PETA-VATTHU

Buch III

III,7: Der Wildsteller I

In Rājagaham lebte ein Wildsteller. Von Beruf Jäger schoß und mordete er Tiere tags und nachts. Er hatte jedoch einen guten Freund, der war ein überzeugter Anhänger des Buddha. Dieser ließ nicht ab, ihn von seinem bösen Wirken abzubringen, fand aber nur zum Teil Gehör. So wurde der Jäger als Vimāna-Peta wiedergeboren. Als solchen erblickte ihn der Ordensältere Nārada:
 

(477)
Nārada:
Gar jung bist du, von Fraun und Männern nachts umgeben,
du glänzt in der Erfüllung deiner Sinneswünsche.
Aus irgendeinem Grund am Tage mußt du leiden.
Was hast in früherer Geburt du denn getan?
 
(478)
Peta:
Im schönen Rājagaham einst,
am Geierkulm, der lieblich ist,
da habe Tiere ich gejagt,
mit Blut befleckt war grausam ich.
 
(479)
Ich wandelt unter Wesen, die ganz harmlos,
doch ich, verderbten Geist's, war äußerst grausam.
Stets war erfreut ich, anderen zu schaden,
Zurückhaltung, die kannt ich überhaupt nicht.
 
(480)
Doch hatt' ich einen lieben Freund,
eingläub'ger Anhänger er war.
Er nahm sich meiner freundlich an
und bremste immer wieder mich:
 
(481)
Anhänger:
"Tu fürder keine böse Tat,
sonst gehst auf üble Fährte du.
Wenn später du dir wünschest Wohl,
dann töte nicht, dann zügle dich."
 
(482)
Peta:
Obwohl ich diese Worte hört,
wohlwollend auf mein Heilbedacht,
nicht folgte gänzlich ich dem Rat,
erfreut am Üblen, lange, stur.
 
(483)
Doch jener Mann, der wirklich weise, immer wieder
nahm an sich meiner, riet mir, mich zu zügeln:
"Wenn du's nicht lassen kannst, am Tag zu töten,
dann zügle wenigstens dich in der Nacht."
 
(484)
So tötete ich Tiere nur am Tage,
und nachts enthielt ich mich, gezügelt.
Nun kann ich nachts lustwandeln nach Belieben,
doch tags, da werd vom Elend ich gefressen.
 
(485)
Für's Wirken, das da heilsam ist gewesen,
da leb ich außermenschlich nächtens,
doch tags, da wollen wilde Hunde mich verschlingen,
von allen Seiten stürmen sie auf mich da ein.
 
(486)
Die, welche ständig sind verbunden
der Weisung des Willkommnen und ihr folgen,
die, meine ich, erreichen das Todlose,
die Stätte jenseits des Gestaltens.

Bemerkungen:

s. III,8


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