Vimāna Vatthu

1. Itthi Vimāna

1. Pīṭha Vagga

14. Schwiegertochter II - 14. Dutiya-suṇisā Vimānavatthu

Identisch mit Vv Nr. 13. Verse 117 - 124 = 109 - 116.

(117)
Moggallāno:
Gar überschön bist prächtig du
wie du da stehst, o Göttliche,
nach zehn der Seiten strahlend hin
so wie der Morgenstern es tut.
 
(118)
Woher bist du geworden so
weshalb hast dieses du erlangt
und fallen dir Genüsse zu,
die lieb dem Geiste immer sind?
 
(119)
Göttin:
Ich frage dich, o Göttin, du Vielmächt'ge,
als Mensch du warst, durch welch Verdienst wohl
hast du bewirkt denn, daß du also leuchtest,
daß allerwärts dein Körper herrlich strahlet?
 
(120)
Sprecher:
Die Gottheit, die im Geist beglückt,
als Moggallāno sie befragt,
erklärt auf seine Frage ihm,
welch Wirken diese Frucht erzeugt.
 
(121)
Als unter Menschen einst ich Mensch geworden,
war Schwiegertochter ich im Haus der Schwiegereltern,
ich sah da fleckenlosen Mönch, der heiter ganz und ungetrübt,
 
(122)
Reisspeise gab ich ihm spontan,
gar heitren Sinns, mit eigner Hand,
die Hälfte meines Teils gab ich,
jetzt freu ich mich im Wonnehain.
 
(123)
Daher kommt mir solch Schönheit zu,
das ist's, was mir nach hier gedieh,
daher erlangt die Fülle ich,
an dem, was meinem Geiste lieb.
 
(124)
So zeigt ich dir, o Mönch, der du gar mächtig,
was ich als Mensch mir an Verdienst erwirkt hab,
daher kommt es, daß ich so mächtig strahle,
daß meine Schönheit jede Richtung überhellt

 

Einzige Ausnahme ist Vers 122, wo abweichend von 114 statt Reiskeks eine Portion von kummāsa gegeben wird. Beide englische Übersetzungen lassen kummāsa unübersetzt. Neumann übersetzt "Trank" (M 23, 74, 77). Nach der Erklärung von Masefield S. 90 ist eine Speise aus Mehl und Gewürzen gemeint.


1.1.15. Uttarā - 15. Uttarā Vimānavatthu

Es lebte in Rājagaham ein Mann namens Punno in ärmlichen Verhältnissen. In seiner Hütte wohnte er zusammen mit seiner Frau Uttarā und seiner Tochter, die ebenfalls Uttarā hieß. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Handlanger bei einem reichen Kaufmann. Eines Tages wurde in der Stadt ein siebentägiges Fest angezeigt. Als am Morgen des ersten Festfages Punno zu seinem Herrn kam, sagte dieser zu ihm: "Mein Lieber, unsere Diener wollen das Fest feiern. Willst du auch mitfeiern, oder willst du um Lohn arbeiten?" Punno erwiderte: "O Herr, das Fest ist nur für solche, die reich sind, während in meinem Hause nicht einmal genügend Reis für den morgigen Tag ist. Was habe ich von einem Fest? Wenn ich die Ochsen haben kann, will ich pflügen." Der Kaufmann stimmte zu, und Punno nahm Ochsen und Pflug. Zu seiner Frau sagte er: "Meine Verehrte, die Bürger feiern das Fest, aber wegen unserer Armut muß ich Lohnarbeit verrichten. Koche doch heute eine doppelte Portion Essen für mich und bringe mir das Mahl aufs Feld." Dann zog er aus dem Talkessel von Rājagaham hinaus aufs Feld.

 

Um diese Zeit hatte der ehrwürdige Sāriputto gerade sieben Tage lang in der Auflösung der Wahrnehmbarkeit geweilt. Als er aus dieser Vertiefung zurückkam, blickte er über die Welt hin, um zu sehen, wem er an diesem Tage etwas Gutes tun könne. Da sah er mit seiner Hellsicht Punno. Er sah, daß dieser religiöses Vertrauen besaß, daß er fähig war, ihm gegenüber freigebig zu handeln und daß er dadurch großes Verdienst erwerben würde. So nahm er Mantel und Schale und begab sich zu dem Feld vor der Stadt, wo Punno pflügte. Als dieser Sāriputto erblickte, hielt er mit Pflügen inne, grüßte ihn mit der fünffachen Niederwerfung und hatte plötzlich die Idee, daß dieser Mönch einen Zahnstocher gebrauchen könne. So gab er ihm einen solchen. Sāriputto reichte ihm seine Schale und sein Sieb. Punno nahm dies als ein Zeichen dafür, daß er trinken wolle So filterte er etwas Wasser und reichte es ihm zum Trinken. Dann dachte Sāriputto: "Dieser Mann wohnt im letzten aller Häuser. Wenn ich an seine Haustür komme, wird seine Frau mich nicht beachten. Ich will ihr aber entgegengehen, wenn sie aus der Stadt kommt, um ihrem Mann das Essen zu bringen." So tat er auch. Als sie den Mönch sah, dachte sie: "Wenn einmal bei uns verdienstbewirkende Gaben zur Hand sind, dann sehe ich keine der Gaben Würdige; und wenn ich einmal der Gaben Würdige erblicke, dann ist gerade nichts Verdienstbewirkendes zur Hand. Heute aber sehe ich einen der Gaben Würdigen, und ich habe etwas zum Geben zur Hand. Ob er es wohl annehmen wird?" Sie setzte den Essenstopf ab, begrüßte den Ehrwürdigen mit der fünffachen Niederwerfung und sprach: "O Herr, ohne zu überlegen, ob dies rauh oder fein ist, mögest du dies von einer Dienerin annehmen." Sāriputto reichte ihr seine Almosenschale, und sie füllte den Reis hinein. Als die Schale halb gefüllt war, hielt er die Hand darüber, als Zeichen, daß es genug sei. Sie aber sprach: "Eine Portion kann man nicht in zwei Teile teilen. Bitte handele für deine Dienerin nicht nur zugunsten von dieser Welt, sondern auch zugunsten von jener Welt. Ich möchte alles ohne Überrest geben." Während sie alles in die Schale füllte, wünschte sie sich: "Möchte ich doch an der Lehre teilhaben, die ihr verwirklicht habt." "So sei es", erwiderte Sāriputto und setzte sich in der Nähe, wo Wasser war, zum Mahle nieder. Sie aber ging nach Hause zurück, um noch einmal Reis zu kochen.

 

Unterdessen hatte Punno das halbe Feld gepflügt. Davon war er so hungrig geworden, daß er die Ochsen ausspannte und sich im Schatten eines Baumes niederließ, von wo er den Weg von der Stadt überblicken konnte. Als seine Frau mit dem zweiten Mahl daherkam und ihn von ferne unter dem Baum sitzen sah, dachte sie: "Er schaut nach mir aus, von Hunger bedrückt. Wenn er mich tadelt, daß ich so spät komme, oder mich gar mit seinem Stachelstock schlagen sollte, dann wäre meine Tat ohne Nutzen. So will ich ihm zuvorkommen und ihn unterrichten, was geschehen ist." Und sie erzählte ihm von der Begegnung mit dem Feldmarschall der Lehre, wie sie Sāriputto nannte, und bat Punno, ihr gnädig zu sein.

Er aber stimmte ihr freudig zu, sie habe recht gehandelt, und er erzählte ihr, wie er Sāriputto vorher den Zahnstocher und Wasser gereicht hatte. Heiteren Herzens und voller Freude über das, was sie getan hatte, nahm er sein Mahl. Da es so spät war, war er sehr müde, legte seinen Kopf in ihren Schoß und schlief sofort ein.

Das ganze Feld, das er am Morgen gepflügt hatte, alle umgebrochenen Erdschollen, wurden zu glitzerndem Gold und leuchteten wie gelbe Blumen. Als er erwachte und sich umsah, sagte er zu ihr: "Meine Verehrte, das von mir gepflügte Feld scheint wie Gold. Sollten meine Augen getrübt sein, weil ich so spät gegessen habe?" Sie aber sagte, ihr erscheine das Feld ebenfalls wie Gold. Da erhob er sich, nahm ein Stück, schlug es an die Pflugschar und sah, daß es reines Gold war. Da sagte er: "Gut, gut. Die Frucht der Gabe an jenen Gabenwürdigen, den Feldmarschall der Lehre, hat sich noch am selben Tag gezeigt. Aber es wird nicht möglich sein, soviel Reichtum heimlich zu genießen."

 

Er füllte den Topf, mit dem seine Frau das Essen gebracht hatte, mit Gold und ging zum König, berichtete ihm alles und schlug ihm vor, das Gold in seinen Palast zu holen. Der König war ergriffen von der schnellen Wirksamkeit des Gebens und freute sich über die Kraft des Verdienstes. Auf Vorschlag von Punno ließ er dann viele Karren losfahren, um das Gold in den Palast zu bringen. Wenn die Leute des Königs Gold aufnahmen und sagten: "Das gehört dem König", dann wurde es wieder zu Erde. Enttäuscht berichteten sie es dem König Als er gehört hatte, was sie gedacht hatten, empfahl er ihnen: "Wenn ihr es aufnehmt, mögt ihr sprechen: 'Das gehört Punno'." Sie taten also, und alles Gold blieb Gold. Alles wurde im Hofe des Königspalastes aufgehäuft, der Haufen war 80 Kubikmeter hoch. Dann berief der König die Bürgerversammlung ein und fragte, ob jemand in der Stadt auch soviel Gold habe. Sie verneinten dies. Der König fragte, was dem Eigner gebühre. "Der Sonnenschirm eines Gildemeisters, Majestät'., erwiderten sie. Da verlieh der König Punno diese Würde sowie große Besitzungen. Darauf sprach Punno: "Wir haben bisher in einem Haus gewohnt, das einem anderen gehörte; bitte gib uns einen Platz für ein eigenes Haus." Der König übergab ihm das Grundstück eines früheren Gildemeisters, das von Dschungel überwuchert war. In wenigen Tagen war dann ein schönes Haus errichtet, und Punno konnte mit Frau und Tochter einziehen. Aus Dankbarkeit speiste er dann sieben Tage lang den Orden der Mönche mit dem Buddha an der Spitze. Der Erwachte aber führte Punno in die Lehre ein, sprach zuerst vom gewaltigen Lohn des Gebens, den Punno selber erfahren hatte, dann von der Tugend, von seliger Welt, von der inneren Unabhängigkeit und, als Punno so erhoben war, sprach er von den vier Wahrheiten, die ganz aus dem Leidenskreis herausführen. Während der Erwachte so Punno belehrte, saßen beide Uttarās dabei. Und am Ende der Lehrdarlegung erlangten alle drei den Weg zum Stromeintritt.

 

Der reiche Kaufmann, dem Punno früher gedient hatte, hatte einen Sohn, und jener bat Punno, diesem seine Tochter zur Frau zu geben. Punno lehnte es aber ab. Da erinnerte ihn der Kaufmann daran, daß er lange seinen Verdienst durch ihn gehabt habe und daß sein Reichtum doch während dieses Dienstes entstanden sei. Punno aber erwiderte: "Ihr habt alle falsche Anschauungen; meine Tochter kann nicht ohne die drei Juwelen leben." Da suchte der Kaufmann Unterstützung bei seinen Standesgenossen. Die kamen zu Punno und baten ihn, doch nicht die freundschaftlichen Beziehungen mit ihm abzubrechen, sondern ihm seine Tochter zu geben. Aufgrund der Bitten dieser angesehenen Bürger gab Punno nach, und Uttarā heiratete den Sohn des Kaufmanns. Nachdem sie ins Haus ihres Mannes gezogen war, hatte sie nun keine Gelegenheit mehr, die Mönche und Nonnen zu sehen, geschweige denn, ihnen Almosen zu spenden oder gar die Lehre zu hören. Nachdem sie zweieinhalb Monate diesen Mangel erduldet hatte, schickte sie ihren Eltern folgende Botschaft: "Warum habt ihr mich nur in solch ein Gefängnis geworfen? Besser ihr hättet mich als Sklavin verkauft, als mich in eine so ungläubige Familie zu geben. Seitdem ich hier bin, habe ich keine einzige gute Tat tun dürfen." Als Punno diese Nachricht erhielt, war er recht betroffen, und seine Tochter tat ihm leid. Um ihr zu helfen, kam er aber auf eine Idee. Er ließ ihr 15.000 Kahapanas senden und schrieb ihr dazu: "In unserer Stadt lebt die Kurtisane Sirimā, die 1.000 Kahapanas für einen Tag verlangt. Bitte sie mit dem beigefügten Geld, zu deinem Gemahl zu kommen, während du dann nach Belieben verdienstvolle Taten tun kannst." Uttarā folgte dem Rat und brachte Sirimā mit. Als ihr Gatte die schöne Frau sah, stimmte er dem Vorschlag zu, daß Sirimā 14 Tage lang ihre Stelle als Frau vertreten solle, während sie nach Belieben spenden und die Lehre hören könne.

 

Es waren die letzten 14 Tage vor Ende der Regenzeit, wenn die Mönche wieder auf Wanderschaft gingen. Und für diese 14 Tage bat Uttarā den Buddha und die Mönche, nur bei ihr zu speisen. So geschah es auch, und sie konnte viel von der Lehre hören. Am vorletzten Tage, also einen Tag vor der Pavārana-Zeremonie, wirkte Uttarā besonders eifrig in der Küche und gab die verschiedensten Anweisungen. Da sah ihr Gatte sie und wunderte sich über solche Torheit. Als er sie schwitzend, mit Asche beschmiert, im Ruß sah, da dachte er nur: "Diese blinde Törin kann nicht ihren Reichtum und ihren Komfort genießen. Stattdessen läuft sie eifrig herum, zufrieden mit dem Gedanken, diesen kahlköpfigen Asketen zu dienen." Er mußte lachen und ging weiter.

 

Da sah Sirimā ihn und wunderte sich, worüber er wohl gelacht hatte Sie sah Uttarā, und sofort dachte sie, daß da eine Intimität zwischen beiden gewesen sein müßte. Sie hatte sich die 14 Tage ganz als alleinige Herrin gefühlt. Jetzt wurde sie daran erinnert, daß sie nur Gast war. So wurde sie eifersüchtig auf Uttarā und wollte ihr Schaden zufügen. Sie ging in die Küche, schöpfte mit einem Löffel kochendes Butteröl und schritt auf Uttarā zu. Als diese sie näherkommen sah, dachte sie "Meine Freundin hat mir einen Dienst erwiesen. Der Erdkreis ist zu eng, die Brahmawelt zu niedrig, allein die Tugend meiner Freundin ist groß, denn nur mit ihrer Hilfe konnte ich spenden und die Lehre hören. Wenn in mir irgendein Ärger ist, dann mag mich dies Butteröl verbrennen, wenn nicht, dann nicht." Und so durchstrahlte sie sie mit Liebe. Als Sirimā ihr das Öl über den Kopf goß, fiel es wie kühles Wasser herunter.

Aber Sirimā füllte den Löffel zum zweiten Mal, wobei sie insgeheim dachte: "Ob es wohl auch abkühlt?" Als Uttarās Dienerinnen sie so ein zweites Mal kommen sahen, drohten sie ihr, schalten sie und stürzten sich auf sie. Sie schlugen sie mit Händen und Füßen und warfen sie zu Boden. Vergebens versuchte Uttarā, sie daran zu hindern. Dann stellte sie sich über sie, hielt die Dienerinnen zurück und sagte nur mahnend zu Sirimā: "Warum hast du solche böse Tat getan?" Dann wischte sie sie mit warmem Wasser ab und rieb sie mit hundertfach verfeinertem Öl ein. In dem Augenblick wurde Sirimā sich bewußt, daß sie in diesem Hause doch nur Gast war und dachte: "Ich tat Böses, indem ich kochendes Butteröl über sie goß, nur weil ihr Mann ihr ein Lachen widmete. Sie hat ihren Dienerinnen nicht befohlen, mich zu ergreifen, und selbst als sie mich angriffen, hielt sie sie zurück und verteidigte mich. Wenn ich sie nicht um Verzeihung bitte, möchte mein Haupt in sieben Teile zerspringen."

Sie fiel ihr zu Füßen und bat sie um Verzeihung. Uttarā sagte: "Mein Vater lebt noch. Wenn er dir verzeiht, tue ich es auch." "Gut", sagte Sirimā, "ich werde deinen Vater, den reichen Gildemeister Punno, um Verzeihung bitten."

 

Uttarā: "Punno ist mein Vater, der mich für den Leidenskreislauf zeugte. Wenn der Vater, der mich zum Ausweg aus diesem Kreis zeugte, dir vergibt, dann will ich es auch." Sirimā: "Wer ist aber der Vater, der dich zum Ausweg aus diesem Kreis zeugte?" Uttarā: "Der Vollkommen Erwachte." Sirimā: "Ich bin mit ihm nicht bekannt. Was soll ich tun?" Uttarā: "Der Lehrer kommt morgen hierher, zusammen mit dem Orden der Mönche. Komm hierher und bringe mit, was immer du spenden kannst, und bitte ihn um Verzeihung." Sirimā stimmte gern zu und ging nach Hause. Sie ließ ihre zahlreichen Dienerinnen vielerlei Nahrungemittel bereiten und erschien damit am nächsten Tage bei Uttarā, wagte aber nicht, die Mönche selber zu bedienen. Uttarā arrangierte alles. Als alle gespeist hatten, bat Sirimā den Erwachten kniefällig um Verzeihung. "Wofür?" fragte er. Da berichtete Sirimā den ganzen Vorfall. Der Erwachte ließ es sich von Uttarā bestätigen und fragte sie, was sie denn gedacht habe, als sie Sirimā mit dem Löffel auf sich zukommen sah. "Ich durchstrahlte sie mit Liebe", sagte Uttarā, "und dabei dachte ich: 'Der Erdkreis ist zu eng, die Brahmawelt zu niedrig, allein die Tugend meiner Freundin ist groß, denn nur mit ihrer Hilfe konnte ich spenden und die Lehre hören. Wenn in mir irgendein Ärger ist, dann mag mich dieses Butteröl verbrennen, wenn nicht, dann nicht."' "Vortrefflich, Uttarā, vortrefflich", sagte der Erhabene, "das ist der rechte Weg, um Ärger zu überwinden", und er fügte folgenden Merkvers hinzu:

 

"Durch Sanftmut triff den Zornigen
den Bösen durch die gute Tag,
schenkend besieg den Geizigen
den Lügner durch das wahre Wort."

 

Dann aber legte der Erwachte den Versammelten die Lehre dar, bis hin zur Eröffnung der vier edlen Wahrheiten. Am Ende dieser Unterweisung ward Uttarā in der Frucht der Einmalwiederkehr gefestigt. Ihr bis dahin ungläubiger Ehemann samt ihren ebenso ungläubigen Schwiegereltern gelangten zur Verwirklichung der Frucht des Stromeintritts. Sirimā aber und ihre Dienerinnen, die sie begleitet hatten, gelangten alle auf den Weg zum Stromeintritt.

 

Als Uttarā gestorben war, erschien sie bei den Göttern der Dreiunddreißig wieder. Dort erblickte Mahāmoggallāno sie und sprach sie an:

(125)

Moggallāno:

Gar überschön bist prächtig du,
wie du da stehst o Göttliche
nach zehn der Seiten strahlend hin,
so wie der Morgenstern es tut.

(126)

Woher bist du geworden so,
weshalb hast dieses du erlangt
und fallen dir Genüsse zu,
die lieb dem Geiste immer sind?

(127)

Ich frage dich, o Göttin, du Vielmächt'ge,
als Mensch du warst, durch welch Verdienst wohl
hast du bewirkt denn, daß du also leuchtest,
daß allerwärts dein Körper herrlich strahlet?

(128)

Sprecher:

Die Gottheit, die im Geist beglückt,
als Moggallāno sie befragt,
erklärt auf seine Frage ihm,
welch Wirken diese Frucht erzeugt.

(129)

Göttin:

Nicht Neid, nicht Geiz und keine Herrschsucht
gab es in mir, als ich im Hause lebte,
war ohne Zorn, dem Gatten stets zu Willen,
den Feiertag hielt ein ich, ernsten Sinnes,

(130)

beim Vollmond und bei Neumond auch,
bei jedem Halbmonds-Feiertag
und auch beim außerord'ntlichen
die acht Gebote hielt ich ein.

(131)

So feiert ich den Feiertag,
die Tugenden hielt ein ich stets,
gezügelt, gebefreudig so
hab dies Vimāna ich erlangt.

(132)

Vom Töten hielt ich ferne mich,
vom Lügen hielt ich mich zurück,
vom Stehlen und Ausschweifen auch
und trank nichts, was berauschen kann.

(133)

Fünf Übungsschritte freuten mich,
der edlen Wahrheit eingedenk,
war ich Anhäng'rin Gotamos,
des Sehers, der da ruhmesreich.

(134)

Durch meine eignen Tugenden,
bin ich berühmt, bin ich bekannt;
eignes Verdienst genieße ich
so bin ich glücklich und gesund.

Vers 135 - 136 = 123 - 124

(135)

Daher kommt mir solch Schönheit zu,
das ist's, was mir nach hier gedieh,
daher erlangt die Fülle ich,
an dem, was meinem Geiste lieb.
 

(136)

So zeigt ich dir, o Mönch, der du gar mächtig,
was ich als Mensch mir an Verdienst erwirkt hab,
daher kommt es, daß ich so mächtig strahle,
daß meine Schönheit jede Richtung überhellt

 


Bemerkungen:

Daß die Erdschollen zu Gold wurden, ist kein größeres Wunder, als wenn Jesus Wasser zu Wein werden ließ. Hier ist aber keine magische Macht einer Person beteiligt, sondern die Macht des karmischen Gesetzes. Diese Macht zeigt sich nur etwas früher als üblich, denn in der Astralwelt sind solche Umwandlungen und Materialisationen kein Wunder. Das Ungewöhnliche ist hier nur die Schnelligkeit der Wirkung und die Realisation schon im Diesseits. Das ungleich größere Wunder aber ist, daß jemand, den Ausweg aus dem Dschungel des Samsāro findet. Darum sah der Buddha alle magischen Wunder als gering an.

Punno (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Mönch in M 145) wohnte zur Miete, was damals ein Zeichen besonderer Armut war. In der Hauptstadt Rājagaham war Wohnraum offenbar sehr knapp, so daß er später den König bitten mußte, ihm ein Grundstück aus Staatsbesitz zu überlassen, als er ein eigenes Haus bauen wollte. So gab es also auch damals schon Wohnungsprobleme.

Punno verheiratete seine Tochter, ohne sie zu fragen, wie es damals in Indien noch üblich war. Zuerst lehnte er allerdings aus gutem Grund die Heirat ab, weil die verschiedene Weltanschauung dem entgegenstand. Erst als seine Standesgenossen aus den angesehenen Familien ihn, der doch ein "Neureicher" war, mahnten, den anderen reichen Kaufmann, in dessen Dienst er früher gestanden hatte, nicht vor den Kopf zu stoßen und zu beleidigen, gab er schließlich nach. Seine Tochter machte ihm aber bald die berechtigte Vorhaltung, daß er sie in ein Gefängnis gesteckt habe.

Sirimās Gedanke, der Kopf möchte ihr in sieben Teile zerspringen, wenn sie nicht um Verzeihung bitten würde, kommt in allen fünf Sammlungen vor, ohne daß je von einer Realisation die Rede ist: M 35; D 3, S 2. 9-10, A IX, 11, Sn 983. Weitere Stellen vom Haupt-Zerspringen bei Masefield, S. 105 FN 64.

 

Der Vers, den der Buddha äußert, steht in Dhammapada 223. Im Kommentar dazu wird unsere Geschichte auch berichtet, mit Varianten. Von den 12 Versen dieses 15. Vimāna-vatthu sind die Hälfte identisch mit Vv Nr. 13 - 14, jedoch seien sie hier wegen des Zusammenhangs wiederholt.

 

Vers 130: Im Pali steht wie üblich: Der 14., der 15. und die halben acht Tage, nach der für uns sehr umständlich klingenden Zählung der Mondphasen. Der 15. Tag ist der 15. Tag nach Neumond, d.h. Vollmond. Der 14. Tag ist der 14. Tag nach Vollmond, d.h. Neumond. Die acht Tage sind die beiden Halbmonde. In Zeile c ist der pātihāriya-pakkha ein besonderer Feiertag (PED S. 451). Andere Erklärungen bei Masefield S. 107 FN 102.

 

Die Geschichte nennt verschiedene der acht Heilsgrade:

1. Punno, die beiden Uttarās und später Sirimā erlangen die sotapatti bei ersterem offenbar als der Weg zum Stromeintritt (anusari) gemeint.

2. Uttarās Mann und dessen Eltern erlangten auf der Stellte die Frucht des Stromeintritts, obwohl sie ungläubig waren. Bei ihnen fiel Weg und Frucht also nahezu zusammen.

3. Uttarā selber erlangte dann etwas später die Frucht der Einmalwiederkehr, was den Pfad dazu voraussetzte.

 

Buddhaghosa vermischt im Kommentar zu AN Bd. I, p. 446 unsere Uttarā mit Uttarā Nandamatar aus Velukandaka. Beide sind aber völlig verschieden. Unsere Uttarā starb als Einmalwiederkehrerin und kam zu den Göttern der Dreiunddreißig, die andere Uttarā aber wurde Nichtwiederkehrerin und kam zu den Reinhausigen. Der Gatte unserer Uttarā erlangte die Frucht des Stromeintritts, der Gatte der anderen Uttarā kam zur Gespensterwelt (s. A VII/50).

Verwunderlich mag erscheinen, daß unsere Uttarā wegen ihrer Mettastrahlung nicht auch brahmische Existenz erlangte, ebenso wie die Königin Sāmavati, die als Nichtwiederkehrerin starb. Solche karmischen Unterschiede lassen sich aber nicht berechnen. Immerhin hatte Sāmavati aber zuletzt keusch gelebt, was von Uttarā nicht berichtet wird.


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