uparrow.gif (358 bytes) Digha Nikāya - Die Längere Sammlung

23. Pāyāsirājañña Sutta, Pāyāsi  (2.Teil)

 

«WENN auch der verehrte Kassapo solches sagt, so glaub' ich da gleichwohl: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

«Kennst du da, Kriegerfürst, noch einen Umstand, der dich zu dieser Meinung veranlaßt?»

«Ich kenne, o Kassapo, noch einen Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt.»

«Und wie wäre der wohl, Kriegerfürst?»

«Da haben, o Kassapo, meine Leute einen Räuber, einen Verbrecher ergriffen und mir vorgeführt: <Hier, o Herr, ist ein Räuber, ein Verbrecher: was du ihm bestimmst, diese Strafe gebiete!> Und ich habe gesagt: <Wohlan denn, ihr Leute, ihr sollt diesem Manne die Haut durchschneiden, vielleicht finden wir da seinen Lebensgeist.> Da haben sie dem Manne die Haut durchschnitten: aber wir haben keinen Lebensgeist bemerkt. Hierauf hab' ich gesagt: <Nun sollt ihr dem Manne das Gewebe durchschneiden - Fleisch - Sehne- Knochen - Knochenmark durchschneiden, vielleicht können wir da seinen Lebensgeist finden.> So haben sie dem Manne das Knochenmark durchschnitten: aber wir haben keinen Lebensgeist gefunden. Auch das ist, o Kassapo, ein Umstand, der mich zu dieser Meinung veranlaßt, derart: es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.»

 

«So lasse mich, Kriegerfürst, wieder ein Gleichnis dir geben: auch vergleichend kann da mancher verständige Mann über den Sinn einer Rede sich klar werden. 

Es war einmal, Kriegerfürst, ein Feuerpriester, der lebte im Walde zurückgezogen, in einer Laubhütte als Einsiedler. Da war denn, Kriegerfürst, aus irgendeinem Lande ein Karawanenzug aufgebrochen. Nun hatten diese Reisenden bei der Einsiedelei des Feuerpriesters dort über eine Nacht verweilt und waren dann weitergefahren. 

Alsbald aber, Kriegerfürst, hat der Feuerpriester bei sich erwogen: <Wie, wenn ich mich nach jenem Lagerplatz hinbegäbe, vielleicht daß ich dort etwas Brauchbares fände.> 

So begab sich denn der Feuerpriester, schon zeitig aufgestanden, nach dem Lagerplatze hin. Dort angelangt sah er an der Stätte des Lagers einen zarten Knaben, einen unvernünftigen Säugling, verlassen daliegen. 

Als er ihn gesehen, ward ihm also zumute: <Das steht mir nicht an, daß vor meinen Augen ein menschliches Wesen dahinsterben sollte; wie, wenn ich nun dieses Knäblein zur Einsiedelei mitnähme, und es pflegen, ernähren, aufziehen würde?> 

So hat denn der Feuerpriester das Kindlein zur Einsiedelei mitgenommen, und hat es gepflegt, ernährt, aufgezogen. Als nun das Kind etwa zehn oder zwölf Jahre alt geworden war, hatte der Feuerpriester irgendeine Angelegenheit über Land zu besorgen. 

Da hat denn der Feuerpriester dem Knaben gesagt: <Ich wünsche, mein Lieber, über Land zu gehn, du sollst, mein Lieber, das Feuer bedienen, auf daß dir das Feuer nicht ausgehe. Wenn dir aber doch das Feuer ausgehen sollte: hier ist das Beil, hier sind die Scheite, hier ist das Reibzeug; so kannst du Feuer hervorbringen, um dem Feuer zu dienen.> 

Nachdem der Feuerpriester den Knaben so ermahnt hatte, begab er sich über Land. Während der nun mit Spielen sich vergnügte, ging das Feuer aus. Da hat nun dieser Knabe sich gesagt: <Der Vater hat mir befohlen: 'Du sollst, mein Lieber, das Feuer bedienen, auf daß dir das Feuer nicht ausgehe; wenn dir aber doch das Feuer ausgehen sollte: hier ist das Beil, hier sind die Scheite, hier ist das Reibzeug. So kannst du Feuer hervorbringen, um dem Feuer zu dienen.' Wie, wenn ich nun Feuer hervorbrächte, um dem Feuer zu dienen!> 

Alsbald hat nun der Knabe das Reibzeug mit dem Beile angehauen: <Vielleicht kann ich so das Feuer finden >; er hat aber kein Feuer gefunden. Er hat das Reibzeug entzweigespalten, hat es dreifach gespalten, vierfach gespalten, fünffach gespalten, zehnfach gespalten, zwanzigfach gespalten, er hat es zu Splittern und Spänen gemacht. Die Splitter und Späne hat er dann in einem Mörser zerstampft und hat das Zerstampfte in den Sturmwind ausgesät: <Vielleicht daß ich so das Feuer finden kann>; er hat aber kein Feuer gefunden. 

Nachdem nun jener Feuerpriester die Angelegenheit über Land erledigt hatte, kehrte er nach seiner Einsiedelei zurück. Heimgekehrt fragte er den Knaben: <Ist nicht, mein Kind, das Feuer dir ausgegangen?> - 

<Als ich da, Väterchen, mit Spielen mich vergnügte, ging das Feuer aus. Da hab' ich mir gesagt: der Vater hat mir befohlen: 'Du sollst, mein Lieber, das Feuer bedienen, auf daß dir das Feuer nicht ausgehe; wenn dir aber doch das Feuer ausgehen sollte: hier ist das Beil, hier sind die Scheite, hier ist das Reibzeug. So kannst du Feuer hervorbringen, um dem Feuer zu dienen.' Wie, wenn ich nun Feuer hervorbrächte, um dem Feuer zu dienen! Da hab' ich denn, Väterchen, das Reibzeug mit dem Beile angehauen, um vielleicht so das Feuer zu finden: ich habe aber kein Feuer gefunden. Ich habe das Reibzeug entzweigespalten, habe es dreifach gespalten, vierfach gespalten, fünffach gespalten, zehnfach gespalten, zwanzigfach gespalten, ich hab' es zu Splittern und Spänen gemacht. Die Splitter und Späne hab' ich dann in einem Mörser zerstampft und habe das Zerstampfte in den Sturmwind ausgesät, um vielleicht so das Feuer zu finden: ich habe aber kein Feuer gefunden.> 

Da hat nun der Feuerpriester dort sich gedacht: <Wie töricht ist doch dieser Knabe und unsinnig: wie konnte er nur so ungehörig das Feuer suchen!> 

Und vor seinen Augen nahm er ein Reibzeug, brachte Feuer hervor, und sprach nun also zum Knaben: <So, mein Kind, muß Feuer hervorgebracht werden, und nicht eben wie du töricht und unsinnig, auf ungehörige Weise das Feuer gesucht hast.> - 

Ebenso nun auch, Kriegerfürst, glaubst du töricht und unsinnig, auf ungehörige Weise das Jenseits erforschen zu können. Lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, auf daß sie dir nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche.»

«Wenn auch der verehrte Kassapo solches sagt, so vermag ich eben nicht diese verderbliche Ansicht fahren zu lassen. Der König weiß ja von mir, Pasenadi Kosalo, und auch die auswärtigen Herrscher: <Pāyāsi der Kriegerfürst hat diese Meinung, diese Ansicht, so zwar: 'Es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.'> Wenn ich, o Kassapo, diese verderbliche Ansicht fahren ließe, würde man mich tadeln: <wie töricht ist doch Pāyāsi der Kriegerfürst und unsinnig, schwer von Begriffen begreifend.> Zum Trotze noch muß ich es behaupten, zum Scheine noch muß ich es behaupten, zum Vorwand noch muß ich es behaupten.»

 

«Wohlan denn, Kriegerfürst, ich werde dir wieder ein Gleichnis geben: auch durch Gleichnisse kann sich da mancher verständige Mann den Sinn einer Rede aufhellen. 

Es war einmal, Kriegerfürst, eine große Karawane, tausend Wagen, die von den östlichen Ländern nach den westlichen Marken gezogen ist. Wo sie da hinkam, war gar bald aufgebraucht Gras, Holz und Wasser, Heu und Laub. 

Bei diesem Karawanenzuge waren aber zwei Zugführer, der eine mit fünfhundert Wagen und der andere mit fünfhundert Wagen. Da haben denn diese Zugführer sich besprochen: <Das ist eine große Karawane, tausend Wagen. Wo wir da hinkommen, ist gar bald aufgebraucht Gras, Holz und Wasser, Heu und Laub. Wie, wenn wir nun diese Karawane in zwei Hälften zerlegten, die eine zu fünfhundert Wagen und die andere zu fünfhundert Wagen? 

So teilten sie die Karawane in zwei Hälften ab, die eine zu fünfhundert Wagen und die andere zu fünfhundert Wagen. Vorerst ließ der eine Zugführer reichlich Gras, Holz und Wasser aufladen und führte die Karawane weiter. Zwei bis drei Tage nachdem dieser Zugführer aber weitergefahren war, sah er einen Mann, dunkelhäutig, rotäugig, mit herabhängenden Haarsträhnen, von Wasserrosen bekränzt, feucht am Kleide, feucht am Schopfe, auf einem prächtigen Wagen, dessen Räder mit Schlamm bespritzt waren, auf dem Wege ihm entgegenkommen. 

Bei diesem Anblick fragte er: <Wo bist du, Freund, hergereist?> - <Aus jenem Lande. > - <Wo willst du hinreisen?> - <Nach dem dortigen Lande, natürlich.> - <Es ist wohl, Freund, unlängst auf der Strecke ein gewaltiger Regen niedergegangen?> - <So ist es, Freund: unlängst ist auf der Strecke ein gewaltiger Regen niedergegangen, aufgeweicht sind die Straßen, Überfluß an Gras, Holz und Wasser ist da; ihr könnt das alte Gras, Holz und Wasser wegwerfen, mit erleichterten Wagen kommt ihr rascher vorwärts, braucht die Zugtiere nicht zu ermüden.> 

Da hat denn jener Zugführer sich an die Kärrner gewandt: <Dieser Mann, ihr Lieben, sagt uns da: unlängst ist auf der Strecke ein gewaltiger Regen niedergegangen, aufgeweicht sind die Straßen, Überfluß an Gras, Holz und Wasser ist da. Wir sollen das alte Gras, Holz und Wasser wegwerfen, mit erleichterten Wagen rascher vorwärts kommen, brauchen die Zugtiere nicht zu ermüden. Ihr könnt das alte Gras, Holz und Wasser wegwerfen: mit erleichterten Wagen sollt ihr den Zug weiterführen. > - <Gern, Herr>, sagten da gehorsam die Kärrner zu jenem Zugführer; und sie warfen das alte Gras, Holz und Wasser weg und führten mit erleichterten Wagen den Zug weiter. 

Am ersten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser; am zweiten Tag, am dritten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser; am vierten Tag, am fünften Tag, am sechsten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser; am siebenten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser: und alle sind elend zugrunde gegangen. 

Was da bei der Karawane an Menschen und Tieren war, die hat alle jener unmenschliche Geist aufgezehrt: nur die Knochen sind übriggeblieben. - Als der andere Zugführer berechnet hatte: <Es ist nun längere Zeit, daß die Karawane fort ist>, da ließ er reichlich Gras, Holz und Wasser aufladen und führte seinen Zug weiter. 

Zwei bis drei Tage später sah dann auch dieser Karawanenführer auf seinem Zuge einen Mann, dunkelhäutig, rotäugig, mit herabhängenden Haarsträhnen, von Wasserrosen bekränzt, feucht am Kleide, feucht am Schopfe, auf einem prächtigen Wagen, dessen Räder mit Schlamm bespritzt waren, auf dem Wege ihm entgegenkommen. 

Bei diesem Anblick fragte er: <Wo bist du, Freund, hergereist?> - <Aus jenem Bande. > - <Wo willst du hinreisen?> - <Nach dem dortigen Lande, natürlich.> - <Es ist wohl, Freund, unlängst auf der Strecke ein gewaltiger Regen niedergegangen?> - <So ist es, Freund: unlängst ist auf der Strecke ein gewaltiger Regen niedergegangen, aufgeweicht sind die Straßen, Überfluß an Gras Holz und Wasser ist da; ihr könnt das alte Gras, Holz und Wasser wegwerfen, mit erleichterten Wagen kommt ihr rascher vorwärts, braucht die Zugtiere nicht zu ermüden.> 

Da hat nun jener Zugführer sich an die Kärrner gewandt: <Dieser Mann, ihr Lieben, sagt uns da: unlängst ist auf der Strecke ein gewaltiger Regen niedergegangen, aufgeweicht sind die Straßen, Überfluß an Gras, Holz und Wasser ist da. Wir sollen das alte Gras, Holz und Wasser wegwerfen, mit erleichterten Wagen rascher vorwärts kommen, brauchen die Zugtiere nicht zu ermüden. 

Dieser Mann, ihr Lieben, ist aber kein Bekannter noch ein Verwandter von uns: wie sollten wir im Vertrauen auf ihn wandern? Wir dürfen das alte Gras, Holz und Wasser nicht wegwerfen: wie der Vorrat aufgeladen war, sollt ihr den Zug weiterführen, wir wollen unser altes nicht wegtun.> 

< Gewiß, Herr>, sagten da gehorsam die Kärrner zu jenem Zugführer und wie der Vorrat aufgeladen war, so führten sie den Zug weiter. Am ersten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser; am zweiten Tag, am dritten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser; am vierten Tag, am fünften Tag, am sechsten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser; am siebenten Tag noch der Wanderung trafen sie kein Gras oder Holz und Wasser: aber sie trafen auf jene Karawane, die elend umgekommen war. 

Was da bei der Karawane an Menschen und Tieren gewesen, davon haben sie nur die Knochen gesehn, als von jenem unmenschlichen Geiste aufgezehrt. Da hat denn der Zugführer dort zu den Kärrnern gesagt: <Diese Karawane, ihr Lieben, ist elend umgekommen, und zwar durch den törichten Zugführer, der sie geleitet hat. So mögt ihr jetzt was in unseren Wagen an minderer Ware vorhanden ist nunmehr ausräumen, und was in diesen Wagen an besserer Ware sich vorfindet dafür einlegen.> - <Schon recht, Herr>, sagten da gehorsam die Kärrner zu jenem Zugführer; und was in ihren Wagen an minderer Ware vorhanden war, das räumten sie aus, was aber in den anderen Wagen an besserer Ware sich vorfand, das legten sie dafür ein, und gelangten unversehrt an das Ziel der Reise, wie sie da von dem klugen Zugführer geleitet wurden. -

Ebenso nun auch, Kriegerfürst, würdest du töricht und unsinnig elend umkommen, auf ungehöriger Suche nach dem Jenseits, gleichwie etwa jener erstere Zugführer. Die aber auf dich hören, auf dich Vertrauen zu können vermeinten, auch die würden elend zugrunde gehen, gleichwie eben jene Kärrner. Lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, auf daß sie dir nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche.»

«Wenn auch der verehrte Kassapo solches sagt, so vermag ich eben nicht diese verderbliche Ansicht aufzugeben. Weiß doch der König von mir, Pasenadi Kosalo, und auch die auswärtigen Herrscher: <Pāyāsi der Kriegerfürst hat diese Meinung, diese Ansicht, so zwar: 'Es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.'> Wenn ich, o Kassapo, diese verderbliche Ansicht verleugnete, würde man mich rügen: <Wie töricht ist doch Pāyāsi der Kriegerfürst und unsinnig, schwer von Begriffen begreifend.> Zum Trotze noch muß ich es behaupten, zum Scheine noch muß ich es behaupten, zum Vorwand noch muß ich es behaupten.»

 

«So lasse denn, Kriegerfürst, noch ein Gleichnis dir geben: auch im Gleichnisse kann da mancher verständige Mann den Sinn der Worte begreifen lernen. 

Es war einmal, Kriegerfürst, irgendein Schweinezüchter, der ist von seinem Dorfe nach einem anderen Dorfe gegangen. Da hat er eine Menge trockenen Dreck daliegen sehn. Bei diesem Anblick hat er sich gesagt: <Da ist ja eine Menge trockener Dreck weggeworfen, das ist Futter für meine Schweine! Wie, wenn ich nun den trockenen Dreck von hier mitnähme?> 

So hat er denn seinen Mantel ausgebreitet, eine Masse trockenen Dreck aufgehäuft, ein Bündel zurecht gebunden, es auf den Schädel empor genommen und ist fort gegangen. Während er mitten unterwegs war, ist ein gewaltiger Platzregen niedergeprasselt. Tröpfelnd und triefend, bis zu den Nagelspitzen mit Dreck besudelt, ging er mit der Drecklast weiter. 

Als ihn die Leute so gewahrten, sagten sie da: <Du bist wohl, scheint es, verrückt, bist wohl von Sinnen? Wie kannst du nur tröpfelnd und triefend, bis zu den Nagelspitzen mit Dreck besudelt, eine Drecklast herumschleppen!> - <Selber seid ihr hier, scheint es, verrückt, selber von Sinnen: das ist ja doch Speise für meine Schweine!> - 

Ebenso nun auch scheinst du, Kriegerfürst, wie mich dünkt, einem Dreckbelasteten zu gleichen (*134). 

Lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, auf daß sie dir nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche.»

«Wenn auch der verehrte Kassapo solches sagt, so kann ich eben diese verderbliche Ansicht nicht aufgeben. Es weiß ja der König von mir, Pasenadi Kosalo, und auch die auswärtigen Herrscher: <Pāyāsi der Kriegerfürst hat diese Meinung, diese Ansicht, so zwar: 'Es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.'> Wenn ich, o Kassapo, dieser verderblichen Ansicht entsagte, würde man auf mich weisen: <Wie töricht ist doch Pāyāsi der Kriegerfürst und unsinnig, schwer von Begriffen begreifend.> Zum Trotze noch muß ich es behaupten, zum Scheine noch muß ich es behaupten, zum Vorwand noch muß ich es behaupten.»

«So will ich denn, Kriegerfürst, noch ein Gleichnis dir geben: eben durch Gleichnisse wird da manchem verständigen Manne der Sinn des Gespräches klar. 

Es waren einmal, Kriegerfürst, ein paar Würfelspieler, die sich mit Würfeln vergnügten. Der eine Würfelspieler hat den Einserwürfel, sobald er ihm zufiel, verschluckt. 

Das hatte der andere Würfelspieler bemerkt, und er sprach also zu ihm: <Du, mein Bester, gewinnst immerzu: gib mir, Freundchen, die Würfel, ich will sie umtauschen.> <Gern, Bester>, sagte da jener zu diesem und gab ihm die Würfel. Da hat denn dieser Würfelspieler die Würfel mit Gift bestrichen und dann den anderen Würfelspieler eingeladen: <Komm', Freundchen, wir wollen Würfel spielen.> - <Gern, Freundchen>, entgegnete ihm jener. 

Wiederum spielten nun die Würfelspieler mit den Würfeln, und wiederum hat da jener den Einserwürfel, sobald er ihm zugefallen war, verschluckt. Dem hatte aber der andere zugesehn und sprach jetzt also:

<Den ein ich beizte mit dem schärfsten Stich, 
Den Würfel schluckt der Mann, ganz unvermerkt: 
Ei wohl bekomm' dir's, böser Spieler du, 
Gar bald wirst bitter haben ausgespielt!> 

Ebenso nun auch scheinst du, Kriegerfürst, wie mich dünkt, einem armen Würfelspieler zu gleichen (*135). Lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, auf daß sie dir nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche.»

«Wenn auch der verehrte Kassapo solches sagt, so bin ich eben nicht imstande diese verderbliche Ansicht zu verwerfen. Es weiß doch der König von mir, Pasenadi Kosalo, und auch die auswärtigen Herrscher: <Pāyāsi der Kriegerfürst hat diese Meinung, diese Ansicht: 'Es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke.'> Wenn ich, o Kassapo, dieser verderblichen Ansicht entsagte, so würde es von mir heißen: <Wie töricht ist doch Pāyāsi der Kriegerfürst und unsinnig, schwer von Begriffen begreifend.> Zum Trotze noch muß ich es behaupten, zum Scheine noch muß ich es behaupten, zum Vorwand noch muß ich es behaupten.»

«So sei dir denn, Kriegerfürst, noch ein Gleichnis gegeben, weil eben durch Gleichnisse da manchem verständigen Manne der Inhalt eines Gespräches erläutert wird. 

Es war einmal, Kriegerfürst, da ist irgendein Volksstamm ausgewandert. Es hat nun ein Freund zu seinem Freunde gesagt: <Laß' uns, Bester, nach jenem Lande ziehen, dahin soll unser Weg führen: vielleicht daß es uns gelingt, dort etwas von Wert aufzufinden.> - <Gern, Bester>, sagte da zustimmend der Freund zu dem Freunde. 

So begaben sie sich denn auf die Wanderung nach jenem Lande, schritten einen bestimmten Feldpfad entlang. Dort sahen sie eine Masse Hanf weggeworfen daliegen. Bei diesem Anblick wandte sich der Freund zu dem Freunde: <Da liegt ja, Bester, eine Masse Hanf weggeworfen: wohlan denn, Bester, binde du ein Bündel Hanf zusammen, und auch ich will es tun; beide wollen wir mit den Hanfbündeln weiterziehen.> - <So sei es, Bester>, sagte da zustimmend der Freund zu dem Freunde, und er band ein Hanfbündel zurecht. 

So nahmen sie denn beide ihre Hanfbündel auf und schritten den ferneren Feldpfad entlang. Nun sahen sie eine Menge hänfenen Bast am Rain abgeworfen. Als er das erblickt hatte, sagte der Freund zu dem Freunde: <Wozu wir, Bester, den Hanf zu verwenden gedachten, das finden wir hier als eine Menge hänfenen Bast weggeworfen. 

Wohlauf, Bester, wirf das Hanfbündel ab, auch ich werf' es hin: beide wollen wir mit einer Last hänfenen Bastes weiterziehen.> - <Mein Hanfbündel hab' ich, Bester, schwer aufgelesen und fest zusammengeschnürt, das genügt mir: du wähle nach Wunsch.> 

Da hat denn der Freund sein Hanfbündel abgelegt und eine Last hänfenen Bastes aufgeladen. So zogen sie auf einem ferneren Feldpfad immer weiter und sahn nun eine Menge härener Hemden daliegen. Wie er die bemerkt hatte, sagte der Freund zum Freunde: <Wozu wir, Bester, den Hanf oder den hänfenen Bast zu verwenden gedachten, das finden wir hier als eine Menge härener Hemden weggeworfen. Wohlauf, Bester, wirf das Hanfbündel ab, auch ich werde die Last von hänfenem Baste abwerfen: beide wollen wir mit einer Last härener Hemden weiterziehen.> - <Mein Hanfbündel hab' ich, Bester, schwer aufgelesen und fest zusammengeschnürt, das genügt mir: du wähle nach Wunsch.> 

Da hat denn der Freund seine Last hänfenen Bastes abgelegt und eine Last härener Hemden aufgeladen. So zogen sie auf einem ferneren Feldpfad immer weiter und sahen eine Menge Linnen daliegen; eine Menge Wolle; eine Menge Eisen; eine Menge Kupfer; eine Menge Zinn; eine Menge Blei; eine Menge Silber; eine Menge Gold sahen sie weggeworfen daliegen. 

Bei diesem Anblick wandte sich der Freund zu dem Freunde: <Wozu wir, Bester, den Hanf zu verwenden gedachten oder den hänfenen Bast oder die härenen Hemden, oder Linnen und Wolle, Eisen, Kupfer, Zinn oder Blei oder Silber: das finden wir hier als eine Menge Goldes weggeworfen. Wohlauf, Bester, wirf das Hanfbündel ab, auch ich werde die Last von Silber abwerfen: beide wollen wir mit einer Last von Golde weiterziehen.> - < Mein Hanfbündel hab' ich, Bester, schwer aufgelesen und fest zusammengeschnürt, das genügt mir: du wähle nach Wunsch.> 

Da hat denn der Freund seine Last von Silber abgelegt und eine Last Goldes aufgeladen. Darauf begaben sie sich nach ihrem heimatlichen Dorfe zurück. 

Als da nun jener Freund mit der Last seines Hanfes angekommen war, haben sich darüber weder Vater und Mutter gefreut, noch Weib und Kind, auch keine Freunde und Genossen haben sich gefreut, und infolge davon hat er sich nicht glücklich und zufrieden gefühlt. 

Als aber der andere Freund mit der Last seines Goldes angekommen war, haben sich darüber Vater und Mutter gefreut, Weib und Kind haben sich gefreut, auch Freunde und Genossen haben sich gefreut, und infolge davon hat er sich glücklich und zufrieden gefühlt. 

Ebenso nun auch scheinst du, Kriegerfürst, wie mich dünkt, dem Träger der Hanfbürde zu gleichen. Lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, lasse fahren, Kriegerfürst, diese verderbliche Ansicht, auf daß sie dir nicht langehin zu Unheil und Leiden gereiche.»

«Schon durch das erste Gleichnis hat mich der verehrte Kassapo erfreut, hat mich entzückt: aber ich wollte noch diese reichlichen Fragen und Erklärungen hören; und so dacht' ich mir, ich dürfte dem verehrten Kassapo Gegenrede geben. - Vortrefflich, o Kassapo, vortrefflich, o Kassapo! Gleichwie etwa, o Kassapo, als wenn man Verkehrtes aufkehrte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg zeigte, oder Licht in die Finsternis brächte: <Wer Augen hat wird die Dinge sehn>: ebenso auch hat der verehrte Kassapo die Lehre von vielen Seiten beleuchtet. Und so nehm' ich, o Kassapo, bei Ihm, dem erhabenen Gotamo, Zuflucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft: als Anhänger möge mich der verehrte Kassapo betrachten, von heute an zeitlebens getreu. - Gewillt aber bin ich, o Kassapo, ein großes Opfer darzubringen: anleiten möge mich der verehrte Kassapo, auf daß es mir lange hinaus zum Wohle, zum Heile gereichen kann.»

«Wo es da, Kriegerfürst, ein Opfer ist, bei dem Rinder erschlagen werden, oder Ziegen und Schafe, oder Hühner und Schweine, oder so mancherlei Wesen hingeschlachtet werden, und die Empfänger verkehrte Ansicht haben, verkehrte Gesinnung, verkehrte Rede, verkehrtes Handeln, verkehrtes Wandeln, verkehrtes Mühen, verkehrte Einsicht, verkehrte Einigung: ein Opfer, Kriegerfürst, von solcher Art kann freilich keinen hohen Lohn, keine hohe Förderung verleihen, ist nicht sehr glanzvoll, strahlt nicht weithin. Gleichwie etwa, Kriegerfürst, wenn ein Ackersmann, mit Saatkorn und Pflug versehen, nach der Heide hinzöge. Dort würde er auf schlechtem Grunde, schlechtem Boden, ohne ihn von Stümpfen und Dornen gesäubert zu haben, Saatkörner aussäen, brüchige, angefaulte, von Wind und Sonne ausgedörrte, die keine Feuchte mehr annehmen, unglücklich zu liegen kämen, und keine Wolken würden von Zeit zu Zeit mit einem tüchtigen Gusse darüber hinweg ziehen: könnte nun wohl derlei Saatkorn wachsen, gedeihen, emporblühn, und der Ackersmann reichliche Ernte gewinnen?»

«Nimmermehr, o Kassapo.»

«Ebenso nun auch, Kriegerfürst, wo es da ein Opfer ist, bei dem Rinder erschlagen werden, oder Ziegen und Schafe, oder Hühner und Schweine, oder so mancherlei Wesen hingeschlachtet werden, und die Empfänger verkehrte Ansicht haben, verkehrte Gesinnung, verkehrte Rede, verkehrtes Handeln, verkehrtes Wandeln, verkehrtes Mühn, verkehrte Einsicht, verkehrte Einigung: ein Opfer, Kriegerfürst, von solcher Art kann freilich keinen hohen Lohn, keine hohe Förderung verleihen, ist nicht sehr glanzvoll, strahlt nicht weithin. Wo es aber, Kriegerfürst, ein Opfer ist, bei dem weder Rinder erschlagen werden noch Ziegen und Schafe, keine Hühner und Schweine und keinerlei Wesen hingeschlachtet werden, wo die Empfänger rechte Ansicht haben, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung: ein Opfer, Kriegerfürst, von solcher Art kann hohen Lohn, hohe Förderung verleihen, sehr glanzvoll sein, weithin strahlen. Gleichwie etwa, Kriegerfürst, wenn ein Ackersmann, mit Saatkorn und Pflug versehn, nach der Heide hinzöge. Dort würde er auf gutem Grunde, gutem Boden, der von Stümpfen und Dornen wohlgesäubert wurde, Saatkörner aussäen, keine brüchigen, keine angefaulten, keine von Wind und Sonne ausgedörrten, die Feuchte annehmen, glücklich zu liegen kämen, und Wolken würden von Zeit zu Zeit mit einem tüchtigen Gusse darüber hinwegziehen: könnte nun wohl derlei Saatkorn wachsen, gedeihen, emporblühn, und der Ackersmann reichliche Ernte gewinnen (*136)?»

«Jawohl, o Kassapo.»

«Ebenso nun auch, Kriegerfürst, wo es da ein Opfer ist, bei dem weder Rinder erschlagen werden noch Ziegen und Schafe, keine Hühner und Schweine und keinerlei Wesen hingeschlachtet werden, wo die Empfänger rechte Ansicht haben, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung: ein Opfer, Kriegerfürst, von solcher Art kann hohen Lohn, hohe Förderung verleihen, sehr glanzvoll sein, weithin strahlen.»

Da hat denn Pāyāsi der Kriegerfürst Almosen ausgesetzt für Asketen und Priester, Arme und Elende, Bettler und Bittende. Bei dieser Beschenkung wurde aber derlei Speise verteilt: Brocken und Krumen und dazu abgestandener Reisbrei; auch abgetragene Gewänder, lumpig und ausgefranst. Bei dieser Verteilung war dann Uttaro, wie er hieß, ein junger Priester, beschäftigt worden. Der hat die Gaben verteilt und dabei angedeutet: <Mit solcher Spende will ich Pāyāsi dem Kriegerfürsten eben in dieser Welt beistehen, behüte in jener!> Nun hörte Pāyāsi der Kriegerfürst reden: <Uttaro, sagt man, der junge Priester, läßt, so oft er Almosen gibt, dabei gewisse Worte verlauten: 'Mit solcher Spende will ich Pāyāsi dem Kriegerfürsten eben in dieser Welt beistehen, behüte in jener!'> Da hat denn Pāyāsi der Kriegerfürst Uttaro den jungen Priester vor sich beschieden und also gesprochen:

«Ist es wahr, wie man sagt, daß du, mein lieber Uttaro, so oft du Almosen austeilst, dabei gewisse Worte fallen lässest: 'Mit solcher Spende will ich Pāyāsi dem Kriegerfürsten eben in dieser Welt beistehen, behüte in jener'?»

«Allerdings, Herr.»

«Warum aber gibst du, mein lieber Uttaro, wenn du Almosen austeilst, derlei Worte zu verstehen? Sind wir denn nicht, mein lieber Uttaro, auf Verdienst bedacht und dürfen wohl Vergeltung der Spende erwarten?»

«Es wird bei der Spende des Herrn solche Speise verteilt: Brocken und Krumen und dazu abgestandener Reisbrei; das möchte der Herr auch nicht mit dem Fuße anstreifen, geschweige verzehren. Auch abgetragene Gewänder, lumpig und ausgefranst; die möchte der Herr auch nicht mit dem Fuße berühren, geschweige anziehen. Der Herr aber ist uns lieb und gut: wie dürften wir einen Lieben und Guten mit Ungutem in Verbindung bringen?»

«Wohlan denn, mein lieber Uttaro: was für Speise ich genieße, die gleiche speise sollst du vorsetzen; und was für Gewänder ich anlege, die gleichen Gewänder auch sollst du vorsehen.»

«Sehr wohl, Herr», sagte da gehorsam Uttaro der junge Priester zu Pāyāsi dem Kriegerfürsten: und was für Speise Pāyāsi der Kriegerfürst bekam, die gleiche Speise wurde von ihm vorgesetzt; und was für Gewänder Pāyāsi der Kriegerfürst zu tragen pflegte, die gleichen Gewänder auch wurden von ihm vorgesehen.

Da hat denn Pāyāsi der Kriegerfürst ohne zu würdigen Gaben ausgeteilt, nicht eigenhändig, unbedacht, warf sie weg (*137). Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, ist er dann zur Gemeinschaft mit den Göttern der Vier großen Könige emporgelangt, hat einen frei gewordenen Prachtakazienhain bezogen. Der aber bei jener Verteilung beschäftigt gewesen war, Uttaro, wie er hieß, der junge Priester, der hat in rechter Würdigung die Gaben verteilt, mit eigener Hand, mit Bedacht, ohne sie wegzuwerfen. Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, ist er dann auf gute Fährte, in himmlische Welt emporgelangt, zur Gemeinschaft mit den Göttern der Dreiunddreißig.

Um diese Zeit nun pflegte der ehrwürdige Gavampati wiederholt den freigewordenen Prachtakazienhain aufzusuchen, über die heiße Tageszeit dort zu verweilen. Da ist denn einmal Pāyāsi der Göttersohn an den ehrwürdigen Gavampati herangekommen, hat ehrerbietigen Gruß dargeboten und ist seitwärts gestanden. Zu Pāyāsi dem Göttersohn, der da beiseite stand, hat nun der ehrwürdige Gavampati also gesprochen:

  • «Wer bist du, Bruder?»
  • «Ich, o Herr, war Pāyāsi der Kriegerfürst.»
  • «So warst du wohl der, Bruder, der da vermeint hatte: 'Es gibt kein Jenseits, es gibt keine geistige Geburt, es gibt keine Saat und Ernte guter und böser Werke'?»

    «Es ist wahr, o Herr, ich hatte das geglaubt: aber ich bin durch den erlauchten Kumārakassapo von jener verderblichen Ansicht abgebracht worden (*139).»

    «Der aber da, Bruder, bei deinem Verspenden beschäftigt war, Uttaro, wie er hieß, der junge Priester, wohin ist der gelangt?»

    «Der da, o Herr, bei meinem Verspenden beschäftigt war, Uttaro, wie er hieß, der junge Priester, der hat in rechter Würdigung die Gaben verteilt, mit eigener Hand, mit Bedacht, ohne sie wegzuwerfen. Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, ist er dann auf gute Fährte, in himmlische Welt emporgelangt, zur Gemeinschaft mit den Göttern der Dreiunddreißig. Ich aber, o Herr, habe ohne zu würdigen Gaben ausgeteilt, nicht eigenhändig, unbedacht, warf sie weg. Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, bin ich dann zur Gemeinschaft mit den Göttern der Vier großen Könige emporgelangt, habe den freigewordenen Prachtakazienhain bezogen. Darum aber, o werter Gavampati, gehe zu den Menschen hin und künde ihnen das an.»

    Alsbald ist dann der ehrwürdige Gavampati zu den Menschen wiedergekehrt und hat es ihnen angekündet:

    «In rechter Würdigung mögt ihr Spenden verteilen, mit eigener Hand, mit Bedacht, ohne sie wegzuwerfen. Pāyāsi der Kriegerfürst hat ohne zu würdigen Gaben ausgeteilt, nicht eigenhändig, unbedacht, warf sie weg. Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, ist er dann zur Gemeinschaft mit den Göttern der Vier großen Könige emporgelangt, hat einen freigewordenen Prachtakazienhain bezogen. Der aber da bei seinem Verspenden beschäftigt war, Uttaro, wie er hieß, der junge Priester, der hat in rechter Würdigung die Gaben verteilt, mit eigener Hand, mit Bedacht, ohne sie wegzuwerfen. Bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, ist er dann auf gute Fährte, in himmlische Welt emporgelangt, zur Gemeinschaft mit den Göttern der Dreiunddreißig.»


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    (*134) Back Die Parabel vom Schweinefutter, oder vielmehr Dreck für Schweine, sieht auf den ersten Blick einer derben Eulenspiegelei zum verwechseln ähnlich. Wenn man aber genauer hinschaut, eröffnet sich, wie so oft bei unseren Gleichnissen, ein arthāntaranyāsas, ein tiefer gegründeter Sinn, der nach innen gelegen den eigentlichen Kern ausmacht, weit gewichtiger als die bloß vermittelnd vorgezeigte Hülle, die an sich freilich nicht minder gültig ist und zu Recht besteht. 

    Kassapo kleidet hier, im Gespräch mit einem dilettierenden Hofmanne, den Gedanken ebenso leicht kennbar ein, wie es Gotamo z.B. mit dem schmutzigen Mantel, dem ölrußgeschwärzten Schinderhemde, einem Priester gegenüber getan hat, in der Rede M.75. Auch dort ist das Tertium comparationis die Natur, deren Trug und Ekel vom Blindgebornen nicht wahrgenommen wird, ihm als «gar fein, ohne Flecken und sauber» vorgetäuscht, bis er, durch eine Kur allmählich sehend geworden, alsbald voll Entsetzen den Unrat merkt und den scheußlichen Mantel abwirft: ein wohlbekanntes, berühmtes Gleichnis, auf das Kassapo vorher, jedem Hörer damals sofort verständlich, schon angespielt hatte. 

    Die Drecklast sowie das Schinderhemd sind also verwandte Metaphern, geeignet auch ānandapulakadevasenern oder göttlichen Wonnegrunzern ein klein wenig die Augen zu öffnen und den Mund ein Weilchen verhalten zu lassen nach dem sattsam überfließenden und immer fader wiedergekäuten Gefasel über die Weltseele und ihre Herrlichkeiten, wo doch, ernstlich untersucht, selbst der höchste ātmā = gūtho, Kot ist; so daß eben nur Prälaten und Brüllaten mit ihrem Truthahngekoller, oder fools of nature daran Gefallen finden mögen, ohne zu fragen:

    Say, why is this? wherefore? what should we do?

    (*135) Back Hiermit hat Kassapo die letzte Stufe geistiger Erniedrigung angedeutet: denn das Elend, in das der Spieler, einmal in die Tiefe gesunken, ohne Rückhalt, ohne Scheu, infolge seiner jämmerlichen Zuversicht auf einen glücklichen Ausgang, wie oben gezeigt, früher oder später gerät, ist grenzenlos um ihn bereitet und führt ihn allmählich oder geradewegs über Verzweiflung, Verbrechen und Mord schon hienieden in höllische Welt, wo es keinen gerechten Wandel, kein hilfreiches Wirken, kein Erbarmen und Mitleid mehr gibt: 

    «einer den anderen auffressen ist dort der Brauch, den Schwachen ermorden» nach dem Gesetze des betrogenen Betrügers und seiner teuflischen Rache. 

    Was unser Gleichnis oben, zugleich mit der Beziehung auf den geistigen Vabanque Spieler, in meisterlicher Kürze dargestellt hat, ist in einer erstaunlichen Szene des Mrcchakatikam breit ausgeführt, wo der arme Würfler - bekanntlich ein uralter indoeuropäischer Typus - gänzlich entblößt und verkommen, immer mehr Pech und Drangsal, Schimpf und Schmach, Grimm, Wut und Verfolgung erfährt, bis er endlich, in einer entscheidenden Katharsis erschüttert, sich packt und - Bettelmönch wird, von dannen zieht mit dem Siegesruf: 

    «Der Würfelspieler ist zum Sakyerasketen geworden», gegen Ende des zweiten Aufzugs; eine Szene, nebenbei gesagt, die da Kenner der Höhen und Tiefen des menschlichen Gemüts in ihrer glühenden Lebenswahrheit nicht minder ergreift als die ganz analoge, wann der unter der Wucht seines Schmerzes völlig niedergebrochene Tannhäuser Ende des zweiten Aktes plötzlich frohlockend zur Pilgerschaft aufbricht. Grundmotiv ist hier wie dort und oben die Verzweiflung als Ausgangspunkt einer Wendung nach faustischer Art, v. 608/II.

    (*136) Back Der Hauptgedanke selbst, vom unblutigen Opfer, ist als Thema unserer fünften Rede, von Gotamo mit aller Ausführlichkeit behandelt, mit vollendeter Meisterschaft entwickelt worden: Kassapo hat nur einen knappen Auszug davon gegeben.

    (*137) Back Die jinistische Sage, verbrämt das Ende Pāyāsis noch mit einigen romanhaften Schnörkeln, die deutlich die spätere Fassung mit ihrer so beliebten, erbaulich angepaßten Form erkennen lassen. Der Kriegerfürst wird nämlich so fromm, daß er alle Freude am Leben verliert, sich um Reich und Herrschaft usw. nicht mehr kümmert. Das behagt nun seiner königlichen Gemahlin ganz und gar nicht, daher sie ihn auf heimtückische Weise vergiftet. Pāyāsi, alsbald von tödlichen Schmerzen gepeinigt, merkt den Verrat: und ohne der schlotternden Königin auch nur in Gedanken zu zürnen, zieht er sich in ein leeres Gemach zurück, um dort noch heiliger Andacht zu pflegen. Mit verschränkten Beinen, das Antlitz gen Osten gewandt, setzt er sich nieder, hat alles freudig verlassen, und gibt auch noch seinen Leib dahin, mit den letzten Atemzügen gesammelten klaren Geistes versterbend - und sogleich in himmlische Welt eingekehrt. - So ergreifend nun auch dieser echte, wirkliche Typus des frommen Jainas hier geschildert ist: dem Charakter Pāyāsis, wie wir ihn kennen, scheint er weniger zu entsprechen als unser kurze, bestimmte, recht allgemein menschliche Bericht.

    (*139) Back Über die Verteilung von Gaben und Spenden und die vier möglichen Arten derselben handelt M.142

    Hieran schließt sich auch das Gespräch, das Gotamo mit Sariputto vor den zu Besuch gekommenen Anhängern aus Campa geführt hat, im Anguttaranikāyo, Sattakanipāto Nr. 49, wo die Art und Weise einer Gabe je nach ihrem Beweggrund und ihrem Erfolg angedeutet wird, und es dann, insgesamt, heißt: 

    Mancher spendet da eine Gabe aus Absicht auf Entgelt, oder er gibt sie aus Liebe und Zuneigung, oder um sich öffentlich auszuzeichnen, oder in der Hoffnung auf jenseitigen Lohn, oder auch weil er aus Grundsatz wohltätig ist, oder weil es von Vaters und Großvaters Zeiten her so bei ihm gehalten wurde und nun unschicklich wäre mit dem alten Hausbrauch zu brechen, oder auch weil er sich sagt: «Ich habe Einkünfte, jene haben keine Einkünfte: das steht mir, der ich Einkünfte habe, nicht an, daß ich denen, die keine Einkünfte haben, nichts geben sollte»; oder er gedenkt auch wohl: «Wie da einst bei den Sehern der Vorzeit jene großen Opfer dargebracht wurden, als wie etwa bei Atthako, Vāmako, Vāmadevo, Vessāmitto, Yamataggi, Angiraso, Bhāradvājo, Vāsettho, Kassapo, Bhagu, so soll nun auch bei mir verschenkt und verspendet werden»; oder auch weil er die Erfahrung gemacht hat: «Wenn ich Gutes tue, wird mein Herz erheitert, und ich fühle mich froh und zufrieden»; und endlich auch spendet wohl mancher, dem es Herzenserfordernis, Herzensbedürfnis ist Gabe zu geben; wer so Gabe gegeben hat, der gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, empor zur Einkehr in den Kreis der heiligen Götter: und solche Tat hinter sich lassend, solche Macht, solchen Ruhm, solche Herrlichkeit, kehrt er nicht wieder, nicht mehr zurück in diese Welt. Vergl. noch Bruchstücke der Reden v. 509.

    Asoko hat den ganzen, vielseitig ausgeführten Gedankengang solcher und zahlreicher ähnlicher Stellen am Ende des VII. Felsenedikts, nach seiner Art so kurz wie möglich, damit beschlossen: «Denn wer auch eine reiche Gabe nicht geben kann: sich selbst beherrschen, das Herz läutern, erkenntlich und rechtschaffen sein, bleibt immer gültig.»


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