Jātakam, Wiedergeburtsgeschichten

103. Die Erzählung von dem Feinde (Veri-Jātaka)

„Wo sich ein Feind gelagert hat“

 

§A. Dies erzählte der Meister, da er im Jetavana verweilte, mit Beziehung auf Anāthapindika. Anāthapindika nämlich war in ein ihm gehöriges Dorf gereist; auf dem Heimwege sah er unterwegs Räuber und dachte bei sich: „Es ist nicht gut, sich unterwegs aufzuhalten; ich will nach Savatthi gehen.“ Und er trieb rasch seine Rinder an und kehrte nach Savatthi zurück. —

Am nächsten Tage begab er sich in das Kloster und teilte dem Meister die Sache mit. Darauf sprach der Meister: „Auch schon in früherer Zeit, o Hausvater, hielten sich Weise, als sie unterwegs Räuber sahen, unterwegs nicht auf, sondern eilten nach ihrem Wohnort.“ Und nach diesen Worten erzählte er, von jenem gebeten, folgende Begebenheit aus der Vergangenheit.

 

§B. Als ehedem zu Benares Brahmadatta regierte, war der Bodhisattva ein sehr wohlhabender Großkaufmann. Als er sich einmal in ein Dorf begeben hatte, um einer Einladung zum Mahle nachzukommen, sah er auf der Rückreise unterwegs Räuber. Da hielt er sich unterwegs nicht auf, sondern kehrte in schneller Fahrt in sein Heim zurück. Als er hier Speisen von mannigfachem Wohlgeschmack genossen hatte und auf seinem großen Lager saß, dachte er: „Aus Räuberhand befreit bin ich an den Ort der Sicherheit gelangt, in mein eigenes Heim.“ Und in begeistertem Ausruf sprach er folgende Strophe:

§1. „Wo sich ein Feind gelagert hat,
dort wohne nicht der weise Mann;
wer eine Nacht nur oder zwei
bei Feinden weilt, dem geht es schlecht.“

Nachdem der Bodhisattva diesen begeisterten Ausruf getan hatte, gab er Almosen und tat noch andere gute Werke und gelangte hierauf an den Ort seiner Verdienste.

 

§C. Nachdem der Meister diese Lehrunterweisung beendigt hatte, verband er das Jātaka mit folgenden Worten: „Damals war ich der Großkaufmann von Benares.“

Ende der Erzählung von dem Feinde


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