Vimāna Vatthu

2. Purisa Vimāna

5. Mahāratha Vagga

64. (V,14): Der große Wagen - 14. Mahāratha Vimānavatthu

Zur Zeit des Buddha Kassapo lebte ein Brahmane namens Gopālo. Er war der Erzieher der Tochter des Königs Kiki von Benares, die den Namen Uracchadamālā trug. Er war Anhänger des Buddha und stiftete ein großes Almosen für ihn und den Orden. Obwohl der Buddha ihn aber zusammen mit der Prinzessin persönlich belehrte, drang er nicht zur Wahrheit durch. So blieb er, weil seine Fähigkeiten noch nicht reif waren, ein Weltling. Als Frucht seiner reichen Gaben an den Orden wurde er aber bei den Dreiunddreißig wiedergeboren und besaß ein prächtiges Vimāna aus Gold. Er wurde dann immer wieder bei diesen Göttern geboren. Zur Zeit unseres Buddha war er wieder dort und trug denselben Namen, Gopālo. Dort erblickte ihn Mahāmoggallāno auf einer Himmelsreise in dessen tausendjochigem Wagen und sprach ihn an:

(1009)
Moggallāno:
Bestiegen hast du diesen prächt'gen Flieger,
mit Rossen tausendjochig schön bespannt
zur Stätte hin des Parkes grade eilend
gleichst Vāsavo du, der da Mauern stürzt.
 
(1010)
Des Wagens beide Planken sind aus Gold
sind ausgestattet noch mit Borten Ecken
Handwerker scheinen gut gemacht die Pfosten
so leuchtet er gleichwie der volle Mond.
 
(1011)
Der Wagen da, bedeckt mit goldnen Netzen
mit vielerlei Juwelen ausgeschmückt
ertönt er angenehm und wunderschön wohl
mit vielen Fächer-Armen strahlet er.
 
(1012)
Die Naben, magisch geistgebildet,
verzieret mitten zwischen Wagens Rädern
geschmückt sind sie mit hundert Strichen
und leuchten hell, gleichwie der Donner blitzt.
 
(1013)
Zahllos der Schmuck, der ihn verzieret
breit ist die Felge, tausendfach die Strahlen,
da tönt es lieblich, schön zu hören
gleichwie Musik im Fünferspiel gespielt.
 
(1014)
Die Vorderfront verziert mit Mondjuwelen
in Reinheit funkeln, glitzern diese ständig
mit Streifen Gold verziert, abwechselnd
mit Streifen von Beryll erglänzend.
 
(1015)
Die Rosse auch verziert mit Mondjuwelen
die Nacken hoch, sind sie geschwind wie Brahma
gar mächtig groß und stark, von größter Schnelle,
erkennend deinen Geist, sie folgen willig.
 
(1016)
Die tausend Rosse, sie mit allen Beinen
erkennend deinen Geist, sie folgen willig,
gleichmäßig ziehend, sanft und ruhig
so freun sie sich daran, ganz schneli zu fahren.
 
(1017)
Kopfhoch sie galoppieren oder springen
und ihr Gezier, es klingelt und es läutet.
Da tönt es lieblich, schön zu hören
gleichwie Musik im Fünferspiel gespielt.
 
(1018)
Der Klang des Wagens und auch seines Zierrats,
der Hufe Donnern und der Pferde Wiehern,
solch Töne klingen lieblich schön zusammen,
wie Gandhabba-Musik in schönsten Grotten.
 
(1019)
Rehäugig Nymphen stehen in den Wagen,
mit dicken Brauen, lächelnd, lieblich redend,
mit zarter Haut, gekleidet in Beryll,
von Gandhabbas und Suras hochverehrt.
 
(1020)
Die Kleider, die sie tragen, rote, gelbe,
mit großen Augen, rot gefärbt besonders,
hochwohlgeboren, schlank und lächelnd lieblich,
im Wagen stehend, handgrußwürdig.
 
(1021)
Mit ihrem goldnen Schmucke, schön gekleidet,
die Hüften und die Brüste wohlgeformt,
die Finger rund, das Antlitz lieblich,
im Wagen stehend, handgrußwürdig.
 
(1022)
Und andre jung, das Haar geflochten,
gleichmäßig da verteilter Haarschmuck leuchtet,
so wie der Geist sie liebt, gehorsam,
im Wagen stehend, handgrußwürdig.
 
(1023)
Ins Haar geflochten Lotos, rote, blaue,
geschmückt, nach feinstem Sandel duftend,
so wie der Geist sie liebt, gehorsam,
im Wagen stehend, handgrußwürdig.
 
(1024)
Von Lotos Kränze tragend, rote, blaue,
geschmückt, nach feinstem Sandel duftend,
so wie der Geist sie liebt, gehorsam,
im Wagen stehend, handgrußwürdig.
 
(1025)
Schmuckstücke tragen sie am Hals,
an Händen, Füßen und am Kopfe,
in jeder Richtung leuchten sie,
wie Sonn' im Herbst am Himmel klar.
 
(1026)
Wenn Wind sich regt, bewegt sich alles,
die Reifen an den Armen, aller Schmuck,
ergebend einen Klang, gefällig, rein und schön
für alle, die verständig, hörenswert.
 
(1027)
Lustgarten: da auf beiden Straßenseiten
stehn Wagen, Elefanten, Instrumente,
die machen froh dich, Götterkönig,
wie eine Laute ja mit ihrem Ton.
 
(1028)
Die vielen, schöngeformten, lieblich Lauten,
das Herz bewegen sie und lassen's jubeln,
und zwischen Lotossen herum da wandern
die Nymphen frei, die wohlgeübten Mädchen.
 
(1029)
Was da gesungen wird, was da gespielt,
was da getanzt, es scheint nur eines.
Die Nymphen tanzen hier und tanzen da,
die besten Frauen, allseits strahlend.
 
(1030)
Da freust du dich, erweckt von dem Orchester
verehrt, als wärst der mit dem Donnerkeil.
Und diesen vielen schöngeformten lieblich Lauten
dein Herz bewegen sie und lassen's jubeln.
 
(1031)
Was für ein Werk hast früher du gewirkt
als Mensch du warst, als du zuletzt geboren?
Wie hast den Feiertag du einst begangen
an welchem rechten Wandel und Gehaben dich erfreut?
 
(1032)
Nicht kann gering dein Wirken sein gewesen
nicht gut verbrachte Feiertage nur
Die Macht und die Magie von dir ist so gewaltig
daß Götterschar sie überstrahlt beträchtlich.
 
(1033)
Ist dies die Frucht des Gebens nun?
Ist es von Tugenden die Frucht?
Ist es vom Handgruß dir erwirkt?
So frag ich, sage es mir an.
 
(1034)
Sprecher:
Der Göttersohn, im Geist beglückt
als Moggallāno ihn befragt
erklärt auf seine Frage ihm
welch Wirken diese Frucht erzeugt.
 
(1035)
Gopālo:
Der seine Sinne hat besiegt, Kassepa Buddha
energisch, bester Mann, der Charaktere Spitze:
das Tor zum Todlosen hatt' er geöffnet wieder
der Übergott, den hundertfach Verdienst gezeichnet
 
(1028)
Ich sah ihn als den Elefant, der Fluten kreuzt
sein Körper war vergleichbar strahlend nur dem Golde
als ich ihn sah, sofort mein Geist war da gereinigt
ihn sehend, der, was wohlgesprochen, hat als Flagge.
 
(1037)
Ihm gab ich Essen, Trinken, Kleidung
das beste, reinste an Geschmack erhielt er
in meinem Haus, das war mit Blumen wohl geschmücket
von mir, er, der im Geiste ungebunden.
 
(1038)
Nachdem mit Essen, Trinken, Kleidung,
mit Speis und Trank und Unterkunft
ich hatt' versorgt den besten der Zweifüßer
erfreut ich in der Götterstadt, in Himmeln mich
 
(1039)
Durch dieses Mittel, mit dem riegellosen Opfer
dem Opfer, das da dreifach ist gereinigt
nachdem ich abgelegt die sterblich Menschenhülle
erfreue in der Götterstadt ich mich gleich Indra
 
(1040)
Wer Lebenskraft und Schönheit, Wohl und Kraft
wer solche Vorzüge sich wünschen mag, o Denker
soll geben reichlich Speis und Trank, gut zubereitet
an einen Menschen, der im Geiste ungebunden.
 
(1041)
In dieser Welt, in jener Welt bestehet keiner,
der einem Buddha wäre gleich, geschweige besser.
Wer da Verdienst sich wünscht, wer reiche Frucht erwartet,
bei Buddhas ist am besten Opfer, Spende.

 

Als der Ehrwürdige sah, daß der Göttersohn Gopālo aufgrund seiner begeisterten Schilderung des Verdienstes, das durch einen Buddha entsteht, im Herzen erhoben und erheitert, bereitsam und ansprechbar war, da zeigte er ihm die vier edlen Wahrheiten und machte sie ihm einsehbar. Und nachdem er den edlen achtfältigen Pfad begriffen hatte, da erlangte er die Frucht des Stromeintritts.


Bemerkungen:

Diese Erzählung stellt hohe Anforderungen, nämlich an die Geduld, sowohl des Übersetzers als des Lesers. Allzu kraß erscheint die Diskrepanz zwischen der schier endlos breiten Ausmalung des Glitzerglanzes einer niederen Götterwelt und dem dürftigen geistigen Gehalt. Aber Ende gut, alles gut. Wenn Gopālo durch die Begeisterung (über all seinen Glanz als Folge verdienstvollen Gebens an einen Buddha) sich in einer Haltung hochgereckt hat, die ihn empfänglich für die Vier Wahrheiten machte, dann mag man alles Vorherige hinnehmen.

 

Daß aber ein Heiliger wie Mahāmoggallāno in 25 Versen, die kein Ende zu nehmen scheinen, Wagen, Pferde und Nymphen so breit ausmalt, das mag verwundern. Man könnte höchstens denken, daß er dem Gott durch seine Beschreibung klarmachen wollte, wie gewaltig sein Verdienst ist, das ihn dem Götterkönig gleich erscheinen ließ (nur dieser, Sakko, hatte auch ein tausendjochiges Rossegespann). Er mag im Geiste erkannt haben, daß die Anerkennung durch ihn dem Gott jene Bereitschaft vermitteln würde, die ihn zum Anhören der Lehre befähigte. Schließlich war Gopālo ja ein Zweitprüfling, einer, der beim vorigen Buddha "sitzengeblieben" war, ohne ein edler Jünger zu werden. Nachdem er sich nun lange genug im Himmel an vergänglichem Glanz erfreut hatte, schien er reif zu sein, den ganzen Zaubertrug der Mayā zu durchschauen. Aus der Fülle kommend konnte er erkennen, daß Fülle an Sinnendingen nie satt macht. Auch dem Hörer dieser Verse mag davon eine Ahnung aufgegangen sein, wie armselig all der Schmuck, all die Juwelen, all die unruhige Vielfalt ist.

 

Ein Psychologe würde andererseits geneigt sein zu sagen, daß hier die verdrängten und unterdrückten sinnlichen Triebe der Mönche zum Vorschein kommen würden. Wo ihnen jede sinnliche Befriedigung abgeschnitten sei, böten diese Verse wenigstens in Gedanken eine Erfüllung der Sinnenlust. So könnte einer auch denken.

 

Die Prinzessin Uracchadamālā, die auch am Anfang von Jat. 547 erscheint, wird hier nicht weiter erwähnt. Es heißt nur, daß sie schon beim Buddha Vipassi ihm gespendet hätte und dann äonenlang nur in Himmelswelten wiedergeboren worden sei.

 

Vers 1019: Das Wort "Nymphe" ist eingefügt. Im Text ist der Übergang von der Schilderung der Rosse zu der der Nymphen unklar wie Masefield in FN 145 zutreffend anmerkt. So spricht der Kommentar zu 1020 von Geburt in einer edlen Rossefamilie wo offenbar Geburt der Nymphen gemeint ist.

Vers 1019: gandhabba-sura-gga-pūjita: Sura ist hier, wie in Sn 681 als Gegenteil zu A-sura zu denken, d.h. als Gott, also: von Gandhabba und anderen Göttern aufs höchste (agga) verehrt (pūjita).

Vers 1026: Verständige (vindu): die dürften kaum das Gebimmel und Gebammel der Schmuckstücke der Himmelsmädchen hörenswert finden.

Vers 1028 und 1030: Ich folge der Lesart pīti, wie auch der Kommentar, wie Masfield (FN 42) und Horner. Jayavickrama liest pati

Vers 1037 und 1040: a-sanga-mānase ("im Geiste ungebunden") dürfte sich nicht nur in 1040, sondern auch in 1037 auf den Buddha beziehen. Gopālo war im Geiste so gebunden, daß er bisher kein Ariya wurde.

Vers 1039: Die drei Arten des Opfers werden in D 5 erklärt als vor während und nach dem Opfer freudig sein.


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