67
Es sind jetzt fünfundzwanzig Jahre,
daß ich hinausgezogen bin,
und nicht ein Fingerschnalzen lang
erfuhr des Herzens Ruhe ich.
68
Erreichte nicht des Herzens Stille,
von Lustreiz war ich überflutet, -
mit ausgestreckten Armen klagend,
ging in das Kloster ich hinein.
69
Da traf ich eine Bhikkhunī,
der ich mich anvertrauen konnte, -
und sie wies mir den Dhammo auf:
die Gruppen, Sinnenreiche, Elemente.
70
Als ihre Lehre ich gehört,
ging ich an ihre Seite hin:
den alten Aufenthalt ich weiß,
das Himmelsauge ist geklärt.
71
Rundum-Erkenntnis hab ich nun,
der Hörbereich ist auch geklärt, -
die hohen Kräfte sind verwirklicht,
erlangt hab ich das Einfluß-Ende:
sechs tiefe Wissen sind verwirklicht,
getan des Buddho Weisung ist.
72
Berauscht von glänzender Gestalt,
von Schönheit und von weitem Ruhm,
von meiner Jugend hochgetragen,
verachtete die andern ich.
73
Ich schmückte diesen Körper aus,
gekleidet bunt, ich töricht murmelte:
stand vor des Freudenhauses Tür,
warf wie ein Jäger Schlingen aus.
74
Ich zeigte meinen Flitterschmuck,
ließ reichlich das Verborg’ne sehn,
rief Täuschung vielfach nur hervor,
verlachte noch das Männervolk.
75
Heut’ geh ich hin um Almosen,
bin kahl, von Robe nur bedeckt,
ich sitze unter Baumeswurzel,
erfahre Freisein von Gedanken.
76
Die Joche abgeschnitten alle,
die himmlischen und menschlichen, -
verworfen alle Einflüsse:
bin kühl geworden, bin erloschen.
77
Nicht bis zum Grund hab ich gedacht,
war nur von Sinnenreiz geplagt, -
war früher voller Unruh’ nur,
im Herzen kraftlos übte ich.
78
War eingebunden nur in Flecken,
bedachte stets das Ziel des Glücks
und fand nicht Ebenmaß des Herzens,
das unterm Lustreiz-Einfluß stand.
79
Ganz hager, blaß und ohne Farbe
zog sieben Jahre ich umher, -
und nicht bei Tage, nicht bei Nacht
fand ich das Glück in meiner Qual.
80
So nahm ich dann das feste Seil,
ging in den tiefen Wald hinein:
das Beste, ich erhäng’ mich hier,
mag nicht zurück mehr in die Welt.
81
Schon war die Schlinge fest geknüpft,
gebunden an den Ast des Baums:
ich zog die Schlinge zu am Hals -
da wurde ich im Herzen frei.
82
Den kranken, unreinen und faulen,
sieh, Nandā, diesen Körperhaufen!
Durch Unschönes das Herz entfalte,
das einspitzige, gut gesammelte!
83
Wie dieses ist, so ist auch jenes,
wie jenes ist, so ist auch dieses, -
entsendet schlechten Faulgeruch,
von Toren einzig nur begrüßt.
84
So ich nun diesen mir betrachte,
bei Tag und Nachtvoll Eifer stets, -
und durch die eigne Weisheit dann
den ganzen Überdruß ich sehe.
85
Und als ich ohne Lässigkeit
bis auf den Grund erforschte ihn,
so wie der Körper wirklich ist,
sah ich von innen und von außen.
86
Da fand ich Überdruß am Körper,
und innen wurde ich entreizt:
nicht lässig und nun ganz entjocht,
bin still ich jetzt, bin ich erloschen.
87
Das Feuer und auch Mond und Sonne,
und auch die Gottheit ich verehrte, -
ging an die Furt so mancher Flüsse,
stieg in das Wasser auch hinein.
88
Ich nahm sehr viele Regeln an,
den halben Kopf ich schor mir kahl,
und auf der Erde war mein Lager,
ein Nachtmahl nahm ich niemals ein.
89
Ich war an Schmuck und Putz erfreut,
mit Baden und mit feinen Ölen
bediente diesen Körper ich,
von Sinnenlustreiz war geplagt.
90
Als ich Vertrauen dann gewann,
zog ich in die Hauslosigkeit, -
ich sah den Körper, wie er ist:
der Sinnenlustreiz war entfernt.
91
All Werden ist nun abgeschnitten,
die Wünsche und Verlangen auch, -
von allen Jochen bin ich frei:
die Stille fand im Innern ich.
War aus Vertrauen ausgezogen
vom Haus in die Hauslosigkeit, -
ich wanderte von hier nach dort,
voll Eifer nach Gewinn und Ehre.
93
Gab auf das allerhöchste Ziel,
dem nied’ren Ziel ich folgte nur, -
kam in der Triebe Machtbereich,
Asketenziel erkannt’ ich nicht.
Da wurde ich ergriffen tief,
als ich in meiner Zelle saß:
bin auf den Abweg schon geraten,
des Durstes Macht mich überkam.
95
Nur kurz noch bleibt das Leben mir,
Alter und Krankheit es zerreiben, -
bevor der Körper wird zerbrochen,
nicht bleibt mir Zeit zum Lässigsein.
96
So sah ich an die Wirklichkeit,
der Khandhas Auf-und Untergang:
mit freiem Herzenstand ich auf,
getan des Buddho Weisung ist.
97
In meinem Hause lebte ich, -
die Lehre hört’ ich eines Bhikkhus:
ich sah die fleckenlose Lehre,
Nibbānapfad, den ewigen.
98
Ich ließ den Sohn und auch die Tochter,
das Geld und Schätze gab ich auf, -
die Haare ließ ich schneiden ab,
zog fort in die Hauslosigkeit.
99
Da übte ich die Stille dann,
entfaltete den graden Weg,
gab auf die Gier und auch den Haß
und all die schlechten Einflüsse.
100
War Bhikkhunī geworden nun,
erinnert’ mich an Vorgeburt, -
das Himmelsauge war geklärt,
von Flecken frei und gut entfaltet.
Sankhāras sah als fremd ich an,
bedingt entstanden zum Verfall:
entzog mich allen Einflußmächten,
bin kühl geworden, bin erloschen.
102
Zehn Kinder habe ich geboren
aus diesem Körperhaufen hier, -
bin drüber alt und schwach geworden,
als ich zu einer Nonne ging.
103
Sie zeigte mir die Lehre auf:
die Khandhas, Sinnenreiche, Elemente.-
Und als die Lehre ich gehört,
schnitt ich die Haare ab, zog fort.
104
Und mir, die ich nun innig übte,
das Himmelsaugeklärte sich:
ich weiß nun alten Aufenthalt,
wo ich zuvor habe gelebt.
105
Das Zeichenlose ich entfalte,
auf Eins gerichtet, gut gesammelt, -
im Augenblick war ich befreit,
ganz ohne Haften, schon erloschen.
106
Fünf Khandhas sind rundum erkannt,
sie stehen nun entwurzelt da, -
hab festen Grund, bin frei von Wünschen:
nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.
107
Ganz ohne Haare, staubbekrustet,
mit einem Tuch ich lebte früher.
Im Fehlerlosen sah ich Fehler,
im Fehler aber Fehlerloses.
108
Ging aus der Mittagsstille fort
zum Gipfel auf den Geierberg, -
ich sah den Buddho, fleckenfrei,
vor seiner ganzen Bhikkhuschar.
109
Ich sank aufs Knie und ehrte ihn,
vor seinen Augen gab den Handgruß.
„Komm, Bhaddā!“ sagte er da nur.
Das war schon meine Aufnahme.
110
In Angabin gewandert, Magadhā,
in Vajjī, Kāsī und in Kosalā, -
schuldlos durch fünfzig Jahre hin
genoß des Reichs Almosen ich.
111
Verdienst erzeugte er wohl viel,
der wirklich weise Laienmann,
der Baddhā eine Robe gab,
die ganz befreit von allen Fesseln.
112
Mit Pflügen pflügen sie das Feld,
sie säen Samen in die Erde,
ernähren Frauen und die Kinder,
zu Reichtum finden so die Männer.
113
Und ich, mit Tugend ausgestattet,
des Lehrers Weisung folgend nur,
erreiche das Nibbāna nicht,
das niemals Träge, Unruhvolle?
114
Da wusch ich meine Füße mir,
am Wasser wurde es mir klar:
den Weg des Wassers sah ich da,
wie es vom Hoch zum Nieder kam:
ich rief das Herz zur Sammlung auf,
wollt’ es wie gutes Pferd erkennen.
115
Als eine Lampe ich genommen,
ging ich ins Kloster dann zurück,
sah mir das Lager achtsam an
und setzte mich dann auf das Bett.
116
Dann nahm die Pinne ich heraus
und zog den Docht nach unten sacht:
und beim Nibbāna meiner Lampe
da wurde frei ich im Gemüt.
117
„Die Keule haben sie ergriffen
und mahlen dann das Korn, die Männer,
ernähren Frauen und die Kinder,
zu Reichtum finden so die Männer.
118
Erfüllt die Buddha-Weisung nur,
nach der es niemals Reue gibt!
Ganz schnell wascht euch die Füße ab
und setzt euch dann zur Seite hin!
An Herzensfrieden angejocht,
erfüllt die Buddha-Weisung nur!“
119
Als sie dies Wort nun angehört,
der Patācārā Weisung so,
da wuschen sie die Füße sich
und setzten sich zur Seite hin.
An Herzensfrieden angejocht,
erfüllten sie die Buddhaweisung.
120
Zur ersten Wache in der Nacht
der Vorgeburt gedachten sie, -
zur Mittelwache in der Nacht
das Himmelsauge klärten sie, -
zur letzten Wache in der Nacht
die Dunkelmasse sprengten sie.
221
Und aufgestanden grüßten sie
„Erfüllt ist deine Weisung nun!
Wie Indra seinen dreißig Göttern
- im Kampfe niemals je besiegt -
wirst du uns Vorbild immer bleiben, -
dreiwissend sind wir, einflußfrei.“
122
Auf schlechtem Weg ich früher war,
war Witwe und war kinderlos,
war ohne Freunde und Verwandte,
ein Mahl und Kleid bekam ich kaum.
123
Die Schale nahm ich und den Stock
und bettelte von Stamm zu Stamm, -
ließ mich von Kälte-Hitze quälen,
zog sieben Jahre so umher.
124
Als ich die Bhikkhunī sah wieder,
wie leicht sie Speis und Trank bekam,
ging zu ihr und sprach ein Wort:
„Ich zog in die Hauslosigkeit.“
125
Und in dem Mitgefühl mit mir,
nahm Patācārā mich dann auf, -
und als sie dadurch mich ermuntert,
sie zog mich hin zu höchstem Ziel.
126
Als ihre Rede ich gehört,
ich folgte ihrer Weisung nur, -
umsonst war nicht der Schwester Mahnung:
dreiwissend bin ich, einflußfrei.