Majjhima Nikaya, Mittlere Sammlung
M. 149. (XV,7) Mahāsalāyatanika Sutta (Mächtige Abzeichen) - (Pali
Version)
DAS HAB' ICH GEHÖRT. Zu einer Zeit weilte der Erhabene
bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapindikos. Dort nun wandte sich der
Erhabene an die Mönche: "Ihr Mönche!" - "Erlauchter!" - antworteten da jene
Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:
"Mächtige Abzeichen will ich euch Mönche, vom
sechsfachen Gebiete angeben: das höret und achtet wohl auf meine Rede."
"Gewiß, o Herr!" sagten da aufmerksam jene Mönche zum
Erhabenen. Der Erhabene sprach also:
- "Wer das Auge, ihr Mönche, nicht der Wahrheitgemäß
erkennt und versteht, die Formen nicht der Wahrheit gemäß erkennt und
versteht, das Sehbewußtsein nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, die
Sehberührung nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, was da durch
Sehberührung bedingt an Gefühl hervorgeht als Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe
noch Wohl, eben das nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, wird am
Auge erfreut, an den Formen erfreut, am Sehbewußtsein erfreut, an der
Sehberührung erfreut, was da durch Sehberührung bedingt an Gefühl hervorgeht
als Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, eben daran erfreut. Weil er
erfreut ist, sich anschließt, sich verlocken läßt, das Labsal beharrlich
erspäht, schichten sich ihm die fünf Daseinsgruppen weiterhin auf; und sein
Durst, der Wiederdasein säende, gnügensgierverbundene, bald da bald dort sich
ergötzende, der wächst ihm weiter. Dem wachsen körperliche Spaltungen weiter,
wachsen geistige Spaltungen weiter, wachsen körperliche Qualen weiter, wachsen
geistige Qualen weiter, wachsen körperliche Brünste weiter, wachsen geistige
Brünste weiter; und körperlichen Schmerz und geistigen Schmerz erfährt er an
sich.
- "Wer das Ohr, ihr Mönche, nicht der Wahrheit gemäß
erkennt und versteht; wer die Nase, ihr Mönche, nicht der Wahrheit gemäß
erkennt und versteht; wer die Zunge, ihr Mönche, nicht der Wahrheit gemäß
erkennt und versteht; wer den Leib, ihr Mönche, nicht der Wahrheit gemäß
erkennt und versteht; wer den Geist, ihr Mönche, nicht der Wahrheit gemäß
erkennt und versteht, die Gedanken nicht der Wahrheit gemäß erkennt und
versteht, das Denkbewußtsein nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht,
die Denkberührung nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, was da durch
Denkberührung bedingt an Gefühl hervor geht als Wohl, oder Wehe, oder weder
Wehe noch Wohl, eben das nicht der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, wird
am Geiste erfreut, am Denkbewußtsein erfreut, an der Denkberührung erfreut,
was da durch Denkberührung bedingt an Gefühl hervorgeht als Wohl, oder Wehe,
oder weder Wehe noch Wohl, eben daran erfreut. Weil er erfreut ist, sich
anschließt, sich verlocken läßt, das Labsal beharrlich erspäht, schichten sich
ihm die fünf Daseinsgruppen weiterhin auf; und sein Durst, der Wiederdasein
säende, gnügensgierverbundene, bald da bald dort sich ergötzende, der wächst
ihm weiter. Dem wachsen körperliche Spaltungen weiter, wachsen geistige
Spaltungen weiter, wachsen körperliche Qualen weiter, wachsen geistige Qualen
weiter, wachsen körperliche Brünste weiter, wachsen geistige Brünste weiter;
und körperlichen Schmerz und geistigen Schmerz erfährt er an sich.
- "Wer das Auge, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß
erkennt und versteht, die Formen der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, das
Sehbewußtsein der Wahrheit gemäß erkennt und versteht, die Sehberührung der
Wahrheit gemäß erkennt und versteht, was da durch Sehberührung bedingt an
Gefühl hervorgeht als Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, eben das der
Wahrheit gemäß erkennt und versteht, wird am Auge nicht erfreut, an den Formen
nicht erfreut, am Sehbewußtsein nicht erfreut, an der Sehberührung nicht
erfreut, was da durch Sehberührung bedingt an Gefühl hervorgeht als Wohl, oder
Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, eben daran nicht erfreut. Weil er nicht
erfreut ist, sich nicht anschließt, sich nicht verlocken läßt, das Elend
beharrlich erspäht, schichten sich ihm die fünf Daseinsgruppen weiterhin ab;
und der Durst, der Wiederdasein säende, gnügensgierverbundene, bald da bald
dort sich erfreuende, der schwindet ihm weg. Dem schwinden körperliche
Spaltungen weg, schwinden körperliche Qualen weg, schwinden geistige Qualen
weg, schwinden körperliche Brünste weg, schwinden geistige Brünste weg; und
körperliches Wohl und geistiges Wohl erfährt er an sich.
"Was ein Dahingelangter erkennt, das gilt ihm als
rechte Erkenntnis; was ein Dahingelangter ersinnt, das gilt ihm als rechte
Gesinnung; was ein Dahingelangter sich müht, das gilt ihm als rechtes Mühn; was
ein Dahingelangter einsieht, das gilt ihm als rechte Achtsamkeit; was ein
Dahingelangter ertieft, das gilt ihm als rechte Vertiefung; schon vorher aber
war er in Werken, in Worten, im Wandel durchaus lauter geworden: und so wird
dieser heilige achtfältige Weg von ihm zur Vollendung gebracht. Während er also
diesen heiligen achtfältigen Weg vollendet,
- werden die vier Pfeiler der Achtsamkeit von ihm zur
Vollendung gebracht;
- werden die vier gewaltigen Kämpfe von ihm zur
Vollendung gebracht;
- werden die vier Machtgebiete von ihm zur Vollendung
gebracht;
- werden fünf der Fähigkeiten von ihm zur Vollendung
gebracht;
- werden fünf der Vermögen von ihm zur Vollendung
gebracht;
- werden die sieben Erweckungen von ihm zur Vollendung
gebracht.
Da dienen ihm zwei Dinge als doppelte Rüstung: Ruhe und
Klarsicht. Was für Dinge da weise zu durchschauen sind, diese Dinge durchschaut
er weise; was für Dinge da weise zu verleugnen sind, diese Dinge verleugnet er
weise; was für Dinge da weise zu vollenden sind, diese Dinge vollendet er weise;
was für Dinge da weise zu verwirklichen sind, diese Dinge verwirklicht er weise.
"Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind da weise zu
durchschauen? Die fünf Daseinsgruppen, sei geantwortet; und zwar
- Anhaften an der Form,
- Anhaften am Gefühl,
- Anhaften an der Wahrnehmung,
- Anhaften an den Geistobjekten,
- Anhaften am Bewußtsein:
diese Dinge sind weise zu durchschauen.
Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind da weise zu
verleugnen? Unwissen und Durst nach Dasein: diese Dinge sind weise zu
verleugnen.
Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind weise zu
vollenden? Ruhe und Klarsicht: diese Dinge sind weise zu vollenden.
Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind weise zu
verwirklichen? Wissen und Erlösung: diese Dinge sind weise zu verwirklichen.
- "Wer das Ohr, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß erkennt
und versteht;
- wer die Nase, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß erkennt
und versteht;
- wer die Zunge, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß
erkennt und versteht;
- wer den Leib, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß erkennt
und versteht;
- wer den Geist, ihr Mönche, der Wahrheit gemäß
erkennt und versteht,
- die Gedanken der Wahrheit gemäß erkennt und
versteht,
- das Denkbewußtsein der Wahrheit gemäß erkennt und
versteht,
- die Denkberührung der Wahrheit gemäß erkennt und
versteht,
- was da durch Denkberührung bedingt an Gefühl
hervorgeht als Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, eben das der
Wahrheit gemäß erkennt und versteht, wird am Geiste nicht erfreut, an den
Gedanken nicht erfreut, am Denkbewußtsein nicht erfreut, an der Denkberührung
nicht erfreut,
- was da durch Denkberührung bedingt an Gefühl
hervorgeht als Wohl, oder Wehe, oder weder Wehe noch Wohl, eben daran nicht
erfreut.
Weil er nicht erfreut ist, sich nicht anschließt, sich
nicht verlocken läßt, das Elend beharrlich erspäht, schichten sich ihm die fünf
Daseinsgruppen weiterhin ab; und der Durst, der Wiederdasein säende,
gnügensgierverbundene, bald da bald dort sich erfreuende, der schwindet ihm weg.
Dem schwinden körperliche Spaltungen weg, schwinden geistige Spaltungen weg,
schwinden körperliche Qualen weg, schwinden geistige Qualen weg, schwinden
körperliche Brünste weg, schwinden geistige Brünste weg; und körperliches Wohl
und geistiges Wohl erfährt er an sich.
"Was ein Dahingelangter erkennt, das gilt ihm als
rechte Erkenntnis; was ein Dahingelangter ersinnt, das gilt ihm als rechte
Gesinnung; was ein Dahingelangter sich müht, das gilt ihm als rechtes Mühn; was
ein Dahingelangter einsieht, das gilt ihm als rechte Achtsamkeit; was ein
Dahingelangter ertieft, das gilt ihm als rechte Vertiefung; schon vorher aber
war er in Werken, in Worten, im Wandel durchaus lauter geworden: und so wird
dieser heilige achtfältige Weg von ihm zur Vollendung gebracht. Während er also
diesen heiligen achtfältigen Weg vollendet,
- werden die vier Pfeiler der Achtsamkeit von ihm zur
Vollendung gebracht;
- werden die vier gewaltigen Kämpfe von ihm zur
Vollendung gebracht;
- werden die vier Machtgebiete von ihm zur Vollendung
gebracht;
- werden fünf der Fähigkeiten von ihm zur Vollendung
gebracht;
- werden fünf der Vermögen von ihm zur Vollendung
gebracht;
- werden die sieben Erweckungen von ihm zur Vollendung
gebracht.
Da dienen ihm zwei Dinge als doppelte Rüstung: Ruhe und
Klarsicht. Was für Dinge da weise zu durchschauen sind, diese Dinge durchschaut
er weise; was für Dinge da weise zu verleugnen sind, diese Dinge verleugnet er
weise; was für Dinge da weise zu vollenden sind, diese Dinge vollendet er weise;
was für Dinge da weise zu verwirklichen sind, diese Dinge verwirklicht er weise.
"Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind da weise zu
durchschauen? Die fünf Daseinsgruppen, sei geantwortet; und zwar
- Anhaften an der Form,
- Anhaften am Gefühl,
- Anhaften an der Wahrnehmung,
- Anhaften an den Geistobjekten,
- Anhaften am Bewußtsein:
diese Dinge sind weise zu durchschauen.
Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind da weise zu
verleugnen? Unwissen und Durst nach Dasein: diese Dinge sind weise zu
verleugnen.
Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind da weise zu
vollenden? Ruhe und Klarsicht: diese Dinge sind weise zu vollenden.
Was für Dinge aber, ihr Mönche, sind da weise zu
verwirklichen? Wissen und Erlösung: diese Dinge sind weise zu verwirklichen."
Also sprach der Erhabene. Zufrieden freuten sich jene
Mönche über das Wort des Erhabenen.