Ich habe mir ihren Artikel zum Thema "Ist der Buddhismus Frauenfeindlich" mit großer Aufmerksamkeit durchgelesen, denn ich interessiere mich sehr für den Buddhismus und seinen Lebensformen.
Nachdem ich nun schon einige Male in Thailand war und dort gute Bekanntschaften zu Buddhisten, die ihre Religion mit großer Sorgfalt ausleben, habe ich große Parallelen zum Christentum festgestellt, dem ich auch angehöre. Es gab für mich eine Zeit des Wankens, in der ich nicht wusste, welchen Weg ich einschlagen sollte, habe mich aber bis jetzt für das Christentum entschieden. Ihr Artikel hat mich jedoch wieder in meine alten Gewissenskonflikte zurückversetzt.
Mich bewegt vor allem eines: Wie kann eine deutsche Frau den Buddhismus in Deutschland ausleben, und wie kann sie dort die Erleuchtung erlangen?
Könnten sie mir vielleicht dazu ein paar Hilfestellungen und allgemeine Informationen zum Leben unter der Lehre Buddhas zukommen lassen? Es wäre für mich sehr wichtig.
Vielen Dank im Voraus
Mit freundlichen Grüßen
Yvonne
Liebe Yvonne,
Es spielt keine Rolle, welcher Glaubensgemeinschaft und welcher Rasse man angehört, die Lehre Buddhas kann überall und zu jeder Zeit ausgeübt werden. Man kann sich an eine ruhige Stelle begeben und Meditation üben, wie z.B. in der Satipatthāna-Sutta beschrieben.
Um schneller voranzukommen, ist es aber hilfreich, die gewohnte Umgebung zu verlassen und Vipassana-Meditationskurse zu besuchen. Es ist nicht allzu schwierig im Internet Orte zu finden, wo solche Kurse angeboten werden. Es ist wichtig, auf täglicher Basis von einem Meditations-Lehrer Hinweise zu bekommen. Der Geist ist sehr trickreich und schwer zu durchschauen, er kann einem Vorgaukeln auf dem richtigen Weg zu sein und man ist es vielleicht gar nicht.
Das Christentum ist übrigens gar nicht so weit entfernt vom Buddhismus, und es hätte großes Potenzial. Im Laufe der Jahrhunderte sind viele Klöster entstanden, wo praktiziert wird, was der Buddha lehrt - Enthaltsamkeit üben, Verweilen in der Stille - nur wird, so wie ich das sehe, das volle Potenzial nicht ausgeschöpft, es fehlt die Schulung der Achtsamkeit (satipaṭṭhāna) und die Meditation über die Vergänglichkeit, was aber geändert werden könnte, man könnte z.B. Meditationslehrer einladen.
Sicherlich gibt es Nonnen und Priester, die bereit sind, ihre Tore für den Befreiungsweg zu öffnen.
Vielleicht braucht man da nur anzuklopfen! ["Klopfet an, so wird euch aufgetan", heißt es bei Jesus (Matth. 7, 7)]
Alles was zur Weiterentwicklung des Geistes dient kann ausgeübt werden. Allerdings sollte man die Hilfsmittel, mit denen man auf dem Weg zur Befreiung weitergekommen ist, über Bord werfen, wenn man mit ihnen nicht mehr weiterkommt. Selbst die Lehre Buddhas wird nur als ein Floß betrachtet (Majjh.22) um den Strom der Begierden zu überqueren und das Nibbāna zu erreichen.
Wolfgang