»]
Noch andere vier Arten des Vorschreitens (paṭipadā):
- ungeduldiges Vorgehen,
- geduldiges Vorgehen,
- bezähmendes Vorgehen,
- ausgleichendes Vorgehen.
Vier Pfade der Satzung (dhammapadāni):
- keiner Gier nachgeben ist ein Pfad der Satzung;
- keinen Haß hegen ist ein Pfad der Satzung;
- rechte Einsicht ist ein Pfad der Satzung;
- rechte Vertiefung ist ein Pfad der Satzung* .
* [Vergl. Lieder der Nonnen
v. 275-277. Für
Dhammapadam, der Satzung Pfad, könnte es auch heißen: der Wahrheit Pfad, da
dhammo als Satzung, Recht, Norm gewissermaßen auch zur Wahrheit gehört;
aber für diesen Begriff haben wir eben das bestimmte, selten gebrauchte Wort
saccam, wahr.]
Vier Arten der Lebensführung (dhammasamādānāni):
- es gibt, ihr Brüder, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe sowie
künftiges Wehe bringt;
- es gibt, ihr Brüder, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wehe und
künftiges Wohl bringt;
- es gibt, ihr Brüder, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl und
künftiges Wehe bringt; und
- es gibt, ihr Brüder, eine Lebensführung, die gegenwärtiges Wohl sowie
künftiges Wohl bringt.
(die Ausführung hierzu gibt M.45).
Vier Stücke der Satzung (dhammakkhandhā):
- ein Stück Tugend,
- ein Stück Vertiefung,
- ein Stück Weisheit,
- ein Stück Erlösung.
Vier Vermögen (balāni):
- Vermögen an Kraft,
- Vermögen an Einsicht,
- Vermögen an Vertiefung,
- Vermögen an Weisheit.
Vier Belehnungen (adhiṭṭhānāni):
- Belehnung mit Weisheit,
- Belehnung mit Wahrheit,
- Belehnung mit Entsagung,
- Belehnung mit Beruhigung.
Viererlei Art auf Fragen zu antworten (pañhabyākaraṇāni):
- man kann eine Frage schlechthin beantworten,
- kann sie ausführlich beantworten,
- kann sie durch Rede und Gegenrede beantworten, und
- man kann eine Frage abweisen.
Viererlei Tat (kammāni):
- es gibt, ihr Brüder, dunkle Tat mit dunkler Folge;
- es gibt, ihr Brüder, lichte Tat mit lichter Folge;
- es gibt, ihr Brüder, dunkel-lichte Tat mit dunkel-lichter Folge;
- es gibt, ihr Brüder, weder dunkle noch lichte Tat mit weder dunkler noch
lichter Folge, die zur Tatenversiegung führt (*87).
Vier zu verwirklichende Dinge (sacchikaraṇīyā dhammā):
- frühere Daseinsform ist in der Erinnerung zu verwirklichen;
- der Wesen Schwinden und Erscheinen zu sehn ist mit dem Auge zu
verwirklichen;
- die acht Freiungen (vimokha)
sind leibhaftig zu verwirklichen;
- die Wahnversiegung ist durch Weisheit zu verwirklichen.
Viererlei Wogen (oghā):
- Woge der Lust,
- Woge des Daseins,
- Woge der Ansichten,
- Woge des Nichtwissens (*88).
Viererlei Joche (yogā):
- Joch der Lust,
- Joch des Daseins,
- Joch der Ansichten,
- Joch des Nichtwissens.
Viererlei Entjochung (visaññogā):
- Entjochung von Lust,
- Entjochung von Dasein,
- Entjochung von Ansichten,
- Entjochung von Nichtwissen.
Viererlei Verstrickungen (ganthā):
- Begier ist eine Verstrickung des Körpers,
- Haß ist eine Verstrickung des Körpers,
- sich klammern an Regeln und Riten ist eine Verstrickung des Körpers,
- nur eine Wahrheit behaupten wollen ist eine Verstrickung des Körpers*.
* [Der Asket Gotamo, im Gegensatz zu den meisten, gewöhnlichen Asketen und
Priestern, will nie und nirgends seine Wahrheit, die ihm geworden ist, jemandem
aufdrängen oder empfehlen, er meidet alles Behaupten. Er ist der ekasacco,
der das eine was nötig ist weiß: gegenüber dem, der vielerlei Wahrheit weiß, dem
bahusacco, und dem paccekasacco, dem, der allerhand einzeln
gültige Wahrheiten weiß.]
Viererlei Anhangen (upādānāni):
- Hangen an Lust,
- Hangen an Ansicht,
- Hangen an Tugendwerk,
- Hangen an Selbstbehauptung.
Viererlei Schoße (yoniyo):
- der Schoß des Eies,
- der Schoß des Leibes,
- der Schoß der Gärung,
- der Schoß der Erscheinung (*91).
Vier Arten der Empfängnis (gabbhāvakkantiyo):
- Da kommt einer, ihr Brüder, unbewußt in den Schoß der Mutter herab,
unbewußt bleibt er im Schoße der Mutter, unbewußt kehrt er aus dem Schoße der
Mutter hervor; das ist die erste Art der Empfängnis.
- Weiter sodann, ihr Brüder: da kommt einer bewußt in den Schoß der Mutter
herab, unbewußt bleibt er im Schoße der Mutter, unbewußt kehrt er aus dem
Schoße der Mutter hervor; das ist die zweite Art der Empfängnis.
- Weiter sodann, ihr Brüder: da kommt einer bewußt in den Schoß der Mutter
herab, bewußt bleibt er im Schoße der Mutter, unbewußt kehrt er aus dem Schoße
der Mutter hervor; das ist die dritte Art der Empfängnis.
- Weiter sodann, ihr Brüder: da kommt einer bewußt in den Schoß der Mutter
herab, bewußt bleibt er im Schoße der Mutter, bewußt kehrt er aus dem Schoße
der Mutter hervor; das ist die vierte Art der Empfängnis.
Vier Arten der Selbstentwicklung (attabhāvapaṭilābhā):
- es gibt, ihr Brüder, eine Selbstentwicklung, bei der man nur zum eigenen
Verständnisse wandelt, nicht zum Verständnisse anderer;
- es gibt, ihr Brüder, eine Selbstentwicklung, bei der man nur zum
Verständnisse anderer wandelt, nicht zum eigenen Verständnisse;
- es gibt, ihr Brüder, eine Selbstentwicklung, bei der man sowohl zum
eigenen Verständnisse wandelt als auch zum Verständnisse anderer;
- es gibt, ihr Brüder, eine Selbstentwicklung, bei der man weder zum eigenen
Verständnisse wandelt noch zum Verständnisse anderer.
Vier Arten von Lauterkeit bei Spenden (dakkhiṇāvisuddhiyo):
- es gibt, ihr Brüder, eine Spende, wobei der Geber geläutert wird, nicht
der Empfänger;
- es gibt, ihr Brüder, eine Spende, wobei der Empfänger geläutert wird,
nicht der Geber;
- es gibt, ihr Brüder, eine Spende, wobei weder der Geber geläutert wird
noch der Empfänger;
- es gibt, ihr Brüder, eine Spende, wobei sowohl der Geber geläutert wird
als auch der Empfänger.
Vier Arten von Begütigung (saṅgahavatthūni):
- Gaben,
- liebreiche Worte,
- rüstige Förderung,
- die anderen als wie sich selbst betrachten.
Viererlei unheiliges Betragen (anariyavohārā):
- Lüge reden,
- hinterrücks ausrichten,
- barsche Worte sagen,
- plappern und plaudern.
Viererlei heiliges Betragen (ariyavohārā):
- Lüge vermeiden,
- nicht hinterrücks ausrichten,
- keine barschen Worte gebrauchen,
- kein Plappern und Plaudern.
Noch anderes unheiliges Betragen von viererlei Art (anariyavohārā):
- Nichtgesehnes als gesehn bekennen,
- Nichtgehörtes als gehört bekennen,
- Nichtgedachtes als gedacht bekennen,
- Nichtgekanntes als gekannt bekennen.
Noch anderes heiliges Betragen von viererlei Art (ariyavohārā):
- Nichtgesehnes als nichtgesehn bekennen,
- Nichtgehörtes als nichtgehört bekennen,
- Nichtgedachtes als nichtgedacht bekennen,
- Nichtgekanntes als nichtgekannt bekennen.
Noch anderes unheiliges Betragen von viererlei Art (anariyavohārā):
- Gesehnes als nichtgesehn bekennen,
- Gehörtes als nichtgehört bekennen,
- Gedachtes als nichtgedacht bekennen,
- Gekanntes als nichtgekannt bekennen.
Noch anderes heiliges Betragen von viererlei Art (ariyavohārā):
- Gesehnes als gesehn bekennen,
- Gehörtes als gehört bekennen,
- Gedachtes als gedacht bekennen,
- Gekanntes als gekannt bekennen.
Vier Arten von Menschen (puggalā):
- da ist, ihr Brüder, einer ein Selbstquäler, ist der Übung der Selbstqual
eifrig ergeben;
- da ist, ihr Brüder, einer ein Nächstenquäler, ist der Übung der
Nächstenqual eifrig ergeben;
- da ist, ihr Brüder, einer ein Selbstquäler, ist der Übung der Selbstqual
eifrig ergeben, und er ist ein Nächstenquäler, ist der Übung der Nächstenqual
eifrig ergeben;
- da ist, ihr Brüder, einer weder ein Selbstquäler, ist nicht der Übung der
Selbstqual eifrig ergeben, noch ist er ein Nächstenquäler, ist nicht der Übung
der Nächstenqual eifrig ergeben: ohne Selbstqual, ohne Nächstenqual ist er
schon bei Lebzeiten ausgeglüht, erloschen, kühl geworden, fühlt sich wohl,
heilig geworden im Herzen.
Noch andere vier Arten von Menschen (puggalā):
- da ist, ihr Brüder, einer sich selber zum Wohle beflissen, nicht anderen
zum Wohle;
- da ist, ihr Brüder, einer anderen zum Wohle beflissen, nicht sich selber
zum Wohle;
- da ist, ihr Brüder, einer weder sich selber zum Wohle beflissen noch
anderen zum Wohle;
- da ist, ihr Brüder, einer sich selber zum Wohle beflissen und auch anderen
zum Wohle.
Noch andere vier Arten von Menschen (puggalā):
- der Finstere, der zur Finsternis strebt;
- der Finstere, der zum Lichte strebt;
- der Lichte, der zur Finsternis strebt;
- der Lichte, der zum Lichte strebt.
Noch andere vier Arten von Menschen (puggalā):
- der Asket, rüstig wie ein Krieger;
- der Asket, reich wie eine rote Lotusrose;
- der Asket, rein wie eine weiße Lotusrose;
- der Asket, bei den Asketen zart in sich gekehrt (*92).
-
Das sind, ihr Brüder, vier Dinge, die von Ihm, dem Erhabenen, dem Kenner, dem
Seher, dem Heiligen, vollkommen Erwachten genau erklärt worden sind, wobei wir
eben alle übereinkommen können und nichts zu verändern brauchen, auf daß dieses
Asketentum seinen Lauf nehmen, lange bestehen kann, daß es eben vielen zum
Wohle, vielen zum Heile sei, aus Erbarmen zur Welt, zum Nutzen, Wohle und Heile
für Götter und Menschen.