Bei den durchschnittlichen Gespenstern gibt es drei Gruppen, wie in Mil 294 begrifflich unterschieden:
1. Die normalsten Normalen sind die, die in erster Linie Hunger und Durst
leiden. Sie können nicht einmal Auswurf verzehren, bleiben absolut ungesättigt.
Das wichtigste Lebensbedürfnis bleibt unbefriedigt, aber ohne daß sie verhungern
oder verdursten können, ja auch ohne Möglichkeit des Selbstmords. Sie sind
dazuverurteilt, beständig und unveränderlich diesen Nahrungsmangel zu erleiden.
Sie suchen nach Nahrung, aber sie finden keine, oder wenn sie welche finden,
dann verweigert sie sich ihnen und weicht zurück wie bei Tantalos. Sie werden
als solche wie folgt erblickt und von Menschen angeredet:
(Pv 26, 35, 95/116, 134, 156, 237, 463, 782 mit kleinen Varianten)
Weil sie keine Nahrung bekommen, sind sie abgezehrt, mager, mit herausstehenden Rippen, freien Adern, also häßlich. Und dieses "Gerippe mit Haut" ist auch nicht von Kleidung bedeckt, sondern nackt. So ist die Unschönheit dieses Elends offenbar. Sie sind ein wandelndes Symbol des Mangels, des Verweigerns, der Rücksichtslosigkeit. "Hungergespenster"werden sie mit Recht genannt, oder "Arme Seelen". Nichts gehört ihnen, von dem sie sich ernähren können. Nicht einmal ein Kleid gehört ihnen. Sie sind ärmer als eine Kirchenmaus. Trotzdem sind sie gegenüber den höllennahen Petas in großem Vorteil, denn sie werden nicht auch noch zusätzlich verfolgt oder gejagt.
2. Abfallfresser sind solche Petas, die sich immerhin von Abfall ernähren können. Das ist relativ zum "ewigen" Mangel immer noch etwas besser, auch wenn es die ekligsten Dinge sind. Da ernähren sie sich von Kot (III,4 u. IV,8, S 19,11 - 12), von Kot, Urin und Blut (I,9), von Kotze, Rotz, Blut der Menstruation oder Blut Hingerichteter oder von Ölresten (II,2), also von "Derelinquiertem", von etwas, das aufgegeben ist, was herrenlos ist. Oder Petas schlagen sich untereinander blutig und trinken dann Blut und Eiter (I,11). Oder als Gegenteil zu Ungeliebtem wird gerade Geliebtes (eigene Kinder} verzehrt (I, 6 - 7), ja Fleisch vom eigenen Rücken (III, 4 u. 9), was schon höllennah ist. So bizarr uns diese Fälle erscheinen mögen, im Dreißigjährigen Krieg hat es bei uns auf Erden sehr Ähnliches gegeben, als der Hunger die Menschen trieb.
3. Dann gibt es aber auch normale Gespenster, die das Privileg haben, zeitweise gesättigt zu werden, wenn Verwandte ihnen etwas widmen. Das setzt Verdienst voraus als Möglichkeit, und zweitens setzt es weiter voraus, daß Verwandte auf Erden vorhanden sind und an die Petas denken und ihnen etwas widmen, was nur möglich ist, wenn sie daran glauben. Näheres bei Verdienst.
Die erste Gruppe unterscheidet sich von den normalen Hungergespenstern nur dadurch, daß außerdem noch Zusatzleiden vorhanden sind:
Einer hat ein häßliches Schweinemaul (I,2), oder der Mund stinkt und wird von Würmern zerfressen (I,3; III,10), oder eine Petī stinkt und wird von Fliegen belästigt (I,6). Einer hat krumme Finger, einen verzogenen Mund und Triefaugen (II,9).
Noch näher an die Höllekommen die, denen Kleider, die sie berühren, zu glühendem Kupfer werden (I,9) oder deren Füße von Schneidegras aufgerissen werden (III,2).
Die zweite Gruppe wird direkt gefoltert und schmerzhaft gepeinigt: Da mißhandeln Petas sich gegenseitig mit Hämmern den Körper (I,11), oder Hämmer zerschlagen ihnen den Kopf (III,4 u.IV,16), auf dem Kopf brennt Stroh (III,4), Schwerter sausen herab, und Ätzlauge betropft sie (III,10).Petas werden in einem Graben zerquetscht (IV,6). Am höllischsten sind die Petas, die eben den Kopf über einen Glühkessel der Hölleerheben und klagen (IV,15).
Die dritte Gruppe sind in S 19 genannte Fälle, bei denen die Petas Flüchtlinge sind, die durch die Luft gejagt werden. Während die götternahen Petas daran leiden, daß sie an einen Ort gebannt sind, leiden die höllengleichen Petas daran, daß sie nirgends verweilen können und immer verfolgt, aufgescheucht und gejagt werden, meist durch Raubvögel oder durch scharfe Waffen oder einfach durch Feuer.
Die Übergänge sind überall fließend, auch die Übergänge von höllennaher Petawelt zur Hölle. Der Unterschied zeigt sich daran, daß in der Hölle ausschließlich und pausenlos Leiden ist, während die Petas manchmal dem Leid entfliehen können und manchmal eine Pause eintritt und vor allem ihnen Verdienst gewidmet werden kann, was für Höllenwesen nicht möglich ist. Insofern ist der dürre Baum, der etwas Schatten gibt, relativ doch besser als die glühende Kohlengrube, die dauernd Leiden bedeutet. So wird in M 12 Petawelt und Hölle klar unterschieden.