Therigāthā (Vers 19-38)
Lieder der Nonnen (Übersetzt von KE Neumann)
Zweier-Bruchstück - Dukanipāto
Nandā (I)
(Nandā spricht zu sich)
- 19
- Den siechen, vollen, faulen Leib,
- Sieh', Nandā, dir den Körper an:
- Im Schauder schaffe heil das Herz,
- Geeinigt innen, fest gefügt.
-
-
- (Vergl. Therag. 394 und 1225)
20
Was nirgend reizt erringe du,
Den Eigendünkel, reiß' ihn aus:
Und bist du tapfer, bist du rein,
So gehst du kühl, erloschen hin.
(= Therag.1226)
Jentī
- 21
- Die sieben Fährten (bojjhanga),
- fein gebahnt,
- Geleise zur Erlöschung lind,
- Gewandelt bin ich alle durch,
- So wie's der Herr gewiesen hat.
- 22
- Den Meister hab' ich jetzt gemerkt!
- Das letzte Dasein leb' ich nun,
- Zunichte geht die Wandelwelt,
- Und nimmer gibt es Wiedersein.
-
- (Vergl. Therag. 67 und 339)
Sumuttikā
(Sumuttikā redet sich selbst an)
- 23
- Du Freie, ledig abgelöst,
- Vom Frone bist du froh befreit! -:
- Ein Bube ließ mich buhlen gehn
- Um Geld für ihn, die arme Magd.
- 24
- Nun hab' ich Geifer, habe Gier
- Vergessen gänzlich überall:
- Im Schatten sitz' ich, baumbeschirmt,
- Und sinne «Selig was ich bin!»
Addhakāmī
- 25
- Bis nach Benares viel genannt
- Vergab um Gold ich feile Gunst;
- Ein Kaufmann warb um Schätze mich,
- Als Schatz unschätzbar galt ich ihm.
- 26
- Und Ekel fühlt' ich, schön zu sein,
- Voll Überdruß entsagt' ich da:
- «O, daß ich nimmer wieder doch
- Geboren würde neu und neu!» -
- Drei Wissen hab' ich hell erwirkt,
- Erfunden was der Herr befiehlt.
(Vergl. Therag.24, 66, 108, 117, 220)
Cittā
- 27
- Und bin ich gleich ein zartes Weib,
- Gebrechlich, elend, schwach gebaut:
- Am Pilgerstabe geh' ich hin,
- Zum Bergesgipfel steig' ich heut!
- 28
- Der Mantel, der ist abgestreift,
- Der Bettelnapf darauf gestülpt:
- Geklommen bin ich klar empor
- Aus Nebelnacht, gedrungen durch.
Mettikā
- 29
- Und bin ich elend, bin ich alt,
- Ein schwaches Weib nur, krank
- Mit dieser Krücke will ich gehn,
- Zum Bergesgipfel pilgern dort!
- 30
- Den Mantel hab' ich abgelegt,
- Den Bettelnapf gelassen bei:
- Am jähen Joche sitz' ich so,
- Und mein Gemüt, es löst sich ab-
- Drei Wissen sind erfunden hier,
- Erfüllt ist was der Herr befiehlt.
Mittā (II)
- 31
- Bei Vollmond, beim erneuten Mond,
- Bei jedem Viertel jedesmal,
- Den Priestern folgend, wohl erprobt
- An Opfergaben achtmal gut (*),
- Beging ich da den Feiertag,
- Begehrte Himmel, Götterhuld.
(*) Die acht gebräuchlichen Opfergaben sind: Wasser, süße Milch,
Grasdolden, saure Milch, Butteröl, Reiskörner, Gerstenkörner, Senfkörner.
-
32
- Mit Bettelbissen heute satt,
- Geschoren kahl, gekleidet fahl,
- Begehr' ich nimmer Götterhuld,
- Genesen heil von Herzenot.
Abhayās Mutter
- 33
- «Von unten bis zum Scheitel auf
- Und wieder bis zur Sohle dann
- Betrachte, traun, den lieben Leib,
- Den faul gestopften, voll Gestank!»
(Vergl. v. 19, Therag. 394)
- 34
- In solchem Anblick, solcher Sicht
- Vergangen ist mir alle Gier:
- Die Brunst war eilig ausgebrannt;
- Erloschen bin ich, bin erlöst.
Abhayā
- 35
- «Gedenke, daß der Körper bricht,
- Woran der Mensch vermessen hängt»:
- Geduldig leb' ich ab den Leib,
- Gewitzigt weise, klar bewußt.
(Vergl. Therag. 20, 1002)
- 36
- Von arger Unbill, vieler Pein
- Befreit im Kampfe, fröhlich kühn,
- Das Hangen hab' ich mir entwöhnt,
- Geschaffen was der Meister schafft.
Sāmā (I)
- 37
- Zum vierten Male, fünften Mal
- Ging aus der Klause weit ich weg,
- Unmut im Busen, ungeeint,
- Ohnmächtig elend im Gemüt!
- Am achten Abend, endlich, ach,
- Da war mein Wähnen ausgewähnt.
(Vergl. v. 41)
- 38
- Von arger Unbill, vieler Pein
- Befreit im Kampfe, fröhlich kühn,
- Das Hangen hab' ich mir entwöhnt,
- Geschaffen was der Meister schafft.