1. So habe ich gehört. Einmal hielt sich der Erhabene bei Sāvatthã im Jeta Hain, dem Park des Anāthapindika auf. Dort richtete er sich folgendermaßen an die Bhikkhus: „Ihr Bhikkhus.“ – „Ehrwürdiger Herr“, erwiderten sie. Der Erhabene sagte dieses:
2. „Ihr Bhikkhus, was immer da an Schrecken erscheint, es erscheint alles eines Toren wegen, nicht eines weisen Menschen wegen; was immer da an Unannehmlichkeiten erscheint, es erscheint alles eines Toren wegen, nicht eines weisen Menschen wegen; was immer da an Unheil erscheint, es erscheint alles eines Toren wegen, nicht eines weisen Menschen wegen. Genauso wie ein Feuer, das in einer Hütte aus Binsen oder Gras beginnt, sogar ein Haus mit einem Giebeldach niederbrennt, mit innen und außen verputzten Wänden, das abgeschlossen ist, mit Riegeln gesichert, mit geschlossenen Fenstern; ebenso, ihr Bhikkhus, erscheint alles, was immer da an Schrecken erscheint, eines Toren wegen, nicht eines weisen Menschen wegen; was immer da an Unannehmlichkeiten erscheint, es erscheint alles eines Toren wegen, nicht eines weisen Menschen wegen; was immer da an Unheil erscheint, es erscheint alles eines Toren wegen, nicht eines weisen Menschen wegen.
Kein Schrecken kommt vom weisen Menschen, keine Unannehmlichkeiten kommen vom weisen Menschen, kein Unheil kommt vom weisen Menschen. Daher, ihr Bhikkhus, solltet ihr euch so üben: ,Wir werden weise Menschen sein, wir werden Nachforschende sein.‘“
3. Nach diesen Worten fragte der ehrwürdige Ānanda den Erhabenen: „Auf welche Weise, ehrwürdiger Herr, kann man einen Bhikkhu einen weisen Menschen und einen Nachforschenden nennen?“ „Ānanda, wenn ein Bhikkhu in den Elementen bewandert ist, in den Sinnesgrundlagen bewandert ist, in der bedingten Entstehung bewandert ist, wenn er in dem, was möglich und was unmöglich ist, bewandert ist, auf jene Weise kann man ihn einen weisen Menschen und einen Nachforschenden nennen.“
4. „Aber, ehrwürdiger Herr, auf welche Weise kann man einen Bhikkhu bewandert in den Elementen nennen?“ „Es gibt, Ānanda, diese achtzehn Elemente:
Wenn ein Bhikkhu diese achtzehn Elemente weiß und sieht, kann man ihn bewandert in den Elementen nennen.“
5. „Aber, ehrwürdiger Herr, könnte es noch eine andere Möglichkeit geben, einen Bhikkhu bewandert in den Elementen zu nennen?“ „Die könnte es geben, Ānanda. Es gibt, Ānanda, diese sechs Elemente:
Wenn ein Bhikkhu diese sechs Elemente weiß und sieht, kann man ihn bewandert in den Elementen nennen.“
6. „Aber, ehrwürdiger Herr, könnte es noch eine andere Möglichkeit geben, einen Bhikkhu bewandert in den Elementen zu nennen?“ „Die könnte es geben, Ānanda. Es gibt, Ānanda, diese sechs Elemente:
Wenn ein Bhikkhu diese sechs Elemente weiß und sieht, kann man ihn bewandert in den Elementen nennen.“
7. „Aber, ehrwürdiger Herr, könnte es noch eine andere Möglichkeit geben, einen Bhikkhu bewandert in den Elementen zu nennen?“ „Die könnte es geben, Ānanda. Es gibt, Ānanda, diese sechs Elemente:
Wenn ein Bhikkhu diese sechs Elemente weiß und sieht, kann man ihn bewandert in den Elementen nennen.“
8. „Aber, ehrwürdiger Herr, könnte es noch eine andere Möglichkeit geben, einen Bhikkhu bewandert in den Elementen zu nennen?“ „Die könnte es geben, Ānanda. Es gibt, Ānanda, diese drei Elemente:
Wenn ein Bhikkhu diese drei Elemente weiß und sieht, kann man ihn bewandert in den Elementen nennen.“
9. „Aber, ehrwürdiger Herr, könnte es noch eine andere Möglichkeit geben, einen Bhikkhu bewandert in den Elementen zu nennen?“ „Die könnte es geben, Ānanda. Es gibt, Ānanda, diese beiden Elemente:
Wenn ein Bhikkhu diese beiden Elemente weiß und sieht, kann man ihn bewandert in den Elementen nennen.“
10. „Aber, ehrwürdiger Herr, auf welche Weise kann man einen Bhikkhu bewandert in den Sinnesgrundlagen nennen?“ „Es gibt, Ānanda, diese sechs inneren und äußeren Sinnesgrundlagen:
Wenn ein Bhikkhu diese sechs inneren und äußeren Sinnesgrundlagen weiß und sieht, kann man ihn bewandert in den Sinnesgrundlagen nennen.“
11. „Aber, ehrwürdiger Herr, auf welche Weise kann man einen Bhikkhu bewandert in der Bedingten Entstehung nennen?“ „Ānanda, da weiß ein Bhikkhu folgendes: ,Wenn dies existiert, ist jenes; mit der Entstehung von diesem, entsteht jenes. Wenn dies nicht existiert, ist jenes nicht; mit dem Aufhören von diesem, hört jenes auf. Das heißt,
So ist der Ursprung dieser ganzen Masse von Dukkha.‘“
So ist das Aufhören dieser ganzen Masse von Dukkha.‘ Auf diese Weise, Ānanda, kann man einen Bhikkhu bewandert in der Bedingten Entstehung nennen.“
12. „Aber, ehrwürdiger Herr, auf welche Weise kann man einen Bhikkhu bewandert in dem, was möglich ist und was unmöglich ist, nennen?“ „Ānanda, da versteht ein Bhikkhu:
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16. „Er versteht: ,Es ist unmöglich, es kann nicht geschehen, daß ein erwünschtes, erfreuliches, angenehmes Ergebnis durch körperliches Fehlverhalten hervorgebracht werden könnte – eine solche Möglichkeit besteht nicht.‘
Und er versteht: ,Es ist möglich, daß ein unerwünschtes, nicht erfreuliches, unangenehmes Ergebnis durch körperliches Fehlverhalten hervorgebracht werden könnte – eine solche Möglichkeit besteht.‘
Er versteht: ,Es ist unmöglich, es kann nicht geschehen, daß ein erwünschtes, erfreuliches, angenehmes Ergebnis durch sprachliches Fehlverhalten hervorgebracht werden könnte – eine solche Möglichkeit besteht nicht.‘
Und er versteht: ,Es ist möglich, daß ein unerwünschtes, nicht erfreuliches, unangenehmes Ergebnis durch sprachliches Fehlverhalten hervorgebracht werden könnte – eine solche Möglichkeit besteht.‘
Er versteht: ,Es ist unmöglich, es kann nicht geschehen, daß ein erwünschtes, erfreuliches, angenehmes Ergebnis durch geistiges Fehlverhalten hervorgebracht werden könnte – eine solche Möglichkeit besteht nicht.‘
Und er versteht: ,Es ist möglich, daß ein unerwünschtes, nicht erfreuliches, unangenehmes Ergebnis durch geistiges Fehlverhalten hervorgebracht werden könnte – eine solche Möglichkeit besteht.‘“
„Er versteht: ,Es ist unmöglich, es kann nicht geschehen, daß ein unerwünschtes, nicht erfreuliches, unangenehmes Ergebnis durch gutes körperliches Verhalten hervorgebracht werden könnte – eine solche Möglichkeit besteht nicht.‘
Und er versteht: ,Es ist möglich, daß ein erwünschtes, erfreuliches, angenehmes Ergebnis durch gutes körperliches Verhalten hervorgebracht werden könnte – eine solche Möglichkeit besteht.‘
Er versteht: ,Es ist unmöglich, es kann nicht geschehen, daß ein unerwünschtes, nicht erfreuliches, unangenehmes Ergebnis durch gutes sprachliches Verhalten hervorgebracht werden könnte – eine solche Möglichkeit besteht nicht.‘
Und er versteht: ,Es ist möglich, daß ein erwünschtes, erfreuliches, angenehmes Ergebnis durch gutes sprachliches Verhalten hervorgebracht werden könnte – eine solche Möglichkeit besteht.‘
Er versteht: ,Es ist unmöglich, es kann nicht geschehen, daß ein unerwünschtes, nicht erfreuliches, unangenehmes Ergebnis durch gutes geistiges Verhalten hervorgebracht werden könnte – eine solche Möglichkeit besteht nicht.‘
Und er versteht: ,Es ist möglich, daß ein erwünschtes, erfreuliches, angenehmes Ergebnis durch gutes geistiges Verhalten hervorgebracht werden könnte – eine solche Möglichkeit besteht.‘“
17. „Er versteht: ,Es ist unmöglich, es kann nicht geschehen, daß eine Person, die sich körperlichem Fehlverhalten hingibt, deswegen, aus diesem Grund [5] bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort, sogar in der himmlischen Welt wiedererscheinen könnte – eine solche Möglichkeit besteht nicht.‘
Und er versteht: ,Es ist möglich, daß eine Person, die sich körperlichem Fehlverhalten hingibt, deswegen, aus diesem Grund bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, sogar in der Hölle wiedererscheinen könnte – eine solche Möglichkeit besteht.‘
Er versteht: ,Es ist unmöglich, es kann nicht geschehen, daß eine Person, die sich sprachlichem Fehlverhalten hingibt, deswegen, aus diesem Grund bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort, sogar in der himmlischen Welt wiedererscheinen könnte – eine solche Möglichkeit besteht nicht.‘
Und er versteht: ,Es ist möglich, daß eine Person, die sich sprachlichem Fehlverhalten hingibt, deswegen, aus diesem Grund bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, sogar in der Hölle wiedererscheinen könnte – eine solche Möglichkeit besteht.‘
Er versteht: ,Es ist unmöglich, es kann nicht geschehen, daß eine Person, die sich geistigem Fehlverhalten hingibt, deswegen, aus diesem Grund bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort, sogar in der himmlischen Welt wiedererscheinen könnte – eine solche Möglichkeit besteht nicht.‘
Und er versteht: ,Es ist möglich, daß eine Person, die sich geistigem Fehlverhalten hingibt, deswegen, aus diesem Grund bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, sogar in der Hölle wiedererscheinen könnte – eine solche Möglichkeit besteht.‘“
„Er versteht: ,Es ist unmöglich, es kann nicht geschehen, daß eine Person, die sich gutem körperlichen Verhalten widmet, deswegen, aus diesem Grund bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, sogar in der Hölle wiedererscheinen könnte – eine solche Möglichkeit besteht nicht.‘
Und er versteht: ,Es ist möglich, daß eine Person, die sich gutem körperlichen Verhalten widmet, deswegen, aus diesem Grund bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort, sogar in der himmlischen Welt wiedererscheinen könnte – eine solche Möglichkeit besteht.‘
Er versteht: ,Es ist unmöglich, es kann nicht geschehen, daß eine Person, die sich gutem sprachlichen Verhalten widmet, deswegen, aus diesem Grund bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, sogar in der Hölle wiedererscheinen könnte – eine solche Möglichkeit besteht nicht.‘
Und er versteht: ,Es ist möglich, daß eine Person, die sich gutem sprachlichen Verhalten widmet, deswegen, aus diesem Grund bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort, sogar in der himmlischen Welt wiedererscheinen könnte – eine solche Möglichkeit besteht.‘
Er versteht: ,Es ist unmöglich, es kann nicht geschehen, daß eine Person, die sich gutem geistigen Verhalten widmet, deswegen, aus diesem Grund bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode in Umständen, die von Entbehrungen geprägt sind, an einem unglücklichen Bestimmungsort, in Verderbnis, sogar in der Hölle wiedererscheinen könnte – eine solche Möglichkeit besteht nicht.‘
Und er versteht: ,Es ist möglich, daß eine Person, die sich gutem geistigen Verhalten widmet, deswegen, aus diesem Grund bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode an einem glücklichen Bestimmungsort, sogar in der himmlischen Welt wiedererscheinen könnte – eine solche Möglichkeit besteht.‘“
„Auf diese Weise, Ānanda, kann man einen Bhikkhu bewandert in dem, was möglich ist und was unmöglich ist, nennen.“
18. Nach diesen Worten sagte der ehrwürdige Ānanda zum Erhabenen: „Es ist wunderbar, ehrwürdiger Herr, es ist erstaunlich. Wie lautet der Name dieses Vortrags über das Dhamma?“ „Ānanda, du magst diesen Vortrag über das Dhamma als ,Viele Arten von Elementen‘ im Gedächtnis behalten, und als ,Die vier Abfolgen‘ und als ,Der Spiegel des Dhamma‘ und als ,Die Trommel des Todlosen‘ und als ,Der höchste Sieg in der Schlacht‘.“
Das ist es, was der Erhabene sagte. Der ehrwürdige Ānanda war zufrieden und entzückt über die Worte des Erhabenen.
Anmerkungen:
[1] MA: Das gestaltete Element sind die fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, das nicht gestaltete Element ist Nibbāna.
[2] „Eine Person, die richtige Ansicht besitzt“ ist ein Edler. Dieser betrachtet alle Gestaltungen als vergänglich, das heißt, alle bedingenden Faktoren. MA interpretiert saṅkhāra als bedingte Faktoren, was aber nicht sein kann, da beim Edlen in Höherer Schulung die Illusion eines „Ich“ noch zu den bedingten Dingen gehört, die er eben noch nicht als vergänglich sehen kann (sonst würde er sie ja nicht haben). Wohl aber kann der Edle in Höherer Schulung die Faktoren, auf denen seine Ich-Illusion beruht, als vergänglich sehen, und somit an der Überwindung der Unwissenheit arbeiten. Auf der anderen Seite bewirkt die Richtige Ansicht des Edlen in Höherer Schulung, daß er nichts mit einem Selbst identifiziert.
[3] Ein Edler ist nicht mehr in der Lage, die fünf Arten von unmittelbarer negativer Handlung auszuführen, die unausweichlich zur Wiedergeburt in einer Hölle im nächsten Leben führen. Die Gewißheit über das Dhamma, die beim Stromeintritt erlangt wird, schließt es außerdem aus, daß ein anderer als der Buddha als höchster spiritueller Lehrer anerkannt wird.
[4] Ein Wesen, das jetzt eine Frau ist, kann aber ein (männlicher) Buddha in der Zukunft werden. Aufgrund der nicht eindeutigen Syntax im Pāli könnte man den Satz auch so verstehen: “Ein weiblicher Arahant kann kein Buddha werden (sondern bestenfalls ein Paccekabuddha, s. die folgende Lehrrede).
[5] „Aus diesem Grund“ bezieht sich auf den kausalen Zusammenhang zwischen Handlung und Ergebnis. Allerdings ist beim Vorhandensein von gutem und schlechtem Kamma nicht gewiß, welches zuerst Frucht bringen wird, vgl. M136.