1. Also habe ich vernommen.
Einstmals weilte ein Bhikkhu im Lande der Kosala, in einem Haine.
2. Zu jener Zeit aber hegte der Bhikkhu, der sich am Tagesaufenthaltsplatz befand, sündhafte üble Gedanken, die mit weltlichen Dingen zusammen hingen.
3. Da nun begab sich die in jenem Haine wohnende Devatā, die mit dem Bhikkhu Erbarmen hatte und sein Heil wünschte, in dem Wunsche den Bhikkhu anzuregen dorthin, wo sich jener Bhikkhu befand.
4. Nachdem sie sich dorthin begeben hatte, redete sie den Bhikkhu mit den Strophen an:
5. Da nun kam der Bhikkhu, von der Devatā angeregt, wieder zur rechten Überlegung [4].
[1] Sato bhavāsi gehört zusammen; pajahāsi und bhavāsi sind Subjunktive in imperativischer Bedeutung (Komm. = pajaha, bhava). Statt satam vermute ich satim. Der Komm. liest allerdings schon satam; er weiß aber mit der Stelle nichts anzufangen. Dies zeigt sich schon dadurch, daß er zwei Erklärungen gibt.
[2] Ich lese duruttaram (skr. ebenso!) statt duruttamam.
[3] Wtl. "wirft schüttelnd ab".
[4] samvegam āpādi "kam in seelische Erregung".
1. Einstmals weilte ein Bhikkhu im Lande der Kosala, in einem Haine.
2. Zu jener Zeit aber schlief der Bhikkhu an seinem Tagesaufenthaltsplatze ein.
3. Da nun begab sich die in jenem Haine wohnende Devatā, die mit dem Bhikkhu Erbarmen hatte und sein Heil wünschte, in dem Wunsche den Bhikkhu anzuregen dorthin, wo sich jener Bhikkhu befand.
4. Nachdem sie sich dorthin begeben hatte, redete sie den Bhikkhu mit den Strophen an:
[1] Ich lese āturassa hite niddā. Der Text der Ausgabe gibt keinen Sinn. Nach dem Komm. I. 33720 gibt es drei Arten Kranker (ātura), den jarātura, roga- und kilesātura, der durch Alter, durch Krankheit oder durch die kilesa, die weltlichen Verunreinigungen, leidet.
[2] Nach dem Komm. I. 338.5 müßte niddā, als Subjekt zu tape aus dem vorhergehenden Sloka (mā niddāya vasam gami) in allen den folgenden Strophen ergänzt werden.
[3] Der Komm. liest paramodātam statt pariyodātam und erklärt es mit paramaparisuddham.
1. Einstmals weilte der ehrwürdige Kassapagotta [1] im Lande der Kosala, in einem Haine.
2. Zu jener Zeit nun ermahnte der ehrwürdige Kassapagotta, der sich an seinem Tagesaufenthaltsplatze befand, einen Cheta [2].
3. Da nun begab sich die in jenem Haine wohnende Devatā, die mit dem ehrwürdigen Kassapagotta Erbarmen hatte und sein Heil wünschte, in dem Wunsche den ehrwürdigen Kassapagotta anzuregen dorthin, wo sich der ehrwürdige Kassapagotta befand.
4. Nachdem sie sich dorthin begeben hatte, redete sie den ehrwürdigen Kassapagotta mit der Strophe an:
5. Da nun kam der Bhikkhu, von der Devatā angeregt, wieder zur rechten Überlegung [3].
[1] Der Name bedeutet "aus der Familie der Kassapa stammend".
[2] Nach dem Komm. I. 338-9 ist der Cheta ein Jäger (migaluddaka). Der Name bezeichnet also eine Kaste oder wahrscheinlicher noch einen in der Wildnis hausenden (vgl. 4) Volksstamm, der von der Jagd lebte. Nach dem Komm. befand sich der Cheta auf der Verfolgung einer Gazelle, als er an den Platz kam, wo der Bhikkhu weilte. Dieser bemühte sich, ihm die Sünde der Tötung lebender Wesen begreiflich zu machen. Der Cheta sah ihn zwar und hörte seine Worte, seine Gedanken waren aber nur bei der Jagd, die er denn auch fortsetzte.
[3] D. h. er ließ sich von der Devatā überzeugen, wie nutzlos und töricht es sei, unverständigen Leuten wie dem Cheta zu predigen. Das Wort der Devatā machte auf ihn tiefen Eindruck.
1. Einstmals weilten viele Bhikkhus im Lande der Kosala, in einem Haine.
2. Da nun machten sich diese Bhikkhus, die die Regenzeit (dort) verbracht hatten, am Ende der drei Monate wieder auf ihre Wanderung.
3. Wie da nun die in jenem Haine wohnende Devatā die Bhikkhus nicht mehr sah, sprach sie bei dieser Gelegenheit klagend die folgende Strophe:
4. Auf dieses Wort hin redete eine andere Devatā diese Devatā mit der Strophe an:
[1] arati. Es kommt der Devatā vor, als sei Unlust am mönchischen Leben über die Bhikkhus gekommen und sie hätten es aufgegeben.
[2] Die Vajji waren ein Bund von Stämmen, zu denen die Licchavi und die Videha gehörten. Rhys Davids, Buddhist India, S.25-6.
1. Einstmals weilte der ehrwürdige Ānanda im Lande der Kosala, in einem Haine.
2. Zu jener Zeit aber war der ehrwürdige Ānanda allzu viel beschäftigt mit dem Trösten der Laien [1].
3. Da nun begab sich die in jenem Haine wohnende Devatā, die mit dem ehrwürdigen Ānanda Erbarmen hatte und sein Heil wünschte, in dem Wunsche den ehrwürdigen Ānanda anzuregen dorthin, wo sich der ehrwürdige Ānanda befand.
4. Nachdem sie sich dorthin begeben hatte, redete sie den ehrwürdigen Ānanda mit der Strophe an [2]:
5. Da nun kam der ehrwürdige Ānanda, von der Devatā angeregt, wieder zur rechten Überlegung.
[1] Der Komm. I. 341-2 erzählt uns, daß nach dem Tode des Buddha, Mahākassapa den Ānanda angewiesen habe, sich in das Land der Kosala zu begeben und die Arahantwürde zu erringen, damit er am Konzil, das in Rājagaha geplant war, teilnehmen könne. Aber Ānanda habe Tag und Nacht, im Dorf wie in der Wildnis immer nur die Laien über den Tod des Meisters trösten müssen, so daß er von seiner eigentlichen Aufgabe abgebracht wurde.
[2] = Theragāthā 119.
[3] pasakkiya, Komm. = pavisitvā.
[4] opiya (Komm. oppiya, erklärt durch pakkhipitvā). Die Therag. Ausg. hat osiya.
[5] bilibilikā. Der Komm. hat gihīhi saddhim pīlipīlikathā.
1. Einstmals wohnte der ehrwürdige Anuruddha im Lande der Kosala, in einem Haine.
2. Da nun begab sich eine zur Gruppe der dreiunddreißig Götter gehörige [1] Devatā, mit Namen Jālinī, die früher Gattin [2] des ehrwürdigen Anuruddha gewesen war, dorthin, wo sich der ehrwürdige Anuruddha befand.
3. Nachdem sie sich dorthin begeben hatte, redete sie den ehrwürdigen Anuruddha mit der Strophe an:
4. (Anuruddha:)
5. (Jālinī:)
6. (Anuruddha:)
[1] tāvatimsakāyikā. Vgl. auch skr. kāyika "zu einer Gruppe gehörig".
[2] purāna-dutiyikā. Sie war seine Frau in der unmittelbar vorhergehenden Existenz (anantare attabhāve, Komm.)
[3] duggatā mit Bezug auf gati, Übergang in eine neue Existenz. Die Bewohner der Himmelswelt sind noch beherrscht von Begierde, Haß, Betörung usw., können also in niedrigere Daseinsformen zurück sinken.
[4] sakkāyasmim "in dem Körper als etwas seiendem".
[5] Ich lese devakaññābhipatthikā (statt -pattikā). Vgl. abhipattheti "er begehrt".
[6] Ich glaube nicht, daß naradevānam Dvandva ist.
1. Einstmals weilte der ehrwürdige Nāgadatta im Lande der Kosala, in einem Haine.
2. Zu jener Zeit aber pflegte der ehrwürdige Nāgadatta allzu früh in das Dorf zu gehen und allzu spät am Tag [1] zurück zu kehren.
3. Da nun begab sich die in jenem Haine wohnende Devatā, die mit dem ehrwürdigen Nāgadatta Erbarmen hatte und sein Heil wünschte, in dem Wunsche den ehrwürdigen Nāgadatta anzuregen dorthin, wo sich der ehrwürdige Nāgadatta befand.
4. Nachdem sie sich dorthin begeben hatte, redete sie den ehrwürdigen Nāgadatta mit den Strophen an:
5. Da nun kam der ehrwürdige Nāgadatta, von der Devatā angeregt, wieder zur rechten Überlegung.
[1] atikālena atidivā. Er verkehrte zu viel mit den Laien, so daß ihm für Meditationsübungen usw. keine Zeit blieb.
1. Einstmals weilte ein Bhikkhu im Lande der Kosala, in einem Haine.
2. Zu jener Zeit aber lebte der Bhikkhu in einer Familie allzu lange Zeit im engsten Verkehr [1].
3. Da nun nahm die in jenem Haine wohnende Devatā, die mit dem Bhikkhu Erbarmen hatte und sein Heil wünschte, in dem Wunsche den Bhikkhu anzuregen, die Gestalt der Familienhausfrau in jener Familie an und begab sich dorthin, wo sich jener Bhikkhu befand.
4. Nachdem sie sich dorthin begeben hatte, redete sie den Bhikkhu mit der Strophe an [2]:
5. (Der Bhikkhu:)
[1] ajihogālhappatto, das der Komm. I. 344.20 durch ogāhappatto wiedergib. Ogāha = ogādha = ogālha bedeutet "das Eindringen, Sich-vertiefen in etw., Vertrautheit mit etw." Hier bezieht es sich auf den vertrauten Verkehr; Anguttara III. 297-8 wird ogādha neben patigādha vom Eindringen in die buddhistische Lehre gebraucht. Der Komm. erzählt uns, daß eine Familie an dem Bhkkhu solches Wohlgefallen fand, daß sie ihn ausschließlich vollkommen unterhielt.
[2] Die Devatā fürchtet, es möchten sich bei den Leuten Gerüchte verbreiten, die das Verhältnis des Bhikkhu zu der Hausfrau in ungünstigem Licht erscheinen lassen und dem Ansehen der Familie schaden kannten. Der Komm. hebt aber ausdrücklich hervor, daß die Devatā nicht wußte, daß der Bhikkhu ein Arahant, also jenseits von gut und böse war. Dem gibt nun der Bhikkhu in seiner Erwiderung Ausdruck.
[3] kimantaram, Komm. = kimkāranā "weshalb?"
[4] paccūha, Komm. = patiloma.
[5] vātamiga; vgl. skr. vātamrga eine bestimmte Antilopenart.
[6] lahucitta; skr. laghucitta "leichtsinnig, flatterhaft".
Die Geschichte wird auch Im Vajjiputtakabhikkhuvatthu des Dhammapada-Komm. (III. 460ff.), teilweise mit gleichem Wortlaut erzählt als Erläuterung zu Dhp.302. Die erste Hälfte der Strophe in 3 und die zweite der Strophe in 5 bilden die Strophe im Theragāthā 62.
1. Einstmals weilte ein Bhikkhu aus dem Clan der Vajji in Vesālī in einem Haine.
2. Zu jener Zeit aber fand in Vesālī ein Fest statt, das die ganze Nacht über dauerte.
3. Wie nun da der Bhikkhu den Schall der Musik von Geigen und Pauken hörte, sprach er betrübt bei dieser Gelegenheit die folgende Strophe:
4. Da nun begab sich die in jenem Haine wohnende Devatā, die mit dem Bhikkhu Erbarmen hatte und sein Heil wünschte, in dem Wunsche den Bhikkhu anzuregen dorthin, wo sich jener Bhikkhu befand.
5. Nachdem sie sich dorthin begeben hatte, redete sie den Bhikkhu mit der Strophe an:
6. Da nun kam der Bhikkhu, von der Devatā angeregt, wieder zur rechten Überlegung.
[1] Es ist natürlich ko-su (skr. kva svid) nāma zu trennen.
1. Einstmals weilte ein Bhikkhu im Lande der Kosala, in einem Haine.
2. Zu jener Zeit aber zog sich der Bhikkhu, während er früher überlange (die heiligen Texte) rezitierte, in späterer Zeit untätig, schweigend ganz in sich zurück [1].
3. Wie nun da die in jenem Walde wohnende Devatā den Lehrvortrag nicht mehr hörte, begab sie sich dorthin, wo sich jener Bhikkhu befand.
4. Nachdem sie sich dorthin begeben hatte, redete sie den Bhikkhu mit der Strophe an:
5. (Der Bhikkhu:)
[1] Dies muß wohl der Sinn von samkasāyati sein, da das Verbum Samyutta IV. 178 von der Schildkröte gebraucht wird die sich vor dem Schakal in ihre Schale zurückzieht.
[2] Nämlich der Rezitator.
[3] virāgena. Ich glaube daß dies hier ein Ausdruck für die Arahantwürde den Erlösungszustand ist.
[4] Der Sinn ist schwer verständlich. Ich glaube es soll gesagt sein daß für den Erlösten alles Tun nur ein allmähliches Aufgeben ein Beiseitelegen (nikkhepanam) ist. - Es ist also für ihn auch belanglos, ob und wann und wie lange er die heiligen Texte rezitiert.
1. Einstmals weilte ein Bhikkhu im Lande der Kosala, in einem Haine.
2. Zu jener Zeit aber dachte der Bhikkhu, der sich auf seinem Tagesaufenthaltsplatze befand, sündhafte, üble Gedanken, wie Gedanken der sinnlichen Lust, Gedanken der Bosheit, Gedanken der Gewalttätigkeit.
3. Da nun begab sich die in jenem Haine wohnende Devatā, die mit dem Bhikkhu Erbarmen hatte und sein Heil wünschte, in dem Wunsche den Bhikkhu anzuregen dorthin, wo sich jener Bhikkhu befand.
4. Nachdem sie sich dorthin begeben hatte, redete sie den Bhikkhu mit den Strophen an:
5. Da nun kam der Bhikkhu, von der Devatā angeregt, wieder zu der rechten Überlegung.
1. Einstmals weilte ein Bhikkhu im Lande der Kosala, in einem Haine.
2. Da nun begab sich die in jenem Haine wohnende Devatā dorthin, wo sich jener Bhikkhu befand.
3. Nachdem sie sich dorthin begeben hatte, sprach sie vor dem Bhikkhu die folgende Strophe [1]:
"Wenn die Mittagszeit da ist, wenn die Vögel (im Gezweige) sitzen,
Dann raunt die weite Wildnis: da überkommt mich Furcht."
4. (Der Bhikkhu:)
"Wenn die Mittagszeit da ist, wenn die Vögel (im Gezweige) sitzen,
Dann raunt die weite Wildnis: da überkommt mich Wonne."
[1] Vgl. oben 1.15, wo die beiden Strophen zwischen einer Devatā und dem Buddha gewechselt werden.
(pākatindriya, wtl. "mit Sinnen, wie sie von Natur sind." Zum ganzen ist Sutta 2. 25 zu vergleichen)
1. Einstmals weilten zahlreiche Bhikkhus im Lande der Kosala, in einem Haine, hochmütig, aufgeblasen, unstät, lärmend, geschwätzig, vergeßlich, unbesonnen, nicht gesammelt, zerstreut, mit ungezügelten Sinnen.
2. Da nun begab sich die in jenem Haine wohnende Devatā, die mit den Bhikkhus Erbarmen hatte und ihr Heil wünschte, in dem Wunsche die Bhikkhus anzuregen dorthin, wo sich jene Bhikkhus befanden.
3. Nachdem sie sich dorthin begeben hatte, redete sie die Bhikkhus mit den Strophen an:
4. Da nun kamen die Bhikkhus, von der Devatā angeregt, wieder zu der rechten Überlegung.
1. Einstmals weilte ein Bhikkhu im Lande der Kosala, in einem Haine.
2. Zu jener Zeit aber badete der Bhikkhu nach der Mahlzeit, vom Almosengang zurückgekehrt in einem Lotosteiche und roch an einer Lotosblume.
3. Da nun begab sich die in jenem Haine wohnende Devatā, die mit dem Bhikkhu Erbarmen hatte und sein Heil wünschte, in dem Wunsche den Bhikkhu anzuregen dorthin, wo sich jener Bhikkhu befand.
4. Nachdem sie sich dorthin begeben hatte, redete sie den Bhikkhu mit der Strophe an [1]:
5. (Der Bhikkhu:)
6. (Die Devatā:)
7. (Der Bhikkhu:)
8. (Die Devatā:)
[1] Nach dem Komm. I. 348-9 dachte die Devatā so: Wenn der Bhikkhu an dem Duft Gefallen findet, wird er an anderen Tagen wieder an den Blumen riechen, sein Wohlgefallen wird wachsen und es wird Begierde, Durst (tanhā), Durst nach dem Wohlgeruch über ihn kommen. "Durst" aber gehört zu den Hemmungen auf dem Erlösungswege.
[2] ākinnakammo, wtl. "wer mit Tun überhäuft ist". Der Komm. I. 349.9 gibt auch eine andere Lesart: akhīnakammo "bei dem das Tun nicht vernichtet ist."
[3] Allgemeine Bezeichnung für übermenschliche Wesen. Vgl. dazu oben S. 19, N. 1.
[4] Es ist vajjāsi zu lesen. So auch der Komm., der es mit vadeyyāsi wiedergibt. Die Form findet sich öfters.
[5] Die Devatā befürchtet (Komm. I. 349-50), der Bhikkhu möchte in ihr die ständige Mahnerin sehen, die ihn auf alle Fehltritte aufmerksam macht, und dadurch selber in seinem Streben erlahmen. Daher ihre ablehnende Antwort.
[6] na pi te katakammase (dieses metri Causa für -kammāse), wtl. "noch auch hast du solche die (für dich) die Arbeit verrichtet haben." Auch mit diesen Worten weist die Devatā den Bhikkhu darauf hin, daß er nur durch eigne Kraft erlöst werden kann.