PETA-VATTHU

Buch IV

IV,13: Die Achse und der Baum

Ein Laienanhänger des Buddha aus Sāvatthī belud einige Ochsenkarren mit Waren, zog ostwärts nach Videha und verkaufte dort alles. Dann belud er seine Wagen mit dortigen Waren und kehrte auf der Straße nach Sāvatthī zurück. In einem Wald brach einem Wagen die Achse. Damals war ein Mann aus seinem Dorf in den Wald gekommen, um einen Baum zu fällen. Mit Axt und Beilversehen, traf er nun den Kaufmann. Aus Mitleid mit ihm fällte er einen Baum, machte aus dem Holz eine starke Achse und baute sie in den Wagen ein. Er berechnete aber nichts für seine Arbeit, sondern tat es aus Freundschaft. Als er bald darauf starb, wurde er im gleichen Wald als eine Erdgottheit wieder geboren. Als er über seine einstige gute Tat nachdachte, die ihm zu seinem Götterdasein verholfen hatte, begab er sich nachts zum Haus des Laienjüngers und sprach, an der Tür stehend, einen Vers zu ihm:
 

(800)
Das, was man gibt, kommt nicht genau zurück.
Doch Geben lohnt in beiden Welten sich,
durch Geben geht zu beiden man:
Drum sei man wachsam, lässig nimmer.

Bemerkungen:

Der Vers deutet an, daß der Mann die Auffassung gehabt hatte, wer eine Achsespende, der bekomme im Jenseits eine Achse, oder wer einen Baum gebe, der werde ein Baumgott. Nun sah er aber, daß die Ernte nicht so buchstäblich ist. Das will er dem Kaufmann sagen. Außerdem tritt er auch der Auffassung entgegen, daß Geben sich nur im Jenseits oder nur im Diesseits auswirke. Er sagt sehr richtig, daß die Ernte in beiden Welten Segen bringe, sich lohne. Das Geben überwindet (tarati = hinübergehen = transzendieren) das Gesetz der Welt.


IV,14: Reichtum raffen

In Rājagaham lebten vier Frauen, die mit Lebensmitteln handelten, mit Butterschmalz, Honig, Sesamöl und Korn. Dabei verwendeten sie auch falsches Maß und Gewicht, aber so raffiniert, daß niemand den Betrug merkte. Sie sammelten großen Reichtum. Als sie kurz nacheinander gestorben waren, fanden sie sich als Petīs wieder vereint. Außerhalb der Stadt waren sie in einen Graben gebannt. Als höllennahe Gespenster wurden sie dort nachts von ihrem Elend überwältigt, während sie am Tage nur normale Hungergespenster waren. Vor Schmerzen liefen sie nachts hin und her und schrien laut. Die Leute in Rājagaham konnte sogar die Schreie aus jener Welt hören und bekamen große Angst. Sie gingen daher zum Buddha und fragten ihn nach der Ursache der Laute. Dieser sagte ihnen, warum die Petīs dorthin gelangt seien. Nun täten sie nachts nichts anderes, als immer den gleichen Verslaut schreiend zu wiederholen:

 

 (801)
Zusammen rafften Reichtum wir,
auf geradem und auf schiefem Weg.
Den nun genießen andere,
doch unser Teil ist Leiden nur.

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