uparrow.gif (358 bytes) Digha Nikāya - Die Längere Sammlung

24. Pātika Sutta, Pātikaputto (2.Teil)

«ALSBALD nun, Bhaggaver, ist einer von den Großwürdenträgern der Licchavier aufgestanden und hat zur Versammlung dort also gesprochen: <Wohlan denn, ihr Lieben, wartet doch noch ein Weilchen: ich will gehn und versuchen, ob ich selber vielleicht den Unbekleideten Pātikaputto in die Versammlung herbringen kann.> 

So ist dann, Bhaggaver, jener Großwürdenträger der Licchavier nach dem Pilgergarten an der Ebenholzlände hingegangen, hat den Unbekleideten Pātikaputto aufgesucht und ihm zugeredet: <Komm, Bruder Pātikaputto, es ist besser wenn du kommst: versammelt sind die bekanntesten und genanntesten Licchavier, versammelt die bekanntesten und genanntesten hochmögenden Priester und wohlhabenden Bürger sowie die Asketen und Priester der verschiedenen Orden, und auch der Asket Gotamo hat im Garten des Ehrwürdigen Tagesrast genommen. Du hast ja wohl, Bruder Pātikaputto, in ganz Vesālī jene gewisse Rede verlauten lassen; komme doch nur, Bruder Pātikaputto, auf halbem Wege heran: auf dem ganzen ist ja schon der Asket Gotamo zuerst entgegengekommen und weilt im Garten des Ehrwürdigen über den Tag. Aber nun, Bruder Pātikaputto, hat der Asket Gotamo vor allen Leuten gesagt, daß du unmöglich vor ihm erscheinen könntest. Komm', Bruder Pātikaputto: wenn du kommst, werden wir es schon so einrichten, daß du siegst und der Asket Gotamo unterliegt.> 

Also angeredet, Bhaggaver, sagte der Unbekleidete Pātikaputto: <Ich komme, Freund, ich komme, Freund>, rückte aber nur wieder hin und her und mochte sich gar nicht vom Sitz erheben. Da sagte denn, Bhaggaver, jener Großwürdenträger der Licchavier zu ihm: <Was ist nur mit dir, Bruder Pātikaputto, hast du denn etwa das Lendentuch an den Sessel geknüpft, und ist der Sessel so deinem Lendentuch angeknüpft? 'Ich komme, Freund, ich komme, Freund', hast du gesagt, und rückst immer nur hin und her und kannst gar nicht vom Sitze dich erheben.> 

Auf diese Bemerkung hin, Bhaggaver, hat aber der Unbekleidete Pātikaputto wiederum gesagt: <Ich komme, Freund, ich komme, Freund>, und ist ebenso hin und her gerückt, ohne irgend den Sitz zu verlassen. Als daher, Bhaggaver, jenem Großwürdenträger der Licchavier klargeworden war, daß der Unbekleidete Pātikaputto sich überwunden gebe, da ging er wieder zur Versammlung zurück und verständigte sie: <Für überwunden gibt sich, wie es scheint, der Unbekleidete Pātikaputto: 'Ich komme, Freund, ich komme, Freund', sagt er immerzu, rückt aber nur so herum und mag nicht einmal vom Sitz aufstehn.> 

Nach diesem Bescheid, Bhaggaver, hab' ich zur Versammlung dort also gesprochen: <Unmöglich, ihr Freunde, kann der Unbekleidete Pātikaputto ohne Widerruf hier erscheinen: denn es würde ihm wohl das Haupt zerspringen. Wenn ihr, geehrte Licchavier, etwa vermeintet: 'Wir werden den Unbekleideten Pātikaputto eigens mit Riemen binden und mit Wagenseilen herbeiziehn', so würden die Riemen abreißen oder Pātikaputto. Unmöglich, ihr Freunde, ist es eben dem Unbekleideten Pātikaputto ohne Widerruf hier zu erscheinen: denn es würde ihm wohl das Haupt zerspringen.»

 

«Da hat nun, Bhaggaver, Jaliyo, der Jünger des Dārupattiko, sich erhoben und zu jener Versammlung also gesprochen: <Sei es drum, ihr Lieben, wartet nur noch ein Weilchen: ich will doch versuchen, ob ich nicht etwa imstande wäre den Unbekleideten Pātikaputto zur Versammlung herzubringen.> 

So ist dann, Bhaggaver, Jaliyo der Jünger des Dārupattiko nach dem Pilgergarten an der Ebenholzlände hingegangen, hat den Unbekleideten Pātikaputto aufgesucht und ihm alles genau berichtet und hat ihm versichert, es würde schon dafür gesorgt werden, daß, wenn er käme, der Sieg ihm sicher zufiele. 

Also beredet, Bhaggaver, sagte der Unbekleidete Pātikaputto: <Ich komme, Freund, ich komme, Freund>, rückte aber wiederum nur hin und her und mochte sich gar nicht vom Sitz erst erheben. Da wußte denn, Bhaggaver, Jaliyo der Jünger des Dārupattiko nun auch, daß der Unbekleidete Pātikaputto sich für überwunden gebe, und er sprach jetzt also zu ihm: <Es war einmal, Bruder Pātikaputto, da ist einem Löwen, dem König der Tiere, das in den Sinn gekommen: <Wie, wenn ich nun tief in ein Waldesdickicht verzöge um dort zu lagern, und dieses Lager am Abend verließe, und dann mich reckte und streckte, und hierauf ringsum nach den vier Himmelsgegenden ausblickte, und nach diesem Ausblick ringsum dreimal den Löwenruf (*5) erschallen ließe, und nach dem dreimal erschollenen Löwenruf auf die Beute dahinstürzte: da würd' ich manches gute Stück Wild erlegen, manches zarte Stück Fleisch verzehren, und eben diese Lagerstatt für mich erwählen.' 

Da ist denn dieser Löwe, der König der Tiere, tief in ein Waldesdickicht verzogen, um dort zu lagern, hat das Lager am Abend verlassen, sich dann gereckt und gestreckt, hierauf ringsum nach den vier Himmelsgegenden ausgeblickt, und nach diesem Ausblick ringsum dreimal den Löwenruf erschallen lassen, und nach dem dreimal erschollenen Löwenruf ist er auf Beute dahingezogen: und er hat manches gute Stück Wild erlegt, manches zarte Stück Fleisch verzehrt, und ebendiese Lagerstatt für sich erwählt. 

Nun war aber, Bruder Pātikaputto, von dem, was der Löwe, der König der Tiere, da übrig ließ, ein alter Schakal zu schwelgen gekommen, war übermütig und kräftig geworden. Da hat es dann, Bruder Pātikaputto, diesen alten Schakal bedeucht: <Wer bin ich, und wer ist denn der Löwe! Wie, wenn ich nun tief in ein Waldesdickicht verzöge, um dort zu lagern, und dieses Lager am Abend verließe, und dann mich reckte und streckte, und hierauf ringsum nach den vier Himmelsgegenden ausblickte, und nach diesem Ausblick ringsum dreimal den Löwenruf erschallen ließe, und nach dem dreimal erschollenen Löwenruf auf Beute dahinzöge da würd' ich manches gute Stück Wild erlegen, manches zarte Stück Fleisch verzehren, und ebendiese Lagerstatt für mich erwählen.> 

So ist denn, Bruder Pātikaputto, der alte Schakal tief in ein Waldesdickicht verzogen, um dort zu lagern, hat das Lager am Abend verlassen, sich dann gereckt und gestreckt, hierauf ringsum nach den vier Himmelsgegenden ausgeblickt, und nach diesem Ausblick ringsum dreimal den Löwenruf erschallen lassen wollen und als Schakal geheult, nur kläglich geheult - wie anders beim schmählichen Schakal, und wie anders beim Löwenruf! 

Ebenso nun auch hast du, Bruder Pātikaputto, von dem, was der Willkommene übrig hat lassen, gelebt, von dem, was der Willkommene liegen hat lassen, dich genährt, und vermeinst die Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten angreifen zu müssen - wie anders beim schmählichen Pātikaputto, und wie anders das Angreifen der Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten!> Als da nun, Bhaggaver, Jaliyo der Jünger des Dārupattiko auch durch dieses Gleichnis den Unbekleideten Pātikaputto noch nicht vom Sitze wegzubringen vermochte, wandte er sich derart an ihn:

<Ein Löwe zu sein, sich wohlgefällig schmeichelnd, 
War Schakals Ernst: 'Ich bin der Tiere Oberherr', 
Und wirklich hub er heulend an zu kläffen: 
Wie schmählich klang es anders da, und wie beim Löwen! 

 

Ebenso nun auch hast du, Bruder Pātikaputto, von dem, was der Willkommene übrig hat lassen, gelebt, von dem, was der Willkommene liegen hat lassen, dich genährt, und vermeinst die Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten angreifen zu müssen - wie anders beim schmählichen Pātikaputto, und wie anders das Angreifen der Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten !

Sein Hohlsinn war ihm unbekannt, 
Nach seinem Fraße hat er sich geschätzt; 
Weil sich der Schakal selber nicht geschaut, 
Deucht' er sich schon ein Tigerfürst, 
 
Und wirklich hub er heulend an zu kläffen: 
Wie schmählich klang es anders da, und wie beim Löwen! 
<Der Fröschefresser, Winkelmausvertilger, 
Auf Leichenfeldern, voll von Aas, ergetzt' er sich; 
 
Im großen öden Forst nun feist geworden, 
War Schakals Ernst: 'Ich bin der Tiere Oberherr', 
Und wirklich hub er heulend an zu kläffen: 
Wie schmählich klang es anders da, und wie beim Löwen! 

 

Ebenso nun auch hast du, Bruder Pātikaputto, von dem, was der Willkommene übrig hat lassen, gelebt, von dem, was der Willkommene liegen hat lassen, dich genährt, und vermeinst die Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten angreifen zu müssen - wie anders beim schmählichen Pātikaputto, und wie anders das Angreifen der Vollendeten, Heiligen, vollkommen Erwachten!> Als da nun, Bhaggaver, Jaliyo der Jünger des Dārupattiko auch durch dieses Gleichnis den Unbekleideten Pātikaputto noch nicht vom Sitze wegzubringen vermochte, da ist er zu jener Versammlung zurückgekehrt und hat also Bericht erstattet: <Für überwunden, ihr Lieben, scheint sich der Unbekleidete Pātikaputto zu geben: 'Ich komme, Freund, ich komme, Freund', hat er immer gesagt, und er ist nur wieder herumgerückt und gar nicht aufgestanden vom Sitze.> 

Nach diesem Bescheid, Bhaggaver, hab' ich zur Versammlung dort also gesprochen: <Unmöglich, ihr Freunde, kann der Unbekleidete Pātikaputto ohne Widerruf hier erscheinen: denn es würde ihm wohl das Haupt zerspringen. Wenn ihr, geehrte Licchavier, auch vermeintet: 'Wir werden den Unbekleideten Pātikaputto eigens mit Riemen binden und mir Wagenseilen herbeiziehn', so würden die Riemen abreißen oder Pātikaputto. Unmöglich, ihr Freunde, ist es eben dem Unbekleideten Pātikaputto ohne Widerruf hier zu erscheinen: denn es würde ihm wohl das Haupt zerspringen.>

 

«Nun hab' ich dann, Bhaggaver, jene Versammlung in lehrreichem Gespräche ermuntert, ermutigt, erregt und erheitert, und habe dadurch Befreiung von mächtiger Fessel bewirkt, unzählige Wesen aus dem großen Sumpfbereich emporgezogen. Dann bin ich in Feuerart eingegangen, sieben Palmen hoch in die Lüfte geschwebt, habe noch weitere sieben Palmen hoch einen Strahlenglanz ausgesandt, in Flammen sprühend, in Dämpfen wallend, und war alsbald im Großen Walde vor die Halle der Einsiedelei wiedergekehrt. 

Da ist denn, Bhaggaver, Sunakkhatto, der junge Licchavier zu mir herangetreten, hat mich begrüßt, und beiseite sich niedergesetzt. Zu Sunakkhatto aber, Bhaggaver, dem jungen Licchavier, der da beiseite saß, sagte ich sodann: <Was meinst du wohl, Sunakkhatto: wie dir eben von mir über den Unbekleideten Pātikaputto ausgesagt worden, ist das genau so eingetroffen oder nicht?> - <Wie mir eben, o Herr, vom Erhabenen über den Unbekleideten Pātikaputto ausgesagt worden, genau so ist das eingetroffen, nicht anders.> - 

<Was meinst du wohl, Sunakkhatto: wenn es sich also verhält, ist dann eine überirdische Machtbezeugung geschehen oder nicht geschehen?> - <Freilich, o Herr, da es sich also verhält, ist dann eine überirdische Machtbezeugung geschehen, es ist nicht anders.> - <Der ich dir also, eitler Mann, eine überirdische Machtbezeugung geschehen lasse, ich werde von dir bezichtigt: 'Aber es hat mir, o Herr, der Erhabene keinerlei überirdische Machtbezeugung geschehen lassen.' Sieh', eitler Mann, wie weit du wohl hierin gefehlt hast.> Daraufhin aber, Bhaggaver, ist Sunakkhatto der junge Licchavier, nach meiner Verweisung, von dieser Lehre und Zucht eben abgefallen, als ein Abwendiger, Abtrünniger.

[Der Voranfang]

«Den Voranfang, Bhaggaver, versteh' ich wohl, und verstehe was darüber hinausreicht; bei diesem Verständnisse beharr' ich aber nicht: und weil ich dabei nicht beharre, hab' ich eben in mir Einkehr gefunden, ein Verstehen, bei dem der Vollendete nicht in die Schiefe gerät.

 

«Es gibt, Bhaggaver, manche Asketen und Priester, die einen Herrn als Grundlage, einen Brahmā als Grundlage ihrer Lehre vom Voranfang aufstellen. Zu denen bin ich herangetreten und habe gefragt: <Ist es wahr, wie man sagt, daß ihr Ehrwürdigen einen Herrn als Grundlage, einen Brahmā als Grundlage eurer Lehre vom Voranfang aufstellt?> Hatten sie mir diese Frage mit 'Ja' beantwortet, so hab' ich sie dann gefragt: <Wie beschaffen ist aber, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Voranfang mit dem Herrn als Grundlage, mit dem Brahmā als Grundlage, die ihr aufstellt?> Auf diese Frage sind sie nicht eingegangen, ohne darauf einzugehn haben sie vielmehr an mich Fragen gerichtet; und so hab' ich ihnen auf ihre Bitte erklärt:

<Es kommt wohl, ihr Brüder, eine Zeit vor, wo sich da wieder einmal, im Verlaufe langer Wandlungen, diese Welt zusammenballt. Wann die Welt sich zusammenballt, ballen sich die Wesen zumeist als Leuchtende zusammen. Die sind dann geistförmig, genießen Wonne, kreisen selbstleuchtend im Raume, bestehen in Schönheit, lange Wandlungen dauern sie durch.

<Es kommt wohl, ihr Brüder, eine Zeit vor, wo sich da wieder einmal, im Verlaufe langer Wandlungen, diese Welt auseinanderballt. Wann die Welt sich auseinanderballt, kommt ein öder Brahmāhimmel zum Vorschein. Aber eines der Wesen, aus Mangel an Kraft oder Mangel an Güte dem Reigen der Leuchtenden entschwunden (*6), sinkt in den öden Brahmāhimmel herab. Auch das ist noch geistförmig, genießt Wonne, kreist selbstleuchtend im Raume, besteht in Schönheit, lange Wandlungen dauert es durch.

<Nach einsam dort lange verlebter Frist erhebt Unbehagen und Unruhe sich in ihm: 'O daß doch andere Wesen noch hier erschienen!' Und andere der Wesen noch, aus Mangel an Kraft oder Mangel an Güte dem Reigen der Leuchtenden entschwunden, sinken in den öden Brahmāhimmel herab, gesellen sich jenem Wesen zu. Auch diese sind noch geistförmig, genießen Wonne, kreisen selbstleuchtend im Raume, bestehen in Schönheit, lange Wandlungen dauern sie durch.

<Da ist, ihr Brüder, jenem Wesen, das zuerst herabgesunken war, also zumute worden: 'Ich bin Brahmā, der große Brahmā, der Übermächtige, der Unübermächtigte, der Allsehende, der Selbstgewaltige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Höchste, der Erzeuger, der Erhalter, der Vater von allem was da war und sein wird: von mir sind diese Wesen erschaffen. Und woher weiß ich das? Ich habe ja vordem gewünscht <O daß doch andere Wesen noch hier erschienen>: das war mein geistiges Begehren, und diese Wesen sind hier erschienen.' Die Wesen aber, die da später herabgesunken sind, auch diese vermeinen dann: 'Das ist der liebe Brahmā, der große Brahmā, der Übermächtige, der Unübermächtigte, der Allsehende, der Selbstgewaltige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Höchste, der Erzeuger, der Erhalter, der Vater von allem was da war und sein wird: von ihm, dem lieben Brahmā, sind wir erschaffen. Und woher wissen wir das? Ihn haben wir ja hier schon früher dagesehn, wir aber sind erst später hinzugekommen.'

<Nun hat, ihr Brüder, das Wesen, das zuerst herabgesunken ist, eine längere Lebensdauer, eine höhere Anmut, eine größere Macht; während die Wesen, die später nachgekommen sind, geringere Lebensdauer, geringere Anmut, geringere Macht haben. Es mag aber wohl, ihr Brüder, geschehen, daß eines der Wesen diesem Reich entschwindet und hienieden Dasein erlangt. Hienieden zu Dasein gelangt wird ihm das Haus zuwider, als Pilger zieht er von dannen. Ohne Haus und Heim hat er als Pilger in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen seiner früheren Daseinsform sich erinnert, darüber hinaus aber nicht sich erinnert. Der sagt sich nun: 'Er, der der liebe Brahmā ist, der große Brahmā, der Übermächtige, der Unübermächtigte, der Allsehende, der Selbstgewaltige, der Herr, der Schöpfer, der Erschaffer, der Höchste, der Erzeuger, der Erhalter, der Vater von allem was da war und sein wird, von dem wir, dem lieben Brahmā, erschaffen sind: er ist unvergänglich, beständig, ewig, unwandelbar, ewig gleich wird er immer so bleiben; während wir, die wir von ihm, dem lieben Brahmā, erschaffen wurden, vergänglich sind, unbeständig, kurzlebig, sterben müssen, hienieden zur Welt gekommen.' Ist nicht, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Voranfang mit dem Herrn als Grundlage, mit dem Brahmā als Grundlage, die ihr aufstellt, also beschaffen?> Darauf haben sie gesagt: <Grade so, Bruder Gotamo, haben wir's gehört, wie eben der ehrwürdige Gotamo es verkündet hat.> Den Voranfang, Bhaggaver, versteh' ich wohl, und verstehe was darüber hinausreicht; bei diesem Verständnisse beharr' ich aber nicht: und weil ich dabei nicht beharre, hab' ich eben in mir Einkehr gefunden, ein verstehen, bei dem der Vollendete nicht in die Schiefe gerät.

«Es gibt, Bhaggaver, manche Asketen und Priester, die das Lustig im Dämmerlicht als Lehre vom Voranfang aufstellen. Zu denen bin ich herangetreten und habe gefragt: <Ist es wahr, wie man sagt, daß ihr Ehrwürdigen das Lustig im Dämmerlicht als Lehre vom Voranfang aufstellt?> Hatten sie mir diese Frage mit 'Ja' beantwortet, so hab' ich sie dann gefragt: <Wie beschaffen ist aber, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Lustig im Dämmerlicht als Voranfang, die ihr aufstellt?> Auf diese Frage haben sie sich nicht eingelassen, ohne sich darauf einzulassen, haben sie vielmehr an mich Fragen gerichtet; und so hab' ich ihnen auf ihre Bitte erklärt:

<Es gibt, ihr Brüder, Götter, die heißen Lustig im Dämmerlicht. Sie lassen sich über die Zeit hinaus in launigen lustigen Spielen weidlich ergehen. Weil sie sich über die Zeit hinaus in launigen lustigen Spielen weidlich ergehen lassen, trübt sich ihr Sinn. Trüben Sinnes schwinden sie aus ihrem Reiche hinweg. Es mag aber wohl, ihr Brüder, geschehen, daß eines der Wesen, aus diesem Reiche hinweggeschwunden, hienieden Dasein erlangt. Hienieden zu Dasein gelangt wird ihm das Haus zuwider, als Pilger zieht er von dannen. Ohne Haus und Heim hat er als Pilger in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen seiner früheren Daseinsform sich erinnert, darüber hinaus aber nicht sich erinnert. Der sagt sich nun: 'Sie, jene lieben Götter, die nicht lustig im Dämmerlicht sind, die lassen sich nicht über die Zeit hinaus in launigen lustigen Spielen weidlich ergehen. Weil sie sich nicht über die Zeit hinaus in launigen lustigen Spielen weidlich ergehen lassen, wird ihr Sinn nicht trübe. Weil ihr Sinn nicht trübe wird, schwinden jene Götter nicht aus ihrem Reiche hinweg: sie sind unvergänglich, beständig, ewig, unwandelbar, ewig gleich werden sie immer so bleiben; während wir, die wir lustig im Dämmerlicht gewesen, über die Zeit hinaus uns in launigen lustigen Spielen weidlich ergehen ließen. Weil wir uns über die Zeit hinaus in launigen lustigen Spielen weidlich ergehen haben lassen, ist unser Sinn trübe geworden. Trüben Sinnes aber sind wir aus unserem Reiche hinweg geschwunden, sind vergänglich, unbeständig, kurzlebig worden, müssen sterben, hienieden zur Welt gekommen.' Ist nicht etwa, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Lustig im Dämmerlicht als Voranfang, die ihr aufstellt, also beschaffen?> Darauf haben sie gesagt: <Grade so, Bruder Gotamo, haben wir's gehört, wie eben der ehrwürdige Gotamo es verkündet hat.> Den Voranfang, Bhaggaver, versteh' ich wohl, und verstehe was darüber hinausreicht; bei diesem Verständnisse beharr' ich aber nicht: und weil ich dabei nicht beharre, hab' ich eben in mir Einkehr gefunden, ein Verstehen, bei dem der Vollendete nicht in die Schiefe gerät.

«Es gibt, Bhaggaver, manche Asketen und Priester, die das Sinnig im Dämmerlicht als Lehre vom Voranfang aufstellen. Zu denen bin ich herangetreten und habe gefragt: <Ist es wahr, wie man sagt, daß ihr Ehrwürdigen das Sinnig im Dämmerlicht als Lehre vom Voranfang aufstellt?> Hatten sie mir diese Frage mit 'Ja' beantwortet, so hab' ich sie dann gefragt: <Wie beschaffen ist aber, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Sinnig im Dämmerlicht als Voranfang, die ihr aufstellt?> Dieser Frage sind sie ausgewichen, ihr ausweichend haben sie vielmehr an mich Fragen gerichtet; und so hab' ich ihnen auf ihre Bitte erklärt:

<Es gibt, ihr Brüder, Götter, die heißen Sinnig im Dämmerlicht. Sie lassen über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen. Weil sie über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen lassen, werden ihre Geister aneinander trübe. Aneinander trüben Geistes geworden ermatten ihre Schwingen, ermatten ihre Geister. So schwinden diese Götter aus ihrem Reiche hinweg. Es mag aber wohl, ihr Brüder, geschehen, daß eines der Wesen, aus diesem Reiche hinweg geschwunden, hienieden Dasein erlangt. Hienieden zu Dasein gelangt wird ihm das Haus zuwider, als Pilger zieht er von dannen. Ohne Haus und Heim hat er als Pilger in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen seiner früheren Daseinsform sich erinnert, darüber hinaus aber nicht sich erinnert. Der sagt sich nun: 'Sie, jene lieben Götter, die nicht sinnig im Dämmerlicht sind, die lassen nicht über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen. Weil sie nicht über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen lassen, werden ihre Geister aneinander nicht trübe. Aneinander nicht trüben Geistes geworden, bleiben ihre Schwingen unermattet, unermattet ihre Geister. So schwinden jene Götter nicht aus ihrem Reiche hinweg: sie sind unvergänglich, beständig, ewig, unwandelbar, ewig gleich werden sie immer so bleiben; während wir, die wir sinnig im Dämmerlicht gewesen, über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen ließen. Weil wir über die Zeit hinaus einer den anderen erspähen haben lassen, sind unsere Geister aneinander trübe geworden. Aneinander trüben Geistes geworden sind aber unsere Schwingen ermattet, ermattet unsere Geister, und wir sind aus unserem Reiche hinweggeschwunden, vergänglich, unbeständig, kurzlebig worden, müssen sterben, hienieden zur Welt gekommen.' Ist wohl etwa, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Sinnig im Dämmerlicht als Voranfang, die ihr aufstellt, also beschaffen?> Darauf haben sie gesagt: <Grade so, Bruder Gotamo, haben wir's gehört, wie eben der ehrwürdige Gotamo es verkündet hat (hierzu unsere erste Rede).> Den Voranfang, Bhaggaver, versteh' ich wohl, und verstehe was darüber hinausreicht; bei diesem Verständnisse beharr' ich aber nicht: und weil ich dabei nicht beharre, hab' ich eben in mir Einkehr gefunden, ein Verstehen, bei dem der Vollendete nicht in die Schiefe gerät.

 

«Es gibt, Bhaggaver, manche Asketen und Priester, die den Ursprung im Denken als Lehre vom Voranfang aufstellen. Zu denen bin ich herangetreten und habe gefragt: <Ist es wahr, wie man sagt, daß ihr Ehrwürdigen den Ursprung im Denken als Lehre vom Voranfang aufstellt?> Hatten sie mir diese Frage mit 'Ja' beantwortet, so hab' ich sie dann gefragt: <Wie beschaffen ist aber, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Ursprung im Denken als Voranfang, die ihr aufstellt?> An dieser Frage sind sie vorbeigegangen, an ihr vorbeigegangen haben sie vielmehr an mich Fragen gerichtet; und so hab' ich ihnen auf ihre Bitte erklärt:

<Es gibt, ihr Brüder, Götter, die heißen Unbewußt im Wesen. Sobald aber jene Götter bewußt werden, schwinden sie aus ihrem Reiche hinweg (*7). Es mag nun wohl, ihr Brüder, geschehen, daß eines der Wesen, aus jenem Reiche hinweg geschwunden, hienieden Dasein erlangt. Hienieden zu Dasein gelangt wird ihm das Haus zuwider, als Pilger zieht er von dannen. Ohne Haus und Heim hat er als Pilger in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen an das Bewußtwerden sich erinnert, darüber hinaus aber nicht sich erinnert. Der sagt sich nun: 'Aus dem Denken entsprossen ist das Selbst und die Welt. Und woher weiß ich das? Ich bin ja ehedem nicht gewesen; da bin ich denn jetzt geworden, zu Dasein umgewandelt.' Ist nun wohl, ihr Ehrwürdigen, die Lehre vom Ursprung im Denken als Voranfang, die ihr aufstellt, also beschaffen?> Darauf haben sie gesagt: <Grade so, Bruder Gotamo, haben wir's gehört, wie eben der ehrwürdige Gotamo es verkündet hat.> Den Voranfang, Bhaggaver, versteh' ich wohl, und verstehe was darüber hinausreicht; bei diesem Verständnisse beharr' ich aber nicht: und weil ich dabei nicht beharre, hab' ich eben in mir Einkehr gefunden, ein Verstehen, bei dem der Vollendete nicht in die Schiefe gerät.

«Bei solcher Rede nun, Bhaggaver, solcher Aussage werde ich von manchen Asketen und Priestern ohne Grund, nichtiger, fälschlicher Weise, mit Unrecht bezichtigt: <Verdreht ist der Asket Gotamo und die Mönche; der Asket Gotamo lehrt: 'Zu einer Zeit wo man die Freiung der Schönheit erreicht hat, alles hat man zu dieser Zeit eben von Unschönheit gegenwärtig.'> Nicht aber, Bhaggaver, hab' ich dergleichen gesagt, sondern also hab' ich gesprochen: zu einer Zeit wo man die Freiung der Schönheit erreicht hat, Schönheit eben ist einem zu dieser Zeit gegenwärtig (*8).»

«Die sind, o Herr, verdreht, die den Erhabenen für verdreht halten und die Mönche. - So klar geworden bin ich, o Herr, am Erhabenen: es kann mir der Erhabene die Lehre derart aufweisen, daß ich die Freiung der Schönheit zu erreichen vermag.»

«Schwer zu erfahren ist das, Bhaggaver, für dich ohne Deutung, ohne Geduld, ohne Hingabe, ohne Anstrengung, ohne Lenkung, wie die Freiung der Schönheit zu erreichen sei (vergl. die 9. Rede). Gut denn, Bhaggaver: was dir an mir da klar wurde, das eben magst du mit Andacht bewahren.»

«Wenn das, o Herr, für mich schwer zu erfahren ist ohne Deutung, ohne Geduld, ohne Hingabe, ohne Anstrengung, ohne Lenkung, wie die Freiung der Schönheit zu erreichen sei: was mir da, o Herr, am Erhabenen klar wurde, das eben werd' ich mit Andacht bewahren.»

Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der Pilger vom Bhaggaver Stamme über das Wort des Erhabenen (*9). 


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Bemerkungen:

(*5) Die Bezeichnung «Löwenruf», sīhanādo, wird gern gebraucht um die Darlegung der Lehre zu kennzeichnen, so in der 11. und 12. Rede der Mittleren Sammlung, insbesondere erklärt in unserer 8. Rede; auch Bruchstücke der Reden v. 684, 1015. Sie gilt zugleich bei hervorragenden Jüngern, bei Sāriputto z.B. in der 16.Rede, Mitte des I. Berichts und in der 28. am Anfang, schön auch bei Lieder der Mönche v. 177. Umfassend ist das Gleichnis im Samyuttakanikāyo angewandt, ed. Siam. vol. III, p.75 (PTS 84): 

Wenn der Löwe, der König der Tiere, am Abend das Lager verläßt, reckt er und streckt er sich, blickt ringsum nach den vier Himmelsgegenden aus, läßt dreimal den Löwenruf erschallen und zieht dann auf Beute dahin. Die nun da von den gewöhnlichen Tieren den Ton der Löwenstimme vernehmen, die geraten zumeist in Angst, Aufregung und Entsetzen; sie fliehn von Höhle zu Höhle, von Busch zu Busch, von Wald zu Wald, und die Vögel streichen in den Lüften. Sogar die Elefanten des Königs, die in den Burgen und Schlössern fest angebunden stehen, zerreißen die Riemen und Seile, zerstampfen sie, lassen aus Angst Harn und Kot fallen und suchen dahin und dorthin zu enteilen. So hochmächtig ist der Löwe über die gewöhnlichen Tiere, so hochgewaltig, so hochüberragend. 

Ebenso nun auch ist es, wenn da der Vollendete in der Welt erscheint, der Heilige, vollkommen Erwachte, der Wissens- und Wandelsbewährte, der Willkommene, der Welt Kenner, der unvergleichliche Leiter der Männerherde, der Meister der Götter und Menschen, der Erwachte, der Erhabene, der die Lehre darlegt: <So ist die Form, so entsteht sie, so löst sie sich auf; so ist das Gefühl, so entsteht es, so löst es sich auf; so ist die Wahrnehmung, so entsteht sie, so löst sie sich auf; so sind die Unterscheidungen, so entstehen sie, so lösen sie sich auf; so ist das Bewusstsein, so entsteht es, so löst es sich auf.> Die nun da etwa Götter sind, von langer Dauer, in Schönheit wonnereich leben, an ihren herrlichen Wohnstätten bis zu fernen Zeiten bestehen, auch diese vernehmen den Ton der Lehre, die der Vollendete darlegt, und geraten zumeist in Angst, Aufregung und Entsetzen: <Vergänglich, ach, sind wir ja doch nur, und hatten uns für unvergänglich gehalten! Unbeständig, ach, sind wir ja doch nur, und hatten uns für beständig gehalten! Nicht ewig, ach, sind wir ja doch nur, und hatten uns für ewig gehalten! Auch wir sogar sind also nur vergänglich, unbeständig, nicht ewig, der Persönlichkeit anheimgefallen.> So hochgewaltig ist der Vollendete über die Welt mit ihren Göttern, so hochmächtig, so hochüberragend. - 

Das deutet Jaliyo im Text oben mit an. Denn dieser Jünger des Asketen Dārupattiko, welcher damals in großem Ansehen stand, hatte gelegentlich auch Gespräche mit dem Asketen Gotamo geführt, also schon eine genauere Kenntnis von der Lehre des letzteren sich erworben; er war ihr, wie es scheint, nicht unfreundlich entgegengekommen, nach dem Bericht unserer 7. Rede. - Der Name Jaliyo, «Der mit dem Netz», läßt vermuten, daß er vormals zu einer Laiengenossenschaft der Nāthaptuttiyā niganthā, der Freien Brüder Nāthaputtos, gehörte, da diese nur durch geseihtes Wasser zu trinken pflegen; eine Regel, die bei den ordinierten Jainas unverbrüchlich eingehalten wird.

 

(*6) Es gibt nun, nach Gotamos Anschauung, unermeßlich viele Welten: wenn auch etwa ein machtbegabter Seher ein Jahrhundert hindurch pfeilschnell dahinzöge und dabei Tritt um Tritt immer einen Raum so weit wie vom östlichen bis zum westlichen Meer zurücklegte, wäre noch kein Ende der Welt abzusehn, und er stürbe darüber hinweg: Samyuttakanikāyo ed. Siam. vol. I, p.83f. (PTS 61f.). «Wo es kein geborenwerden und altern, kein sterben und vergehn und entstehen gibt, dies Ende der Welt, sag' ich, kann durch kein Wandern erforscht, erschaut, erreicht werden; und doch sag' ich, daß ohne das Ende der Welt zu finden dem Leiden kein Ende gemacht werden kann: aber in eben diesem klaftergroßen Leibe da, dem wahrnehmen und denken anhaftet, lass' ich die Welt verstanden sein, die Entwicklung, die Weltauflösung und den zur Weltauflösung führenden Pfad.»

(*7) Ohne Bewußtsein keine Welt... Vergl. Samyuttakanikāyo ed. Siam, vol. IV, p.212f. (PTS 171f.), wo Gotamo also spricht: «Wenn, ihr Mönche, Hände da sind, wird Fassen und Lassen erkannt; wenn Füße da sind, wird Kommen und Gehen erkannt; wenn Glieder da sind, wird Einziehen und Ausstrecken erkannt; wenn ein Bauch da ist, wird Hungern und Dürsten erkannt: ebenso nun auch, ihr Mönche, kommt es, wenn ein Auge da ist, zu einer durch Sehberührung bedingten Empfindung von Wohl und Weh; kommt es, wenn ein Ohr, eine Nase, eine Zunge, ein Tasten, ein Denken da ist, zu einer durch Hörberührung, Riech-, Schmeck-, Tast-, Denkberührung bedingten Empfindung von Wohl und Weh. Wenn, ihr Mönche, keine Hände da sind, wird kein Fassen und Lassen erkannt; wenn keine Füße da sind, wird kein Gehn und Kommen erkannt; wenn keine Glieder da sind, wird kein Einziehen und Ausstrecken erkannt; wenn kein Bauch da ist, wird kein Hungern und Dürsten erkannt: ebenso nun auch, ihr Mönche, kommt es, wenn kein Auge da ist, zu keiner durch Sehberührung bedingten Empfindung von Wohl und Weh; kommt es, wenn kein Ohr, keine Nase, keine Zunge, kein Tasten, kein Denken da ist, zu keiner durch Hörberührung, Riech-, Schmeck-, Tast-, Denkberührung bedingten Empfindung von Wohl und Weh.» Diese Art von Betrachtung wird uns vom Mönche Khemako durch ein Gleichnis trefflich erläutert, ib. III 117 (PTS 130 falsch pi statt ti, vā zweimal ausgelassen): «Gleichwie etwa, ihr Brüder, eine blaue oder eine rote oder eine weiße Lotusrose Duft hat; wenn da nun jemand sagte: <Im Blatt ist der Duft>, oder <In der Farbe ist der Duft>, oder <Im Staubfaden ist der Duft>: würde der etwa so richtig gesagt haben?» - «Gewiß nicht, Bruder.» - «Wie also, ihr Brüder, müßte er zutreffend sagen?» - «'Die Blume hat den Duft', müßte er, Bruder, zutreffend sagen.» - «Ebenso nun auch, ihr Brüder, sag' ich, daß man an der Form kein <Ich bin> hat, sage aber auch, daß man außer der Form kein <Ich bin> hat; sag' ich, daß man am Gefühl, an der Wahrnehmung, an den Unterscheidungen, am Bewußtsein kein <Ich bin> hat, sage aber auch, daß man außer dem Gefühl, außer der Wahrnehmung, außer den Unterscheidungen, außer dem Bewußtsein kein <Ich bin> hat. Und da hab' ich denn, ihr Brüder, bei den fünf Stücken des Anhangens das <Ich bin> entdeckt: aber daß ich da ein <Ich bin> hätte, ist nicht aufzufinden.» Wenn man nun bei den fünf Stücken des Anhangens ihr Entstehen und Vergehen beobachtet, so schwindet was ihnen anhaftet als Dünkel, als Wille, als Gewohnheit des <Ich bin> allmählich hinweg.

(*8) Siehe die 15. Rede. - Der Begriff «schön», subham, geht allmählich, auf Grundlage der vier Schauungen, in die vollkommene Reine, pārisddhi, über, in jene Lauterkeit wo alles Trübende, Widerwärtige restlos verschwunden ist: daher der Ausdruck «Freiung der Schönheit», d.h. frei werden durch das Mittel des Schönen, den subho vimokho. Die von manchen Asketen und Priestern, wie es oben heißt, fälschlich vorgebrachte Aussage, daß man beim Schönen zugleich auch das Unschöne gegenwärtig habe, war also von Gotamo unzweideutig berichtigt worden. Diese Art Darstellung eines immer höheren, immer reiner befriedigenden Ergebnisses - oben nur angedeutet - ist bekanntlich eines der auszeichnenden Merkmale der Lehre Gotamos. Man kann es durchgängig beobachten, namentlich bei den Reden der Mittleren Sammlung. Das klassische, beste Beispiel hierfür ist aber wohl die zweite Rede unserer Sammlung, das Gespräch mit König Ajātasattu, ganz ohne Mühe verständlich. 

Nicht so leicht, nur vertrauten Jüngern zugänglich, sind die mancherlei Stempel, in die Gotamo ein gleiches kurz einbefaßt, wie z.B. «Auf eines gestützt ein anderes abstoßen», Mittlere Sammlung 1004, und viele ähnliche Aussprüche, insbesondere vortrefflich in den Bruchstücken der Reden oft zu finden. Der Art ist auch die Angabe im Khajjaniyavaggo des Samyuttakanikāyo, ed. Siam. III 79 (PTS 89), über den heiligen Jünger, der sich von Form, Gefühl, Wahrnehmung, Unterscheidung, Bewußtsein nicht mehr verzehren lassen mag, auf das vergangene nicht zurückblickt, vom künftigen sich nichts erwartet und des gegenwärtigen überdrüssig, entwöhnt, es zur Auflösung bringt, als etwas vergängliches, leidiges, wandelbares, das ihn nichts angeht, ihm nicht zu- und nicht angehört: «den heißt man», sagt nun Gotamo kurz zusammenfassend, «einen heiligen Jünger, der abschichtet, nicht aufschichtet, der wegzieht, nicht anhangt, der abwickelt, nicht aufwickelt, der abräumt, nicht zuräumt.» Denn hat der Jünger an der Form, am Gefühl, an der Wahrnehmung, an den Unterscheidungen, am Bewußtsein keine Freude mehr, sich dessen entwöhnen, es auflösen gelernt, ohne anzuhangen sich davon befreit, so darf man wohl von ihm sagen: ditthadhammanibbānappatto bhikkhu, «ein Mönch, der bei Lebzeiten die Erlöschung erreicht hat», ib. II 147 (164). Im Orden Gotamos nun haben jene schauenden Vorübungen, die genau so in der Mittleren Sammlung 943-944 gezeigt werden, immer nur den Zweck auf dem kürzesten Wege den Geist zu sammeln und zu einigen: die Gedankenwellen abzuwiegeln, auszugleichen, nach und nach in die Ebbe der inneren Meeresstille übergehn zu lassen.

(*9) Der Bhaggaver, das ist der vom rgvedischen Seher Bhagu, Bhrgus abstammt, ihm als seinem geistigen Ahnherrn zugehört. Sein Andenken ist sichtbar verkörpert als der Abendstern, daher denn auch unter diesem Planeten Geborene Bhaggaver, Bhārgavās, heißen: schon zur Brāhmanazeit, im Satapathā, Aitareyam etc., und der an diese sich anschließenden buddhistischen Kultur. So ein Name bewahrt uns in der Tat ein bedeutsames Kennzeichen für das Alter unserer Texte und deren vorzügliche Überlieferung. Mit Recht hat HILKA auf diesen Umstand ausführlich hingewiesen, in seinen Altindischen Personennamen, Breslau 1910, S. 34, wo er auf Grundlage der Untersuchungen BURNOUFS zeigt, daß die am meisten gebräuchlichen Namen aus der gotamidischen Zeit den vedischen vollkommen entsprechen, ganz verschieden noch von der späteren Namengebung in Smrti und Purānam, wo die theophoren Namen vorwiegen. Auch daraus ergibt sich also, daß unsere Texte die landestümliche Kultur zur Zeit Gotamos treu abspiegeln.


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