Vipassanā Meditation

Dritter Morgen - Unterweisung: Gefühle

 

 

Gefühl ist ein Geistesfaktor, der bei der Entfaltung der Einsicht besonders wichtig ist. Gefühl bezieht sich auf angenehme, unangenehme und neutrale Empfindungen, die in jedem Bewußtseinsmoment vorhanden sind. Das angenehme oder unangenehme Gefühl bedingt das Begehren oder Hassen. Sie klammern sich an angenehme Objekte und Gefühle, verurteilen und empfinden Abneigung bei unangenehmen. Wenn wir die Achtsamkeit bei Gefühlen einsetzen, können wir mit Abstand und Ausgewogenheit die Empfindungen betrachten.

 

Die physischen Empfindungen des Körpers gehören zu der Objektgruppe, bei der Gefühl vorherrschend ist. Wir können ganz klar die Empfindungen als angenehm oder unangenehm erfahren. Das Betrachten dieser Gefühle ist eine gute Art, Achtsamkeit auf die Gefühle zu entwickeln. Wir erfahren die Körperempfindungen, ohne an den schönen, leichten, perlenden Gefühlen zu haften und ohne Abneigung gegen Schmerz und Verkrampfung. Betrachten Sie lediglich die Empfindungen - Hitze, Kälte, Jucken, Vibrieren, Leichtigkeit, Schwere - und wie die damit verbundenen Gefühle aufsteigen, ohne anzuhangen oder zu werten oder sich damit zu identifizieren.

 

Beginnen Sie die Übung damit, daß Sie die Achtsamkeit auf das Heben und Senken der Bauchdecke oder das Ein- und Ausströmen des Atems richten. Wenn die Empfindungen im Körper überwiegen, richten Sie Ihre ganze Aufmerksamkeit, die volle Achtsamkeit, auf sie. Es ist wichtig, daß der Geist entspannt bleibt, wenn Sie die Empfindungen betrachten, besonders wenn es sich um starke schmerzliche Gefühle im Körper handelt. Geist und Körper haben die Tendenz, auf Schmerz mit Verkrampfung zu reagieren. Dies ist ein Ausdruck von Widerwille, Abneigung und Ausweichen und verursacht einen unausgeglichenen Geist. Sie sollten sich im Abstand von dem Schmerz entspannen und das Fließen betrachten. Wenn der Geist still, aufmerksam und entspannt ist, erfahren Sie den Schmerz nicht als eine dauerhafte Substanz, sondern als ein Fließen, von Augenblick zu Augenblick aufsteigend und vergehend. Sie sitzen mit entspanntem und ruhigem Geist und betrachten das Fließen der Empfindungen ohne Abneigung und ohne Erwartung.

 

Schmerz ist ein gutes Meditationsobjekt. Wenn Sie einen starken Schmerz im Körper empfinden, wird auch die Meditation intensiv werden. Sie können den Geist leicht darauf richten, ohne daß er viel abweicht. Immer wenn körperliche Empfindungen vorherrschen, sollten Sie sie zum Meditationsobjekt machen. Wenn sie nicht mehr überwiegen, kehren Sie zur Atmung zurück. Die Achtsamkeit sollte gleichmäßig sein, nicht sprunghaft oder sich an Objekte klammernd, nur betrachtend: "Heben-Senken", "Schmerz", "Kribbeln", "Hitze", "Kälte", "Heben - Senken". Wenn Sie feststellen, daß Sie durch einen Schmerz verkrampft werden, sollten Sie sorgfältig das unangenehme Gefühl, die Schmerzhaftigkeit untersuchen. Richten Sie die Achtsamkeit auf das Gefühl, und der Geist wird ohne Zwang in einen ausgeglichenen Zustand gelangen.


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