„Bist du ein Gott“
§A. Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf einen Mönch, der seine Mutter ernährte.
§D. Die Begebenheit gleicht der im Sama-Jātaka [Jātaka 540] erzählten.
Damals aber sagte der Meister: „Zürnet nicht, Mönche, diesem Mönch! In der Vorzeit nahmen Weise, obwohl sie die Herrschaft über ganz Indien erhielten, diese nicht an, sondern ernährten ihre Eltern.“ Nach diesen Worten erzählte er folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.
§B. Ehedem war Benares die Stadt Brahmavaddhana. Damals herrschte dort der König Manoja. Damals war ein achthundert Millionen besitzender reicher Brahmane kinderlos; er sagte zu seiner Gattin: „Liebe, wünsche dir einen Sohn“, und sie sprach diesen Wunsch aus. Da verließ der Bodhisattva die Brahmawelt und nahm in ihrem Schoße seine Wiedergeburt; als er zur Welt gekommen war, gab man ihm den Namen Prinz Sona. Als er so alt war, dass er auf eigenen Füßen gehen konnte, verließ noch ein anderes Wesen die Götterwelt; als dieses zur Welt kam, erhielt es den Namen Prinz Nanda.
Als sie die Veden erlernt und die Vollendung in allen Künsten erlangt hatten, bemerkten ihre Eltern ihre vollendete Schönheit und der Brahmane sprach zu seiner Gattin: „Liebe, wir wollen unsern Sohn, den Prinzen Sona, an das Haus fesseln.“ Sie stimmte dem bei und erzählte dies ihrem Sohne. Dieser aber erwiderte: „Genug, Mutter, ist es mir mit dem Wohnen im Hause! Ich werde euch pflegen, solange ihr lebt; nach eurem Tode aber werde ich in den Himalaya ziehen und die Weltflucht betätigen.“ Sie berichtete dies dem Brahmanen. Als die beiden trotz ihrer wiederholten Reden seinen Sinn nicht umstimmen konnten, wandten sie sich an den jungen Nanda und sagten zu ihm: „Mein Sohn, behüte darum du die Familie!“ Doch jener antwortete: „Ich fange doch nicht die von meinem Bruder weggeworfene Sinnenlust [2] mit dem Haupte auf! Auch ich werde nach eurem Tode mit meinem Bruder zusammen die Weltflucht betätigen.“
Da dachten die Eltern: „Diese geben trotz ihrer Jugend die Lüste auf; warum sollen wir nicht alle zusammen die Weltflucht betätigen?“ Und sie sprachen zu ihren Söhnen: „Meine Söhne, was soll euch die Weltentsagung nach unserm Tode? Wir alle wollen die Welt verlassen.“ Sie meldeten ihren Entschluss dem Könige, verschenkten ihr ganzes Vermögen als Almosen, machten die Schar ihrer Sklaven zu freien Leuten und gaben auch ihren Verwandten, was ihnen zu geben angemessen war. Darauf zogen die vier Leute aus der Stadt Brahmavaddhana und erbauten sich im Himalaya-Gebirge in der Nähe eines mit den fünf Arten der Lotosblumen bedeckten Teiches bei einem entzückenden Wäldchen eine Einsiedelei; hier wohnten sie und betätigten die Weltflucht. Die beiden Brüder ernährten ihre Eltern. In der Frühe gaben sie ihnen Zahnstocher und Wasser zum Waschen des Gesichts, kehrten die Laubhütte und die Zelle zusammen und reichten ihnen Trinkwasser. Auch holten sie aus dem Walde süße Früchte und gaben sie ihren Eltern zu essen. In heißem oder in kaltem Wasser ließen sie sie baden; sie reinigten ihre Haarflechten und wuschen ihre Füße und dergleichen Dienstleistungen mehr.
Als so eine Zeit vergangen war, dachte der weise Nanda: „Ich werde nur die von mir herbeigebrachten Waldfrüchte meinen Eltern zu essen geben.“ Von dem Orte, wo er gestern oder am Tage zuvor die Früchte genommen hatte, holte er am Morgen wieder die Früchte, wie sie auch waren, und gab sie seinen Eltern zu essen; wenn sie dieselben verzehrt hatten, spülten sie sich den Mund aus und fasteten von da an. Der weise Sona aber war weit weg gegangen, hatte süße, ganz reife Früchte mitgebracht und bot sie ihnen an. Darauf sagten sie zu ihm: „Mein Sohn, die von deinem jüngeren Bruder gebrachten Früchte haben wir am Morgen verzehrt und dann gefastet; jetzt brauchen wir keine mehr.“ So wurden seine Waldfrüchte nicht genossen und verdarben.
An den folgenden Tagen ging es ebenso; obwohl er infolge seiner fünffachen Erkenntnis sie von weither holte, verzehrten sie dieselben wieder nicht. Da dachte das große Wesen: „Meine Eltern sind von zarter Gesundheit. Nanda aber bringt alle möglichen Früchte herbei, unreife und halbreife, und gibt sie ihnen zu essen. Wenn es sich so verhält, werden sie es nicht lange aushalten; ich will es ihm verbieten.“ Er wandte sich darum an seinen Bruder und sagte zu ihm: „Nanda, wenn du von jetzt an Waldfrüchte bringst, so warte, bis ich komme; wir beiden wollen ihnen dann gemeinsam zu essen geben.“ Trotz dieser Worte aber tat Nanda nicht nach seines Bruders Befehl, weil er ein gutes Werk (mit seiner Speisung) tun wollte.
Das große Wesen dachte: „Nanda handelt nicht nach meinen Worten, sondern tut etwas Ungebührendes; ich werde ihn fortjagen.“ Und indem es sich vornahm: „Allein werde ich meine Eltern pflegen“, sagte es: „Nanda, du bist der Ermahnung nicht zugänglich, du tust nicht nach der Weisen Wort. Die Eltern gehen mich allein an; ich allein werde sie pflegen. Du darfst hier nicht mehr bleiben; gehe anderswohin!“ Und es schnippte mit den Fingern nach ihm.
Als so Nanda von seinem Bruder fortgejagt war, vermochte er nicht mehr in seiner Nähe zu bleiben. Er bezeigte ihm seine Ehrfurcht, ging dann zu seinen Eltern hin und erzählte ihnen die Sache. Darauf ging er in seine Laubhütte hinein, betätigte die Vorbereitungen zur Erlangung der Ekstase und erlangte noch an demselben Tage die fünf Erkenntnisse und die acht Vollendungen. Jetzt dachte er:
Sogleich flog er durch seine Wunderkraft davon, stieg in der Stadt Brahmavaddhana am Tore des Palastes jenes Königs aus der Luft herab und ließ dem Könige melden: „Ein Asket wünscht Euch zu sehen.“ Der König dachte: „Was bedarf ein Weltflüchtling meines Anblicks? Er wird um der Nahrung willen gekommen sein“; und er schickte ihm Reisbrei. Reisbrei wünschte er nicht, dafür schickte ihm jener Reiskörner; er schickte ihm Gewänder, er schickte ihm Wurzeln, aber auch Wurzeln wollte er nicht.
Darauf schickte er an ihn einen Boten, warum er gekommen sei. Als jener so von dem Boten gefragt wurde, antwortete er: „Ich bin gekommen, um dem Könige zu dienen.“ Da der König dies hörte, ließ er ihn fortschicken mit .dem Worten: „Ich habe viele Diener. Er soll seinen Asketenberuf ausüben.“ Doch der andere sprach, als er dies hörte: „Ich werde durch eigene Kraft die Herrschaft über ganz Indien an mich reißen und sie eurem Könige geben.“
Als dies der König vernahm, dachte er bei sich: „Die Weltflüchtlinge sind doch weise; sie werden irgend ein Mittel wissen.“ Er ließ ihn zu sich rufen, wies ihm einen Sitz an, bezeigte ihm seine Verehrung und sagte dann: „Ehrwürdiger Herr, Ihr wollt in ganz Indien die Herrschaft an Euch reißen und sie mir geben.“ „Ja, o Großkönig“, war die Antwort. „Wie werdet Ihr sie in Besitz nehmen?“, fragte der König weiter. Darauf erwiderte Nanda: „O Großkönig, ohne irgend einen auch nur so viel Blut vergießen zu lassen, als eine kleine Fliege trinken kann, und auch ohne dein Geld verschwinden zu lassen, durch meine Wunderkraft allein werde ich die Herrschaft an mich reißen und sie dir geben. Nur darfst du nicht zaudern, sondern musst heute noch fortziehen.“
Der König glaubte ihm und zog fort, von den Teilen seines Heeres umgeben. Wenn es dem Heere heiß war, erschuf Nanda durch seine Wunderkraft Schatten und machte es kühl; wenn es regnete, ließ er über das Heer keinen Regen herabströmen, den heißen Wind wehrte er ab. Auf dem Wege ließ er die Baumstümpfe, Dorngestrüppe u.dgl., kurz alle Gefahren verschwinden; den Weg machte er so eben wie einen Ekstase-Kreis [3]. Er selbst breitete in der Luft ein Fell aus, setzte sich mit gekreuzten Beinen darauf nieder und ging so dem Heere voran.
So zog er mit dem Heere zuerst nach dem Reiche Kosala; unweit der Stadt ließ er ein befestigtes Lager schlagen und schickte dem Könige von Kosala die Botschaft: „Er soll mit uns kämpfen oder sich uns unterwerfen.“ Dieser erwiderte zornig: „Wie, bin ich nicht König? Ich nehme den Kampf an.“ Er nahm sein Heer mit sich und zog hinaus. Die beiden Heere fingen an zu kämpfen. Nanda aber machte zwischen beiden Heeren das Antilopenfell, auf dem er saß, groß, dehnte es aus und fing mit seinem Felle die von den beiden Heeren abgeschossenen Pfeile auf. In keinem der Heere war so einer, der von einem Pfeile verwundet gewesen wäre.
Als aber die Pfeile, die sie abgeschossen hatten, zu Ende gegangen waren, standen die beiden Heere hilflos da. Jetzt tröstete Nanda seinen König mit den Worten: „Fürchte dich nicht, o Großkönig“, und ging zu dem Könige von Kosala hin, dem er folgendes sagte „O Großkönig, fürchte dich nicht; es besteht keine Gefahr für dich. Dein Reich wird dein bleiben; nur unterwirf dich dem Könige Manoja.“ Jener glaubte seinem Worte und gab seine Zustimmung. Darauf führte er ihn zum König Manoja und sprach zu diesem: „O Großkönig, der König von Kosala unterwirft sich dir; doch soll sein Reich ihm verbleiben.“ König Manoja gab seine Zustimmung.
Nachdem er diesen so sich unterworfen hatte, zog er mit den beiden Heeren nach dem Reiche Anga und nahm es ein, dann nach dem Reiche Magadha und nahm dies auch ein. Nachdem er auf diese Weise die Könige in ganz Indien sich unterworfen hatte, kehrte er von ihnen umgeben nach Brahmavaddhana zurück. Während er aber diese Reiche einnahm, brauchte er sieben Jahre, sieben Monate und sieben Tage. Dann ließ er aus einer jeden Residenz verschiedenartige feste und flüssige Speise herbeibringen, nahm die hunderteins Könige mit sich und feierte mit ihnen sieben Tage lang ein großes Gelage.
Da dachte Nanda: „Solange der König sieben Tage lang das Glück der Herrschaft genießt, solange werde ich mich ihm nicht zeigen.“ Er machte im Lande der Uttara-Kurus [4] seinen Almosengang und blieb sieben Tage lang im Himalaya in der Goldhöhle wohnen.
Als aber Manoja am siebenten Tage seine große Herrlichkeit betrachtete, dachte er: „Dieser Ruhm wurde mir nicht durch meine Eltern noch durch andere zuteil; durch den Asketen Nanda bin ich dessen teilhaftig geworden. Es ist aber heute schon der siebente Tag, dass ich ihn nicht mehr sah. Wo ist denn mein Freund, der mir den Ruhm verlieh?“ So erinnerte er sich an Nanda.
Als dieser merkte, dass der König wieder seiner gedachte, kam er herbei und blieb vor ihm in der Luft stehen. Jetzt dachte jener: „Ich weiß nicht, ob dieser Asket ein Gott oder ein Mensch ist. Wenn er ein Mensch ist, so werde ich ihm die Herrschaft über ganz Indien geben; wenn er aber ein Gott ist, so werde ich ihm göttliche Verehrung zuteil werden lassen.“ Und um ihn zu prüfen, sprach er folgende erste Strophe:
Als jener diese Worte vernahm, sprach er, um sein Wesen zu erklären, folgende zweite Strophe:
Da dies der König hörte, dachte er: „Ein menschliches Wesen ist dies also. Mir ist er ein großer Helfer gewesen; mit großer Ehrung werde ich ihn befriedigen.“ Und er sprach:
Als dies Nanda hörte, sprach er, um sein Verlangen zu offenbaren:
Dann fügte er hinzu: „Wenn du mich liebst, so erfülle mir ein einziges Wort“, und sprach folgende Strophen :
Darauf sprach der König:
Diese Strophe sprach der völlig Erleuchtete.
An dem Tage aber, da jener an die Einsiedelei gelangte, hatte der weise Sona gedacht: „Seit mein jüngerer Bruder fortzog, sind sieben Tage mehr als sieben Monate und sieben Jahre verflossen.“ Während er nun überlegte, wo dieser jetzt sei, hielt er mit seinem göttlichen Auge Ausblick und sah, dass er mit hundertundeinem Könige, die von vierundzwanzig großen Heeren umgeben seien, herkomme, um ihn um Verzeihung zu bitten. Da dachte er: „Diese Könige und ihre Gefolgschaften haben viele Wunder von meinem jüngeren Bruder gesehen. Weil sie meine Macht nicht kennen, sagen sie prahlend von mir: ‘Dieser falsche Asket kennt nicht sein Maß und will es mit unserm Herrn aufnehmen’ und könnten dadurch in die Hölle kommen. Ich werde ihnen einen Beweis meiner Wunderkraft zeigen.“ Er stellte in der Luft eine Tragstange auf, so dass sie auf vier Zoll Entfernung seine Schulter nicht berührte, und ging dann unweit vom Könige durch die Luft, um Wasser vom Anotatta-See zu holen. Als ihn aber der weise Nanda sah, wagte er sich ihm nicht zu zeigen, sondern er verschwand von der Stelle, wo er saß, und flüchtete sich in den Himalaya.
Als aber der König Manoja jenen in seiner entzückenden Asketenkleidung daherkommen sah, sprach er folgende Strophe:
Nach diesen Worten sprach das große Wesen folgendes Strophenpaar:
Als dies der König hörte, sprach er, da er Lust bekam, mit ihm Freundschaft zu schließen, folgende weitere Strophe:
Darauf erschuf das große Wesen durch seine übernatürliche Macht einen zur Einsiedelei führenden Fußpfad und sprach folgende Strophe:
Folgende Strophen sprach der völlig Erleuchtete:
Als aber der Bodhisattva mit dem Wasser vom Anotatta-See in die Einsiedelei zurückgekehrt war, kam der weise Nanda wieder zum Könige und ließ in der Nähe der Einsiedelei ein befestigtes Lager schlagen. Nachdem sodann der König gebadet und sich mit allem Schmuck angetan hatte, ging er, umgeben von hunderteinem König, in seiner ganzen Pracht mit dem weisen Nanda in die Einsiedelei hinein, um den Bodhisattva um Verzeihung zu bitten. Da ihn der Vater des Bodhisattva so kommen sah, fragte er den Bodhisattva und dieser erklärte es ihm.
Um dies zu verkünden, sprach der Meister folgende Strophen:
Der Meister sprach:
Nachdem darauf König Manoja seine Verehrung bezeigt, setzte er sich ihm zur Seite und sprach, indem er damit eine liebenswürdige Unterhaltung begann, folgendes Strophenpaar:
Die weiteren Strophen enthalten die Reden und Gegenreden beider.
Als Nanda so angeredet wurde, erhob er sich von seinem Sitze, bezeigte seinen Eltern und seinem Bruder Verehrung und sprach, indem er sein Gefolge anredete, folgendermaßen:
Als so der weise Nanda gesprochen, rief das große Wesen: „Bisher habt ihr dessen Worte vernommen, höret jetzt auch auf mich!“ Und es sprach:
Als dies die Könige hörten, dachten sie voll Freude: „Dass dem ältesten Bruder alle übrigen Pflichten zukommen, haben wir heute erkannt.“ Sie verließen den weisen Nanda, schlossen sich dem großen Wesen an und sprachen, um es zu preisen, folgende zwei Strophen:
So bewirkte das große Wesen, dass die Könige, die die ganze Zeit über die Wunderwerke des weisen Nanda gesehen hatten und gegen ihn daher liebevoll gesinnt waren, durch der Einsicht Kraft die Vorliebe für jenen aufgaben und seine Worte annahmen, und machte, dass sie nur noch nach seinem Munde schauten. Da dachte der weise Nanda: „Mein Bruder ist ein weiser, kluger Verkündiger der Wahrheit; er hat alle diese Könige abspenstig gemacht und auf seine Seite gebracht. Außer ihm selbst habe ich keine Zuflucht mehr; ihn allein werde ich bitten.“ Und er sprach folgende Strophe:
Das große Wesen hatte von Natur aus keinen Hass oder Groll gegen den weisen Nanda; sondern nur weil jener allzu stolz gesprochen, tat es so, um ihm seinen Hochmut zu nehmen und ihn niederzubeugen. Als es jetzt dessen Worte vernahm, war es hocherfreut und wurde mit Befriedigung über ihn erfüllt. Es sagte: „Jetzt verzeihe ich dir; du erhältst wieder die Erlaubnis, die Eltern zu pflegen.“ Und um seinen Vorzug zu verkündigen, sprach es:
Darauf erhob sich seine Mutter von ihrem Sitze und sprach: „Mein Sohn Sona, lange abwesend war dein jüngerer Bruder. Obwohl er aber so lange nicht gekommen ist, getraue ich mich doch nicht, ihn zu bitten. Dass wir aber jetzt uns an ihn halten, ist uns von dir erlaubt worden. Ich möchte diesen Heiligen mit meinen Armen umfassen und ihn auf sein Haupt küssen dürfen.“ Und um dies zu verkündigen, sprach sie folgende Strophe:
Darauf erwiderte das große Wesen: „So bewillige ich dies alles, Mutter. Gehe du hin, umarme deinen Sohn Nanda, atme den Duft seines Hauptes, küsse ihn und bringe dadurch den Kummer deines Herzens zum Aufhören.“ Sie ging hin, umarmte den weisen Nanda inmitten der Versammlung, roch den Duft seines Hauptes, küsste ihn und brachte so den Kummer ihres Herzens zum Aufhören. Darauf sprach sie, indem sie das große Wesen anredete:
Das große Wesen stimmte diesen Worten seiner Mutter zu, indem es sagte: „So sei es.“ Dann ermahnte es Nanda: „Nanda, du hast den Anteil des Ältesten erhalten; gar große Verdienste verschafft eine Mutter. Pflege sie unablässig!“ Und indem er den Vorzug seiner Mutter verkündigte, sprach er folgende zwei Strophen:
Nachdem so das große Wesen mit diesen zwei Strophen den Vorzug der Mutter geschildert, fügte es, als sie zurückgekehrt war und wieder ihren Sitz eingenommen hatte, folgendes hinzu: „Nanda, du hast eine Mutter erhalten, die schwere Dinge ausgehalten hat. Wir beiden sind von unserer Mutter mit Schmerzen aufgezogen worden; deshalb pflege sie jetzt unablässig und gib ihr keine bitteren Früchte mehr zu essen!“ Um dann inmitten der Versammlung die Beschwerden, die eine Mutter ertragen muss, zu verkünden, sprach er:
So beendigte das große Wesen, als wollte es den Sineru-Berg ins Rollen versetzen, seine Unterweisung. Als sie es hörten, waren alle Könige und alle ihre Heere hocherfreut. Darauf befestigte sie der Bodhisattva in den fünf Geboten, ermahnte sie, sie sollten im Almosen Geben und in anderen guten Werken unermüdlich sein, und entließ sie. Sie alle führten ihre Herrschaft in Gerechtigkeit und füllten nach dem Ende ihres Lebens die Götterstadt. Nachdem aber der weise Sona und der weise Nanda zeitlebens ihre Eltern gepflegt hatten, gelangten sie in die Brahmawelt.
§C. Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beschlossen und die Wahrheiten verkündigt hatte, verband er (am Ende der Wahrheitsverkündigung aber gelangte jener Mönch, der seine Mutter ernährte, zur Frucht der Bekehrung) das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals waren die Eltern Angehörige der Großkönigsfamilie, der weise Nanda war Ānanda, der König Manoja war Sāriputta, die hunderteins Könige waren die achtzig großen Theras und noch andere große Theras, die vierundzwanzig vollständigen Heere waren die Buddhagefolgschaft; der weise Sona aber war ich.“
Ende der Erzählung von Sona und Nanda
[2] Eine Handschrift hat statt „kilesam“ „khelam“ (=„Speichel“), ein Wort, das oft in diesem Zusammenhang gebraucht wird.
[3] Als Mittel zur Erreichung der Ekstase gilt es auch, einen glänzenden Kreis [= ein Mandala] anzustarren.
[4] Auf Deutsch: „die Kurus des Nordens“, ein Volk zwischen Ganges und Himalaya.
[5] Zu diesem Beinamen Indras vergleiche oben Jātaka 529 Anm. 10. [Ein Beiname des Indra, wörtlich wohl so viel als „Städtegeber“.]
[6] Nach dem Kommentator der Familienname des Sona und seines Vaters.
[7] Der Kovilara-Baum, Bauhinia variegata.
[8] Die dreiunddreißig Götter haben einst unter Indras Führung die Dämonen besiegt.
[9] Der Areka-Nussbaum ist Areca Catechu.
[10] Diese beiden Zeilen stehen auch im Jātaka 503 Strophe 12 Zeilen 3-4.
[11] Der Baum Diospyros embryopteris.
[12] Der Baum Buchanania latifolia.
[13] Wörtlich „die übernatürlichen Wesen und solche, die dies werden wollen.“
[14] Das „varo“ in „ariyamaggavaro“ kommt nach dem Kommentator von „vareti“, das allerdings hier zur Bedeutung wohl passt.
[15] Ein Beiname des Gottes Krsna.
[16] Gemeint ist sein Vater.
[17] Er wendet sich damit an seine Eltern.
[18] Der heilige Bo-Baum, ficus religiosa.
[19] In Indien unterscheidet man sechs Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Regenzeit, Herbst, Winter, kalte Zeit. Oft werden auch nur drei genannt: Winter, Sommer, Regenzeit.
[20] „suhada“ wohl in ähnlicher Bedeutung wie der obige Ausdruck.
[21] „janetti“, oft allgemein für Mutter gebraucht.
[22] Es sind dies die vier Arten der Güte, wie sie vor allem der König betätigen soll.