Im Kurulande, der Gegend des heutigen Delhi, lebte in Hatthinipura eine Hure namens Serinī. Wenn Mönche des Buddha in die Stadt kamen und die Bewohner sie freudig und ehrfürchtig begrüßten, dann baten sie auch Serinī: "Komm, beteilige dich am Geben!" Sie aber weigerte sich: "Wozu soll ich diesen kahlköpfigen Asketen etwas geben? Warum soll ich etwas aufgeben für nichts und wieder nichts?"
Und so hielt sie, was sie besaß, bis zu ihrem Tode fest. Als sie starb, erschien sie als Petī. Sie lebte im morastigen Burggraben einer Grenzfestung im Norden. Ein Anhänger des Buddha, ein Kaufmann, erblickte sie nachts auf einer Geschäftsreise zu jener Grenzstadt bei deren Graben und sprach sie an:
Bemerkungen:
Serinī hatte, wie Vers 466 (v.l.) kurz andeutet, ihr "Arbeitsfeld" an den öffentlichen Badeplätzen der Stadt. Dort verdiente sie ihr Geld, ihre "halben Groschen", wie sie es verächtlich als Petī ausdrückt, so wie wir sagen würden "ihre Kröten". Das Wort addha-māsaka (halbe Groschen) hat Gehmann (richtig aber Masefield) übersetzt mit "half a month". Zwar heißt addha-māsa halber Monat, aber māsaka heißt nur "Groschen" (die kleinste Münze damals). Sie verdiente so reichlich, daß sie 400.000 hinterließ. Und obwohl sie in Geld schwamm, wies sie milde Gaben an die Buddha-Mönche schroff ab und bezeichnete sie mit verächtlichen Worten.
Die Größe ihrer Möglichkeiten zum Geben und das Minus, das sie durch ihre geizige Haltung in die Welt setzte, bewirkten ihr Los im Jenseits. Das Nichtgeben an die Gabenwürdigsten, die Asketen des Sakyersohns, bei großem Reichtum und dann noch die Verachtung, diese drei Tatsachen führten zu ihrer elenden Existenz, während ein normales Nichtgeben nur zu mittelnormaler Petawelt führt, ohne die besonderen Leiden der Serinī, der sich alles verweigerte: das Wasser, der Schatten, der Wind.
Im Menschenleben hatte sie als Hure an den Badeplätzen herumgelungert und ihr schamloses Gewerbe betrieben. Als Petī war sie an den Morast des Burggrabens gebannt. Den tiefen Festungsgraben aber bezeichnet der Buddha als Gleichnis für Mangel an Scham (A.VII.63).
Wie der Kommentar als selbstverständlich hinzufügt, spendete die Mutter von dem versteckten Hort dem Orden und holte nach, was Serinī im Leben versäumt hatte. Die Ernte stellte sich sofort ein (Vers 476).