Der Name des Vagga ist wieder dem Leitwort der ersten Verszeile entnommen. In der Ausgabe lautet es addhabhavi. Die Lesung ist aber sehr unsicher. Der Komm. hat dafür anvabhavi (Colombo Ausg.) oder andhabhavi (Siam. Ausg.). Danach wäre der Abschnitt Anva- oder Andhavagga zu nennen. Was die Bedeutung jenes Leitwortes betrifft, so habe ich mich fürs erste an den Komm. gehalten, der es (I.114.10) durch abhibhavati wiedergibt.
Um den Rätselvers richtig zu verstehen muß man sich vergegenwärtigen, daß im
Indischen der Begriff nāma eine umfassendere Bedeutung hat als unser
"Name". Für den Buddhisten ist der "Name" etwas, was ein wesentlicher
Untrennbarer Bestandteil der Sache oder Person ist, der er zukommt. Kein Objekt
ist denkbar ohne "Namen". Es tritt dies besonders deutlich in der Verbindung
nāma-rūpa hervor, in der nāma die
geistigen, rūpa die materiellen Bestandteile bezeichnet, die das
Individuum ausmachen. Vgl. Bd. II, S.2.
1. (Die Devatā:)
"Was hat alles gemeistert? Was ist es, außer dem nichts weiter vorhanden
ist?
Was ist das einzige [154], dessen Gewalt alle folgten?"
2. (Der Erhabene:)
"Der Name hat alles gemeistert; der Name ist es,
außer dem nichts weiter vorhanden ist.
Der Name ist das einzige, dessen Gewalt alle folgten."
[154] P.ekadhammassa wtl. "welches einzigen Dinges Gewalt folgten alle?"
1. (Die Devatā:)
"Wodurch wird die Welt geleitet?
Wodurch wird sie hin und her gezerrt?" [155]
Was ist das einzige, dessen Gewalt alle folgten?"
2. (Der Erhabene:)
"Durch das Denken wird die Welt geleitet;
durch das Denken wird die Welt hin und her gezerrt.
Das Denken ist das einzige, dessen Gewalt alle folgten."
[155] P. parikissati= skr. parikrsyate. Zu unserem Sutta ist Anguttara, Catukkanipāta 186 (= II.177) zu vergleichen, wo die gleiche Frage gestellt wird. S. ferner unten S.1.79. 2.
1. (Die Devatā:)
"Wodurch wird die Welt geleitet?
Wodurch wird sie hin und her gezerrt?
Was ist das einzige, dessen Gewalt alle folgten?"
2.( Der Erhabene:)
"Durch den Durst wird die Welt geleitet;
durch den Durst wird sie hin und her gezerrt.
Der Durst ist das einzige, dessen Gewalt alle folgten."
1. (Die Devatā:)
"Was hat die Welt zur Fessel? Was ist ihr Irrgang [156]
Nach wessen Aufgabe spricht man von Nirvana?"
2. (Der Erhabene:)
"Die Freude hat die Welt zur Fessel, Grübelei ist ihr Irrgang.
Nach Aufgabe des Durstes spricht man von Nirvana."
[156] P. vicāranam, offenbar in dem Sinne von Hin- und her-gehen, Umherschweifen. Der Komm. I. 114.3 v.u. faßt es ganz konkret als die Füße.
1. (Die Devatā:)
"Was hat die Welt als Bande? Was ist ihr Irrgang?
Durch wessen Aufgabe zerschneidet man jedes Band?"
2. (Der Erhabene:)
"Die Freude hat die Welt als Bande; Grübelei ist ihr Irrgang.
Durch Aufgabe des Durstes zerschneidet man jedes Band."
1. (Die Devatā:)
"Wovon ist die Welt bedroht? Wovon ist sie umringt?
Von welchem Speer ist sie durchbohrt?
Von welchem Rauch ist sie stets umhüllt?"
2. (Der Erhabene:)
"Vom Tod ist die Welt bedroht; von Alter ist sie umringt.
Vom Speer des Durstes ist sie durchbohrt,
von Rauch des Begehrens ist sie stets umhüllt." [157]
[157] P. icchādhūpāyito sadā, im Komm. I. 115.3 durch icchāya aditto erklärt "vom Wünschen entbrannt".
1. (Die Devatā:)
"Wovon ist die Welt überwältigt? [158] Wovon ist sie umringt?
Wovon ist die Welt eingeschlossen? [159] Worin verbleibt die Welt dauernd?"
2. (Der Erhabene:)
"Vom Durst ist die Welt überwältigt; vom Alter ist sie umringt.
Vom Tod ist die Welt eingeschlossen; im Leiden verbleibt die Welt dauernd."
[158] P. uddito. Die Übersetzung ist zweifelhaft. Der Komm. I. 115.5 gibt es durch ullanghito wieder.
[159] P. pihito. Sinn nach dem Komm. I. 115.7: wie man, von hohen Bergen eingeschlossen, keinen Umblick hat.
1. (Die Devatā):
"Wovon ist die Welt eingeschlossen? Worin verbleibt die Welt dauernd?
Wovon ist die Welt überwältigt? Wovon ist sie umringt?"
2. (Der Erhabene:)
"Vom Tod ist die Welt eingeschlossen; im Leiden verbleibt die Welt dauernd.
Vom Durst ist die Welt überwältigt; vom Alter ist sie umringt."
1. (Die Devatā:)
"Wodurch wird die Welt gebunden?
Durch wessen Beseitigung wird sie erlöst?
Durch wessen Aufgabe zerschneidet man alle Bande?"
2. (Der Erhabene:)
"Vom Wunsch wird die Welt gebunden;
durch Beseitigung des Wunsches wird sie erlöst.
Durch Aufgabe des Wunsches zerschneidet man alle Bande."
1. (Die Devatā:)
"Womit ist die Welt entstanden? [160]
Wodurch tritt sie in Verkehr?
Aufgrund von was (besteht) die Welt?
Wodurch wird sie gequält?"
2. (Der Erhabene:)
"Mit den sechs [161] ist die Welt entstanden; durch die sechs tritt sie in
Verkehr:
Auf Grund der sechs (besteht) die Welt; von den sechs wird sie gequält."
[160] P. kismim (mit Ergänzung von uppanne) loko samuppanno. Der Komm. I. 115.15 umschreibt die Frage so: "nach Entstehung von was sagt man: die Welt ist entstanden."
[161] Gemeint sind die sechs āyatanāni, die sechs Sinne und die ihnen entsprechenden äußeren Bereiche. Vgl. Bd. II, S.2.