magga

'Pfad'. Über die vier Überweltlichen Pfade (lokuttara-magga) siehe ariya-puggala. -

 

Der 'Achtfache Pfad' (atthangika-magga) ist der zur Erlösung vom Leiden führende Pfad, d.i. die letzte der vier Edlen Wahrheiten (siehe sacca), nämlich: 

 

1. Rechte Erkenntnis (sammā-ditthi)
2. Rechte Gesinnung (sammā-sankappa)
III. Wissen (paññā)
3. Rechte Rede (sammā-vācā)
4. Rechte Tat (sammā-kammanta)
5. Rechter Lebenserwerb (sammā-ājīva)

I. Sittlichkeit (sīla)
6. Rechte Anstrengung (sammā-vāyāma)
7. Rechte Achtsamkeit (sammā-sati)
8. Rechte Sammlung (sammā-samādhi)
II. Sammlung (samādhi) (vgl. sikkhā)

  

  1. ist die Erkenntnis der Wahrheit (siehe sacca) vom Leiden, von der Leidensentstehung, von der Leidenserlöschung und von dem zur Leidenserlöschung führenden Pfade.
  2. ist entsagende, haßlose, friedfertige Gesinnung (siehe vitakka).
  3. ist Vermeidung von Lüge, Zwischenträgerei, roher Rede und törichter Rede.
  4. ist Vermeidung von Töten, Stehlen und Ehebrechen.
  5. ist Vermeidung eines die anderen Wesen schädigenden Berufes.
  6. ist die Anstrengung karmisch unheilsame, üble Dinge zu vermeiden oder zu überwinden und heilsame Dinge zu erwecken und zu erhalten (siehe padhāna)
  7. ist die beständige Achtsamkeit auf Körper, Gefühl, Bewußtsein und die geistigen Objekte (siehe sati, satipatthāna).
  8. ist die in den vier Vertiefungen (siehe jhāna) ihren Gipfelpunkt erreichende Sammlung (siehe samādhi).

 

Man unterscheidet einen 'weltlichen' (lokiya) und einen mit den 4 Stufen der Heiligkeit (siehe ariya-puggala) verbundenen 'überweltlichen' (lokuttara) achtfachen Pfad.

 

 1. »Wer rechte Erkenntnis als rechte Erkenntnis und verkehrte Erkenntnis als verkehrte Erkenntnis erkennt, dem eignet rechte Erkenntnis . . .

»Rechte Erkenntnis, sage ich, ist von zweierlei Art: Die Ansicht, daß Almosen, Gaben und Opfer etwas Gutes seien, daß für gute und schlechte Taten ein Ergebnis, eine Karmawirkung zu erwarten sei . . . das, ihr Mönche, ist eine rechte Erkenntnis, die zwar den üblen Trieben noch ausgesetzt ist, die aber verdienstvoll ist und weltliche gute Früchte bringt . . . Das Wissen aber, das da beim Erwecken des edlen Pfades (des Sotapan usw.) in dem edlen, triebfreien, mit dem edlen Pfade verbundenen Geiste besteht, die Fähigkeit und Kraft des Wissens dabei, das Erleuchtungsglied der Wahrheitsergründung (siehe bojjhanga), die mit dem Pfad verbundene rechte Erkenntnis: das, ihr Mönche, gilt als die edle (ariya), triebfreie, überweltliche, mit dem Pfade (des Sotapan usw.) verbundene rechte Erkenntnis.

»Wer aber nach Überwindung verkehrter Erkenntnis und nach Gewinnung rechter Erkenntnis strebt, dem eignet rechte 'Anstrengung'.

»Voll Achtsamkeit die verkehrte Erkenntnis überwindend und die rechte Erkenntnis gewinnend, eignet ihm rechte 'Achtsamkeit'.

»Somit umgeben und begleiten 3 Dinge die rechte Erkenntnis, nämlich: rechte Erkenntnis, rechte Anstrengung und rechte Achtsamkeit . . .

 

2. »Wer rechte Gesinnung als rechte Gesinnung und verkehrte Gesinnung als verkehrte Gesinnung erkennt, dem eignet rechte Erkenntnis.

»Rechte Gesinnung, sage ich, ist von zweierlei Art: entsagende, haßlose und friedfertige Gesinnung: das, ihr Mönche, ist eine rechte Gesinnung, die zwar den üblen Trieben noch ausgesetzt ist, die aber verdienstvoll ist und weltliche gute Früchte bringt . . . Das Denken, Überdenken und Sinnen aber, das da beim Erwecken des edlen Pfades . . . besteht, das Richten und Festigen der Gedanken, die gedankliche Einstellung, die sprachliche Tätigkeit des Geistes (siehe vitakka-vicāra): das, ihr Mönche, gilt als die überweltliche rechte Gesinnung.

»Wer aber nach Überwindung verkehrter Gesinnung und nach Gewinnung rechter Gesinnung strebt, dem eignet rechte Anstrengung.

»Voll Achtsamkeit aber die verkehrte Gesinnung überwindend und die rechte Gesinnung gewinnend, eignet ihm rechte Achtsamkeit.

»Somit umgeben und begleiten 3 Dinge die rechte Gesinnung, nämlich rechte Erkenntnis, rechte Anstrengung und rechte Achtsamkeit.

 

3. »Wer rechte Rede als rechte Rede und verkehrte Rede als verkehrte Rede erkennt, dem eignet rechte Erkenntnis (vgl. magga, 3) . . .

 

4. »Wer rechte Werke als rechte Werke und verkehrte Werke als verkehrte Werke erkennt, dem eignen rechte Werke (vgl. magga, 4) . . .

 

5. »Wer rechten Lebenserwerb als rechten Lebenserwerb und verkehrten Lebenserwerb als verkehrten Lebenserwerb erkennt, dem eignet rechter Lebenserwerb . . . Das Abstehen, Sichabwenden, Wegwenden davon, das da beim Erwecken des edlen Pfades in dem edlen, triebfreien, überweltlichen, mit dem Pfade verbundenen Geiste besteht: das, ihr Mönche, gilt als der überweltliche rechte Lebenserwerb . . .

»Hier nun aber, ihr Mönche, geht die rechte Erkenntnis voran, denn der mit rechter Erkenntnis Ausgestattete ist fähig der rechten Gesinnung, der mit rechter Gesinnung Ausgestattete fähig der rechten Rede, der mit rechter Rede Ausgestattete fähig der rechten Werke . . . des rechten Lebenserwerbs ... der rechten Anstrengung . . . der rechten Achtsamkeit . . . der rechten Sammlung . . . des rechten Wissens . . . der rechten Befreiung. Auf diese Weise, ihr Mönche, wird der mit 8 Pfadgliedern ausgestattete Schulungstüchtige zu dem mit 10 Pfadgliedern ausgestatteten Heiligen.« (M. 117).

 

 Für eine kurzgefaßte systematische Darstellung des Achtfachen Pfades s. »Wort des Buddha«.

 

 Über den Achtfachen Pfad ist viel geschrieben und geredet worden, in den meisten Fällen aber wurde der eigentliche Charakter des Pfades völlig mißverstanden. Der Autor hält es daher für angebracht, hier auf diesen den Kern des ganzen Buddhismus bildenden achtfachen Pfad einmal näher einzugehen.

 Zunächst sei darauf hingewiesen, daß dieser sogenannte 'Pfad' genau genommen überhaupt gar kein Pfad ist, d.h. kein Pfad, auf dem man etappenweise vorwärts schreitet, bis man nach sukzessiver Durchlaufung aller acht Stationen schließlich am Ziele, dem Nirwahn anlangt - eine Ansicht, die man bei den meisten budhhistischen Autoren antrifft.

Wenn dem wirklich so wäre, dann müßte man eben als Allererstes rechte Erkenntnis und Wahrheitsdurchschauung verwirklicht haben, bevor man daran denken könnte, rechte Gesinnung, rechte Rede usw. zu erreichen, und jedes frühere Pfadglied bildete dann für jedes spätere die notwendige Grundlage.

In Wirklichkeit aber werden die die Sittlichkeit (sīla) bildenden Glieder 3-5 als Erstes zur Vollendung gebracht, dann die als Geistesschulung (adhicittasikkhā) oder Sammlung (samādhi) geltenden Glieder 6-8, und zu allerletzt die beiden ersten Glieder (1-2).

Der den übrigen Gliedern eine feste Stütze bietende wichtigste Bestandteil ist allerdings die rechte Erkenntnis, die vom keimhaften Verständnis ab sich ganz allmählich bis zum höchsten Hellblick entwickelt und die unmittelbare Bedingung bildet zum Eintritt in die vier überweltlichen Stufen der Heiligkeit und zur Verwirklichung des Nirwahns. Nur im Falle dieses überweltlichen Hellblicks sind alle übrigen Glieder als bloße Symptome, Begleiterscheinungen oder Äußerungen der Erkenntnis zu werten.

 

Was den weltlichen Pfad anbetrifft, so kann derselbe auch ohne das erste Glied, rechte Erkenntnis, aufsteigen. Es sei hier gleichzeitig darauf hingewiesen, daß die Glieder nicht nur nicht aufeinander folgen, wie bereits erwähnt, sondern auch daß sie, wenigstens zum Teil, als untrennbar verbundene Geistesfaktoren in ein und demselben Bewußtseinszustande aufsteigen. So sind z.B. mit jedem karmisch heilsamen (kusala) Bewußtseinszustande unter allen Umständen zum mindesten 4 Pfadglieder verbunden (s. Dhs. § 147), nämlich: 2, 6, 7, 8. Rechte Erkenntnis ist also durchaus nicht immer anwesend. Sobald eines von diesen Gliedern da ist, sind auch die drei anderen da. Und sobald irgend eines dieser 4 Glieder aufsteigt, steigt es zusammen mit den 3 anderen auf.


rechte Erkenntnis, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechte Tat, rechter Lebenserwerb, rechte Anstrengung, rechte Achtsamkeit, rechte Sammlung.


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