Zur Zeit des Buddha Kassapo war ein junger Mann in dessen Orden eingetreten, war aber ein tugendhafter Weltling geblieben. Nach seinem Tode erschien er bei den Dreiunddreißig, lebte dort deren volle Lebenszeit und kam immer wieder in jenem Himmel zur Geburt. Im Jahre 30 nach der Erwachung unseres Buddha ward er als Mensch wiedergeboren, und zwar als Sohn des Königs von Asseka. Er erhielt den Namen Prinz Sujāto. Als seine Mutter, die erste Gemahlin des Königs, gestorben war, erhob dieser eine andere Frau zum Range der ersten Gemahlin. Sie gebar ihm bald auch einen Sohn. Der König war darüber hoch befriedigt und gewährte ihr die Erfüllung eines Wunsches. Sie sagte, sie würde ihn zu gegebener Zeit daran erinnern. Als Sujāto 16 Jahre alt war, also ein Jahr nach dem Tode des Buddha, bat sie den König um Erfüllung des ihr gewährten Versprechens. Als er fragte, was sie wünsche, sagte sie: "Gib den Thron meinem Sohn." Zornig schalt er sie: Wie könne das sein, solange Sujāto lebe, der wie ein Götterprinz sei. Die Königin drängte und bohrte immer wieder, aber vergebens. Schließlich sagte sie eines Tages, wenn er es ernst mit der Wahrheit meine, dann müsse er sein Versprechen erfüllen. Da bekam der König ein schlechtes Gewissen. Er ließ Prinz Sujāto rufen, informierte ihn und brach in Tränen aus. Sujāto kamen ebenfalls die Tränen, und er schlug vor, die Hauptstadt zu verlassen und anderswo hinzugehen. Der König erklärte, er werde ihm eine andere Stadt bauen, dort könne er regieren. Als der Prinz das ablehnte, schlug der König vor, ihn an den Hof verbündeter Könige zu senden. Auch das wollte der Prinz nicht, sondern er schlug vor, daß er in den Wald ziehen würde. Der König umarmte ihn, küsste ihn auf den Kopf und sagte, er möge nach seinem Tode zurückkehren und den Thron einnehmen.
Sujāto wurde nun ein Waldbewohner und lebte als Jäger. Eines Tages verfolgte er auf der Jagd ein Reh und kam dabei zur Hütte eines Waldeinsiedlers. Dort wohnte der ehrwürdige Mahākaccāno. Er sah ihn vor seiner Blätterhütte sitzen. Als Kaccāno den Jüngling auf seinen Bogen gestützt da stehen sah, wandte er sich an ihn:
Darauf meinte Kaccāno, es sei nicht mehr sinnvoll, noch länger im Walde zu bleiben. Er solle daher lieber in den restlichen fünf Monaten seines Lebens gute Werke tun, um in den Himmel zu kommen. Dafür solle er zu seinem Vater zurückkehren. Das tat der Prinz auch. Sein Vater wollte ihm sofort den Thron überlassen, aber Sujāto berichtete ihm, daß er nur noch vier Monate zu leben habe. Was nütze ihm da der Thron? Er wolle gute Werke tun. Nachdem der König den Bericht über die Begegnung mit Kaccāno gehört hatte, wurde er hocherfreut und im Herzen dessen Lehre geneigt. Er ließ ein großes Kloster errichten und lud dann Kaccāno zur Einweihung ein. Dieser kam auch, und der König und Sujāto versorgten ihn und die Mönche mit allem Notwendigen. Sie hörten deren Lehrdarlegungen und wurden in den Zufluchten und den Tugenden gefestigt.
Nach vier Monaten starb Sujāto und erschien bei den Dreiunddreißig. Dort besaß er einen prächtig geschmückten Wagen. Kaum dort angekommen, begab er sich wieder zur Erde, um seiner "eigenen" Einäscherung beizuwohnen, die gerade vollzogen wurde und bei der auch Kaccāno mit den Mönchen anwesend war. Dort begrüßte er seinen Vater und den Ordensälteren, der sich wie folgt an ihn wandte:
Bemerkungen:
Der nüchterne Inhalt der breit ausgemalten Geschichte ist: Beim Buddha Kassapo war der Mann Mönch, ohne auch nur den geringsten Sicherheitsgrad zu erreichen. Nach dem Tode unseres Buddha begnügte er sich bei Kaccāno wiederum mit Zuflucht und Tugend und Geben und Verehrung, ohne auch jetzt der Überwindung von Alter und Tod näherzukommen. Er wurde kein Ariya, obwohl er von Kaccāno immer wieder hörte, daß es notwendig sei, sich von Alter und Sterben zu befreien. Aber er war offensichtlich noch nicht reif dafür und braucht vielleicht einen dritten Buddha, um Ariya zu werden.
Immerhin hat Kaccano ihm dazu verholfen, daß er das Töten von Tieren aufgab und gute Werke tat, so daß er jedenfalls wieder den Status erlangte, den er beim Buddha Kassāpo gewonnen hatte und von dem abzusinken er auf dem Wege war.
Vers 978: Wenn Kacccāno sagt, Sujātos Verdienst sei groß, dann ist damit natürlich nicht gesagt, daß die Jagd verdienstvoll sei. Er will vielmehr das Gegenteil ausdrücken: Es ist verdienstvoll, daß Sujāto zu ihm fand und somit die Chance hatte, dem Abweg zu entrinnen.
Vers 980: Das Lob der Rede Kaccānos bezieht sich nicht auf den Inhalt, denn Inhaltsvolles hat er noch gar nicht gesagt, sondern wohl auf die Art der Rede eines Heiligen, die Sujāto ansprach.
Vers 981: Wahrheitspfad (Dhammapada)
Vers 982. Nichtverletzen, Gewaltlosigkeit (a-himsa) ist für Sujāto das wichtigste Tugendgebot. Daher sagt er in Vers 1000, daß er dies Töten sofort aufgibt.
Ob Sujāto verheiratet war ist nirgends gesagt. Das dritte Tugendgebot ist formelmäßig mit genannt (ebenso in 1000).
Vers 986: Wissen (vijja) ist hier das Brahmanen-Wissen der Veden. Die drei Wissen des Buddha (ti-vijja) führen aber gerade zur Freiheit von Geburt und Tod, denn sie kulminieren im dritten dieser Wissen, der Triebüberwindung.
Vers 987, 989 - 991 = Pv 217 - 220
Vers 988: Die Söhne Andhakavenhus waren zehn wilde Gesellen (s. Jat. 454 und Pv II,6)
Vers 992: Mit dem Erlöschen des Heiligen versiegt alles, was er an Verdienst und Fehl (puñña-papa) gewirkt hatte.
Vers 995: Ohne Fehl (a-pati-puggala), wohl zu verstehen als "der nichts gegen die Menschen hat", ohne Ablehnung. Nach PED S. 396: ohne Rivale, unvergleichlich, KEN in Thag 185 "herrlich überall". Der Buddha hatte sehr wohl Rivalen (Devadatto, Mahāvira), aber er war unvergleichlich, z.B. in Freiheit von Ablehnung und Abwehr.