DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapindikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: "Ihr Mönche!" - "Erlauchter!" antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:
Gleichwie etwa, ihr Mönche, vom Rohrdach oder vom Strohdach eines Hauses Feuer entflackert und schon den Giebel ergreift und Wand und Mauer und Türbalken und Fenstersparren: ebenso nun auch, ihr Mönche,
So ist denn, ihr Mönche,
Nicht kann, ihr Mönche, vom Weisen Furcht ausgehn, nicht kann vom Weisen Angst ausgehn, nicht kann vom Weisen Schreck ausgehn. Darum also, ihr Mönche: 'Weise wollen wir sein und Forscher': so habt ihr, Mönche, euch wohl zu üben."
Nach diesen Worten wandte sich der ehrwürdige Ānando also an den Erhabenen:
"Inwiefern aber kann man, o Herr, als Weisen einen Mönch und Forscher bezeichnen?"
"Sobald sich, Ānando, ein Mönch
kann man insofern, Ānando, als Weisen einen Mönch und Forscher bezeichnen."
"Und inwiefern kann man, o Herr, als der Elemente kundig einen Mönch bezeichnen?"
"Achtzehn sind es, Ānando, der Elemente:
Das sind, Ānando, achtzehn Elemente. Um deren Kenntnis und Verständnis kann man wohl insofern, Ānando, als der Elemente kundig einen Mönch bezeichnen."
"Gibt es aber, o Herr, noch eine andere Weise, wie man als der Elemente kundig einen Mönch bezeichnen kann?"
"Freilich, Ānando. Sechs sind es, Ānando, der Elemente:
Das sind, Ānando, sechs Elemente. Um deren Kenntnis und Verständnis kann man auch insofern, Ānando, als der Elemente kundig einen Mönch bezeichnen."
"Gibt es aber, o Herr, noch eine andere Weise, wie man als der Elemente kundig einen Mönch bezeichnen kann?"
"Freilich, Ānando. Sechs sind es, Ānando, der Elemente:
Das sind, Ānando, sechs Elemente. Um deren Kenntnis und Verständnis kann man auch insofern, Ānando, als der Elemente kundig einen Mönch bezeichnen."
"Gibt es aber, o Herr, noch eine andere Weise, wie man als der Elemente kundig einen Mönch bezeichnen kann?"
"Freilich, Ānando. Sechs sind es, Ānando, der Elemente:
Das sind, Ānando, sechs Elemente. Um deren Kenntnis und Verständnis kann man auch insofern, Ānando, als der Elemente kundig einen Mönch bezeichnen."
"Gibt es aber, o Herr, noch eine andere Weise, wie man als der Elemente kundig einen Mönch bezeichnen kann?"
"Freilich, Ānando. Drei sind es, Ānando, der Elemente:
Das sind, Ānando, drei Elemente. Um deren Kenntnis und Verständnis kann man auch insofern, Ānando, als der Elemente kundig einen Mönch bezeichnen."
"Gibt es aber, o Herr, noch eine andere Weise, wie man als der Elemente kundig einen Mönch bezeichnen kann?"
"Freilich, Ānando. Zwei sind es, Ānando, der Elemente:
Das sind, Ānando, zwei Elemente. Um deren Kenntnis und Verständnis kann man auch insofern, Ānando, als der Elemente kundig einen Mönch bezeichnen."
"Inwiefern aber kann man, o Herr, als der Gebiete kundig einen Mönch bezeichnen?"
"Sechs sind es wieder, Ānando, der Innen- und Außengebiete:
Das sind, Ānando, die sechs Innen- und Außengebiete. Um deren Kenntnis und Verständnis kann man wieder insofern, Ānando, als der Gebiete kundig einen Mönch bezeichnen."
"Und inwiefern kann man, o Herr, als der Bedingten Entstehung (paticca-samuppada) kundig einen Mönch bezeichnen?"
"Da hat, Ānando, ein Mönch diese Kenntnis: 'Wenn Jenes ist wird Dieses, durch die Entstehung von Jenem entsteht Dieses; wenn Jenes nicht ist wird Dieses nicht, durch die Auflösung von Jenem wird Dieses aufgelöst. Und zwar:
also kommt dieses gesamten Leidensstückes Entwicklung zustande. Ist aber eben
Insofern kann man, Ānando, als der Bedingten Entstehung kundig einen Mönch bezeichnen."
"Und inwiefern kann man, o Herr, als des Möglichen und Unmöglichen kundig einen Mönch bezeichnen?"
"Da weiß, Ānando, ein Mönch: 'Unmöglich ist es und kann nicht sein, daß ein erkenntnisbegabter Mensch irgendeine Karmaformation als unvergänglich angehn mag: ein solcher Fall kommt nicht vor'; er weiß: 'Möglich aber ist es wohl, daß der gemeine Mensch irgendeine Karmaformation als unvergänglich angehn mag: ein solcher Fall kommt vor.' Er weiß: 'Unmöglich ist es und kann nicht sein, daß ein erkenntnisbegabter Mensch irgendeine Karmaformation als erfreulich angehn mag: ein solcher Fall kommt nicht vor'; er weiß: 'Möglich aber ist es wohl, daß der gemeine Mensch irgendeine Karmaformation als erfreulich angehn mag: ein solcher Fall kommt vor.'
"Er weiß: 'Unmöglich ist es und kann nicht sein, daß ein erkenntnisbegabter Mensch irgendein Ding als eigen angehn mag: ein solcher Fall kommt nicht vor'; er weiß: 'Möglich aber ist es wohl, daß der gemeine Mensch irgendein Ding als eigen angehn mag: ein solcher Fall kommt vor.'
"Er weiß: 'Unmöglich ist es und kann nicht sein, daß ein erkenntnisbegabter Mensch die Mutter oder den Vater des Lebens berauben mag: ein solcher Fall kommt nicht vor'; er weiß: 'Möglich aber ist es wohl, daß der gemeine Mensch die Mutter oder den Vater des Lebens berauben mag: ein solcher Fall kommt vor.'
"Er weiß: 'Unmöglich ist es und kann nicht sein, daß ein erkenntnisbegabter Mensch einen Heiligen des Lebens berauben oder in übler Absicht das Blut eines Vollendeten vergießen mag: ein solcher Fall kommt nicht vor'; er weiß: 'Möglich aber ist es wohl, daß der gemeine Mensch einen Heiligen des Lebens berauben oder in übler Absicht das Blut eines Vollendeten vergießen mag: ein solcher Fall kommt vor.'
"Er weiß: 'Unmöglich ist es und kann nicht sein, daß ein erkenntnisbegabter Mensch unter den Brüdern Zwietracht anstiften oder einen anderen Meister erwählen mag: ein solcher Fall kommt nicht vor'; er weiß: 'Möglich aber ist es wohl, daß der gemeine Mensch unter den Brüdern Zwietracht anstiften oder einen anderen Meister erwählen mag: ein solcher Fall kommt vor.'
"Er weiß: 'Unmöglich ist es und kann nicht sein, daß in ein und derselben Weltordnung zwei Heilige, vollkommen Erwachte zugleich auftreten mögen: ein solcher Fall kommt nicht vor'; er weiß: 'Möglich aber ist es wohl, daß in ein und derselben Weltordnung ein Heiliger, vollkommen Erwachter auftreten mag: ein solcher Fall kommt vor.'
"Er weiß: 'Unmöglich ist es und kann nicht sein, daß in ein und derselben Weltordnung zwei Könige als Erderoberer (cakkavatti) zugleich auftreten mögen: ein solcher Fall kommt nicht vor'; er weiß: 'Möglich aber ist es wohl, daß in ein und derselben Weltordnung ein König als Erderoberer auftreten mag: ein solcher Fall kommt vor.'
"Er weiß: 'Unmöglich ist es und kann nicht sein, daß das Weib einen Heiligen, vollkommen Erwachten oder einen König Erderoberer darstellen mag: ein solcher Fall kommt nicht vor'; er weiß: 'Möglich aber ist es wohl, daß der Mann einen Heiligen, vollkommen Erwachten oder einen König Erderoberer darstellen mag: ein solcher Fall kommt vor.'
"Er weiß: 'Unmöglich ist es und kann nicht sein, daß das Weib Herrschaft über den Himmel, Herrschaft über die Natur, Herrschaft über die Geister erlangen mag: ein solcher Fall kommt nicht vor'; er weiß: 'Möglich aber ist es wohl, daß der Mann Herrschaft über den Himmel, Herrschaft über die Natur, Herrschaft über die Geister erlangen mag: ein solcher Fall kommt vor.'
"Er weiß: 'Unmöglich ist es und kann nicht sein, daß aus schlechtem Wandel in Werken, Worten oder Gedanken eine ersehnte, erwünschte, erfreuliche Ernte hervorgehen mag: ein solcher Fall kommt nicht vor'; er weiß: 'Möglich aber ist es wohl, daß aus schlechtem Wandel in Werken, Worten oder Gedanken eine unersehnte, unerwünschte, unerfreuliche Ernte hervorgehen mag: ein solcher Fall kommt vor.'
"Er weiß: 'Unmöglich ist es und kann nicht sein, daß aus gutem Wandel in Werken, Worten oder Gedanken eine unersehnte, unerwünschte, unerfreuliche Ernte hervorgehen mag: ein solcher Fall kommt nicht vor'; er weiß: 'Möglich aber ist es wohl, daß aus gutem Wandel in Werken, Worten oder Gedanken eine ersehnte, erwünschte, erfreuliche Ernte hervorgehen maß: ein solcher Fall kommt vor.'
"Er weiß: 'Unmöglich ist es und kann nicht sein, daß wer schlechten Wandel in Werken, Worten oder Gedanken angenommen eben daher, eben darum bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in himmlische Welt geraten mag: ein solcher Fall kommt nicht vor'; er weiß: 'Möglich aber ist es wohl, daß wer schlechten Wandel in Werken, Worten oder Gedanken angenommen eben daher, eben darum bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt geraten mag: ein solcher Fall kommt vor.'
"Er weiß: 'Unmöglich ist es und kann nicht sein, daß wer guten Wandel in Werken, Worten oder Gedanken angenommen eben daher, eben darum bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf den Abweg, auf schlechte Fährte, zur Verderbnis, in höllische Welt geraten mag: ein solcher Fall kommt nicht vor'; er weiß: 'Möglich aber ist es wohl, daß wer guten Wandel in Werken, Worten oder Gedanken angenommen eben daher, eben darum bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in himmlische Welt geraten mag: ein solcher Fall kommt vor.'
"Insofern kann man, Ānando, als des Möglichen und Unmöglichen kundig einen Mönch bezeichnen."
Nach dieser Rede wandte sich der ehrwürdige Ānando also an den Erhabenen:
"Erstaunlich, o Herr, außerordentlich, o Herr! Welchen Namen, o Herr, soll diese Darstellung führen?"
"Wohlan denn, Ānando, so bewahre diese Darstellung unter dem Namen 'Viel der Elemente', oder bewahre sie als die 'Vierfache Reihe', oder bewahre sie als den 'Spiegel der Lehre', oder bewahre sie als die 'Trommel der Ewigkeit', oder bewahre sie als den 'Unvergleichlichen Siegeskampf'.
Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Ānando über das Wort des Erhabenen.