Vimāna Vatthu

1. Itthi Vimāna

1. Pīṭha Vagga

8. Boot III - 8. Tatiya-nāvā Vimānavatthu

Einstmals wanderte der Erhabene mit einer großen Schar Mönche und näherte sich dem brahmanischen Dorfe Thūna. Es hörten nun die brahmanischen Hausväter von Thūna: "Der Asket Gotamo ist in unserer Dorfmark angekommen." Die Hausväter von Thūna aber hatten falsche Ansichten und glaubten an nichts. Sie dachten: "Bleibt der Asket Gotamo zwei oder drei Tage hier, dann mag er alle Leute in seiner Lehre befestigen, aber die Lehre der Brahmanen wird keine Unterstützung mehr finden." Um den Erhabenen nicht erst herankommen zu lassen, holten sie alle Boote am Fluß weg und machten die Übergänge unbenutzbar. Sie machten die Wasserstellen am Wege unsichtbar und füllten alle Brunnen außer einem mit Gras und Stroh im Gedanken: "Mögen diese kahlköpfigen Asketen nur ja kein Wasser zu trinken bekommen."

 

Der Erhabene aber erkannte im Geiste all dieses, und von Mitleid bewogen kreuzte er den Fluß mit magischer Macht durch die Luft, und die Mönche, die alle Heilige waren, folgten ihm. Am Dorfrand setzte er sich unter einen Baum. Da kam gerade eine Schar Frauen mit Wasser vorbei. Im Dorf aber war vorgeschrieben worden, daß niemand den Asketen Gotamo begrüßen und ansprechen dürfte und daß er und die Mönche keinerlei Almosen erhalten dürften. Eine Dienerin aber sah den Erhabenen unter dem Baum sitzen. Als sie erkannte, daß die Mönche müde und erschöpft schienen, stieg in ihr der Wunsch auf, ihnen Wasser zu geben, und sie dachte: "Da ist das beste Feld für Verdienst, und es würde meinem Heil dienen, ihnen Wasser zu geben. Selbst wenn mein Herr mich prügeln oder umbringen würde, würde ich doch nur von diesem elenden Leben erlöst werden." Obwohl die anderen Frauen sie hindern wollten, nahm sie den Wasserbehälter vom Kopf, begrüßte ehrfürchtig den Erhabenen und widmete ihm das Wasser. Er erkannte ihre Herzensneigung und ihre Freude am Geben, und er wusch sich Hände und Füße und trank Wasser. Das Wasser aber wurde nicht weniger. Als sie das sah, war sie noch froher und gab einem Mönch zu trinken. Auch da blieb das Wasser unvermindert. Und so gab sie allen Mönchen, ohne daß es weniger wurde. Überfroh ging sie heim, ihr Wasserbehälter voll wie vorher. Als ihr Herr von ihrem Tun gehört hatte, sagte er sich, da sie das Dorfgesetz gebrochen habe, sei er blamiert, und voll Ärger und Wut warf er sie zu Boden und schlug mit Händen und Füßen auf sie ein. So brachte er sie ums Leben. Die Ermordete aber gelangte sofort zu den Göttern der Dreiunddreißig und erlangte ein Vimāna wie in Vv Nr. 6, mit allen Schönheiten und dem Boot.

 

Der Erhabene aber wandte sich, nachdem die Dienerin weitergegangen war, an den ehrwürdigen Anando und bat ihn, ihm etwas Wasser vom nahen Brunnen zu holen. Dieser aber erwiderte: "Die Leute von Thūna, o Herr, haben den Brunnen verunreinigt, es ist unmöglich, Wasser zu bekommen." Und ein zweites und drittes Mal bat der Erhabene den ehrwürdigen Anando, ihm vom Brunnen Wasser zu holen. Beim dritten Mal nahm der ehrwürdige Anando die Schale des Erhabenen und ging zum Brunnen. Als er näherkam, floß das Wasser des Brunnens über und spülte all den Unrat heraus. Es floß soviel Wasser, daß auch die anderen Brunnen in der Gegend gefüllt wurden, überall war reichlich Wasser.

 

Durch dieses Wunder überrascht und erstaunt, baten die Brahmanen den Erhabenen um Verzeihung. Im selben Augenblick verschwand der Überfluß an Wasser wieder. Die Brahmanen aber spendeten den Mönchen Unterkunft und versorgten sie mit Speis und Trank.

 

Die Dienerin aber, die im Jenseits gerade darüber nachgedacht hatte, durch welche Taten sie die glückliche Wiedergeburt erlangt hatte, faßte die Absicht, dem Erhabenen zu danken und der Welt zu zeigen, welche Fülle von Verdienst gute Werke haben, selbst kleinste Gaben, wenn sie Würdigen gegeben werden. Sie lenkte ihr Vimāna mitsamt ihrem Park und ihren Begleiterinnen nach Thūna, kraft ihrer magischen Fähigkeit. Dann trat sie vor den Erhabenen und grüßte ihn ehrfurchtsvoll. Da wandte sich der Erhabene an sie, um die Tatenvergeltung bekannt zu machen, und fragte sie nach ihrem Geschick. Der Inhalt steht in den Versen 63 - 74 = 43 - 52, jedoch zwei Verse mehr (64 und 72), die aber wiederum identisch sind:

 

In Giebelhäusern wohnest du,
in gleiche Räume abgeteilt,
gar strahlend leuchtend überall
in alle vier der Richtungen.

(64, in 72 nur "ich" statt "du") 


Bemerkungen:

In Ud VII/9 wird die Geschichte kurz berichtet, daß die Brahmanen die Brunnen verstopften, daß der Buddha Anando bittet und daß dann der Brunnen den Unrat ausstößt. Weder die Frau noch die Wunder werden dort berichtet, dafür aber ein Lehrvers, der in Vv Nr. 8 nicht vorkommt.

 

Am Ende von Vv Nr. 8 sagt der Kommentar, daß die Göttin durch die Belehrung des Buddha den Stromeintritt erreichte. Von den übrigen Dörflern heißt es nur, daß sie Gewinn vom Hören der Lehre hatten. Was aus dem Mörder wurde, wird nicht berichtet. Der Einschub-Vers kommt in manchen Ausgaben auch Vv Nr. 6 vor (so bei Horner, die ihn in Vv Nr.8 dafür ausläßt. 64 c - d = Pv 429 a - b; Vv 64 a - b = Pv 427 c - d) 


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