1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sāvatthī im Jeta Hain, dem Park des Anāthapiṇḍika auf.
2. Als es Morgen war, zog sich der ehrwürdige Ānanda an, nahm seine Schale und äußere Robe und ging um Almosen nach Sāvatthī hinein. Nachdem er in Sāvatthī um Almosen umhergegangen war und von seiner Almosenrunde zurückgekehrt war, ging er nach seiner Mahlzeit zum Östlichen Park, zum Palast von Migāras Mutter, um den Tag zu verbringen.
3. Bei jener Gelegenheit hatte König Pasenadi von Kosala den Elefanten Ekapuṇḍarīka bestiegen und ritt um die Mittagszeit aus Sāvatthī aus. Er sah den ehrwürdigen Ānanda in der Ferne kommen und fragte den Minister Sirivaḍḍha: "Das ist der ehrwürdige Ānanda, nicht wahr?" - "Ja, Majestät, das ist der ehrwürdige Ānanda."
4. Dann sagte König Pasenadi von Kosala zu einem bestimmten Mann: "Komm, guter Mann, geh zum ehrwürdigen Ānanda und bringe in meinem Namen mit den Haupte zu seinen Füßen Huldigung dar, mit den Worten: 'Ehrwürdiger Herr, König Pasenadi von Kosala bringt Huldigung mit dem Haupt zu Füßen des ehrwürdigen Ānanda dar.' Dann sage dieses: 'Ehrwürdiger Herr, wenn der ehrwürdige Ānanda nichts Dringendes zu erledigen hat, vielleicht könnte der ehrwürdige Ānanda aus Mitgefühl einen Moment warten?'"
5. "Ja, Majestät", erwiderte der Mann, und er ging zum ehrwürdigen Ānanda und nachdem er ihm gehuldigt hatte, stand er zur Seite. Dann sagte er zum ehrwürdigen Ānanda: "Ehrwürdiger Herr, König Pasenadi von Kosala bringt Huldigung mit dem Haupt zu Füßen des ehrwürdigen Ānanda dar und läßt sagen: 'Ehrwürdiger Herr, wenn der ehrwürdige Ānanda nichts Dringendes zu erledigen hat, vielleicht könnte der ehrwürdige Ānanda aus Mitgefühl einen Moment warten?'"
6. Der ehrwürdige Ānanda stimmte schweigend zu. Dann ritt König Pasenadi auf dem Elefanten, so weit der Elefant gehen konnte, und dann stieg er ab und ging zu Fuß zum ehrwürdigen Ānanda weiter. Nachdem er ihm gehuldigt hatte, stand er zur Seite und sagte zum ehrwürdigen Ānanda: "Ehrwürdiger Herr, wenn der ehrwürdige Ānanda nichts Dringendes zu erledigen hat, wäre es gut, wenn er aus Mitgefühl zum Ufer des Flusses Aciravatī gehen würde.'"
7. Der ehrwürdige Ānanda stimmte schweigend zu. Er ging zum Ufer des Flusses Aciravatī und setzte sich am Fuße eines Baumes auf einem vorbereiteten Sitz nieder. Dann ritt König Pasenadi auf dem Elefanten, so weit der Elefant gehen konnte, und dann stieg er ab und ging zu Fuß zum ehrwürdigen Ānanda weiter. Nachdem er ihm gehuldigt hatte, stand er zur Seite und sagte zum ehrwürdigen Ānanda: "Ehrwürdiger Herr, hier ist ein Elefantenteppich. Der ehrwürdige Ānanda nehme darauf Platz."
"Es besteht keine Notwendigkeit, großer König. Nimm Platz. Ich sitze auf meiner eigenen Matte."
8. König Pasenadi setzte sich auf einem vorbereiteten Sitz nieder. Danach sagte er: "Ehrwürdiger Ānanda, würde sich der Erhabene mit dem Körper auf eine Weise verhalten, so daß er von weisen Mönchen und Brahmanen verurteilt werden könnte [1]?"
"Nein, großer König, der Erhabene würde sich nicht mit dem Körper auf eine Weise verhalten, so daß er von weisen Mönchen und Brahmanen verurteilt werden könnte."
"Ehrwürdiger Ānanda, würde sich der Erhabene mit der Sprache auf eine Weise verhalten, so daß er von weisen Mönchen und Brahmanen verurteilt werden könnte?"
"Nein, großer König, der Erhabene würde sich nicht mit der Sprache auf eine Weise verhalten, so daß er von weisen Mönchen und Brahmanen verurteilt werden könnte."
"Ehrwürdiger Ānanda, würde sich der Erhabene mit dem Geist auf eine Weise verhalten, so daß er von weisen Mönchen und Brahmanen verurteilt werden könnte?"
"Nein, großer König, der Erhabene würde sich nicht mit dem Geist auf eine Weise verhalten, so daß er von weisen Mönchen und Brahmanen verurteilt werden könnte."
9. "Es ist wunderbar, ehrwürdiger Herr, es ist erstaunlich! Denn was wir mit einer Frage nicht bewirken konnten, ist vom ehrwürdigen Ānanda mit der Antwort auf die Frage bewirkt worden. Wir erkennen keinerlei Wert darin, was törichte, unwissende Personen, die reden, ohne untersucht und erwogen zu haben, zum Lob oder Tadel anderer sagen; aber wir erkennen als wertvoll, was weise, intelligente und scharfsinnige Personen, die reden, nachdem sie untersucht und erwogen haben, zum Lob oder Tadel anderer sagen."
10. "Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches körperliche Verhalten wird von weisen Mönchen und Brahmanen verurteilt?"
"Jegliches körperliche Verhalten, das unheilsam ist, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches körperliche Verhalten ist unheilsam?"
"Jegliches körperliche Verhalten, das tadelnswert ist, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches körperliche Verhalten ist tadelnswert?"
"Jegliches körperliche Verhalten, das Leid bringt, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches körperliche Verhalten bringt Leid?"
"Jegliches körperliche Verhalten, das schmerzhafte Resultate hat, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches körperliche Verhalten hat schmerzhafte Resultate?"
"Jegliches körperliche Verhalten, das zum eigenen Leid führt, oder zum Leid anderer, oder zum Leid beider, und aufgrund dessen unheilsame Zustände zunehmen und heilsame Zustände abnehmen. Solches körperliche Verhalten wird von weisen Mönchen und Brahmanen verurteilt, großer König [2]."
11. "Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches sprachliche Verhalten wird von weisen Mönchen und Brahmanen verurteilt?"
"Jegliches sprachliche Verhalten, das unheilsam ist, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches sprachliche Verhalten ist unheilsam?"
"Jegliches sprachliche Verhalten, das tadelnswert ist, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches sprachliche Verhalten ist tadelnswert?"
"Jegliches sprachliche Verhalten, das Leid bringt, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches sprachliche Verhalten bringt Leid?"
"Jegliches sprachliche Verhalten, das schmerzhafte Resultate hat, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches sprachliche Verhalten hat schmerzhafte Resultate?"
"Jegliches sprachliche Verhalten, das zum eigenen Leid führt, oder zum Leid anderer, oder zum Leid beider, und aufgrund dessen unheilsame Zustände zunehmen und heilsame Zustände abnehmen. Solches sprachliche Verhalten wird von weisen Mönchen und Brahmanen verurteilt, großer König."
12. "Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches geistige Verhalten wird von weisen Mönchen und Brahmanen verurteilt?"
"Jegliches geistige Verhalten, das unheilsam ist, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches geistige Verhalten ist unheilsam?"
"Jegliches geistige Verhalten, das tadelnswert ist, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches geistige Verhalten ist tadelnswert?"
"Jegliches geistige Verhalten, das Leid bringt, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches geistige Verhalten bringt Leid?"
"Jegliches geistige Verhalten, das schmerzhafte Resultate hat, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches geistige Verhalten hat schmerzhafte Resultate?"
"Jegliches geistige Verhalten, das zum eigenen Leid führt, oder zum Leid anderer, oder zum Leid beider, und aufgrund dessen unheilsame Zustände zunehmen und heilsame Zustände abnehmen. Solches geistige Verhalten wird von weisen Mönchen und Brahmanen verurteilt, großer König."
13. "Nun, ehrwürdiger Ānanda, heißt der Erhabene nur das Überwinden aller unheilsamen Zustände gut?"
"Der Tathāgata, großer König, hat alle unheilsamen Zustände überwunden und er besitzt heilsame Zustände [3]."
14. "Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches körperliche Verhalten wird von weisen Mönchen und Brahmanen nicht verurteilt?"
"Jegliches körperliche Verhalten, das heilsam ist, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches körperliche Verhalten ist heilsam?"
"Jegliches körperliche Verhalten, das tadellos ist, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches körperliche Verhalten ist tadellos?"
"Jegliches körperliche Verhalten, das kein Leid bringt, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches körperliche Verhalten bringt kein Leid?"
"Jegliches körperliche Verhalten, das angenehme Resultate hat, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches körperliche Verhalten hat angenehme Resultate?"
"Jegliches körperliche Verhalten, das nicht zum eigenen Leid führt, oder zum Leid anderer, oder zum Leid beider, und aufgrund dessen unheilsame Zustände abnehmen und heilsame Zustände zunehmen. Solches körperliche Verhalten wird von weisen Mönchen und Brahmanen nicht verurteilt, großer König."
15. "Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches sprachliche Verhalten wird von weisen Mönchen und Brahmanen nicht verurteilt?"
"Jegliches sprachliche Verhalten, das heilsam ist, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches sprachliche Verhalten ist heilsam?"
"Jegliches sprachliche Verhalten, das tadellos ist, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches sprachliche Verhalten ist tadellos?"
"Jegliches sprachliche Verhalten, das kein Leid bringt, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches sprachliche Verhalten bringt kein Leid?"
"Jegliches sprachliche Verhalten, das angenehme Resultate hat, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches sprachliche Verhalten hat angenehme Resultate?"
"Jegliches sprachliche Verhalten, das nicht zum eigenen Leid führt, oder zum Leid anderer, oder zum Leid beider, und aufgrund dessen unheilsame Zustände abnehmen und heilsame Zustände zunehmen. Solches sprachliche Verhalten wird von weisen Mönchen und Brahmanen nicht verurteilt, großer König."
16. "Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches geistige Verhalten wird von weisen Mönchen und Brahmanen nicht verurteilt?"
"Jegliches geistige Verhalten, das heilsam ist, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches geistige Verhalten ist heilsam?"
"Jegliches geistige Verhalten, das tadellos ist, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches geistige Verhalten ist tadellos?"
"Jegliches geistige Verhalten, das kein Leid bringt, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches geistige Verhalten bringt kein Leid?"
"Jegliches geistige Verhalten, das angenehme Resultate hat, großer König."
"Nun, ehrwürdiger Ānanda, welches geistige Verhalten hat angenehme Resultate?"
"Jegliches geistige Verhalten, das nicht zum eigenen Leid führt, oder zum Leid anderer, oder zum Leid beider, und aufgrund dessen unheilsame Zustände abnehmen und heilsame Zustände zunehmen. Solches geistige Verhalten wird von weisen Mönchen und Brahmanen nicht verurteilt, großer König."
17. "Nun, ehrwürdiger Ānanda, heißt der Erhabene nur das Übernehmen aller heilsamen Zustände gut?"
"Der Tathāgata, großer König, hat alle unheilsamen Zustände überwunden und er besitzt heilsame Zustände."
18. "Es ist wunderbar, ehrwürdiger Herr, es ist erstaunlich, wie gut das vom ehrwürdigen Ānanda ausgedrückt worden ist! Und wir sind so zufrieden und erfreut über das, was vom ehrwürdigen Ānanda so gut ausgedrückt worden ist, daß wir, wenn ihm der Kostbare Elefant gestattet wäre, ihm diesen geben würden; wenn ihm das Kostbare Pferd gestattet wäre, würden wir es ihm geben; wenn ihm ein Dorf als Lehen gestattet wäre, würden wir es ihm geben. Aber wir wissen, ehrwürdiger Herr, daß diese Dinge dem ehrwürdigen Ānanda nicht gestattet sind. Aber hier ist mein Umhang, ehrwürdiger Herr, der mir von König Ajātasattu von Magadha geschickt wurde, verpackt in einen königlichen Schirmkoffer, sechzehn Spannen lang und acht Spannen breit. Der ehrwürdige Ānanda nehme ihn aus Mitgefühl an."
"Es ist nicht nötig, großer König. Meine dreifache Robe ist vollständig."
19. "Ehrwürdiger Herr, sowohl der ehrwürdige Ānanda als auch wir haben gesehen, wie dieser Fluß Aciravatī aussieht, wenn sich eine große Wolke in den Bergen heftig abgeregnet hat; dann tritt dieser Fluß über beide Ufer. Ebenso, ehrwürdiger Herr, kann der ehrwürdige Ānanda eine dreifache Robe für sich selbst aus diesem Umhang machen, und er kann seine alte Robe unter seinen Gefährten im heiligen Leben teilen. Auf diese Weise wird unsere Gabe über die Ufer treten. Ehrwürdiger Herr, der ehrwürdige Ānanda nehme den Umhang an."
20. Der ehrwürdige Ānanda nahm den Umhang an. Dann sagte König Pasenadi von Kosala: "Und nun, ehrwürdiger Herr, nehmen wir Abschied. Wir sind beschäftigt und haben viel zu tun."
"Jetzt ist es an der Zeit, großer König, das zu tun, was du für richtig hältst."
Dann erhob sich König Pasenadi von Kosala und nahm Abschied, entzückt und erfreut über die Worte des ehrwürdigen Ānanda, und nachdem er dem ehrwürdigen Ānanda gehuldigt hatte, nahm er Abschied, wobei er ihm die rechte Seite zuwandte.
21. Danach, kurz nachdem er Abschied genommen hatte, ging der ehrwürdige Ānanda zum Erhabenen, und nachdem er ihm gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder, berichtete ihm seine gesamte Unterhaltung mit König Pasenadi von Kosala, und überreichte dem Erhabenen den Umhang.
22. Dann richtete sich der Erhabene folgendermaßen an die Bhikkhus: "Es ist ein Gewinn, ihr Bhikkhus, für König Pasenadi von Kosala, es ist ein großer Gewinn für König Pasenadi von Kosala, daß er die Gelegenheit hatte, Ānanda zu sehen und ihm Respekt zu erweisen."
Das ist es, was der Erhabene sagte. Die Bhikkhus waren zufrieden und entzückt über die Worte des Erhabenen.
Anmerkungen:
[1] MA erklärt, daß der König diese Frage in Bezug auf den Fall der Wanderasketin Sundarī stellte, in dem zu jenem Zeitpunkt ermittelt wurde. Eine Gruppe von Wanderasketen stifteten Sundarī zu einem Komplott an, bei dem der Buddha in Verruf gebracht werden sollte. Sundarī besuchte den Jeta Hain bei Nacht und ließ sich am Morgen bei ihrer Rückkehr öffentlich sehen, um bei den Leuten Verdacht zu erregen. Später wurde sie umgebracht, was auch dem Buddha in die Schuhe geschoben werden sollte. Der Fall wurde eine Woche später von den Spionen des Königs aufgeklärt.
[2] BB erklärt, daß hier fünf Kriterien übler Handlung gegeben werden: "unheilsam" bezieht sich auf die psychologische Eigenschaft der Handlung, ihren nachteiligen Effekt auf die geistige Gesundheit; "tadelnswert" bezieht sich auf die ethische Abträglichkeit; "schmerzhafte Resultate" bezieht sich auf kammische Konsequenzen; die letzte Antwort des ehrwürdigen Ānanda bezieht sich auf üble Motivation und die langfristigen negativen Folgen für einen selbst und für andere. Entsprechend gilt das Gegenteil für die weiter unten erfolgende Erklärung heilsamer Handlung.
[3] MA: die Antwort des ehrwürdigen Ānanda geht über die Frage hinaus. Der Buddha heißt nicht nur das Aufgeben aller unheilsamen Zustände gut, sondern handelt auch entsprechend.