Majjhima Nikaya, Mittlere Sammlung
M. 145. (XV,3) Punnovāda Sutta (Punno) - (Pali
Version)
DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene
bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapindikos.
Da nun begab sich der ehrwürdige Punno gegen Abend,
nach Aufhebung der Gedenkensruhe, dorthin wo der Erhabene weilte, begrüßte den
Erhabenen ehrerbietig und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprach
nun der ehrwürdige Punno zum Erhabenen also:
"Huldreich, o Herr, möge mir der Erhabene in der Kürze
eine Anleitung geben, daß ich, vom Erhabenen recht gewiesen, einsam,
abgesondert, unermüdlich, in heißem, innigem Ernste weilen kann."
"Wohlan denn, Punno, so höre und achte wohl auf meine
Rede."
"Gewiß, o Herr!" sagte da der ehrwürdige Punno
aufmerksam zum Erhabenen. Der Erhabene sprach also:
- "Es gibt, Punno, durch das Auge ins Bewußtsein
tretende Formen, ersehnte, geliebte, entzückende, angenehme, dem Begehren
entsprechende, reizende; wenn des Mönch diesen in Liebe und Freude und Neigung
zugekehrt ist, geht ihm, während er diesen in Liebe und Freude und Neigung
sich zukehrt, Lust auf; ist Lust aufgegangen geht Leid auf: das, Punno, sage
ich.
- Es gibt, Punno, durch das Gehör ins Bewußtsein
tretende Töne, durch den Geruch ins Bewußtsein tretende Düfte, durch den
Geschmack ins Bewußtsein tretende Säfte, durch das Getast ins Bewußtsein
tretende Tastungen, durch das Gedenken ins Bewußtsein tretende Dinge,
ersehnte, geliebte, entzückende, angenehme, dem Begehren entsprechende,
reizende; wenn der Mönch diesen in Liebe und Freude und Neigung zugekehrt ist,
geht ihm, während er diesen in Liebe und Freude und Neigung sich zukehrt, Lust
auf; ist Lust aufgegangen geht Leid auf: das, Punno, sage ich. -
- Es gibt, Punno, durch das Auge ins Bewußtsein
tretende Formen, ersehnte, geliebte, entzückende, angenehme, dem Begehren
entsprechende, reizende; wenn der Mönch diesen in keiner Liebe, keiner Freude,
keiner Neigung zugekehrt ist, geht ihm, während er diesen in keiner Liebe,
keiner Freude, keiner Neigung sich zukehrt, Lust unter; ist Lust untergegangen
geht Leid unter: das, Punno, sage ich.
- Es gibt, Punno, durch das Gehör ins Bewußtsein
tretende Töne, durch den Geruch ins Bewußtsein tretende Düfte, durch den
Geschmack ins Bewußtsein tretende Säfte, durch das Getast ins Bewußtsein
tretende Tastungen, durch das Gedenken ins Bewußtsein tretende Dinge,
ersehnte, geliebte, entzückende, angenehme, dem Begehren entsprechende,
reizende; wenn der Mönch diesen in keiner Liebe, keiner Freude, keiner Neigung
zugekehrt ist, geht ihm, während er diesen in keiner Liebe, keiner Freude,
keiner Neigung sich zukehrt, Lust unter; ist Lust untergegangen geht Leid
unter: das, Punno, sage ich. -
So hab' ich nun, Punno, dir in der Kürze eine Anleitung
gegeben. In was für einem Lande wirst du weilen?"
"Da ich, o Herr, vom Erhabenen in der Kürze eine solche
Anleitung erhalten, werde ich mich nach dem Lande der westlichen Suner, wie man
sie nennt, begeben und dort weilen."
"Ein wildes Volk, Punno, sind die westlichen Suner, ein
rohes Volk, Punno, sind die westlichen Suner. Wenn dich, Punno, die westlichen
Suner schelten und beschimpfen werden, wie wird dir dann, Punno, zumute sein?"
- "Wenn mich, o Herr, die westlichen Suner schelten
und beschimpfen werden, dann wird mir also zumute sein: 'Wie gnädig sind doch
diese westlichen Suner, wie so gnädig sind doch diese westlichen Suner, daß
sie mich nicht mit Fäusten schlagen.' Also wird mir da, Erhabener, zumute
sein, also wird mir da, Willkommener, zumute sein."
"Wenn dich aber, Punno, die westlichen Suner mit
Fäusten schlagen werden, wie wird dir wohl dann, Punno, zumute sein?"
- "Wenn mich, o Herr, die westlichen Suner mit Fäusten
schlagen werden, dann wird mir also zumute sein: 'Wie gnädig sind doch diese
westlichen Suner, wie so gnädig sind doch diese westlichen Suner, daß sie mich
nicht mit Steinen werfen.' Also wird mir da, Erhabener, zumute sein, also wird
mir da, Willkommener, zumute sein."
"Wenn dich aber, Punno, die westlichen Suner mit
Steinen werfen werden, wie wird dir wohl dann, Punno, zumute sein?"
- "Wenn mich, o Herr, die westlichen Suner mit Steinen
werfen werden, dann wird mir also zumute sein: 'Wie gnädig sind doch diese
westlichen Suner, wie so gnädig sind doch diese westlichen Suner, daß sie mich
nicht mit Stöcken prügeln.' Also wird mir da, Erhabener, zumute sein, also
wird mir da, Willkommener, zumute sein."
"Wenn dich aber, Punno, die westlichen Suner mit
Stöcken prügeln werden, wie wird dir wohl dann, Punno, zumute sein?"
- "Wenn mich, o Herr, die westlichen Suner mit Stöcken
prügeln werden, dann wird mir also zumute sein: 'Wie gnädig sind doch diese
westlichen Suner, wie so gnädig sind doch diese westlichen Suner, daß sie mich
nicht mit Säbeln treffen.' Also wird mir da, Erhabener, zumute sein, also wird
mir da, Willkommener, zumute sein."
"Wenn dich aber, Punno, die westlichen Suner mit Säbeln
treffen werden, wie wird dir wohl dann, Punno, zumute sein?"
- "Wenn mich, o Herr, die westlichen Suner mit Säbeln
treffen werden, dann wird mir also zumute sein: 'Wie gnädig sind doch diese
westlichen Suner, wie so gnädig sind doch diese westlichen Suner, daß sie mich
nicht mit Säbelhieben umbringen.' Also wird mir da, Erhabener, zumute sein,
also wird mir da, Willkommener, zumute sein."
"Wenn dich aber, Punno, die westlichen Suner mit
Säbelhieben umbringen werden, wie wird dir wohl dann, Punno, zumute sein?"
- "Wenn mich, o Herr, die westlichen Suner mit
Säbelhieben umbringen werden, dann wird mir also zumute sein: 'Es gibt Jünger
des Erhabenen, die Leib und Leben verabscheuen und verachten, tödliche Waffe
zu finden suchen: die hab' ich nun, diese tödliche Waffe, und ohne sie zu
suchen, gefunden.' Also wird mir da, Erhabener, zumute sein, also wird mir da,
Willkommener, zumute sein."
"Recht so, recht so, Punno. Imstande sein wirst du,
Punno, mit so milder Geduld begabt, im Lande der westlichen Suner zu weilen. Wie
es dir nun, Punno, belieben mag."
Und der ehrwürdige Punno, durch des Erhabenen Rede
erfreut und befriedigt, stand von seinem Sitze auf, begrüßte den Erhabenen
ehrerbietig, ging rechts herum, räumte sein Lager zusammen, nahm Mantel und
Almosenschale und zog hinweg, dem Lande der westlichen Suner entgegen. Von Ort
zu Ort weiter wandernd kam er allmählich hin.
Da war denn nun der ehrwürdige Punno im Lande der
westlichen Suner gesiedelt. Und der ehrwürdige Punno hatte da schon während der
Regenzeit gegen fünfhundert Anhänger zu gewinnen vermocht, hatte da schon
während der Regenzeit gegen fünfhundert Anhängerinnen zu gewinnen vermocht,
hatte da schon während der Regenzeit das dreifache Wissen sich offenbar gemacht.
Und der ehrwürdige Punno war nach einiger Zeit vom Wahne erloschen.
Aber gar manche Mönche begaben sich nun zum Erhabenen
hin, begrüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich seitwärts nieder.
Seitwärts sitzend sprachen sie zum Erhabenen also:
"Der da, o Herr, Punno genannt war, der edle Sohn, dem
der Erhabene in der Kürze eine Anleitung gegeben hatte, der ist gestorben. Wo
ist er jetzt, was ist aus ihm geworden?"
"Weise, ihr Mönche, ist Punno der edle Sohn gewesen,
nachgefolgt ist er der Lehre gelehrig, und nicht hat er an meiner Belehrung
Anstoß genommen. Vom Wahne erloschen, ihr Mönche, ist Punno der edle Sohn."
Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene
Mönche über das Wort des Erhabenen.