SUTTA-NIPĀTA, Lehr-Dichtungen

I.11. Enthüllung des Körpers (Kayavicchandanika-Sutta oder Vijaya-Sutta) - [Pali]

 

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Ob man beim Gehen oder Stehen, Sitzen oder Liegen,
Beim Beugen, Strecken seine Glieder regt,
Die Regung eines Körpers ist dies nur! [1]

 

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Gefügt aus Knochen und aus Sehnen,
darauf geklebt dann die Gewebehaut und Fleisch, -
Den Körper, durch die Außenhaut verhüllt,
man sieht ihn nicht, so wie er wirklich ist.
 
 
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Gefüllt ist er mit Eingeweiden, mit Magen, Leber und der Blase;
Gefüllt mit Herz und Lunge, Nieren und der Milz.
 
 
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Mit Nasenschleim und Speichel, Schweiß und Fett,
Mit Blut, Gelenköl, Galle, Lymphe ist er voll.
 
 
197
In Rinnsal neunfach fließt aus ihm beständig Unrat:
Vom Auge sickert Augensaft, vom Ohre kommt das Ohrenschmalz;
 
 
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Es träufelt aus der Nase Rotz, vom Mund auch manchmal bricht man aus;
Man sondert Galle aus und Schleim, vom Körper rinnt der schmutzige Schweiß;
 
 
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Und seines Schädels Höhlung birgt die Masse des Gehirns.
Dies alles hält für schön der Tor! Unwissen ist es, dem er darin folgt!
 
 
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Und wenn er dann als Leichnam daliegt, mit aufgequollenem Leibe und verfärbt,
Zur Leichenstätte fortgeschafft, nicht kümmert sich um ihn Verwandtschaft.
 
 
201
Es fressen an ihm Hunde und Schakale, die Wölfe und die vielen Würmer;
Die Raben fressen und die Geier und andere Lebewesen auch.
 
 
202
Doch wenn hier des Erwachten Wort ein weiser Mönch vernommen hat,
Durchaus versteht er diesen Leib, er sieht ihn, wie er wirklich ist.
 
 
203
Wie dieses, so ist jenes auch; wie jenes, so ist dieses hier [2]!
So wissend löst man ab den Willen vom Körper eigen oder fremd.
 
 
204
Der weise Mönch, von jeder Gier des Willens hier entsüchtet
Todlosen Frieden hat er dann erreicht, die Stätte des Nibbāna unvergänglich!
 
 
205
Dies auf zwei Beinen hier, man pflegt's, das unrein ist und übel duftend,
Mit vieler Fäulnis angefüllt, die ausfließt hier und ausströmt dort!
 
 
206
Mit solchem Körper glaubt man's auch noch recht, sich selber zu erhöhen
Und andere zu verachten! Was kann dies anderes sein als Unverstand?

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[1] Die Regung eines Körpers ist dies nur. K: "Das heißt: alles dies ist Regung, Vibration eben dieses mit Bewußtsein verbundenen Körpers. Da ist kein anderer, der geht oder streckt. Vielmehr wenn der Gedanke aufsteigt: 'Ich will gehen', dann durchdringt das durch diesen Gedanken entstandene Wind-Element den Körper. Hierdurch erfolgt ein Vorwärtstragen des Körpers nach der zu gehenden Richtung hin. Der Sachverhalt ist: es kommt zur Manifestation eines gewissen körperlichen Vorgangs an einem gewissen Ort. Daher heißt es im Text 'gehend'. Ferner, wenn der Gedanke: 'Ich will stehen' aufsteigt, so durchdringt das durch diesen Gedanken entstandene Wind-Element den Körper und es erfolgt dadurch sein Aufrichten. Der Sachverhalt ist: durch das allmähliche Sich-Aufstellen kommt es zur Manifestation eines körperlichen Vorgangs. Daher heißt es im Text 'stehend'.... (Das Thema ist entsprechend für 'Sitzen' und 'Liegen' auszuführen ) . . . Im Hinblick auf das Beugen und Strecken der betreffenden Glieder bei der jeweiligen Körperhaltung heißt es: 'man beugt, man streckt'. Weil es durch das Aufsteigen des betreffenden Gedankens in der geschilderten Weise zum Beugen und Strecken kommt, heißt es: 'Regung eines Körpers ist dies nur'. Nicht ist da irgend ein anderer, der diese Tätigkeit ausführt. Leer ist dies von einem gehenden oder streckenden Wesen oder einer Persönlichkeit. Dies lediglich ist hierbei der Sachverhalt:

Dies ist die eigentliche Bedeutung dieses Vorganges.

Weil durch langes Verharren in der gleichen Körperhaltung körperliche Beschwerden auftreten und zu ihrer Beseitigung die Körperstellung gewechselt wird, daher hat der Erhabene durch diesen Vers das in den Körperhaltungen verborgene Leidens-Merkmal zum Ausdruck gebracht. Indem er von all diesen Funktionen wie Gehen usw. als 'Regung eines Körpers' spricht, zeigt er das in der Daseinskontinuität (santati) verborgene Vergänglichkeits-Merkmal, weil nämlich während der Zeit des Gehens kein Stehen existiert usw. Indem er von dieser oder jener Gruppierung körperlicher Dinge, zum Zwecke der Ablehnung eines Ichs, als 'Regung eines Körpers' spricht, zeigt er damit das im Dickicht der Ich-Vorstellung verborgene Merkmal des Nicht-Ich. So wird durch das Aufzeigen der drei Merkmale das Meditationsobjekt der Leerheit (suññatā-kammatthāna) erklärt."

[2] Wie dieses, so ist jenes auch; wie jenes, so ist dieses hier. K: "Wie dieses lebendige Unreine, weil aus ihm Lebenskraft, Wärme und Bewußtsein nicht gewichen sind, geht, steht, sitzt und sich niederlegt, so war es auch mit jenem jetzt auf der Leichenstätte liegenden Leblosen, als es noch jene drei Eigenschaften besaß. Wie jener Leichnam, den diese drei Eigenschaften verlassen haben, jetzt nicht mehr geht, steht, sitzt oder sich niederlegt, so wird auch dieses Lebendige einst sein, wenn jene drei Eigenschaften geschwunden sind. Wie jetzt dieses Lebendige nicht auf der Leichenstätte tot daliegt in einem Zustand des Aufgequollenseins usw., so war es auch früher mit jenem Leichnam. Wie aber jetzt dieses leblose Unreine aufgequollen auf der Leichenstätte daliegt, so wird es auch diesem jetzt noch Lebenden widerfahren


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