(Alternative Titel: Vasala-sutta oder (lt. K) Aggika-Bhāradvāja-sutta. Der Brahmane mit dem häufigen Stammesnamen Bhārādvaja hat den unterscheidenden Beinamen Aggika (aggi, 'Feuer') seines Opferfeuer-Dienstes wegen, von dem die Prosa-Einleitung berichtet. Vasala ist, wie candāla (v. 173, eine Bezeichnung für die Unberührbaren, d.h. die unterhalb der vier Hauptkasten stehende, verachtete Bevölkerungsschicht Indiens.)
So habe ich gehört. Einst weilte der Erhabene zu Sāvatthī, im Jeta-Hain, im Kloster des Anāthapindika. Der Erhabene nun hatte sich am Morgen angekleidet und, mit Schale und Gewand versehen, begab er sich nach Sāvatthī um Almosenspeise. Damals nun brannte vor dem Hause des Brahmanen Aggika-Bhāradvāja das Kult-Feuer: die Opferspende wurde dargebracht. Der Erhabene in Sāvatthī Haus für Haus um Almosenspeise gehend, kam so auch zum Hause des Brahmanen Aggika-Bhāradvāja. Dieser sah den Erhabenen von weitem herankommen, und als er ihn erblickt hatte, rief er ihn also an: "Dort bleibe, du Kahler! Dort bleibe, du elender Asket! Dort bleibe, du elender Verworfener [1]! Bleibe stehen1!" So angeredet, sprach der Erhabene zum Brahmanen Aggika-Bhāradvāja also: "Kennst du denn, o Brahmane, den Verworfenen oder die Dinge, die zu einem verworfenen machen?"' - "Nicht kenne ich, Herr Gotama, den Verworfenen oder die Dinge, die zu einem Verworfenen machen. Gut wäre es, wenn mir der Herr Gotama so diese Sache zeigte, daß ich den Verworfenen kennen lerne oder die Dinge, die zum Verworfenen machen!" - "So höre denn, Brahmane, merke wohl auf. Ich werde sprechen." - "So sei es, Herr", antwortete der Brahmane Aggika-Bhāradvāja. Der Erhabene sprach also:
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Nach diesen Worten sprach Aggika-Bhāradvāja, der Brahmane, zum Erhabenen also: "Vortrefflich, Herr Gotama! Vortrefflich, Herr Gotama! Wie wenn man Umgestürztes aufrichtet, Verdecktes enthüllt, einem Verirrten den Weg weist, in die Finsternis eine Leuchte bringt, auf daß Sehende die Dinge erkennen können, - ebenso wurde vom Herrn Gotama in mannigfacher Weise die Lehre verkündet. So nehme ich denn meine Zuflucht zum Herrn Gotama, zur Lehre und zur Mönchsgemeinde. Als Anhänger möge mich der Herr Gotama betrachten. Von heute an bis zum Ende meines Lebens habe ich Zuflucht genommen."
[1] Das geschorene Haupt des Buddha kennzeichnete ihn als zu jenen, schon vor dem Buddhismus vorhandenen Asketen gehörig, die sich bewußt außerhalb der Kastenordnung gestellt hatten. Da er als solcher den Umgang mit Angehörigen der Vasala-Klasse nicht scheute, ja sie auch ordinierte, galt er dem orthodoxen Brahmanen als noch verächtlicher als ein vasala, nämlich als vasalaka (Die Endung -ka hat hier absprechende, verächtliche Bedeutung), als ein 'elender Verworfener', wie er ihn nennt, dessen Schatten allein genügt, um das Opfer zu verunreinigen.
[2] Wie K bemerkt, begann der Buddha seine Erklärung mit der Erwähnung des Zornigen, als feiner Hinweis auf die früheren zornigen Worte des Brahmanen. Wie es einem über Selbstlob und Nächstentadel stehenden Buddha gemäß ist, habe er aber alles Persönliche vermieden, vielmehr nur von der Sache selbst gesprochen, die Anwendung auf sich selbst dem Hörer überlassen.
[3] Ob es Getier der Erde oder auch der Luft, wtl.: 'einmal oder zweimal Geborene' (ekajam vā duijam vā). Als zweimal geboren werden die aus dem Ei entstehenden Tiere, vor allem die Vögel bezeichnet, als deren zweite Geburt das Ausschlüpfen aus dem Ei gilt. Alle anderen Tiere gelten als einmal geboren.
[4] Leugnet; wtl.: flieht (palāyati), d.h. 'Ausflüchte macht'; in diesem Sinne auch vom K erklärt.
[5] Nichtiges Gut . . . dieses Nichtige (kiñcikkha); wtl.: irgendeine Kleinigkeit; eine Lappalie.
[6] Verkündet, was nicht wirklich. Laut K ist dies zu beziehen entweder auf bewußt falsches Wahrsagen oder auf Lügen, mit denen man etwa die Frau oder die Dienerin eines Anderen in sein Haus lockt oder sich eines begehrten Gutes bemächtigt.
[7] Nach nicht'gem Vorteil (kiñcikkha); wtl.: irgendeine Kleinigkeit; eine Lappalie.
[8] Die legendäre Geschichte dieses Ausgestoßenen namens Mātanga gibt K ausführlich wieder (Siehe Mātanga Jātaka).
[9] Der Götter Fährte hatte er erklommen (devayānam āruyha). Vgl. die Zweiweg-Lehre der Upanischaden: devayāna, der Weg der Götter, pitryāna, der Weg der Väter oder Ahnen. Siehe Register unter Devayāna in Deussens "Philosophie der Upanischaden" u. 60 Upanishads".