Mahāvagga I.07-14

MV.I.07 - Die Aufnahme Yasos  - 7. Pabbajjākathā

Zu jener Zeit lebte in Benares ein wohlerzogener Sohn aus guter Familie, Sohn eines Kaufmannes, mit Namen Yasa, der hatte drei Paläste, einen für den Frühling, einen für den Sommer, und einen für die Regenzeit. Vier Monate wurde er in seinem Regenpalast mit Musik von Frauen unterhalten, und er stieg nicht vom Palast herunter. Yasa, der Sohn aus gutem Hause, von den fünf Sinnesgenüssen umgeben, gefesselt, unterhaltend, fiel zuerst in den Schlaf, die Dienerinnen fielen danach in den Schlaf und die Öllampe brannte die ganze Nacht. (1)

 

 Dann sah Yasa, der Sohn aus gutem Hause, nachdem er zuerst aufgestanden war, seine eigenen Dienerinnen schlafend; eine hatte eine Laute in der Achselhöhle, eine eine kleine Trommel am Hals, eine hatte eine kleine Trommel in der Achselhöhle, eine das Haar verworren, eine war mit Speichel überzogen, sprechend im Schlaf, es schien ihm wie ein Friedhof. Nachdem er dieses gesehen hatte, kam ihm das Elend auf. Überdruss entstand in seiner Gemütsverfassung (= citta). Da sagte Yasa, der Sohn aus gutem Hause, folgenden Ausspruch: "Das ist belastend, das ist plagend." (2)

 

 Es ging Yasa, der Sohn aus gutem Hause, nachdem er die goldenen Sandalen angezogen hatte, zur Haustür. Nichtmenschliche Wesen öffneten die Tür: Möge für Yasa, den Sohn aus gutem Hause, nicht irgendeine Gefahr sein, um vom Hausleben in die Hauslosigkeit einzutreten. Dann kam Yasa, der Sohn aus gutem Hause, zum Stadttor. Nichtmenschliche Wesen öffneten das Tor: Möge für Yasa, den Sohn aus gutem Hause, nicht irgendeine Gefahr sein, um vom Hausleben in die Hauslosigkeit einzutreten. Dann kam Yasa, der Sohn aus gutem Hause, zum Gazellenhain in Isipatana. (3)

 

 Zu jener Zeit, im letzten Abschnitt der Nacht, ging der Erhabene, nachdem er aufgestanden war, im Freien auf und ab. Der Erhabene sah Yasa, den Sohn aus gutem Hause, aus der Ferne kommen. Nachdem er ihn gesehen hatte, beendete er das Auf- und Abgehen und setzte sich auf den vorbereiteten Sitz. Da sagte Yasa, der Sohn aus gutem Hause, zum Erhabenen gekommen, folgendes: "Das ist belastend, das ist plagend." Es sagte der Erhabene Yasa, dem Sohn aus gutem Haus folgendes: "Dieses ist nicht belastend, dieses ist nicht plagend. Komm Yasa, setze dich, ich werde dir die Lehre verkünden." (4)

 

 Da dachte Yasa, der Sohn aus gutem Hause, freudig und begeistert: "Dies ist nicht belastend, dies ist nicht plagend", zog seine goldenen Sandalen aus und ging zum Erhabenen. Dort angekommen, den Erhabenen verehrt habend, setzte er sich beiseite nieder. Dem beiseite sitzenden Yasa, dem Sohn aus gutem Hause, gab der Erhabene eine einführende Rede in folgender Weise: Er sprach über das Geben, die Sittlichkeit, den Himmel, das Elend, die Nichtigkeit und die Verderbtheit der Sinnesgenüsse, die Vorteile des Verzichtes. (5)

 

 Als der Erhabene wußte, daß Yasa, der Sohn aus gutem Hause, in seiner Gemütsverfassung zugänglich, sanft, unvoreingenommen, froh, hell war, da hat er (der Erhabene) dies verkündet, nämlich die zusammengefaßte (eine weitere Möglichkeit der Übersetzung: die von den Buddhas selbst gefundene Lehre) Lehre der Buddhas, nämlich vom Leid, seiner Entstehung, seiner Überwindung, den Weg dazu. Genauso, wie ein sauberer fleckenloser Stoff gut Farbe annehmen würde, so ging dem Yasa, dem Sohn aus gutem Hause, dort auf dem Sitz das reine, klare Auge der Wahrheit auf: Wenn irgendwas als seine Eigenschaft das Entstehen hat, alles das hat als seine Eigenschaft das Vergehen. (6)

 

 Dann, als die Mutter des Yasa, des Sohnes aus gutem Hause, zum Palast heraufgestiegen war, sah sie ihren Sohn nicht und ging zum Kaufmann und Hausherrn (Vater). Dort sagte (sie) dem Kaufmann und Hausherrn folgendes: "Dein Sohn, Hausherr, ist nicht zu sehen." Da ging der Kaufmann und Hausherr, nachdem er reitende Boten in die vier Himmelsrichtungen geschickt hatte, selber zum Gazellenhain. Der Kaufmann und Hausherr sah die Fußspuren der goldenen Sandalen und folgte ihnen. (7)

 

 Der Erhabene sah den Kaufmann und Hausherrn aus der Ferne näherkommen. Das gesehen, kam dem Erhabenen folgender Gedanke: So laß mich nun übernatürliche Kraft ausüben, auf daß der Kaufmann und Hausherr hier sitzend den hier sitzenden Yasa, den Sohn aus gutem Hause, nicht sehen kann. Da übte der Erhabene die übernatürliche Kraft aus. (8)

 

 Es näherte sich der Kaufmann und Hausherr dem Erhabenen; nachdem er sich genähert hatte, sagte er dem Erhabenen folgendes: "Sah der ehrwürdige Erhabene nicht Yasa, den Sohn aus gutem Hause?" - "Also, Hausvater, setze dich hin; sicherlich als hier Sitzender magst du den hier sitzenden Yasa, den Sohn aus gutem Hause, sehen." Da dachte der Kaufmann und Hausherr: Als hier Sitzender mag ich den hier sitzenden Yasa, den Sohn aus gutem Hause, sehen, und froh und freudig den Erhabenen verehrt habend, setzte er sich beiseite hin. (9)

 

 Zu dem beiseite sitzenden Kaufmann und Hausherrn gab der Erhabene eine einführende Rede in folgender Weise: Er sprach über das Geben, die Sittlichkeit, den Himmel, das Elend, die Nichtigkeit und die Verderbtheit der Sinnesgenüsse, die Vorteile des Verzichtes. Als der Erhabene wußte, daß der Kaufmann und Hausherr in der Gemütsverfassung zugänglich, sanft, unvoreingenommen, froh, hell war, da hat er dies verkündigt, nämlich die zusammen gefaßte Lehre der Buddhas, nämlich vom Leid, seiner Entstehung, seiner Überwindung, den Weg dazu.  Genauso, wie ein sauberer fleckenloser Stoff gut Farbe annehmen würde, so ging dem Kaufmann und Hausherrn dort auf dem Sitz das reine klare Auge der Wahrheit auf: Wenn irgendwas als seine Eigenschaft das Entstehen hat, alles das hat als seine Eigenschaft das Vergehen. "Sehr, sehr gut, Verehrungswürdiger, wie wenn (man) etwas Umgedrehtes richtig hinstellen würde oder etwas Verdecktes aufdecken würde oder einem Verirrten den Weg zeigen würde oder wie wenn man in der Dunkelheit eine Öllampe hinhalten würde, damit, wer Augen hat, die Gestalten sieht, genauso hat der Erhabene auf verschiedene Weise die Lehre verkündet. Ich, Erhabener, nehme meine Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre als auch zum Mönchssangha, der Erhabene möge mich als Laienanhänger annehmen, der von heute an für das ganze Leben seine Zuflucht genommen hat." Zum ersten Male in der Welt war ein Laienanhänger mit dreifacher Zuflucht. (10)

 

 Die Gemütsverfassung von Yasa, dem Sohn aus gutem Hause, wurde frei von den Beeinflussungen ohne zu ergreifen, als seinem Vater die Lehre verkündet wurde, denn dabei reflektierte er (seinen eigenen) Bewußtseinszustand, wie er ihn gesehen und verstanden hatte. Da kam dem Erhabenen folgender Gedanke: Die Gemütsverfassung von Yasa, dem Sohn aus gutem Hause, wurde frei von den Beeinflussungen ohne zu ergreifen, als seinem Vater die Lehre verkündet wurde, denn dabei reflektierte er (seinen eigenen) Bewußtseinszustand, wie er ihn gesehen und verstanden hatte. Nicht fähig ist Yasa, der Sohn aus gutem Hause, zum Niedrigen zurückzukehren, die Sinnesgenüsse zu genießen wie vorher als Häuslicher. So laß mich nun jene übernatürliche Kraft rückgängig machen. Da machte der Erhabene die übernatürliche Kraft rückgängig. (11)

 

 Da sah der Kaufmann und Hausherr den Yasa, den Sohn aus gutem Hause, sitzen; (ihn) gesehen habend sagte er Yasa, dem Sohn aus gutem Hause, folgendes: "Deine Mutter, lieber Sohn Yasa, ist traurig geworden und klagt; gib der Mutter das Leben zurück." (12)

 

 Da sah Yasa, der Sohn aus gutem Hause, zum Erhabenen auf. Es sagte der Erhabene dem Kaufmann und Hausherrn folgendes: "Was meinst du Hausherr? Yasas Wissen und Ansicht sind das eines Formbaren (Trainierbaren). Er sah die Wahrheit wie du. Als er (seinen) Bewußtseinszustand reflektierte, wie er ihn gesehen und verstanden hatte, wurde seine Gemütsverfassung (citta) frei von den Beeinflussungen ohne zu ergreifen. Ist Yasa, Hausherr, jetzt fähig zum Niedrigen zurückzukehren, die Sinnesgenüsse zu genießen wie vorher als Häuslicher?" - "Nein, ist er nicht, Erhabener." - "Yasas Wissen und Ansicht, Hausherr, ist das eines Formbaren, er sah die Wahrheit wie du. Als er (seinen) Bewußtseinszustand reflektierte, wie er ihn gesehen und verstanden hatte, wurde seine Gemütsverfassung frei von den Beeinflussungen ohne zu ergreifen. Nicht fähig ist Yasa, der Sohn aus gutem Hause, zum Niedrigen zurückzukehren, die Sinnesgenüsse zu genießen wie vorher als Häuslicher." (13).

 

 "Das ist ein Vorteil für Yasa den Sohn aus gutem Hause, Erhabener, das ist ein Gewinn für Yasa den Sohn aus gutem Hause, Erhabener, denn die Gemütsverfassung des Yasa, des Sohnes aus gutem Hause, wurde frei von den Beeinflussungen ohne zu ergreifen. Möge der Erhabene das heutige Mahl annehmen mit Yasa als seinem Begleiter." Durch Schweigen gab der Erhabene seine Zustimmung. Dann, als der Kaufmann und Hausherr wußte, daß der Erhabene (das Essen) annahm, stand er vom Sitz auf, verehrte den Erhabenen, ging rechts herum und ging fort. (14)

 

 Kurz nach dem Gehen des Kaufmannes und Hausherrn sagte Yasa, der Sohn aus gutem Hause, dem Erhabenen folgendes: "Bei dem Erhabenen möchte ich die Ordination nehmen, möchte ich die Vollordination nehmen." - "Komm her, oh Mönch," sagte der Erhabene "gut dargelegt ist die Lehre, wandele den Reinheitswandel um das gesamte Leid zu beenden." Das war für den ehrwürdigen (Yasa) die Vollordination. Zu jener Zeit gab es sieben Heilige in der Welt. (15)

 

Die Ordination des Yasa ist zu Ende. //7//


MV.I.08 -  Im Hause Yasos

 

 Dann ging der Erhabene am Morgen, nachdem er sich angekleidet hatte, die Almosenschale und die Robe genommen hatte, in Begleitung des ehrwürdigen Yasa zum Hause des Kaufmannes und Hausherrn. Dort angekommen setzte er sich auf den vorbereiteten Sitz. Es kamen die Mutter des ehrwürdigen Yasa und seine ehemalige Frau zum Erhabenen, grüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzen sich beiseite nieder. (1)

 

 Ihnen gab der Erhabene eine einführende Lehre in folgender Weise: er sprach über das Geben, die Sittlichkeit, den Himmel, das Elend und die Nichtigkeit und die Verderbtheit der Sinnesgenüsse, die Vorteile des Verzichtes. Als der Erhabene wußte, daß sie in der Gemütsverfassung zugänglich, sanft, unvoreingenommen, froh, hell waren, da hat (der Erhabene) diese verkündet, welches ist die zusammen gefaßte Lehre der Buddhas, nämlich das Leid, seine Entstehung, seine Überwindung und den Weg dazu. Genauso, wie ein sauberer fleckenloser Stoff gut Farbe annehmen würde, so ging ihnen dort auf dem Sitz das reine, klare Auge der Wahrheit auf: Wenn irgend etwas als eine Eigenschaft das Entstehen hat, alles das hat als seine Eigenschaft das Vergehen. (2)

 

 Dann, nachdem sie die Wahrheit gesehen, die Wahrheit erlangt, die Wahrheit verstanden, die Wahrheit durchdrungen, den Zweifel überwunden, die Ungewißheit beseitigt, die vollkommene Zuversicht aus eigener Kraft in der Lehre erlangt hatten, sagten sie folgendes: "Sehr, sehr gut, Verehrungswürdiger, wie wenn (man) etwas Umgedrehtes richtig hinstellen würde oder etwas Verdecktes aufdecken würde oder einem Verirrten den Weg zeigen würde oder wie wenn man in der Dunkelheit eine Öllampe hinhalten würde, damit, wer Augen hat, die Gestalten sieht, genauso hat der Erhabene auf verschiedene Weise die Lehre verkündet. Wir, Erhabener, nehmen unsere Zuflucht zum Erhabenen, zur Lehre wie auch zum Mönchssangha, der Erhabene möge uns als Laienanhängerinnen annehmen, die von heute an für das ganze Leben ihre Zuflucht genommen haben. Zum ersten Male in der Welt waren Laienanhängerinnen mit dreifacher Zuflucht. (3)

 

 Dann bewirteten und bedienten die Mutter, der Vater und die ehemalige Frau des ehrwürdigen Yasa eigenhändig den Erhabenen und den ehrwürdigen Yasa mit vorzüglicher fester und weicher Speise. Als der Erhabene gegessen und die Hand von der Almosenschale zurückgezogen hatte, setzten sie sich beiseite nieder. Dann, nachdem der Erhabene die Mutter, den Vater und die ehemalige Frau des Yasa durch eine Lehrrede veranlaßt hatte  zu verstehen, aufzunehmen, davon motiviert zu sein, sich daran zu erfreuen, stand er vom Sitz auf und ging fort. (4) //8//


MV.I.09 - Die Aufnahme der vier Freunde Yasos

 

 Vier Laienfreunde des ehrwürdigen Yasa, Söhne aus großen und kleinen Kaufmannsfamilien von Benares, namens Vimala, Subāhu, Punnaji, Gavampati, hörten: Yasa, der Sohn aus gutem Haus, hat Haar und Bart geschoren, die gelbbraune Robe angelegt, ist vom Haus in die Hauslosigkeit gegangen. Nachdem sie dies gehört hatten, fiel ihnen folgendes ein: Sicherlich ist dies keine geringe Lehre und Zucht, das ist kein geringes Asketentum worin Yasa, der Sohn aus gutem Hause, Haar und Bart geschoren, die gelbbraune Robe angelegt, vom Haus in die Hauslosigkeit gegangen ist. (1)

 

 Jene vier Leute gingen zum ehrwürdigen Yasa, dort verehrten sie den ehrwürdigen Yasa und standen beiseite. Der ehrwürdige Yasa ging die vier Laienfreunde mitnehmend zum Erhabenen. Dort verehrten sie den Erhabenen und setzten sich beiseite nieder. Beiseite sitzend sagte der ehrwürdige Yasa dem Erhabenen folgendes: "Dieses, Verehrungswürdiger, sind meine vier Laienfreunde aus Benares, die Söhne großer und kleiner Kaufmannsfamilien namens Vimala, Subāhu, Punnaji, Gavampati, diese vier möge der Erhabene beraten und belehren." (2)

 

 Ihnen gab der Erhabene eine einführende Lehre in folgender Weise: Er sprach über das Geben, die Sittlichkeit, den Himmel, das Elend und die Nichtigkeit und die Verderbtheit der Sinnesgenüsse, die Vorteile des Verzichtes. Als der Erhabene wußte, daß sie in der Gemütsverfassung zugänglich, sanft, unvoreingenommen, froh, hell waren, da hat er dies verkündet, nämlich die zusammengefaßte Lehre der Buddhas, nämlich vom Leid, seiner Entstehung, seiner Überwindung, den Weg dazu.  Genauso, wie ein sauberer fleckenloser Stoff gut Farbe annehmen würde, so ging ihnen dort auf dem Sitz das reine klare Auge der Wahrheit auf: Wenn irgendwas als seine Eigenschaft das Entstehen hat, alles das hat als seine Eigenschaft das Vergehen. (3)

 

 Dann sagten sie, nachdem sie die Wahrheit gesehen, die Wahrheit erlangt, die Wahrheit verstanden, die Wahrheit durchdrungen, den Zweifel überwunden, die Ungewißheit beseitigt, die vollkommene Zuversicht aus eigener Kraft in der Lehre erlangt hatten, folgendes: "Die Ordination beim Erhabenen möchten wir nehmen, wir möchten auch die Vollordination nehmen." - "Kommt her Mönche," sagte der Erhabene "gut dargelegt ist die Lehre, wandelt den Reinheitswandel, um alles Leid zu beenden." Das war die Vollordination der Ehrwürdigen. Dann beriet und belehrte der Erhabene jene Mönche durch eine Lehrrede. Als der Erhabene sie durch eine Lehrrede beriet und belehrte, wurden ihre Gemütsverfassungen frei von den Beeinflussungen ohne zu ergreifen. Zu jener Zeit gab es elf Heilige in der Welt. (4)

 

Ende der Ordination von vier Laien. //9//


MV.I.10 - Die Aufnahme von 50 weiteren Freunden

 

 Da hörten fünfzig Laienfreunde, Söhne von ersten Familien und denen Nahestehende des Bezirkes vom Ehrwürdigen Yasa: Yasa, der Sohn aus gutem Haus, hat Haar und Bart geschoren, die gelbbraune Robe angelegt, ist vom Haus in die Hauslosigkeit gegangen ... Zu jener Zeit gab es einundsechzig Heilige in der Welt (1-4) //10//


MV.I.11 - Māro I - 8. Mārakathā

 

 Dann sprach der Erhabene die Mönche an: "Befreit bin ich, ihr Mönche, von allen Fesseln, sowohl göttlichen als auch menschlichen. Befreit seid ihr, ihr Mönche, von allen Fesseln, sowohl göttlichen als auch menschlichen. Geht, ihr Mönche, in die Welt, vielen Wesen zum Wohle, vielen Wesen zum Glücke, aus Mitgefühl mit der Welt, zum Nutzen, Wohl und Glück von Göttern und Menschen. Mögen nicht zwei auf einem Wege gehen (gehet allein). Verkündet, Mönche, die Lehre, die am Anfang gute, in der Mitte gute, am Ende gute, die bedeutsame, die wortgetreue (die Bedeutung der Lehre und die genauen Worte der Lehre), predigt den vollständigen, völlig geläuterten Reinheitswandel. Es gibt Wesen mit wenig Staub auf den Augen, die werden Versteher der Lehre sein, die Lehre nicht hörend gehen sie abwärts. Ich, ihr Mönche, gehe nach Senānigama in Uruvelā, die Lehre zu verkünden." (1)

 

 Da kam Māra, der Böse, zum Erhabenen und sprach ihn mit folgenden Versen an:

"Ein Gefesselter mit allen Banden,
 göttlichen und auch menschlichen,
 ein Gefesselter mit großen Banden
 von mir, Mönch, bist du nicht befreit."

 

"Befreit bin ich von allen Banden,
göttlichen und menschlichen.
Ich bin befreit von großen Banden,
du bist vernichtet, Antakā (Endlicher = Name Māras)."

 

"Überall schweben die Fesseln,
sie fesseln den Geist.
dadurch hemme ich dich;
von mir, Mönch, bist du nicht befreit"

 

"Gestalten, Geräusche, Gerüche, Geschmäcker,
Berührungen sind wunderschön,
dran habe ich Gefallen verloren,
du bist vernichtet, Antakā."

 

 Da verschwand Māra, der Böse, mit betrübtem Geiste von dort, denkend: Der Erhabene kennt mich, der Wohlgegangene kennt mich. (2)

 

Die Erzählung von Māra ist beendet. //11//


MV.I.12 - Die Aufnahme durch dreifache Zuflucht - 9. Pabbajjūpasampadākathā

 

 Zu jener Zeit brachten die Mönche aus verschiedenen Richtungen und Gegenden Anwärter für die Ordination und die Vollordination, denkend: Der Erhabene ordiniert und vollordiniert sie. Dabei wurden sowohl die Mönche, wie auch die Ordinations- und Vollordinationsanwärter müde. Da kam dem Erhabenen, als er einsam in Meditation weilte, folgender Gedanke: Jetzt brachten die Mönche aus verschiedenen Richtungen und Gegenden Anwärter für die Ordination und die Vollordination denkend: Der Erhabene ordiniert und vollordiniert sie, dabei wurden sowohl die Mönche wie auch die Ordinations- und Vollordinationsanwärter müde. So laß mich nun den Mönchen erlauben: Gebt selber, ihr Mönche, in allen Richtungen und allen Gegenden die Ordination und die Vollordination. (1)

 

 Dann, nachdem sich der Erhabene am Abend aus der Meditation erhoben hatte, aus diesem Grund, aus diesem Anlaß eine Lehrrede gehalten hatte, sprach er die Mönche an: "Mir kam, ihr Mönche, als ich einsam in Meditation weilte, folgender Gedanke: "Jetzt brachten die Mönche aus verschiedenen Richtungen und Gegenden Anwärter für die Ordination und die Vollordination denkend: Der Erhabene ordiniert und vollordiniert sie, dabei wurden sowohl die Mönche wie auch die Ordinations- und Vollordinationsanwärter müde. So laß mich nun den Mönchen erlauben: Gebt selber, ihr Mönche, in allen Richtungen und allen Gegenden die Ordination und die Vollordination. (2)

 

 "Ich erlaube jetzt, ihr Mönche, gebt selber die Ordination und die Vollordination in allen Richtungen und allen Gegenden. In dieser Weise, ihr Mönche, soll man die Ordination und die Vollordination geben: Zuerst veranlaßt, daß die Kopf- und Barthaare geschoren wurden, die gelbbraune Robe angezogen wurde, auf eine Schulter das Obergewand gelegt wurde, zu den Füßen der Mönche sich verbeugt wurde, sich in die Hocke niedergesetzt wurde, die Hände zusammengelegt wurden. So sprich: (3)

 

 

Die Erzählung von der Vollordination durch dreifache Zufluchtnahme ist beendet. //12//


MV.I.13 - Māro II - 10. Dutiyamārakathā

 

 Als die Regenzeit vorüber war, sprach der Erhabene die Mönche an: "Ich, ihr Mönche, habe durch gründliche Aufmerksamkeit, durch gründliche rechte Anstrengung die unübertroffene Befreiung erlangt, die unübertroffene Befreiung verwirklicht. Auch ihr, ihr Mönche, habt durch gründliche Aufmerksamkeit, durch gründliche rechte Anstrengung die unübertroffene Befreiung erlangt, die unübertroffene Befreiung verwirklicht." (1)

 

 Da näherte sich Māra, der Böse, dem Erhabenen, dort sprach er den Erhabenen mit einem Vers an:

"Ein Gefesselter mit Māras Banden,
göttlichen und auch menschlichen;
ein Gefesselter mit großen Banden
von mir, Mönch, bist du nicht befreit."
 
"Befreit bin ich von Māras Banden,
sowohl göttlichen als auch menschlichen.
Ich bin befreit von großen Banden,
du bist vernichtet, Antakā."

Da dachte Māra der Böse: Der Erhabene kennt mich, der Wohlgegangene kennt mich, verschwand von dort traurig und mit betrübtem Geist. (2) //13//


MV.I.14 - Die Aufnahme der dreißig Freunde - 11. Bhaddavaggiyavatthu

 

 Dann, nachdem der Erhabene, so lange es ihm gefiel, in Baranasi geweilt hatte, brach (er) zu einer Reise nach Uruvelā auf. Da näherte sich der Erhabene abseits des Weges einem kleinen Hain. Dort angekommen ging er in den Hain hinein und setzte sich unter einem Baume nieder. Zu jener Zeit ergingen sich dreißig Bhaddavaggierfreunde mit ihren Ehefrauen genau dort. Einer hatte keine Ehefrau, (für ihn) war eine Hure hergeholt worden. Dann, als die anderen sich unachtsam ergingen, lief die Hure, nachdem sie Sachen mitgenommen hatte, fort. (1)

 

 Da jene Freunde dem Freund einen Gefallen tun wollten, durchstreiften sie den Hain, jene Frau suchend, sahen den Erhabenen am Fuße eines Baumes sitzen, näherten sich dem Erhabenen und dort angekommen sagten sie dem Erhabenen folgendes: "Könnte der verehrungswürdige Erhabene eine Frau gesehen haben?" - "Was ist mit der Frau, ihr Jünglinge?" - "Wir sind hier dreißig Bhaddavaggierfreunde, Verehrungswürdiger, mit Ehefrauen in diesem Hain uns ergehend. Einer hat keine Ehefrau, für Ihn ist eine Hure hergeholt worden. Dann ist jene Hure, Verehrungswürdiger, als wir uns unachtsam ergingen, fortgelaufen und nahm Sachen mit. Daher durchstreifen wir, Verehrungswürdiger, dem Freund einen Freundschaftsdienst erweisend, jene Frau suchend diesen Hain." (2)

 

 "Was meint ihr, ihr Jünglinge, was ist für euch besser, daß ihr eine Frau sucht oder daß ihr das Selbst sucht?" - "Genau das, Verehrungswürdiger, ist für uns besser, daß wir das Selbst suchen." - "Dann setzt euch, ihr Jünglinge, ich werde euch die Lehre verkünden." - "So sei es, Verehrungswürdiger." Jene Bhadavaggierfreunde, nachdem sie den Erhabenen verehrt hatten, setzten sich beiseite nieder. (3)

 

 Jenen gab der Erhabene eine einführende Lehre in folgender Weise: er sprach über das Geben, die Sittlichkeit, den Himmel, das Elend und die Nichtigkeit und die Verderbtheit der Sinnesgenüsse, die Vorteile des Verzichtes. Als der Erhabene wußte, daß sie in der Gemütsverfassung zugänglich, sanft, unvoreingenommen, froh, hell waren, da hat (der Erhabene) dies verkündet, welches ist die zusammengefaßte Lehre der Buddhas, nämlich das Leid, seine Entstehung, seine Überwindung und den Weg dazu. Genauso, wie ein sauberer fleckenloser Stoff gut Farbe annehmen würde, so ging ihnen dort auf dem Sitz das reine klare Auge der Wahrheit auf: Wenn irgendwas als seine Eigenschaft das Entstehen hat, alles das hat als seine Eigenschaft das Vergehen. (4)

 

 Dann sagten sie, nachdem sie die Wahrheit gesehen, die Wahrheit erlangt, die Wahrheit verstanden, die Wahrheit durchdrungen, den Zweifel überwunden, die Ungewißheit beseitigt, die vollkommene Zuversicht aus eigener Kraft in der Lehre erlangt hatten, folgendes: "Die Ordination beim Erhabenen möchten wir nehmen, wir möchten auch die Vollordination nehmen." - "Kommt her, Mönche," sagte der Erhabene, "gut dargelegt ist die Lehre, wandelt den Reinheitswandel, um alles Leid zu beenden." Das war die Vollordination der Ehrwürdigen. (5)

 

Ende der Angelegenheit der Bhadavaggierfreunde. //14//

Ende des zweiten Kapitels.


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