Vinaya Pitaka

Culla Vagga 6

VI.1. DIE STIFTUNG DES GILDEMEISTERS VON RAJAGAHA - Senāsanakkhandhakaṃ

Einstmals weilte der Erhabene in Rājagaha am Futterplatz der Eichhörnchen. Zu der Zeit hatte der Erhabene noch nichts über eine Behausung für Mönche gesagt. Da hausten die Mön­che bald hier, bald da, im Dschungel, am Fuß eines Baumes, im Gebirge, in einer Höhle, in einer Felsgrotte, an einer Leichen­stätte, in einem entlegenen Waldwinkel, auf freiem Feld, auf einem Strohhaufen. In der Morgenfrühe [1] kamen sie dann von überallher herbei: Aus dem Dschungel, vom Fuß eines Baumes, vom Berg, aus einer Höhle, aus einer Felsgrotte, von einer Leichenstätte, aus einem entlegenen Waldwinkel, vom freien Feld, von einem Strohhaufen - anmutig beim Kommen und Gehen, Hinblicken und Wegblicken, Beugen und Strecken (der Glieder), den Blick gesenkt, in heiter-sanfter Haltung [iriyapathasampanna].

 

Zu der Zeit kam der Gildemeister von Rājagaha gerade in ei­nen Park. Da beobachtete er, wie die Mönche in der Morgenfrü­he von überallher ankamen: Aus dem Dschungel, vom Fuß eines Baumes, vom Berg, aus einer Höhle, aus einer Felsgrotte, von einer Leichenstätte, aus einem entlegenen Waldwinkel, vom frei­en Feld, von einem Strohhaufen; anmutig beim Kommen und Gehen, Hinblicken und Wegblicken, Beugen und Strecken (der Glieder), den Blick gesenkt, in heiter-sanfter Haltung. Bei diesem Anblick zog Friede in sein Herz ein.

 

Da begab sich der Gildemeister von Rājagaha zu den Mön­chen und sprach zu ihnen: "Ihr Herren, wenn ich Behausungen errichten würde, würdet ihr euch da in diesen Behausungen aufhalten?" – "Hausvater, vom Erhabenen ist keine Erlaubnis für Behausungen ausgesprochen worden." – "Nun, ihr Herren, dann fragt doch den Erhabenen und sagt mir Bescheid"– "Gut, Hausvater; stimmten die Mönche dem Gildemeister von Rāja­gaha zu, begaben sich zum Erhabenen, grüßten den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich seitwärts. Seitwärts sitzend, spra­chen die Mönche zum Erhabenen: "Herr, der Gildemeister von Rājagaha möchte Behausungen errichten lassen. Wie sollen wir uns verhalten?" Der Erhabene (gab eine auf diesen Fall abge­stimmte Lehrdarlegung und) sprach zu den Mönchen: "Mön­che, ich erlaube fünferlei Behausungen: eine Zelle (vihāra), ein Halbdachhaus (addhayoga), ein Stelzenhaus (pāsāda), ein Haus mit Dachkammer (hammiya), eine Höhle".

 

Da begaben sich die Mönche zum Gildemeister von Rājagaha und teilten ihm mit: "Hausvater, vom Erhabenen sind Behau­sungen erlaubt worden. Wie es dir nun beliebt." Da ließ der Gildemeister von Rājagaha allein an einem Tage sechzig Behau­sungen errichten, begab sich zum Erhabenen, grüßte den Erha­benen ehrerbietig, setzte sich seitwärts und sprach zum Erhabe­nen: "Möchte mir doch der Erhabene aus Mitempfinden für morgen mit dem Mönchsorden für ein Mahl zusagen." Durch Schweigen nahm der Erhabene die Einladung an. Als der Gilde­meister von Rājagaha der Zustimmung des Erhabenen sicher war, erhob er sich, grüßte den Erhabenen mit zusammengeleg­ten Händen und ging.

 

Als der andere Morgen nahte, ließ der Gildemeister von Rājagaha erlesene feste und weiche Speisen zubereiten und mel­dete dem Erhabenen die Zeit zum Mahl: "Herr, es ist so weit; das Mahl ist bereit. "Der Erhabene, der sich in der Frühe erho­ben hatte, nahm Obergewand und Almosenschale und begab sich mit der Mönchsgemeinde zur Wohnstatt des Gildemei­sters von Rājagaha. Dort ließ er sich mit der Mönchsgemeinde auf den bereitgestellten Sitzen nieder. Nun versorgte und be­diente der Gildemeister von Rājagaha den Erwachten und die Mönchsgemeinde eigenhändig mit erlesener fester und weicher Speise. Danach, als der Erhabene die Hand von der Almosen­schale zurückgezogen hatte, setzt sich der Gildemeister von Rājagaha seitwärts und sprach zum Erhabenen: "Herr, diese 60 Behausungen sind von mir errichtet worden, um Verdienst zu erwerben, um himmlisches Dasein zu erwerben. Wie soll ich da mit diesen Behausungen umgehen?" - "Wohlan, Hausvater: Halte diese 60 Behausungen für die Ordensmitglieder bereit, die aus den vier Himmelsrichtungen kommen oder künftig kommen werden." [3] - "So sei es, Herr;" stimmte der Gildemeister von Rājagaha zu: "Ich will diese 60 Behausungen für die Ordens­mitglieder bereithalten, die aus den vier Himmelsrichtungen kommen oder künftig kommen werden."

 

Da erfreute der Erhabene den Gildemeister von Rājagaha mit folgenden Strophen:

 

"Sie halten Kälte, Hitze ab;
Kriechtier'n, Moskitos wehren sie,
vor kaltem Regen schützen sie.
Der Schrecken eines Glutorkans
wird ebenso gebrochen ganz.

 

Als Zuflucht, heitern Aufenthalt
zur Schauung, Klarsicht einen Ort
dem Orden spenden, nennen die
Erwachten höchste Spendenart.

 

Drum baue, wer ein weiser Mann,
der nach dem eignen Heil ausschaut,
schöne Behausungen, damit
drin wohnen Vielerfahrene.

 

Er spende denen Speis' und Trank
und Kleidung und auch Lagerstatt,
die aufrecht sind, rein im Gemüt.
Sie legen ihm die Lehre dar,
die gänzlich alles Leid vertreibt.

 

Wer diese Lehre ganz erkennt,
erlischt, von Treffbarkeit befreit."

 

Vom Erhabenen mit diesen Strophen beglückt, erhob sich der Gildemeister von Rājagaha und ging.


VI.2. DAS VOLK BAUT BEHAUSUNGEN FÜR MÖNCHE

 

Die Leute hörten: "Der Erhabene soll Behausungen erlaubt haben." Sie errichteten eifrig Behausungen. Diese Behausun­gen hatten keine Türen; Schlangen, Skorpione und Hundert­füßer konnten hinein. Das wurde dem Erhabenen gemeldet. "Mönche, ich erlaube eine Tür. "Sie machten ein Loch in die Wand und banden die Tür mit Lianen und Stricken an, aber die Lianen und Stricke wurden von Ratten und Ameisen ge­fressen und die Tür fiel um. Das wurde dem Erhabenen ge­meldet. "Mönche, ich erlaube Türpfosten und Türsturz, eine kleine Vertiefung (in der sich die Tür drehen kann) und oben eine kleine Auskragung;" Die Türen gingen nicht zu. Das wurde dem Erhabenen gemeldet. "Mönche, ich erlaube ein Loch, und einen Strick zum Durchziehen." Die Türen konn­ten nicht verschlossen werden. Das wurde dem Erhabenen gemeldet. "Mönche, ich erlaube einen Riegel-Schiebeverschluss und einen Stock als Riegel"

 

Da konnten die Mönche die Tür nicht (von außen) öffnen. Das wurde dem Erhabenen gemeldet. "Mönche, ich erlaube ein Schlüsselloch und drei Arten von Schlüsseln: kupferne, hölzerne und aus Horn. "Aber die Behausungen waren ungeschützt, wenn die eingetreten waren, die die Tür aufgeschlossen hatten. Das wur­de dem Erhabenen gemeldet. "Mönche, ich erlaube einen Siche­rungsbolzen (von innen)."

 

Damals waren die Behausungen mit Gras gedeckt; bei Kälte waren sie kalt, bei Hitze heiß. Das wurde dem Erhabenen ge­meldet. "Mönche, ich erlaube, das Dachmaterial zusammenzu­binden und innen und außen mit einem Aufstrich zu verse­hen." Damals hatten die Behausungen keine Fenster; das war nicht gut für die Augen und gab schlechte Luft. Das wurde dem Erhabenen gemeldet. "Mönche, ich erlaube drei Arten Fenster: Gitterfenster, Netzfenster, Pfeilerfenster." Eichhörnchen und Fledermäuse kamen durch die Fensteröffnungen. Das wurde dem Erhabenen gemeldet. "Mönche, ich erlaube einen Fenster­vorhang. "Aber auch da kamen die Eichhörnchen und Fleder­mäuse durch. Das wurde dem Erhabenen gemeldet. "Mönche, ich erlaube Fensterläden oder kleine Decken vor den Fenstern."

 

Zu jener Zeit schliefen die Mönche auf dem Boden, und ihre Glieder und Gewänder wurden schmutzig. Das wurde dem Er­habenen gemeldet. "Mönche, ich erlaube eine Grasmatte." Die wurde von Ratten und weißen Ameisen gefressen. Das wurde dem Erhabenen gemeldet. "Mönche, ich erlaube eine feste Prit­sche. "Da taten ihnen die Glieder weh. Das wurde dem Erhabe­nen gemeldet. "Mönche, ich erlaube eine kleine Liege aus Bambusspänen."

 

Damals kamen dem Orden die verschiedensten Arten von Lie­gen und Sitzen [4] zu... Der Erhabene erlaubte sie. [5]

 

Damals legte sich die Gruppe der Sechsermönche [6] auf hohen Liegen schlafen. Leute, die durch die Behausungen wanderten, sahen das im Vorbeigehen und beanstandeten es: " Wie im Haus Lebende, die Sinnenlüste genießen!" Das wurde dem Erhabenen gemeldet. "Mönche, ihr solltet euch nicht auf hohen Liegen schla­fen legen. Wer sich so schlafen legt, begeht ein Vergehen."

 

Da wurde ein Mönch, als er sich auf einer niederen Liege schlafen legte, von einer Schlange gebissen. Das wurde dem Er­habenen gemeldet. "Mönche, ich erlaube Füße für die Bett­gestelle." (Als die Sechsermönche hohe Bettfüße benutzten, begrenzte der Erwachte die Höhe auf sechs Finger breit.) [7]

 

Damals stand ein Fest auf einem Berggipfel bei Rājagaha be­vor. Die Bevölkerung bereitete für die Minister Polster vor: Woll-, Baumwoll-, Gras-, Rinden-, Federpolster. Als das Fest vorbei war, warfen sie sie fort, nachdem sie die Überzüge abgezogen hatten. Die Mönche sahen das und meldeten es dem Erhabenen. "Mön­che, ich erlaube, diese fünf Arten Polster..." Dann erhielt der Orden Bettwäsche. Das wurde dem Erhabenen gemeldet. "Mön­che, ich erlaube, damit Matratzen zu überziehen..."


VI.3. AUSBAU DER BEHAUSUNGEN

Damals waren die Schlafstätten von Pilgern anderer Schulen weiß verputzt; der Fußboden war schwarz gefärbt, die Wand rot gekalkt. Viele Leute kamen, um diese Schlafplätze zu besichti­gen. Das wurde dem Erhabenen gemeldet. "Mönche, ich erlau­be Behausungen weiß zu verputzen, den Fußboden schwarz zu färben und die Wand rot zu tünchen."[8]

 

Da bemalte die Gruppe der Sechsermönche eine Behausung mit einem gewagten [9] Bild mit Männern und Frauen. Leute, die auf dem Gelände der Behausungen herumliefen, sahen das und beanstandeten: "Wie Hausleute, die Sinnenlüste genießen!" Das wurde dem Erhabenen gemeldet. "Mönche, ihr sollt kein ge­wagtes Bild an die Behausung malen. Wer das tut, begeht einen Verstoß. Ich erlaube, Kränze zu malen, Schlingpflanzen, einen Schwertfischzahn, die fünf Streifen eines Gewandmusters." [10]

 

Damals waren die Behausungen ebenerdig. Da standen sie unter Wasser. Das wurde dem Erhabenen gemeldet. "Mönche, ich erlaube, aufzuschütten." Da rutschte die Aufschüttung zu­sammen ... [11] Bei der Gelegenheit waren die Behausungen von Schaulustigen überlaufen. Die Mönche genierten sich, sich hin­zulegen. Das wurde dem Erhabenen gemeldet. "Mönche, ich er­laube einen Vorhang" Die Leute schoben den Vorhang beiseite und schauten hinein... "Mönche, ich erlaube eine niedere Wand." Da schauten die Leute über die Wand hinweg... "Mönche, ich erlaube drei Arten von Sichtschutz: Bettvorhänge ringsum, einen Schlafsack, [12] eine Dachkammer." [13] - Nun fiel eine Schlange von einem Grasdach herunter, einem Mönch auf die Schulter. Vor Schreck schrie er. - "Mönche, ich erlaube einen Betthimmel."

 

Damals wollte König Seniyo Bimbisāro von Magadhā für eine Ordensgemeinschaft ein verputztes Langhaus aus Lehmziegeln bauen. Da überlegten die Mönche: "Was ist denn nun eigentlich vom Erhabenen als Dach erlaubt und nicht erlaubt?" Der Fall wurde dem Erhabenen vorgetragen. "Mönche, ich erlaube fünf Arten von Dächern: Ein Ziegeldach, ein Steindach, ein Lehm­dach, ein Grasdach, ein Blätterdach."


Das alles zog eine Fülle weiterer Bau- und Einrichtungs­vorschriften durch den Erwachten nach sich für Veranden, Terrassendächer, Zugvorhänge, Versammlungshallen, Wasser­häuschen, darin Wäscheleinen und Muscheln als Trink­gefäße, Zäune darum herum, Trockenhalten der Böden, eine Halle zum Feueranzünden, einen Zaun um ein Kloster, weil Ziegen, Schweine und Rinder darin herumliefen, Draina­gen, weil es sumpfig wurde usw.

Als der Orden Garn und Stoffe bekam, erklärte der Er­wachte jeweils bis in alle Einzelheiten, was die Mönche dar­aus an praktischen Dinge weben und nähen könnten, die er erlaube. Es sollte keine Spende umkommen.


VI.4. ANĀTHAPINDIKO UND DAS SIEGERWALDKLOSTER (CV VI, 4 und 9) [14]

Zu jener Zeit war der Hausvater Anāthapindiko mit einer Schwester des Gildemeisters von Rājagaha verheiratet. Er besuch­te den Gildemeister wegen irgendeines Geschäfts. Vom Gildemei­ster von Rājagaha war gerade der Orden mit dem Erwachten an der Spitze für den folgenden Tag eingeladen worden. Der Gil­demeister wies seine Arbeiter und Diener ein: "Hört, gute Leu­te, steht mir ja früh auf und bereitet Reissuppe und Reisbrei vor, Saucen und Gemüsebeilagen." Da dachte der Hausvater Anāthapindiko: "Wenn ich sonst zu diesem Hausvater gekom­men bin, dann hat er alle Arbeit liegen- und stehenlassen, ist hergekommen und hat mich begrüßt. Aber jetzt ist er ganz aufgeregt, und weist Arbeiter und Diener ein! Ist denn eine Hochzeit oder wird ein großes Opfer veranstaltet oder ist für Morgen König Seniyo Bimbisāro von Magadhā mit seiner Ar­mee eingeladen?"

 

Inzwischen hatte der Gildemeister von Rājagaha seine Arbeiter und Diener eingewiesen, kam zum Hausvater Anāthapindiko, begrüßte ihn freundlich und setzte sich zu ihm. Zu dem seitwärts sitzenden Gildemeister von Rājagaha sprach der Haus­vater Anāthapindiko: " Wenn ich sonst zu dir gekommen bin, dann hast du alle Arbeit liegen- und stehenlassen, bist herge­kommen und hast mich begrüßt. Aber jetzt bist du ganz aufge­regt, und hast Arbeiter und Diener eingewiesen! Ist denn eine Hochzeit oder wird ein großes Opfer veranstaltet oder ist für morgen König Seniyo Bimbisāro von Magadhā mit seiner Ar­mee eingeladen?" - "Nein; es ist keine Hochzeit, und auch Kö­nig Seniyo Bimbisāro von Magadhā mit seiner Armee ist nicht eingeladen, aber von mir wird eine große Spende ausgerichtet: Für morgen ist der Erwachte mit dem Orden eingeladen." - "Der Erwachte, sagst du, Hausvater?" - "Der Erwachte sag ich, Hausvater." - "Der Erwachte, sagst du, Hausvater?" - "Der Er­wachte sag ich, Hausvater." - "Der Erwachte, sagst du, Haus­vater?" - "Der Erwachte sag ich, Hausvater." - "Schwer ist es, in der Welt den Ruf zu vernehmen: 'der Erwachte, der Erwachte', Hausvater. Und jetzt, zu dieser Zeit sollte es möglich sein, ei­nen Erwachten zu sehen, zu diesem Erhabenen hinzugehen, zu dem Heilen, dem Vollkommen Erwachten!?" - "Jetzt im Au­genblick wäre es nicht die geeignete Zeit, den Erwachten zu sehen, den Erhabenen, Heilen, Vollkommen Erwachten. Aber morgen in der Frühe kannst du den Erhabenen besuchen gehen, den Heilen, Vollkommen Erwachten." Und in dem Gedanken: "Morgen in der Frühe werde ich den Erhabenen besuchen, den Heilen, Vollkommen Erwachten," legte sich der Hausvater Anā­thapindiko hin, so auf den Erwachten gesammelt, daß er dreimal in der Nacht aufstand, weil er meinte, der Tag breche schon an.

 

Dann schritt der Hausvater Anāthapindiko zu dem Stadttor, das zum Kühlen Grunde führte, und übermenschliche Wesen öffneten ihm das Tor. Als der Hausvater Anāthapindiko vor die Stadt hinauswanderte, verschwand das Licht und Finsternis breitete sich um ihn; Angst und Schrecken ergriffen ihn, die Haare standen ihm zu Berge (lomahamso = "Gänsehaar"), daß er nahe daran war, umzukeh­ren. Aber Sīvako, ein Kraftgeist (Yakkha), unsichtbar, ließ fol­genden Spruch vernehmen:

 

"Hundert Elefanten, hundert
Rosse, Roßgespanne, Mädchen
hunderttausend mit Juwelen
sind kein Bruchteil wert von einem
einz'gen Schritt, den du zurücklegst.
Weiter Hausherr! Weiter Hausherr.
Kehr nicht um, geh, das ist besser!"

 

Da schwand um den Hausvater Anāthapindiko die Dunkel­heit und Licht stieg auf; Angst und Schrecken legten sich. Und ein zweites und ein drittes Mal ließ Sīvako, der Kraftgeist, un­sichtbar, folgenden Spruch vernehmen:

 

"Hundert Elefanten, hundert
Rosse, Roßgespanne, Mädchen
hunderttausend mit Juwelen
sind kein Bruchteil wert von einem
einz'gen Schritt, den du zurücklegst.
Weiter Hausherr! Weiter Hausherr.
Kehr nicht um, geh, das ist besser!"

 

Da schwand um den Hausvater Anāthapindiko die Dunkel­heit und Licht stieg auf; Angst und Schrecken legten sich. Nun war der Hausvater Anāthapindiko beim Kühlen Grunde ange­kommen. Dort wandelte der Erhabene, der sich in der Nacht, vor Tagesanbruch erhoben hatte, im Freien auf und ab. Der Erhabene sah den Hausvater Anāthapindiko von weitem kom­men, brach seinen Gang ab, setzte sich seitwärts und sprach zum Hausvater Anāthapindiko: "Komm, Sudatto." [15] - Anātha­pindiko überlief es: "Der Erwachte hat mich bei meinem Na­men gerufen!" Glücklich und erhoben kam er zum Erhabenen, neigte sein Haupt zu Füßen des Erhabenen und sprach zum Erhabenen: "Ich hoffe, es geht dem Erhabenen Herrn gut."

 

"Immer gut geht es dem Höchsten,
der vom Daseinsbrand erloschen,
nicht befleckt wird von den Sinnen,
stillgeworden, frei von Deutung, [16]

 

alles Hängen abgeschnitten,
aller Herzensangst entgangen.
Gut geht's dem Gestillten immer:
ging zum Frieden aus im Herzen."

 

Nun führte der Erhabene den Hausvater Anāthapindiko in einem stufenweise ansteigenden Lehrgespräch ein: Er sprach vom Geben, von der Tugend, von himmlischer Welt, vom Elend, dem Herabziehenden, Beschmutzenden der Sinnenlüste und vom Segen ihrer Überwindung. Als der Erhabene merkte, daß der Hausvater Anāthapindiko im Herzen gesundet, sanft, frei von Hemmungen, zu seinen höchsten Möglichkeiten erhoben, klar geworden war, da gab er die Wahrheitslehre, welche die Erwachten auszeichnet: vom Leiden, seiner Entwicklung, seiner Ausrodung und der Vorgehensweise. Wie ein reines fleckenloses Gewand sofort Farbe annimmt, so ging dem Hausvater Anātha­pindiko, noch wie er da auf seinem Sitz saß, das staubfreie, fleckenlose Auge für die Wahrheit auf: "Was immer auch ent­standen ist, muß alles wieder untergehen." Die Wahrheit se­hend, bei der Wahrheit angelangt, mit einem Empfinden für die Wahrheit, in die Wahrheit eingemündet, zweifelentronnen, dem Wenn und Aber entgangen, selbständig geworden, auf kei­nen anderen gestützt in der Anleitung des Meisters, sprach er zum Erhabenen: "Wunderbar, Herr, wunderbar, Herr: Wie wenn man Umgestürztes wieder aufstellte oder einem Verirrten den Weg wiese oder ein Licht in die Finsternis hielte: 'Wer Augen hat, kann die Dinge sehen', so ist vom Erhabenen die Wahrheit in vielfacher Weise gezeigt worden. Zum Erhabenen nehme ich meine Zuflucht, zur Lehre und zum Mönchsorden. Als Anhän­ger möge mich der Erhabene betrachten, der von heute an da­nach zu leben begonnen hat. Und der Erhabene möge mir für morgen mit der Mönchsgemeinde zum Mahle zusagen." Der Erhabene gab schweigend seine Zustimmung. Als der Hausvater Anāthapindiko der Zustimmung des Erhabenen gewiß war, er­hob er sich von seinem Sitz, grüßte den Erhabenen ehrfurchts­voll mit zusammengelegten Händen und ging.

 

Der Gildemeister von Rājagaha hörte von der Einladung. Da ging er zum Hausvater Anāthapindiko und sprach: "Von dir ist für morgen der Orden mit dem Erhabenen an der Spitze einge­laden worden. Aber du bist ein Auswärtiger, Hausvater. Ich kann dir geben, was du zu einem Mahl für den Orden mit dem Erhabenen an der Spitze brauchst." – "Schon gut, Hausvater; ich habe die Mittel zu einem Mahl für den Orden mit dem Erhabenen an der Spitze."

 

(Dann erfuhr der Stadtrat von Rājagaha von der Einladung und erbot sich, die Mittel bereitzustellen. – "Schon gut, ihr Lieben; ich habe die Mittel.." Auch König Seniyo Bimbisāro von Magadhā erfuhr davon und bot seine Hilfe an, erhielt aber die gleiche Antwort.)

 

Am nächsten Tag im Morgengrauen ließ nun der Hausvater Anāthapindiko im Haus des Gildemeisters von Rājagaha erlese­ne Speisen und Getränke anrichten und meldete dem Erhabe­nen: "Herr, es ist soweit, das Mahl ist bereit."

 

Da nahm der Erhabene, der sich in der Frühe erhoben hatte, Obergewand und Schale und begab sich zum Haus des Gilde­meisters von Rājagaha. Dort ließ er sich mit dem Mönchsorden auf den vorbereiteten Sitzen nieder. Nun versorgte und bedien­te der Hausvater Anāthapindiko eigenhändig den Mönchsor­den mit dem Erwachten an der Spitze mit erlesenen Speisen und Getränken. Als der Erhabene das Mahl beendet und die Hand von der Schale zurückgezogen hatte [16a], setzte sich der Haus­vater Anāthapindiko seitwärts und sprach zum Erhabenen: "Möge mir der Herr die Errichtung eines Wohngebäudes in Sāvatthi als Regenzeit-Aufenthalt für den Orden bewilligen." - "Die Vollendeten haben gern stille Stätten, Hausvater." - "Ich habe verstanden, Erhabener, ich habe verstanden, Wohlfinder." Nun unterwies und ermunterte, begeisterte und beglückte der Erhabene den Hausvater Anāthapindiko, erhob sich von sei­nem Sitz und ging.

 

Damals hatte der Hausvater Anāthapindiko viele Freunde und Gefährten, und sein Wort hatte Gewicht. Nachdem er seine Geschäfte in Rājagaha abgewickelt hatte, reiste er nach Sāvatthi. Unterwegs sprach der Hausvater Anāthapindiko die Leute an: "Ihr Lieben, baut Klöster, stellt Behausungen zur Verfügung, gebt Spenden: Ein Erwachter ist in der Welt erschienen, und auf meine Einladung wird er auf dieser Straße kommen!" Auf den Aufruf des Hausvaters Anāthapindiko bauten die Men­schen Klöster, stellten Behausungen zur Verfügung, gaben Spen­den. Als nun der Hausvater Anāthapindiko in Sāvatthi angekom­men war, schaute er sich überall in Sāvatthi um: "Wo könnte der Erhabene einen Aufenthalt finden, der nicht weit entfernt vom Ort, aber auch nicht zu nahe dabei läge, für Ankunft und Ab­reise günstig, für die Menschen gut erreichbar, wann immer sie wollen, bei Tag nicht überlaufen, bei Nacht mit wenig Geräusch, still, von Abgeschiedenheit durchweht, gut für Menschen, die allein sein wollen, zur Abgeschiedenheit geeignet."

 

Da sah der Hausvater Anāthapindiko den Hain des Prinzen Jeta (=Sieger), nicht weit entfernt vom Ort, aber auch nicht zu nahe dabei, für Ankunft und Abreise günstig, für die Men­schen gut erreichbar, wann immer sie wollten, bei Tag nicht überlaufen, bei Nacht mit wenig Geräusch, still, von Abgeschie­denheit durchweht, gut für Menschen, die allein sein wollen, zur Abgeschiedenheit geeignet. Als er ihn gesehen hatte, ging er zum Prinzen Jeta und sprach zu ihm: "Lieber Prinz, überlaß mir den Hain, um dort ein Kloster zu bauen." - "Der Hain ist mir nicht feil,  Hausvater, oder willst du vielleicht zehn Millio­nen zahlen?"[17] - "Hiermit ist er gekauft, lieber Prinz." - "Der Hain ist nicht gekauft, Hausvater." - Sie fragten den Justizmini­ster, ob verkauft sei oder nicht. Der Justizminister sprach: " Wenn von dir ein Preis genannt worden ist, lieber Prinz, dann ist der Hain zu diesem Preis gekauft." Da ließ der Hausvater Anātha­pindiko wagenweise Goldstücke im Betrag von 10 Millionen hinauffahren und den Jetahain damit bedecken.

 

Die Goldstücke dieser Wagenladung reichten für ein kleines Geländestück beim Eingang nicht mehr aus. Da wandte sich der Hausvater Anāthapindiko an die Leute: "Geht, liebe Leute, und holt Goldstücke; ich will dieses Geländestück bedecken."

 

Da dachte Prinz Jeta: "Das kann keine gewöhnliche Sache sein, daß der Hausvater Anāthapindiko so viele Goldstücke aufwen­det, "und er sprach zum Hausvater Anāthapindiko: "Laß es gut sein. Überlasse mir dieses Geländestück; das soll dann meine Spende sein."

 

Da dachte der Hausvater Anāthapindiko: "Dieser Prinz Jeta ist ein vornehmer, hochangesehener Mann; sicher wird es von gro­ßer Wirkung sein, wenn solche angesehenen Menschen Zuver­sicht zur Lehre und Heilswegweisung bekunden", und er überließ dem Prinzen dieses Geländestück. Da ließ Prinz Jeta auf diesem Geländestück einen Torbau errichten. Der Hausvater Anāthapin­diko ließ Behausungen errichten, Mönchszellen, Torbauten, Speisungshallen, Feuerräume, Kammern für Bedarfsgegenstände, Latrinen, Wandelgänge und Hallen, Brunnen, Brunnenstuben, Bäder und Badehallen, Lotusteiche und Feierhallen...

 

Von Ort zu Ort wandernd, traf der Erhabene in Sāvatthi ein. In Sāvatthi nahm er seinen Aufenthalt im Siegerwald, im Klo­ster Anāthapindikos. Da begab sich der Hausvater Anāthapin­diko zum Erhabenen, grüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll und setzte sich seitwärts. Seitwärts sitzend, sprach er zum Erhabe­nen: "Möge mir der Erhabene für morgen mit der Mönchs­gemeinde zum Mahl zusagen." Der Erhabene gab schweigend seine Zustimmung. Als der Hausvater Anāthapindiko der Zu­stimmung des Erhabenen gewiss war, erhob er sich von seinem Sitz, grüßte den Erhabenen ehrfurchtsvoll mit zusammengeleg­ten Händen und ging. Am nächsten Tag im Morgengrauen ließ der Hausvater Anāthapindiko erlesene Speisen und Getränke an­richten und meldete dem Erhabenen: "Herr, es ist soweit, das Mahl ist bereit "Da nahm der Erhabene, der sich in der Frühe erhoben hatte, Obergewand und Schale und begab sich zum Sieger­wald, ins Kloster Anāthapindikos. Dort ließ er sich mit dem Mönchsorden auf den vorbereiteten Sitzen nieder. Nun versorg­te und bediente der Hausvater Anāthapindiko eigenhändig den Mönchsorden mit dem Erwachten an der Spitze mit erlesenen Spei­sen und Getränken. Als der Erhabene das Mahl beendet und die Hand von der Schale zurückgezogen hatte, setzte sich der Hausvater Anāthapindiko seitwärts und sprach zum Erhabenen:

 

"Herr, wie soll ich mit dem Jetahain verfahren?" — "Wohlan, Hausvater: halte den Jetahain für die Ordensmitglieder bereit, die aus den vier Himmelsrichtungen kommen oder künftig kommen werden." — "So sei es, Herr", stimmte der Hausvater Anāthapindiko zu: "Ich will diesen Jetahain für die Ordens­mitglieder bereithalten, die aus den vier Himmelsrichtungen kommen oder künftig kommen werden."

 

Da beglückte der Erhabene den Hausvater Anāthapindiko mit folgenden Strophen:

 

"Vor Kälte, Hitze ist hier Schutz;
vor Kriechtier, vor Moskitos auch.
Gewehrt wird kaltem Regenguß.
Der Schrecken eines Glutorkans
wird ebenso gebrochen ganz.

 

Als Zuflucht, heitern Aufenthalt
zur Schauung, Klarsicht einen Ort
dem Orden spenden, nennen die
Erwachten höchste Spendenart.

 

Drum baue, wer als weiser Mann,
sich nach dem eignen Heil umsieht,
ein schönes Kloster, weil darin
dann wohnen Vielerfahrene.

 

Er spende solchen Speis' und Trank
und Kleidung und auch Lagerstatt,
die aufrecht sind, rein im Gemüt.
Sie legen ihm die Lehre dar,
die gänzlich alles Leid vertreibt.

 

Wer diese Lehre ganz erkennt,
erlischt, von Treffbarkeit befreit"

 

Nachdem der Erhabene den Hausvater Anāthapindiko mit diesen Strophen beglückt hatte, erhob er sich und wanderte weiter...


VI.5. DIE SPENDE DES ARMEN SCHNEIDERS

Nachdem der Erhabene so lange in Rājagaha geweilt hatte, wie es ihm beliebte, trat er den Weg nach Vesāli an. Von Ort zu Ort wandernd, gelangte er nach Vesāli. Dort nahm der Erhabe­ne seinen Aufenthalt im Großen Walde in der Halle des Giebel­hauses. Damals führten die Menschen mit Sorgfalt Ausbau­arbeiten [18] durch und versorgten auch gewissenhaft jene Mön­che mit Nahrung, Kleidung, Unterkunft und Arznei, welche die Ausbauarbeiten beaufsichtigten.

 

Da kam einem armen Schneider der Gedanke: "Das kann keine gewöhnliche Sache sein, für die jene Menschen mit sol­cher Sorgfalt Ausbauarbeiten machen. Wie wäre es, wenn ich auch Ausbauarbeiten machen würde!" Da rührte der arme Schneider Lehm an, machte Ziegel daraus und baute eine Mauer. Weil er nichts davon verstand, mauerte er krumm und die Mauer fiel um. Noch einmal fing der arme Schneider von vorne an - und wieder fiel die Mauer um. Und noch einmal fing er an - und wieder fiel sie um. Da ärgerte sich der arme Schneider und erschöpft klagte er: "Die da diesen Sakyersöhnen den Bedarf an Nahrung, Kleidung, Unterkunft und Arznei spenden, denen ge­ben sie (Bau-)Anleitungen und sehen ihre Arbeiten nach. Aber ich bin arm; mir gibt keiner Anleitung oder sieht meine Arbeit nach." Die Mönche hörten von diesen Klagen des armen Schnei­ders und berichteten dem Erhabenen davon. Der Erhabene hielt den Mönchen aus Anlaß dieses Falles einen Lehrvortrag und sprach: "Mönche, ich erlaube, daß Ausbauarbeiten der Obhut eines Mönches anvertraut werden. Der Mönch, unter dessen Obhut die Ausbauarbeit gestellt worden ist, soll sich darum kümmern, wie die Behausung so bald wie möglich fertig gestellt werden kann."... (Der Erwachte legte gleich noch das Verfahren für den betreffenden Ordensbeschluß fest: "Ausbauten für die vom Hausvater soundso gestellte Behausung werden der Obhut des Mönchs soundso anvertraut.")

 

Das umgefallene Mäuerchen eines spendenwilligen armen Schneiders war den Mönchen also nicht zu geringfügig, um den Fall dem Erwachten vorzutragen, und es war dem Er­wachten wichtig genug, die fachliche Beratung eines sol­chen Spenders durch einen kundigen Mönch zu gestatten. Dafür, mit welchen Einzelheiten der Erwachte sich erbar­mend beanspruchen ließ, ein inhaltlich noch zu dem Kapi­tel "Ausbau der Behausungen" gehörendes Beispiel (gekürzt)


  Oben  


[1] Kālass'eva (PED unter 2.)

[3] Die Behausungen sollten also nicht Dauerwohnungen für einzelne Mönche werden, sondern eine Art Rasthäuser im Gemeineigentum des Ordens für Durchwandernde. Denn Mönche sollen "Bürger der vier Weltgegenden" sein, ohne festen Wohnsitz. Der Buddha hat so­wohl die Nachteile ziellosen Umherwanderns, als auch zu lange Auf­enthalte an einem Ort hervorgehoben. (A V, 223-224).

[4] Die einzelnen Arten werden aufgezählt.

[5] Wohl auch, um die Spender nicht um die gute karmische Wirkung zu bringen; vgl. etwa A V,44 mit den Erläuterungen in Schäfer, S. 610 ff. Beim Tod von König Pasenadis Großmutter erhielt der Orden u.a. hohe Sofas, die verboten waren. Der Erwachte erlaubte einfach, die Beine abzusägen.

[6] Über sie s.u. S. 143 ff.

[7] Die bisher herausgegriffenen Vorschriften für Mönche und viele weitere (auch auf ganz anderen Gebieten als der Unterkunft) zeigen allgemeine Grundzüge, deren Kenntnis auch die Regeln über Behausungen besser verstehen hilft:

In der Frühzeit des Ordens waren die Mönche im wörtlichsten Sinne Hauslose und dadurch so glücklich und zufrieden, daß ihr Anblick manchen Hausbewohnern das Herz erhob. Mönche und auch viele Hausleute hatten noch ein Gespür für den echten, sich zu seinem Heil vom Sinnenwohl zurückhaltenden Asketen, so daß beide Menschengruppen ganz natürlicherweise alles für unasketisch ansahen, wofür vom Meister keine ausdrückliche Regelung getroffen war.'

Im Orden war nicht alles verboten, was nicht ausdrücklich erlaubt war und nicht alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten war. Das hat der Erwachte in MV VI, 40 klargestellt:

"Alles, was von mir nicht beanstandet worden ist mit den Worten: 'Das ist nicht erlaubt'

Alles, was von mir nicht erlaubt worden ist mit den Worten: 'Das ist erlaubt'

Die in der Morgenfrühe von draußen von ihren einsamen Schlafstätten so heiter zurückkehrenden Mönche zeigten ja, wie glücklich und frei ein Asket so leben konnte. Solche Vorbilder lösten einen Zustrom von Aufnahmesuchenden zum Orden aus. Das machte die Einrichtung einer gewissen Infrastruktur notwendig. Der Spendenzustrom schuf Ab­hilfe, bereitete aber zugleich ein Vielfaches an Regelungs­bedarf für einen mittleren Weg zwischen Versorgungsstruktur und Asketenleben - und mit jeder unumgänglichen Erlaub­nis wurde auch die Anspruchslosigkeit der Neulinge gefähr­det; denn bei fast jeder Erlaubnis gab es für diesen oder jenen Mönch irgendeine Härte zu bemängeln, die vorher einfach ertragen wurde. Deshalb hat der Erwachte in die­sem "gefährlichen Gewässer" des Aufkommens von Behau­sungen und des lawinenartig anschwellenden Einrichtungs­bedarfs es nicht den Mönchen überlassen, nach ihren un­terschiedlichen Gewohnheiten und praktischen Kenntnis­sen - womöglich unter wenn auch noch so willig ertragenen Meinungsverschiedenheiten oder gar unter Vorwürfen: "Siehst du, hättest du -", zu bauen und einzurichten, son­dern er gab auch auf ziemlich allgemeine Fragen auch ohne spezielle Bitten ganz detaillierte Bau- und Einrichtungs­vorschriften mit Hand und Fuß. Dann war in dem betref­fenden Punkt, soweit er geregelt war, Ruhe - und ist es im Prinzip für Hunderttausende Mönche heute noch nach 2500 Jahren. Durch manche der handwerklich-praktischen Anlei­tungen wurde zudem verhütet, daß Mönche, die aus Adels­ oder Priester-Familien stammten, durch ungeschickten Um­gang mit Spendenmaterial die Probleme noch vermehrten.

[8] Als die Farben nicht richtig halten und decken wollten, erbaten und erhielten die Mönche neunmal vom Erwachten detaillierte Ratschläge für Material- und Werkzeuggebrauch, die einem Malermeister alle Ehre gemacht hätten – offenbar, damit sich die ihnen gespendeten Behau­sungen nicht hinter denen fremder Pilger zu verstecken brauchten.

[9] Pati-bhjāna = wörtlich: "wider-sprechend." (dem Anstand)

[10] Vermutlich, weil diese Bilder als Gleichnis dienen konnten.

[11] Daraus ergab sich die Notwendigkeit, die Erlaubnis und die Bau­anleitung für eine Befestigung der Aufschüttung, für Tritte, Stufen, Geländer usw.

[12] nālikā-gabbha wörtlich etwa: Schlauch-Zelle

[13] Auch hier gab es für den Erwachten wieder Einrichtungsprobleme zu lösen.

[14] Siehe auch S.10.8

[15] Den familieninternen Namen "Sudatto" für Anāthapindiko kann­te niemand außerhalb seiner Familie.

[16] Upādhi =Zutat, Beilegung: die Bedeutung, die der Geist des Unerlösten den Erscheinungen beilegt, entgegen dem Rat des Erwach­ten: "Gesehenes gelte dir nur als Gesehenes..., Gedachtes nur als Gedachtes" (vgl. Ud I, 10).

[16a] Der Ausdruck onītapattapāni ist mehrdeutig. Er kann auch heißen "Schale und Hände gewaschen habend". Klar ist jedoch, daß er stets die Beendigung einer Mahlzeit indiziert.

[17] Api bedeutet auch eine höfliche Form der Frage (Warder S. 93). Nur so wird der Versuch Anāthapindikos verständlich, durch sofortiges Einsteigen auf diesen Preis, mit dem der Prinz offenbar gar nicht ge­rechnet hatte, Prinz Jeta auf seinem "Angebot" festzunageln.

[18] Navakamma, wörtlich "Neubauten", auch Reparaturen; ein Bau­handwerker heißt "navakammika". Der weitere Zusammenhang zeigt, daß es nicht, wie Mrs. Horner übersetzt, um Reparaturen schadhafter Bauten, sondern um Weiterarbeiten an den Rohbauten der Behau­sungen und Klöster geht. So wird die Regelung des Falles des armen Schneiders verständlich.


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