Eine Frau war schwanger und starb noch vor der Geburt des Kindes. Sie wurde verbrannt, aber das Kind wurde auf wunderbare Weise gerettet. Es war ein Knabe, der Sankicca genannt wurde. Als er sieben Jahre alt war, hörte er, daß seine Mutter so tragisch gestorben war. Das ergriff ihn derart, daß er zu Sāriputto ging und als Novize aufgenommen zu werden wünschte. Während ihm die Haare geschoren wurden, schnitt er sich selber die letzten Triebe ab und war ein Heiliger. Erlebte dann mit dreißig Mönchen im Walde. Als eine große Räuberschar die Mönche überfiel, gelang es ihm durch seine Geisteskraft, die Räuber zu zähmen. Sie waren so gepackt, daß sie ihr Handwerk aufgaben und Mönche wurden.
Als er volljährig war und die Mönchsweihe erhalten
hatte, wanderte er nach Benares und ließ sich mit anderen Mönchen am
Seherstein nieder. Dort wurden sie von den Hausleuten gut versorgt. Ein
Laienanhänger des Buddha riet ihnen, eine ständige Versorgung einzurichten, was
auch geschah.
Damals lebte in Benares ein Brahmane mit zwei Söhnen
und einer Tochter. Er war aber ungläubig. Der älteste Sohn war nun
ein Freund jenes Laien. Dieser nahm ihn mit zu Sankicca, der beide durch ein
Lehrgespräch erfreute. Dann sagte der Laie zu seinem Freund, er möchte doch
auch eine ständige Versorgung für einen Mönch übernehmen. Der Jüngling
erwiderte aber, es sei für sie als Brahmanen nicht üblich, solche Asketen des
Sakyersohns zu versorgen. Der Laie fragte:
"Würdest du denn mir etwas an Nahrung spenden?"
Der Jüngling sagte ja. Da sagte der Laie: "So
gib das, was du mir geben würdest, dem Mönch."
Das tat jener und versorgte nun täglich in der
Frühe einen Mönch am Seherstein. Sein jüngerer Bruder und
seine Schwester sahen den guten Wandel der Mönche. Daher hörten sie ihnen
zu,
nahmen die Lehre auf und bekamen Lust an guten Werken. So spendeten die
drei
Kinder nun den Mönchen, verehrten sie und würdigten überhaupt Asketen und
Pilger. Ihre Eltern aber hatten keinen Sinn dafür und verachteten die
Kahlköpfe. Ihre Verwandten rieten ihnen, die Tochter an einen Vetter zu
verheiraten.
Aber dieser hörte zu jener Zeit die Lehre von Sankicca und war so
gepackt, daß
er in den Orden eintrat.
Er ging aber um Almosen täglich zu seinem Elternhaus. Seine Mutter aber wollte ihn unbedingt mit seiner Kusine verheiraten und erreichte durch ihr Reden von deren Vorzügen, daß er im Orden unzufrieden wurde. So ging er zu Sankicca und sagte, er wolle die Robe ablegen und wieder Laie werden. Sankicca aber erkannte, welche spirituellen Fähigkeiten in jenem schlummerten und erwiderte: "Warte noch einen Monat, Novize." Nach einem Monat kam er wieder. Sankicca bat ihn, noch 14 Tage zu warten. Als er nach zwei Wochen wiederkam, bat er ihn, noch eine Woche zu warten. Innerhalb dieser Woche aber stürzte das Haus seiner Verwandten vom Sturm zusammen und tötete alle fünf Familienmitglieder.
Der geizige Brahmane und seine ebenso weltgläubige Frau wurden als Petas wiedergeboren, ihre drei Kinder aber als Erdgötter.
Als die letzte Woche herum war, erschien der Novize
wieder bei seinem Lehrer Sankicca und sprach: "Ich
habe die
vereinbarte Anzahl von Tagen gewartet, o Herr. Ich möchte nach Hause
gehen, o Herr. Bitte gebt mir eure Erlaubnis."
Sankicca antwortete: "Komm
hierher bei Sonnenuntergang am Tage des Neumonds."
An diesem Uposatha-Tag gingen die drei Kinder zu einer Versammlung
der Yakkhos, gefolgt von ihren Eltern, wie unten in den Versen näher
beschrieben.
Da ließ nun Sankicca kraft seiner magischen Macht den Novizen diese fünf
Personen aus der geistigen Welt sichtbar werden, wie sie dahin
zogen, und erfragte ihn:
"Siehst du sie da hinziehen, Novize?" Dieser
bejahte es.
Sankicca sagte: "Dann frage sie über die Taten,
die sie früher getan haben
und deren Ernte sie nun im Jenseits erleben."
Darauf wandte sich der
Novize der Reihe nach an die Geistwesen:
Nachdem der brahmanische Vater derart die Fragen des
Novizen beantwortet hatte, schloß er mit den Worten:
"Ich bin
dein Onkel, dies da ist deine Tante, und die drei Glücklichen da sind
deine Vettern und deine Base."
Da wurde der Novize plötzlich ernüchtert und
ergriffen, als er das Karmagesetz leibhaftig vor sich sah, und seine
Unbefriedigung am Läuterungsleben der Mönche verschwand. Er fiel seinem Lehrer
zu Füßen und sprach:
"Was immer ihr von Mitleid bewogen für mich an Fürsorge
hättet zeigen können, das habt ihr getan. Dadurch habt ihr verhindert, daß ich
in großes Unheil fiel. Ich habe jetzt kein Interesse mehr am Hausleben und
werde meine Freude am Brahmawandel finden."
Darauf gab ihm Sankicca einen für ihn passenden
Meditationsgegenstand. Er zog sich in die Einsamkeit zurück,
und in gar nicht langer Zeit war auch er einer der Heiligen geworden.
Bemerkungen:
Sankiccas Verse in den Liedern der Mönche: Thag 597 - 604.
Stedes Übersetzung obiger Verse 73 - 84 auch in WW 1970, S. 284 f.