Theragāthā und Therīgāthā

Die Lieder der Mönche und Nonnen

Aus dem Pāli übersetzt von Ekkehard Saß

Konstanz 2000
Universität Konstanz
Fachbereich Geschichte und Soziologie
Forschungsprojekt „Buddhistischer Modernismus“
Forschungsbericht 17
Herausgeber: Prof. i.R. Dr. D. Kantowsky
Fach D 38, D 78457 Konstanz

E-Mail: Detlef.Kantowsky@uni-konstanz.de

Als elektronische Publikation erschienen im Konstanzer Online-Publikations-System (KOPS) - http://www.ub.uni-konstanz.de/kops/volltexte/2000/571

Eine Auswahl von rund fünfhundert Versen der Nonnen und Mönche mit ausführlichen Kommentaren und Erläuterungen zum Text erscheint im Frühjahr 2001 in der „Schriftenreihe“ der Deutschen Buddhistischen Union. Bestellungen über den Buchhandel oder direkt bei: Deutsche Buddhistische Union, Amalienstrasse 71, D 80799 München. Telefon: 089/280104, Fax: 281053, email: dbu@dharma.de

[Auf stillem Pfad - Lieder von Mönchen und Nonnen des Buddho, Eine Auswahl aus den Theragāthā und Therīgāthā des Pālikanon; 220 Seiten DIN A5; ISBN 3-9804620-3-X; 19,00 €]

Copyright: Ekkehard Saß, 2000
Herstellung: Universität Konstanz

Fachbereich Soziologie und Geschichte Forschungsprojekt „Buddhistischer Modernismus“

[Die Zweitveröffentlichung auf dieser Webseite erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Herausgebers. Neu eingefügt wurde die Rezension von E. Thriemer.]

Inhaltsverzeichnis [Seitenzahlen im Original]

Vorwort
Einleitung 7
Theragāthā 23
Therīgāthā 203

REZENSION VON EDGAR THRIEMER

Mehr als hundert Jahre nach dem dichterisch einfühlsamen Wurf von Karl Eugen Neumann erscheint eine zweite deutsche Übersetzung aus dem Pāli, die versucht eine möglichst genaue Entsprechung des Originals in Wort und Satzbau zu vermitteln.

Neben den Reden des Gotama Buddhas, die seine erhabene Lehre in unerschöpflicher Weise ausbreitet, bewahrt der Pāli-Kanon auch eine Sammlung von Dichtungen der ersten Jünger und Jüngerinnen des Meisters, Thera- und Therīgāthā, die man als das Buch von der Nachfolge Buddhas bezeichnen darf. Im Leben und in den Taten haben die Lehren hier Ausdruck gefunden.

Wir haben 263 namentlich genannte Mönche vor uns mit ihren 1279 Gāthās und 72 Nonnen mit ihren 520 Versen. Im vorliegenden Buch finden wir eine Auswahl von ca. 500 Versen der Nonnen und Mönche. Die Schönheit und Klarheit vieler Gedanken und Gleichnisse kann uns heute noch stark berühren. Klaus Mylius schreibt darum mit Recht in seiner zusammenfassenden Darstellung der frühbuddhistischen Literatur: „In diesen beiden Sammlungen (Theragāthā und Therīgāthā) hat die religiöse Lyrikihre höchste Entfaltung im Rahmen des Pāli-Kanons erlangt“.

Welche Themen behandeln nun die Verse?

Es ist die „Lehre der Alten“, das Lob der Einsamkeit, die innere Schulung und Vertiefung, die absolute Genügsamkeit, den Gleichmut, das innere Wohl des Ungebundenseins, das aufmerksame Betrachten der Vergänglichkeit. Die hohe Qualität der Naturbeschreibungen wird den Leser begeistern. Die Probleme des Mönchslebens kommen zur Sprache, der Kampf mit den Triebkräften, extreme asketische Selbstquälereien, die vom Buddha als nicht hilfreich selbst erfahren und abgelehnt wurden. Das Aufbrechen des Kastenwesens durch den Buddha wirdvermittelt, der Wert des „guten Freundes“.

Über die „erstaunlichen Nonnenlieder“ zitiert Ekkehard Sass aus einem Brief von Detlef Kantowsky: „Die Therīgāthā scheinen mir viel authentischer zu sein als die Lieder der Mönche. Es sind Geschichten zu ganz konkreten Heilungskarrieren“. Es sind echte Bekenntnisse, Schicksale treten hervor in einer besonderen Offenheit, wie der Verlust von Kindern oder des geliebten Mannes, das Elend des Leibes und des Alters, persönliche Tragödien. Ein starkes weibliches Selbstbewusstsein taucht auf und damit ein Modell für den Befreiungskampf der Frau.

Beide Sammlungen sind Berichte von Erfahrungen und vermitteln daher eine große Lebendigkeit und Realität, weshalb sie auch heute noch aktuell und hilfreich sein können. Für professionelle Buddhologen galten die Lieder schon immer als eine Fundgrube für die Forschungen zu den sozialen Verhältnissen in Indien zur Zeit Buddhas. Neuerdings besteht ein aktuelles Interesse der „feminist movement“ an den Texten. Die Verse sind aber vor allem sehr bewegende Zeugnisse über spirituelle Erfahrungen auf dem Weg der Befreiung, über Zweifel und Kämpfe, über Einsicht, Glück und Frieden.

Im Vorwort des Herausgebers der Karl Eugen Neumann’schen Übersetzung von 1923 ist zu lesen: „Sollten nun diese Lieder, die lebendigen Zeugen einer großen Vergangenheit, diese Herzensergüsse der ersten Buddhisten, heute nur mehr Literatur, als schöne Dichtungen genossen werden oder sollte es jetzt nicht wieder manche geben, denen das Meisterwort Anlass zur Besinnung und zur ernsten Arbeit an sich selber wird?“

Ekkehard Sass gibt in sehr eindringlicher Weise Antwort auf diese Frage. In seiner umfassenden Einleitung lässt er uns spüren, wie diese Übertragung für ihn ein Stück Lebensgeschichte wurde, wie die Sogwirkung dieser Texte für ihn zum Weg wurde, wie der tägliche liebevolle Umgang mit der Pālisprache zur Meditation wurde, wie er versuchte die sprachliche Genauigkeit zu ergründen und in der rhythmischen Sprache zu bleiben. Wie er aber auch nach jahrelangen Übungen an Grenzen stieß, die zu kritischen Überlegungen führten. An der „Härte der Realität“ bricht so manches hohe Ideal fast komisch zusammen und der ganze „Nimbus der Erhabenheit“ löst sich wie Nebel in der Sonne auf."

Auch Ekkehard Sass reklamiert für sich wie einst Karl Eugen Neumann „liebevolle Behandlung, Aufmerksamkeit und Fleiß bei jedem Vers.” Er ließ sich immerhin sechs Jahre Zeit für die sorgfältige Übertragung. .Befasste sich täglich nur mit einem Vers. Karl Eugen Neumann ging wie ein Komponist mit den Versen um, suchte eine „deutsche Komposition“. Ekkehard Sass versucht eine möglichst „originalnahe Anschmiegung“. Das Pāli sollte durch klingen. Textvergleiche mit den Versen von Karl Eugen Neumann machen den Unterschied deutlich. Ekkehard Sass bemerkt, dass alles christlich belastete Sprachgut in seiner Übertragung nichts zu suchen hat. Ein Wort wie „Sünde“ etwa gibt es im Pāli gar nicht. Seine Aufforderung sich mit dem Pālideutsch allmählich zu befreunden, fällt leicht. Dass hier eine sprachlich zeitgemäße und korrekte Übertragung vorliegt, ist offensichtlich. Ob Karl Eugen Neumann auch heute noch als unantastbar gilt, weil er „so genial war, dass er nicht mehr zu übertreffen ist“, muss nach 100 Jahren zu Recht in Frage gestellt werden.

Hier liegt nun eine großartige Übersetzung vor, von jemandem der weiß, worum es geht. Möge diese Übertragung der Lieder durch Ekkehard Sass vielen Menschen auf ihrem „Stillen Pfad“ hilfreich sein. Ein Glossar mit ausführlichen Erklärungen buddhistischer Kernbegriffe aus moderner Sicht und Anmerkungen zu den Versen werden gerade Neulingen auf dem Buddhaweg großen Nutzen bringen.

Edgar Thriemer.
(28.Feb.2003)

VORWORT

Die Thera- und Therī-Gāthā, die „Lieder“ besonders befähigter Mönche und Nonnen, gehören als achtes bzw. neuntes Stück des Khuddakanikāya zum klassischen Pāli-Kanon. Sie wurden von H. Oldenberg und R. Pischel für die Pali Text Society ediert (London 1883) und liegen in der neubearbeiteten 2. Auflage von K.R. Norman und L. Alsdorf seit 1966/71 vor.

Als „Lieder der Mönche und Nonnen“ wurden sie erstmals von K.E. Neumann in eine westliche Sprache übersetzt (1899, 2. Auflage1923). Dieser Übertragung ins Deutsche folgte 1910/13 eine englische Übersetzung von C.A.P. Rhys Davids (2. Auflage 1937).

Mehr als hundert Jahre nach dem grossen, dichterisch-einfühlsamen Wurf von Karl Eugen Neumann erscheint also jetzt im Medium moderner Datenerfassung und -verbreitung eine zweite deutsche Übersetzung aus dem Pali, die versucht, eine möglichst genaue Entsprechung des Originals in Wort und Satzbau zu vermitteln.

Zur besonderen Bedeutung der Texte für das Verständnis der ursprünglichen Lehre des Buddha hier die Einschätzung von Klaus Mylius in seiner „Geschichte der altindischen Literatur“(Berlin 1988):

Über beiden Sammlungen könnte der Leitsatz stehen:

„Frei von Wünschen leben wir ohne Hoffnung und Furcht!“ Diese Tendenz haben natürlich Theragāthā und Therīgāthā mit anderen buddhistischen Texten gemeinsam. Was diese beiden Sammlungen dagegen unverkennbar heraushebt, sind die Berichte über die persönlichen Erfahrungen, die hier vorgelegt werden. Die Texte erhalten dadurch zum großen Teil die Note des Lebendigen und in gewissem Sinne Realen. Dadurch und durch die streckenweise sehr schöne Lyrik haben beide Sammlungen für den Buddhologen großen Wert. (S. 311)

Was die „Lieder“ aber darüber hinaus so aufschlussreich macht, sind die ganz unterschiedlichen Inhalte und der jeweils besondere Darstellungsstil der Mönche bzw. Nonnen. Dazu noch einmal Klaus Mylius:

Die Therīgāthā möchte man, insgesamt gesehen, doch noch höher bewerten. Es ist zunächst klarzustellen, dass hier tatsächlich Frauen als Autoren gewirkt haben - ein Faktum, das früher in Anbetracht der Abneigung des Buddhas gegenüber Frauen und weiblichen Aktivitäten bezweifelt worden ist. Freilich ist nicht sicher, ob wirklich alle Therīgāthā von Frauen herrühren, doch sollte diese offene Frage das Gesamtbild nicht beeinträchtigen. Zwischen Theragāthā und Therīgāthā bestehen sowohl inhaltlich als auch in der Ausführung bestimmte Unterschiede. Die Naturbeschreibungen treten in den Therīgāthā zurück, dafür berühren die Erzählungen der Nonnen in stärkerem Maße das reale Leben. Oft sind es - und das sicherlich in Wahrheit -persönliche Tragödien, die eine Frau dazu bestimmt haben, das Familienleben aufzugeben und eine Anhängerin des Erhabenen zu werden. Als häufigste Ursache wird der Verlust eines geliebten Kindes genannt, nach welchem die ihres Lieblings beraubte Mutter Trost und Zuflucht zu Füßendes Buddha gesucht hat. Voll greller Kontraste sind die Berichte ehemaliger Prostituierter über ihre frühere Lebensführung und den Seelenfrieden, den sie nunmehr als Nonnen genießen. ....

Neben diesen Motiven offenbaren sich jedoch gelegentlich auch andere, die gewiß nicht weniger real gewesen sind. In Nr. 11 gibt nämlich eine Nonne unverhohlen ihrer Freude darüber Ausdruck, daß sie durch ihre Mitgliedschaft im Buddha-Orden sowohl vom mühseligen Reisdreschen als auch von ihrem ungeliebten Ehemann befreit worden ist. Das war gewiss kein Einzelfall, und es gibt allerlei Hinweise der zeitgenössischen Quellen, daß der Sangha nicht ausschließlich aus edlen Motiven aufgesucht wurde. Es versteht sich also, dass die Therīgāthā eine außerordentlich wertvolle Fundgrube für Forschungen über die soziale Stellung der Frau im alten Indien darstellen. (S. 312/13)

Bei dieser buddhologischen Einschätzung der „Lieder“ als sozialhistorischer Fundgrube zur sozialen Stellung der Frauen im alten Indien ist es nicht geblieben. Im Zuge der Emanzipation spirituell motivierter Frauen von männlich geprägten Lehr- und Lebensformen beobachten wir heute eine engagierte Auseinandersetzung mit diesen kanonischen Texten. Kathryn R. Blackstone hat im einleitenden Kapitel ihres Buches über „Women in the Footsteps of the Buddha“ (Curzon Press, 1998) die jüngste Diskussion referiert und fasst den besonderen Stellenwert gerade der „Therīgāthā“für die Frauen-Bewegung so zusammen (S. 11):

The Therīgāthā bears witnessto the claim of feminist scholars that women have a history of independent thought and action. Though the text is far from a feminist rebellion against sex discrimination, it does relate the experiences and perceptions of a group of female renunciants who engaged in an alternate lifestyle that liberated’ them to some extent from the gender expectations of their social world. In this way, the Therīgāthā provides us all, Buddhists and feminists alike, with a model of women’s persistent and effective struggle for liberation.

Noch wichtiger aber mag für Leserinnen und Leser der folgenden Neuübersetzung das Ergebnis der detaillierten Textvergleiche der Mönchs- und Nonnen-Lieder und der Themenauszählungen sein. Kathryn Blackstone fasstdazu wie folgt zusammen:

The personalization of the Therīgāthā and the abstraction of the Theragāthā indicate that the authors understand central features of Buddhist doctrine differently. The therīs contemplate the doctrine of impermanence by reflecting upon their own life histories, their own experiences of relationships transforming, and their own bodies aging. They see the delusory perception of permanence and stability as it has been experienced in their own lives. They overcome the delusion by reflecting upon their own experiences. The theras also know the delusion of permanence to be the main obstacle to their quest forliberation, but they contemplate the impermanence of others. They do not reflect an their own experience, but rather concentrate an the environment around them, abstracting impermanence from themselves.

Thus we see that although both must overcome a false perception, their methods of doing so differ. Thetherīs internalize the obstacles and must combat them in their own psyches. The theras externalize the obstacles and conquer them by isolating themselves awayfrom them.(S. 110/11).

Persönliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Erleben und der selbst erfahrenen Wirklichkeit auf der einen, abstrakte Generalisierungen von Lehrmeinungen und die Projektion eigener Betroffenheiten auf die Aussenwelt auf der anderen Seite- gerade deswegen bin ich froh, daß ich Ekkehard Saß nicht lange bitten musste, auch die so ungleich anschaulicheren Schilderungen der Nonnen neu zuübersetzen: Möge seine Arbeit vielen Menschen hilfreich sein!

Bodman, im Herbst 2000 Detlef Kantowsky

EINLEITUNG

Über zwanzig Jahre ist es her, seit ich zum ersten mal diesen „Liedern“ begegnet bin, die den frühen Mönchen und Nonnen des Buddho zugeschrieben werden. Im Zuge meiner „Gier“ nach allem, was mit Buddhismus zu tun hatte, waren es vor allem die drei großen Bände der Übertragungen aus dem Pāli-Kanon von Karl Eugen Neumann, die mich nach der Umschau in allen buddhistischen Schulen in ihren Bann zogen. Es war schon fast beängstigend, wie ich der Sogwirkung dieser Texte erlag, wie sie mich sozusagen mit Haut und Haar verschlingen wollten, wie sie mich dazu brachten, eigene Schritte auf einem Weg zu tun, der mich mit jedem Schritt leidfreier zu machen versprach.

Der dritte Neumann-Band mit den vier wichtigsten Verssammlungen aus dem „gemischten“ Korb des Pāli-Kanons schien noch einmal die „Lehre der Alten“ in verdichteter Form zu enthalten und sie aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln zu vermitteln. Die erdrückende Fülle mit ihren beschwörenden Wiederholungen störte mich damals nicht. Ich las und las und staunte und staunte und fragte und fragte, - und fand immer wieder einzelne prägnant formulierte Gedanken, denen ich begeistert zustimmen, die ich länger betrachten konnte.

Etwas seltsam Endgültiges ging von diesen Texten aus. Es konnte einem zuweilen angst und bange werden vor so viel Entsagung und Weltflucht, die einzig zum höchsten Glück führen sollten. Doch ließ ich mir meine lebenslange Zustimmung zu einem Friedensweg nicht durch asketische Übertreibungen verderben. Überhaupt verlief meine ganze Annäherung an die „Lehre des Buddho“ ganz fern von allen traditionellen Bindungen auf individuellem, autodidaktischem Wege. Der abendländische Humanismus, nicht das Christentum, blieb mein Nährboden. Aus der „Lehre des Buddho“ nahm ich mir immer nur das heraus, was mir von Nutzen sein konnte, was mich noch glücklicher machen konnte, als ich vielleicht schon war. Niemals war Resignation meine Triebfeder.

Einer seltsamen „Lyrik“ begegnete ich da. Sie bewegte sich von einem einfachen Vierzeiler allmählich zu immer höheren Vers-Türmen - und dabei verkündeten sie doch allemal schon zum Ende gekommen zu sein, zum endgültigen Frieden, zum Verlöschen aller Lebenstriebe. Nur wenige Namen, die als „Verfasser“ genannt wurden, waren mir vertraut, wie die der großen Nachfolger aus den Sutten: Sāriputto, Anando, Moggallāno, Revato und wie sie alle heißen. Manche Verse waren mir aus der Lektüre schon bekannt, andere wiederholten sich auffallend oft unter verschiedenen Namen, als wären da bestimmte Texte wie in das Gehirn eingeprägt worden, quasi eingestempelt. Der „wache Meister“ war immer gegenwärtig und um das Ausführen seiner Anweisungen ging es. Man vertraute ihm blind. Und man entwickelte einen durchaus praktischen Sinn für die Übungen, die zu tun er empfahl. Daß auf diesem Weg alles anders verlief als üblich, das gerade gefiel mir. Die Armut an persönlichen Bekenntnissen vergaß ich über der sich wiederholenden Botschaft der Stille. Vor allem war es das Lob der Einsamkeit und Zurückgezogenheit, das mich begeisterte, denn ich suchte sie selbst, als ich auf die Fünfzig zuging und sie intensiv zuerforschen begann.

In kleinen Dosen zog ich mir einzelne Zeilen aus den Sammlungen heraus, manchmal nur ein einziges Wort, und begann, es in mein Leben hineinzunehmen, ihm sozusagen Odem einzublasen.

Die „Experimente“ mit dem Dhammo, der „Lehre“, begannen. Sie sollten Einfluß auf mein Leben nehmen, es behutsam ein wenig weiter umformen, vor allem es friedvoller, gelassener, noch toleranter machen. Ich nahm die Ideale auf, die ich in meiner Jugend schon als Ziele gesehen und verfolgt hatte, verlieh ihnen noch eine größere Verbindlichkeit. Die „Überprüfung meiner Friedfertigkeit“ begann.

Was sich also vor zwanzig Jahren schon stark einprägte und einen gewissen Vorsatzcharakter erhielt, waren etwa einzelne Zeilen und Gedanken aus Neumanns Übertragungen der „Lieder“:

Herr Gotamo, der gänzlich durch die Dinge sieht. –
Von Kummer spürt er keine Spur. –
Geborgen bin ich, einsam, ungesellt. –
Ein rechtes Wort, ich hab’s gehört. –
Den Tod bedenk ich ohne Angst. –
Allein im Walde leben einsam wir. –
Verweile gern, wo keiner weilt, wo alles jubelt, juble nicht. –
Wie leicht ist, wahrlich, doch mein Leib. –
Kein Dasein hat Beharrlichkeit. –
Der Erbe aller eignenTat. –
Und stoß die Menge mächtig ab. –
Gedenken taugt uns einzig an Vergänglichkeit. –
Ich freue mich des Lebens nicht, ich freue mich des Sterbens nicht. –
O sieh, wie stark die Lehre wirkt. –
Geborgen bin ich, kenne keinen Haß. –
Den besten Lehrer fand ich da, den Lenker, der wie keiner lenkt. –
Auf mich allein sei mein Verlaß. –
Die freien Lüfte sind uns liebste Freunde. –
Das eigne Heil, man soll es sehn. –
Den Dingen forschen nach bis auf den Grund. –
Die reine Mitte hielt ich recht. –
Bin aller Bruder, aller Freund. –
Mit sich in Frieden, selberfroh gefestigt. –
Wehrlos in dieser Waffenwelt. –

Die letzte Zeile machte ich sogar zum Titel einer Rundfunksendung über Wehrdienstverweigerung.

Neumanns Sprache mit ihren zum Teil altertümlichen, ungebräuchlich gewordenen und arg „gewitzigten“ Wendungen nahm ich als historisch bedingt hin. Über manche „Ungereimtheiten“ sah ich hinweg. Die Prägnanz und Schönheit einzelner Sprüche machte alles wieder wett. Über die Nähe oder Ferne zum Original konnte ich damals nichts sagen, da ich des Pāli noch nicht mächtig war. Neumanns eigener Begeisterung über seine Nachdichtungen konnte ich mich nicht entziehen. So schrieb er im Vorwort zu seiner Dhammapada-Übertragung 1892:

„Vorliegende Umdichtung ist eine getreues Abbild des Textes. Trotzdem, oder vielleicht weil sie die ursprünglichen Metra wiedergibt, schließt sie sich dem Original, meist bis auf den Wortlaut, vollständig an, fast einem Gipsabgusse nach einer Antike vergleichbar. Daß sie also in keiner Weise den Urtext ersetzen kann, versteht sich. Jedoch halte ich sie für die erste wirkliche Übersetzung: der Kenner möge urteilen. Das große deutsche Volk aber, dem ich sie widme, möge kommen und sich daran erquicken.“

Erste Zweifel an Neumanns „Gipsabgüssen“ kamen auf, als ich einige Jahre später, 1986, auf die Dhammapada-Übertragung von Paul Dahlke stieß, die Helmut Klar 1969 auf eigene Kosten neu herausbrachte und die glasklaren Erläuterungen von Dahlke neu faßte. Aus dieser Übertragung von 1919 spürte ich sofort eine besondere „Echtheit“. Dahlke scheute sich nicht, auch für uns ungewohnte Wortverbindungen zu benutzen und so gewissermaßen vom Pāli her die deutsche Sprache dynamisierend zu „behandeln“. Das Büchlein wurde für mich zum täglichen Begleiter.

Ein Freund von Helmut Klar schenkte mir wenig später dessen mit Schreibmaschine geschriebene Pālifassung des Dhammapadam, die zugleich Klars Neuordnung der Verse unter anderen Überschriften enthielt. Das war meine erste Begegnung mit der Pālisprache, wenn ich von den unter Buddhisten viel gebrauchten „Fachwörtern“ absehe, die sie gerne im Munde führen.

Als alter Sprachenliebhaber wurde ich nun neugierig auf dieses geheimnisvolle Pāli. Schon 1950 war ich kurz einmal auf Hindustani gestoßen, fing sogar an, die Devanāgari-Schrift zu üben. Das war nun nicht nötig, da es die Pālitexte seit über hundert Jahren in europäischer Umschrift gab. Kurz entschlossen bestellte ich mir Warders Pāli-Einführung in englischer Sprache und fing an, täglich Pāli zu lernen. Zum ersten mal konnte ich nun die so oft gelesenen deutschen Sätze aus den Lehrreden des Pāli schreiben, lesen und sprechen. Das berührte mich schon seltsam tief. Ich staunte, wie leicht mir das Verständnis der Grammatik und Formen fiel. Mein lebenslanges Studium von Sprachen trug nun seine Früchte. Und wie verwandt waren doch die deutsche und die alte indische Sprache (eine ja nur von sehr vielen und nicht die, welche Gotamo sprach).

Mit der Anschaffung des großen Pāli-Englisch-Lexikons von Rhys Davids und William Stede (Ersterscheinung 1921, sieben mal neugedruckt, zuletzt 1986) stand mir ab 1989 nichts mehr im Wege (ich festigte und erweiterte gleich noch mein Englisch dabei).

Der tägliche, liebevolle Umgang mit der Pālisprache wurde ein ganz wesentlicher Teil meiner „Übung“, wurde zur „Meditation“, zum Nachdenken mit bestimmten Folgen. Das ging so weit, daß ich schließlich schon beim Aufschlagen des Lexikons ruhig und besonnen wurde und die Lehrinhalte fast körperlich spürte. Bald flog die Mittlere Sammlung der Lehrreden aus England heran und nun konnte ich mich endlich an der Quelle laben und begann, täglich Pāli zu lesen und erschloß mir mehr und mehr das Original.

Zum Beginn meines Ruhestandes mit 60 Jahren(1992), den ich auf meine Weise ernst nehmen wollte - zur Ruhe kommen, in der Ruhe stehen bleiben -, wünschte ich mir weitere Schriften von der Pāli-Text-Gesellschaft: die Längere Sammlung der Lehrreden und die Verse der Mönche und Nonnen.

Meine Freude an dem immer tieferen Eindringen in das Pāli wuchs mit jedem Tag. Das Erschließen der überlieferten Lehrsätze und Betrachtungen blieb tägliche Übung. Die Merksätze, die ich mir in den vergangenen Jahren in deutscher Sprache aufgeschrieben hatte, konnte ich nun mit dem Original vergleichen und viel besser und tiefer verstehen. Ich spürte bei den mir zugänglichen Übertragungen ins Deutsche leichte Abweichungen, Ungenauigkeiten und sogar gelegentlich „Irrtümer“ auf. Der Wunsch, mich immer mehr nur noch dem Original, der „Quelle“ anzuvertrauen, wurde stärker und stärker.

1992 begann ich dann als tägliche Übung, in einen Kalender jeweils einen kurzen oder längeren Text auf Pāli zu schreiben und darunter die genau entsprechende deutsche Fassung der Wörter, wie sie mir das Lexikon verriet. Dabei fand ich besonders hilfreich die etymologischen Hinweise auf die große indo-germanische Sprachfamilie. Ich stieß auf eine überraschende und unerwartete Verwandtschaft. (Nāsā heißt z.B. die Nase und Nāmam der Name).

Zuerst erschloß ich mir auf diese Weise Texte aus den Sutten, dann mehr und mehr aus den großen Verssammlungen, dem Dhammapadam und den Versen der Mönche und Nonnen. Wenn mir etwas zu einer Zeile oder einem Gedanken oder Gleichnis einfiel, schrieb ich darunter meine eigenen Überlegungen, versuchte, mir selbst klarzumachen, was wohl jeweils gemeint sein könnte, was davon überhaupt übertragbar auf eine reale Situation in meinem Alltag war. So wurde der „tote Geist“, der auf einem Palmblatt und Papier objektiviert worden war, von einem lebenden Geist der Gegenwart aufgegriffen und behandelt.

Karohi dipam attano.

Mache Insel des Selbsts.

Wie sollte darüber nicht auch heute nachgedacht werden können? An diesem Tag und auch immer wieder an neuen, anderen Tagen? Die Tagesereignisse in meinem Leben hielt ich in Stichworten in dem Kalender fest und sah sie, wenn möglich, im Spiegel desjeweiligen Dhammatextes. Zuweilen erschloß ich mir für einen Tag auch nur ein einziges Pāliwort und begann, darüber nachzudenken oder etwas aufzuschreiben. Aniccam, nirodho, nibbānam, sankhāro, indriyam, visallo, santi waren etwa solche Wörter. Und das war für mich durchaus eine Art „Lehr-Ergründung“ als ein wichtiges Hilfsmittel auf dem Wege, als ein „Erwachensglied“.

So erfuhr ich eine große Bereicherung meines Lebens durch die Beschäftigung mit der Pālisprache und den Inhalten des urbuddhistischen Kanons. Ich konnte sehr vieles in mein tägliches Leben hineinnehmen und in der Meditation, dem stillen Sitzen auf meinem Holzklotz, fruchtbar machen.

Der Wunsch, eine eigene größere Übertragung aus dem Pāli ins Deutsche zu versuchen, wurde groß und so wählte ich 1993 dann das Dhammapadam, diese berühmte und vielübersetzte Spruchsammlung als erstes Versuchsobjekt. Die Verse hatten mich nun schon viele Jahre begleitet, und ich hatte das Manuskript von Helmut Klar zur Hand. Die Prägnanz, Kürze und Schlichtheit dieser Vierzeiler regte mein Dichtertalent besonders an.

Im Sinne der „Zeitlosigkeit“ der Lehre wollte ich mir Zeit für diese Arbeit lassen und doch nicht säumen. So zwang ich mich, jeden Tag einen Vers Wort für Wort zu erschließen (ich schrieb mir unter jedes Pāliwort das entsprechende deutsche Wort) und „entschlossen“ zu versuchen, die beste deutsche Version zu finden und sie dann auch so stehen zulassen ohne noch weiter groß zu zweifeln und zu grübeln. Dahlkes Übertragung diente mir dabei als Kontrolle. Ich begann im Februar 1993 und übertrug den letzten Vers (423) am 10.3.1994. Ein ganzer Zettelkasten hatte sich mit Versen gefüllt, die ich dann auch einmal in die Klarsche Abfolge brachte.

Ich war täglich überrascht, wie mühelos sich die deutsche Sprache an das Altindische anschmiegen ließ. Ich brauchte nicht einmal in den Zeilen zu springen und konnte sogar oft die Reihenfolge der Wörter in einer Zeile beibehalten, was mir oft sehr sinnvollerschien. Also übertrug ich etwa statt des „normalen“ Satzes: „Des Buddho Botschaft ist getan“ die Pālireihenfolge wörtlich: „Getan des Buddho Botschaft ist.“ (Mit deutlicher Anfangsbetonung des Vollbrachten). Ich lobte die unglaubliche Geschmeidigkeit der deutschen Sprache und mutete ihr das Äußerste zu. Das Metrum verlangte zwar dann doch gewisse „Opfer“, doch war immer mehr möglich, als ich zunächst vermutete. Vom Leser allerdings wird nun eine gehörige Portion Mitarbeit verlangt, eine gewisse Anstrengung oft, um hinter den Sinn des jeweiligen Verses zu kommen. Viele Verse müssen eigentlich länger bedacht werden, bis ein gewisses AHA erscheint. Das ist auch gut so, denn es handelt sich ja hier im Grunde nicht um lyrische „Dichtkunst“, sondern um ernste Empfehlungen zu einem glücklicheren, leidfreieren Leben. Das, was Hegel „die Anstrengung des Begriffs“ nannte, also der geistige Prozeß, einen Begriff mit immer neuem Leben zu erfüllen, ist hier in hohem Maße verlangt. Vor allem immer wieder bei den unübersetzt gebliebenen Begriffen, von denen wir nie wissen können, ob sie überhaupt im Sinne der alten Inder zu erfassen sind. Es gilt, jede „Begriffsstutzigkeit“ zu überwinden, ein Wort völlig unbefangen und neu auf- und anzunehmen, es von innen her mit neuem Leben zu erfüllen, auch jeweils aus der eigenen Lebenserfahrung heraus. Dazu ist das Pāli in hohem Grade prädestiniert, ist es doch eine dynamische, kausative Sprache, mit der sich leicht festgehämmerte Denkbarrieren niederreißen lassen.

Daß meine Übertragung nun schon die 13. deutsche Version geworden war, störte mich in keiner Weise. In englischer Sprache sollen weltweit 70 Übertragungen des Dhammapadam zu finden sein. Und fast gleichzeitig mit mir saß schon wieder ein Liebhaber dieser Verssammlung an einer Prosaübertragung aus dem Englischen, ohne eigene Pālikenntnisse, - und fand sogar einen Verleger.

Weil mir alles so gut von der Hand gegangen war, suchte ich nach einem neuen Objekt für meine Übertragungskünste. Mit meinem Pāli-Original in der Hand hatte ich schon öfter in Neumanns Übertragung der Mönchs- und Nonnenverse hineingesehen, neugierig, wie „genau“ er eigentlich übertragen hatte. Und gleich ging das große Verwundern los über die Nähe und Ferne zum Original, über den großen Sprachverlust, der oft eintrat. Ja, gelegentlich meinte ich, reine Phantasie vor mir zu haben.

Besonders „schöne“ Verse versuchte ich schon einmal in eine genauere Fassung zu bringen. Tauschte einzelne Wörter aus: das „Nichtirgendetwas“ schien mir mehr auszusagen als das „Von Kummer frei“. „Befreit“ mehr als „heilig“. „Vertrauend“ mehr als „fromm“.

Ich sah mir die Bedeutung der Namen an, die über den Versen standen und erkannte, daß sie oft eine Art Überschrift oder Inhaltsangabe für die folgenden Verse waren. Also eigentlich schon Anstöße zu Übungen, die dem jeweiligen „Sprecher“ wichtig waren. Unter diesem Blickwinkel verblaßte auch die Vorstellung, es bei den Namen in jedem Fall mit einer „historischen“ Gestalt zu tun zu haben. Die Namen selbst konnten schon zu Anregungen für jeden Tag werden, enthielten eine Art Vorsatzprogramm: Lichthüter, Allfreund, Sorgenfrei, Glückgewinner, Brahmadeich, Ohnegleichen, Ruhmgewinner, Freudiger, Floß, Allwunsch, Glücksessenz, Tugendhafter, Mettagewinner.

Die „Überprüfungen“ bei Neumann verstärkten in mir immer mehr die Überzeugung, daß es nach nun bald 100 Jahren an der Zeit wäre, eine genauere und sprachlich modernere Fassung zu versuchen. Auch einige Freunde äußerten das Bedürfnis nach einer „besseren“ Übertragung. Es tauchen bei Neumann ja Wörter auf, die längst außer Gebrauch gekommen sind. Wer weiß noch, daß Zagel für Schwanz steht, was glaues Glück ist, ein Höllengauch, eine ungehießene Welt, daß Hindin für Hirschkuh und Ilph für Elephant steht, daß gewitzigt eigentlich weise meint, und was da einig weien könnte? Ganz abgesehen von der christlichen Überfärbung, die in vielen Wörtern zu finden ist, wie Sünde, Sündenknecht, fromm, abbüßen und ähnliche.

Mein Entschluß, eine neue Gesamtübertragung der Möchsverse zu wagen, festigte sich, als Alfred Weil einige meiner Neu-Übertragungen von Mönchs- und Nonnenversen in sein Buch „Wege zur Todlosigkeit“ aufnahm.

Ich zögerte nicht mehr lange und schrieb am 25. August 1994 „ Thag 1“ in meinen Kalender - und fuhr, wie gehabt, geduldig Tag für Tag und Jahr für Jahr fort, die gewaltige Textmasse zu erfassen und zu erschließen.

Die Schwierigkeitsgrade wechselten bei den Mönchsversen stärker als in der Spruchsammlung des Dhammapadam. Doch ließ sich das bewährte Prinzip gut fortsetzen. In einem großen Zettelkasten sammelte ich die gefundene deutsche Version für jeden Vers ein. Rätselhaftes ließ ich erst einmal offen. Viele bekannte Verse aus dem Dhammpadam fand ich wieder und, schwer zu deuten, Standardverse, die unter verschiedenen Namen mehrfach wiederkehrten. Zum Beispiel „Bin tief erfreut am Leben nicht, bin tief erfreut am Tode nicht.“ Bei 1279 Versen hatte ich Arbeit für mehrere Jahre vor mir. Ich wollte mir wieder bewußt Zeit lassen. Der Kalender war ein guter Ansporn zum Dranbleiben. Wieder konfrontierte ich die Ereignisse meines Lebens mit den Lehrinhalten der Verse.

Es ging mir vor allem um das Ergründen der sprachlichen Genauigkeit. Jedes einzelne Wort wurde im Lexikon nachgeschlagen, jede Verbform genau erfaßt. Gerade bei den Verbformen fand ich in den Übertragungen die größten Ungenauigkeiten. Unschätzbaren Dienst bei dieser

Verbforschungsarbeit leistete mir die Pāligrammatik von Achim Fahs, der eine Liste seltener Verbformen erstellte, wofür ihm größter Dank gebührt. Nur ganz selten hatte er mal eine Verbform nicht aufgeführt.

Wieder waren mir die etymologischen Hinweise von großer Hilfe bei der Suche nach einem passenden deutschen Wort.

Mit den alten Versmaßen dieser „asketischen Poesie“ (Neumann) konnte ich mich nicht beschäftigen. Neumann sprach von der „herben Unbeugsamkeit und feinen Geschmeidigkeit“ dieser Verse. Da ist wohl etwas dran. Um in der rhythmischen Sprache zu bleiben, entschloß ich mich - wie Neumann -, weitgehend den schlichten Jambus zu benutzen. Nur ganz selten gab es einen Wechsel zum Trochäus (durchgehend nur bei der Nonne Ambapāli). An die Länge der Zeilen hielt ich mich, wenn nur irgend möglich, genau, doch mußte sie ab und zu wegen des Verständnisses um eine Silbe verlängert werden. Die vierfüßige Zeile herrscht in beiden Sprachen nun vor. Längere Zeilen sind aber auch oft im Original zu finden.

Neumann ging wie ein Komponist mit den Versen um. In einem Brief an seinen Freund Giu­seppe de Lorenzo, den italienischen Übersetzer aus dem Pālikanon, kritisierte er dessen Verfahren, Zeile für Zeile zu übertragen, wobei schlechte Prosa herausgekommen sei und meinte, die indischen Gāthās würden genau so viel „liebevolle Behandlung und Aufmerksamkeit und heißen Fleiß“ erfordern wie die Sonette von Shakespeare (die Lorenzo auch übertragen hatte).

Und er schildert dann sein „Verfahren“:

„Glaubst Du etwa, ich hätte einen einzigen Vers übersetzt, ohne ihn vorher auswendig zu kennen, de coro, by heart, und ohne ihn immer und immer wieder nach allen Seiten hin zu drehn, bis er endlich eine entsprechende Form angenommen? So habe ichgelegentlich an bloßen vier Zeilen zwei und drei volle Tage unermüdlich gearbeitet, auf dem Sofa liegend, auf Spaziergängen, in der Tramway, überall. Anders geht es nicht.“

Auch ich habe es mir nicht leicht gemacht und reklamiere liebevolle Behandlung, Aufmerksamkeit und Fleiß bei jedem Vers. Doch ging es mir nicht um eine „deutsche Komposition“, sondern um eine möglichst originalnahe Anschmiegung. Ich mutete der deutschen Sprache sehr viel dabei zu. Ich wollte sozusagen das Pāli hindurch klingen lassen, die Eigentümlichkeiten einer alten Sprache nicht verwischen, die hohe Bildkraft vieler Wörter nicht durch blasse Begriffe schwächen. Früh-indisches Denken gaben doch Wörter wieder wie „Vogelweg“ für „Himmelsraum“, „Gott“ für „Wolke“, „Trompeter“ für „Elefant“, „Schüttler“ für „störrisches Pferd“. Ein „Nichtfreund“ klingt viel sanfter als unser „Feind“. „Schlecht“ ist milder als „böse“.

Alles christlich belastete Sprachgut hatte in meiner Übertragung nichts zu suchen. Ein Wort für „Sünde“ etwa gibt es gar nicht im Pāli. Die in beiden Sprachen gerne verwendeten engen Wortverbindungen wollte ich auch gerne erhalten und versuchte zuweilen, die Original­Worttürme nachzubauen. So ist dann zu lesen: Fesselungsgewitterwolke, Kernholzlehre, Satiplattform, Nibbānapfad, Himmelssinnenlüste, Schmutz-Dürre-Kummer, der Buddha­Sonnen-Anverwandte, der Sammlungs-Wissensmeister, das Mārolasttier, der Neunstromkörper, Gras-Holz-Äste-Blattwerk. Der Bindestrich in diesen Übertragungen ist dann oft als ein „und“ zu lesen. Also bei Lager-Sitz ist an Lager und Sitz gedacht, die ja für einen Asketen oft identisch sind. Ich denke, das ist dem Leser zuzumuten. Er wird sich mit meinem „Pālideutsch“ allmählich befreunden und allmählich besser verstehen, was mit den Wortverbindungen gemeint gewesen sein könnte.

Das große Streitwort attā habe ich stets mit SELBST übersetzt und nicht reflexiv abgeschwächt. Es wird so am deutlichsten, was mit diesem Begriff in buddhistischer Prägung gemeint war. („Das SELBST ist nur des Selbstes Schützer.“)

Meine Interpunktion ist als Lesehilfe gedacht und soll das Verständnis eines Verses erleichtern. Sie hat nichts mit den üblichen Regeln zu tun.

Die Nähe zum Original in der gehobenen rhythmischen Sprache des Vers- und Spruchcharakters war also oberstes Ziel. Eine Wiedergabe in „erklärender“ Prosa hielt ich für unangebracht und völlig reizlos.

Meine Arbeitsweise mögen nun einige Beispiele verdeutlichen.

Accāraddhamhi - viriyamhi = beim zu sehr Sichanstrengen - bei der Tatkraft

satthā - loke - anuttaro = der Lehrer - in der Welt - unübertroffen

vinopamam - karitvā - me = das Lautengleichnis - gemacht habend - mir

dhammam- desesi - cakkhumā = die Lehre - wies auf - der Sehende (Auge habende)

Neumann überträgt:

Und heftig büßt’ ich, allzu hart:
da kam der Meister her zu mir
und ließ mich kennen, gab mir kund
das Gleichnis von der Laute Klang.

Ich versuchte, den Zeilen und der Wortbedeutung treu zu bleiben und faßte auf deutsch:

Bei allzu überspannter Tatkraft
der Lehrer, in der Welt der höchste,
das Lautengleichnis er mir gab,
wies so die Lehre auf, der Seher.

Wie weit eine sprachliche Anpassung (Anschmiegung) möglich ist, möge noch Vers 614 zeigen

Sīlam - balam - appatimam
die Tugend - Kraft - unvergleichlich
sīlam - āvudham - uttamam
die Tugend - Waffe - höchste
sīlam - ābharanam - settham
die Tugend - Schmuck - bester
sīlam - kavacam - abbhutam
die Tugend - Panzer - außergewöhnlich.

Neumann übertrug:

Der Tugend eignet größte Kraft,
der Tugend eignet beste Wehr,
der Tugend eignet hellster Schmuck,
ein wunderbares Panzerhemd.

Ich versuchte, dem lapidaren Wortwerk treu zu bleiben und übertrug:

Die Tugend: Kraft - ganz unvergleichlich,
die Tugend: Waffe - höchster Art,
die Tugend: Schmuckstück -allerbestes,
die Tugend: Panzer -ungewöhnlich.

Wie verschieden die Entdeckungen im Versgebirge der alten Texte auf diese Weise sind, mögen noch einige Beispiele zeigen.

Thag 350 Neumann:

Von Gliederreißen gleich versucht
im wilden Walde, hainbehaust,
in rauher Regel, zäher Zucht,
wie magst du, Mönch, beharren so?

Ich behielt das Pāliwort für „Rheuma“ bei und übertrug:

Wenn du von Windkrankheit befallen
beim Leben in dem lichten Wald,
in rauhen Weidegrund geworfen:
wie wirst du, Mönch, wohl handeln dann?

Thag 355 Neumann:

Ich will dich häkeln fest, o Herz,
genau wie Ilphen ins Gestöck,
will nicht im Bösen bei dir stehn,
du fleischgewordner Flausenbalg!

Ich übertrug:

Ich werde fest dich binden, Herz,
am Torpflock, wie den Elefanten!
Nicht dich zum Schlechten werd’ ich drängen,
du Sinnen-Netz, du leibgebor’nes!

Thag 673 Neumann:

Und hell und heller wird mir nun,
ich kenn’ der Wahrheit köstlich Wort,
verkündet recht, verkündet rein,
das alles Hangen heilen kann.

Ich übertrug:

Ich komme mehr und mehr zum Frieden,
seit ich gehört die Lehre allzu köstlich, -
die frei von Reiz gezeigte Lehre,
nicht haftend mehrallüberall.

Und noch drei Beispiele aus der Nonnenversen:

Thīg 137 Neumann:

Sein Wort, ich hab es wohl gehört;
gewandert bin ich weiter dann
als Nonne, hold genommen auf:
und helle Spur war bald erspäht.

Meine Version:

Als seine Lehre ich gehört,
zog ich in die Hauslosigkeit, -
ich band mich an des Lehrers Wort,
verwirklichte den Glückespfad.

Thīg 490 Neumann:

Wie Kokosnüsse lock tuns Lust,
wie Aas, wonach der Geier giert,
wie Träume trügen lügt die Lust,
ist ausgeborgt wie Bettelputz.

Meine Version:

Baumfrüchten gleich die Sinnenlüste sind,
Fleischfetzen gleich, die Leiden bringen nur, -
den Träumen gleich, sie täuschen etwas vor,
die Sinnenlüste sind gleichsam gelieh’nes Gut.

Thīg 508 Neumann:

Um kleines Erdenglück, um Wonne winzig nur
mag nicht verleugnen hohes Heil,
nicht schnappen nach der Angel schnell
und wie der Fisch gefangensein.

Meine Version:

Auch nicht um allerkleinstes Sinnenglück
gib auf das weite, weite Innenglück!
Nicht wie ein Fisch verschluck den Angelhaken!
Du wirst danach brutal nur abgeschlachtet!

Die Frage, ob wir in den Versen „wirklich“ Zeugnisse der Frühzeit haben oder die literarische Sammlung eines oder mehrerer späterer Autoren, wird sich wohl nie eindeutig klären lassen. Mönche und Nonnen als verkappte Dichter, die gar kein Ende finden im „Schmieden“ von Versen? Gotamo als emphatischer „Sänger“? „Habt ihr mich je so sprechen gehört?“ fragte der frisch „Erwachte“ seine ersten Mönche. Darin liegt wohl das Bewußtsein eines neuen Umgangs mit der üblichen Sprache, ein Angehobensein, das wie von selbst in ein Metrum fließt, um das Gewicht einer Erkenntnis, einer tiefen Erfahrung zu betonen. Deshalb muß auch die Wiedergabe dieser Verse in einem längeren Prosatext immer unbefriedigend bleiben, kann dem Original nicht gerecht werden, zeigt nur, was da überhaupt so gesagt wurde. 1996 brachte Christine Schoenwerth in Utting eine solche Übertragung der Mönchsverse heraus nach einer englischen Fassung.

Das „Buddhawort“ in den Lehrreden bleibt ja eher schlicht, sachlich und klar, Verse kommen nicht allzu häufig vor und wenn einmal, dann nur am Schluß als Verdichtung und Zusammenfassung des zuvor Gesagten. Sie wirkten auf mich fast immer als Zusatz eines talentierten Schreibers. Und nun haben wir 263 namentlich genannte Mönche vor uns mit ihren ein bis 73 strophigen Gedichten und auch noch 73 Nonnen mit 522 Versen.

Daß die Verse insgesamt in der altindischen Literatur einen hohen Rang einnehmen, darüber kann es für den unvoreingenommenen Leser keinen Zweifel geben. Die Schönheit und Klarheit vieler Gedanken und Gleichnisse kann uns heute noch stark berühren.

Klaus Mylius schreibt darum mit Recht in seiner zusammenfassenden Darstellung der frühbuddhistischen Literatur:

„In diesen beiden Sammlungen (Theragāthā undTherīgāthā) hat die religiöse Lyrik ihre höchste Entfaltung im Rahmen des Pāli-Kanons erlangt.“

Daß hier unterschiedliche Autoren am Werk gewesen sind, steht für europäische Indologen fest. Ebenso wie die unterschiedliche Zeit der Entstehung dieser Lieder. Beide Texte sind in einem unordentlichen Zustand und werden den Anforderungen, die man an Bestandteile eines Kanons stellen zu dürfen glaubt, nicht gerecht. So gibt es zahlreiche Wiederholungen, und zahlreich sind auch die Fälle, in denen offensichtlich zusammengehörige Texte getrennt stehen. Vermutlich ist schon die ursprüngliche Redaktion sehr nachlässig vorgenommen worden, und die Überlieferung hat diesen Zustand beibehalten.“(Mylius)

Diese Beobachtung kann ich nach meinem jahrelangen Umgang mit den Versen nur bestätigen. Nicht nur, daß ich immer neue Wörter nachschlagen mußte, auch Verskonstruktion und Satzstellung änderten sich mit dem Umfang der Gedichte. Die unterschiedliche Klarheit und Flüssigkeit einzelner Versgruppen (Gedichte) könnte durchaus einen Rückschluß auf verschiedene Autoren geben. Und es schien mir gut, die unterschiedliche Sprachfertigkeit in einer Übertragung nicht weg zu glätten. Die Indologen sind auch der Überzeugung, daß bestimmte Begriffe sich erst spät herausgebildet haben und in sehr alten Texten überhaupt nicht zu finden sind. Dazu zählt z.B. der Begriff „kilesa“ für „Fleck, Beschmutzung“. Daß sich eine Sprache im Laufe von Jahrhunderten verändert, ist ja ganz selbstverständlich.

Welche Themen behandeln nun diese Verse? Es findet sich in ihnen alles, was mit der „Lehre der Alten“ zusammenhängt, wie sie uns im Pālikanon überliefert ist. An erster Stelle das Lob der Einsamkeit, des zurück gezogenen Lebens, der inneren Sammlung und Vertiefung, der absoluten Genügsamkeit.

Man möchte mit dem Mönchsleben alte Gewohnheiten ablegen, neue gewinnen, die vor allem zum Gleichmut führen. Das sanfte, innere Wohl des Ungebundenen, von allen Pflichten Ledigen wird gelobt. Keine Pflichtender Welt gegenüber gibt es, nur noch Pflichten der „Lehre“ gegenüber, die aus dem Kreislauf der „Wiedergeburten“ befreien will.

Mit vielen Gleichnissen ist diese Sprache angefüllt, ist getragen vom Pathos der inneren Ergriffenheit, des Hochgehobenseins im seelisch-geistigen Streben. Ein abgrundtiefer Ernst liegt in diesen Gedanken und Betrachtungen. Keine Spur von Humor ist zu finden beidem Versuch, das Lebensleiden zu beenden.

Sehr stark kommt das Bewußtsein durch, zu einer „Elite“ zu gehören, „gegen den Strom“ zu schwimmen, etwas ganz Feines undBesonderes gefunden zu haben, eigentlich das Beste, was es überhaupt nur geben kann.

Im Mittelpunkt immer wieder das aufmerksame Betrachten der Vergänglichkeit. Man will dem „Māro“, dem „Endiger“, auf die Schliche kommen, seine Listen durchschauen, ihm nicht in die Fänge geraten, ja ihn sogar „blind“ machen, indem man leicht und glücklich in der „Vertiefung“ verschwindet.

Man sucht das Reich der Stille, wie es der Lehrer gesucht hat, man sucht wie er den „allerbesten Friedenspfad“ und folgt gehorsam und hingebungsvoll allen seinen Empfehlungen, gibt eigenes Nachdenken völlig auf. Man bedenkt und wiederholt nur immer wieder die Hauptlehrsätze zur Leidensüberwindung. So wird allmählich die Angst vor allem, was kommt, besonders eben vor dem Tod, überwunden, und immer dabei das Freudensglück betont, wozu auch die Wahrnehmung der Natur im Jahreswechsel gehört.

Der Felsen dient als Vorbild für Unerschütterlichkeit, kein Orkan kann ihn vom Fleck bewegen, - der Baum als Gleichnis für Abgeschiedenheit und Ruhe: unbewegt steht er da, elastisch im Winde sich bewegend, nachgebend, ohne zu zerbrechen, - der stille See als Identifikationsobjekt, um selbst so still zu werden, - oder so still wie das tiefe Meer unter der wogenden Oberfläche.

Auch der eigene Körper kann zum Gleichnis werden: die Knochen sind beständiger und „ruhiger“ als der wirbelnde undgrübelnde Geist. Hier bekommt die Achtsamkeit auf den Körper ihre hohe Bedeutung.

Die hohe Qualität der Naturbeschreibungen wird jeden Leser begeistern. Bunte Fasane, Scharen von roten Insekten, Raubvögel, die Herde von Kühen, die kletternden Gemsen, Donner und Blitz, die dunklen Regenwolken mit ihren Gestalten, Fische und die zahllosen Laute der Tiere, das Blühen der Bäume und Blumen, die Großartigkeit des Gebirges, - all das tritt sehr plastisch vor Augen.

Der Elefant als das größte und majestätischste Tier dient als Gleichnis für den Buddho und seine großen Jünger. Der Löwe jagt uns den heilsamen Schreck vor der Vergänglichkeit ein, darum heißt eine Lehrrede auch „Das Löwengebrüll“. Das Pferd aus edler Zucht läßt sich zähmen, so auch der übungswillige Mönch und Mensch. Der Stier zieht geduldig den Pflug, so auch müssen wir unsere Pflichten übernehmen und alle Not durchstehen.

Der Affe ist immer das Gleichnis für die sprunghaften Gedanken, den flatternden, unruhigen Geist. „Steh still, du Affe, rase nicht!“ heißt es darum auch.

Die spezifischen Probleme eines Mönchslebens, wie es damals geführt wurde, kommen zur Sprache: die Last des Almosengangs, aber auch die Freude, die damit verbunden sein kann. Die Gefahr, von Familien allzu sehr verehrt und geliebt zu werden, wird benannt und gelegentlich ist ein gewisser asketischer Hochmut herauszuhören, wenn davon gesprochen wird, daß ein „Laie“, der nicht Mönch werden will, „schlecht“ ist, weil er nicht so intensiv strebt. Von „Toren“ ist darum auch viel die Rede, die nichts „verstanden“ haben, die nicht den „echten“ von dem „falschen“ Mönch zu unterscheiden wissen.

Zentral - ganz unnatürlich, die Gesetze des realen Lebens auf den Kopf stellend - der Kampf mit den Triebkräften, vor allem mit dem Geschlechtsdrang. Daraus erwächst für europäische Leser und Leserinnen eine schwer zu ertragende Abwertung, ja geradezu Verachtung des weiblichen Geschlechts, die von einer tiefen neurotischen Störung zeugt und nicht gerade „lehrgemäß“ ist. Verachtung, Abwertung sollen ja gerade aufgehoben werden. Mit diesem asketischen Kampf zusammen hängt die übertriebene Abwehr aller sinnlichen Reize. Man glaubt, sie durch Abwertung überwinden zu können und wird nur immer stärker in ihren Bann gezogen. Selbst ein weiblicher Leichnam kann einen Mann noch sexuell erregen. Das wird beschrieben und daraus soll eine „befreiende“ Einsicht kommen.

Es finden sich auch die extremen asketischen Selbstquälereien wieder, die vom Buddho als nicht hilfreich selbst erfahren und abgelehnt wurden. Man möchte etwas erzwingen, was sich nicht erzwingen läßt. Nicht essen, nicht trinken, bis endlich der „Durstpfeil“ raus ist. Man lief 55 Jahre schmutzverkrustet herum, aß nur einmal im Monat, rupfte sich Haare und Bart aus, stand immer nur auf einem Bein, aß trockenen Kot, saß immer nur und legte sich nie hin, - all die uralten indischen Selbstquälereien tauchen auf, bis der Buddho belehrt: „Durch inneres Wohlsein gelangt man zum Frieden, nicht durch Schmerzensaskese.“ Erinnerungen an frühere schöne Momente im Hausleben sollen nicht mehr aufkommen. Im Asketentum heißt es, nur immer voller Sehnsucht nach Freiheit zu sein.

In einigen Versen wird das Aufbrechen des Kastenwesens durch den Buddho vermittelt. Jeder soll sich auf den Weg machen können, auch ein Schilfbrecher, ein Schauspieler, ein Straßenkehrer, ein Behinderter (in der Ordensregel allerdings ausgeschlossen). Das Regelwerk einzuhalten, ist das größte Glück: so gibt man jeden Eigenwillen völlig auf, gibt seine individuelle Freiheit hin.

Man sollte auch möglichst viele Verwandte zur Lehre bringen, zur Weltflucht. Der Wert des „guten Freundes“ steht hoch im Kurs. Einer, der schon weiter ist, der „viel gehört“ hat, dem soll man sich anschließen.

Und man glaubt, sich an frühere „Aufenthalte“ zu erinnern, also auch an frühere Lebensläufe in anderen Körpern. An die Zeiten in der Unterwelt, im Tierschoß, in der Menschenwelt, in der Himmelswelt und in der formlosen Welt. So wird es einem in der Meditation (Vertiefung) deutlich, wenn man immer nur daran denkt. So glaubt man dann zu „wissen“. Einer rühmt sich, 500 lange Weltzeitalter in einer Nacht zurückdenken zu können. Der indische Geist kennt keine Grenzen.

Man erzählt, was man alles an Reichtum aufgegeben hat und wie viel schöner es ist, jetzt so „leicht“ zu leben. Man hat die Dhammafreude gegen die Weltfreude eingetauscht. Und am besten ist es „natürlich“ schon als ganz junger Mensch in den Orden zu gehen. Mit 15 erlaubt es die Regel. Mit 20 frühestens kann einer „ordiniert“ werden. In den Versen wird von sieben­und achtjährigen Kindern berichtet. Aber es ist nie zu spät, „in die Lehre“ zu gehen. Auch mit 120 kann man noch weise und frei werden.

Ganz zentral die hohe Verehrung dem Lehrer, dem Buddho gegenüber. Ihm werden endlos viele Beiwörter gegeben, er ist ja der, dem nachgestrebt wird, der immer wieder anspornt und ermuntert, sich frei von allen Lebensfesseln zu machen. Der Zweifel am „Erwachten“ ist darum immer wieder zu überwinden und dabei hilft einzig das tiefe Vertrauen in seine „Lehre“, seinen Saddhammo.

Der Buddho ist der Menschenhöchster, des Leidens Jenseitsgänger, der Augenmächtige, der Sonnen-Anverwandte, der Licht-Erzeuger, das All-Auge, der Menschenzähmer, der Lehrer aller Weisen, der Dhammakönig, der Fragenkenner, der Furchtlose, der Worterfüller, der Göttergott, der Groß-Erbarmer, der Welt-Beschützer. Der Sangho gilt als Selbstschutz, in ihm ist man am besten aufgehoben, um nichtwieder zurückzukehren in das „niedere“ Weltleben, solange man noch kein Muni geworden ist. Immer gilt es, die Zeit zu nutzen, nicht nachlässig zu sein. Das Geistige steht im Mittelpunkt. Möglichst keine körperliche Arbeit. Man will die Lust töten, die Sinne einstülpen, keine Wünsche mehr haben, wunschlos glücklich sein.

Nach drei Jahren und fünf Monaten so etwa schrieb ich am 24.1.1998 den letzten Mönchsvers in meinen Kalender. Aber noch waren längst nicht alle Verse übertragen. Viele standen noch mit Fragezeichen und unübersetzten Strophen da. Das weitere Aufschließen der Verse zog sich dann mit vielen Unterbrechungen noch bis zum 16. September 1999 hin. Ich wollte unbedingt die Übertragung zum Abschluß bringen und auch gegen wachsende, große innere Widerstände zwang ich mich, die Lücken in meinem Zettelkasten allmählich zu schließen. Das Nachschlagen von unbekannten Wörtern wollte kein Ende nehmen, je weiter ich an den Schluß der Sammlung kam. Der Eindruck, daß sich hier doch sehr verschiedene Sprachschichten versammelt hatten, vertiefte sich.

Die kritische Haltung gegenüber den Botschaften dieser Verse verstärkte sich so sehr, daß sich streckenweise sogar eine Art Widerwille einstellte gegenüber dieser dann doch im Kern lebensverachtenden Askese. Der „Aufbau der realen Welt“ erschien hiervollkommen verdreht: das schwächste Glied, der Geist, wurde zum „absoluten“ Alleinherrscher erhoben und sollte „Unmögliches möglich machen“. Möglichkeit und Wirklichkeit gerieten hier vollkommen durcheinander. Der Geist bleibt doch immer angewiesen auf die starken Kräfte der Natur, des Leibes und der Seele, kann doch nur mit ihnen und nicht gegen sie zur Reife kommen. Daß aus dieser „Lehre der Alten“ andere „Lehren“ sich entwickeln mußten, die umfassender und klüger vorgingen mit der „Zähmung des Menschen“, schien mir jetzt vollkommen einsichtig zu sein. Die „Lehre des Buddho“ war nicht als „Dogma“ verkündet worden, sondern als eine ganz realistische Anleitung zu einem glücklichen, leidfreien Leben. (Wenn so etwas überhaupt möglich ist.)

Eine neue Übung begann für mich: an der Leidbefreiungslehre nicht zu leiden. Den Blick weit zu machen, die „Sozialpolitik“ eines frühen Mönchtums in buchloser Zeit zu durchschauen, sein eigenartig eingeengtes Wertesystem zu überprüfen und durch vernachlässigte, neue, hohe Werte zu erweitern. Es wurde nötig, sich von falscher Ehrfurcht (die immer etwas mit Angst und Enge zu tun hat) frei zu machen, einmal wieder zulachen, um zu einer „gesunden“ Einstellung zu kommen. Die Arbeit an der Autobiographie des Buddho gemeinsam mit Detlef Kantowsky erwies sich als außerordentlich fruchtbar. Im freieren Umgang mit dem Original der Lehrredenfand ich neuen Mut, mich der gebundenen Verssprache wieder zuzuwenden.

Als ich dann mit einer letzten großen Anstrengung alle noch fehlenden, unübersetzt im Kalender stehen gebliebenen Verse deutsch gefaßt hatte, fragte ich vorsichtig bei zwei buddhistischen Verlagen an, ob sie eine Veröffentlichung der Neufassung wagen wollten. Kein Interesse. Neumann galt als unantastbar. „Er ist so genial, daß er nicht mehr zu übertreffen ist.“ Ich hörte allerdings auch andere Stimmen, sogar sehr kompetente, die ein sehr großes Interesse an einer getreueren Neuübertragung bekundeten. Also blieb wohl wieder nur die kleine Auflage im Selbstverlag. An 30 Verlage mich zu wenden, wie Neumann vor 100 Jahren, hatte ich nicht die geringste Lust. Selbst als ich die heute viel günstigere und offene Haltung allem Buddhistischen gegenüber in Erwägung zog.

Zu meiner großen Freude setzte sich dann Detlef Kantowsky im Herbst 1999 für meine Sache ein und entschloß sich, mit einer Auswahl aus den Mönchsversen seine Schriftenreihe der Universität Konstanz „Buddhistischer Modernismus“ abzuschließen. Es sollte der Band 17 werden. Er war der einzige, der freundschaftlich verbunden Anteil an meiner Arbeit nahm, dem ich gelegentlich auch Proben meiner Übertragungen schickte. Im Vergleich mit Neumann konnte er sie durchweg loben. Das war eine gute Ermunterung zum Abschluß des Werkes.

In brieflichem und telefonischem Austausch mit Detlef Kantowsky wurden mir dann noch einzelne, spezifisch indische Rituale klar, die meine Wortwahl bestätigten oder ganz selten in Frage stellten. Bei einer Bestattung von Toten ist sowohl das Wort „baden“ als auch „waschen“ möglich. Nicht jeder Tote in Indien konnte schließlich an den Ganges gebracht werden. Mit dem Wasser allgemein „reinigt“ man den Toten, stellt sich dabei vor, ihn von allen „Unreinheiten“, die sich „karmisch“ an seinem Körper verdichtet hatten, zu befreien.

Die für unser westliches Verständnis unmögliche Aufnahme von Kindern in den Sangho ist, indisch gesehen, ganz „normal“. Schon in vorbuddhistischer Zeit wurden Kinder einem Guru (Brahmanen)anvertraut, in die Lehre gegeben. Sie lernten bei ihm die Veden auswendig, um in der noch „buchlosen“ Zeit zu helfen, die „heiligen“ Texte sicher und genau zu überliefern. Das galt in frühbuddhistischer Zeit auch für die „Lehrreden“, als sie nur mündlich weitergegeben werden konnten. Man wußte die hohen Gedächtnisleistungen im Kindesalter zu nutzen. Was allerdings auch das unabhängige, eigene Denken stark beeinträchtigte. Das Denkprogramm wurde auf diese Weise ein für allemal fixiert.

Als wir dann gemeinsam über Inhalt und Aufbau des Buches nachdachten, kamen wir bald darauf, daß die Nonnenverse, die zur Sammlung gehören, unter den Tisch fallen würden, falls ich nicht daran ginge, nun auch noch die 520 Nonnenverse zu übertragen. Dazu hatte ich zunächst nicht die allergeringste Lust. Ich wollte vorläufig nichts vom Übersetzen wissen. Doch dann wuchs in mir die Überzeugung, daß es gut wäre, auch noch die Nonnenverse zu übertragen, um das historische Werk vollkommen in einer Neufassung zugänglich zu machen. Auch hatten wir öfter von Frauen zu hören bekommen, daß sie gerne die Verse in einer neuen Gestalt lesen würden. Nein, die Frauen durften wirklich nicht unter den Tisch fallen.

Meine Erschöpfung war vergessen, neue Begeisterung flammte auf und schon ging ich an die ersten Verse und konnte nicht genug staunen, wie leicht sie mir, sozusagen wie von selbst, in unsere gute deutsche Sprache rutschten. Vielleicht trug die jahrelange Übung nun ihre Früchte. Vielleicht war die Sprache der Frauen auch anders als die der Männer. Die Themen waren auch anders. Es tauchten Erzählungen auf, echte Bekenntnisse. Schicksale traten da vor mein Auge, die mich berührten. Hier herrschte eine besondere Offenheit. Kein Vers gab mir ein Rätsel auf. Ich sah und merkte sofort, daß ich hier zügiger vorankommen würde und übertrug täglich mehrere Verse. Allerdings hatten wir auch einen Termin für das Buch ins Auge gefaßt, und so ein Termin ist ein gehöriger „Stachelstock“.

Zu meiner Verwunderung geschah es, daß ich in gut vier Monaten (vom 23.10.99 bis zum 29.2.2000) alle Verse „im Kasten“ hatte. (Von 73 meist namentlich genannten Nonnen).

Ich hatte hier, im Gegensatz zu den Mönchsversen, die ich ganz unabhängig übertrug, Neumanns Fassung vor Augen und fand besonders große Unstimmigkeiten mit dem Original. Oft sogar gravierende Fehler, so daß ich schon die Vermutung hatte, er hätte vielleicht damals unter Zeitdruck gestanden, um sein großes Übersetzungswerk zu vollenden.

Der erste Leser dieser neu gefaßten Nonnenverse war Detlef Kantowsky. Er schrieb mir: „Die Therīgāthā scheinen mir viel authentischer zu sein als die Lieder der Mönche: Nicht so viel Redundanz der immer wieder gleichen stereotypen Heils- und Loslass-Formeln, sondern „Geschichten“ zu ganz konkreten „Heilungs-Karrieren“. Diese Weibergeschichten sind einfach viel schöner und anregender als die vergleichsweise drögen Aussagen der Herren Mönche, die sich eher wohl die Zunge oder sonst was abschneiden würden, bevor sie so frank und frei berichten!“

Im Vordergrund der Nonnenverse steht die Trauer um den Verlust von Kindern oder des geliebten Mannes. Des Buddho Pflegemutter zog im Alter viele Frauen mit in die Hauslosigkeit. Sie war es ja auch, die den Nonnenorden überhaupt wollte und ins Leben rief, auch unter den abschreckenden Sonderregeln, die der Sohn den Frauen auferlegte.

Im Alter sieht man das Elend des Leibes, erfährt Überdruß am Leben und möchte frei werden von der Last des Wiedergeborenwerdens. Man möchte das ewige Gebären aufgeben, die Todesangst überwinden, im Sangho glücklich werden, am Bettelleben froh sein, wie Dörrgemüse in einem Topf nur noch liegen.

Auch hier das Lob der Einsamkeit, der Stille, der Versenkung. Die Bemühung, sich von aller weiblichen Schönheit und Selbstverliebtheit zu lösen, wird ausgedrückt. Dem Werben eines Mannes will keine Frau mehr nachgeben.

Oft fällt es schwer, ruhig und still zu werden. Eine Frau macht immer wieder Anläufe, will sich sogar das Leben nehmen: da blitzt es auf und das Herz wird erlöst. Das Bild eines gezähmten Elefanten spornt an. Oder der Fluß des Wassers, der von oben nach unten verläuft. Dialoge mit Māro finden sich, darin taucht ein neues, starkes, weibliches Selbstbewußtsein auf, das sich dem Manne in keiner Weise unterlegen fühlt. Nonnen werden zu Ermunterinnen auf dem Weg und zu großen Lehrrednerinnen. Das Lob der Freundschaft zu anderen Nonnen auch hier. Ehemalige Dirnen geben ihr Leben auf und folgen dem Buddho. Eine Frau pilgerte 50 Jahre lang, bis sie den Buddho traf und Einsicht erlangte.

Das Ideal des Verlöschens wie eine Lampe wird geschildert: der Docht wird eingezogen, nichts brennt mehr. Die völlige Abwertung der Sinnenlust ist auch von den Frauen verinnerlicht. Die große Wende wird geschildert: von Saus und Braus zu stillem Glück. Wenn eine Frau dem Buddho und seiner Lehre folgt, haben nicht einmal reiche Prinzen und Könige eine Chance. Māro versucht immer wieder umzustimmen, die Frau bleibt hart und unbeugsam.

Die große Verehrung des Meisters auch hier. Mit all den bekannten schönen Beinamen. Eine Mutter überredet ihren Sohn zum „stillen Pfad“. Ein Brahmane wird belehrt, daß Baden und Waschen nicht viel Sinn hat. Auf das neue Denken kommt es an. Eine Tochter singt ihrem Vater das Lob des Asketentums, befreit es vom Makel des Faulenzer-und Schmarotzertums. Mönche leisten geistiges Werk, dienen als Vorbilder.

Eine Frau will ihren Gatten beschwören, nicht hinauszuziehen, aber er bleibt hart. Selbst als die Frau droht, das gemeinsame Kind zu töten. Als sie dann vom Buddho hört, kommt die große Einsicht, sie preist ihn und läßt den Mann ziehen.

In einer Brahmanenfamilie bringt die Tochter ihren Vater zum Buddho, beide begeben sich auf den stillen Pfad.

Eine Goldschmiedstochter, die entsagt hat, wird vom Götterkönig Sakko verehrt. Eine junge Frau kann ihren Ehemann nicht zufriedenstellen und versteht sein Verhalten nicht. Erklärt sich das mit früherem Fehlverhalten als weibersüchtiger Mann. Am Schluß der Sammlung wird’s dann wieder märchenhaft, wenn sie erzählt, daß sie als männliches Tier kastriert wurde.

Um den Namen der Mönche und Nonnen tiefer auf die Spur zu kommen, bestellte ich mir in England das Lexikon der Pāli-Eigennamen von Malalasekera, das gerade 1997 neu aufgelegt wurde. (Erstauflage in den dreißiger Jahren). In drei dicken Bänden ist da alles erfaßt, was überhaupt im Laufe der Jahrhunderte an Namen in Texten auftauchte. Leider wurde die Etymologie der Namen nur ganz selten deutlich, was mich sehr enttäuschte und mich wieder auf meine eigenen Mutmaßungen zurückführte. Ich konnte darum auch nicht alle Namen zu übertragen versuchen. Mein Vorschlag hinter dem Pālinamen soll auch nur eine Richtung andeuten. Für die Genauigkeit kann ich nicht bürgen, doch dürfte der Hinweis oft hilfreich sein. Bei allzu schwierigen Kombinationen ließ ich die Übersetzung eher weg. Die Erklärung wäre zu lang geworden: z.B. „einer, der den Almosengang zugleich als Last und auch als Kraft gebend empfindet“. Oft sind Namen auch Anspielungen auf bestimmte Charakterzüge. So wenigstens versucht der Kommentator viele hundert Jahre später einen Namen zu erklären: „Kletterpflanze“ für einen, der sich gerne anklammert und nicht so recht alleine zurechtkommt.

Die Geschichte einer Übertragung ist ein Stück Lebensgeschichte geworden. Ein inneres Aufspüren alter Quellen auseigener Erfahrung bei aller fremden Verwandtschaft mag genügend Rechtfertigung für den Versuch darstellen.

Bei den guten Hilfsmitteln, die mir zur Verfügung standen, ließ sich wohl wesentlich sicherer arbeiten als vor 100 Jahren, als die Sprachforschung noch in den Anfängen steckte. Nur ganz selten blieb auch das Lexikon die Auskunft schuldig, rätselte man auch dort herum, was gemeint gewesen sein könnte, welche Lesart wohl Sinn ergäbe. Die Namen bestimmter asiatischer Pflanzen waren oft nur lateinisch angegeben oder es war von einer „Baumart“ die Rede, oder einer „Vogelart“. Nichts war auf deutsch auszumachen. Tiere wurden früher oft mit Beinamen versehen. Zum Beispiel heißt eine rote Insektenart, die massenhaft auftritt: „Die Indrahirten“. Da mußte ich dann zu uns vertrauten Bezeichnungen greifen.

Nur zuweilen blieb es doch schwer, ganz genau zu erfassen, was eigentlich mit Anspielungen und einzelnen Wörtern gemeint war. Ich mußte mich in diesen Fällen auf ein mutiges Deuten einlassen, auf eine Interpretation, die noch einigen Sinn ergab. Bei den „Fahnenrätsel“ in den Versen 967 und 968 half mir Hellmuth Hecker auf die Spur. Es soll da an eine Wiedergeburtsgeschichte Nr. 514 erinnert werden. Also ein sehr später Vers.

Es werden immer Grenzen bestehen bleiben, die kein Übersetzer durchbrechen kann. Die weitegeschichtliche und kulturelle Distanz zwischen dem alten Indien und dem modernen Europa darf nicht vergessen werden. Wir meinen wohl, die in langen Zeiträumen geprägten Vorstellungen und Welterklärungen zu verstehen und können doch nie ganz sicher sein, ob wir wirklich begreifen, was da früher mit so erstaunlicher Gewißheit gesagt und behauptet wurde. Unser Gehirn arbeitet ganz anders als das Gehirn eines Inders, für den die Welt vor 2500 Jahren ein einziges Rätsel war und das mythologische Bewußtsein sich nur zögernd durch ein neues, rationales Denken veränderte. Wir dürfen bei der übertragenen Lektüre dieser alten Dichtung nicht vergessen, daß das Wort immer nur Symbol eines Gedankens ist, - es vertritt ihn, kann aber nie die Erfahrung vermitteln, die den Gedanken einmal entstehen ließ.

Was für Erfahrungen heute mit diesen Versen zu machen wären, habe ich am eigenen Beispiel zu erzählen versucht. Jeder Leser wird da seinen eigenen Zugang und seine eigene Antwort finden müssen.

Baden-Baden EkkehardSaß

Sommersonnenwende 2000

Theragāthā

SUBHŪTI

1

Gedeckt, mein Hüttchen, angenehm, geschützt, -

so regne, Gott, wie’s dir genehm!

Mein Geist ist recht gesammelt, ist befreit, -

in inn’rer Glut ich lebe, - regne, Gott!

MAHāKOTTHIKO

2

Ganz still geworden, abgelassen,

die Texte sprechend unverwirrt:

er schüttelt ab die schlechten Dinge,

gleichwie das Blatt vom Baum der Wind.

KANKHāREVATO

3

Sieh diese Weisheit der Tathāgatas!

Wie Feuer, das in sich zusammenfällt,

sind sie, die Licht und Einsicht-Augen geben,

die den Willkomm’nen nehmen jeden Zweifel!

PUNNO MANTāNIPUTTO

4

Mit Starken sitze man zusammen,

mit Weisen, die den Sinn erschauen:

den Sinn, den großen und den tiefen,

der schwer zu schauen, fein, subtil,

die Weisen nur erreichen ihn,

nicht lässig und mit wachem Blick.

DABBO (fähig)

5

Zu zähmen schwer, durch Zähmen nur gezähmt:

der Dabbo, der zufrieden, weit vom Zweifel,

ein Sieghafter, der aller Furcht entgangen, -

der Dabbo, ganz erloschen, steht im SELBST.

SÍTAVANIYO (Kühlwäldler)

6

Tief in den kühlen Wald ging dieser Mönch,

allein, zufrieden und im Selbst gesammelt,

ein Sieghafter, der frei von Haaressträuben,

schützend die Sati, die zum Körper geht, entschlossen.

BHALLIYO

7

Wer von sich stieß des Todeskönigs Heer,

wie Binsenbrücke schwacher Kraft die große Woge,

ein Sieghafter, der aller Furcht entgangen:

der ist gezähmt, erloschen ganz, steht in sich selbst.

VÍRO (Held)

8

Zu zähmen schwer, durch Zähmung nur gezähmt:

der Held, der ganz zufrieden, weit vom Zweifel,

ein Sieghafter, der frei von Haaressträuben,

der Held, erloschen ganz, steht in sich selbst.

PILINDAVACCHO

9

Bin angekommen, nicht gegangen,

nicht ist das schlechter Rat für mich:

von allen mitgeteilten Dingen

kam, was das Beste ist, auf mich.

PUNNAMāSO (Dickbohne)

10

Er lebte voller Wünsche hier wie dort, -

wer wissend ist, beruhigt, hält das Selbst

von allen Dingen völlig unbeschmiert,

der mag verstehn der Welt Entstehensfurcht.

CŪLAGAVACCHO (Klein-Kalb)

11

Ein freudenreicher Bettelmönch,

beim Dhammo, den der Buddho lehrt,

mag er den Stillepfad erreichen,

Sankhāra-Ruhe, tiefes Glück.

MAHāGAVACCHO (Groß-Kalb)

12

An Weisheit stark und im Besitz von Tugend,

gesammelt, an Vertiefung froh und achtsam,

den Sinn nur sehend, nimmt das Mahl er ein,

und wartet ab die Zeit hier, frei von Reiz.

VANAVACCHO (Waldkalb)

13

Die schwarze Wolke glänzt in Farben,

das kühle Wasser trägt sie rein, -

mit Indrahirten ganzbedeckt,

die Felsen, sie erfreuen mich.

SāMANERO DES VANAVACCHO (Novize des Vanavaccho)

14

Der nahe Lehrersprach mich an:

„Von hier ich gehe, Sīvaka.

Im Dorf nur lebt der Körper mir.

Zum Wald ist mir der Geist gegangen,

selbst wenn ich liege, geh ich schon:

nicht gibt es Haften dem, der schaut.“

KUNDADHāNO (gebeugt sich haltend)

15

Fünf spalte ab, fünf lasse los,

fünf weitere entfalte dir, -

ein Mönch, der die fünf Fährten sieht,

wird „Flut-Entkomm’ner“ wohl genannt.

BELATTHASÍSO

16

Gleichwie ein gutes Rassepferd

den Pflug bewegt mit schmucker Mähne

und ohne jede Mühe läuft:

so auch bei Tag und Nacht für mich

es laufen ohne jede Mühe

die Glücksmomente, köderlos.

DāSAKO (von Sklavenart)

17

Wenn einer träge ist, ein großer Esser,

ein Schläfer, dernur liegt, sich hin und her wälzt,

gleichwie ein großer Eber, voll gemästet, -

stets wieder in den Schoß geht solch ein Dummkopf.

SINGāLAPITā (Schakalvater)

18

Er war des Buddho Erbe ganz,

ein Mönch im Besakalā-Wald:

mit dem Gedanken an die Knochen

durchdrang er diese Erde ganz, -

ich denk, er wird den Sinnenreiz

ganz schnell auf diese Weise los.

KULO

19

Das Wasser leiten die Kanälebauer,

die Pfeilemacher schlichten sich den Pfeil,

das Holz die Zimmerleute schlichten,

das SELBST sich zähmen Tugendhafte.

AJITO

20

Beim Tode bin ich ohne Furcht,

beim Leben ohne jeden Wunsch,

den Körper leg’ ich einmal ab,

klar wissend, voller Achtsamkeit.

NIGRODHO

21

Nicht fürchte ich mich vor der Furcht,

der Lehrer weiß um die Todlosigkeit.

Wo Furcht nicht länger stehen bleibt,

nur diesen Weg die Mönche schlagen ein.

CITTAKO (von Schmuckart)

22

Die blauen, buntbehalst, beschopft,

die Pfauen schrei’n in Kāramvi, -

die kühlen Winde rauschen sanft:

den Schlafenden sie zur Vertiefung wecken.

GOSāLO (Rinderstall)

23

Ich habe nun im Bambusdickicht

gegessen meinen süßen Reis

und sah, im Innern voller Frieden,

der Gruppen Auf- und Niedergang, -

zum Felsen werd’ ich gehn zurück,

die Einsamkeit zu pflegen dort.

SUGANDHO (Wohlduft)

24

Zog fort vor einer Regenzeit,

sieh nur der Lehre Kerngesetz:

drei Wissen habe ich erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

NANDIYO (Freudiger)

25

Ist inn’rer Glanz zur Frucht geworden,

im Geiste wessen da auch immer:

setzt du zu solchem Mönch dich hin,

zum Leiden, Dunkler, sinkst du ab.

ABHAYO (Furchtloser)

26

Gehört die wohlgesprochne Rede

des Buddha-Sonnen-Anverwandten,

durchdrang ich da die, ach, so feine,

wie Haaresspitze mit dem Pfeil.

LOMASAKANGIYO (mit behaarten Gliedern)

27

Das feste Gras, das Mühlsteinklicken,

den Duft der Wurzel und des Schilfs

aus meiner Brust ich werde treiben:

und nur die Einsamkeit noch pflegen.

JAMBUGāMIKAPUTTO (Rosenapfeldörflersohn)

28

Vielleicht aufs Kleid nicht mehr bedacht,

vielleicht am Schmuck nicht mehr erfreut,

vielleicht den tugendechten Duft

du lebst, als Führer unterm Volk?

HāRITO (der Einnehmende)

29

Hast feucht gemacht du dieses SELBST,

wie Pfeilemacher seinen Pfeil,

hast du das Herz dir grad gemacht:

Nichtwissen spalte, Hārita!

UTTIYO

30

Ist eine Krankheit da entstanden,

die Sati rasch baut sich mir auf:

„Die Krankheit ist entstanden da,

es ist jetzt Zeit, nichts geh’n zu lassen!“

GAHYARATÍRIYO

31

Berührt von Bremsen und von Mücken

im Wald, im tiefen, weiten Forst:

wie Elefant an Kampfesfront,

dort mög’ er achtsam sich gedulden.

SUPPIYO (Wohllieb, Gutlieb)

32

Zum Alterslosen mit dem Altern,

und mit dem Brennen hin zur Kühle:

so schaffe ich die tiefste Stille,

den Übungsfrieden, unerreicht.

SOPāKO (der Ausgestoßene)

33

Gleichwie bei einem einz’ gen Kind,

dem lieben, gut sie möge sein:

so auch bei allem, was da atmet,

all überall nur gut mögst sein!

POSIYO (der Gedeihende)

34

Nicht abgesunken diese Wünsche,

so immer wieder nahm ich wahr, -

ging aus dem Dorf zum Wald hinaus,

von da zum Haus ich trat heran, -

hab mich erhoben dann, ging fort

und sagte nichts, bin Posiyo.

SāMAÑÑAKāNI (der Asketenschaftliche)

35

Das Glück, wer Glück ersehnt, gewinnt es sich durch Tat.

Er kommt zu Ruf dann und es wächst sein Ruhm, -

wer diesen edlen, achtgliedrigen, graden, rechten

entfaltet, diesen Weg, der zum Todlosen führt.

KUMāPUTTO

36

Ach, gut ist das Gehörte,- gut ist das Verhalten,

gut ist immer, nicht im Haus zu wohnen,

das Fragen nach dem Sinn, Verehrungswerk:

das ist Asketenschaft des Nichtmehrwas.

KUMāPUTTASSA SAHāYAKO (des Kumaputtassa Freund)

37

In Vielfaltsland sie gehen hin,

sie schweifen aus ganz ungezügelt,

die Sammlung unterlassen sie:

was soll im Königreich das Wandern?

Drum man gebe auf den Zorn,

vertiefe sich ohn’ Gegenüber!

GAVAMPATI (Kuh-Herr, Leiter)

38

Wer da die Eidechse mit Geistmacht bannte,

der, Gavampati, haftet nicht, ist wunschlos, -

den hin zum Allverkehr gegangnen großen Muni,

die Götter selbst verehr’n des Werdens Jenseitsgänger.

TISSO (Drei)

39

Gleichwie von einem Schwert berührt

an seiner glühendheißen Spitze:

um Sinnenlustreiz aufzugeben,

zieh achtsam man als Mönch hinaus.

VADDHAMāNO (Wuchsgeist)

40

Gleichwie von einem Schwert berührt

an seiner glühend heißen Spitze:

um Werdensreize aufzugeben,

zieh achtsam man als Mönch hinaus.

SIRIVADDHO (Glückswuchs)

41

In Felsenspalten schlagen Blitze

beim Vebhāro und Pandavo, -

doch in der Bergesspalte sich vertieft

der Sohn des unvergleichlich Solchen.

KHADIRAVANIYO (Akazienwäldler)

42

Cāla, Upacāla und Sīsūpacāla!

Bleibt ihr nun wohl in voller Achtsamkeit?

Gekommen ist, der feinstes Haar durchschießt.

SUMANGALO (Glück verheißend)

43

Ach, frei zu sein, befreit, wie gut ist das!

Befreit bin ich von drei der Buckellasten:

von meinen Nahrungen, von meinen Pflügen,

von allen meinen kleinen Äckern!

Wenn sie auch hier noch sind und hier und hier:

ich hab genug von ihnen, hab genug, -

vertiefe dich, Sumangala, vertiefe dich!

Nicht lässig lebe du, Sumangala!

SāNU (Gebirgskamm, Grat)

44

Sie weinen, Mama, um den Toten,

den keiner hier im Leben sieht, -

mich Lebenden sie sehen, Mama,

warum, Mama, beweinst du mich?

RAMANÍYAVIHāRÍ (Entzückt lebend)

45

Wie gut trainiertes Rassepferd,

ist es gestolpert, wieder steht:

so auch, wer klar hier sehen kann,

der recht geschickte Buddha-Jünger.

SAMIDDHI (Gedeihen)

46

Vertrauend bin ich ausgezogen

vom Haus in die Hauslosigkeit, -

Sati und Weisheit sind gediehen,

das Herz ist wohlgesammelt mir, -

schneid’ ab die Lust zu den Gestalten!

Nicht weiter wirst du mich verwirren!

UJJAYO (Hochsieg)

47

Verehrung sei Dir, Buddhaheld!

Du bist befreit allüberall.

Dein Leben in Vollkommenheit,

das lebe ich, von Einfluß frei.

SANJAYO (der Geborene)

48

Seit ich hinausgezogen bin

vom Haus in die Hauslosigkeit,

erkenne ich kein Denken mehr,

das haßverbunden ist, unedel.

RāMANEYYAKO (der freudig Geartete)

49

Beim Amsellied und Finkenschlag,

beim Flötenton der Nachtigall

pocht mir das Herz nicht schneller mehr,

der ich zum Einssein nur geneigt.

VIMALO (frei von Schmutz)

50

Die Erde wird besprengt, es bläst

der Wind, der Blitz geht in der Wolke, -

ganz ruhig werden die Gedanken:

das Herz ist wohl gesammelt mir.

GODHIKO (Eidechsler)

51

Der Gott, er regnet gleichwie Wohlgesang, -

bedeckt mein Hüttchen, angenehm, geschützt, -

und auch mein Herz ist wohl gesammelt mir:

so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!

SUBāHU (Gut, arm zu sein)

52

Der Gott, er regnet gleichwie Wohlgesang, -

bedeckt mein Hüttchen, angenehm, geschützt, -

und auch das Herz ist wohl gesammelt auf den Körper:

so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!

VALLIYO (Kletterpflanze)

53

Der Gott, er regnet gleichwie Wohlgesang, -

bedeckt mein Hüttchen, angenehm, geschützt, -

dort wohne ich ganz ohne Lässigkeit:

so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!

UTTIYO

54

Der Gott, er regnet gleichwie Wohlgesang, -

bedeckt mein Hüttchen, angenehm, geschützt, -

dort wohne ich, ganz ohne Zweiten:

so, wenn du wünschst, so regne fort, du Gott!

ANJANāVANIYO (Anjanāwäldler)

55

Baut’ mir aus langem Stuhl ein Hüttchen,

bin eingetaucht im Walde Anjanā:

drei Wissen sind von mir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

KUTIVIHāRÑÍ (Hüttenbewohner)

56

Wer lebt in diesem Hüttchen? Ein Mönch

in diesem Hüttchen lebt, von Lustreiz frei

und wohlgesammelt in dem Herzen.

So wisse denn, mein guter Freund:

nicht bautest du umsonst das Hüttchen dir.

KUTIVIHāRÍ (Hüttenbewohner)

57

Dies hier, er sagt, ist eine alte Hütte,

nach and’rer, neuer Hütte sehnt er sich. -

Den Wunsch nach einer Hütte, gib ihn auf!

Nur Leiden, Mönch, bringt wieder neue Hütte!

RAMANÍYAKUTIKO (Schönhüttler)

58

Entzückend schön mein Hüttchen ist,

Vertrauensgabe, Geist erfreuend.

Nicht ziel’ ich mehr nach jungen Mädchen, -

ihr, die ihr dorthin zielt, geht nur zu Frauen!

KOSALLAVIHāRÍ (tüchtiger Bewohner)

59

Nur aus Vertrauen zog ich fort,

im Wald baut’ ich ein Hüttchen mir:

nicht lässig bin und glühend ernst,

verstehend ganz, voll Achtsamkeit.

SÍVALI

60

Sie trugen Frucht mir, die Gedanken,

mit denen ich betrat die Hütte:

durch Wissen Freiheit werd’ erlangen,

die Stolzneigung ich gebe auf.

VAPPO (Säer, Sämann)

61

Es sieht, der sieht, den Sehenden,

und den, der nicht sieht, sieht er auch, -

wer nicht sieht, den Nichtsehenden

und den auch, der da sieht, nicht sieht.

VAJJIPUTTO (Sohn des Ausgeschlossenen)

62

Allein und einzeln leben wir im Wald,

verlassen im Gehölz den Baumsitz nicht, -

um den beneiden, ach, so viele mich,

wie Höllische zum Himmel Strebende.

PAKKHO (der Krüppel)

63

Die Toten fallen über Tote,

die Gierigen sind wieder angekommen, -

getan die Pflicht, die frohe, schöne:

mit Glück ist nun erlangt das Glück.

VIMALAKONDAÑÑO (Sohn des Bimbisāro)

64

Dem Baumbenannten bin erschienen,

geboren unter weißer Flagge, -

ganz ohne Stolz mit Weisheitsflagge

die große Flagge er zerstörte.

UKKHEPAKATAVACCHO (weggeworfen gemacht Kalb)

65

Den Kalbsstatus, den hob er auf

(den Kälbchenstatus hob er auf), -

was er gelernt in vielen Jahren,

das trägt er jetzt den Hausnern vor,

wenn er da sitzt, erhaben-froh.

MEGHIYO (der Wolkenartige)

66

Es lehrte da der große Held,

der aller Dinge Jenseitsgänger, -

als dessen Lehre ichgehört,

ich blieb in seiner Nähe froh:

drei Wissen sind von mir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

EKADHAMMASAVANÍYO (das eine Ding ist angenehm zu hören)

67

Die Flecken ausgebrannt von mir,

die Werdenswurzeln ausgezogen:

erschöpft ist der Geburtenkreis,

nicht gibt es mehr ein Wiederwerden.

EKUDDāNIYO (Eins-Zusammenbinder)

68

Dem Hochgesinnten, Nichtberauschten,

dem Muni, der auf Muniwegen übt:

nicht Sorgen sind mehr einem solchen,

der still geworden und stets achtsam.

CHANNO (geeignet)

69

Gehört des Großen Lehre, an Geschmack so reich,

vom Besten der Allwissenskenntnis aufgezeigt,

den Weg ging ich, um zum Todlosen zu gelangen,

bin Kenner jetzt des Pfads zum tiefsten Übungsfrieden.

PUNNO (der Volle)

70

Die Tugend gilt wohl als die Spitze,

der Weise aber ist der Höchste

bei allen Menschen und bei Göttern:

er ist der Tugend-Weisheit Sieg.

VACCHAPāLO (Kalbshüter, Baumhüter)

71

Den äußerst feinen, zarten Sinn zu sehn vermögen,

und die, im Geistgeschickt, im innern Schutz leben,

die gerne folgen allen Buddha-Tugendhaften:

Nibbānam ist nicht schwer für sie mehr zu erreichen.

āTUMO (Selbst)

72

Wie Bambussprößling, gut gewachsen bis zur Spitze,

sehr schwer zu brechen ist, zu festem Holz geworden

so sprach ich schwer zu meinem Weibe, gut versorgt:

„Ach, laß nun zu, daß ich hinausgezogen jetzt!“

MANAVO (der Junge)

73

Sah den Gealterten, den Leidenden, den Kranken,

den Toten sah ich, der zum Lebensende kam:

darum verließ ich alles, zog hinaus,

gab auf die Sinnenfreuden, die den Geist entzückten.

SUYāMANO (gut Wachender)

74

Den Sinnenwillen, Abneigung

und Schlaffheit bei dem Mönch,

das Grübeln innen, Zweifel schwanken:

das ganz und gar gibt es nicht mehr.

SUSāRADO (Gutherbst)

75

Gut ist das Seh’nder bestens Eingeübten,

der Zweifel spaltet sich und Wachsein wächst, -

den Toren machen sie zu einem Weisen,

darum ist gut ein solch Zusammentreffen.

PIYANJAHO (Liebes aufgebend)

76

Bei den Hochfliegenden will fallen,

bei Fallenden will fliegen hoch:

will wohnen bei den Wohnungslosen,

bei Fröhlichen will micht nicht freu’n.

HATTHāROHAPUTTO (Hand nicht rot)

77

Dies Herz ging früher immer nur auf Wanderschaft,

wohin es wollte, wo es Lust fand, wie sein Glück, -

das werd’ ich gründlich zügeln mir von heute an,

wie Elefanten bricht der Stachelstockdompteur.

MENDASIRO (Widderkopf)

78

Das Viel-Geburten-Wandelkreisen

durchwandert’ ich und fand heraus,

der ich zu Leiden nur geboren,

daß Leidensmasse falscher Weg.

RAKKHITO

(der Bewachte, Beschützte)

79

Hab aufgegeben jeden Reiz,

und jeden Haß aus mir gezogen,

Verblendung ist von mir gegangen:

bin kühl geworden, bin erloschen.

UGGO (der Mächtige)

80

Was ich getan auch hab an Werk,

sei’s wenig nur und sei es viel:

all das ist rundum nun getilgt -

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

SAMITIGUTTO (Versammlungsbewacht)

81

Was ich getan auch hab an Schlechtem,

zuvor in anderen Geburten,

hier muß es jetzt erfahren werden,

ein andres Feld gibt es nicht mehr.

KASSAPO

82

Wo immer reiche Bettelgaben

glückbringend sind, von Ängsten frei:

dorthin, mein Söhnchen, gehe du,

nicht sei durch Sorge du besiegt!

SÍHO (der Löwe)

83

Du Löwe, lebe lässig nicht!

Bei Tag und Nacht sei niemals faul!

Entfalte den heilsamen Dhammo!

Laß ab vom Körperhaufen schnell!

NÍTO (der Geleitete, Geführte)

84

Die ganze Nacht hat er durchschlafen,

am Tag macht ihn Gesellschaft froh. -

Wann wird wohl, wahrlich, solch ein Tor

des Leidens Ende sich bereiten? (endlich machen?)

SUNāGO (der gute Elefant)

85

Das inn’re Geistesbild erkennend weise,

den Einsamkeitsgeschmack mag er erfahren, -

vertiefend sich als Achtsamer und Kluger,

mag er erlangen Glück, frei von der Welt.

NāGITO (kleiner Elefant)

86

Da draußen gibt es Viele, die was andres lehren,

doch zum Nibbānam führt kein andrer Weg als dieser:

nur gut den Sangho der Erhabene berät,

der Lehrer selbst läßt seine offne Hand uns sehen.

PAVITTHO (eingetreten)

87

Die Gruppen wirklich sind gesehen,

All-Werdensströme sind gebrochen,

erschöpft Geburtenkreislauf ist,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

AJJUNO (Silber)

88

Ich konnte wahrlich mir das Selbst

vom Wasser heben auf den Grund,

war wie aus großer Flut gezogen,

als ich die Wahrheiten durchdrang.

DEVASABHO (Götterhalle)

89

Herausgezogen Schmutz und Schlamm,

die Klippen alle ferngehalten,

befreit von Fluten und von Fesseln,

die Stolzesarten all zerstört.

SāMIDATTO (Eignerselbst)

90

Fünf Khandhas sind rundum erkannt,

zerspalten bleibt ihr Wurzelwerk:

Geburtenkreislauf ist erschöpft,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

PARIPUNNAKO (Vollender)

91

Nicht gibt es Maß für feinstes Schmecken,

was ich an Schatz heut hab genossen,

als Gotamo, der weithin sieht,

der Buddho mir die Lehre zeigte.

VIJAYO (Sieger)

92

Bei wem die Einflüsse erschöpft,

wer an der Nahrung nicht mehr hängt,

wer leer geworden, zeichenlos,

wem Freisein nur ist Weidegrund:

gleichwie im Himmelsraum den Geiern,

der Spur von ihm ist schwer zu folgen.

ERAKO (der in Bewegung Setzende, seine Stimme Erhebende)

93

Leidvoll ist Lust, o Eraka!

Nicht Glück bringt Lust, o Eraka!

Wer sich nach Sinnenlüsten sehnt,

ersehnt das Leiden, Eraka!

Wer Sinnenlüste nicht ersehnt,

ersehnt nicht Leiden, Eraka!

METTAJI (Mettagewinner, Mettaeroberer)

94

Verehrung dem Erhabenen,

dem Sakyersohn so voller Glanz,

Durch den die Spitzeist erreicht,

der Spitzenlehre aufgezeigt. (ev. Gipfel)

CAKKHUPāLO (Augenhüter)

95

Blind bin ich mitgetrübtem Auge,

aus wilder Gegend sprang ich fort:

auch schlafend werd’ ich nun nicht gehen

mit einem schlechten Freunde mehr.

KHANDASUMANO (Wohlgeist im Alter)

96

Wie eine Blume ließich los

die Zeit der achtzig Lebensjahre, -

hab mich an Himmelswohl erfreut,

und mit dem Rest bin ich erloschen.

TISSO (Drei)

97

Zurück ließ ich den Schatz an Bronze,

das viele angehäufte Gold,

nahm nur die Schale noch aus Ton:

dies ist für mich die zweite Weihe.

ABHAYO (Furchtlos)

98

Hat er Gestalt gesehn, Sati vergessen,

den Geist auf das, was lieb, gerichtet,

fühlt er mit tieferregtem Herzen

und haftend bleibt es immer stehn, -

so wachsen ihm die Einflußkräfte,

die neu zur Werdenswurzel führen.

UTTIYO

99

Hat er den Klang gehört, Sati vergessen,

den Geist auf das, was lieb, gerichtet,

fühlt er mit tief erregtem Herzen

und haftend bleibtes immer stehn, -

so wachsen ihm die Einflußkräfte,

die zum Samsāro ihn nur führen.

DEVASABHO (Götterhalle)

100

Von rechtem Mühen ganz erfaßt,

den Satistand als Weidegrund:

von Freiheitsblüten überdeckt,

erlischt er ganz, von Einfluß frei.

BELATTHAKāNI

101

Verließ den Hausstand er, tat nichts am SELBST,

macht seinen Mund zu einem Pflug, gefräßig, träge:

gleichwie ein großer Eber, vollgemästet,

stets wieder in den Schoß geht solch ein Dummkopf.

SETUCCHA (Sechserbrücke)

102

Wenn sie vom Stolz sind tief getäuscht,

bei den Sankhārasgeist beschmutzt,

bei Spende-Nichtspende erregt:

Samādhi sie erlangen nicht.

BANDHURO (Verwandter)

103

In dem hier seh ich keinen Sinn, kein Glück,

das Dhamma-Schmecken mich befriedigt,

trank feinstes Schmecken, allerhöchstes:

nicht werd’ ich da mit Gift Bekanntschaft machen.

KHITTAKKO (der Geworfene)

104

Wie leicht ist wahrlich mir der Körper,

durchdrungen ganz mit weitem Freudensglück, -

wie Baumwollflocke, die vom Wind bewegt,

so treibt mein Körper leicht dahin.

MALITAVAMBHO (Unreines verachtend)

105

Nicht unzufriedenbleibe wohnen,

sei froh und gehe ruhig fort!

Was nicht von Wohl begleitet ist,

mög’st du nicht leben weiten Auges.

SUHEMANTO (Gut-Winter)

106

Bei einem Hundert-Zeichen-Ziel,

das hundert Merkmale enthält:

ein Glied nur sieht der Dumme da,

und hundert sieht der Weise wohl.

DHAMMASAVO (Dhammahörer)

107

Ich zog hinaus - wog alles ab -

vom Haus in die Hauslosigkeit, -

drei Wissen habe ich erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

DHAMMASAVAPITU (Vater des Dhammahörers)

108

Als Hundertzwanzigjähriger

ich zog in die Hauslosigkeit:

drei Wissen habe ich erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

SANGHARAKKHITO (Sanghabeschützt)

109

Nicht wird bei dem, der höchstes Wohl nur immer wünscht,

in Einsamkeit er seiner Weisung voll gerecht,

lebt er dort nur mit ungezähmten Sinneskräften,

gleichwie ein Reh von zartem Alter tief im Walde.

USABHO (Bulle)

110

Die Bäume auf den Bergesgipfeln treiben aus,

von höchster Wolke sind sie neu besprengt:

dem Freund der Einsamkeit, der „Wald“ wahrnimmt,

dem Usabho läßt das mehr Wohl entstehen.

JENTO

111

Schwer ist der Auszug, schwer ist der Verbleib im Haus, -

die Lehretief, - schwer ist es, Reichtum zu erlangen, -

armselig ist das Leben uns auf beide Weise:

da paßt’s zu denken stets das Nichtbeständige.

VACCHAGOTTO

112

Dreiwisser bin, groß im Vertiefen,

die inn’re Stillekenn’ ich gut,

den tiefen Sinn hab ich erschlossen

getan des Buddho Weisung ist.

VANAVACCHO (Waldkalb)

113

Das Wasser in den vielen Klippen,

in denen wilde Tiere hausen,

mit Wasserpflanzen ganz bedeckt,

die Felsen, sie erfreuen mich.

ADHIMUTTO (Hingegeben)

114

Dem, der den Körperlüstern ehrt,

der schon verlassen wird vom Leben, -

dem, der nach Leibeswohl nur giert:

woher ist dem Asket sein gut?

MAHāNāMO (großer Name)

115

Verlassen wollt’ er sich im Berge,

voll Wurzel- und voll Baumgeflecht,

in dem Nesādaka-Gebirge

mit der berühmten grünen Decke.

PāRāPARIYO (Jenseitserfasser)

116

Hab sechs Berührungen gelassen,

bewacht das Tor und gut gezügelt,

die Leidenswurzel ausgespien:

erlangt hab ich Einfluß-Versiegen.

YASO (Ruhm)

117

Gut eingeölt und gut gekleidet,

mit jedem Unterhalt geschmückt:

drei Wissen ich erlangte schon,

getan des Buddho Weisung ist.

KIMBILO (Wurmloch)

118

Gleichwie ein Fluch bricht das Verwehen ein,

ich seh an mir schon andere Gestalt,

doch wenn ich aufmerksam und achtsam bin,

an einen andern ich erinnere das Selbst.

VAJJIPUTTO

119

Geh unters lange Wurzelwerk der Bäume!

Nibbānam tief im Herzen siedle an!

Vertiefe Dich, o Gotama, nicht lässig!

Was wird Gebabbel Dir noch weiter tun?

ISIDATTO (Meisterselbst)

120

Fünf Gruppen sind rundum erkannt,

sie stehn, ihr Wurzelwerk gespalten, -

das Leidversiegen ist erlangt,

erlangt hab ich Einfluß-Versiegen.

UTTARO (der Hohe)

121

Kein irgend Werden ist beständig,

Sankhāras sind auch ewig nicht, -

nur Khandhas tauche nimmer auf

und gleiten fort schon immer wieder.

122

Als ich dies Elend klar erkannt,

gab ich den Wunsch nach Werden auf, -

kam raus aus allen Sinnesdrängen,

erfuhr den Einfluß-Untergang.

PINDOLABHāRADVāJO

123

Nicht ist dies Leben da für Not,

die Nahrung nicht für Herzensnähe, -

die Nahrung stellt den Körper auf:

so sah ich, gehe suchend nun.

124

Als „Schmutz“ hab’ ich es bald erkannt:

Gruß und Verehrung bei Familien, -

ist feiner Pfeil, schwer auszuziehn,

schwer läßt man Gastfreundschaft bei Schlechten.

VALLIYO („der Binder“)

125

Der Affe aus den Fünfertoren

an dieser Hütte drängt hinaus.

Durchs Tor er wandert viel herum,

klopft immer wieder: bum, bum, bum.

126

Steh still, du Affe! Rase nicht!

Verhalt’ dich nicht wie früher mehr!

Mit Weisheit halt’ ich dich zurück,

wirst nicht mehr in die Ferne schweifen.

GANGATIRIYO (der Gangesuferbewohner)

127

Drei Palmenwedel reichten aus

zur Gangesuferhütte mir, -

die Schädelschale nahm ich mir,

zog Müllplatzfetzenrobe an.

128

Im Laufe zweier ganzer Jahre

hab ich ein einzig Wort gesprochen, -

im Laufe dann des dritten Jahrs

die Dunkelwand war schon durchbrochen.

AJINO (Ziegenhäutler)

129

Selbst wenn er ein Drei-Wisser ist,

der Tod gelassen, einflußfrei:

„Hat nichtsverstanden“, so die Toren

verleumden ihn, die nicht erkennen.

130

Doch wer zu essen und zu trinken

ganz ohne Müh’ bekommt, der Mensch,

auch wenn von schlechter Art er ist,

ist er von ihnen doch geehrt.

MELAJINO

131

Als ich die Lehre angehört

beim Meister, der so ruhig sprach:

kein Zweifel wurde mir bewußt

beim Alleswisser, Unbesiegten.

132

Beim Menschenführer, Karawanenführer, (großen) Helden,

beim Besten-Höchsten aller Lenker.

Und auf dem Weg, dem Übungspfad,

den Zweifel gibts nicht mehr für mich.

RāDHO (Gelungen)

133

Wie in ein Haus, das schlecht gedeckt,

der Regen ungehindert dringt,

so in ein Herz, das nicht geübt,

der Reiz der Sinnenwünsche dringt.

134

Wie in ein Haus, das gut gedeckt,

kein Regen ungehindert dringt,

so in ein Herz, das gut geübt,

kein Reiz der Sinnenwünsche dringt.

SURāDHO

135

Erschöpft ist nun von mir Geburt,

gelebt die Siegerbotschaft schon,

verlassen das, was „Netz“ genannt,

der Werdensführer ganz entfernt.

136

Aus welchem Grund ich zog hinaus

vom Haus in die Hauslosigkeit,

den Grund hab ich gefunden mir:

All-Fesselwerk-Beseitigung.

GOTAMO

137

Im Glück nur schlafen stets die Munis,

die nicht an Frauen mehr gebunden,

die wahrlich stets zu schützen sind,

bei denen Wahrheit schwer erlangbar.

138

Zu töten gingen wir die Lüste

und sind jetzt frei von jeder Schuld, -

jetzt gehen wir zum Nibbānam hin,

wo, angelangt, man nicht mehr trauert.

VASABHO (Bulle)

139

Zuerst er tötet sich das Selbst,

dann tötet er die Anderen, -

er tötet gut getötet Selbst,

wie mit der Falle einen Vogel.

140

Nicht macht Brahmanen Außenfarbe,

die Innenfarbe macht Brahmanen, -

bei wem sich schlechte Taten finden,

der dunkel ist, Sujampati!

MAHāCUNDO (großer Elfenbeinschnitzer)

141

Durch Hörwunsch nimmt Gehörtes zu,

Gehörtes bringt Weisheitsvermehrung,

durch Weisheit man den Sinn versteht,

erkannter Sinn bringt Glück mit sich.

142

Sucht weit entfernte Lager-Sitze auf!

Verbleiben möge man in Fesselfreiheit!

Wenn sich die Freude dort noch nicht einstellt,

im Sangho lebe man im Selbstschutz achtsam.

JOTIPāLO (Lichthüter)

143

Und die mit Hilfe von Gewalt,

mit vielfachzweck-gebundner Tat,

die Menschen immer weiter hindern,

die grob im Umgang sind, die Leute,

die streuen da nur immer aus,

denn keine Tat geht je verloren.

144

Was er auch tut, de rMann, an Tat:

ob gut sie oder ob sie schlecht, -

er ist stets ganz ihr Erbe eben,

was er für Tat auch immer tut.

HERAÑÑAKāNI (Goldschmied)

145

Es gehen hin die Tage-Nächte,

das Leben wird zu Ende sein, -

die Zeit der Sterblichen verdorrt,

gleichwie der Flüßchen Wasserlauf.

146

Und dann nur immer schlechte Taten

vollbringt der Tor und wird nicht wach, -

und späterhin fühlt er nur Bitteres,

nur schlechte Frucht wird ihm zuteil.

SOMAMITTO (Freund einer Baumart)

147

Auf kleines Holz nur aufgestiegen,

will sitzen er in großer Flut, -

so grad nur bis zur Trägheit kommend,

im Guten Lebenderwohl sitzt.

Darum er möge das vermeiden,

was träge ist und Mindertatkraft.

148

Mit Abgeschiedenen, mit Edlen,

mit Selbstgesammelten, Vertiefern,

mit immer Tatkraft-Angefüllten,

mit Weisen möge er nur leben.

SABBAMITTO (Allfreund)

149

Der Mensch am Menschen ist gebunden,

gestützt vom Menschen ist der Mensch, -

der Mensch vom Menschen wird gequält,

es quält der Mensch das Menschenkind.

150

Wer durch den Menschen hat Gewinn,

den Menschen, der geboren ist?

Den Menschen laß ich, gehe nun, -

wie sehr hab ich gequält den Menschen.

MAHāKāLO (die hohe Zeit)

151

Die dunkle Frau, so übergroß, der Krähe gleich,

den Schenkel ausgespreizt und auch den andern Schenkel,

den Arm hat sie gespreizt und auch den andern Arm,

das Haar hat sie gespreizt und ihre Dickmilchbrust:

so sitzt sie da, vertrauensvoll ergeben ganz.

152

Wer dieses wahrlich nicht erkannt und darauf baut,

der geht ins Leiden immer wieder, dieser Träge, -

darum der Menschen Baustoff sollte er nicht liefern:

„Nicht werd ich wieder mit gespalt’nem Kopfe liegen!“

TISSO (Drei)

153

Viel Feinde er nur stets bekommt,

der Kahle, den die Robe deckt,

erlangt er leicht zu essen, trinken,

die Kleidung und das Lager auch.

154

Dies als Gefahr, wenn er erkannt,

zeigt er bei Spendern große Scheu, -

mit wenig nur, nicht ausgedörrt,

mag achtsam wandern wohl der Mönch.

KIMBILO (Der den Wurm der Vergänglichkeit sieht)

155

Im Osten, in dem Bambuswald,

die Sakyersöhne, meine Freunde,

die ließen nicht geringen Reichtum,

am Bettelschalenmahl nun froh,

156

die voller Tatkraft, Selbst-entschlossen,

die ständig fest im Streben sind:

sie freu’ n sich an der Dhammafreude,

wenn sie gelassen Weltenfreude.

NANDO (der Freudige)

157

Nicht bis zum Grund hab ich gedacht,

dem Körperschmuck gab ich mich hin,

unruhig, schwankend war ich nur,

vom Sinnenlustreiz arg geplagt.

158

Dem Wegetüchtigen ich bin,

dem Buddha-Sonnen-Anverwandten,

vom Grunde her nun ganz gefolgt:

zog aus dem Sein das Herz heraus.

SIRIMā (der Glanzvolle)

159

Die einen wohl, sie loben ihn,

wenn ungesammelt ist das Selbst:

den Narren loben diese einen,

ist ungesammelt ganz das Selbst.

160

Die anderen, sie tadeln ihn,

wenn ungesammelt ist das Selbst:

den Narren tadeln andere,

ist gut gesammelt ganz das Selbst.

UTTARO (der Hohe)

161

Die Khandhas sind von mir erkannt,

der Durst von mir herausgezogen,

entfaltet die Erwachungsglieder,

erlangt der Einfluß-Niedergang.

162

Der ich die Khandhas tief erkannt

und hab’ entferntden Netzesspanner,

entfaltet die Erwachungsglieder:

erlöschen werd’ ich, einflußfrei.

BHADDAJI (der Glück gewinnende)

163

„Aufschrei“ - so war des Königs Name,

aus Gold war sein Palast gebaut:

ging in die Breite sechzehnfach,

nach oben, heißts, auf tausend Wegen.

164

Mißt tausend Pfeilschuß, 100 Kuppeln,

geschmückt mit gold gewirkten Flaggen, -

es tanzten dort die Sänger froh,

sechstausend wohl in sieben Gruppen.

SOBHITO (der Geschmückte)

165

Als achtsam-weisheitsvoller Mönch,

mit Einsatz aller Tatkraftmacht,

500 langeWeltzeitalter

in einer Nacht dacht’ ich zurück.

166

Die vier Satipatthānas gut,

die sieben und acht geworden schon:

500 lange Weltzeitalter

in einer Nacht dacht’ ich zurück.

VALLIYO (Kletterpflanze, Bast)

167

Was da zutun mit fester Tatkraft,

was da zu tun, aus Wunschwelt aufzuwachen,

ich wird’ es tun, wird’ nichts versäumen:

sieh diese Tatkraft, angespannt!

168

Und Du, erkläre mir den Weg,

der ins Todlosegerade eingetaucht! (dringt)

Mit Muni-Sein ich werde Muni werden,

wie Gangesstrom das Meer erreicht.

VÍTASOKO (Sorgenfrei)

169

„Die Haare werd’ ich scheren mir!“

So ging ich zum Haarschneider hin.

Da nahm den Spiegel ich zur Hand,

betrachtete das Corpus lang.

170

Leer ist der Körper, sah ich da:

im Blindsein Dunkelheit ging fort.

Die Kleider alle legt’ ich ab:

nicht gibt es mehr ein Wiederwerden.

PUNNAMāSO (Dickbohne (Vollmond?))

171

Fünf Hemmungen, ich hob sie auf,

um Yogafrieden zu erlangen, -

den Dhammaspiegel nahm ich mir:

Erkenntnis-Schauen ganz des Selbst.

172

Als ich betrachtet’ diesen Körper,

das ganze Innen und das Außen:

von innen und von außen da

„leer ist der Körper“, sah ich nur.

NANDAKO (Freudiger)

173

Gleichwie ein gutes Rassepferd,

ist es gestolpert, wieder steht

und mehr noch zeigt Ergriffenheit,

nicht hängen läßt die Wagendeichsel:

174

So den mit Schauen wohl Verseh’nen,

den Voll-Erwachten-Schüler da,

den Durchtrainierten mich behaltet,

den Sohn des Buddho, legitim.

BHARATO (der Getragene)

175

Komm, Nandaka, wir gehen jetzt

ganz nahe zum Vertiefer hin,

das Löwenbrüllen woll’n wir brüllen

im Angesicht des Buddhabesten.

176

Aus tiefem Mitleidwohl für uns,

für uns zog er hinaus, der Muni,

ist an das Ziel für uns gelangt,

hat alle Fesseln abgetan.

BHāRADVāJO (Last-Kraft)

177

Es brüllen so die Weisheitsvollen,

wie Löwen in der Felsenspalte, -

die Helden, die in Kämpfen siegen,

besiegten Māro und sein Nehmen.

178

Der Lehrer wird von mir verehrt,

geschätzt der Dhammo und der Sangho, -

ich bin so froh, mein Sinn ist heiter:

sah schon den Sohn, den Einflußfreien.

KANHADINNO (Dunkel gegeben)

179

Bin immer nah den Edelmenschen

und hab’ die Lehren oft gehört, -

was ich gehört, werd’ ich verfolgen,

ins Todlos geradewegs getaucht.

180

Den Werdensreiz hab’ ich zerschlagen mir,

nicht wieder wird der Werdensreiz erscheinen, -

nicht war er mehr, nicht wird er mir mehr sein,

und auch nicht jetzt wird er mir mehr erscheinen.

MIGASIRO (Wildtierkopf)

181

Als ich hinausgezogen war,

auf wahre Buddhaweisung hin,

da wurd’ ich frei und hob mich hoch,

entkam dem Kern der Sinnenlust.

182

Ich sah nur noch auf Brahmā hin,

da wurde mir das Herz befreit:

„Undankbar ist die Freiheit mir!

Die Fesseln all’ sind abgetan!“

SIVAKO (Glück verheißend)

183

Vergänglich sind die Hausnersachen

zu allen Zeiten, immer wieder, -

den Hauserbauer, wer da sucht,

hat Leidgeburt nur immer wieder.

184

Du, Hauserbauer, bist durchschaut,

nicht wieder wirst ein Haus du bau’n!

Die Rippen all’ gebrochen sind,

der Giebel völlig eingestürzt.

Ein Herz, das aus der Bahn geworfen,

das wird hier eben abgetan.

UPAVāNO (Hochwunsch)

185

Der heil, der rechtging in der Welt,

an Schmerzen ist erkrankt der Muni.

Wenn sich hier heißes Wasser findet,

dem Muni gibs, Brahmane, du!

186

Verehrt sei’n die Zu-Ehrenden!

Die Zu-Bedienenden bedient!

Geschätzt sei’n die Zu-Schätzenden:

so wünsche ich zu folgen nur.

ISIDINNO (Herrscher gegeben)

187

Durchschaut von mir die dhammatreu’n Upāsakas:

„Vergänglich Sinnenfreuden“, sagen sie

und sind erregt bei Ohrenringjuwelen,

die sich nach Kindern und nach Frauen sehnen.

188

Schon lange Zeit sie kennen wohl den Dhammo:

„Vergänglich Sinnenfreuden“, sprechen sie, -

doch Reiz zu brechen, reicht die Kraft nicht hin,

so haften sie an Kind und Frau und Reichtum.

SAMBULAKACCāNO

189

Ein Gott gibt Regenjetzt, ein Gott läßt Regenströme pladdern,

allein bin ich in tiefer Wildnis, leb’ in einer Höhle, -

der ich allein in tiefer Wildnis bin, in einer Höhle,

kenn’ keine Furcht, bin nicht erstarrt, bin ohne Haaressträuben.

190

Für mich ist dies des Dhammo eigenstes Gesetz,

daß ich allein in tiefer Wildnis leb’ in einer Höhle,

bin ohne Haaressträuben, kenn’ keine Furcht, bin nicht erstarrt.

KHITAKO

191

Bei wem ist felsengleich das Herz,

steht fest und wankt nicht hin und her,

ist nicht erregt bei schönen Dingen,

bei den bewegenden nicht bebt:

bei wem entfaltet so das Herz,

woher noch Leiden wird da kommen?

192

Bei mir ist felsengleich das Herz,

steht fest und wankt nicht hin und her,

ist nicht erregt bei schönen Dingen,

bei den bewegenden nicht bebt:

mir ist entfaltet so das Herz,

woher mir Leiden noch wird kommen?

SONG POTIRIYAPUTTO

193

Nicht ist so lang zu schlafen jetzt,

die Nacht trägt ihren Sternenkranz,

tief anzuschauen ist sie eben,

die Nacht, für den, der wissen will.

194

Vom Elefantenrücken fallen,

will der Trompeter vorwärtsgeh’ n:

im Kampfe tot zu sein, ist besser,

als wenn im Leben ich besiegt.

NISABHO (Leitbulle unter Menschen)

195

Fünf Sinnenstränge gab ich auf,

die lieben, die den Geist enzückt, -

und aus Vertrauen zog ich fort,

des Leidens Endiger will sein.

196

Bin nicht erfreut am Tode mehr,

bin nicht erfreut am Leben mehr, -

die Zeit nur wünsche ich herbei,

sie tief verstehend, achtsam stets.

USABHO (Bulle)

197

Als wenn ein Mangosproß erscheint,

schlang um die Schulter ich die Robe, -

ich saß mit Elefantennacken,

ins Dorf um Almosen ich trat.

198

Den Elefantenrücken tragend,

durchzog Ergriffenheit mich tief, -

hinausgehoben war ich da,

erlangt der Einflußniedergang.

KAPPATAKURO (Schmutzlumpen-rauh)

199

Das ist Schmutzlumpenträger Kappatakuro,

er zog sich an, was schwer nur ist zu tragen, -

das Todlos-Bettelschälchen hat das Dhamma-Maß,

der Weg ist da, Vertiefungen zu sammeln.

200

Nun schwanke du nicht, Kappata, mehr hin und her!

Nicht sei beim Ohr mehr schweifend ungezügelt! -

Nicht hast, oKappata, du dann das Maß gekannt,

wenn in der Sanghamitte wird dein Auge schwer.

KUMāRAKASSAPO

201

Ach, der Buddho! Ach, der Dhammo!

Ach, Vollkommenheit des Lehrers!

Wo den so geformten Dhammo,

wird verwirklichen der Jünger.

202

In unzählbaren Weltzeitlagern

war ich in Körper eingefügt,

von denen dieser sei der letzte:

zu Ende sei dies Körperhäufchen,

Geburts- und Todeswandel kreisen:

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

DHAMMAPāLO (Dhammahüter)

203

Wer wahrlich schon als junger Bhikkhu

sich bindet an die Buddha-Weisung,

ganz wach unter den Schlafversunk’nen,

nicht sinnlos ist für den das Leben.

204

Darum an das Vertrau’n, die Tugend,

an Klarheit, an das Dhamma-Schau’n

mag schließen sich der Weise an,

erinnernd sich der Buddha Weisung.

BRAHMāLI (Brahma-Damm (Deich))

205

Bei wem die Sinne sind zur Ruh’ gekommen,

wie Pferde, die ein Trainer gut gezähmt, -

wer Stolz gelassen, wer von Einfluß frei,

die Götter selbst beneiden einen solchen.

206

Bei mir die Sinne sind zur Ruh’ gekommen,

wie Pferde, die ein Trainer gut gezähmt, -

hab Stolz gelassen, bin von Einfluß frei,

die Götter mich beneiden, einen solchen.

MOGHARāJā (Vergeblich-König)

207

Von schlechter Haut, du, doch von gutem Geist,

du Mogharājā, immerfort gesammelt, -

die langen winterlichen Frostzeitnächte,

Mönch, der du bist, wie wirst du sie durchstehen?

208

Die reichen Ernten Magadhās,

ich hab von ihnen wohl gehört, -

doch ist das Strohdachhüttchen besser,

als dort wie andere im Glück zu leben.

VISāKHO PANCāLIPUTTO

209

Nicht heb’ er hoch und nicht umkreise er die andern,

er lass’ nicht fallen den, der rüberging, - bewege nichts, -

nicht vom verlor’nen Ruhm er bei den Treffen spreche,

der unverwirrt und maßvoll redet, gut in Übung.

210

Für den, der allerfeinstentiefen Sinn sieht,

im Geist geschickt und wie im Windschutz lebt,

wer willig folgt der Buddha-Tugend-Art:

Nibbānam ist für den nicht schwer erreichbar.

CŪLAKO (Haarknoten)

211

Es schrei’n die Pfau’n, mit schöner Krone, schönem Federschmuck,

mit schönem Blauhals, schöner Brust, dem schönen Donnerruf, -

und schön begrast liegt diese große Erde da,

gut angefüllt mit Wasser ist der Regenwolkenhimmel.

212

Wie wohlgestaltet ist dem Geistesfrohen das Vertiefte!

Wer leicht hinauszieht, der bejaht die gute Buddhaweisung:

den schönen, überaus so reinen, feinen, schwer zu seh’nden,

berühre ihn, den höchsten, unerschütterlichen Weg!

ANŪPAMO (Ohnegleichen)

213

Zum Freudenstolz kam dieses Herz, -

den Pfahl des Stolzes stellst du auf,

gehst immer gerade dort nur hin,

wohin der Pfahl, der Klotz, dich führt.

214

Ich nenne, Herz, dich: Unglückswurf!

Dich nenn’ ich, Herz, verräterisch!

Zum selt’nen Lehrerkam ich hin:

zum Unglück drängte er mich nicht.

VAJJITO (vermieden, entsagt)

215

Den Weltenlauf solange Zeit,

auf Fährten viel durchstreifte ich,

sah nicht die edlen Wahrheiten:

ein blind geword’ner Massenmensch.

216

Da war ich lässig länger nicht,

entschilfte alle Weltenläufe,

die Fährten alle schnitt ich ab:

nicht gibt es jetzt ein Wiederwerden.

SANDHITO (verbunden)

217

Beim Bodhi-Baum, im grünen Glanz,

beim hochgewachs’nen, starken Baum

den einen Buddha-Ziel-Gedanken

erfuhr ich voller Achtsamkeit.

218

Sind einunddreißig Kappas jetzt,

daß den Gedanken ich erfuhr, -

durch diesen einzigen Gedanken

kam ich zum Einfluß-Untergang.

ANGGANIKABHARADVAJO (Fleck-Last-Stärke (wacker))

219

Grundlose Reinheit suchte ich,

dem Feuer huldigt’ich im Wald, -

den Reinheitsweg verstand ich nicht,

unsterblich wollte sein durch Qual.

220

Durch Glück erfuhr ich da das Glück:

sieh’ dieses Dhamma-Heilsgesetz.

Drei Wissen sind von mir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

221

Verwandt dem Brahmā war ich einst,

jetzt nun bin wahrlich ich Brahmane:

im Dreifachwissen bin gebadet,

hab ausgelernt, bin wissend jetzt.

PACCAYO (Stütze)

222

Fünf Tage war ich fort vom Haus,

war übungswillig, ohne Geist, -

als ich das Kloster da betrat,

der Herzentschluß mir wurde klar:

223

Nicht werd’ ich essen, werd’ nicht trinken,

will aus dem Kloster fort nicht geh’n, -

werd’ sehend davon ab nicht fallen,

bis Durstpfeil ist herausgezogen.

224

So harrte ich geduldig aus, -

sieh nun der Tatkraft weites Streben:

drei Wissen sind von mir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

BāKULO

225

Wer Pflichten, die lang fällig sind,

erst später auszuführen wünscht:

fürs Glück raubt er sich jede Chance

und später nur bedauert er.

226

Was er zu tun wünscht, mag er sagen,

was nicht zu tun, das sag’ er nicht, -

den, der nichts tut, der stets nur redet,

durchschauen tief die Weisen wohl.

227

Ein wahres Glück ist das Nibbānam,

vom Recht-Erwachten aufgezeigt:

das sorglos, schmutzfrei, voller Frieden,

wo Leiden ganz zur Ruhe kommt.

DHANIYO (Gläubiger)

228

Wenn einer Glück zu leben wünscht,

voll Sehnen im Asketentum:

die Sanghapflicht nehm’ er nicht leicht,

die Robe, Trinken und das Essen.

229

Wenn einer Glück zu leben wünscht,

voll Sehnen im Asketentum:

wie Schlangen- oder Mauseloch,

mag nutzen er den Lager-Sitz.

230

Wenn einer Glück zu leben wünscht,

voll Sehnen im Asketentum:

wie immer auch, sei er zufrieden,

ein einzig Ding entfalte er.

MāTANGAPUTTO (Mutterglied-Sohn)

231

Zu kalt ist es, es ist zu heiß,

zu weit schon ist die Nacht, sagt er, -

so werden Taten unterlassen

und Zeit versäumt der junge Mann.

232

Doch wer an Kälte und an Hitze

nicht mehr, als an das Strohdach denkt

und tut, was einem Mann gebührt,

der wird vom Glück nicht mehr verlassen.

233

Den Strauch, das Kusagras, das Reet,

die Wurzel, duftend, Stroh und Binsen

aus meiner Brust werd’ ich vertreiben,

die Einsamkeit nur still entfaltend.

KHUJJASOBHITO (Buckelglanz)

234

Die schmuckreich sprechen, viel gehört,

Asketen aus Pātaliputto,

bei ihnen ein gewisser Alter

am Tore steht, der „Buckelglanz“.

235

Die schmuckreich sprechen, viel gehört,

Asketen aus Pātaliputto,

bei ihnen ein gewisser Alter

am Tore steht, vom Wind bewegt.

236

Mit wahrlich Hohem, mit Gewünschtem

und mit im Kampfe Siegendem,

mit Brahmaleben wohlgeübt:

so dieses Glück vermehret sich.

VāRANO (Elefant)

237

Wer hier auch immer unter Menschen

den andern Wesen tut Gewalt:

von dieser Welt und von der andern,

von beiden ist beraubt der Mann.

238

Doch wer mit liebevollem Geist

für alle Wesen hat Erbarmen:

viel bringt der wohl aus sich hervor

Verdienst, von solcher Art ein Mann.

239

Zum Gutessprecher üb’er sich,

zu einem, der Asketen folgt,

zum Einsamsitzer, still verborgen,

zu einem, dem der Geist gestillt.

PASSIKO (Sehender)

240

Allein vertrauend wohl der Weise

bei seinen nicht vertrau’nden Nächsten,

der Lehr-Sinn-Tugend-Mächtige

gereicht zum Heil der Anverwandten.

241

Als das Erbarmen sie getadelt,

ermahnte die Verwandten ich:

aus der Verwandten nahen Liebe

Verehrung zeigten sie den Mönchen.

242

Die schon gegangen, die gestorben,

erlangten dreifach Himmelsglück:

die Brüder mein, die Mutter auch

genießen helle Sinnenlust.

YASOJO (Ruhmgeboren)

243

Der Zeit voraus gegangen scheint er,

der hager, Adern-nur-bedeckt,

das Maß kennt er bei Speis und Trank,

nicht schwachen Geistes ist der Mann.

244

Berührt von Bremsen und von Mücken

im Wald, im riesigen Gehölz:

wie’ n Elefant vorn an der Kampffront,

voll Achtsamkeit hielt er dort durch.

245

Wie Brahmā ist man, so allein,

und wie ein Gott, so man zu zweit, -

wie’n Dorf schon ist es, so zu dritt,

Tumult ist, was darübergeht.

SāTIMATTIYO (Allzu-Maßvoll)

246

Du warst dir früher voll Vertrauen,

das gibt es heute nicht für dich, -

was dir auch immer das bedeutet:

nicht gibt’s für mich ein Schlechtverhalten.

247

Nicht stetig, schwankend ist Vertrauen, -

so ist erkannt das wohl von mir.

Sie sind erregt, sie sind entregt,

da, wo zum Schwinden kommt der Muni.

248

Gekocht dem Muni wird das Mahl,

ein bißchen immer bei Familien.

Den Bettelgang ich werde gehen

es gibt die Beinkraft wohl in mir.

UPāLI

249

Nur aus Vertrauen zog ich fort,

als Neuer ging ich neu hinaus,

schloß mich den guten Freunden an,

beim reinen Leben gar nicht lasch.

250

Nur aus Vertrauen zog ich fort,

als Neuer ging ich neu hinaus.

Im Sangho lebend als ein Mönch,

die Regel mag der Wache üben.

251

Nur aus Vertrauen zog ich fort,

als Neuer ging ich neu hinaus.

Kommts gut, kommts schlecht: er kennt das Heil, -

so mag er leben unverehrt.

UTTARAPāLO (Höchstes-Hüter)

252

Den Weisen, wahrlich, mich den stillen,

den Ganz-das-Ding-Durchdenkenden:

fünf Sinnensträngein der Welt,

die täuschenden, befielen mich.

253

Fand Freude da in Māros Reich,

war festem Pfeilschuß ausgeliefert:

doch konnte ich dem Todeskönig

aus seiner Schlinge wohl entkommen.

254

All-Sinnen-Lust, ich gab sie auf,

All-Werdensdränge sind gebrochen,

geschwunden ganz Geburtenkreisen,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

ABHIBHŪTO (gemeistert)

255

Ach, hört auf mich, Verwandte alle,

soviel ihr hier versammelt seid!

Die Lehre werd’ ich auf euch zeigen:

leidvoll Geburt ist immer wieder.

256

Ach, fangt doch an! Ach, geht hinaus!

Den Bund schließt mit der Buddhabotschaft!

Zermalmt des Todes ganzes Heer,

wie Haus aus Schilf der Elefant!

257

Wer in der Lehre Regelwerk

nicht lässig fortan leben wird,

wird lassen den Geburtenkreislauf,

des Leidens Ende wird er machen.

GOTAMO

258

Viel kreisend in die Unterwelt ich ging,

zur Welt der Toten ging ich immer wieder,

wohl auch in leidensvollen Schoß der Tiere:

so viel gelebt, so lange hab’ ich schon.

259

Auch menschlich Werden habe ich mit Glück erfüllt,

zum Himmelskörper ging ich nicht nur einmal:

in dem Bereich der Formen und des Formlosen,

des Wederwahr- noch Nichtwahrnehmens stand ich.

260

All das Entfalten sah ich kernlos da,

geschaffen,schwankend, immer nur bewegt, -

als ich erkannt das große Selbst-Entfalten,

die Stille nur ich wollte achtsam reinigen.

HāRITO (der Einnehmende)

261

Wer Pflichten, die langfällig sind,

erst später auszuführen wünscht:

fürs Glück raubt er sich jede Chance

und später nur bedauert er.

262

Was er zu tun wünscht, mag er sagen,

was nicht zu tun, das sag’ er nicht, -

den, der nichts tut, der stets nur redet,

durchschauen tief die Weisen wohl.

263

Ein wahres Glück ist das Nibbānam,

vom Recht-Erwachten aufgezeigt:

das sorglos, schmutzfrei, voller Frieden,

wo Leiden ganz zur Ruhe kommt.

VIMALO (Schmutzfrei)

264

Gab man die schlechten Freunde auf,

man schließ’ sich besten Menschen an:

bei ihrem Rat man möge bleiben,

verlangend nach dem steten Glück.

265

Auf kleines Holz nur aufgestiegen,

will sitzen er in großer Flut, -

so grad nur bis zur Trägheit kommend,

im Guten Lebend er wohl sitzt.

Darum er möge das vermeiden,

was träge ist und Mindertatkraft.

266

Mit Abgeschiedenen, mit Edlen,

mit Selbstgesammelten, Vertiefern,

mit immer Tatkraft-Angefüllten,

mit Weisen möge er nur leben.

NAGASAMāLO (Elefant mit Girlande)

267

Geschmückt, in vollem Kleiderstaat,

Girlanden tragend, Sandel duftend,

auf breiter Straße eine Frau

tanzt zur Musik als Tänzerin.

268

Beim Bettelgang trat ich hinzu,

im Gehen ich erblickte sie,

die schön geschmückt im Kleiderstaat,

wie Todesschlinge ausgelegt.

269

Da mir die klare Geistausrichtung

zum Ursprung hin ging in mir auf:

Gefahr mir wurde offenbar,

und Überdruß stellte sich ein.

270

Da löste sich das Herz mir ab.

Ach, sieh der Lehre Kerngesetz!

Drei Wissen sind nun voll erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

BHAGU (Glücksmensch)

271

Ich war im Innern wie gelähmt,

ging aus dem Kloster da hinaus, -

zum Gehplatz nun begab ich mich,

dort eben fiel ich auf den Boden.

272

Als ich die Glieder abgerieben,

von neuem auf den Gehplatz trat,

ging auf dem Platzich auf und ab,

im Inneren mir gut gesammelt.

273

Da mir die klare Geistausrichtung

zum Ursprung hin ging in mir auf:

Gefahr mir wurde offenbar,

und Überdruß stellte sich ein.

274

Da löste sich das Herz mir ab.

Ach, sieh der Lehre Kerngesetz!

Drei Wissen sind nun voll erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

SABHIYO

275

Die anderen begreifen nicht:

„Laßt uns den Tod hier immer sehn!“

Doch denen, die begreifen dort,

die Kämpfe werden endlich still.

276

Und wenn die Nichtbegreifenden

bewegen sich gleichwie ein Aal, -

so die den Dhammo tief begreifen,

bei Kranken sind Gesunden gleich.

277

Jedwede Tat, die lasch getan,

und jede Regel, die beschmutzt,

ein Brahmaleben, zweifelhaft:

nicht bringt das jemals große Frucht.

278

Im Brahmaleben wer bei andern

Verehrung nicht erlangen kann,

der ist weit weg vom echten Dhammo,

gleichwie die Wolke von der Erde.

NANDAKO (Freudiger)

279

Pfui sei, was voller Schlechtgeruch,

was aus der Māraseite sickert!

Neun Ströme sind’s bei deinem Körper,

die fließen, fließen immer zu.

280

Ach, denke fest, was abgetragen!

Sink’ ab nicht vom Tathāgato!

Die Himmel bringen dir nicht Freude,

um wieviel weniger die Menschen!

281

Die da nun Toren, Dumme sind,

beraten schlecht, verblendungsvoll:

nur solche finden danoch Freude,

wo Māro seine Schlinge warf.

282

Bei welchen aber Gier und Haß,

Nichtwissen sind vom Reiz befreit:

die finden da nicht Freude mehr,

zertrennt der Faden, fesselfrei.

JAMBUKO

283

Wohl fünfundfünfzig Jahre lang

nur Staub undSchmutz trug ich an mir,

aß einmal monatlich ein Mahl,

das Haar, den Bart ich rupfte mir.

284

Auf einem Beine stand ich still,

den Sitz vermied ich ganz und gar,

den Kot, der ausgetrocknet, aß ich,

nicht Äußerung erlaubt’ ich mir.

285

In dieser Artverlief mein Tun,

viel schlechte Wege ging ich lang.

Da trug mich fort die große Woge:

zur Buddha-Zuflucht ging ich hin.

286

Dies Zuflucht gehen sieh nur an!

Ach, sieh der Lehre Kerngesetz!

Drei Wissen sind von mir erlangt:

getan des Buddho Weisung ist.

SENAKO

287

Willkommen, wahrlich, du mir warst,

du Gaya, Gaya, klein geraten,

an der ich sah den Vollerwachten,

den, der die höchste Lehre wies.

288

Den großen Leuchter, Lehrer vieler,

der an die Spitze kam, den Führer

in dieser göttlich reichen Welt,

den Sieger, unwägbar zu sehn,

289

Groß-Elefanten, großen Helden,

den großen Glanz, den Einflußfreien,

der allen Einfluß ausgedörrt,

den Lehrer, der ganz ohne Furcht. -

290

Den lange so Beschmutzten, wahrlich,

mich, der vom Ansichtsseil gebunden,

befreite der Erhabene

von Fesseln all, den Senako.

SAMBHŪTO (der Entstandene)

291

Wer, wenn viel Zeit ist, eilig hastet,

bei Zeit, die rennt, will langsam sein:

mit oberflächlichem Getue

der Tor zum Leiden geht hinab.

292

Ihm schwindet alles Gute hin,

wie in der Dunkelnacht der Mond, -

in einen schlechten Ruf gelangt er,

bei Freunden wird er nur blockiert.

293

Wer, wenn viel Zeit ist, langsam handelt,

bei Zeit, die rennt, sich sputen will:

mit gründlich wohlbedachtem Tun

das Glück erlangt der Weise sich.

294

Ihm wird vollkommen alles Gute,

wie in der Strahlennacht der Mond,

zu Ruhm und Ruf gelangt er bald,

bei Freunden wird er nicht blockiert.

RāHULO

295

Mit beidem bin ich gut versehn,

„Rāhula-Glück“ sie sahn in mir:

daß ich der Sohn des Buddho bin,

und daß ich durch Dinge sehe.

296

Daß ich die Einflüsse beseitigt,

daß nicht mehr ist ein Wiederwerden.

Bin Arahat, der Gabenwürdig,

hab Dreifachwissen, Todlosblick.

297

Die Sinnenblingen, Netzbedeckten,

verborgen unter Durstes Decke,

mit Lässigfessel festgebunden:

wie Fische sind sie vor dem Netz.

298

Die Sinnenlust hab ich gelassen,

zerschnitten gut des Māro Band,

samt Wurzel zog den Durst ich aus:

bin kühl geworden, bin erloschen.

CANDANO

299

Mit reinem Goldeganz bedeckt,

von vielen Sklavinnen verehrt,

das Kind auf ihre Hüfte nehmend:

so kam das Weib zu mir heran.

300

Da sah ich sie den Arm ausstrecken,

die Mutter meines eignen Sohnes, -

geschmückt war sie und schön gekleidet,

wie eine Todesfalle ausgelegt.

301

Da mir die klare Geistausrichtung

zum Ursprung hin ging in mir auf:

Gefahr mir wurde offenbar,

und Überdruß stellte sich ein.

302

Da löste sich das Herz mir ab.

Ach, sieh der Lehre Kerngesetz!

Drei Wissen sind nun voll erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

DHAMMIKO (Dhamma-Art, -artig)

303

Der Dhammo wirklich schützt den Dhamma-Geher,

der Dhammo, gut geübt, bringt Glück mit sich:

dies ist der Lohn bei gut geübtem Dhammo:

nicht schlechten Weg geht stets der Dhamma-Geher.

304

Der Dhammo nicht und der Nichtdhammo

ergeben beide gleiche Furcht -

der Nichtdhammo zur Hölle führt,

der Dhammo sorgt für guten Weg.

305

Darum bei Dhammas mach den Willen auf,

sich freuend so mit solchem Sugato -

beim Dhammo besten Sugatos die Jünger stehn,

geführt die Steten werden, Zufluchtspitzengänger.

306

Gebrochen ist der Schwellung Grund,

das Durstnetz ist herausgezogen -

Samsāro ist verdorrt, nicht gibt es etwas,

gleichwie der Mond bei klarer Vollmondnacht.

SABBAKO (der überall ist)

307

Ach, wenn der Kranich mit rein-weißer Flügeldecke

vor dunkler Wolke voller Furcht erschrocken ist

und eilen wird zu seinem Schlafplatz, der ihn birgt:

dann macht der Fluß, die Ajakaranī, mich froh.

308

Ach, wenn der Kranich, schön in seinem reinen Weiß

vor dunkler Wolke voller Furcht erschrocken ist,

und sucht die Felsenhöhle, sich ganz schutzlos sehend:

dann macht der Fluß, die Ajakaranī, mich froh.

309

Wie sollten dort denn nicht erfreu’ n

die Apfelbäume zweifach da,

die leuchten an der Uferböschung,

weit hinter dieser großen Höhle.

310

Die „Gierigen“, sie gaben die Gemeinschaft auf,

die Frösche stoßen langsam ihr Gequake aus:

„Nicht ist jetzt Zeit den Bergesflüssen fern zu sein,

die Ajakaranī schenkt Frieden, Glück und Freude.“

MUDITO (der Freudige)

311

Ich zog hinaus, dasLeben suchend,

und fand zurMönchsgemeinschaft hin, -

dort das Vertrauenich gewann,

und setzte feste Tatkraft ein.

312

Die Lust will aus dem Leib ich brechen,

die Fleischesmassen soll’n verdorren,

von meinen beiden Kniegelenken

die Beine sollen fallen ab.

313

Ich werd’ nicht essen, nicht ins Dorf geh’n,

mag dieses Kloster nicht verlassen,

nicht eher mich zur Seite legen,

bis ich den Durstpfeil ausgezogen.

314

So harrte ichgeduldig aus, -

sieh nur der Tatkraft weites Streben:

drei Wissen sind von mir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

RāJADATTO (Königsgabe)

315

Als Mönch ging ich zum Leichenplatz,

sah eine Frau dorthin geworfen,

nicht eingehüllt in guten Hanf,

zernagt von Würmern durch und durch.

316

Was manche eklig widert an,

wenn sie gesehn das Tote, Schlechte:

das lockte Sinnenreiz hervor,

wie blind ich war in diesem Strom.

317

Nur durch gekochten Brei von Reis,

ging ich aus solchem Ort hinaus:

so wurd’ ich achtsam, tief verstehend,

und seitlich näherte ich mich.

318

Da mir die klare Geistausrichtung

zum Ursprung hinging in mir auf:

Gefahr mir wurde offenbar,

und Überdruß stellte sich ein.

319

Da löste sich das Herz mir ab.

Ach, sieh der Lehre Kerngesetz!

Drei Wissen sind nun voll erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

SUBHŪTO (Gutgeworden)

320

Wer nicht ans Joch sich jocht das SELBST,

der Mann, der wünscht, die Pflicht zu tun,

der, wenn erhandelt, nichts erlangt,

der ist für mich ein Unglückszeichen.

321

Verloren hat er ein erobert Land,

will eins er lassen, mag es sein wie Unglückswurf,

doch wenn er alle lassen will,

mag er ein Blinder sein, gleich-ungleich er nicht sieht.

322

Was er zu tun wünscht, mag er sagen,

was nicht zu tun, das sag’ er nicht, -

den, der nichts tut, der stets nur redet,

durchschauen tief die Weisen wohl.

323

Gleichwie die Blume leuchtend glänzt,

in Farbe strahlend, ohne Duft,

so ist das recht gesprochne Wort

fruchtlos für den, der es nicht tut.

324

Gleich wie die Blume leuchtend glänzt,

in Farbe strahlend, voller Duft,

so ist das recht gesprochne Wort

fruchtreich für den, der es auch tut.

GIRIMāNANDO (Bergfroh)

325

Es regnet, Wolkengott, wie Wohlgesang,

gedeckt mein Hüttchen, angenehm, geschützt:

in ihm ich lebevoller Frieden, still,

so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!

326

Es regnet, Wolkengott, wie Wohlgesang,

gedeckt mein Hüttchen, angenehm, geschützt:

in ihm ich lebe mit gestilltem Geist,

so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!

327

Es regnet, Wolkengott, wie Wohlgesang,

gedeckt mein Hüttchen, angenehm, geschützt:

in ihm ich lebe frei vom Reiz der Lust,

so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!

328

Es regnet, Wolkengott, wie Wohlgesang,

gedeckt mein Hüttchen, angenehm, geschützt:

in ihm ich lebe frei von jedem Haß,

so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!

329

Es regnet, Wolkengott, wie Wohlgesang,

gedeckt mein Hüttchen, angenehm, geschützt:

in ihm ich lebe von Verblendung frei,

so wenn du Lust hast, regne los, du Gott!

SUMANO (Gutgeist)

330

Nach welchen Dhammas ich verlangte,

der Meister gab sie helfend mir -

das Todlose ersehnte ich,

getan hab ich, was mir zu tun.

331

Erlangt ist und verwirklicht schon

der Dhammo, durch sich selbst erfahren -

Erkenntnis rein, von Zweifel frei,

erklär ich ihn wohl bis zum Schluß.

332

Den alten Aufenthalt ich weiß,

das Himmelsauge ist geklärt,

der Lehre Sinn ist voll erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

333

Nicht lässig bin ich in der Übung,

in reicher, vielgehörter Weisung.

All Einflüsse sind ausgedörrt,

nicht gibt es mehr ein Wiederwerden.

334

Belehrt hat mich ein Edler, wahrlich,

erbarmend hat er mir geholfen, -

so blendungslos ist deine Botschaft,

bin Lehrling, der sich gut geübt.

VADDHO (der Wachsende)

335

Gut, wahrlich, daß die Mutter mir

den Stachelstock vor Augen führte:

als ihre Rede ich gehört,

ermahnt durch die Erzeugerin,

war ich voll Tatkraft, strebte selbst:

erlangte höchste Einsicht dann.

336

Bin Araham, der Gabenwürdig,

bin dreifachwissend, Todlosseher, -

besiegt ist des Namuci Heer,

ich lebe jetzt als Einflußfreier.

337

Im Innern und im Äußeren,

was da an Einflüssen erschien,

ist alles restlos abgeschnitten

und nichts tut sich da wieder kund.

338

Und weise nun die Schwester da

sprach diesen sinnerfüllten Satz:

jetzt ist nun leider auch zu mir

die tiefe Neigung dir geschwunden.

339

Zu End gebracht das Leiden ist,

dies ist der letzte Körperhaufen.

Geburt undTodeskreisen endet:

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

NADÍKASSAPO (Fluß-Kassapo)

340

Zu meinem Glück der Buddho, wahrlich,

zum Fluß Neranjaram er kam, -

als dessen Lehre ichgehört,

die falsche Ansicht gab ich auf.

341

Ich opferte die Hochspruchopfer,

das Feueropferopfert’ ich:

„Dies ist die Reinheit“ immer denkend,

ein blind gewordner Massenmensch.

342

Ins Ansicht-Dickicht tief gefallen,

an Altem hängend, ganz getäuscht:

was unrein war, ich dacht’ als rein,

ganz blind geworden, närrisch fast.

343

Die falsche Ansicht gab ich auf,

die Werdensfesseln sind zerbrochen, -

ich opfre jetzt das Gabenfeuer,

verehre den Tathāgato.

344

Verblendung all, ich gab sie auf,

der Werdensdurst ist aufgebrochen -

zu End’ gedörrt Geburtenkreislauf:

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

GAYāKASSAPO

345

Frühmorgens, mittags und des Nachts,

drei lange Male Tag für Tag,

stieg ich ins Wasser, in den Strom

der Gaya, dieser kleinen Gaya.

346

Was von mir ausgeführt an Schlechtem

in anderen Geburtenfrüher,

das dacht’ ich abzuwaschen hier:

in solcher Ansicht stand ich fest.

347

Ich hört’ das wohlgesproch’ne Wort

vom Lehr-Sinn tief verbundnem Weg, -

den wahren, wesentlichen Sinn

betrachtete ich gründlich da.

348

Hab abgebadet alles Schlechte,

bin ohne Schmutz, beherrscht und rein,

bin rein, des Reinen Erbe jetzt,

des Buddho Sohn, von ihm gezeugt.

349

Getaucht in den Acht-Gliederstrom,

wusch alles Schlechte ich hinweg:

drei Wissen habe icherlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

VAKKALI

350

Wenn du von Windkrankheit befallen

beim Leben in dem lichten Wald,

in rauhen Weidegrund geworfen:

wie wirst du, Mönch, wohl handeln dann?

351

Mit tiefem Freudensglück, mit weitem,

durchdringend diesen Körperhaufen,

das Rauhe allesüberstehend:

werd’ leben ich im lichten Wald.

352

Entfaltend die Satipatthānas,

die Fähigkeiten und  die Kräfte,

Erwachungslieder auch entfaltend:

werd’ leben ich im lichten Wald.

353

Weil ich die Tatkräftigen, Strebenden,

die immer fest sich Mühenden,

die Friedlichen, Geeinten sah:

werd’ leben ich im lichten Wald.

354

Nur folgend noch dem Ganz-Erwachten,

dem Höchst-Gezähmten und Gesammelten,

ganz ohne Trägheit Tag und Nacht:

werd’ leben ich im lichten Wald.

VIJITASENO (besiegtes Heer)

355

Ich werde fest dich binden, Herz,

am Torpflock, wieden Elefanten!

Nicht dich zum Schlechten werd ich drängen,

du Sinnen-Netz, du Leibgebor’nes!

356

Bist du gezügelt, nicht du gehst,

gleichwie zur Toröffnung der Elefant nicht kommt,

und nicht das Herzensunglück immer wieder

besiegend, nur erfreut am Schlechten, wirst du leben.

357

Wie den „Trompeter“, ungezähmt,

in neuen Stall der Stachelstockdompteur

mit Kraft zurücktreibt den, der störrisch,

so werd’ zurück ich treiben dich.

358

Gleichwie ein edles Pferd, zur Zähmung fähig,

ein exzellenter Trainer zähmt zum Rassepferd,

so auch ich werde zähmen dich,

gegründet fest in den fünf Kräften.

359

Mit Sati band ich nieder dich,

beherrscht im SELBSTdich werd’ ich zähmen,

das Tatkraftjoch ist nicht gelöst:

von jetzt an wirst nicht fern mehr gehn, du Herz!

YASADATTO (Ruhmselbst)

360

Im Herzen tadelnd nur, der Tor,

hört er die Siegerbotschaft an:

so fern ist er vom Saddhammo,

gleichwie die Erde von der Wolke.

361

Im Herzen tadelnd nur, der Tor,

hört er die Siegerbotschaft an:

er schwindet weg vom Saddhamo,

gleichwie auf dunkler Seit’ der Mond.

362

Im Herzen tadelnd nur, der Tor,

hört er die Siegerbotschaft an:

er trocknet aus im Saddhammo,

gleichwie der Fisch im Kaum-noch-Wasser.

363

Im Herzen tadelnd nur, der Tor,

hört er die Siegerbotschaft an:

er wächst nicht fort im Saddhammo,

gleichwie im Boden faule Saat.

364

Doch wer mit ganz zufriednem Herzen

hört sich die Siegerbotschaft an,

warf alle Einflüsse hinaus,

verwirklichte das Unbewegte:

mag sich erlangen höchsten Frieden,

verlöscht, von allem Einfluß frei.

KUTIKANNO

365

Die Aufnahme hab ich erlangt,

befreit bin ich, bin einflußfrei, -

und der Erhab’ne da mich sah,

im Klosterbund sah er mich leben.

366

Viel von der Nachtder Bhagavā

verbrachte unter freiem Himmel, -

der leicht im Glückewohnt, der Lehrer,

den Wohnbereich betrat er dann.

367

Er breitete die Robe aus,

das Lager nahm er, Gotamo,

dem Löwen gleich in Bergeshöhle,

von Angst und Schrecken völlig frei.

368

Da führte er schönes Gespräch,

des Vollerwachten Schüler er:

die gute Lehre Sono sprach

im Angesicht des Buddhabesten.

369

Fünf Gruppen hat er voll erkannt,

entfaltet hat er das Gerade, -

will er erlangen höchsten Frieden,

wird er erlöschen, einflußfrei.

KOSIYO (Eule)

370

Wer der Verehrten Rede kennt, der Kluge,

zu diesem Einfluß Liebe sich erzeugt,

der heißt „Ergeben“ und ist wahrlich Weiser:

er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.

371

Wen hat ein großes Mißgeschick befallen

und fühlt den inn’ren Frieden nicht gehemmt,

der heißt wohl „Standfeststark“und ist ein Weiser:

er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.

372

Wer wie der Ozean steht ohne Wünsche,

tiefgründig-weise, sehend feinsten Sinn,

der heißt „Nicht-Einnehmbar“und ist ein Weiser:

er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.

373

Hat viel gehört und ist ein Dhammahalter,

beim Dhammo lebt er ganz entlang dem Dhammo,

der heißt „Was für ein Mensch!“ und ist ein Weiser:

er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.

374

Und wer des Ausgesprochnen Sinn versteht

und so, wie er den Sinn versteht, auch handelt,

der heißt „Im Sinne lebend“, ist ein Weiser:

er hat erkannt, kann Dinge unterscheiden.

URUVELAKASSAPO

375

Gesehn hab ich die Wunderdinge

des Gotamo, des hochgerühmten, -

doch mocht ich mich vor ihm nicht beugen,

von Eifersucht und Stolz getäuscht.

376

Als er mein Denken gleich erkannte,

ermahnte mich der beste Lenker, -

ich ward ergriffen ganz von ihm,

gemeistert war das Haaressträuben.

377

Hab früher Flechten nur getragen.

Was ich an kleiner Macht besaß,

verleugnete ich ganz und gar,

zog in der Siegerbotschaft aus.

378

War mit dem Opfer einst zufrieden,

hab’s Sinnenelement geschätzt, -

danach den Reiz und auch den Haß,

die Blendung auch zog ich heraus.

379

Weiß meinen alten Aufenthalt,

das Himmelsauge ist geklärt,

hab Macht, erkenne andrer Herzen,

das Himmelsohr erlangte ich.

380

Zu welchem Zweck hinausgezogen

vom Haus in die Hauslosigkeit,

der Zweck ist nun von mir erreicht:

die Fesseln alle fielen ab.

TEKICCHAKāNI (die heilbaren Sachen)

381

Das Reiskorn ist geerntet,

zum Dreschen liegt der Reis, -

nicht mag ich Nahrung mehr,

wie ich einst pflügte.

382

Erinnre an den Buddho dich, den unermeßlichen!

Ganz klar, von tiefer Freude leibberührt,

wirst immer sein du ganz erhoben.

383

Erinnre an den Dhammo dich, den unermeßlichen!

Ganz klar, von tiefer Freude leibberührt,

wirst immer sein du ganz erhoben.

384

Erinnre an den Sangho dich, den unermeßlichen!

Ganz klar, von tiefer Freude leibberührt,

wirst immer sein du ganz erhoben.

385

Ganz unter freiem Himmel lebst du

in winterlicher Kälte diese Nächte, -

von dieser Kälte nicht berührt, geschlagen,

betrittst du den torbalkenfesten Klosterort.

386

Vier Unermeßlichkeiten werde ich berühren,

und werd’ mit ihnen nur noch glücklich leben, -

nicht werd’ von Kälte ich geschlagen,

wenn unerschüttert bleibe ich.

MAHāNāGO (großer Elefant)

387

Wer unter seinen Mitbrüdern

Verehrung nicht erfahren kann,

der trocknet aus im Saddhammo,

gleichwie der Fisch im Kaum-noch-Wasser.

388

Wer unter seinen Mitbrüdern

Verehrung nicht erfahren kann,

der wächst nicht fort im Saddhammo,

gleichwie im Boden faule Saat.

389

Wer unter seinen Mitbrüdern

Verehrung nicht erfahren kann.

Fern ist er vom Nibbānamweit,

fern von des Dhammakönigs Botschaft.

390

Wer unter seinen Mitbrüdern

Verehrung wohlerfahren kann,

der wird verlassen nicht vom Saddhammo,

gleichwie der Fisch im Reichlich-Wasser.

391

Wer unter seinen Mitbrüdern

Verehrung wohlerfahren kann,

der recht gedeiht im Saddhammo,

gleichwie im Boden gute Saat.

392

Wer unter seinen Mitbrüdern

Verehrung wohlerfahren kann,

ganz nahe ist er dem Nibbānam,

ganz nah’ des Dhammakönigs Botschaft.

KULLO (das Floß)

393

Zum Leichenplatz ging Kullo hin,

sah eine Frau dorthin geworfen,

nicht eingehüllt in guten Hanf,

zernagt von Würmern durch und durch.

394

Den kranken, unreinen und faulen,

sieh, Kullo, diesen Körperhaufen,

aus dem es sickert nur und trieft,

von Toren überaus genossen.

395

Als ich den Dhammaspiegel nahm,

der zum Erkenntnis-Schauen führt,

betrachtete ich diesen Körper,

als leer und eitel innen-außen.

396

Wie das ist, so dieses hier,

wie dieses hier, so ist das da, -

wie unten ist, so oben ist,

wie oben ist, so unten ist.

397

Wie es bei Tag, so ist’s bei Nacht,

wie es bei Nacht, so ist’s bei Tag,

wie’s früher ist, so ist es später,

wie später, was es früher auch

398

Musik im Fünfergruppenspiel

löst keine solche Freude aus,

wie der auf Einsgespitzte Geist

bei dem, der recht den Dhammo sieht.

MāLUNKYAPUTTO

399

Dem Menschenwesen, das da lässig lebt,

der Durst wächst wie ein langes Rankenkraut, -

das treibt von einer Welt zur andern hin

und sucht sich Frucht, wie in dem Wald der Affe.

400

Wen dieser üble Durst besiegt,

das feste Haften in der Welt,

dem wachsen alle Sorgen an,

wie aufschießt langes Wiesengras.

401

Wer diesen üblen Durst besiegt,

so schwer zu zwingen in der Welt,

dem fallen alle Sorgen ab,

wie Wasser perlt vom Lotusblatt.

402

Das sag ich euch: zum Glück für euch!

Euch, die ihr hier versammelt seid:

dem Durste grabt die Wurzel aus,

dem Wiesengras geht auf den Grund,

damit nicht, wie der Strom das Schilf,

der Tod euch breche immer wieder.

403

Erfüllt nur stets das Buddhawort!

Die kleinste Zeit verschwendet nicht!

Die rechte Zeit verpaßt, die klagen,

sind ausgeliefert Höllenreich.

404

Trägheit ist Schmutz allüberall,

trägheitsbefallen ist der Schmutz, -

durch Nichtträgheit, durch tiefes Wissen

ziehst du heraus den Pfeil des Selbst!

SABBADāSO (All-Sklave)

405

Es sind jetzt fünfundzwanzig Jahre,

seit ich hinausgezogen bin, -

doch nicht ein Fingerschnalzen lang

errang ich Stille im Gemüt.

406

Fand nicht des Herzens einz’gen Punkt,

vom Sinnenlustreiz stets geplagt.

Die Arme streckt’ ich weinend aus,

ging fort vom klösterlichen Ort.

407

Ans Schwert nun werde ich mich halten,

wo liegt der Sinn im Leben mir?

Wie denn, die Übung klar vor Augen,

nicht sollte sterben, wer wie ich?

408

Dann nahm das Messer ich zur Hand,

dem Lager näherte ich mich, -

schon rund geführt das Messer war,

des Selbstes Ader zu durchtrennen.

409

Da mir die klare Geistausrichtung

zum Ursprung hin ging in mir auf:

Gefahr mir wurde offenbar,

und Überdruß stellte sich ein.

410

Da löste sich das Herz mir ab.

Ach, sieh der Lehre Kerngesetz!

Drei Wissen sind nun voll erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

KāTIYāNO

411

Erhebe dich und setz dich, Kātiyāna!

Gib dich dem Schlaf nicht hin und rufe wach dich:

damit dich Müden nicht der Lässigkeitsverwandte

mit seiner Fall’ besieg’, der Todeskönig!

412

Gleichwie die Flut des großen Ozeans,

so dich Geburt und Alter überkommen, -

drum baue gut die Insel deines Selbst (des Selbstes Insel du),

nicht gibt es andern Schutz, soweit das Wissen.

413

Erobert hat der Meister diesen Weg,

hat Haften und Geburts- und Alternsfurcht verwunden,

drum sei nun Nacht für Nacht nicht lässig mehr,

gib ganz dich hin und ziehe fest das Joch!

414

Die alten Fesseln streife alle ab!

Freu dich an Robe, Messer, Kahlkopf, Bissen!

Nicht mehr an Spiel und Spaß und nicht an Schlaf

mehr binde dich! Vertiefe dich, Kātiyāna!

415

Vertiefe dich und siege, Kātiyāna!

Bist auf dem Yoga-Friedensweg schon kundig!

Hast du erlangt die Reinheit, nicht zu übertreffen:

wirst du erlöschen, wie durch Wasser Feuerglut!

416

Die Lampe bringt nur kleines Licht hervor,

vom Winde ausgeblasen wie der Blitz, -

so auch sei du undgreife hier nichts auf!

Den Māro, du, vom Indrastamm, den schüttle ab!

Bist bei Gefühlen ja schon frei von Reiz, -

die Todeszeit wart ab, hier kühle geworden!

MIGAJāLO (Wildfallensteller)

417

Bin gut belehrt vom Sehenden,

vom Buddha-Sonnen-Anverwandten,

der alle Fesseln abgestreift,

das All-Umkreisen hat gestoppt.

418

Er führt hinaus, erkreuzt hinauf,

des Durstes Wurzel dörrt er aus, -

hat er das Wurzelgift zerstört,

veranlaßt er Beruhigung.

419

Zieht aus der Nicht-Erkenntnis Wurzel,

macht auf das Ende aller Taten,

hüllt ein, was im Bewußtsein lebt,

Erkenntnis-Keil fällt so herab.

420

Er zeigt die Vielfalt der Gefühle,

befreit vom Drang, sie festzuhalten, -

das Werden nur als Kohlengrube

betrachtet durch Erkenntnis er.

421

Er hat Geschmack, ist gut und tief,

das Alter und den Tod er wendet:

der edle, achtgliedrige Weg,

der Leiden stillend glückliche.

422

Hat einer Tat als Tat erkannt,

und das Ergebnis als Ergebnis, -

Entstehn der Dinge aus dem Grund:

wie Licht vermag er dann zu sehn, -

geht hin zum Frieden dann, der Stille,

der vom Ende ist beglückt.

JENTO PUROHITAPUTTO

423

Von dem Geburtsrauschwar berauscht ich,

von Reichtum und von Herrschern auch,

von Form, von Farbe und Gestalt -

als Rauschberauschter lebte ich.

424

Nicht bei mir selbst das Gleiche immer

bedachte ich in hohem Maß:

war stolzverdorben, war ein Tor,

hielt steif die hoch geschwungne Fahne.

425

Die Mutter und den Vater nicht,

noch andre zu Verehrende,

nicht irgendeinen grüßte ich,

von Stolz verhärtet, ohne Achtung.

426

Als ich den Spitzenführer sah,

von allen Lenkernden best-höchsten,

der leuchtet wie die helle Sonne,

vom Bhikkhu-Sangho hoch geehrt:

427

Da spie den Stolz und Rausch ich aus

und tief beruhigt im Gemüt

begrüßte mit dem Kopfe ich

von allen Wesen wohl den Höchsten.

428

Da waren Stolz und die Verachtung

schon aufgegeben, wohl entfernt, -

Ich-Bin-Stolz ganz durchschnitten schon,

des Stolzes Arten all zerstört.

SUMANO (Gutgeist)

429

Als Neuer zog ich aus dem Haus,

war von Geburt erst siebenjährig, -

mit inn’rer Macht hatt’ ichbesiegt

den abgefall’nen Indra, groß und mächtig.

430

Des nahen Meisters klares Wasser

vom großen Anotatto-See,

ich nahm es auf. Als er es sah,

der Meister darauf dieses sprach:

431

Ach, Sāriputta, diesen sieh,

der dort herankommt, diesen Knaben!

Den Wassertopf hat er genommen,

im Innern gut gesammelt wohl.

432

Mit Anmut folgt er seiner Pflicht,

und schön führt er Bewegung aus:

Novize er des Anuruddho,

auf inn’re Kraft vertrauend ganz.

433

Nur Training gibt ein Rassepferd,

durch Guten wird man gut gebaut, -

geleitet wohl von Anuruddho,

ist Pflicht getan, ist abgeübt.

434

Erreicht ist höchster Frieden jetzt,

das Unerschütterliche da, -

und der Novize Sumano:

„Es wisse keiner von mir!“ wünscht.

NAHāTAKAMUNI (Bademeister-Muni)

435

Wenn du von Windkrankheit befallen,

beim Leben in dem lichten Wald,

in rauhen Weidegrund geworfen:

wie wirst du, Mönch wohl handeln dann?

436

Mit tiefem Freudensglück, mit weitem,

durchdringend diesen Körperhaufen,

das Rauhe alles überstehend:

werd’ leben ich in lichtem Wald.

437

Entfaltend sieben Erwachungsglieder,

die Fähigkeiten und die Kräfte,

Vertiefungsfeinheit ganz erreicht:

so werd’ ich leben einflußfrei.

438

Das von den Flecken ganz befreite,

das reine Herz, das nicht verwirrte,

im Innern oft und oft betrachtend:

so werd’ ich leben einflußfrei.

439

Was innen mir und außen mir

an Einflußströmen tauchte auf,

sie all sind restlos abgeschnitten

und rühren sich nicht wieder mehr.

440

Fünf Gruppen sind rundum erkannt,

sie stehn entwurzelt nur noch da:

das Leidens-Ende ist erreicht,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

BRAHMADATTO (Brahmagegeben, Brahmagabe)

441

Wer ohne Zorn, woher noch Zorn?

Wer da gezähmt, gleichmäßig lebt,

wer durch Erkenntnisrecht befreit, -

wer ist wie dieser still geworden?

442

Der macht sich eben dadurch schlechter,

wer einem Zorn entgegenzürnt, -

wer einem Zorn nichtgegenzürnt,

siegt in dem Kampf, schwer zu ersiegen.

443

Zu beider Wohlsein lebt er da:

zum Wohl sich selbst und auch des andern, -

wenn er den anderen erregt erkennt

und achtsam dabei ruhig wird.

(Zum Wohl des Selbst und auch des Andern)

444

Bei dem, der beider Heiler ist,

des Selbst und auch des Anderen,

die Leute denken: „Welch ein Tor!“

Die wahrlich nicht die Lehre kennen.

445

Wenn einmal hochkommt dir der Zorn,

denk’ übers Sägegleichnis nach!

Kommt dir beim Schmecken auf die Gier,

erinn’re dich ans Sohnfleischgleichnis!

446

Stürmt dir das Herz einmal davon

bei Sinnesreizen, Werdensdingen,

halt’ es mit Sati schnell zurück,

wie schlechtes Rind, das Korn verschlingt!

SIRIMANDO (Glücks-Essenz)

447

Auf Zugedecktes pladdert Regen,

auf Offnes pladdert Regen nicht, -

darum: was zugedeckt, deckt ab,

so pladdert darauf Regen nicht.

448

Vom Tod geschlagen ist die Welt,

das Alter schleicht um sie herum,

vom Pfeil des Durstes tief durchbohrt,

vom Duft des Wünschens stets verführt.

449

Vom Tod geschlagen ist die Welt,

das Alter wirbelt sie herum,

schlägt um sich, immer ohne Schutz,

wie mit dem Stock bestrafter Dieb.

450

Sie kommen an wie Feuermassen:

Tod, Krankheit, Alter, diese drei, -

sie zu verlassen, fehlt die Kraft,

kein Tempo gibt’s, um fortzurennen.

451

Nicht nutzlos sei das Tagewerk,

im Kleinen nicht, im Großen nicht, -

denn welche Nacht auch immer geht,

mit jeder nimmt das Leben ab.

452

Für den, der geht, für den, der steht,

für den, der sitzt, für den, der liegt:

die letzte Nacht, sie kommt heran,

nicht bleibt dir Zeit zum Lässigsein.

SABBAKAMO (Allwunsch)

453

Er ist zweifüßig, ist nicht rein,

schlecht riechend läuft er stets herum,

von Vielem ist sein Körper voll,

es sickert da und dort heraus.

454

Das wilde Tier sitzt in der Falle,

am Angelhaken hängt der Fisch, -

den Affen wie mit Klebemasse,

so hindern sie den Massenmenschen.

455

Die Formen, Tön’, Geschmäck’, Gerüche,

Berührungen, den Geist erfreuend:

dies sind der Sinnenstränge fünf,

zu sehn in der Gestalt der Frau.

456

Sie alle, die verfolgen sie

erregten Herzens, Massenmenschen:

vermehren nur das Leichenfeld

und häufen Weiterwerden auf.

457

Doch wer sich fern von ihnen hält,

wie einen Schlangenkopf vom Fuß,

der dieses Haften in der Welt

kann achtsam überkommen dann.

458

Da ich die Sinnen-Not gesehn,

gesehn das Lassen als den Frieden:

bin ich befreit von allen Lüsten,

erlangt hab ich das Einfluß-Ende.

SUNDARASAMUDDO (Schön-Ozean)

459

In reichem Schmuck, gekleidet schön,

Girlanden tragend, reich geziert,

und rot gefärbt die beiden Füße,

in feinen Schühchen steckt die Dirne.

460

Da legte sie die Schühchen ab,

nachdem den Handgruß sie getan, -

und schmeichelndweich und zart zu mir

mit einem Lächeln leis sie sprach:

461

„So jung bist du hinausgezogen.

Bleib stehen hierauf meinem Platz!

Genieß der Menschen Sinnenfreuden!

Ich gebe Reichtum dir, Besitz!

Die Wahrheit kann ich dir versprechen!

Das Feuer in dir trag ich weg!

462

Und wenn wir beide alt geworden,

uns auf den Stock nur stützen noch,

dann ziehen beide wir hinaus, -

das wär ein Glückswurf, zweifach gut!“

463

Als ich die Bittende so sah,

die Dirne, die den Handgruß gab,

in reichem Schmuck, gekleidet schön,

die Todesschlinge ausgelegt:

464

Da mir die klare Geistausrichtung

zum Ursprung hin ging in mir auf:

Gefahr mir wurde offenbar,

und Überdruß stellte sich ein.

465

Da löste sich das Herz mir ab.

Ach, sieh der Lehre Kerngesetz!

Drei Wissen sind nun voll erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

LAKUNTAKO (der Zwerg)

466

Die Andern sind im Mangopark,

im tiefen Wald ist Bhaddiyo, -

samt Wurzel zieht den Durst er aus:

dort glücklich er Vertiefung übt.

467

Es freun sich manche an den Trommeln,

an Lauten- und an Glockenspiel, -

und ich bin unter Baumeswurzel

froh an des Buddho Weisung nur.

468

Der Buddho kann mir Höchstes geben,

was er erlangt, ist Höchstes mir, -

ich richte bei der ganzen Welt

die Sati ständig auf den Leib.

469

Die mich aus der Gestalt nur dachten,

und die nach meiner Stimme gingen:

die Willensreiz-Einfluß-Besetzten,

sie kennen mich nicht, diese Menschen.

470

Tief in sich selbst kennt er sich nicht

und außen weit, da sieht er nicht:

der Tor schließt überall sich aus,

den, wahrlich, reißt der Stimmklang fort.

471

Tief in sich selbstkennt er sich nicht

und außen weit, da sieht er klar:

wer Außenfrucht nur immer sieht,

auch den reißt schnell der Stimmklang fort.

472

Doch wer tief in sich selbst sich kennt

und außen immer weiter sieht:

wer nicht sich ausschließt, wenn er sieht,

den reißt der Stimmklang nicht mehr fort.

BHADDO (der Glückliche)

473

Ihr Sohn, der einzige, ich war,

der Mutter lieb, dem Vater lieb, -

mit vielen Pflichten lebte ich,

hielt mein Versprechen immer ein.

474

Und sie, aus reinem Mitgefühl,

Sinnvolles liebend, Wohl nur wünschend,

sie beide, Vater und auch Mutter,

dem Buddho übergaben mich.

475

„Mühsam erzogen ist der Sohn,

ein zarter Knabe voller Glück,

den geben wir dir, großer Schutzherr,

dem Sieger jetzt zum Diener hin.“

476

Als mich der Meister aufgenommen,

da zu Anando sagte er:

„Nimm diesen schnell im Orden auf!

Ein Rassepferd wird bald er sein!“

477

Als aufgenommen mich der Lehrer,

ging in das Kloster hin der Sieger, -

die Sonne war noch nicht gesunken,

da wurde ich im Herzen frei.

478

So nahm der Lehrer mir den Durst.

Zurück aus seiner Einsamkeit,

„Komm, Bhadda!“ sagte er zu mir.

Das war für mich die Ordensweihe.

479

Nach der Geburt im siebten Jahr

erlangte ich die Ordensweihe.

Drei Wissen sind von mir erreicht:

Ach, sieh der Lehre Kerngesetz!

SOPāKO

480

Sah im Terrassenschatten ihn,

den Höchsten, gehen auf und ab, -

da ging ich langsam zu ihm hin,

begrüßte ihn, den höchsten Menschen.

481

„Deckt meine Schulter erst die Robe,

und falt’ ich unter ihr die Hände,

werd’ ich dem Fehlerlosen folgen,

dem Höchsten aller Lebewesen.“

482

Da Fragen stellte er an mich,

der Fragenkenner, Wissende, -

und furchtlos ganz und ohne Angst

erklärte sie dem Meister ich.

483

Und über dieser Fragen Antwort

erfreut war der Tathāgato,-

sah hin auf seine Bhikkhu-Schar,

sprach dieses Sinnwort vor sich hin:

484

„Wie gut für Magadhā, Angāna,

wo dieser alles leicht genießt:

die Robe und den Bettelgang,

den Unterhalt und Lager-Sitz,

das Aufstehn und den rechten Gang, -

wie gut für sie“ - so sagte er.

485

„Sopāka, heute bist zu mir,

zu sehen mich, herangekommen -

grad dieser Schritt, Sopāka, eben

soll dir die Ordensweihe sein.“

486

War sieben Jahr nach der Geburt,

als ich die Ordensweihe nahm, -

trag ab nun meinen letzten Leib.

Ach, dieses Dhamma-Kerngesetz!

SARABHANGO (Schilfbrecher)

487

Das Schilf mit Händen brach ich los,

zerschnitt es, baute eine Hütte, -

darum sie gaben „Schilfbrecher“

als Namen mir, mich zu benennen.

488

Nicht ziemt es sich mir heute mehr,

das Schilf mit Händen loszubrechen, -

ist nicht der Übungsweg erklärt

von Gotamo, so reich an Ruhm?

489

Die ganze ausgemachte Krankheit

als Schilfbrecherich sah nicht früher, -

hab diese Krankheit nun durchschaut

beim Worterfüller-Übergott.

490

Auf welchem Weg gegangen ist Vipassī,

auf welchem Weg auch Sikhī und Vessabhū,

Kakusandho, Konāgamano und Kassapo:

auf dem ging immer grade aus auch Gotamo.

491

Befreit vom Durst und frei vom Haften,

sind sieben Buddhas abgetaucht, -

sie haben aufgezeigt den Dhammo,

sind selbst zum Dhammo ganz geworden.

492

Die vier der edlen Wahrheiten,

aus Mitgefühl mit allen Wesen:

das Leiden, das Entstehn, der Weg,

das Ende, Leidensuntergang.

493

Aus wem das Leiden sich entwindet,

das im Samsāro endlos hält,

für den ist beim Zerfall des Körpers,

bei Trockenwerden dieses Lebens

ein andres Wiederwerden nicht:

„Befreit nun bin ich ganz und gar!“

MAHāKACCāYANO

494

An Tat nicht viel er möge machen,

das Volk er möge meiden, nicht hinausgehn, -

wer eifrig ist, Geschmack er giert,

verläßt das Wohl, das Glück nur bringt.

495

„Das ist nur Staub!“ erkannte ich, -

Gruß und Verehrung bei Familien

gleicht feinem Pfeil, schwer zu entfernen.

Schwer ist zu lassen Gastfreundschaft bei Schlechten.

496

Mit anderm nicht vergleiche man

die schlechte Tat des Sterblichen, -

man sollte dieser selbst nicht folgen,

als Tatverwandter einer Mutter.

497

Nicht durch das Wort sind andre Räuber

nicht durch das Wort sind andre Muni -

erst wenn das eigne SELBST verschwindet,

erfahren es die Götter dann.

498

Die anderen begreifen nicht:

„Laßt uns den Tod hier immer sehn!“

Doch denen, die begreifen dort,

die Kämpfe werden endlich still.

499

Er lebt jetzt als ein Weiser nur. -

Hat einer Reichtum fahren lassen

und tiefe Weisheit nicht erlangt,

lebt er im wahren Reichtum nicht.

500

Ja, alles hört er mit dem Ohr,

ja, alles sieht er mit dem Auge, -

was er gesehn, gehört, der Weise,

verdient er, alles nicht zu lassen?

501

Der Sehende ist ihm wie blind,

der Hörende ist ihm wie taub,

der Weisheitsvolle ihm wie stumm,

der Starke wie ein Schwächling nur, -

und dann beim aufgesprungnen Sinn

er möge ruhn, als schliefe er.

SIRIMITTO (Glücksfreund)

502

Wer ohne Zorn und ohne Groll,

von Täuschung und Verleumdung frei, -

wer so geartet ist als Mönch,

klagt wahrlich nach dem Tode nicht.

503

Wer ohne Zorn und ohne Groll,

von Täuschung und Verleumdung frei, -

ein immer torbewachter Mönch,

klagt wahrlich nach dem Tode nicht.

504

Wer ohne Zorn und ohne Groll,

von Täuschung und Verleumdung frei, -

der im Verhalten gute Mönch

klagt wahrlich nach dem Tode nicht.

505

Wer ohne Zorn und ohne Groll,

von Täuschung und Verleumdung frei, -

der immer gute Freund als Mönch

klagt wahrlich nach dem Tode nicht.

506

Wer ohne Zorn und ohne Groll,

von Täuschung und Verleumdung frei, -

der gute Weisheit hat als Mönch

klagt wahrlich nach dem Tode nicht.

507

Vertrauen zum Tathāgato,

wer das, nicht schwankend, aufgebaut,

bei wem auch das Verhalten gut,

von Edlen nur geliebt, gelobt, -

508

wer bei dem Sangho klar geworden,

das Sehen grad gerichtet hat:

der wird nicht Bettler mehr genannt,

geht unverblendet durch das Leben.

509

Darum an das Vertrau’n, an Tugend,

an Klarheit und das Dhamma-Sehen

sich schließe an der wirklich Weise,

nur folgend noch der Buddhas Botschaft.

MAHāPANTHAKO (der große Wegler)

510

Als ich das erste Mal ihn sah,

den Lehrer, der ganz ohne Furcht,

da fühlte ich mich tief ergriffen:

hatt’ angeschaut der Menschen Besten (Höchsten).

511

Mit Glanz an Händen und an Füßen,

wer will verweisenden, der kam, -

wer will, der einen solchen Lehrer

erlangt hat, ihn noch ferner missen?

512

Darum mein Kind und meine Frau,

den Reichtum-Wohlstandwarf ich weg, -

schnitt ab die Haare und den Bart

und zog in die Hauslosigkeit.

513

Das Übungsleben füllt’ ich aus,

war bei den Sinnengut gezügelt, -

verehrend tief den ganz Erwachten,

ich lebte völlig unbesiegt.

514

Mein Trachten war von da an nur

fest im Gemüt verankert mir:

mag keinen Augenblick mich setzen

zum Durstpfeil, der herausgezogen.

515

Auf diese Weise lebte ich.

Sieh nur, was Tatkraft-Streben kann:

drei Wissen sind von mir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

516

Ich weiß nun, wo ich früher war,

das Himmelsauge ist geklärt, -

bin Arahat, der Gabenwürdig,

bin abgelöst, von Wünschen frei.

517

Ins Dämmerlicht der dunklen Nacht

brach hell der Sonnenaufgang ein, -

mein ganzer Durst war ausgedörrt,

ich nahm den stillen Kreuzsitz ein.

BHŪTO (Geworden - Natur)

518

Wenn „Leiden ist das Alter und der Tod“ der Weise,

wo töricht sind und festgebunden Massenmenschen,

das Leiden tief erkennend, achtsam sich vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

519

Wenn er das Leiden bringende Verhaftetsein,

den Vielfaltsknoten, der nur Leiden in sich birgt,

den Durst verlassen hat und achtsam sich vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

520

Wenn er den glücklichen, Zweimal-Viergliederpfad,

den höchsten Weg zur Reinigung von allem Schmutz

mit Weisheit hat geschaut und achtsam sich vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

521

Wenn er das staub-und kummerfreie Ungeschaff’ne,

den stillen Pfad zur Reinigung von allem Schmutz

entfaltet und durchtrennt die ganzen Fesselbanden:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

522

Wenn tief im Himmelmächtig dröhnt die Wolkenpauke

und Regen wirbelt überall auf Vogelwegen

und still der Mönch in seinem Berge sich vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

523

Wenn bunte Blüten auf dem Strom der Flüsse wirbeln,

als hätten sie mit reichem Kopfschmuck sich geputzt,

er still am Ufer sitzt und heiter sich vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

524

Wenn in der Nacht, in tiefer Einsamkeit des Waldes

die Götter aus der Kehle, Zähne zeigend, brüllen

und still der Mönch in seinem Berge sich vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

525

Wenn den Gedankenstrom des Selbst er in sich hemmt,

und im Gebirge sich in Felsenspalte schmiegt,

sich frei von Furcht und inn’rer Dürre leicht vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

526

Wenn glücklich er Schmutz-Dürre-Kummer hat vertrieben

ganz ohne Riegel, ohne Sucht, vom Pfeil befreit,

am Ende aller Einflußmächte sich vertieft:

ein Wohl, das höher noch als dies, ist nicht zu finden.

KāLUDāYÍ

527

Es glühen hellrot jetzt die Bäume, Herr,

sie tragen Frucht, das Blätterdach entlaubt!

Die glühend Flammenden, sie wollen sagen:

„Zeit ist es, großer Held, Erlösung auszukosten.“

528

Die blüh’nden Bäume, die den Geist erfreu’n,

allüberall sie senden Düfte aus, -

will lassen das Erlangte, Frucht nicht wünschen,

jetzt ist die Zeit, um fortzugehen, Held!

529

Es ist jetzt nicht zu kalt und nicht zu heiß,

die rechte Jahreszeit zum Wandern, Herr, -

sie mögen sehen Dich, die Sakyer, Kolyer,

wenn Du die Rohini im Westen überquerst.

530

Mit Hoffen wird gepflügt das Feld,

die Saat mit Hoffen wird gesät,

mit Hoffen geht man Handel ein,

der Ozean an Reichtum bringt, -

bei welchem Hoffen fest ich stehe,

dies Hoffen möge mir gedeihen.

531

Ach, immer wieder säen sie die Saat,

ach, immer wieder regnet Götterkönig,

ach, immer wieder Pflüger pflügen Felder,

ach, immer wieder kommt das Reich zu Reichtum!

532

Ach, immer wieder gehn umher die Bettler,

ach, immer wieder geben Gabenherren,

ach, immer wieder, wenn die Gabenherren gegeben,

ach, immer wieder gehen sie zum Himmelsort!

533

Der Held gewiß das Wesensjoch erkennt,

in welchem Stamm er wird gebor’n, der Weise -

„ich denke ICH“ - so geht der Göttergott,

durch den gebor’n des Muni Wahrheitsname.

534

Suddhodano der Vater hieß des großen Weisen,

des Buddho Mutter aber trug den Namen Māyā, -

sie nahm das Buddhawesen auf in ihren Schoß,

und als ihr Körper brach, sie freute sich im Himmel.

535

Als Gotami gestorben, ging sie fort von hier,

mit Himmelssinnenlüsten war sie reich begliedert,

sie freute sich an den fünf weiten Sinnesbahnen,

umgeben glücklich von den hohen Götterscharen.

536

Des Buddho Sohn bin ich, Unmögliches erreichend,

des unvergleichlichen Angīraso,

des Vaters Vater bist du wahrlich mir, o Sakka,

bist eigentlich, o Gotama, Großvater mir.

EKAVIHāRIYO (der Alleinlebende)

537

Nicht vor mir und nicht hinter mir,

wenn keinen anderen es gibt:

wie äußerst angenehm ist das

dem, der allein im Walde lebt!

538

Darum werd’ ich alleine geh’n

in tiefen Wald, Buddhagelobt,

so wohl dem, der alleine lebt,

dem Mönch, der in sich selbst nur strebt.

539

Ach, wie tut Yogi-Freude wohl,

wenn man dem Elefanten folgt!

Allein, den Sinn erlebend, rasch,

werd’ treten ich in tiefen Wald.

540

Im aufgeblühten kühlen Wald,

im Kühlen einer Bergeshöhle,

wenn ich die Gliederfeucht benetzt,

werd’ auf und ab ich geh’n allein.

541

Für mich allein, ganz ohne zweiten,

im wunderbaren großen Wald:

wann werde ich dorteinmal leben

vollendet ganz, von Einfluß frei?

542

So möge mir, der handeln will,

der tiefe Wunsch alsbald gelingen!

Bemühen will ich redlich mich,

kein andrer tut für andern was.

543

Ich lege mir den Panzer an,

betreten werde ich den Wald,

nicht eher wieder aus ihm gehn,

bis ich erreicht das Einfluß-Ende.

544

Im Winde, der mich dort umweht,

im kühlen, Wohldufttragenden,

Unwissen werde ich zerbrechen,

im Stillsitz einer Bergesspitze.

545

Im Wald, von Blütenganz bedeckt,

im Kühlen einer Bergesgrotte,

mit tiefem Freiheitsglück beglückt,

bin froh ich in der Bergeshöhle.

546

Vollendet bin ich im Entschluß,

gleichwie der Mond am Vollmondtag, -

All-Einfluß hab ichüberwunden,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

MAHāKAPPINO

547

Wer das, was noch nicht da, klug in Vorausschau sieht:

das Wohl, den Nutzen und das Nichtwohl, dieses Doppel,

bei dem, der haßt, -bei dem, der Wohl nur wünscht,

sie sehen keine Kluft, die stets den Frieden suchen.

548

Bei wem die Atem-Achtsamkeit

vollendet, gutentfaltet ist,

mit jedem Schritt und Tritt durchübt (vermehrt)

wie sie vom Buddho aufgezeigt:

der strahlt in diese ganze Welt,

gleichwie der wolkenfreie Mond.

549

Ach, wahrlich weiß ist jetzt mein Herz,

unmeßbar weit und gut entfaltet,

durchdrungen ist es, hochgespannt

und strahlt in jede Richtung hin.

550

Er lebt jetzt als ein Weiser nur, -

hat einer Reichtum fahren lassen

und tiefe Weisheit nicht erlangt,

lebt er im wahren Reichtum nicht.

551

Die Weisheit nimmt Gehörtes wahr,

die Weisheit mehr Ansehn und Ruf,

von Weisheit tief ergriffner Mann,

selbst noch im Leiden findet er das Glück.

552

Nicht gilt die Lehreheute nur,

nicht wunderbar und nicht erstaunlich:

geboren wird und Sterben kommt, -

was ist daran wohl so erstaunlich?

553

Geborenem folgt ohne Pause (unaufhörlich)

das Leben und der sich’re Tod, -

(das Leben ständig und der Tod)

die immer neu Gebor’nen sterben:

von solcher Art sind Atemwesen.

554

Nicht ist das Maßstab eines tief’ren Sinns,

was Lebenssinn der vielen andern Menschen, -

die Totenklage führt zu keinem Ruhm,

wird nicht gelobt von strebenden Brahmanen.

555

Dem Weinenden erkranken Aug’ und Körper,

zerstört wird Schönheitskraft und Kraft des Geistes,

von Herzen froh sind alle seine Feinde,

die Wohlgesonnenen sind glücklich nicht.

556

Darum sich sehne, wer Familie hat,

nach weisen Menschen, die gehört schon viel,

mit ihnen wird er Weisheit reich entfalten

und kreuzen mit dem Schiff den Strom, den vollen.

CULAPANTHAKO (Kleinwegler)

557

Ganz langsam warm ein Gehen nur,

verachtet war ich nur bisher, -

der Bruder beugte sich zu mir:

„Geh Du jetzt in das Haus hinein!“

558

Ich war wie abgeknickt in mir,

als ich beim Lagerraum des Sanghaparks

trübsinnig dort alleine stand,

mich einzig sehnend nach der Weisung.

559

Da der Erhab’ne kam heran,

den Kopf berührte sanft er mir,

nahm mich behutsam dann am Arm,

betrat mit mir den Sanghapark.

560

Aus Mitleid wohl der Meister da

das Fußtuch überreichte mir:

dies, widme Dich, ganz rein zu machen,

das eine Ende ist schon rein.

561

Als ich dies Wort von ihm gehört,

lebt’ ich mit seiner Weisung froh,

gab ganz mich dem Samadhi hin,

um zu erfassen höchsten Sinn.

562

Ich weiß nun, wo ich früher war,

das Himmelsauge ist geklärt,

drei Wissen sind von mir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

563

Viel tausendmal hat sich das Selbst

gebaut, geformt der Panthako, -

saß in dem schönen Mangohain,

bis er die Todeszeit erkannt.

564

Da mir der Lehrer sandte zu

den Boten für die Todeszeit, -

und als die Zeit bekanntgemacht,

ging durch die Luft ich hin zu ihm.

565

Als ich verehrt des Lehrers Füße,

zu seiner Seite setzt’ ich mich, -

und wie er sitzend mich erkannt,

nahm mich der Lehrer bei sich auf!

566

„Das Opfer dieser ganzen Welt,

die Gaben nahm er alle an,

ist das Verdienstfeldaller Menschen, -

ihr nahmt sie an, die reiche Gabe.“

KAPPO (der Geeignete)

567

Mit aller ArtenHausschmutz voll,

ein einzig großes Kot-Entstehen,

gleichwie ein Teich, der ganz verrottet,

wie große Beule, großer Dschungel.

568

Von Eiter und von Blut ganz voll,

in eine Dunggrube gesunken,

von Wasser triefend ist der Körper,

strömt immer Fauliges nur aus.

569

Ein Sechzig-Sehnen-Angebinde,

mit Fleisch als Schmiere zugeschmiert,

ins Futteral der Haut gebunden,

ein Körper faulig, ohne Nutzen.

570

Die Knochen zum Verbund gebunden,

mit Sehnenschnüren festgezurrt,

durch vielerlei Zusammenspiel

entsteht dann die Bewegungsart.

571

Nur immer ausgesetzt dem Tod,

dem Todeskönig immer nah:

wenn er dies ausgespieen hat,

geht er, wohin er will, der Mann.

572

Gehemmt durch Unwissen der Körper,

mit Viererfesselganz gefesselt,

in eine Woge sinkt der Körper,

ein Neigungsnetz weit ausgebreitet.

573

Fünffache Hemmung hält ihn fest,

ganz mit Gedankenausgefüllt,

der Durst durchzieht ihn wurzelgleich,

Verblendungsdach hält ihn bedeckt.

574

So dieser Körper sich bewegt,

von Tun und Handeln angetrieben, -

Glück baut sich auf- und bricht entzwei,

nur Vielfaltwerden stets erscheint.

575

Die sich den Leib zueigen machen,

die blinden Toren, Massenmenschen,

vermehren nur den Friedhof schrecklich,

ergreifen immer Wiederwerden.

576

Doch die den Leib zulassen wissen,

wie eine kotbeschmierte Schlange,

die Werdenswurzel ausgespien:

die löschen aus, von Einfluß frei.

UPASENO

577

Den abgeschied’nen, wenig lauten,

von wilden Tieren nur besuchten,

den Lagersitz der Mönch benutze,

zurückgezogen übe er.

578

Vom Abfallhaufen nahm er sich,

vom Friedhof und vom Wegesrand -

und machte draus die Robe sich:

die rauhe Robe trage er.

579

Bescheiden ganz den Geist gemacht,

mit gleichem Schritt von Stamm zu Stamm,

um Brockenspeise geh’ der Mönch,

ein Torbewachter, wohl gezügelt.

580

Mit Rauhem geh’ er sich zufrieden,

find’ nur Geschmack an stillem Platz,

dem, der nur nach Geschmäcken giert,

vertiefungsfroh ist nicht der Geist.

581

An Wünschen arm und stets zufrieden,

ganz abgeschieden leb’ der Muni, -

laß sich mit Haushaltern nicht ein

und mit Hauslosen gleichfalls nicht.

582

Wie dumm und auch wie stumm,

das Selbst er sollte sehen so, -

nicht allzu lang’ er sollte leuchten

in Sanghamitte, er, der Weise.

583

Nicht er beleid’ ge, wen auch immer,

Verletzung gebe er ganz auf,

gezügelt im System der Regeln,

kennt er das Maß auch recht beim Essen.

584

Leicht greift er auf das Sammlungszeichen,

erkennt, was in den Geist einströmt,

an Stille schließe er sich an,

im Zeitfluß an das weite Sehen.

585

Versehn mit Tatkraft und mit Ausdauer,

sei er ans Übungsjoch gebunden,

ist nicht das Leidensend’ erreicht,

mag zum Vertrauen gehn der Weise.

586

Dem so im Geiste Lebenden,

dem Mönch, der so das Reine liebt,

dem schwinden alle Einflüsse,

zum tiefen Frieden er gelangt.

GOTAMO

587

Er mög’ erschließen sich den Sinn,

betrachten dann gesproch’nes Wort:

was hier und heute auf ihn paßt,

der zum Asketentum gekommen.

588

Er suche hier den guten Freund

und nehme auf das weite Übungsfeld

und wünsche, von Verehrten viel zu hören:

das ist für den Asketen passend.

589

Den Buddhas zolle er Verehrung,

beim Dhammo habe er Respekt,

den Sangho seh’ er voller Achtung!

Das ist für den Asketen passend.

590

Am Gutverhalten angebunden,

rein der Erwerb, untadelhaft,

im Geiste tief in sich gegründet,

das ist für den Asketen passend.

591

Zu vieles Handeln er vermeide,

sei ruhig in der Leibbewegung,

schließ’ an den hohen Geist sich an:

das ist für den Asketen passend.

592

Im Wald geleg’ne Lager-Sitze,

fern abgelegen, ringsum still,

zu teilen nur mit einem Muni:

das ist für den Asketen passend.

593

Die Tugend und die weite Wahrheit,

der Lehren tiefes, wirkliches Ergründen,

der Wahrheiten volles Erfassen:

das ist für den Asketen passend.

594

Entfalten mag er: „Nichtbeständig!“

Und den Gedanken: „Nicht das Selbst!“ und „Unrein!“

Und an der Welt das Nichterfreutsein!

Das ist für den Asketen passend.

595

Entfalten die Erwachungsglieder,

die Pfade inn’rer Macht, die Sinneskräfte,

den achtgliedrigen, edlen Weg:

das ist für den Asketen passend.

596

Den Durst, den gebe auf der Muni,

samt Wurzeln rode er die Einflüsse,

er lebe ganz in sich befreit:

das ist für den Asketen passend.

SAMKICCO

597

Was findest Du am Walde, Vater?

Wie Ujjuhāno tief im Regen?

Die Höhenwinde tun Dir wohl?

Die Einsamkeit der Meditierer?

598

Gleichwie der Höhenwind die Wolken

vorübertreibt in Regenzeit,

so mich Gesichte überkamen,

die an die Einsamkeit gebunden.

599

Der gar nicht weiße Rabenvogel,

der auf dem Leichenfeld in Scharen lebt,

ließ Sati grad in mir entsteh’n,

die auf Reizfreiheit zielt am Körperhaufen.

600

Wenn wen die andern nicht beschützen,

und wer die andern nicht beschützt,

der ist ein Mönch, den Glück bewohnt,

bei Sinneslüsten ohn’ Verlangen.

601

Das Wasser in den vielen Klippen,

in denen wilde Tiere hausen,

mit Wasserpflanzen ganz bedeckt,

die Felsen, sie erfreuen mich.

602

Ich hab gelebt in tiefen Wäldern,

in Schluchten und in dunklen Höhlen,

mein Lager und mein Sitz war einsam,

von wilden Tieren nur besucht.

603

„Die tötet nur und schlachtet sie!

Nur Leid die Wesen soll’n erfahren!“

Von der Gesinnung weiß ich nichts,

der unedlen und haßverbundnen.

604

Verehrt von mir der Meister ist,

getan des Buddho Weisung ist,

und abgelegt die schwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

605

Zu welchem Zweck ich zog hinaus,

vom Haus in die Hauslosigkeit,

der Zweck ist nun von mir erreicht:

all meiner Fesseln Untergang.

606

Bin tief erfreut am Tode nicht,

bin tief erfreut am Leben nicht,

die Todeszeit ich warte ab,

gleichwie der Diener seinen Lohn.

(zur Todeszeit(Sterbezeit) ich schaue aus,

gleichwie der Knecht auf seinen Lohn.)

607

Bin tief erfreut amTode nicht,

bin tief erfreut am Leben nicht,

die Todeszeit ich warte ab,

verstehend alles, achtsam ganz.

SÍLAVā (der Tugendhafte)

608

Die Tugend nur ihr mögt hier üben,

in dieser Welt gut eingeübt!

Denn ist die Tugendganz erlangt,

erschließt sie sich dem treuen Dienst.

(Denn Tugend nur den All-Erfolg

bringt nahe, wird gedienet ihr.)

609

Die Tugend schütze sich der Weise,

wenn er erwünscht sich dreifach Glück:

das Lob und den Gewinn von Wohlfahrt

und nach dem Tod im Himmel Freude.

610

Der Tugendhafte viele Freunde

durch seine Zügelung sich gewinnt,

der Tugenlose von den Freunden

beraubt ist durch sein Schlechtverhalten.

611

Auch nicht ein wenig Lob, nicht Ruhm

der tugendlose Mann bekommt, -

doch Lob und Ruhm und vieles Preisen

der Tugendhafte stets bekommt.

612

Beginn ist Tugend und ist Stütze,

der guten Dinge Mutterschoß

im Angesichte aller Dinge:

darum die Tugend kläre man.

613

Maß ist und Zügelung die Tugend,

des Herzens freudige Erhellung

(des Herzenstiefstes Freudenwort)

ist auch die Furt ja aller Buddhas:

darum die Tugend kläre man.

614

Die Tugend: Kraft -ganz unvergleichlich,

die Tugend: Waffe -höchster Art,

die Tugend: Schmuckstück - allerbestes,

die Tugend: Panzer - ungewöhnlich.

615

Die Tugend: Brücke -fest gegründet,

die Tugend: Duft -unübertrefflich,

die Tugend: Salbe -allerbeste,

wohin sie weht, in jede Richtung.

616

Die Tugend: Vorsorge- die Spitze,

die Tugend: Reisezehrung - höchste,

die Tugend: allerbester Führer,

wohin man geht, in jede Richtung.

617

Hier schon den Tadel er bekommt

und nach dem Tode erst, der Dumme,

allüberall der dumme Tor,

in Tugenden ganz ungesammelt.

618

Hier schon den guten Ruf bekommt,

danach im Himmelauch, der Heit’re,

der überall ist heiter, weise,

in Tugenden ist gut gesammelt.

619

Die Tugend eben hier ist Spitze,

der Weise aber ist der Höchste

bei Menschen und bei Göttern auch:

der Tugend und der Weisheit Sieg.

SUNÍTO (der Straßenfeger)

620

In niederm Stammgeboren bin,

ein Armer mit nur wenig Nahrung, -

geringes Werk, das war mein Teil:

war Blütenrestentferner nur.

621

Verabscheut war ich von den Menschen,

geschmäht war ich und nur verachtet, -

hatt’ niedrig meinen Geist gemacht

und grüßte noch die vielen Leute.

622

Dann sah ich ihn, den Vollerwachten,

vom Bhikkhu-Sangho tief verehrt,

wie er hineinging, großer Held,

nach Magadhā, der Menschen höchster.

623

Ich legte ab den Korb und Besen,

ihn zu verehren ging zu ihm, -

und voll Erbarmen mit mir fühlend,

stand vor mir da der Menschen höchster.

624

Als ich verehrt des Lehrers Füße,

zur Seite stellte ich mich dann, -

die Ordensweihe ich erbat

von aller Wesen Höchsten mir.

625

Und da der mitleidvolle Lehrer,

der aller Welt Erbarmer ist:

„Komm, Bhikkhu!“ einfach zu mir sprach, -

das war schon meine Aufnahme.

626

Alleine dann im tiefen Wald

ich lebte, war nicht träge dort,

erfüllte ganz des Lehrers Wort,

wie es gelehrt der Sieger mich.

627

Des Nachts zur ersten Wachezeit

früh’rer Geburt gedachte ich, -

des Nachts zur mittler’n Wachezeit,

das Himmelsauge war geklärt, -

des Nachts, zur letzten Wachezeit

die Dunkelmasse ich vertrieb.

628

Im Dämmerlichte dann der Nacht,

dem Sonnenaufgang schon entgegen,

der Indo und der Brahmā kamen,

verehrten mit dem Handgruß mich:

629

„Verehrung Dir, Du Rassemensch!

Verehrung Dir, Du höchster Mensch!

Die Einflüsse hast Du erschöpft,

bist gabenwürdig, edler Herr!“

630

Als mich der Lehrer so gesehn,

vom Göttersangho tief verehrt,

zog Lächeln über sein Gesicht,

und diesen Sinnspruch er da sagte:

631

„Durch glühend ernstes Brahmaleben,

durch Zügelung und durch Bezähmung,

dadurch ist ein Brahmane man, -

dies Höchstes des Brahmanentums.“

SONO KOLIVISO

632

Der in dem Reiche war verherrlicht,

des Königs Ango Diener nur,

heut’ bei den Lehren wird verherrlicht:

Sono, des Leidens Jenseitsgänger.

633

Fünf spalte ab, fünf lasse los,

fünf weitere entfalte dir, -

ein Mönch, der die fünf Fährten sieht,

wird „Flut-Entkomm’ ner“ wohl genannt.

634

Dem aufgeblas’nen, lässigen,

dem außen wünschenden Bhikkhu

die Tugend, Sammlung, Weisheit auch

zu der Vollendung nicht gelangt.

635

Was da zu tun, wird abgelehnt,

was nicht zu tun, das wird gemacht, -

den Aufgeblas’nen, Lässigen,

die Einflußmächte wachsen an.

636

Bei welchen aber, recht begonnen,

die Sati stets zum Körper geht:

was nicht zu tun, wird nicht verfolgt,

ausdauernd tun sie, was zu tun.

Bei denen, die bewußt und achtsam,

gehn Einflüsse zum Guten hin.

637

Auf gradem Wege, dem erklärten,

geht nur voran, kehrt niemals um!

vom SELBST her sporn’ das Selbst man an,

Nibbānam kann gewonnen werden.

638

Bei allzu überspannter Tatkraft,

der Lehrer, in der Welt der höchste,

das Lautengleichnis er mir gab,

wies so die Lehre auf, der Seher.

639

Als dessen Wort ich angehört,

lebt’ ich an seiner Weisung froh, -

zur inn’ren Stille bracht’ ich mich,

zum höchsten Ziel drang ich hindurch:

drei Wissen sind von mir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

640

Wer der Entsagung hingegeben,

der Einsamkeit tief im Gemüt,

wer der Nichtfeindschaft hingegeben,

und auch des Lebensbrennstoffs Ende, -

641

Wer dem Durst-Ende hingegeben,

und auch dem Nichtverblendungsgeist, -

wer sah des Sinnenreichs Erscheinen:

der wird im Herzen recht befreit.

642

Für den, der wirklich recht befreit,

für den im Herzen stillen Mönch,

häuft sich Getanes nicht mehr an,

und Pflichten gibt es auch nicht mehr.

643

Gleichwie der Felsen einzig fest

vom Winde nicht erschüttert wird,

so sind die Form, Geschmack und Ton,

Geruch, Berührung und das alles.

644

Erwünschte Dinge, unerwünschte,

nicht gehen einen solchen an, -

sein Herz steht fest, ist ganz entjocht,

Vergehen sieht es überall.

REVATO

645

Seit ich hinausgezogen bin

vom Haus in die Hauslosigkeit,

erkenn’ ich keine Absicht mehr,

die unedel, mit Haß verbunden.

646

„Ach, tötet diese! Schlachtet sie!

Die Wesen sollen Leid erfahren!“

Nicht mehr erkenn’ ich solche Absicht

in dieser langen Zwischenzeit.

647

Die Mettā hab ich tief erkannt,

hab unermeßlich sie entfaltet,

mir Schritt für Schritt vertraut gemacht,

wie von dem Buddho aufgezeigt.

648

Bin aller Freund, Gefährte aller,

fühl’ mich mit allen Wesen eins, -

den Metta-Geist entfalte ich,

bin ohne Feindschaft immer froh.

649

Das Uneinnehmbar-Unerschütterliche

bringt tiefe Freude in mein Herz, -

das Brahmawohnen ich entfalte,

von schlechten Menschen nicht verfolgt.

650

Gedankenstille hat erreicht,

des Vollerwachten Schüler er,

tief in den edlen Stand des Schweigens

ist er getaucht für alle Zeit.

651

Wie im Gebirg das Felsmassiv

ist unbewegt gut aufgestellt:

so der verblendungsfreie Mönch

wie das Gebirge nicht mehr zittert.

652

Bei einem fleckenlosen Menschen,

der immer nur das Reine sucht,

Haarspitzenmaß des Schlechten

gleichwie ein Wolkenmaß erscheint.

653

Gleichwie die Stadt, dicht an der Grenze,

bewacht von innen und von außen,

so hüt’ man sich das eigne Selbst,

die kleinste Zeit verschwend’ man nicht!

654

Bin tief erfreut am Tode nicht,

bin tief erfreut am Leben nicht,

die Todeszeit ich warte ab,

gleichwie der Diener seinen Lohn.

655

Bin tief erfreut am Tode nicht,

bin tief erfreut am Leben nicht,

die Todeszeit ich warte ab,

verstehend alles, achtsam ganz.

656

Verehrt von mir der Meister ist,

getan des Buddho Weisung ist,

und abgelegt die schwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

657

Zu welchem Zweck ich zog hinaus,

vom Haus in die Hauslosigkeit,

der Zweck ist nun von mir erreicht:

all meiner Fesseln Untergang.

658

„Strebt eifrig ohne Lässigkeit!“

Nur dies ist meine Unterweisung.

Wohlan, ich werde ganz erlöschen,

befreit bin ich allüberall.

GODATTO (Kuhselbst)

659

Gleichwie ein gutes Rassepferd,

ans Joch gebunden, Joch erträgt,

bedrückt von allzuschwerer Last,

dem Zuggeschirr sich nicht entwindet:

660

So in der Weisheit sind zufrieden,

gleichwie das Meer mit seinem Wasser,

die andere nicht mehr verachten:

das ist die Edelart der Wesen.

661

Wenn in der Zeit die Zeit erfahren,

zum Werden-Nichwerden gegangen:

die Menschen gehn zum Leid hinab,

sie klagen hier als Junge schon.

662

Die hochgestimmt vom Glücksereignis,

vom Leidensumstand tief bedrückt:

zweifach die Toren sind geschlagen,

die das, was wirklich ist, nicht sehn.

663

Doch die beim Leid und auch beim Glück

die Naht der Mitte überschritten,

die stehen wie die Indrasäule:

sind nicht erhoben, nicht bedrückt.

664

Nicht vom Gewinn, nicht vom Verlust,

vom Ruhm nicht und vom Ansehn nicht,

vom Tadel nicht, auch nicht vom Lob,

vom Leiden nicht und nicht vom Glück -

665

Allüberall schmiert nichts sie zu (benetzt sie nichts),

wie Wassertropfen nicht den Lotus,

allüberall sind Glückeshelden,

allüberall sind unbesiegt.

666

Wer rechtlich zu Gewinn nicht kommt,

und wer Gewinn unrecht erhält:

der rechtlich Nichtgewinn ist besser,

als unrechtmäßiger Gewinn.

667

Und Ruhm gibt es bei Weisheitsarmen,

bei Weisheitsvollen keinen Ruhm, -

kein Ruhm ist besser bei den Weisen,

nicht dieser Ruhm bei Weisheitsarmen.

668

Und bei den Dummen gibt es Loben,

bei Weisen gibt es öfter Tadel, -

der Tadel besser ist bei Weisen,

als aller Toren Lobgesang.

669

Es gibt ein Glück aus Sinnenlust,

ein Leiden aus der Einsamkeit, -

Einsamkeitsleiden besser ist,

als sinnenlusterzeugtes Glück.

670

Es gibt ein Leben ungesetzlich,

gesetzlich gibt es einen Tod, -

der Tod gesetzlich besser ist,

als wollt’ man leben ungesetzlich.

671

Die Sinnenwirbel aufgegeben,

die stillen Geists im Werdensstrom,

sie gehen in der Welt nicht haftend,

nicht gibt es für sie lieb-unlieb.

672

Entfaltend die Erwachungsglieder,

die Fähigkeiten und die Kräfte,

erlangen sie den höchsten Frieden,

erlöschen sie, von Einfluß frei.

ANNāKONDANNO (einer der ersten fünf Mönche)

673

Ich komme mehr und mehr zum Frieden,

seit ich gehört die Lehre allzu köstlich, -

die frei von Reiz gezeigte Lehre,

nicht haftend mehr allüberall.

(läßt haften nicht allüberall.)

674

Ach, viele Bilder in der Welt

auf diesem weiten Erdenkreis,

verwirren, meine ich, das Denken, -

das Schöne ist mit Reiz verbunden.

675

Wie Staub, vom Winde aufgewirbelt,

die Regenwolke niederschlägt,

so werden ruhig die Gedanken,

wenn man mit Weisheit das durchschaut.

676

„Sankhāras alle sind vergänglich.“

Wenn man mit Weisheit das durchschaut,

dann wird verdrossen man am Leiden.

Das ist der Weg zur Reinigung.

677

„Sankhāras alle leidvoll sind.“

Wenn man mit Weisheit das durchschaut,

dann wird verdrossen man am Leiden.

Das ist der Weg zur Reinigung.

678

„Die Dhammas all’ sind nicht das SELBST.“

Wenn man mit Weisheit das durchschaut,

dann wird verdrossen man am Leiden.

Das ist der Weg zur Reinigung.

679

Am Buddho ist erwacht der Thero,

Kondanno läßt die Welt zurück:

verlassen sind Geburt und Tod,

wer Brahmaleben hat vollendet.

680

Die Wogenfalle: fester Pfahl,

Gebirge, schwierig aufzubrechen, -

sind aufgespalten Pfahl und Falle,

ist Fels gespalten, schwer zu brechen:

wer kreuzte, rüberging versenkt,

befreit ist er von Mārafessel.

681

Wer ruh’los, schwankend ist als Mönch,

zu Freunden kommt er schnell, die schlecht:

er sitzt in einer großen Woge,

von einer Welle überdeckt.

682

Wer nicht mehr ruh’los und nicht schwankend,

wer klug ist, voller Sinnenzüglung,

ein guter Freund, ein weiser Mensch:

des Leidens Endiger mag sein.

683

Der Zeit vorausgegangen scheint er,

der hager, Adern-nur-bedeckt,

das Maß kennt er bei Speis und Trank,

nicht schwachen Geistes ist der Mann.

684

Berührt von Bremsen und von Mücken

im Wald, im riesigen Gehölz:

wie’ n Elefant vornan der Kampffront,

voll Achtsamkeit hielt er dort durch.

685

Bin tief erfreut am Tode nicht,

bin tief erfreut am Leben nicht,

die Zeitlichkeit ich warte ab,

gleichwie der Diener seinen Lohn.

686

Bin tief erfreut am Tode nicht,

bin tief erfreut am Leben nicht,

die Zeitlichkeit ich warte ab,

verstehend alles, achtsam ganz.

687

Verehrt von mir der Meister ist,

getan des Buddho Weisung ist,

und abgelegt die schwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

688

Aus welchem Grund ich ausgezogen

vom Haus in die Hauslosigkeit,

der Grund ist nun von mir erreicht,

was soll mir noch das Wälderleben?

UDāYI

689

Den Menschgewordenen Erwachten,

den selbstgezähmt Gesammelten,

den Wandernden auf Brahmapfad,

den, der an Geistesruhe froh:

690

Den alle Menschen tief verehren,

den aller Dinge Jenseitsgänger,

die Götter selbst verehren diesen,

so hab’s als Araham gehört.

691

All Fesselwerk vergangen ist,

im Wald er zum Nibbānam kam,

an Sinnenlustentsagung froh,

wie frei von Felsgeröll das Gold.

692

Wie glänzt doch dieser Elefant

in dem Himalaya-Gebirge!

Von allen Elefantennamen

der Wahrheitsname höchster ist.

693

Den Elefanten werd’ ich euch erklären,

von ihm geht nie Bedrängnis aus:

Sanftmut und Freisein von Gewalt

zwei Füße sind des Elefanten.

694

Die Sati und die klare Einsicht

des Elefanten andern Füße,

Vertrau’n als Rüssel hat der große Elefant,

(Vertrau’n des Elefanten Rüssel)

Gleichmut als weißes Elfenbein.

(Gleichmut das weiße Elfenbein)

695

Die Sati Nacken, Kopf die Weisheit,

das Forschen ist das Dhammadenken,

der Dhammaschoß das rechte Wohnen (sein Aufenthalt),

die Einsamkeit ist dessen Schwanz.

(die Abgeschiedenheit sein Schwanz)

696

Der sich vertieft, am Atem froh,

und ist im Innern gut gesammelt, -

es geht der Elefant gesammelt,

es steht der Elefant gesammelt.

697

Gesammelt liegt der Elefant,

im Sitzen ist er auch gesammelt, -

stets ist der Elefant gezügelt,

dies Elefanten-Meisterschaft.

698

Er ißt untadelhafte Dinge,

die tadelhaften ißt er nicht,

verdeckte Nahrung er erlangt,

Zusammenhorten meidet er.

699

Die Fessel fein, die Fessel grob,

jedwede Bindung schnitt er ab,

wohin auch immer er nur geht,

ganz ohne Wünsche geht er da.

700

Gleichwie im Wasser er entsteht,

der weiße Lotus, weiter wächst

und nicht benetzt vom Wasser wird,

von reinem Duft, der Geist (das Herz) erfreut:

701

So auch ist in der Welt entstanden

der Buddho, in der Welt er lebt,

wird nicht benetzt mehr von der Welt,

gleichwie vom Wasser nicht der Lotus.

702

Das große Feuer steht in Flammen,

nur ohne Nahrung hört es auf, -

sind alle Kohlen ausgebrannt:

„erloschen“ wird das wohl benannt.

703

Um zu verstehn, was das bedeutet,

ein Gleichnis zeigten Kluge auf:

es sehn die großen Elefanten

den Elefanten elefantgezeigt.

704

Von Reizen frei, von Hassen frei,

von Blendung frei, von Einfluß frei,

den Körper läßt der Elefant,

wird ganz erlöschen, einflußfrei.

ADHIMUTTO (der Hingegebene)

705

Zum Zweck des Opferns, des Besitzes

zerstörten früher wir so viel, -

zurück blieb nichts als lauter Furcht,

es zittern alle, alle klagen.

706

Du bist in Dir nicht voller Furcht

schön strahlst Du wie aus tiefer Ruhe, -

warum nicht bist Du voller Klagen

bei solcher großen Furcht umher?

707

Es gibt im Inneren kein Leid

dem, der nichts wünscht, Du Hauptmann, Du, -

die Ängste all sind überwunden

dem, der die Fessel abgestreift.

708

Wenn alles Werden ausgeschöpft,

der Dhammo ist ganz klar erschaut,

nicht gibt es länger Todesfurcht,

als wär die Last schon abgelegt.

709

Mein Brahmaleben ist vollbracht

und auch der Weg ist ganz entfaltet:

vorm Tode ist mir nicht mehr bang,

ist aller Krankheit Ende nur.

710

Mein Brahmaleben ist vollbracht,

und auch der Weg ist ganz entfaltet:

sah ohne Süße alles Werden,

getrunknes Gift, schnell ausgespien.

711

Bin Jenseitsgänger, Haftensfreier,

tat, was zu tun, bin Einfluß freier,

zufrieden, wenn das Leben endet (wenn die Zeit vorbei)

wie freigekommen aus dem Schlachthaus.

712

Wer höchstes Dhammatum erlangt,

in aller Welt sieht keinen Sinn,

ist aus dem Flammenhaus befreit,

beim Tode jammert er nicht mehr.

713

Was es auch an Verbindung gibt

und wo er Werden auch erlangt:

all dies ist ohne Ausweg stets,

so ward’s gesagt vom großen Weisen.

714

Wer dieses wirklich so versteht,

wie es vom Buddho aufgezeigt,

nicht greift er mehr nach einem Werden,

als wär’ es glüh’nde Eisenkugel.

715

Nicht gibt es mehr für mich „Ich war“ -

„Ich werde sein“ gibt es nicht mehr -

Sankhāras werden nicht mehr sein:

was gäbe es zu klagen da?

716

Das reine Kommen aller Dhammas,

die reine Dauer der Sankhāras:

wer das, so wie es wirklich, sieht,

der kennt nicht Furcht, Du Hauptmann, Du.

717

Gleich Gras und Feuerholz ist Welt -

wenn er mit Weisheit das so sieht,

hat er nicht Mein-Empfinden mehr,

„Nicht gibt es Mein!“ er nicht beklagt.

718

Bin unzufrieden mit dem Leibe,

beim Werden bin ich ohne Wunsch, -

der Körper wird zerbrechen einst,

ein anderer wird nicht mehr sein.

719

Was ihr zu tun habt mit dem Leibe,

das tut, wenn ihr es denn so wünscht!

Nicht wird in mir, dadurch bedingt,

Haß oder Liebe zu euch sein. -

720

Als diese Rede sie gehört,

die alle Haare sträuben läßt,

die Schwerter legten sie zu Boden,

die Jünglinge, und sprachen dies:

721

Was hast Du da nur, Herr, vollbracht?

Wer ist Dein Lehrer wohl gewesen?

Auf Grund von wessen Lehre wohl

wird so erlangt Klaglosigkeit?

722

Der All-Erkenner, Alles-Seher,

der Sieger ist ein Lehrer mir, -

der Groß-Erbarmer ist mein Meister,

der aller Welt ein Heiler ist.

(der ganz erbarmensweite Meister)

723

Er zeigte diese Lehre auf,

die zum Versiegen führt, die höchste, -

auf Grund von dessen Lehre ja

wird so erlangt die Klaglosigkeit.

724

Als angehört des Weisen gutes Wort die Räuber,

da legten sie die Schwerter ab und ihre Waffen, -

die einen lösen sich von ihrem Tun,

die anderen entschlossen sich hinauszuziehn.

725

Und als sie angelangt in des Sugato Botschaft,

entfaltet die Erwachungsglieder-Kräfte, Weise,

von scharfem Geist, die Sinne gut in der Gewalt:

berührten sie Nibbānapfad, den ungeschaffnen.

PāRāPARIYO

726

Dem Samano kam ein Gedanke,

dem Pārāpariyo, einem Bhikkhu,

dem einsamen, dem sitzenden,

dem abgeschied’nen Sich-Vertiefer:

727

Welch eine Regel mag ein Mensch,

und welche Übung, welch Verhalten

sich selbst zur Pflicht erlegen auf,

und nicht auch irgend etwas quälen?

728

Der Menschen Sinnesfähigkeiten

zum Wohle und zum Nichtwohl führ’n:

die unbeschützten führ’n zum Nichtwohl,

und die beschützten hin zum Wohle.

729

Die Sinne immer gut beschützend,

die Sinne wie ein Hirt bewachend:

ist das sich selbst zur Pflicht geworden,

nicht wird dann irgend was gequält.

730

Wem Augensinn zu den Gestalten

hineineilt und nicht gehalten wird,

wer die Gefahr dabei nicht sieht,

der wird vom Leiden nicht befreit.

731

Und wem der Ohrensinn zu Tönen

hineilt und nicht gehalten wird,

wer die Gefahr dabei nicht sieht,

der wird vom Leiden nicht befreit.

732

Wer das Entkommen nicht kann seh’n,

wenn die Gerüche er verfolgt,

der wird nicht frei von allem Leid,

an die Gerüche hingegeben.

733

Des Sau’ren und des Süßen Spitze,

des Bitter’n Spitze sich erinnernd,

an den Geschmacksdurst festgebunden,

das Herz kommt zum Erwachen nicht.

734

Der schönen sich, nicht abgestoßen,

sich der Berührungen erinnernd,

erregt, vom Reize überwältigt,

vielfältig findet sich das Leiden.

735

Wer seinen Geist bei diesen Dingen

nicht recht vermag zu schützen sich,

von da folgt ihm das Leiden nach

bei eben allen diesen Fünfen.

736

Mit Eiter und mit Blut gefüllt

ist dieses vielerlei Gerippe,

zum Heldenmann gemacht und schön,

wie eine Schachtel hübsch bemalt.

737

Scharf stechend ist Geschmack des Süßen,

des Lieben Fesselung ist Leiden, -

wie Messer, ganz beschmiert mit Honig,

daß es beschmiert, man nicht begreift.

738

Gestalt der Frau, Geschmack der Frau,

und auch Berührung einer Frau,

bei Frauendüften, wer erregt:

der Erregte vielfältig findet sich das Leiden (findet in sich).

739

Ach, diese Frauenströme alle,

durchfließen ständig fünf bei Fünfen, -

bei ihnen einen Wall zu bauen,

wer dazu fähig, heldenhaft:

740

Der ist im Vorteil, Lehr-Sinnkundig,

der ist geschickt, der ist ganz wachsam, -

er mag nun tun voll tiefer Freude

die Pflicht, dem Lehr-Sinn ganz verbunden.

741

Dann sitzt er, in sich fest gezügelt,

vermeidet Pflicht, die nutzlos ist!

„Nicht das ist Pflicht!“ hat er gedacht,

nicht träge, immer wachsam sehend.

742

Und was da sinnvoll ist gezügelt,

und was entsteht an Dhammafreude,

das übernehmt und haltet aufrecht,

das, wahrlich, ist die höchste Freude!

743

Wer da mit großen, schlauen Reden

die Andern zum Begehren treibt,

der hat getötet, führt zum Klagen,

brach mit Gewalt bei Andern ein.

744

So wie beim Bau’n mit Bolzen einen Bolzen

schlägt tief hinein der starke Mann:

so auch die Sinne mit den Sinnen

schlägt tief hinein der Tüchtige.

745

Vertrauen, Tatkraft und die Sammlung (Samādhi)

und Sati-Weisheit stets entfaltend:

hat fünf mit Fünfener getötet,

ganz unverwirrt geht der Brahmane.

746

Der ist im Vorteil, lehrsinnkundig,

begriff den Kern der Unterweisung,

mit allem ist er ganz beim Buddho:

ein solcher Mann läßt Glück gedeih’n.

TELAKāNI (einer mit kleinen Mengen Öl)

747

Ach, lange in der Übung eifrig,

die Lehre hab ich durchgedacht,

des Geistes Gleichmaß fand ich nicht, -

so fragt’ ich Wand’rer und Brahmanen:

748

Wer ging zum Jenseits in der Welt?

Wer tauchte ins Todlose ein?

Ach, wessen Lehre nehm’ ich an,

den höchsten Sinn ganz zu begreifen?

749

Am Innenhaken saß ich fest,

gleichwie ein Fisch den Köder schluckt, -

saß glücklich in Mahindas Falle,

dem Vepacitti gleich, dem Riesen.

750

Ich zieh’ ihn an, ich lös’ ihn nicht

mit diesem Jammern, diesem Klagen. -

Wer wird das Weltband lösen mir

und mein Erwachen tief erfahren?

751

Ach, welcher Wand’rer und Brahmane

zeigt das Zerbrechliche mir auf?

Ach, wessen Lehre nehm’ ich an,

das Alter und den Tod zu bannen?

752

An Schwanken, Zweifel festgeknotet,

an Ärgerkräfte angebunden,

in Zorn geraten, geistverhärtet,

im Wünschen voller Heftigkeit, -

753

des Durstes Bogen wird gespannt,

mit zwei mal fünfzehn ausgestattet:

sieh diesen selbstgemachten Toren,

wie er gespalten in sich steht!

754

Gab fremde Ansichten nicht auf,

Gedankenpfeil, so spitz geschärft, -

von ihm durchbohrt, ich bin geplagt,

bin wie ein Blatt, vom Wind bewegt.

755

Wenn ich im Innern mich erhebe,

schnell wird gequält das Meingefühl,

die sechs Berührungsreiche und der Körper,

wo er sich drängt allüberall.

756

Den seh ich nicht, des Heilens kundig,

der mir den Pfeil entfernen kann, -

mit seiner reichen, überlegnen Lehre,

nicht anders mir das Schwanken nimmt.

757

Wer ohne Messer, ohne Wunde

den Pfeil, der mir im Innern liegt,

und nicht verletzend alle Glieder,

den Pfeil wird einmal mir entfernen?

758

Der Dhammameister ist der Beste,

zieht böses Gift aus mir heraus, -

mir, der ich in die Tiefe fiel,

hat rettend er die Hand gezeigt.

759

In klaren See bin ich getaucht,

trag keinen Staub mehr nah an mir,

getrocknet Täuschung ist und Ärger,

die Trägheit nicht mehr ausgebreitet.

760

Die Unruhwolke hat gedonnert,

die Fesselungsgewitterwolke:

die Führer führ’n zu falscher Ansicht,

sind in Gedanken reizgebunden.

761

Es fließen überall die Ströme,

das Schlinggewächs steht fest im Boden:

die Ströme wer kann sie wohl stauen?

Das Schlinggewächs, wer spaltet es?

762

„Zieht eine Grenze Ihr, o Herr,

zu dieser Ströme All-Abwenden!“ -

„Nicht soll Dich geistgemachter Strom

wie einen Baum gewaltsam reißen!“

763

So gab mir, der in Furcht geboren,

im Diesseits sich das Jenseits wünscht,

der Lehrer Schutz und Weisheitswaffe,

als ich dem Weisen-Orden folgte.

764

Auf Stufen, gut gebaut und rein,

die Kernholzlehre ehern fest

gab er, der ich getragen nun:

„Sei ohne Furcht!“ er sprach zu mir.

765

Die Sati-Plattform stellt’ ich auf,

bestieg sie und betrachtete

all das, was früher ich bedachte,

wie das am Körper frohe Volk.

766

Und als ich da den Weg nun sah,

aufs Rettungsboot stieg ich hinauf,

stand auf dem Selbst nicht länger fest,

die Furt sah ich, die allerhöchste.

767

Den Pfeil, der aus dem Selbst entstanden,

der Werdensbahnen nur vermehrt,

an diesem nicht mehr fortzubau’n,

er zeigte auf den Weg, den höchsten.

768

So lange Zeit ich schlafend ruhte,

so lange Zeit steh’ ich nun fest:

der Buddho nahm die Fessel mir,

zog böses Gift aus mir heraus.

RATTHAPāLO (Reichshüter)

769

Sieh diese schmuckgemachte Puppe,

den Wundenkörper, aufgebaut,

den kranken, von Gedanken voll,

der Dauer und Bestand nicht hat!

770

Sieh die Gestalt, so schmuck gemacht,

juwelenschwer am Ohr der Ring,

die Knochen sieh, mit Haut bedeckt,

darüber leuchtet Kleiderpracht.

771

Sieh nur die Füße, rot lackiert,

den Mund, mit Farbe grell geschminkt, -

wohl recht, den Toren zu verblenden,

nicht den, der’s andre Ufer sucht.

772

In Zöpfen fällt das Haar herab,

die Augen glänzen eingesalbt, -

wohl recht, den Toren zu verblenden,

nicht den, der’s andre Ufer sucht.

773

Der Salbentopf wird neu bemalt,

der faule Körper wird geschmückt, -

wohl recht, den Toren zu verblenden,

nicht den, der’s andre Ufer sucht.

774

Der Jäger legte seine Schlinge,

nicht fiel das Wild auf ihn herein, -

das Futter nahmen wir und gehen,

der Fallensteller schreit umsonst.

775

Zerschnitten ist des Jägers Schlinge,

nicht fiel das Wild auf ihn herein, -

das Futter nahmen wir und gehen,

es klagt der wilde Jäger nun.

776

Ich sehe in der Welt wohl reiche Menschen,

von dem Besitz sie geben nicht, verblendet,

sie gier’n nach Reichtum, horten nie genug,

ersehnen mehr und mehr an Sinnenlüsten.

777

Der König mit Gewalt die Erde nahm,

die ozeanumgeben große er bewohnt,

diesseits des Ozeans genügt ihm nicht,

das Jenseits auch des Ozeans ersehnt er sich.

778

Der König und die andern vielen Menschen,

nicht frei von Durst zum Tode sie gelangen,

im Mangelfühlen lassen sie den Körper,

bei Lüsten in der Welt ist nicht Genügen.

779

Es weinen die Verwandten, raufen Haare,

„Weh uns noch nicht Gestorbenen!“ sie sagen,

mit einem Kleid bedeckt, sie tragen ihn hinaus,

verbrennen ihn auf einem Scheiterhaufen.

780

Er wird verbrannt, mit Pflöcken angestoßen,

ein einziges Gewand blieb sein Besitz, -

für einen Sterbenden sind sie nicht Schutz,

Verwandte nicht, noch Freunde, Kameraden.

781

Die Erben tragen fort, was er besaß,

das Wesen aber geht nach seinen Werken, -

nicht folgt den Sterbenden der Reichtum nach,

und auch nicht Kinder, Frauen und das Reich.

782

Nicht langes Leben schafft er sich mit Reichtum,

und mit Besitz er auch das Alter nicht zerschlägt,

nur äußerst kurz ist Leben, sagen Weise,

ist ewig nicht, Verwandlung sein Gesetz.

783

Gewiß, auch Armerühren an Berührung,

der Tor, der Weise, sie sind gleich berührt, -

der Tor durch Torheit wie geschlagen liegt,

der Weise zittert nicht, faßt ihn Berührung.

784

Darum ist Weisheit besser noch als Reichtum,

durch sie man zur Vollendung hier gelangt, -

ganz ohne Sinn in diesem, jenem Leben

nur schlechte Werke tun, die ganz verblendet.

785

Es kommt das geist’ge Wesen in die andre Welt,

setzt den Samsāro immer weiter fort, -

auch wer gering an Weisheit, tief vertrauend:

es kommt das geist’ge Wesen in die andre Welt.

786

Gleichwie ein Räuber, der beim Einbruch wird ergriffen,

durch eig’ ne Tat sich tötet, welcher schlecht geartet:

so Spät’rer nach dem Tod in andrer Welt

durch eig’ne Tat sich tötet, welcher schlecht geartet.

787

Die Sinnenlüste, bunt und süß, den Geist erfreuend,

mit Form um Form zermalmen sie das Herz, -

ich sah Gefahr nur bei den Sinnessträngen,

darum bin ich hinaus gezogen, König.

788

Baumfrüchten gleiches fallen hin die Jungen,

die Frauen jung und auch die Alten, bricht der Körper, -

als ich auch dies gesehn, zog ich hinaus, o König,

das blattlose Asketentum ist eben besser.

789

Vertrauend bin ich ausgezogen,

kam bei der Siegerbotschaft an,

untadelig mein Auszug ist,

schuldlos genieße ich das Mahl.

790

Die Lüsteflammen stehend sah,

Goldmünzen als ein scharfes Schwert,

die Schöße nur als Leidempfängnis,

und vor den Höllen große Angst.

791

Als die Gefahr ich klar gesehn,

Ergriffenheit kam über mich,

ich war durchdrungen- und dann still,

kam hin zum Einfluß-Untergang.

792

Verehrt von mir der Meister ist,

getan des Buddho Weisung ist,

und abgelegt die schwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

793

Zu welchem Zweck ich zog hinaus

vom Haus in die Hauslosigkeit,

der Zweck ist nun von mir erreicht:

all meiner Fesseln Untergang.

MāLUNKYAPUTTO

794

Sieht er Gestalt, vergißt die Sati,

bedenkt dies Zeichen nur als „lieb“,

ist er im Herzen tief erregt,

dran festgebunden bleibt er stehn.

795

Ihm mehren die Gefühle sich,

Gestalten immer mehr entstehn, -

Verlangen und Verdruß in einem,

sein Herz wird ihm verdorben ganz, -

so häuft er weiter Leiden an,

„fern vom Nibbāna“ wird’s genannt.

796

Hört er Getön, vergißt die Sati,

bedenkt dies Zeichen nur als „lieb“,

ist er im Herzen tief erregt,

dran festgebunden bleibt er stehn.

797

Ihm mehren die Gefühle sich,

und Töne immer mehr entstehn, -

Verlangen und Verdruß in einem,

sein Herz wird ihm verdorben ganz, -

so häuft er weiter Leiden an,

„fern vom Nibbāna“ wird’s genannt.

798

Riecht er Geruch, vergißt die Sati,

bedenkt dies Zeichen nur als „lieb“,

ist er im Herzen tief erregt,

dran fest gebunden bleibt er stehn.

799

Ihm mehren die Gefühle sich,

Gerüche immer neu entstehn, -

Verlangen und Verdruß in einem,

sein Herz wird ihm verdorben ganz, -

so häuft er weiter Leiden an,

„fern vom Nibbāna“ wird’s genannt.

800

Schmeckt er Geschmack, vergißt die Sati,

bedenkt dies Zeichen nur als „lieb“,

ist er im Herzen tief erregt,

dran fest gebunden bleibt er stehn.

801

Ihm mehren die Gefühle sich,

Geschmäcke immer neu entstehn, -

Verlangen und Verdruß in einem,

sein Herz wird ihm verdorben ganz, -

so häuft er weiter Leiden an,

„fern vom Nibbāna“ wird’s genannt.

802

Spürt er Getast, vergißt die Sati,

bedenkt dies Zeichen nur als „lieb“,

ist er im Herzen tief erregt,

dran fest gebunden bleibt er stehn.

803

Ihm mehren die Gefühle sich,

Berührung immer neu entsteht, -

Verlangen und Verdruß in einem,

sein Herz wird ihm verdorben ganz, -

so häuft er weiter Leiden an,

„fern vom Nibbānam“ wird’s genannt.

804

Hat er gedacht, vergißt die Sati,

bedenkt dies Zeichen nur als „lieb“,

ist er im Herzen tief erregt,

dran fest gebunden bleibt er stehn.

805

Ihm mehren die Gefühle sich,

Gedankendinge stets entstehn, -

Verlangen und Verdruß in einem,

sein Herz wird ihm verdorben ganz, -

so häuft er weiter Leiden an,

„fern vom Nibbāna“ wird’s genannt.

806

Erregt er nicht sich bei Gestalten,

sieht die Gestalt, stellt Sati auf:

ist er im Herzen nicht erregt,

nicht dran gebunden bleibt er stehn.

807

Selbst wenn er nun erblickt Gestalt,

sich einläßt auch auf das Gefühl,

wird’s abgebaut, nicht angehäuft:

so dieser lebt in Achtsamkeit,

so häuft er sich nicht Leiden an,

„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.

808

Erregt er nicht sich bei Getön,

hört einen Ton, stellt Sati auf:

ist er im Herzen nicht erregt,

nicht dran gebunden bleibt er stehn.

809

Selbst wenn er nun Getöne hört,

sich einläßt auch auf das Gefühl,

wird’s abgebaut, nicht angehäuft:

so dieser lebt in Achtsamkeit,

so häuft sich nicht Leiden an,

„nah am Nibbāna“ wird’s genannt.

810

Erregt er nicht sich bei Gerüchen,

riecht den Geruch, stellt Sati auf:

ist er im Herzen nicht erregt,

nicht dran gebunden bleibt er stehn.

811

Selbst wenn er den Geruch gerochen,

sich einläßt auch auf das Gefühl,

wird’s abgebaut, nicht angehäuft:

so dieser lebt in Achtsamkeit,

so häuft er sich nicht Leiden an,

„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.

812

Erregt er nicht sich bei Geschmäcken,

schmeckt er Geschmack, stellt Sati auf:

ist er im Herzen nicht erregt,

nicht dran gebunden bleibt er stehn.

813

Selbst wenn er den Geschmack genießt,

sich einläßt auch auf das Gefühl,

wird’s abgebaut, nicht angehäuft:

so dieser lebt in Achtsamkeit,

so häuft er sich nicht Leiden an,

„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.

814

Erregt er nicht sich bei Getast,

fühlt er Getast, stellt Sati auf:

ist er im Herzen nicht erregt,

nicht dran gebunden bleibt er stehn.

815

Selbst wenn er das Getast nur spürt,

sich einläßt auch auf das Gefühl,

wird’s abgebaut, nicht angehäuft:

so dieser lebt in Achtsamkeit,

so häuft er sich nicht Leiden an,

„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.

816

Erregt er sich nicht bei Gedanken,

denkt er ein Ding, stellt Sati auf:

ist er im Herzen nicht erregt,

nicht dran gebunden bleibt er stehn.

817

Selbst wenn er nun das Ding gedacht,

sich einläßt auch auf das Gefühl,

wird’s abgebaut, nicht angehäuft:

so dieser lebt in Achtsamkeit,

so häuft er sich nicht Leiden an,

„nah am Nibbānam“ wird’s genannt.

SELO

818

Vollkommen ist der Leib und glänzend,

so wohl geboren, schön zu seh’n:

goldfarben bist, Erhab’ner, Du!

Weiß ist Dein Zahn! Bist voller Kraft!

819

Bei einem Mann, der wohl geboren,

bestimmte Zeichen sind zu finden:

sie alle sind an Deinem Körper,

des Großen Menschen Leibmerkmale.

820

Hell ist das Auge, gut ist das Gesicht,

dem Brahmā gleichsein großer Glanz:

inmitten der Asketenschar

gleichwie die Sonne leuchtest Du.

821

Ein so schön anzuseh’nder Mönch

mit schimmernd goldgefärbter Haut:

was find’st Du am Asketensein,

der Du so höchste Schönheit hast?

822

Ein König wohlverdienst zu sein,

ein Herrscher, Herr der Wagenlenker,

und an vier Erden-Enden siegreich,

des Rosenapfelhains Gebieter.

823

Die Krieger und die Herrscher auch,

verbunden sind sie alle Dir, -

Du Königskönig, Menschenkönig,

regiere nun, o Gotama!

824

Der Buddho:

Ein König bin ich wahrlich, Sela,

ein Dhammakönig höchster Art, -

mit meinem Dhammo stoß das Rad ich an,

das Rad, das nicht zurückzudreh’n.

825

Selo:

Als ganz erwacht erkennst Du Dich?

Ein Dhammakönig höchster Art?

„Mit meinem Dhammo stoß das Rad ich an“,

so sprichst Du zu mir, Gotama.

826

Wer ist nun Heerführer des Herrn,

der Jünger, der dem Lehrer folgt?

Wer führt das alles weiter fort,

das Dhamma-Rad, in Gang gesetzt?

827

Der Buddho:

Das von mir angestoßne Rad, Sela,

das Dhamma-Rad von höchster Art,

der Sāriputto fortbewegt,

so gleichend dem Tathāgato.

828

Was zu erkennen, ist erkannt,

was zu entfalten, ist entfaltet,

was loszulassen, ist gelassen:

darum bin Buddho ich, Brahmane.

829

Gib auf an mir den letzten Zweifel

und öffne mir Dein Herz, Brahmane, -

schwer zu erlangen ist das Sehen

der ganz Erwachten, wahrlich, immer.

830

Schwer zu erlangen in der Welt

Erscheinung ist, die immer währt:

ein Buddho bin, Brahmane, ich,

ein Pfeilchirurg, von höchster Art.

831

Brahmageworden, ohne Gleichen,

bin ich ein Todesheerzermalmer, -

die Feinde alle sind gebannt,

ich freue mich, woher noch Furcht?

832

Selo:

Dies nun, Ihr Herren, wohl beachtet,

wie einer spricht, der’s Auge hat:

der Pfeilchirurg, der große Held,

dem Löwen gleich, brüllt er im Wald.

833

Den Brahmaart’gen, ohne Gleichen,

den Todesheerzermalmenden,

wer ihn gesehn, sollt’ klar nicht werden,

selbst wenn von niedriger Geburt?

834

Wer’s wünscht, der möge folgen mir,

wer’s nicht wünscht, möge weiter gehn.

Hier werd’ ich jetzt nach draußen ziehn,

der höchsten Weisheit wahrlich nah.

835

Die Jünger des Selo:

Wenn dies dem Herren so gefällt,

das Lehrgebot des ganz Erwachten,

auch wir nach draußen werden ziehn,

der höchsten Weisheit wahrlich nah.

836

Selo:

Dreihundert der Brahmanen hier,

sie bitten mit dem Handgruß nun:

„Das Brahmaleben woll’n wir führ’n

in Deiner Nähe, Bhagavā!

837

Der Buddho:

Gut ist erklärt, das Brahmaleben, Sela,

ist klar zu sehn und zeitlos gültig, -

die Weltabkehr ist ungetrübt

für einen, der nicht lässig übt.

838

Die Jünger des Selo:

Die Zuflucht haben wir genommen,

und schon am achten Tag, o Seher,

nach sieben Nächten, Bhagavā,

sind wir gezähmt in Deiner Lehre.

839

Du bist der Buddho, bist der Lehrer,

bist Māro-Überwinder, Muni, -

Du hast die Neigungen gespalten,

hinüber hilfst Du diesem Volk.

840

Der Lebensbasis bist entkommen,

die Einflüsse hast Du zerstört, -

dem Löwen gleich,ganz ohne Haften,

hast aufgegeben Angst und Schrecken.

841

Selo:

Dreihundert dieser Bhikkhus hier,

sie stehen mit dem Handgruß da:

die Füße, Held, o strecke aus,

die Elefanten wollen ehr’n den Meister (Lehrer).

BHADDIYO (der Glückerfüllte)

842

Da war auf Elefantennacken

ein feines Tuch mir ausgebreitet, -

ich habe guten Reis gegessen,

mit klarer Brühe übergossen.

843

Heut lebt im Glück beharrlich er,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

844

Staublumpen trägt beharrlicher,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

845

Um Gaben geht beharrlich er,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

846

Drei Roben trägt beharrlich er,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

847

Im Gleichschritt geht beharrlich er,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

848

Alleine sitzt beharrlich er,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

849

Die Brocken kriegt beharrlich er,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

850

Nie ißt zu spät beharrlich er,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

851

Im Walde lebt beharrlich er,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

852

Am Baume sitzt beharrlich er,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

853

Lebt unterm Himmelsraum beharrlich,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

854

Lebt auf dem Leichenfeld beharrlich,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

855

Nimmt jeden Lumpensitz beharrlich,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

856

Sitzt ohne Pause stets beharrlich,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

857

Hat wenig Wünsche nur beharrlich,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

858

Ist ganz zufrieden stets beharrlich,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

859

Lebt abgeschieden ganz beharrlich,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

860

Liebt nicht Gemeinschaft ganz beharrlich,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

861

Setzt immer Tatkraft ein beharrlich,

mit seiner Sammelschale froh,

Vertiefung übt er, nicht mehr haftend,

der Sohn der Godhā, Bhaddiyo.

862

Ich ließ zurück den Schatz an Bronze,

das schwere Gold ließ ich zurück,

nahm eine Schale nur aus Ton

und wusch sie zweimal gründlich aus.

863

Ich schirmt’ mich ab mit hohem Zaun

und sicherte (überprüfte) die Speicher alle,

zum Schutz hielt ich ein Schwert in Händen,

nur voller Furcht ich lebte früher.

864

Und heute glücklich, unerschrocken,

ganz frei von Angst und jeder Furcht,

vertieft sich, in den Wald getaucht,

der Sohn der Godhā, Baddhiyo.

865

Auf Tugend gruppenfest mich gründend,

Sati und Weisheitrecht entfaltend,

erlangte ich so nach und nach

all meiner Fesseln Untergang.

ANGULIMāLO (Fingergirlande)

866

Beim Gehen sagst Du, Du Asket: „Ich stehe!“

Und mich nennst Du beim Stehen „nicht stehend“.

Ich frage Dich, Asket, nun nach dem Sinn:

warum stehst Du und warum steh’ ich nicht?

867

Fest stehe ich, Angulimāla, überall,

bei allen Wesen legt’ ich ab den Stock

(bei allem, was geworden)

Du aber bei den Wesen ungezügelt bist:

darum steh’ ich und Du, der nicht steht, bist.

(bist einer, der nicht steht)

868

Jetzt endlich mir der hochverehrte, große Weise

im großen Walde, der Asket, erschien, -

ich werde lassen tausendfaches Schlechte:

hab’ ihn gehört, den Vers, dhammagebunden.

869

So jetzt der Räuber Schwert und scharfe Waffe

in tiefe Grube, Abgrund, „Hölle“ warf, -

der Räuber grüßte des Sugato Füße,

um Ordensweihe er den Buddho bat.

870

Der Buddho nun, der mitleidvolle Weise,

der Lehrer dieser Welt mit ihren Göttern,

das „Komm’ Bhikkhu!“ sprach er nur einfach aus:

das war für ihn das ganze Bhikkhuwerden.

871

Wer früher immer lässig war

und später dann nicht lässig mehr,

der bringt ein Leuchten in die Welt,

gleichwie der wolkenfreie Mond.

872

Bei wem die schlechtgetane Tat

mit heilsam Gutem wird bedeckt,

der bringt ein Leuchten in die Welt,

gleichwie der wolkenfreie Mond.

873

Wer in der Tat als junger Mönch

sich bindet an die Buddha-Weisung,

der bringt ein Leuchten in die Welt,

gleichwie der wolkenfreie Mond.

874

Die Feind mir mögen’s Lehrgespräch anhören!

Die Feind mir binden sich an Buddhaweisung!

Die Feind mir mögen jene Menschen teilen,

die diesen Dhammo fähig sind zu lehren!

875

Die Feind mir - beiden Lehren der Geduld,

den ungehindert lobenswerten,

sie mögen hör’n die Lehr’ zur rechten Zeit

und dann nach ihrer Weisung handeln!

876

Ach, niemals möge einer mich verletzen,

auch einen andern nicht und wen auch immer, -

er möge finden in die tiefste Stille

und schützen die, die zittern - und die zitterfrei!

877

Das Wasser leiten die Kanälebauer,

die Pfeilemacher schlichten sich den Pfeil,

das Holz die Zimmerleute schlichten,

das SELBST sich zähmen Tugendhafte.

878

Nur mit dem Stock die einen zähmen,

mit Stachelhaken und mit Peitsche, -

ganz ohne Stock und ohne Schwert

bin ich gezähmt von einem Großen.

879

„Gewaltfrei“ war einmal mein Name,

und voll Gewalt war ich doch früher, -

heut’ trage ich den wahren Namen,

denn nicht verletz’ ich irgendeinen.

880

Ein Räuber ich vorher nur war,

„Angulimālo“ weit bekannt, -

getragen von der großen Woge,

zur Buddhazuflucht ging ich hin.

881

Die Bluthand ich vorher nur war,

„Angulimālo“, weitbekannt, -

das Zuflucht gehen sieh nur an:

die Werdensstütze ist entfernt.

882

Nur schlechtes Werk hab ich getan,

ging oft auf falschen Wegen nur, -

berührt nun von der Kammafrucht,

kann schuldlos essen ich das Mahl.

883

An Lässigkeit siebinden sich,

die Menschen, töricht, ohne Wissen, -

Nichtlässigkeit der Weise sich

beschützt, wie seinen besten Schatz.

884

An Lässigkeit nicht bind’ man sich,

sei nicht mit Sinnenreiz vertraut, -

wer sich vertieft, nicht lässig ist,

gelangt zu einem reichen Glück.

885

Bin angekommen, ging nicht fort,

nicht ist dies schlechter Rat für mich, -

was an den Dingen ist zu teilen,

das Beste, das erlangte ich.

886

Bin angekommen, ging nicht fort,

nicht ist dies schlechter Rat für mich, -

drei Wissen sind von mir erlangt:

getan des Buddho Weisung ist.

887

Im Walde, unter Baumeswurzel,

in Bergen und in Höhlen auch:

wo ich auch früher immer stand,

war angsterfüllt mein wirrer Geist.

888

So glücklich liege ich und stehe,

so glücklich führe ich das Leben,

nicht in der Hand des Māro mehr:

ach, dieser Lehrer voll Erbarmen!

889

Aus Brahmastämmen ging ich vor,

beidseitig von Nordwestursprung, -

heut’ bin ich Sohn des Sugato,

des Dhammakönigs, meines Lehrers.

890

Vom Durst befreit, an nichts mehr haftend,

bewachten Tors und gut gesammelt, -

die Sorgenwurzel ausgespien,

hab ich erlangt das Einfluß-Ende.

891

Verehrt hab’ meinen Lehrer ich,

getan des Buddho Weisung ist, -

ist abgelegt die schwere Last,

die Werdensstütze ist entfernt.

ANURUDDHO (der Hingegebene)

892

Verlassen Mutter und den Vater,

Verwandte, Schwester und den Bruder, -

fünf Sinnesbahnen aufgegeben:

Anuruddho sich nun vertieft.

893

Er ließ auf Tanz, Gesang sich ein,

erwachte sanft bei Lautenklang, -

dadurch er kam zur Reinheit nicht,

an Māros Reich war er erfreut.

894

Und dies nun langsam überwindend,

erfreut er sich des Buddho Weisung, -

die ganze Woge überwindend,

Anuruddho sich nun vertieft.

895

Form, Ton, Geschmack und den Geruch,

Berührung, die den Geist erfreu’n:

dies alles langsam überwindend,

Anuruddho sich nun vertieft.

896

Vom Bettelgang zurückgekehrt,

alleine, nicht zu zweit, ein Muni:

er sucht sich Abfallumpen aus,

Anuruddho, von Einflußfrei.

897

Er wählte, nahm undreinigte,

er färbte, trug das Tuch, der Muni:

ein Abfallumpenträger, klug,

Anuruddho, von Einflußfrei.

898

Wer voller Wünsche, unzufrieden,

gesellig lebt, umhergetrieben,

für den sind alle diese Dinge

nur schlecht und voller Schmutzigkeit.

899

Wer achtsam ist und ohne Wunsch,

zufrieden ist und unverstört,

froh an der Einsamkeit, voll Glück,

bereit, stets Tatkraft einzusetzen:

900

Für den sind alle diese Dinge

nur heilsam, zum Erwachen führend, -

von jedem Einfluß frei ist er.

So hat’s gesagt der große Weise.

901

Wie ich gesonnen, er erkannte,

der Lehrer, in der Welt der höchste, -

mit seinem geistgeschaff’nen Körper,

durch Geistmagie er kam zu mir.

902

Als die Gesinnung fest in mir,

noch weiterhin er zeigte auf:

der nicht vielfalterfreute Buddho

die Nichtvielfalt er zeigte auf.

903

Als ich die Lehre tief erkannt,

ich lebte in der Botschaft froh, -

drei Wissen sind von mir erlangt,

getan des Buddho Botschaft ist.

904

Nun sind es fünfundfünfzig Jahre,

daß ich ein Stillesitzer bin, -

und fünfundzwanzig Jahre sind’s,

daß ich die Trägheit aus mir trieb.

905

Nicht war mehr Ein-und Ausatmen

dem Geiste, der fest in sich steht, -

von Wünschen frei, in Stille mündend,

ist der, der sieht, rundum erloschen.

906

Mit einem Herzen, das nicht klebt,

besiedelte er das Gefühl, -

wie einer Lampe das Verlöschen,

Befreiung des Gemüts geschah.

907

Dies sind die allerletzten jetzt

des Muni fünf Berührungen, -

nicht and’re Dhammas werden sein

beim ganz Erwachten, voll Erlosch’nen.

908

Nicht ist jetzt mehr ein Wiederkehren

im Götterleib, der Netze wirft:

erschöpft ist der Geburtenlauf,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

909

Wer blitzesschnell die tausendfache Welt

erkannt, der ist dem Brahmā gleich, -

wer meistert die Magie, und Gehn und Kommen

auch bei der Gottheit immer sieht, ist Bhikkhu.

910

Ein Essensträger war ich früher,

ein Vagabund, der Nahrung nahm, -

an den Asketen gab ich’s weiter,

zu meinem allerhöchsten Ruhm.

911

Ich wurd’ im Sakyastamm geboren,

„Anuruddho“ man nannte mich, -

versorgt mit Tanz und mit Gesang,

erwacht’ ich sanft bei Lautenklang.

912

Dann sah ich ihn, den Vollerwachten,

den Lehrer, der ganz ohne Furcht, -

bei ihm das Herz zur Ruhe fand:

ich zog in die Hauslosigkeit.

913

Die alten Stätten ich nun kenne,

dort, wo ich früher hab’ gelebt, -

unter den dreiunddreißig Göttern

stand ich, als Sakka dort geboren.

914

Und an vier Erden-Enden siegreich,

als Rosenapfelhaines Herr,

ganz ohne Stock und ohne Schwert,

dem Dhammo treu ich unterwies.

915

Von da noch sieben, da noch sieben,

Geburtenkreisen vierzehnmal,

den Aufenthalt werd’ich erkennen,

wenn in der Götterwelt ich stehe.

916

In dem fünfgliedrigen Samādhi,

dem stillen, ganz auf Eins gerichtet,

die Körperstille ich erlangte:

das Himmelsauge sich mir klärte.

917

Das Lebenswandern ich erkenne,

der Wesen Kommen und ihr Gehen,

ihr Immer-wieder-Anderswerden,

in der fünfgliedrigen Vertiefung stehend.

918

Verehrt hab meinen Lehrer ich,

getan des Buddho Weisung ist, -

ist abgelegt die schwere Last,

die Werdensstütze ist entfernt.

919

Im Bambusdorf der Vajji-Leute

werd’ ich bei meinem Lebensende,

geborgen unterm Bambusbusch,

erlöschen, ganz von Einflußfrei.

PāRāPARIYO

920

Dem Pilgernden kam ein Gedanke

im blütenreichen, großen Wald,

dem Einspitzigen, Sitzenden,

dem Abgeschied’nen, Sich-Vertiefenden:

921

Wie anders war beim Weltbeschützer,

beim standhaften, beim höchsten Menschen,

noch das Verhalten seiner Bhikkhus, -

wie anders ist es jetzt zusehen!

922

Vor Kälte, Sonnenwind, als Schutz

das Lendentuch bedeckte sie,

das Maß einhaltend, aßen sie,

zufrieden stets auf jede Weise.

923

Ob vorzüglich oder dürftig,

ob es wenig oder viel:

nur zum Lebensgang sie aßen,

ohne Gier, nicht zugeneigt.

924

Zum Lebensgang an Ausstattung,

an Medizin, dann an Versorgung

nicht allzu viel verlangten sie,

wie alle, die am Einfluß-Ende.

925

Im Walde unter Baumeswurzeln,

in tiefen Schluchten und in Höhlen,

die Abgeschiedenheit sie pflegten

und lebten nur noch hingegeben.

926

In Demut fest und leicht ertragend,

voll Sanftmut und nicht starren Herzens,

ganz ungeschwächt, nicht schwatzhaft lärmend,

den Sinn der Lehre nur bedenkend.

927

Daher war stets so angenehm

ihr Gang, ihr Essen, ihr Besuch, -

geschmeidig wie ein Strom von Öl

war die Bewegung ihres Körpers.

928

Von allem Einfluß ganz befreit,

in der Vertiefung und im Glücke groß:

erloschen sind jetzt diese Theras,

jetzt gibt’s nur wenig solcher Art.

929

Durch aller heilsam guten Dinge

und aller Weisheit Untergang

die höchste wohl in jeder Hinsicht,

die Siegerbotschaft wird zerstört.

930

Und naht der unheilvollen Dinge

und der Beschmutzungen die Zeit, -

durch rechte Abgeschiedenheit

sie bleiben dem Saddhammo treu.

931

Wenn die Beschmutzungen sich mehren,

ergreifen sie das ganze Volk,

sie spielen, denk’ ich, mit den Toren,

wie mit Verrückten die Dämonen.

932

Die überwältigt sind von Schmutz,

die da und dort herumgeirrt,

die Menschen bei den Schmutzobjekten

sind selbstbesessen, jammern laut.

933

Ist aufgegeben der Saddhammo,

sie streiten miteinander sich,

geraten in die Ansichtsfallen:

„Nur dies ist besser“, denken sie.

934

Den Reichtum, Sohn und auch die Frau

sie warfen weg und zogen fort, -

um volle Kelle baten sie,

doch nicht die Pflichten übten sie.

935

Den Bauch sie stopfen voll beim Essen,

und legen sich behaglich lang,

Gespräche führen sie, wenn wach,

die unser Lehrer hat getadelt.

936

Sie üben Handwerkskünste aus,

die schätzen sie und lernen sie, -

gestillt tief innen sind sie nicht,

„Asketenziel“ - es bleibt zurück.

937

Den Ton, das Öl, die Puderpaste,

das Wasser, Sitz und Nahrungsmittel

den Haushältern sie preisen an,

daß die verlangen mehr und mehr.

938

Mit Zahnholz und mit Holzapfel,

mit Blumen und mit Kaubarem

sind sie auf Bettelpfad versehn,

mit Früchten auch vom Mangobaum.

939

Heilmittel haben sie wie Ärzte

und Pflichten, gleich den Haushältern,

wie eine Hure stehen sie im Schmuck,

sind Herrscher wie aus Kriegerkaste.

940

Betrüger sind sie, Hintergeher,

sind falsche Zeugen voller Tücke

und wenden viele Listen an,

das Fleischliche genießen sie.

941

Sie spiegeln Unterweisung vor

und haben nichts als List verfolgt, -

zum Unterhalt mit Kniff und Trick

sie sammeln großen Reichtum an.

942

Sie rufen die Versammlung ein

zum Tätigsein, nicht Dhamma hören, -

den Dhammo lehren sie die andern

um Selbstgewinn, nicht um das Ziel.

943

Um Sanghareichtum streiten sie,

als Sangho völlig außerhalb, -

von Anderer Gewinn sie leben,

sind ohne Scheu und nicht sich schämen.

944

Sie üben nicht auf diese Weise,

als kahlgeschor’ne Robenträger, -

Verehrung sie sich wünschen grad,

von Lohn und Gastfreundschaft betört.

945

So sind nun viele abgefallen, -

und abwärts jetzt ist’s nicht so leicht,

das Unerreichte zu erreichen

und das Erreichte recht zu schützen.

946

Wie über eine Dornenstelle

er gehe ohne die Sandalen,

die Sati in sich aufgestellt:

so in dem Dorf der Muni gehe.

947

Hat er gedacht an früh’re Yogis,

an ihr Geloben sich erinnert:

was immer bleibt an letzter Zeit,

er kann berühren Todlospfad.

948

Als dies gesagt im Weidenhain

der Pilger, der die Sinne zwang,

der Brāhmano erlöschte ganz,

der Meister, frei von Wiederwerden.

PHUSSO (der Klare)

949

Als er all diese Sanften sah,

im Selbst entfaltet, gut gezügelt,

ein Weiser der Pandarasa’s

befragte Phusso, sprach ihn an:

950

Was wird an Wille, was an Wunsch,

was an Erscheinung alles sein

in fernen, zukünftigen Zeiten?

Das mir erkläre, so gefragt.

951

„So höre nun das Wort von mir!“

Der Weise sprach zu Pandaro.

„Und gründlich auch behalte es!

Ich werd’ erklären Zukunft Dir.“

952

Von Zorn verzehrt und böswillig,

scheinheilig, starr, betrügerisch,

voll Neid und voller Meinungen:

so werden sie in Zukunft sein.

953

Sie rühmen sich der Lehrerkenntnis,

der tiefen, Jenseitsküstenweide, -

leichthin sie ehr’n den Dhammo nicht,

einander schenken sie nicht Achtung.

954

Viel an Gefahren in der Welt

erscheinen werden künftighin, -

und die wohl aufgezeigte Lehre

beschmutzen werden Törichte.

955

Die schwach an Tugend sind im Sangho,

die spielen sich als Weise auf, -

die werden stark an Einfluß sein,

viel schwatzen, weil sie nicht „gehört“.

956

Und selbst die Guten auch im Sangho,

die sich nach wahrem Zweck verhalten,

sie werden schwach an Einfluß sein,

von scheuem Geist und ohne Ziel.

957

An hellem Silber, reinem Gold,

an Land, Besitz, an Schafen, Ziegen,

an Sklavin, Sklavewohl die Dummen

ergötzen werden künftig sich.

958

Stets reizbar sind sie, diese Toren,

und im Verhalten ungesammelt, -

dreist werden wandern sie umher,

streitlustig wie die wilden Tiere.

959

Ganz unruhvoll siewerden sein,

von schwarzer Robe nur bedeckt, -

falsch-harte Schwätzer, aufgeblasen,

sie werden leben wie die Edlen.

960

Mit Öl geglättet ihre Haare,

ganz zapplig, mit geschminkten Augen,

sie werden gehn auf breiter Straße,

mit Weißgefärbter ganz bedeckt.

961

Was nicht verachtet von Befreiten,

das rechtgefärbte Heil’genbanner:

verachten werden sie die Gelbe,

in Weiße immer nur vernarrt.

962

Gewinn erpicht sie werden sein,

nur träge, von geringer Tatkraft, -

voll Überdruß am stillen Wald,

sie werden nahe Dörfern wohnen.

963

Nur denen, die Gewinn erlangen,

am schlechten Leben stets erfreut,

nur denen folgen sie noch nach

und teilen mit den Zügellosen.

964

Und die, die zu Gewinn nicht kommen,

die werden nicht mehr recht verehrt, -

und auch den liebenswerten Weisen

nicht folgen werden solche mehr.

965

Was eingefärbt mit fremder Farbe,

sie tadeln stets das eigne Banner

und der Sektierer Banner auch, -

sie werden tragen nur das Weiße.

966

Nicht achtenswert wird wohl die Gelbe

zu jener Zeit dann ihnen sein, -

ein tiefes Denken an die Gelbe

den Mönchen wird nicht länger sein.

967

Dem, der von Leiden überwältigt,

vom Pfeil durchbohrt, so sehr gequält,

der ganz bewußte große Schrecken

dem Elefanten war nicht auszudenken.

968

Als der Sechszähner dort gesehen

die gut gefärbte Heil’genfahne,

da eben sprach er diese Verse,

der Elefant, die sinnerfüllten:

969

Wer nicht befreit von Flecken ist

und zieht die gelbe Robe an,

von aller Zähmungswahrheit fern,

verdient die Gelbe wahrlich nicht.

970

Wer alle Flecken ausgespien,

in Tugend wohl gesammelt ist,

zur Zähmungswahrheit hingelangt,

verdient die Gelbe wahrlich sich.

971

Wer im Verhalten falsch, der Dumme,

gemein, nur Sinnenlüsten folgend,

im Geiste wandernd und nicht rein:

verdient die Gelbe wahrlich nicht.

972

Doch im Verhalten, wer vollendet,

vom Reize frei, gesammelt ist,

den Geist auf’s Weiße nur gerichtet:

verdient die Gelbe wahrlich sich.

973

Der unruhvolle, stolze Tor,

bei dem es Tugend gar nicht gibt,

das Weißgewand verdient er sich, -

die Gelbe, was soll sie ihm taugen?

974

Die Mönche und die Nonnen auch,

im Geist gestört und ohne Ehrfurcht,

all jene voller Mettageist

sie werden tadeln in der Zukunft.

975

Und selbst wenn alte Mönche lehren,

die Toren, die die Robe tragen,

nicht lauschen werden diese Dummen,

gemein, nur Sinnenlüsten folgend.

976

Und die so eingeübten Toren,

die sich einander nicht verehren,

sie werden nicht den Lehrer achten,

wie Schüttler nicht den Wagenlenker.

977

So in der zukünftigen Zeit

der Weg wird anzusehen sein

der Mönche und der Nonnen auch,

wenn angelangt die letzte Zeit.

978

Bevor dies alles kommt heran,

der Zukunft übergroßer Schrecken:

sanft redend seid, freundlich gesinnt!

Einander seid euch Ehrende!

979

Seid liebevoll und habt Erbarmen!

Seid in der Tugend gut gesammelt!

Macht Tatkraft auf und strebt im Selbst!

Steht immer fest in eurer Übung!

980

Ist Lässigkeit als Angst gesehn,

Nichtlässigkeit als Frieden bringend:

entfaltet den Achtgliederweg!

Berühret des Todlosen Pfad!

SāRIPUTTO

981

Recht lebend, achtsam stets und tief bedenkend,

in der Gedankenführung nie mehr lässig,

im Innern froh und gut in sich gesammelt,

allein zufrieden: den wohl nennt man ,Mönch’.

982

Wenn Frisches er undTrock’nes ißt,

nie sei er allzu stark gesättigt,

mit leerem Magen, mäß’ger Nahrung,

achtsam ein Mönch mag wandern gehn.

983

Hat er vier Bissen oder fünf

gegessen, trinke er noch Wasser:

genug ist das zum leichten Leben

für einen Mönch, in sich entschlossen.

984

Das Regelfolgen nimmt er an,

die Robe reicht ihm völlig aus:

genug ist das zum leichten Leben

für einen Mönch, in sich entschlossen.

985

Wer mit gekreuzten Beinen sitzt,

die Kniee netzt der Regen nicht:

genug ist das zum leichten Leben

für einen Mönch, in sich entschlossen.

986

Wer Glück als leidvoll nur noch sah,

und Leiden sah als Pfeilverwundung,

und zwischen beiden auch nicht war:

in welcher Welt was mag er sein?

987

„Mir bleibe fern ein Übelwünscher,

ein Träger, von geringer Tatkraft,

der nichts gehört und ohne Ehrfurcht!“

In welcher Welt was mag er sein?

988

Wer viel gehört und weise ist,

in Tugenden, wer gut gesammelt,

an Herzensstille angejocht:

der soll als Vorbild nah mir stehn!

989

Wer an die Vielfalt angejocht,

ein vielfalttief erfreutes Tier,

der hat verfehlt schon das Nibbānam,

den Übungsfrieden höchster Art.

990

Doch wer die Vielfalt aufgegeben,

auf dem Nichtvielfaltwege froh,

erreichte das Nibbāna schon,

den Übungsfrieden höchster Art.

991

Im Dorfe oder auch im Walde,

im tiefen Land undauf der Höhe:

wo Heilgewordene verweilen,

das ist ein angenehmer Ort.

992

Wie angenehm die Wälder sind,

wo nicht sich freut das ganze Volk,

nur die Entreizten Freude finden,

nicht die, die Sinnenlüste suchen!

993

Dem Klugen, der den Tadelspricht,

nur solchem Weisen schließ dich an!

Dem, der sich anschließt einem solchen,

gehts besser nur, nicht schlechter mehr.

994

Er möge raten, unterweisen,

von Niedrigem halten zurück, -

so ist er lieb Besonnenem,

unlieb dem Nichtbesonnenen.

995

Dem andern der erhab’ne Buddho

die Lehre zeigte auf, der Seher, -

und während er die Lehre zeigte,

lieh ich mein Ohr, den Sinn erforschend.

996

Das war mir blendungsfreies Hören,

befreit bin ich, von Einfluß frei, -

nicht mehr nach früh’rem Aufenthalt,

auch nicht nach einem Himmelsauge,

997

nach tiefer Herzenskunde Macht,

nach Weitergehn und Wiederkehren,

nach Hörbereiches Reinigung

ein Streben gab es da für mich.

998

An Baumeswurzel hingesetzt,

geschoren kahl, robenbedeckt,

an Weisheit nun der höchste Thero,

Upatisso sich tief versenkt.

999

Gedankenstille hat erreicht

des Vollerwachten Jünger er, -

tief in den edlen Stand des Schweigens

ist er getaucht für alle Zeit.

1000

Wie im Gebirg das Felsmassiv

ist unbewegt gutaufgestellt,

so der verblendungsfreie Mönch

wie das Gebirge nicht mehr zittert.

1001

Bei einemfleckenlosen Menschen,

der immer nur das Reine sucht,

Haarspitzenmaß desSchlechten

gleichwie ein Wolkenmaß erscheint.

1002

Bin tief erfreut am Tode nicht,

bin tief erfreut am Leben nicht, -

den Körper werd’ ich legen ab:

aufmerksam, voller Achtsamkeit.

1003

Bin tief erfreut am Tode nicht,

bin tief erfreut am Leben nicht, -

den Körper werd’ ich legen ab:

gleichwie der Diener seinen Lohn.

1004

Die beiden Seiteneben dieses Todes:

nicht einem Tode später und nicht früher

folgt weiterhin, geht niemals mehr zugrunde!

Die kleinste Zeit verschwendet nicht!

1005

Gleichwie die Stadt, dicht an der Grenze,

bewacht von innen und von außen,

so hüte dir das eigne Selbst,

die kleinste Zeit verschwende nicht.

1006

Ganz still geworden, abgelassen,

die Texte sprechend unverwirrt:

er schüttelt ab die schlechten Dinge,

gleichwie das Blatt vom Baum der Wind.

1007

Ganz still geworden, abgelassen,

die Texte sprechend unverwirrt:

zieh ab die schlechten Dinge all,

gleichwie das Blatt vom Baum der Wind.

1008

Ganz still geworden, ohne Kummer,

im Glück geborgen, unverwirrt,

schön in der Tugend, voller Weisheit:

des Leidens Endiger er sei.

1009

Vertraut sich nicht den Einzelgängern an,

bei Hausnern weder, noch bei Pilgern auch, -

gewesen gut, sind sie nicht länger gut,

nicht gut gewesen, sind sie wieder gut.

1010

Der Sinnendrang und Abneigung,

die schlaffe Trägheit eines Mönchs,

die Unruh’ und das Zweifelschwanken:

fünf Geistesflecken sind dies wohl.

1011

Wen die Verehrung nicht macht stolz

und auch die Nichtverehrung nicht,

die Sammlung nicht ins Wanken kommt,

wer immerfort nicht lässig bleibt:

1012

Den, der beharrlich sich vertieft,

die feine Schau im Innern sieht,

am Haftensuntergang erfreut:

den nennt mit Recht man „wahrer Mensch“.

1013

Das große Meer, die Erde nicht,

Gebirge nicht und nicht der Wind:

zum Gleichnisreichen sie nicht hin

des Lehrers, der die Freiheit lehrt.

(der so gut befreit.)

1014

Das Rad hält er in Gang, der Thero,

groß an Erkenntnis und gesammelt, -

er ist wie Erde, Wasser, Feuer,

erregt sich nicht und wird nicht schlecht.

1015

An Weisheit ist vollendet er,

ist weit an Einsicht, großer Muni:

nicht träge scheint er träg’ zu sein,

für immer lebt erloschen er.

1016

Verehrt von mir der Meister ist,

getan des Buddho Weisung ist

und abgelegt die schwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

1017

„Strebt eifrig ohne Lässigkeit!“

Nur dies ist meine Unterweisung.

Wohlan, ich werde ganz erlöschen,

befreit bin ich allüberall.

āNANDO

1018

Mit Boshaftem und Zornigen,

mit Selbstischem, Zerstörungsfrohem

nicht Freundschaft schließt der Weise wohl:

schlecht ist mit schlechten Menschen Umgang.

1019

Mit dem Vertrauend-Liebenswerten,

der Weisheit sucht und viel gehört

wohl Freundschaft schließt der Weise sich:

Glück ist mit guten Menschen Umgang.

1020

Sieh diese schmuckgemachte Puppe,

den Wundenkörper, aufgebaut,

den kranken, von Gedanken voll,

der Dauer und Bestand nicht hat!

1021

Der viel gehört, ein Glanzredner,

des Buddho umsichtiger Diener,

der Lastenlose, ganz Entjochte:

das Lager macht sich Gotamo.

1022

Von Einfluß frei und ganz entjocht,

hält er nicht fest, ist voll erloschen, -

so trägt er seinen letzten Leib,

Geburt- und Todesjenseitsgänger.

1023

Bei wem die Lehren fest gegründet,

beim Buddha-Sonnenanverwandten:

auf dem Nibbāna-Wanderweg

steht sicher dieser Gotamo.

1024

Als er erwacht, behielt er zweiundachtzig,

zweitausend schon als Bhikkhu noch:

das waren vierundachtzigtausend,

die diese Lehren vorwärts brachten.

1025

Der Mensch, der wenig nur gehört,

dem Ochsen gleich vorm Pflug er altert,

die Fleischesmassen wachsen ihm,

die Weisheit aber wächst ihm nicht.

1026

Wer viel gehört und den, der kaum gehört,

mit dem Gehörten ganz verachtet,

gleichwie ein blinder Lampenhalter,

so eben scheint mir der zu sein.

1027

An den, der viel gehört, schließ er sich an,

und das Gehörte lasse er nicht schwinden,

es ist die Wurzelganz des Brahmalebens,

darum sei er ein wahrer Dhammaträger.

1028

Das Wortgefüge kennt er, kennt den Sinn,

und um den Weg der Sprache weiß er wohl, -

das gut Erfaßte faßt er gut in sich,

bewegt den Sinn, erforscht ihn klug.

1029

Auf die Geduld zielt der den Willen,

was er gewagt, das wägt er ab,

zur rechten Zeit strengt er sich an,

im Innern ist er gut gesammelt.

1030

Der viel gehört, den Dhammaträger,

den weisheitsreichen Buddhajünger,

den Lehrverständnis Wünschenden,

den teilt euch, den, der so geartet.

1031

Der viel gehört, der Dhammaträger,

der Schatzhüter des großen Weisen,

das Auge dieser ganzen Welt,

der zu verehren, der so viel gehört.

1032

Der Dhammafreud’ge, Dhammafrohe,

den Dhammo stets Bedenkende:

des Dhammo stets gewahr, der Mönch,

vom Dhammo fällt er nicht mehr ab.

1033

Wer nur das Körperselbst verehrt,

den lasse er und richte sich nicht auf, -

wer Leibeswohlsein nur begehrt,

woher Asketen-Leichtigkeit?

1034

Nicht leuchten mehr die Himmel alle,

die Dhammas kommen mir nicht in den Sinn, -

daß mir der gute Freund gegangen,

wie Dunkelheit scheint das zu sein.

1035

Ach, hingegangen der Gefährte,

er lebt nicht mehr, der gute Lehrer, -

jetzt gibt es nur noch einen Freund:

die Sati, die zum Körper geht.

1036

Die Alten alle sind vergangen,

mit Neuen mich nicht mehr verbindet:

so heut’ allein ich mich vertiefe,

gleichwie zur Regenzeit die Vögel.

1037

Zum Sehen kamen sie herbei

aus fremden Ländern, viele Menschen:

Geopfert seien nicht die Hörer!

Sie mögen meinen Orden sehn!

1038

Zum Sehen kamen sie herbei,

so zahlreich fremder Länder Menschen:

der Meister gibt Gelegenheit,

nicht weist sie ab, der’s Auge hat.

1039

Die ganzen fünfundzwanzig Jahre,

die auf dem Übungsweg ich bin,

nicht Lustgedanke kam mehr auf:

Sieh nur des Dhammo Kerngesetz!

1040

Die ganzen fünfundzwanzig Jahre,

die auf dem Übungsweg ich bin,

nicht Haßgedanke kam mehr auf:

Sieh nur des Dhammo Kerngesetz!

1041

Die ganzen fünfundzwanzig Jahre,

hab dem Erhab’nen ich gedient

mit liebevollem Körperwerk,

gleichwie der Schatten, der nicht weicht.

1042

Die ganzenfünfundzwanzig Jahre

hab dem Erhab’nenich gedient

mit liebevollem Redewerk,

gleichwie der Schatten, der nicht weicht.

1043

Die ganzen fünfundzwanzig Jahre

hab dem Erhab’nen ich gedient

mit liebevollem Geisteswerk,

gleichwie der Schatten, der nicht weicht.

1044

Dem Buddho, der ging auf und ab,

von hinten folgte ich ihm nach, -

als er den Dhammo aufgezeigt,

da stieg Erkenntnis in mir auf.

1045

Mir bleibt nun etwas noch zu tun,

ich übe noch, bin ohne Geisteskraft, -

der Meister fand Nibbānam ganz,

der mit uns hat so stark gefühlt.

1046

Da kam in mir der Schrecken auf,

da war in mir ein Haaressträuben

bei ihm, dem Höchstes ganz gelang,

beim ganz Erwachten, der erloschen.

1047

Der viel gehört, der Dhammaträger,

der Schatzhüter des großen Weisen,

das Auge dieser ganzen Welt:

ānando ist erloschen ganz.

1048

Der viel gehört, der Dhammaträger,

der Schatzhüter des großen Weisen,

das Auge dieser ganzen Welt

des Blindseins Dunkelheit vertreibt.

1049

Der aufrecht geht, der achtsam ist,

der fest entschlossen ist, der Weise,

der den Saddhammo trägt, ein Thero:

ānando, die Juwelenmine.

1050

Verehrt von mir der Meister ist,

getan des Buddho Weisung ist

und abgelegt die schwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

MAHāKASSAPO (der große Kassapo)

1051

Nicht von der Menge hoch verehrt man lebe,

man ist bedrängt, kommt schwer zur Sammlung, -

die Massenvolkversammlung ist nur leidvoll,

und so geseh’n, die Menge man nicht möge.

1052

Nicht zu Familien möge gehn der Muni,

er wird bedrängt, kommt schwer zur Sammlung, -

wer gierig nur Geschmack begehrt,

gibt auf das Ziel, das einzig Glück nur bringt.

1053

„Das ist nur Staub!“ So habe ich erkannt, -

Gruß und Verehrung bei Familien

gleicht einem Pfeil, schwer zu entfernen:

schwer ist zu lassen Gastfreundschaft bei Schlechten.

1054

Vom Lager-Sitz erhob ich mich,

die Stadt um Almosen betrat, -

zu einem leprakranken Mann, der aß,

respektvoll stellte ich mich hin.

1055

Er reichte mit der linken Hand

mir einen Bissen dann herüber,

und als den Bissen er mir gab,

ein Finger löste sich ihm ab.

1056

An eine Baumwurzel mich lehnend,

den Bissen dann nahm ich zu mir, -

beim Essen und auch nach dem Essen

den Ekel gab es nicht für mich.

1057

Nur Weggeworfenes -die Nahrung,

und fauler Harn -die Medizin,

der Lager-Sitz - die Baumwurzel,

und Kehrichtlumpen -seine Robe:

wer dieses fähig ist zu tragen,

der ist Vier-Himmels-Enden-Mann.

1058

Wo manche tief hinunterstürzen

beim Klettern in dem Felsgebirge,

da wohl des Buddho guter Erbe,

klar wissend, voller Achtsamkeit,

von magisch-starker Kraft getragen,

der Kassapo klimmt leicht hinauf.

1059

Vom Bettelgang zurückgekehrt,

auf Felsen stieg der Kassapo, -

vertieft sich ohne jedes Haften,

verlassen ganz von Furcht und Schrecken.

1060

Vom Bettelgang zurückgekehrt,

auf Felsen stieg der Kassapo, -

vertieft sich ohne jedes Haften,

bei Brennenden schon ganz erloschen.

1061

Vom Bettelgang zurückgekehrt,

auf Felsen stieg der Kassapo, -

vertieft sich ohne jedes Haften,

tat, was zu tun, von Einfluß frei.

1062

Buschrosen in Girlanden weit,

dies Stückchen Erde freut den Geist,

Trompeter hallt hier schön herauf:

die Felsen, sie erfreuen mich.

1063

Blauschwarze Wolkenformen glänzen,

die kühlen Wasser tragen Reinheit, -

von roten Käfern ganz bedeckt,

die Felsen, sie erfreuen mich.

1064

Die Wolkenspitzen aufgerichtet,

dem schönsten Türmchendach so gleich, -

der Ruf der Geier hallt so schön:

die Felsen, sie erfreuen mich.

1065

Begossen sind die schönen Gründe,

die Berge, von den Weisen aufgesucht, -

voll tönen sie vom Pfauenschrei:

die Felsen, sie erfreuen mich.

1066

Es reicht dem, der Versenkung liebt,

mir Strebenden, der achtsam ist, -

es reicht mir, der das Ziel so liebt,

dem in sich strebenden Bhikkhu.

1067

Es reicht mir, der das Leichtsein liebt,

mir Strebendem, der Mönch nun ist, -

es reicht mir, der das Joch nur liebt,

dem in sich Strebenden von solcher Art.

1068

Die ganz von Flachsblüten besetzt,

gleichwie von Himmelswolkendecke,

und die von vielen Vögeln überstreut:

die Felsen, sie erfreuen mich.

1069

Nicht überstreut von Haushaltern,

von Wildtiergruppen nur besucht,

von ganz verschiednen Vögeln überstreut:

die Felsen, sie erfreuen mich.

1070

Das Wasser in den vielen Klippen,

in denen wilde Tierehausen,

mit Wasserpflanzen ganz bedeckt,

die Felsen, sie erfreuen mich.

1071

Musik im Fünfergruppenspiel

löst keine solche Freude aus,

wie der auf Einsgespitzte Geist

bei dem, der recht den Dhammo sieht.

1072

An Tat nicht viel er möge machen,

das Volk er möge meiden, nicht hinausgehn, -

wer eifrig ist, Geschmack er giert,

verläßt das Wohl, das Glück nur bringt.

1073

Das große Werk man setze nicht in Gang,

vermeide das, was nicht zum Ziele führt, -

es quält der Körper sich, ermüdet,

und voller Leiden nicht zur Ruh’ er findet.

1074

Mit Lippensieg alleine nur

das Selbst man niemals sehen kann,

steifnackig geht man da einher,

und „Ich bin besser!“ denkt man nur.

1075

Nicht besser, besser doch zu sein,

so denkt der Tor wohl sich das Selbst,

nicht können Weise ihn da loben,

den steif im Geist geword’nen Mann.

1076

Wer beim Gedanken „Besser bin ich!“

„Nicht bin ich besser!“ wiederum,

„Geringer bin ich oder gleich!“

nicht eingebildet sich erregt, -

1077

den Klugen, der nur recht noch spricht,

in aller Tugend gut gesammelt,

an Seelenfrieden angeschlossen,

den können Weise loben wohl.

1078

Wer zu den eignen Brahmamönchen

Verehrung nicht gewinnen kann,

entfernt ist der von wahrer Lehre,

wie von der Wolke ist die Erde.

1079

Bei welchen Scham, Gewissenscheu

ist immer richtig aufgestellt,

im Wachsen ist das Brahmaleben:

bei denen endet Wiederwerden.

1080

Ein Mönch, der unruhvoll und schwankend,

mit Müllplatzlumpen nur bedeckt:

gleichwie ein Aff’ mit Löwenfell,

bringt er dadurch kein Leuchten auf.

1081

Wer nicht unruhig, wer nicht schwankend,

wer klug, gezügelt bei den Sinnen,

der glänzt mit seinen Müllplatzlumpen,

dem Löwen gleich in Bergeshöhle.

1082

Hier diese vielen, vielen Götter,

die mächtigen, die hochgerühmten,

zehntausend Götter sind es wohl,

die alle Brahmā angehören.

1083

Den Dhamma-Heerführer, den Weisen,

groß in Vertiefung und gesammelt,

den Sāriputto sie verehren

und stehen mit dem Handgruß da:

1084

„Verehrung Dir, der Menschen Edler!

Verehrung Dir, der Menschen Höchster!

Was Dir so klar, versteh’n wir nicht:

auf was gestützt, man sich vertieft, -

1085

wie wunderbar ist der Erwachten

so tiefer, eig’ner Weidegrund!

Wir können ihn nicht recht erkennen,

die, Haar durchbohrend, wir versammelt.“

1086

Als er so bei den Götterscharen

den hochverehrten Araham,

den Sāriputto dann gesehen,

dem Kappino ein Lächeln kam.

1087

Soweit wie auf dem Buddhafeld

ist hingestellt ein großer Muni:

genau’ste Bahn mich zeichnet aus,

den, der mir ähnlich ist, nicht gibt es.

1088

Verehrt von mir der Meister ist,

getan des Buddho Weisung ist

und abgelegt die schwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

1089

Nicht bei der Robe, nicht beim Lager,

beim Essen nicht wird er beschmutzt, -

der Gotamo ist unermeßlich,

wie Lotusblüte unbenetzt vom Wasser, -

geneigt zum Weltaufgeben und dem Dreierwerden fern.

1090

Die Sati richten ist sein Nacken,

Vertrauen ist die Hand des großen Muni,

die Weisheit ists ein Kopf in großem Wissen, -

stets geht im Leben er erloschen.

TāLAPUTO (Fächerpalmengefäß (Schauspieldirektor))

1091

Wann werde ich in tiefen Bergeshöhlen,

wann ganz allein und ohne zweiten wohnen,

als nicht beständig alles Werden sehend, -

daß dies geschieht, wann wird es endlich sein?

1092

Wann werde ich das Stückelkleid wohl tragen,

ein Muni, gelb gekleidet, ohne Mein und völlig frei?

Wann werd’ den Reiz, die Abwehr ich, Verblendung

gelassen haben, voller Glück am Berghang wohnen?

1093

Wann werd’ den unbeständigen, krankheitsgeschlag’nen,

den Leib, der stets von Tod und Verfall bedroht,

durchschau’n und werde wohnen, frei von aller Furcht

allein im Wald? Ach, das, - wann wird es endlich sein?

1094

Wann werd’ ich das, was Furcht erzeugt und Leiden bringt,

den Durst, der rankt und in die Vielfaltstäuschung führt,

hab’ ich das scharfe Weisheitsschwert ergriffen erst,

zerschlagen diese Mächte? Das auch, - wann wird’s sein?

1095

Wann, wenn ich von dem mächtig starken Weisheitsfeuer,

vom Lehrer aller Weisen tief ergriffen bin,

werd’ ich das Māra-eig’ne Heer kraftvoll vertreiben

vom Löwenthron? Ach, das, - wann wird es endlich sein?

1096

Wann habe höflich ich bei den Zusammenkünften

erschaut den Werdensstrom mit denen, die den Dhammo ehren?

Wann bin mit wirklich sehenden, besiegten Sinnen

ich einer, der sich müht? - Wann wird das endlich sein?

1097

Wann werden mich der träge Hunger und der Durst,

die Glutwinde, die Käfer und die Schlangen auch

nicht länger plagen, wenn ich in der Bergeshöhle

mir selbst nur Ziel bin? Ach, wann wird das endlich sein?

1098

Wann hab’ ich nun, was klar erkannt vom großen Weisen:

die vier Wahrheiten, die wohl schwer zu schauen sind,

gesammelt tief im SELBST und achtsam wohl erreicht

mit Weisheit das? Ach, das, - wann wird es endlich sein?

1099

Wann werd’ die Formen ich, so unbegrenzt, die Töne,

die Welt des Riechens, Schmeckens, Tastens und des Denkens

als Flammen seh’n, an Stilleräume fest gebunden,

zur Weisheit fähig sein? Wann wird mir das zuteil?

1100

Wann werde ich bei schlecht gesprochnem Wort

aus diesem Grund verwirrt nicht länger sein, -

und wenn gelobt, ich werd’ aus diesem Grund

auch nicht zufrieden sein? Wann wird mir das zuteil?

1101

Wann wögen Holz und Gras und Schlinggewächse,

die Khandhas und die Dinge, unermeßlich,

die Innen- und die Außenreiche alle,

mir gleich? Ach, das, - wann wird es mir zuteil?

1102

Wann wird die dunkle Regenwolke mich

mit frischem Wasser, der die Robe ich im Wald

den Weg, den Weise fort gegangen, trage,

beregnen? Das, - ach, wann wird’s endlich sein?

1103

Wann werd’ ich den beschopften Pfau im tiefen Wald

und den Dijo hoch im Gebirge singen hören?

Wann, wenn vom Sitz erhoben, mag das Todlos-Ziel

ich mir ersinnen? Das, - wann wird es endlich sein?

1104

Wann werd’ dem Ganges ich, der Yamunā und Sarassatī,

die in den Abgrund stürzen, in den Höllenschlund,

nicht haftend wohl entkommen ganz mit hoher Macht,

den schrecklichen? Ach, das, - wann wird es sein?

1105

Wann werd’ ich, wieder Elefant im Kampf,

zerbrechen zu den Sinnen meinen Willen?

Wann werf’ ich alles Unreine von mir,

von der Vertiefung angezogen? Wann wird’s sein?

1106

Wann, wie ein Bettler voller Schulden einen Schatz

gewinnt, von seinen Gläubigern gepreßt,

werd’ ich zufrieden sein, weil ich erfaßt die Botschaft

des großen Weisen? Das, - wann wird es sein?

1107

Ach, viele Jahre hab’ ich um die Drei gebeten,

im Haus das Leben reicht dir nun wohl aus, -

wenn ich erst einmal bin hinausgezogen,

dann bindest du an Pflicht, o Herz, nicht länger dich.

1108

Hab ich dich, Herz, nicht um die Drei gebeten?

Im Berg mit bunten Flügeln fliegen viele Vögel,

Mahindas Donnerstimme mächtig hallt zurück:

sie werden den erfreu’n, der sich im Wald vertieft.

1109

Bei der Familie Freunde, Liebe und Verwandte,

am Spiel die Freude und das Sinnenreich der Welt, -

das alles will ich lassen - ist’s erreicht,

bist du dann auch, mein Herz, zufrieden wohl?

1110

Mir gilt das nur allein, nicht gilt das anderen,

gebunden immer nur an’s Klagen, ach, warum?

All das ist zitternde Bewegung, sah ich da,

verließ das Haus, voll Sehnsucht nach dem Todlosweg.

1111

Nur recht spricht er, der Höchste der Zweifüßigen,

der große Fähige, das Menschenvolk zu zähmen:

das Herz, das unruhvolle, einem Affen ähnlich,

das nicht befreit vom Reiz, ist schwer zurückzuhalten.

1112

Die vielen Sinneslüste, süß, den Geist erfreuend,

an die ist festgebunden dieses Torenvolk, -

sie wünschen sich nur Leid, die Wiederwerden wollen,

vom Herzen fehlgeführt, in dunkle Welt gestoßen.

1113

Der Pfauen und der Reiher Schrei hallt durchs Gehölz,

der Panther und der Tiger Macht bin ausgesetzt, -

beim Körper jeden Wunsch gib auf und säume nicht:

so wohl mich, Herz, vom Früheren entbindest du.

1114

Entfalte die Vertiefungen, die Fähigkeiten,

die Kräfte, die Erwachungsglieder, Sammlungsübung,

und die Drei Wissen, ist berührt die Buddhabotschaft!

So wohl mich, Herz, vom Früheren entbindest du.

1115

Entfalte diesen Weg, um das Todlose zu erlangen,

den, der hinausführt, in All-Leidens-Ende taucht,

den achtgliedrigen, gut zu aller Flecken Reinigung!

So wohl mich, Herz, vom Früheren entbindest du.

1116

„Ach, Leiden nur!“So sieh die Gruppen gründlich an!

Und wenn das Leiden aufsteigt, so entfern’ es gleich!

Hier jetzt dem Leiden mache rasch ein Ende!

So bindest du mich, Herz, nicht an das Früher mehr!

1117

„Das Nichtbeständige ist Leiden!“ So durchschaue gründlich!

„Die Leere ist Nichtselbst!“ - “Das Übel ist Zerstörung!“

Gedankengänge endlos halte an im Herzen!

So bindest du mich, Herz, nicht an das Früher mehr!

1118

Kahl, mißgestaltet und zum Fluch gelangt,

die Schale in der Hand, bei den Familien bettelnd,

schließ an dich an des Lehrers Wort, des großen Weisen!

So bindest du mich, Herz, nicht an das Früher mehr!

1119

Gezügelt in dir selbst nur zwischen Straßen gehend,

bei den Familien, bei den Lüsten nicht im Geiste haftend,

gleichwie der Mond in klarer Vollmondnacht:

so bindest du mich, Herz, nicht an das Früher mehr!

1120

Ein Waldbewohner ist er und Almosengänger,

Friedhofsbewohner, Müllplatzlumpenträger,

ein Sitzenbleiber ist er, froh stets am Extrem:

so bindest du mich, Herz, nicht an das Früher mehr!

1121

Hast Bäume du gepflanzt, suchst Früchte an der Wurzel,

dazu den ganzen Baum zu fällen wünschst:

so gleiches, Herz, ist, was du mit mir machst,

wenn du ans Unbeständ’ge, Schwankende mich bindest.

1122

Formlos, ferngehend, einsam nur noch wandernd,

nicht wirst du jetzt zu Willen mir mehr sein!

Leidvoll sind Sinnenlüste, stechend, voller Furcht!

Auf das Nibbānam nur den Geist gerichtet, werd’ ich gehn!

1123

Nicht wegen Mißgeschick, nicht aus Schamlosigkeit,

nicht weil ich’s dachte bloß, nicht weil ich Qualen litt,

auch nicht um der Verehrung willen zog ich fort:

bin einzig dir, mein Herz, gehorsam nur gefolgt.

1124

Das Wenigwünschen wird gelobt von guten Menschen,

das Stolzaufgeben und die Stille alles Leidens, -

so wohl mich, Herz, du dann auch bindest fest,

jetzt gehst du noch in der gewohnten Bahn.

1125

Der Durst, Nichtwissen und das lieb geword’ne Liebe,

die schönen Formen und die Glücksgefühle,

die angenehmen Sinnesdränge, sie sind ausgespien, -

zum Ausgespienen noch zurück zukehren, kann ich nicht.

1126

Allüberall bin ich dir, Herz, zu Willen nur gewesen -

durch zahllose Geburten hin hast du mich nicht gestört,

das inn’re Werden war voll Dankbarkeit für dich,

doch Leiden nur hast du dem lang Gewanderten gebracht.

1127

Du nur allein, mein Herz, machst zum Brahmanen uns,

du uns zum Krieger und zum Königsweisen machst, -

einmal wir Bürger und dann Arbeiter wir werden,

zum Götterstatus kommen wir auch ebenso.

1128

Durch dich allein wir müssen Riesen werden,

durch dich allein wir müssen Höllenwesen werden,

dann auch zum Tierreich kommen wir zu einer Zeit,

und auch Gespensterstatus wird uns auferlegt.

1129

Nicht wirst du mich jetzt mehr verletzen immer wieder,

nur einen kurzen Augenblick wie Maskenspiel seh ich dich an,

verrückt zu sein, du eben nur von mir verlangst, -

was denn, mein Herz, nur hab ich wohl an dir versäumt?

1130

Dies Herz ging früher immer nur auf Wanderschaft,

wohin es wollte, wo es Lust fand, wie sein Glück, -

das werd’ ich gründlich zügeln mir von heute an,

wie Elefanten bricht der Stachelstockdompteur.

1131

Der Lehrer lenkte meinen Geist auf diese Welt

als unbeständig, als nicht fest, als ohne Kern, -

spring freudig auf, mein Herz! Vernimm des Siegers Botschaft!

Und hilf mir durch die große Flut, so schwer zu kreuzen!

1132

Nichts ist jetzt so, mein Herz, mehr, wie es früher war,

ich hab genug, in deinen Machtbereich zurückzukehren, -

zum großen Weisen zog ich fort, in seiner Botschaft,

die so wie ich sind, tragen keinen Untergang.

1133

Die Berge, Ozeane, Flüsse und die reiche Erde,

vier Himmelsrichtungen und Richtungen dazwischen:

sind alle nichtbeständig und vom Dreifachwerden überrannt, -

wohin gegangen, Herz, du wirst da Glück genießen?

1134

O weh, das Künftige! Was wirst du, Herz, noch mit mir machen?

Du hast genug, mein Herz, an Macht jetzt ausgeübt!

Niemals sollst du den leeren Blasebalg mehr öffnen,

o weh, aus dem, gefüllt, neun Ströme fließen.

1135

Von Ebern, Antilopendicht besucht,

am Abhang mit dem schön geformten Gipfel,

vom Wasser und vom Regen übersprengt in dem Gehölz:

dorthin ins Höhlenhaus gegangen, wirst du froh sein.

1136

Mit blauem Nacken, schönem Schopf und bunten Flügeln,

mit reichgeschmücktem Federkleid die Vögel,

süß ihre Stimme undder Donner dunkel brüllend:

sie werden den erfreu’n, der sich im Wald vertieft.

1137

Hat dann der Gott geregnet auf das vierfältige Gras, -

in voller Blüte, einer Wolke ähnelnd, das Gehölz, -

werd’ ich im Berge einem Baume gleich dann liegen,

das wird mir sanft sein, einer Baumwollflocke ähnelnd.

1138

So werde ich’s jetzt tun, gleichwie der Meister,

was dabei wird erlangt, das möge mir genügen, -

nur immer das ich werde tun, ganz voller Eifer,

gleichwie ein Katzenfell, das gut gewalkt.

1139

So werde ich’s jetzt tun, gleichwie der Meister,

was dabei wird erlangt, das möge mir genügen, -

mit Tatkraft werd’ ich Macht noch über dich gewinnen,

wie über’n Elefant geschickter Stachelstockdompteur.

1140

Mit dir als wohlgezähmtem, in sich stehendem,

gleichwie ein Trainingslehrer mit aufrechtem Pferd:

ich kann den guten Weg verfolgen glücklich,

der von den Herzbeschützenden wird stets geübt.

1141

Ans Denkobjekt mit aller Kraft band ich dich fest,

wie Elefanten an dem Pfahl mit festem Seil, -

dann gut bewacht mir, mit der Sati recht entfaltet,

unangelehnt an alles Werden wirst du sein.

1142

Mit Weisheit ist zerspalten, der dem Abweg folgte,

im Joch sich zügelnd geht er nun auf rechtem Weg, -

hast du geseh’n Entstehen, Nichtsein, Neu-Entstehen,

ein wahrer Erbe wirst du sein des Spitzenredners.

1143

Der ich an vierfacher Verwirrung Macht bin hingegeben,

im Ochsenkreis, mein Herz, führst du mich nur herum, -

willst du dich dem nicht, der die Fesselbanden schneidet,

verbinden, dem erbarmungsreichen, großen Muni?

1144

Gleichwie das Wild, ganz frei im glänzenden Gehölz

den schönen Berg betrat, der Wolken als Girlande trug:

so wirst du dort im unbeweglichen Gebirg dich freu’ n,

wirst ohne Zweifel, Herz, ans and’re Ufer schreiten.

1145

Die deinem Willen, deinem Einfluß weiter folgen,

die Männer und die Frauen auch, was sie an Glück erfahren:

wie töricht sind sie, die dem Māra-Einfluß folgen,

am Werden tief erfreut, sie dir, mein Herz, nur dienen.

MOGGALLāNO

1146

Als Waldgänger, Almosengänger,

nur mit der Sammelschale froh,

laßt brechen uns des Todes Heer,

wir innen gut Gesammelten!

1147

Als Waldgänger, Almosengänger,

nur mit der Sammelschale froh,

wir schütteln durch des Todes Heer,

gleichwie das Reethaus der „Trompeter“.

1148

Baumwurzelsitzer, Standhafte,

nur mit der Sammelschale froh,

laßt brechen uns des Todes Heer,

wir innen gut Gesammelten!

1149

Baumwurzelsitzer, Standhafte,

nur mit der Sammelschale froh,

wir schütteln durch des Todes Heer,

gleichwie das Reethaus der „Trompeter“.

1150

In einer Knochenkettenhütte,

auf die das Fleisch ist aufgenäht,

pfui, sag ich, die auch voll Gestank,

ein fremder Körper, mein gemacht, -

1151

ein Sack voll Mist, mit Haut verschmiert,

die Brustgeschwulst dämonisch stark, -

neun Ströme sind in deinem Körper

und diese fließen überall.

1152

Und diesen deinen Neunstromkörper,

voll von Gestank, von Schmutz umgeben,

ihn wird ein Bhikkhu immer meiden,

wie Jauchegrub’, wer Reines liebt.

1153

Wenn so das Volk es würde wissen,

gleichwie es weiß nun einmal ich:

von weitem würde es dich meiden,

wie Kotplatz in der Regenzeit.

1154

So ist es wohl, du großer Held,

wie du, Asket, es einfach sagst:

hier sinken viele an mir nieder,

gleichwie in Staub ein alter Bulle.

1155

Im Himmelsraum weithin verblassend,

wer da sich denkt, hineinzumalen

mit einer völlig ander’n Farbe,

dem würde nur Verdruß entsteh’n.

1156

An solch ein raumgleiches Gemüt,

im Inneren wohl gut gesammelt, -

an Schlechtgemüt nicht halte dich,

wie Feuermasse flieht der Vogel.

1157

Sieh diese schmuckgemachte Puppe,

den Wundenkörper, aufgebaut,

den kranken, von Gedanken voll,

der Dauer und Bestand nicht hat!

1158

Da kam in mir der Schrecken auf,

da war in mir ein Haaressträuben

bei ihm, mit Vielem ausgestattet,

bei Sāriputto, der erloschen.

1159

Vergänglich, wahrlich, die Sankhāras,

Entstehn-Vergehen unterworfen,

entstanden, hören sie schon auf:

nur ihre Stille ist das Glück.

1160

Das Feine wahrlich sie durchdringen,

gleichwie Haarspitze mit dem Pfeil,

die die fünf Gruppen wirklich sehen

als Anderes und nicht als Selbst.

1161

Und die, die sehen die Sankhāras

als Anderes und nicht als Selbst,

durchdringen auch das Feine noch,

gleichwie Haarspitze mit dem Pfeil.

1162

Gleichwie von einem Schwert berührt

an seiner glühend heißen Spitze:

um Sinnenlustreiz aufzugeben,

zieh’ achtsam man als Mönch hinaus.

1163

Gleichwie von einem Schwert berührt

an seiner glühend heißen Spitze:

um Werdensreize aufzugeben,

zieh’ achtsam man als Mönch hinaus.

1164

Ermahnt vom Selbstenfalteten,

von dem, der letzten Körper trägt,

ich den Palast der Mutter von Migāro

mit einer Fußzehe erschütterte.

1165

Nicht ist für den, der nachgiebig,

nicht ist für den, der kaum beharrlich

Nibbānam wirklich zu erreichen,

das Aller-Fesseln-Ledig werden.

1166

Und dieser junge Bhikkhu hier,

er ist ein wahrlich höchster Mensch:

trägt seinen letzten Körper ab,

hat schon besiegt das Māro-Lasttier.

1167

In Bergesspalte schlagen Blitze,

in den Vebhāro und den Pandavo, -

in Bergesspalt gegangen sich vertieft

der Sohn des unvergleichlich Solchen.

1168

Im Innern still, im Innern froh,

mit fernem Lager-Sitz, ein Muni,

ein Erbe er des Buddhabesten,

von Brahmā selber tief verehrt.

1169

Den innen Stillen ,innen Frohen,

mit fernem Lager-Sitz, den Muni,

den Erben ihn des Buddhabesten,

verehr’, Brahman’, den Kassapo.

1170

Wer hundertfach Geburt einginge,

Geburten alle als Brahmane,

zum Segen als ein Vedenkenner

unter den Menschen immer wieder, -

1171

wenn einer hochgelehrt auch wäre

und der Drei Veden Jenseitsgänger:

dessen Verehrung ist nicht einmal

den kleinsten Teil von sechzehn wert.

1172

Wer auf die acht Befreiungen

zur Morgenzeit sich schon gestützt,

nach vorne und nach rückwärts hin

und dann erst um Almosen geht:

1173

So einen Bhikkhu nicht beleid’ge,

das Selbst nicht grab dir ab, Brahmane!

Bring tief in dir den Stolz zur Ruh

beim Araham von solcher Art!

Schnell mit dem Handgruß gib die Ehre!

Nicht bringe dich um deinen Kopf!

1174

Wer nicht die wahre Lehre sieht,

vor den Geburtenkreis gestellt,

geht hin und her auf krummem Pfad,

dem Abweg rennt er immer nach.

1175

Gleichwie ein Wurm, von Kot beschmiert,

von den Sankhāras angezogen:

versunken in Gewinn und Ehre,

vergeblich geht der Potthilo.

1176

Und diesen siehe, der dort kommt,

den Sāriputto, gut zu sehen,

den, der befreit auf beiden Wegen,

in seinem Innern gut gesammelt.

1177

Der frei vom Pfeil, der löste Fessel,

dreiwissensmächtig, Tod verlassend,

der Gaben würdig unter Menschen,

Verdienstfeld, nicht zu übertreffen.

1178

Sieh diese vielen Götter hier,

die mächtigen, die ruhmvollen,

zehntausende von Göttern sind es,

und allen Brahmā geht voran, -

den Moggallāno ehren sie,

sie stehen mit dem Handgruß da.

1179

„Verehrung dir, der Menschen Edler!

Verehrung dir, du höchster Mensch,

bei dem die Einflüsse erschöpft!

Der Gaben würdig bist du, Herr!“

1180

Verehrt wird er von Mensch und Gott,

geboren als ein Todbesieger,-

wie weißer Lotus nicht am Wasser,

an den Sankhāras klebt er nicht.

1181

Wer blitzesschnell die tausendfache Welt

erkannt, der ist dem Brahmā gleich, -

wer meistert die Magie, und Gehn und Kommen

auch bei der Gottheit immer sieht, ist Bhikkhu.

1182

Wie Sāriputto wer mit Weisheit,

mit Tugend und mit inn’rem Frieden

zum andern Ufer ging als Mönch,

könnt’ so wie er ein Höchster sein.

1183

Unendlich mehr als hunderttausend

an Selbsten könnte ich zugleich erschaffen, -

ich bin in Wundern sehr geschickt,

bin Meister in den höh’ren Kräften.

1184

Als Sammlungs-Wissensmeister zur Vollendung kam

der Moggallāno in des Losgelösten Botschaft, -

als Weiser er zerriß, gesammelt in den Sinnen,

gleichwie der Elefant die faule Ranke, seine Bande.

1185

Verehrt von mir der Meister ist,

getan des Buddho Weisung ist,

und abgelegt die schwere Last,

der ganze Werdensfluß entfernt.

1186

Zu welchem Zweck ich zog hinaus,

vom Haus in die Hauslosigkeit,

der Zweck ist nun von mir erreicht:

all meiner Fesseln Untergang.

1187

Von welcher Art war wohl die Hölle,

wo Dussi wurde heiß gequält,

als er den Jünger Vidhuro verletzt

und Kakusandho, den Brahmanen?

1188

An hundert spitze Eisendornen,

die mußt’ er alle innen fühlen:

von solcher Art war wohl die Hölle,

wo Dussi wurde heiß gequält,

als er den Jünger Vidhuro verletzt

und Kakusandho, den Brahmanen.

1189

Wer dieses wirklich tief versteht,

ein Bhikkhu, echter Buddhajünger:

verletzt du einen solchen Bhikkhu,

sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.

1190

Mitten im Ozean sie stehen,

Vimānas, die Äonen dauern, -

wie Lapislazuli sie glänzen,

im Lichte glühend, blendend hell, -

himmlische Nymphen tanzen dort,

und alle in verschied’nen Farben.

1191

Wer dieses wirklich tief versteht,

ein Bhikkhu, echter Buddhajünger:

verletzt du einen solchen Bhikkhu,

sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.

1192

Vom Buddho wahrlich ernst ermahnt,

erwartet von der Bhikkhuschar,

er den Palast der Mutter von Migāro

mit einer Fußzehe erschütterte.

1193

Wer dieses wirklich tief versteht,

ein Bhikkhu, echter Buddhajünger:

verletzt du einen solchen Bhikkhu,

sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.

1194

Der den Palast der Vejayanter

mit einer Fußzehe erschütterte, -

von magisch höh’rer Kraft getragen,

die Gottheit in Verwirrung brachte.

1195

Wer dieses wirklich tief versteht,

ein Bhikkhu, echter Buddhajünger:

verletzt du einen solchen Bhikkhu,

sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.

1196

Der im Palast der Vejayanter

den Sakko rundum glücklich fragt:

„Verstehst du, Freund, denn wirklich auch

des Durstversiegens Freiheitsstufen?“

Und Sakko dann erklärte ihm

gefragte Frage, wie’s so ist.

1197

Wer dieses wirklich tief versteht,

ein Bhikkhu, echter Buddhajünger:

verletzt du einen solchen Bhikkhu,

sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.

1198

Der da den Brahmā gründlich fragt,

ganz nah an der Sudhamma-Halle:

„Hast du, Freund, heute noch die Ansicht,

die Ansicht, die du früher hattest?

Siehst du nicht, wie zu Ende geht

das Strahlen in der Brahmawelt?“

1199

Und Brahmā dann erklärte ihm

gefragte Frage, wie’s so ist:

„Nicht hab ich, Herr, jetzt mehr die Ansicht,

die Ansicht, die ich früher hatte.

1200

Ich sehe, wie zu Ende geht

das Strahlen in der Brahmawelt, -

wie könnte ich falsch sagen noch:

Bin immerwährend, ewig da!“

1201

Wer dieses wirklich tief versteht,

ein Bhikkhu, echter Buddhajünger:

verletzt du einen solchen Bhikkhu,

sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.

1202

Der da des großen Neru Spitze

in der Befreiung vor sich sah,

den Wald der östlichen Videher,

die Männer, auf dem Boden liegend:

1203

Wer dieses wirklich tief versteht,

ein Bhikkhu, echter Buddhajünger:

verletzt du einen solchen Bhikkhu,

sinkst, Dunkler, du zum Leiden ab.

1204

Nicht wahrlich je das Feuer denkt:

„Ich halte hier den Toren fest!“

Der Tor jedoch, das brennend Feuer

verletzend, wird von ihm verbrannt.

1205

Und ebenso auch du, du Māra,

verletzend den Tathāgato,

wirst brennen dir das eigne Selbst,

gleichwie der Tor ans Feuer rührt.

1206

Nein, kein Verdienst erzeugte Māro,

verletzend den Thatāgato,-

was denkst du nun wohl, Schlechter, du?

Nicht mich das Schlechte quält jetzt mehr.

1207

Was du auch machst, dir stirbt das Schlechte

für lange Zeit, du Endiger!

Ach, Māra, lasse ab vom Buddho!

Trag’ kein Verlangen mehr nach Bhikkhus!

1208

So er den Māro tief erschreckte,

der Bhikkhu in dem Walde Bhesakalā.

Und da der dumme Torengeist

grad auf der Stelle schon verschwand.

VANGÍSO

1209

Ach, mich, der doch hinausgezogen

vom Haus in die Hauslosigkeit,

Gedanken überfallen da,

verwegene, vom Dunklen, diese:

1210

Vornehme, große Bogenschützen,

geübt in festem Bogengriff,

sie mögen ganz umgeben mich,

wohl tausend, die nicht flüchten sich, -

1211

wenn dann so viel und noch viel mehr

an Frauen werden zu mir kommen,

nicht werden sie erschrecken mich:

bin in den Dhammas fest gegründet.

1212

Als einst von ihm ich hab gehört,

vom Buddha-Sonnenanverwandten,

den Weg, der zum Nibbānam führt:

dorthin nur noch zog mich der Geist.

1213

Zu dem, der so, nur so noch lebt,

du, Schlechter, kommst noch mal heran, -

so werd’ ich, Tod, mit dir verfahren:

du siehst mich auf dem Weg nicht mehr.

1214

Die Unlust und die Lust verlassend

und wirklich alles hausgewohnte Denken:

das Triebholz lasse er nicht wachsen irgendwo, -

wer frei von Trieb, ist triebholzlos, der ist ein Bhikkhu.

1215

Was hier auf dieser Erde, in der Luft

zur Form geworden, weltgetaucht ist, was auch immer:

es schwindet, alles nicht beständig.

Die so erwägen, leben frei bis hin zum Ende.

1216

An Haftensmächte ist das Volk gebunden,

es sieht und hört, lehnt ab und denkt, -

den Willen möge man vertreiben, frei von Wünschen,

wer dabei nicht wird schmutzig, den nennt man Muni.

1217

Sie hängen sich an achtundsechzig Denkmodelle,

an Massendenken hingegeben, ohne Dhammo, -

wer keiner Sekte folgt mehr irgendwo,

nach keinem Strohhalm greift, der ist Bhikkhu.

1218

Schon lange glücklich ist er und gesammelt,

nicht falsch, nurweise, ohne Gier:

den Stille-Weg hat er erreicht, ein Muni, -

ursächlich ist erloschen er, erträgt die Zeit.

1219

Den Stolz gib auf, o Gotama,

den Weg des Stolzes lasse ohne Rest!

In diesen Weg des Stolzes ganz vernarrt,

bist voller Reue lange du gewesen.

1220

Durch Heuchelei sind sie beschmutzt, die Menschen,

durch Stolz zerstört, sie fallen in die Hölle, -

 sie jammern dann für lange Zeit,

weil stolz zerstört sie in die Hölle kamen.

1221

Nicht jammert sicherlich ein Bhikkhu mehr,

ein Wegbezwinger, der recht vorwärts geht, -

nur Ruhm und Glücker da erfährt.

„Ein Dhammaseher!“ So heißt er in Wahrheit.

1222

Darum nicht brach liegt er, ist ohne Stolz,

die Hemmungen aufgebend, ist er rein, -

den Stolz aufgebend ohne Rest,

durch Wissen ist er Endiger, hat sich beruhigt.

1223

Von Sinnenlustreiz werd’ gebrannt,

das Herz wird mir rundum verbrannt, -

gut das Verlöschen zeige mir,

aus Mitgefühl, o Gotama!

1224

Nur durch der Wahrnehmung Verkehren

das Herz wird dir rundum verbrannt, -

das Zeichen der Erscheinung meide:

das Schöne ist mit Reiz verbunden.

1225

Durch das Nichtschöne dir das Herz entfalte!

Einspitzig sei und gut gesammelt!

Die Sati richte auf den Körper!

Sei einer reich an Überdruß!

1226

Das Zeichenlose auch entfalte,

Stolzneigung zieh aus dir heraus!

Hast du den Stolz gründlich erfasst,

im Frieden wirst du ruhig leben.

1227

Nur solches Wort man möge sprechen,

wodurch das Selbst sich nicht erhitzt

und das die andern nicht verletzt:

das ist ein wohl gesprochnes Wort.

1228

Ein liebes Wort nur spreche man,

ein Wort, das freudig wird begrüßt, -

nicht greife auf die schlechten Dinge,

zu andern wird nur lieb gesprochen!

1229

Die Wahrheit ist todloses Wort,

dies ist Gesetz von altersher, -

in Wahrheit, Sinn und in der Lehre

es spricht der Stille festgegründet.

1230

Das Wort, das der Erwachte spricht,

das still hin zum Nibbānam führt,

das allem Leid ein Ende macht:

das ist der Worte höchstes, ja!

1231

Der tiefe, weisheitsvolle Kluge,

der Weg und Abweg gründlich kennt,

Sāriputto, der große Weise,

die Lehre zeigt den Mönchen auf.

1232

In kurzer Form zeigt er sie auf,

in voller Breite spricht er auch, -

dem Vogel, der da stimmlos sitzt,

bricht er die Einsicht einfach auf.

1233

Von ihm, der so aufzeigen kann,

sie hören honigsüße Rede,

mit einer Stimme voller Schönheit,

so angenehm und gut zu hören, -

erhob’nen Herzens, voller Freude,

das Ohr ihm leihen alle Mönche.

1234

Am Vollmondtage heut’ zur Reinigung

fünfhundert Bhikkhus sind gekommen da,

die Fesselbande abgetrennt,

nicht zitternd, frei von Wiederwerden, Weise.

1235

Ein Radbeweger wie ein König,

von Freunden ist er reich umgeben, -

und rundherum ersucht, erforscht

das Ende dieses großen Ozeans.

1236

So haben sie den Kampf gewonnen, -

den Karawanenführer, nicht zu übertreffen,

die Jünger ehrfürchtig umsitzen,

Dreiwisser, die den Tod verlassen.

1237

Sie alle des Erhab’nen Söhne, -

Geplapper gibt es hier nicht mehr, -

den, der den Durstpfeil hat entfernt,

sie ehr’n, den Sonnenanverwandten.

1238

Ein weit’res Tausend noch an Bhikkhus

den Sugato ganz still umsitzt,

der zeigt die fleckenlose Lehre:

Nibbānam - frei von aller Furcht.

1239

Sie hören diese weite Lehre,

vom ganz Erwachten aufgezeigt, -

und wahrlich strahlt der ganz Erwachte,

erhöht vor seiner Bhikkhuschar.

1240

Ein Elefant heißt du, Erhab’ner,

der großen Weisen Siebenter, -

wie eine große Wolke kamst du:

die Jünger nun beregnest du.

1241

Die Mittagsstille hab verlassen,

zu seh’n den Lehrer, trug Verlangen, -

ein Jünger dich, du großer Held,

zu deinen Füßen grüßt: Vangīso.

1242

Den Seitenweg, den Pfad des Māro meisternd,

er wandert und bricht auf des Geistes Dürren, -

den seht, der Bandenlocker machen kann:

sein Essen auch gleichmäßig er verteilt.

1243

Nur zu dem Zweck, die Woge zu durchkreuzen,

du vielfach aufgezeigten Weg erklärst, -

und beim Todlosen, das erklärt,

die Dhammaseher stehen uneinnehmbar.

1244

Er machte Licht, hindurchzuschaun,

er sah des ganzen Dauerns Überwindung, -

als er erkannt, verwirklichte die Spitze,

er zeigte auf das Zehner-All-Gefäß.

1245

Wer bei so gut gezeigter Lehre,

geht lässig mit begriffner Lehre um?

Darum nun in der Weisung des Erhab’nen

nicht lässig sei man, folge stets verehrend nach.

1246

Am Buddho ist erwacht der Thero,

Kondanno ernst haftzog hinaus:

zuteil wird ihm das Wohl-Erfahren

der Einsamkeiten oft und oft.

1247

Was da ein Jünger schaffen kann,

wenn er des Lehrers Weisung tut:

all das ist ihm zuteil geworden,

der niemals lässig hat geübt.

1248

Der tief Erfahrene, Dreiwisser,

der Herzenskunde tiefer Kenner,

Kondanno er, der Buddha-Erbe,

zu Füßen grüßt den Lehrer er.

1249

Der bei dem „Elefanten“saß,

den Muni, Leidens Jenseitsgänger,

die Jünger ehrfürchtig umsitzen,

Dreiwisser, die den Tod verlassen.

1250

Mit seinem Geist durchsucht er sie,

Moggallāno von großer Macht:

das Herz von ihnen er erforscht,

das frei ist, ohne jedes Haften.

1251

So den allseits Vollendeten,

den Muni, Leidens Jenseitsgänger,

den, der mit allem ausgestattet,

umsitzen sie, den Gotamo.

1252

Gleichwie der Mond, von dunkler Wolke frei,

im Dunst aufleuchtet, ohne Flecken strahlt,

so auch, Angirasa, du großer Muni,

durchstrahlst mit deinem Ruhm die ganze Welt.

1253

Von Poesie berauscht, wir früher wanderten

von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, -

dann sah ich ihn, den ganz Erwachten,

den aller Dinge Jenseitsgänger.

1254

Er zeigte mir die Lehre auf,

der Muni, Leidens Jenseitsgänger, -

die Lehre hörten wir und wurden ruhig:

Vertrauen stieg in uns da auf.

1255

Als dessen Wort ich angehört,

die Gruppen und die Sinnenreiche,

die Elemente auch erkannte,

zog ich in die Hauslosigkeit.

1256

Für viele wahrlich nur zum Wohle

erscheinen die Tathāgatas:

für Frauen und für Männer auch,

für alle, die der Weisung folgen.

1257

All denen nun wahrlich zum Wohle

Erwachung hat erlangt der Muni,

für Mönche und für Nonnen auch,

die den Zehngliederweg gegangen.

1258

Wohl aufgezeigt vom Augenmächt’gen,

vom Buddha-Sonnen-Anverwandten,

die vierfach edlen Wahrheiten,

aus Mitleid mit den Atemwesen.

1259

Das Leid und alles Leid-Enstehen,

und auch des Leidens Überwindung,

den edlen Achtgliederweg,

der hin zur Leidensstille führt.

1260

So sind die Dinge, wie gesagt,

geschaut von mir, sowie sie sind:

das höchste Ziel hab ich erreicht,

getan des Buddho Weisung ist.

1261

Willkommen, wahrlich, war es mir,

war mir des Buddho Gegenwart, -

von allen mitgeteilten Dingen

das beste, das erlangte ich.

1262

Das tief’re Wissen hab’ vollendet,

den Ohrbereich gereinigt ganz,

Dreiwisserbin, magiegewaltig,

die Herzenswege kenne ich.

1263

Ich frage nun den Lehrer, den vollendet Weisen,

der hier und heute alle Zweifel hat zerstreut:

ein Mönch ist in Aggālavo gestorben,

erkannt, berühmt, in sich erloschen ganz.

1264

Nigrodho, so ist dessen Name,

von dir verlieh’n,Erhab’ner, dem Brahmanen, -

das ehrte er und lebte, die Erfahrung suchend,

voll Tatkraft und den Dhammo fest im Blick.

1265

Den Jünger, Sakyer, wir nun alle,

wir wünschen zu verstehen, du All-Auge:

bereit ist uns zum Hören jetzt das Ohr,

du bist uns Lehrer, du unübertroffen bist.

1266

Ach, löse uns den Zweifel, laß es mich erfahren,

den ganz Erloschenen erkennen, erdweit Weiser!

Hier in der Mitte sprich zu uns, All-Auge,

wie Sakko, Führer der eintausend Götter!

1267

Was für Gerüche hier, was für Verblendungswege,

für Fehl-Erkenntnisse, für Zweifelfälle:

an den Tathāgato sie kommen nicht heran, -

dies Auge ist das höchste aller Männer.

1268

Wenn niemals nun ein Mensch die üblen Flecken,

gleichwie der Wind den Wolkenberg entfernen mag,

nur dunkel würde sein die ganze Welt, erloschen,

die Leuchtenden, sie könnten sie nicht hell mehr machen.

1269

Und nur die Weisen Licht-Erzeuger werden:

nur immer so noch, Weiser, kann ich denken, -

bei den Klarsehenden wir kamen an, verstehend, -

in der Versammlung lege uns nun offen den Kappo.

1270

Laß hören deine Rede schnell, so angenehm,

als wenn ein Schwan, sich streckend, ruhig singt

mit voller Stimme, gut in Gang gesetzt:

wir alle, die wir aufrecht gingen, hören.

1271

Geburt und Tod hab ich gelassen ohne Rest,

nicht hängend an dem Mönchsgeschenk ich werde sprechen,

nicht Wunscherfüller bei gemeinem Volk,

Einsiedler werd’ ich bei Tathāgatas.

1272

Die volle Antwort, die wird mich bewegen,

aus heller Weisheit ist sie vorgeholt, -

der sich mit diesem letzten Handgruß tief verneigt,

nicht täusche wissend ihn, du höchster Weiser!

1273

Mehr als die beste Edel-Lehre hast gefunden,

nicht täuschewissend mich, du Mann von höchster Tatkraft, -

wie Wasser, von der Hitze ohne Hitze heiß,

dein Wort ersehne ich, laß das Gehörte regnen!

1274

Zu welchem Ziel das Brahmaleben führte

Kappāyano? Vielleicht war’s ganz umsonst?

Erlosch er von dem Anfang? Blieb ein Haftensrest?

Wie wurde er befreit? - Das woll’n wir hören.

1275

„Er brach ihn auf, den Durst nach Geist und Körper,

des Durstes Strom, der lange schlafend lag, -

er überschritt Geburt und Tod ganz ohne Rest.“

So der Erhab’ne sprach, der beste von den Fünfen.

1276

Ich hab’s gehört und werde ruhig, -

dein Wort, du Siebenter der Weisen,

hab nicht umsonst ich wohl erfragt:

nicht hat enttäuscht mich der Brahmane.

1277

So wie er sprach, so tat er auch

er war des Buddho echter Jünger,

riß auf des Todes großes Netz,

vom Hinterlist’gen fest gespannt.

1278

Es sah, Erhab’ner, den Beginn

des ganzen Haftens, Kappiyo, -

es überwand Kappāyano

das Todesreich, das höchste noch.

1279

Den Göttergott ich grüße ehrend

und deinen Sohn, Zweifüßer Bester,

der nach gebor’n dem großen Helden,

den Elefanten aus des Elefanten Brust.

THERÍGāTHā

EINE UNBEKANNTE

1

O glücklich schlafe nun, du Therī,

hast dich mit Lumpentuch bedeckt, -

gestillt ist nun in dir der Reiz,

wie Dörrgemüse in dem Topf.

MUTTā (die Befreite)

2

O Muttā, lös’ dich aus den Jochen,

gleichwie der Mondaus Rāhu-Griff!

Mit einem frei geword’nen Herzen

genieße schuldlos Bettelnahrung!

PUNNā (die Volle)

3

O Punnā, fülle dich mit Dhammas,

gleichwie der Mond am Vollmondtag!

Mit Weisheit ganz und gar vollendet,

die Dunkelmasse brich du auf!

TISSā (die Drei)

4

O Tissā, übe du die Übung!

Nicht dieses Joch du lasse los!

Von allen Jochenganz befreit,

geh in der Welt von Einfluß frei!

EINE ANDERE TISSā

5

O Tissā, binde dich an Dhammas,

nicht kleinsten Augenblick laß los!

Die kurz nur säumten jammern dann:

der Hölle sind sie ausgeliefert.

DHÍRā (die Weise)

6

O Dhīrā, das Beenden fasse,

Wahrnehmungsstille, tiefes Glück!

Ach, neige zum Nibbānam dich,

zum Übungsfrieden höchster Art.

EINE ANDERE DHÍRā

7

O Dhīrā mit den weisen Dingen,

du Bhikkhunī, entfaltet ganz,

nun trage deinen letzten Leib,

hast du besiegt das Māro-Lasttier.

MITTā (die Freundin)

8

Vertrauend zogest du hinaus,

o Mittā, sei an Freundschaft froh!

Entfalte nurheilsame Dinge,

um Übungsfrieden zu erreichen!

BHADRā (die Glückliche)

9

Vertrauend zogest du hinaus,

o Bhadrā, sei am Glücke froh!

Entfalte nur heilsame Dinge,

den Übungsfrieden höchster Art!

UPASAMā (die Friedvolle, Stille)

10

Upasamā, o kreuz’die Woge,

das Todesreich, das immer folgt!

Nun trage deinen letzten Leib,

hast du besiegt das Māro-Lasttier!

MUTTā (die Befreite)

11

So gut befreit bin ich nun frei,

dreiBuckellasten bin ich los:

vom Mörser und vom Stößel ja,

und von dem BuckelEhemann.

Frei bin ich von Geburt und Tod,

der Werdensstrom, er ist entfernt.

DHAMMADINNā (die Dhammagegebene)

12

Die Willenskräfte halte an!

Und sei im Geiste weit gespannt!

Ist’s Herz an Sinnenlüste nicht gebunden,

„stromaufwärts“ wird es dann genannt.

VISāKHā (die Gegabelte, Maimond)

13

Erfüllt die Buddhaweisung recht!

Wenn sie getan, bereut man nichts.

Habt ihr die Füße rasch gereinigt,

zur Seite setzet euch dann hin!

SUMANā (die Frohsinnige)

14

Sind Element’ als Leid geseh’n,

nicht in Geburt von neuem geh!

Bist du den Werdenswillen los,

im Frieden wirst du wandern dann.

UTTARā (die Höchste)

15

Im Körper war gezügelt ich,

im Reden und im Denken auch, -

des Durstes Wurzel zog ich aus,

bin kühl geworden, bin erloschen.

SUMANā, DIE IM ALTER HINAUSZOG

16

Sei glücklich, Alte, in dir selbst,

hast dich mit Lumpentuch bedeckt, -

gestillt ist nun in dir der Reiz,

bist kühl geworden, bist erloschen.

DHAMMā (die im Dhammo Stehende)

17

Als ich um Almosen gegangen,

auf einen Stock gestützt und schwach,

mit Gliedern, die mir zitterten:

da stürzte auf die Erde ich, -

als ich die Not im Körper sah,

da wurde ich im Herzen frei.

SANGHā (die im Sangho Stehende)

18

Verließ das Haus und zog hinaus,

verließ den Sohn, das liebe Vieh,

verließ den Lustreiz und den Haß:

Nichtwissen habe ich beseitigt,

des Durstes Wurzel zog ich aus,

bin still geworden, bin erloschen.

NANDā (die Freudenvolle)

19

Den kranken, unreinen und faulen,

sieh, Nandā, diesen Körperhaufen!

Durch Unschönes das Herz entfalte,

das einspitzige, gut gesammelte!

20

Das Zeichenlose dir entfalte!

Die Stolzesneigung treibe aus!

Hast du den Stolz gründlich durchdrungen,

im Frieden wirst du wandern dann.

JENTÍ

21

Was sieben sind Erwachensglieder,

die Wege zum Nibbānam hin:

entfaltet sind sie von mir alle,

wie von dem Buddho aufgezeigt.

22

Erkannt hab den Erhab’nen ich:

dies ist der letzte Körperhaufen,

erschöpft ist der Geburtenkreislauf,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

EINE UNBEKANNTE THERÍ

23

So gut befreit bin ich nun frei,

frei bin ich von dem Stößelwerk!

Der Schamlose lockt nicht mehr in den Sonnenschatten,

mein Reistopf ist nun leer geworden.

24

Den Lustreiz und das Hassen auch

ich spalte weiter eifrig auf, -

geh unter eine Baumeswurzel:

„Ach, welch ein Glück!“ - ich glücklich mich vertiefe.

ADDHAKāSÍ (die Halb-Kāsī-Frau)

25

Im weiten ganzen Kāsiland

war mir erfreulich einst Gewinn, -

als dann die Stadt den Preis gemacht,

da sank mein Wert zum Nichtwert ab.

26

Da wurd’ ich müde der Gestalt,

ermüdend löste ich mich los:

nicht länger im Geburtenkreislauf

mag kreisen wieder, wieder ich, -

drei Wissen sind verwirklicht nun,

getan des Buddho Weisung ist.

CITTā (die Geschmückte)

27

Und wenn ich auch ganz hager bin

und krank nun und auch äußerst schwach,

auf einen Stock mich stützend geh’ ich

und steige ins Gebirge hoch.

28

Die Robe hab ich abgelegt,

die Bettelschale umgestülpt, -

im Fels ich stützte da das SELBST:

Die Dunkelmasse ich durchdrang.

METTIKā (die Mettareiche)

29

Und wenn ich auch im Leiden bin

und schwach und weit entfernt der Jugend,

auf einen Stock mich stützend geh ich

und steige ins Gebirge hoch.

30

Die Robe hab ich abgelegt,

die Bettelschale umgestülpt, -

im Felsen hab ich mich gesetzt:

und da das Herz sich löste mir, -

drei Wissen sind von mir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

MITTā (die Freundin)

31

Am vierzehnten, am fünfzehnten

und auch am achten einer Monatshälfte

bewahrend gut den Wochengang,

und die acht Glieder gut verbindend:

32

Uposathā beging ich so

und freute mich am Götterreich.

Und heut’ mit einem einz’gen Mahl

und kahl, bedeckt mit einer Robe,

das Götterreich erseh’n ich nicht,

im Herzen zügl’ ich alle Furcht.

ABHAYāS MUTTER (die Furchtlose)

33

Was, Mama, oberhalb der Fußsohle

und was da unterhalb der Haaresspitze:

betrachte diesen ganzen Körper

als unrein und nur faulig riechend.

34

Und als ich dann verweilt so,

entfernt’ ich allen Reiz aus mir, -

das Fieber ist nun abgeschnitten,

bin kühl geworden, bin erloschen.

ABHAYā (die Furchtlose)

35

Ach, Abhayā, zerbrechlich ist der Körper,

wo immer Wesen, Menschen sind!

Ich lege einmal ab den Leib,

in vollem Wissen, achtsam ganz.

36

Bei vielen, vielen Leidensdingen

stets an Nichtlässigkeit erfreut,

des Durstes Ende haberreicht:

Getan des Buddho Weisung ist.

SāMā (die Dunkelbraune)

37

Vier Male und auch fünfmal noch

ging aus dem Kloster ich hinaus,

erreichte nicht des Herzens Stille,

im Geiste kraftlos mich bemühend.

38

Doch in der achten Nacht sodann

zog ich den Durst aus mir heraus, -

bei vielen leidensvollen Dingen

war ich nicht lässig, war nur froh:

Das Durstversiegen ist erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

EINE ANDERE SāMā

39

Es sind jetzt fünfundzwanzig Jahre,

daß ich hinausgezogen bin, -

ich weiß es tief in meinem Herzen,

daß niemals ich zur Ruhe kam.

40

Erreichte nicht des Herzens Stille,

im Geiste kraftlos mich bemühend. -

Doch kam ich in Ergriffenheit,

erinnernd mich der Siegerbotschaft.

41

Bei vielen leidensvollen Dingen

war ich nicht lässig, war nur froh:

Das Durstversiegen ist erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

Heut ist für mich die siebte Nacht,

daß aller Durst ist nun verdorrt.

UTTAMā (die Hohe)

42

Vier Male und auch fünfmal noch

ging aus dem Kloster ich hinaus,

erreichte nicht des Herzens Stille,

im Geiste kraftlos mich bemühend.

43

Da traf ich eine Bhikkhunī,

der ich mich anvertrauen konnte, -

und sie wies mir den Dhammo auf:

die Gruppen, Sinnenreiche, Elemente.

44

Als ihre Lehre ich gehört,

wie diese sie erklärte mir,

saß sieben Tage ich allein im Kreuzsitz,

erfüllt mit Freude, tiefem Glück.

Am achten streckte ich die Füße aus:

die Dunkelmasse war zerstoben.

EINE ANDERE UTTAMā

45

Was sieben sind Erwachungsglieder,

die Wege zum Nibbānam hin:

entfaltet sind sie von mir alle,

wie von dem Buddho aufgezeigt.

46

Der Leerheit helles Sammlungszeichen

hab ich erlangt, wie ich gewünscht.

Bin Tochter aus der Brust des Buddho,

stets am Nibbānam tief erfreut.

47

All’ Sinnenlüste sind gespalten,

die Himmlischen, die menschlichen:

erschöpft ist der Geburtenkreis,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

DANTIKā (die Zähmerin)

48

Ging aus der Mittagsstille fort,

hinauf zum Gipfel Geierberg.

Da einen aufgetauchten Elefanten

erblickte ich am Flussesufer.

49

Ein Mann nahm seinen Stachelstock,

„Gib deinen Fuß!“ erbittet ihn.

Der Elefant streckt seinen Fuß,

der Mann besteigt den Elefanten.

50

Den Ungezähmten sah gezähmt,

der Menschen Einfluß unterworfen:

Da ließ ich sammeln sich den Geist,

als in den Wald ich war gegangen.

UBBIRÍ (die Erschrockene)

51

„Ach, Mama Jīvā !“so im Walde klagst du.

Zum SELBST nur finde hin, o Ubbirī!

An vierundachtzigtausend wohl,

sie alle hießen „Jīvā“ einst,

und wurden hier am Platz verbrannt.

Um welche nun wohl trauerst du?

52

Du zogst heraus den Pfeil mir wahrlich,

der, schwer zu sehn, im Herzen steckt.

Mir, die von Trauer überwältigt,

die Tochter trieb die Trauer fort.

53

Heut’ bin vom Pfeile ich befreit,

gestillt bin ich, erloschen ganz, -

zum Buddho, Dhammo und zum Sangho

ich geh zur Zuflucht, zu dem Muni.

SUKKā (die Weiße)

54

Was hab in Rājagahā ich getan?

Die Menschen tranken dort nur immer Honig.

Sie folgen nicht der Sukkā nach,

wenn sie die Buddhabotschaft weist.

55

Dabei ist sie kein Hindernis,

benetzt nicht, gibt nur inn’re Kraft,

nur Weise, denk’ ich, trinken sie,

wie Wolkenguß der Reisende.

56

Du Weiße mit den weißen Dhammas,

von Reizen frei, gesammelt ganz,

nun trage deinen letzten Leib,

hast du besiegt das Māro-Lasttier.

SELā (die Kristallene)

57

Nicht ist ein Ausweg aus der Welt,

was wirst du tun mit Einsamkeit?

Genieße nur die Sinnesfreuden,

damit du später nichts bereust!

58

Schwertspitzengleich die Lüste sind,

Scharfrichterklotz der Khandhas nur:

was Sinnesfreude du benennst,

das ist nur Unlust jetzt für mich.

59

Die Freude ist getötet ganz,

die Dunkelmasse aufgebrochen, -

begreife endlich, Schlechter, du:

erschlagen bist du, Endiger!

SOMā (nach einer Baumart)

60

Das, was den Meistern gilt zu schaffen,

den Stand, der schwer ist zu erlangen,

nicht ist das bei Zweifingerweisheit

zu schaffen möglich einer Frau.

61

Das Frausein, was tut das zur Sache

bei einem Herzen, das in sich gesammelt?

Erkenntnis stets in sich bewegt

und recht den Dhammo schauen kann?

62

Die Freude ist getötet ganz,

die Dunkelmasse aufgebrochen, -

begreife endlich, Schlechter, du:

erschlagen bist du, Endiger!

BHADDā KAPILāNÍ (die glückliche Rote)

63

Der Sohn des Buddho und sein Erbe,

Kassapo, tief in sich gesammelt,

der alten Aufenthalt erfuhr,

den Himmel und den Abfall sieht, -

64

Geburtversiegen hat erlangt,

vollendet Wissen als ein Muni:

mit diesen dreien Wissensmächten

Dreiwisser ist er, ist Brahmane.

65

So eben auch die rote Bhaddā,

Dreiwisserin, den Tod verlassend,

trägt ihren letzten Leib nun ab,

hast jetzt besiegt das Māro-Lasttier.

66

Wir sahn die Not in dieser Welt,

da zogen beide wir hinaus, -

sind nun von Einfluß frei, gezähmt,

sind kühl geworden, sind erloschen.

EINE UNBEKANNTE BHIKKHUNÍ

67

Es sind jetzt fünfundzwanzig Jahre,

daß ich hinausgezogen bin,

und nicht ein Fingerschnalzen lang

erfuhr des Herzens Ruhe ich.

68

Erreichte nicht des Herzens Stille,

von Lustreiz war ich überflutet, -

mit ausgestreckten Armen klagend,

ging in das Kloster ich hinein.

69

Da traf ich eine Bhikkhunī,

der ich mich anvertrauen konnte, -

und sie wies mir den Dhammo auf:

die Gruppen, Sinnenreiche, Elemente.

70

Als ihre Lehre ich gehört,

ging ich an ihre Seite hin:

den alten Aufenthalt ich weiß,

das Himmelsauge ist geklärt.

71

Rundum-Erkenntnis hab ich nun,

der Hörbereich ist auch geklärt, -

die hohen Kräfte sind verwirklicht,

erlangt hab ich das Einfluß-Ende:

sechs tiefe Wissen sind verwirklicht,

getan des Buddho Weisung ist.

VIMALā (die Fleckenlose - eine frühere Hure)

72

Berauscht von glänzender Gestalt,

von Schönheit und von weitem Ruhm,

von meiner Jugend hochgetragen,

verachtete die andern ich.

73

Ich schmückte diesen Körper aus,

gekleidet bunt, ich töricht murmelte:

stand vor des Freudenhauses Tür,

warf wie ein Jäger Schlingen aus.

74

Ich zeigte meinen Flitterschmuck,

ließ reichlich das Verborg’ne sehn,

rief Täuschung vielfach nur hervor,

verlachte noch das Männervolk.

75

Heut’ geh ich hin um Almosen,

bin kahl, von Robe nur bedeckt,

ich sitze unter Baumeswurzel,

erfahre Freisein von Gedanken.

76

Die Joche abgeschnitten alle,

die himmlischen und menschlichen, -

verworfen alle Einflüsse:

bin kühl geworden, bin erloschen.

SÍHā (die Löwin)

77

Nicht bis zum Grund hab ich gedacht,

war nur von Sinnenreiz geplagt, -

war früher voller Unruh’ nur,

im Herzen kraftlos übte ich.

78

War eingebunden nur in Flecken,

bedachte stets das Ziel des Glücks

und fand nicht Ebenmaß des Herzens,

das unterm Lustreiz-Einfluß stand.

79

Ganz hager, blaß und ohne Farbe

zog sieben Jahre ich umher, -

und nicht bei Tage, nicht bei Nacht

fand ich das Glück in meiner Qual.

80

So nahm ich dann das feste Seil,

ging in den tiefen Wald hinein:

das Beste, ich erhäng’ mich hier,

mag nicht zurück mehr in die Welt.

81

Schon war die Schlinge fest geknüpft,

gebunden an den Ast des Baums:

ich zog die Schlinge zu am Hals -

da wurde ich im Herzen frei.

NANDā (die Freudige)

82

Den kranken, unreinen und faulen,

sieh, Nandā, diesen Körperhaufen!

Durch Unschönes das Herz entfalte,

das einspitzige, gut gesammelte!

83

Wie dieses ist, so ist auch jenes,

wie jenes ist, so ist auch dieses, -

entsendet schlechten Faulgeruch,

von Toren einzig nur begrüßt.

84

So ich nun diesen mir betrachte,

bei Tag und Nachtvoll Eifer stets, -

und durch die eigne Weisheit dann

den ganzen Überdruß ich sehe.

85

Und als ich ohne Lässigkeit

bis auf den Grund erforschte ihn,

so wie der Körper wirklich ist,

sah ich von innen und von außen.

86

Da fand ich Überdruß am Körper,

und innen wurde ich entreizt:

nicht lässig und nun ganz entjocht,

bin still ich jetzt, bin ich erloschen.

NANDUTTARā (die Freudenhöchste)

87

Das Feuer und auch Mond und Sonne,

und auch die Gottheit ich verehrte, -

ging an die Furt so mancher Flüsse,

stieg in das Wasser auch hinein.

88

Ich nahm sehr viele Regeln an,

den halben Kopf ich schor mir kahl,

und auf der Erde war mein Lager,

ein Nachtmahl nahm ich niemals ein.

89

Ich war an Schmuck und Putz erfreut,

mit Baden und mit feinen Ölen

bediente diesen Körper ich,

von Sinnenlustreiz war geplagt.

90

Als ich Vertrauen dann gewann,

zog ich in die Hauslosigkeit, -

ich sah den Körper, wie er ist:

der Sinnenlustreiz war entfernt.

91

All Werden ist nun abgeschnitten,

die Wünsche und Verlangen auch, -

von allen Jochen bin ich frei:

die Stille fand im Innern ich.

MITTAKāLI (die dunkle Freundin)

92

War aus Vertrauen ausgezogen

vom Haus in die Hauslosigkeit, -

ich wanderte von hier nach dort,

voll Eifer nach Gewinn und Ehre.

93

Gab auf das allerhöchste Ziel,

dem nied’ren Ziel ich folgte nur, -

kam in der Triebe Machtbereich,

Asketenziel erkannt’ ich nicht.

94

Da wurde ich ergriffen tief,

als ich in meiner Zelle saß:

bin auf den Abweg schon geraten,

des Durstes Macht mich überkam.

95

Nur kurz noch bleibt das Leben mir,

Alter und Krankheit es zerreiben, -

bevor der Körper wird zerbrochen,

nicht bleibt mir Zeit zum Lässigsein.

96

So sah ich an die Wirklichkeit,

der Khandhas Auf-und Untergang:

mit freiem Herzenstand ich auf,

getan des Buddho Weisung ist.

SAKULā (mit der Familie)

97

In meinem Hause lebte ich, -

die Lehre hört’ ich eines Bhikkhus:

ich sah die fleckenlose Lehre,

Nibbānapfad, den ewigen.

98

Ich ließ den Sohn und auch die Tochter,

das Geld und Schätze gab ich auf, -

die Haare ließ ich schneiden ab,

zog fort in die Hauslosigkeit.

99

Da übte ich die Stille dann,

entfaltete den graden Weg,

gab auf die Gier und auch den Haß

und all die schlechten Einflüsse.

100

War Bhikkhunī geworden nun,

erinnert’ mich an Vorgeburt, -

das Himmelsauge war geklärt,

von Flecken frei und gut entfaltet.

101

Sankhāras sah als fremd ich an,

bedingt entstanden zum Verfall:

entzog mich allen Einflußmächten,

bin kühl geworden, bin erloschen.

SONā (der Bodhibaum eines früheren Buddho)

102

Zehn Kinder habe ich geboren

aus diesem Körperhaufen hier, -

bin drüber alt und schwach geworden,

als ich zu einer Nonne ging.

103

Sie zeigte mir die Lehre auf:

die Khandhas, Sinnenreiche, Elemente.-

Und als die Lehre ich gehört,

schnitt ich die Haare ab, zog fort.

104

Und mir, die ich nun innig übte,

das Himmelsaugeklärte sich:

ich weiß nun alten Aufenthalt,

wo ich zuvor habe gelebt.

105

Das Zeichenlose ich entfalte,

auf Eins gerichtet, gut gesammelt, -

im Augenblick war ich befreit,

ganz ohne Haften, schon erloschen.

106

Fünf Khandhas sind rundum erkannt,

sie stehen nun entwurzelt da, -

hab festen Grund, bin frei von Wünschen:

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

BHADDā (die Glückliche)

107

Ganz ohne Haare, staubbekrustet,

mit einem Tuch ich lebte früher.

Im Fehlerlosen sah ich Fehler,

im Fehler aber Fehlerloses.

108

Ging aus der Mittagsstille fort

zum Gipfel auf den Geierberg, -

ich sah den Buddho, fleckenfrei,

vor seiner ganzen Bhikkhuschar.

109

Ich sank aufs Knie und ehrte ihn,

vor seinen Augen gab den Handgruß.

„Komm, Bhaddā!“ sagte er da nur.

Das war schon meine Aufnahme.

110

In Angabin gewandert, Magadhā,

in Vajjī, Kāsī und in Kosalā, -

schuldlos durch fünfzig Jahre hin

genoß des Reichs Almosen ich.

111

Verdienst erzeugte er wohl viel,

der wirklich weise Laienmann,

der Baddhā eine Robe gab,

die ganz befreit von allen Fesseln.

PATāCāRā (die Mantelgeherin)

112

Mit Pflügen pflügen sie das Feld,

sie säen Samen in die Erde,

ernähren Frauen und die Kinder,

zu Reichtum finden so die Männer.

113

Und ich, mit Tugend ausgestattet,

des Lehrers Weisung folgend nur,

erreiche das Nibbāna nicht,

das niemals Träge, Unruhvolle?

114

Da wusch ich meine Füße mir,

am Wasser wurde es mir klar:

den Weg des Wassers sah ich da,

wie es vom Hoch zum Nieder kam:

ich rief das Herz zur Sammlung auf,

wollt’ es wie gutes Pferd erkennen.

115

Als eine Lampe ich genommen,

ging ich ins Kloster dann zurück,

sah mir das Lager achtsam an

und setzte mich dann auf das Bett.

116

Dann nahm die Pinne ich heraus

und zog den Docht nach unten sacht:

und beim Nibbāna meiner Lampe

da wurde frei ich im Gemüt.

DREIßIG ALTE BHIKKHUNÍS ERKLÄREN VOR PATāCāRā IHR WISSEN

117

„Die Keule haben sie ergriffen

und mahlen dann das Korn, die Männer,

ernähren Frauen und die Kinder,

zu Reichtum finden so die Männer.

118

Erfüllt die Buddha-Weisung nur,

nach der es niemals Reue gibt!

Ganz schnell wascht euch die Füße ab

und setzt euch dann zur Seite hin!

An Herzensfrieden angejocht,

erfüllt die Buddha-Weisung nur!“

119

Als sie dies Wort nun angehört,

der Patācārā Weisung so,

da wuschen sie die Füße sich

und setzten sich zur Seite hin.

An Herzensfrieden angejocht,

erfüllten sie die Buddhaweisung.

120

Zur ersten Wache in der Nacht

der Vorgeburt gedachten sie, -

zur Mittelwache in der Nacht

das Himmelsauge klärten sie, -

zur letzten Wache in der Nacht

die Dunkelmasse sprengten sie.

221

Und aufgestanden grüßten sie

 „Erfüllt ist deine Weisung nun!

Wie Indra seinen dreißig Göttern

- im Kampfe niemals je besiegt -

wirst du uns Vorbild immer bleiben, -

dreiwissend sind wir, einflußfrei.“

CANDā (die Mondartige)

122

Auf schlechtem Weg ich früher war,

war Witwe und war kinderlos,

war ohne Freunde und Verwandte,

ein Mahl und Kleid bekam ich kaum.

123

Die Schale nahm ich und den Stock

und bettelte von Stamm zu Stamm, -

ließ mich von Kälte-Hitze quälen,

zog sieben Jahre so umher.

124

Als ich die Bhikkhunī sah wieder,

wie leicht sie Speis und Trank bekam,

ging zu ihr und sprach ein Wort:

„Ich zog in die Hauslosigkeit.“

125

Und in dem Mitgefühl mit mir,

nahm Patācārā mich dann auf, -

und als sie dadurch mich ermuntert,

sie zog mich hin zu höchstem Ziel.

126

Als ihre Rede ich gehört,

ich folgte ihrer Weisung nur, -

umsonst war nicht der Schwester Mahnung:

dreiwissend bin ich, einflußfrei.

FÜNFHUNDERT FRAUEN BEI PATāCāRā

127

„Den, dessen Weg du nicht erkennst,

der Angekomm’nen, der Gegang’nen,

den Sohn, - woher ist er gekommen? -

„Ach, du mein Sohn!“ beweinest du?

128

Und wenn du dessen Weg erkänntest,

der angekommen, der gegangen,

du würdest um ihn trauern nicht:

so ist nun das Gesetz der Wesen.

129

Gewünscht nicht, kam von dort er an,

ist unerlaubt von hier gegangen, -

woher er nun auch angekommen,

er blieb für kurze Tage nur.

130

Von hier auf andern Weg gelangt,

von dort er wieder andern geht, -

als toter Geist in Menschenform

samsārakreisend wird er gehn:

wie er gekommen, so gegangen -

was soll da alles Klagen noch?“

131

Du zogst den Pfeil mir wahrlich aus,

der, schwer zu sehn, im Herzen steckt, -

mir, die von Trauer überwältigt,

triebst du die Sohnestrauer aus.

132

Bin heute von dem Pfeil befreit,

gestillt und ganz erloschen schon.

Zum Buddho, Dhammo und zum Sangho

ich geh zur Zuflucht, zu dem Muni.

VāSITTHÍ (die Haus-Frau)

133

Von Sohnestrauer nur bedrängt,

wie außer Sinnen, unbewußt,

ganz nackend und mit wirren Haaren,

so irrt’ ich hier und dort herum.

134

Auf Straßen, über Abfallberge,

auf Leichenplätzen, Karrenwegen

trieb ich drei Jahre mich herum,

von Hunger und von Durst gequält.

135

Da sah ich ihn, den Sugato,

der in die Stadt Mithilā kam,

den aller Ungezähmten Zähmer,

den ganz Erwachten, frei von Furcht.

136

Da faßte ich mein Herz zusammen,

begrüßte ihn und trat zu ihm:

er zeigte mir die Lehre auf,

aus Mitgefühl, der Gotamo.

137

Als seine Lehre ich gehört,

zog ich in die Hauslosigkeit, -

ich band mich an des Lehrers Wort,

verwirklichte den Glückespfad.

138

Die Sorgen all sind abgetrennt,

verlassen nun, beendet ganz:

erkannt ist nun von mir der Grund,

aus dem die Sorgen wachsen auf.

KHEMā (die Friedvolle, Sichere)

139

Du bist so jung und schön gestaltet,

auch ich bin jung und jugendfrisch,

zu der Musik im Fünferklang

geh, Khemā, und ergötze dich!

140

Bei diesem faulen Körper hier,

dem elenden, zerbrechlichen,

ich quäle und ich schäme mich:

der Sinnendurst ist ausgezogen.

141

Schwertspitzengleich die Lüste sind,

der Khandhas Block des Scharfrichters, -

was du als Sinnenlust erklärst,

das ist jetzt Unlust nur für mich.

142

Allüberall entfernt die Freude,

die Dunkelmasse ist durchbrochen, -

so wisse nun, du Schlechter, du,

geschlagen bist du, Endiger!

143

Das Sternenheer verehrend wohl,

das Feuer hütend in dem Wald,

die echte Wahrheit wißt ihr nicht, -

ihr Toren so an Reinheit dachtet.

144

Doch ich bin nun verehrend nur

den ganz Erwachten, höchsten Menschen,

bin frei von allem Leiden nun, -

des Lehrers Weisung ich erfülle.

SUJāTā (die Wohlgeborene)

145

Herausgeputzt und schön gekleidet,

umkränzt mit Blumen, Sandelduft benetzt

und überall mit Schmuck bedeckt,

von Dienerinnenschar geehrt.

146

Ich hatte Speise und Getränk genommen

und reichlich festes Knabberzeug,

war aus dem Haus hinausgefahren,

den schönen Park besuchte ich.

147

Dort freut’ ich mich, vergnügte mich,

fuhr in mein eignes Haus zurück, -

ein Kloster sah ich und betrat es,

bei Sāketa im Walde Anjanam.

148

Als ich das Lichtder Welt geseh’n,

begrüßt ich es und trat heran, -

es zeigte mir die Lehre auf

aus Mitgefühl, der Sehende.

149

Als ich den großen Herrn gehört,

die Wahrheit dadurch drang ich ganz

und dort die fleckenlose Lehre, -

berührte gleich den Todlospfad.

150

Als ich begriffen den Saddhammo,

zog ich in die Hauslosigkeit, -

drei Wissen sind von mir erlangt,

umsonst nicht war die Buddhaweisung.

ANOPAMā (die Unvergleichliche)

151

In hohem Stande bin geboren,

mit viel Besitz und reichen Gütern, -

mit Schönheit an Gestalt versehn,

als Tochter Majjhas bin geboren.

152

Ersehnt bin ich von Königssöhnen,

von Reicher Söhnen heiß begehrt, -

zum Vater wurd’ geschickt ein Bote:

„Gebt mir Anopamā zu sehn!

153

So viel wie diese wert nun ist,

die Tochter dein, Anopamā:

Achtfaches werde ich dir geben

an Gold und an Juwelen auch.“

154

Da sah den ganz Erwachten ich,

den Weltbesten, unübertroffen, -

ich ehrte ihn zu seinen Füßen

und dann zur Seite stellt’ ich mich.

155

Er zeigte mir die Lehre auf,

aus Mitgefühl, der Gotamo, -

und als ich saß auf meinem Platz,

berührte ich die dritte Frucht.

156

Ich ließ die Haare schneiden ab,

zog fort in die Hauslosigkeit, -

und heut hab ich die siebente (siebte) Nacht,

daß aller Durst dahingewelkt.

MAHāPAJāPATÍ (große Hauptfrau, die Nachkommen hat)

157

Dir, Buddha, Held, Verehrung sei,

von allen Wesen Höchster, dir!

Du hast vom Leiden mich befreit

und auch das andre viele Volk!

158

Das ganze Leiden ist erkannt,

der Grund des Durstes ist verdorrt:

der edele Achtgliederweg,

das Aufhör’n ist von mir berührt.

159

Mutter, Sohn und Vater, Bruder,

und Großmutter ich früher war, -

die Wirklichkeit ich nicht erkannte,

fand aus dem Kreislauf nicht heraus.

160

Erschaut hab den Erhab’nen ich,

dies ist die letzte Anhäufung:

erschöpft ist der Geburtenkreis,

nicht ist jetzt mehr ein Wiederwerden.

161

In frischer Tatkraft, ernst sich mühend

und ständig fest in ihrem Streben,

auf gradem Weg die Jünger sieh:

das ist der Buddhas Ehrerweisen (Ehr-Erweisen)

162

Für viele wahrlich nur zum Nutzen

Māyā gebar den Gotamo:

von Krankheit und von Tod Geschlag’nen

die Leidenmasse er vertrieb.

GUTTā (die Bewachte)

163

Ach, Guttā, warum zogst du fort?

Gabst Sohn und das Gehäufte auf?

Nur das noch immerzu entfalte:

nicht unter Herzensmacht gerate!

164

Vom Herzen sind getäuscht die Wesen,

an Märos Reich sind sie erfreut, -

im Vielgeburtenwandel kreisen

sie strömen hin - und wissen nichts.

165

Den Sinnenwillen, Abgestoßensein,

den Glauben an Persönlichkeit,

das Tugendregelwerk verfechten,

den Zweifel noch als fünftes dann:

166

hast alle diese Fesseln

du aufgegeben, Bhikkhunī,

die alle nur zum Diesseits führen,

wirst du hierher nicht wiederkehren.

167

Hast du den Reiz, den Stolz und falsches Wissen,

und inn’re Unruhganz gelassen,

die Fesseln alle durchgeschnitten:

dem Leid ein Ende wirst du machen.

168

Hast du entfernt Geburtenkreisen,

rundum erkannt das Wiederwerden:

Bist du JETZT schon ganz gestillt,

und friedvoll wirst du weiterleben.

VIJAYā (die Siegende)

169

Erst viermal und auch fünfmal dann

ging aus dem Kloster ich hinaus,

fand im Gemüt zur Stille nicht,

beim Herzen bleib nur machtlos ich.

170

Zu einer Bhikkhunī ich ging,

respektvoll ich befragte sie, -

sie zeigte mir die Lehre auf:

die Elemente, Sinnenreiche,

171

die vier der edlen Wahrheiten,

die Fähigkeiten und die Kräfte

Erwachungsglieder und Achtgliederweg,

um zu dem höchsten Ziel zu kommen.

172

Als ihre Rede ich gehört,

befolgte ihre Weisung ich:

und in der Nacht zur ersten Wache

der Vorgeburt gedachte ich,

173

und in der Nacht zur Mittelwache

das Himmelsauge klärte sich,

und in der Nacht zur letzten Wache

die Dunkelmasse ich durchstieß.

174

Mit Freudensglück den Körper ganz

durchdrang ich und verweilte dort:

am siebten Tag streckt’ ich die Füße:

die Dunkelmasse war durchstoßen.

UTTARā (die Höhere)

175

„Die Keule haben sie ergriffen

und mahlen dann das Korn, die Männer,

ernähren Frauen und die Kinder,

zu Reichtum finden so die Männer.

176

Strebt eifrig nach der Buddhaweisung,

was da getan, bereut man nicht, -

habt rasch die Füße ihr gewaschen,

zur einen Seite setzt euch hin!

177

Habt ihr das Herz bereit gemacht,

einspitzig, gut in sich gesammelt,

betrachtet nur noch die Sankhāras

als anders und nicht mehr als SELBST!“

178

Als ihre Rede ich gehört,

der Patācārā gute Weisung,

und mir die Füße dann gewaschen,

trat ich an eine Seite hin.

179

Und in der Nacht zur ersten Wache

der Vorgeburt gedachte ich,

und in der Nacht zur Mittelwache

das Himmelsauge klärte sich.

180

Und in der Nacht zur letzten Wache

die Dunkelmasse ich durchstieß:

„Drei Wissen habe ich erkannt,

getan ist deine Weisung nun.

181

Wie Sakko seinen dreißig Göttern

- im Kampfe niemals je besiegt -

werd’ ich ein Vorbild immer bleiben,

dreiwissend bin ich, einflußfrei.“

CāLā (die Schüttelnde)

182

Die Sati habe ich gepflegt,

als Bhikkhunī geübt die Fähigkeiten,

durchdrungen habe ich den Stillepfad,

Sankhāra-Frieden, tiefes Glück.

183

Was für ein Zeichen! Kahl bist du!

Wirst als Asketin angesehn!

Und keiner Sekte hängst du an!

Was wanderst du verwirrt umher?

184

Da draußen wohl die vielen Sekten,

die nur an Meinungen sich klammern,

verstehen alle nicht den Dhammo,

sind nicht der Lehre wahre Kenner.

185

Es ist im Sakyerstamm geboren

der Buddho ohne Gegenmenschen, -

der zeigte mir den Dhammo auf,

um Meinungen zu überwinden.

186

Das Leiden und das Leid-Entstehen,

des Leidens Überwindung dann,

den edelen Achtgliederweg,

der hin zur Leidensstille führt.

187

Als seine Lehre ich gehört,

da blieb ich in der Weisung froh, -

drei Wissen habe ich erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

188

Die Freude ist getötet ganz,

die Dunkelmasse aufgebrochen, -

begreife endlich, Schlechter, du:

erschlagen bist du, Endiger!

UPACāLā (die Abschüttelnde)

189

Ich habe achtsam und mit klarem Auge

als Bhikkhunī geübt die Fähigkeiten,

durchdrungen habe ich den Stillepfad,

von schlechten Menschen nicht verfolgt.

190

Warum bejahst du nicht Geburt?

Geborener genießt die Sinnenreize.

Genieße alle Sinnesfreuden!

Sei hinterher nicht voller Reue!

191

Für den Geborenen ist Tod,

der Hände und der Füße Schneiden,

dasPeitschen-Fessel-Elend droht:

Geborener zum Leiden geht.

192

Er ist im Sakyerstamm geboren

der ganz Erwachte, unbesiegt, -

er zeigte mir den Dhammo auf,

das Überwinden der Geburt.

193

Das Leiden und das Leid-Entstehen,

des Leidens Überwindung dann,

den edelen Achtgliederweg,

der hin zur Leidensstille führt.

194

Als seine Lehre ich gehört,

da blieb ich in der Weisung froh, -

drei Wissen habe ich erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

195

Die Freude ist getötet ganz,

die Dunkelmasse aufgebrochen, -

begreife endlich, Schlechter, du:

erschlagen bist du, Endiger!

Sīsūpacālā (die Kopfschüttelnde)

196

Als Bhikkhunī, als Tugendhafte,

in Fähigkeiten gut gezügelt,

will ich den Stillepfad erreichen,

den ungemischten, stärkenden.

197

Die Dreiunddreißig und die Yāmāgötter,

die stillzufriednen Götter auch:

die Götter, die voll Schöpfungsfreude

und Götter, die selbstmächtig sind:

dorthin nur richte du das Herz,

wo du zuvor vollendet warst!

198

Die Dreiunddreißig und die Yāmāgötter,

die still zufriednen Götter auch,

die Götter, die voll Schöpfungsfreude

und Götter, die selbstmächtig sind:

199

von Werdenszeit zu Werdenszeit

sie sind nur in sich selbst verliebt,

verwinden nicht die Eigenliebe,

durchkreisen nur Geburt und Tod.

200

In Flammen steht die ganze Welt,

die ganze Welt in Brand gesetzt,

es lodert nur die ganze Welt,

die ganze Welt, sie zittert nur!

201

Den ohne Zittern, ohne Gleichen,

von Massenmenschen nicht befolgt,

den Dhammo mir der Buddho wies,

dorthin nur zieht mich nun der Geist.

202

Als seine Lehre ich gehört,

da blieb ich in der Weisung froh, -

drei Wissen habe ich erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

203

Die Freude ist getötet ganz,

die Dunkelmasse aufgebrochen, -

begreife endlich, Schlechter, du:

erschlagen bist du, Endiger!

VADDHAMāTā (Mutter des Vaddho, des Wachsenden)

204

Mutter:

Nicht komme, Vaddha, in der Welt

ein Wunsch dir immer wieder auf!

Nicht, Söhnchen ,immer, immer wieder

nimm an dem Leiden weiter teil!

205

Glücklich sind, Vaddha, die Munis,

sind wunschlos, schnitten Zweifel weg, -

ganz kühl geworden, selbstgezähmt,

sie leben hier von Einfluß frei.

206

Mit diesen Meistern folge nur

dem Weg, der dich zum Schauen führt,

das Leiden hier zu Ende bringt:

das, Vaddha, nur entwickle dir!

207

Vaddho:

Selbstsicher, wahrlich, redest du

von diesem Ziel, Erzeugerin, -

ich denke nun, mein Mütterchen:

ein Wünschen gibt es nicht für dich.

208

Mutter:

Sankhāras. Vaddha, welche immer,

die niedrig, hoch und in der Mitte,

die fein auch und am feinsten sind:

ein Wünschen gibt es nicht für mich.

209

Die Einflüsse sind all erschöpft,

hab, niemals lässig, mich vertieft:

drei Wissen sind von mir erlangt,

getan des Buddho Weisung ist.

210

Vaddho:

Erhaben, wahrlich, meine Mutter

den Stachelstock so zeigte mir,

sprach Verse von dem höchsten Ziel,

gleichsam aus tiefem Mitgefühl.

211

Als ihre Rede ich gehört,

ermahnt von der Erzeugerin,

ergriff die Lehre mich zutiefst,

die hin zum Übungsfrieden führt.

212

Ich kämpfte nun und strebte selbst

bei Tag und Nacht voll Eifer ganz, -

und von der Mutter so ermuntert,

berührte ich den höchsten Frieden.

KISāGOTAMÍ (die hagere Gotamidin)

213

Die gute Freundschaft wird vom Muni,

wenn er die Welt zeigt, hoch gelobt, -

wenn einer gute Freundschaft teilt,

kann auch ein Tor ein Weiser sein.

214

Man folge guten Menschen nur,

so wächst die Weisheit, wenn man folgt, -

wenn man den guten Menschen folgt,

kann man von allen Leiden lösen sich.

215

Das Leiden kann erkennen man,

und auch des Leidens Ursprung dann,

das Aufhören und den Achtgliederweg,

die vierfach edlen Wahrheiten.

216

„Leidvoll das Frausein“ - ist erklärt

vom Trainer, der die Menschen zähmt, -

der Ehestand ist Leiden auch,

und manche Erstgebärenden

217

durchschneiden sich die Kehle gar, -

und zarte, junge Mädchen schlucken Gift,

wenn sie der Menschenmörder traf

und beide großes Unglück nur erleiden.

218

Als vor der Niederkunft ich ging hinaus,

sah ich den Ehegatten tot am Weg, -

und als ich dann das Kind geboren hatte,

ging ich ins eigne Haus nicht mehr zurück.

219

Zwei Kinder starben mir und auch der Mann:

am Weg der Tote einer armen Frau, -

und Mutter, Vater und auch Bruder,

sie brennen schon auf einem Scheiterhaufen.

220

O du Familienlose, Arme, du!

Erlitten hast du unermeßlich Leiden!

Dir flossen Tränen fort und fort

durch viele tausende Geburten!

221

Ich sah dich in dem Leichenfeld,

dann auch verzehrtest Kinderfleisch, -

fern der Familie, nur noch tadelnswert,

als Witwe ich zum Todlosen gelangte.

222

Entfaltet ist der edle Weg,

achtgliedrig, der zum Todlos führt, -

Nibbāna habe ich verwirklicht,

den Dhammaspiegel sah ich an:

223

Ich bin vom Pfeile nun entschnitten,

die Last ist endlich abgelegt,

getan ist, was zutun ich hatte. -

Kisāgotami, die schon Therī,

im Herzen ganz befreit, dies sprach.

UPPALAVANNā (die Lotusfarbige)

224

Sie beide, Mutter und auch Tochter,

sie waren meine Nebenfrauen, -

das war mir tief Ergriffensein,

ein seltsam starkes Haaresträuben.

225

O Schande über schmutz’ge Lüste,

sie riechen schlecht, sind voller Dornen,

wenn Mutter da und Tochter auch

zu meinen Nebenfrauen wurden!

226

Als bei den Lüsten Not ich sah,

und im Verzicht den festen Frieden,

zog ich aus Rājagaho aus,

vom Haus in die Hauslosigkeit.

227

Den alten Aufenthalt ich weiß,

das Himmelsauge ist geklärt, -

Rundum-Erkenntnis hab ich nun,

der Hörbereich ist auch geklärt.

228

Die hohen Kräfte sind verwirklicht,

erlangt hab ich das Einfluß-Ende:

sechs tiefe Wissen sind verwirklicht,

getan des Buddho Weisung ist.

229

Als ich die höh’re Kraft entfaltet,

gelangte zum Vimāno ich,

verehrte dort des Buddho Füße,

des Weltenschützers, ruhmesreich.

230

Bist hin zum blüh’nden Pādapo gegangen,

alleine stehst du unter Baumeswurzeln, -

und auch nicht irgendeiner ist dir Zweiter:

du Törin, fürchtest du dich nicht vor Wilden?

231

Vor hunderttausend wilden Menschen auch,

die sich in ihrer Art versammelt hätten,

kein Härchen sträubte sich vor Angsterregung, -

was wirst mir du, o Māra, tun, alleine?

232

Ich werde jetzt verschwinden ganz,

den Bauch ich werde auch betreten,

und zwischen Augenbrauen stehn:

mich, die dort steht, die siehst du nicht!

233

Das Herz hab ich in der Gewalt,

der Machtpfad, erist wohl entfaltet, -

sechs tiefe Wissen sind verwirklicht,

getan des Buddho Weisung ist.

234

Schwertspitzengleich die Lüste sind,

der Khandhas Block des Scharfrichters, -

was du als Sinnenlust erklärst,

das ist jetzt Unlust nur für mich.

235

Die Freude ist getötet ganz,

die Dunkelmasse aufgebrochen, -

begreife endlich, Schlechter, du:

erschlagen bist du, Endiger!

PUNNIKā (die Volle)

236

Als Wasserträgerin im Kühlen

ging ich zum Wasser stets hinab,

erschrocken vor der Schwestern Stock:

geplagt von Furcht vor Zornesworten.

237

Vor wem, Brahmane, du erschrickst,

der immer du ins Wasser stiegest,

und an den zitternd steifen Gliedern

die Kälte allzu stark empfindest?

238

Als Wissende, o Freundin, du,

o Punnikā befragst du mich,

den, der da gutes Werk nur tut

und schlechtes Werk verhindern will.

239

Wer da als Alter, wer als Junger

ein schlechtes Werk für sich vollbringt,

der wird durch Wasser untertauchen

von seinem schlechten Werk befreit.

240

Wer hat dir dieses denn erklärt

als Nichtwisser dem, der nicht weiß:

daß bloßes Wasseruntertauchen

von schlechtem Werke schon befreit?

241

Zum Himmel werden sie nun geh’n,

die Frösche all und Schildkröten,

die Schlangen und die Krokodile

und all die andern Wasserwesen.

242

Die Schafe schlachten, Schweine schlachten,

die Fischer und die Wildtierfänger,

die Räuber auch und ihre Henker,

die andern all, die Schlechtes tun:

sie würden auch durchs Wassertauchen

von schlechtem Werke schon befreit.

243

Wenn alle diese Ströme dir

das Schlechte, einst getan, vertrieben,

sie trieben auch Verdienst dir fort,

und du, du bliebest außerhalb.

244

Vor wem, Brahmane, du erschrickst,

der immer du ins Wasser stiegest,

das lasse du, o Frommer, sein,

die Kälte soll die Haut nicht treffen.

245

Den falschen Weg verfolgte ich,

den edlen Weg du fügtest mir, -

das Wassertauchen, meine Freundin,

und diesen Mantel geh ich dir.

246

Nur deiner soll der Mantel sein,

nicht wünsche einen Mantel ich, -

wenn du dich fürchtest vor dem Leiden,

wenn dir das Leiden gar nicht lieb:

247

dann tue niemals schlechtes Werk,

im Offnen nicht und nicht geheim!

Wenn du ein wirklich schlechtes Werk

einmal wirst tun oder auch tust:

248

wirst du vom Leiden niemals frei,

es folgt auch dem, der vor ihm rennt.

Wenn du dich fürchtest vor dem Leiden,

wenn dir das Leiden gar nicht lieb:

249

dann geh zum Buddho als zur Zuflucht,

zum Dhammo und zum Sangho geh!

Und sammle deine Tugenden!

Das wird dir nur zum Nutzen sein!

250

Ich geh zum Buddho als zur Zuflucht,

zum Dhammo geh ich und zum Sangho,

die Tugenden ich sammle mir,

das wird mir nur zum Nutzen sein.

251

Brahmaverwandter war ich früher,

jetzt bin ich, wahrlich, ein Brahmane, -

drei Wissen hab erfahren ich:

bin Sotthiyo, bin Bademeister.

AMBAPāLÍ (Mangobaumhüterin)

252

Glänzend schwarz und samtner Bienenfarbe gleich,

lange Locken fielen mir vom Kopf herab, -

durch das Alter sind sie Hanf und Borke gleich:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

253

Duftend wie ein rundum gut gefüllter Korb,

steckten Blüten über Blüten mir im Haar, -

durch das Alter riechen sie nach Hasenhaar:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

254

Wie Gebüsch, das dicht bepflanzt, beschnitten ist,

waren mit Kamm und Nadeln sie so reich geschmückt, -

durch das Alter sind die Haare dünn geworden:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

255

Duftend zart und reich mit dunklem Gold geschmückt,

schön sie waren, meine schmuck geflochtnen Zöpfe, -

durch das Alter ist nun kahl der Kopf geworden:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

256

Wie von einem Maler kunstvoll nachgezogen,

schön sie waren früher, meine Augenbrauen, -

durch das Alter hängen tief sie in den Runzeln:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

257

Glänzend, leuchtend, wie ein seltenes Juwel,

meine Augen waren dunkelschwarz und lang, -

durch das Alter sind sie nun geschlagen, trübe:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

258

Sanft geschwungen ragte meine Nase vor,

schön war sie in meiner vollen Jugendzeit, -

durch das Alter gleicht sie ausgespülter Flußbank:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

259

Wie ein Armband, kunstvoll ausgeführt, geschmiedet,

schön sie waren, diese Linien meiner Ohren, -

durch das Alter hängen tief sie in den Runzeln:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

260

Kleinen Pinsangknospen in der Farbe gleich,

schön sie waren früher, meine blanken Zähne, -

durch das Alter sind sie ausgebrochen, gelb:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

261

In der Lichtung eines Waldgehölzes ging ich,

wie der Kuckuck hab ich flötensüß gesungen, -

durch das Alter krächz’ ich nur noch dann und wann:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

262

Sanfter Muschel gleich gebogen, blank gerieben,

schön war früher auch mein Nacken, wie er glänzte, -

durch das Alter ist gebrochen er, zerstört:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

263

Frei sie kreisten wie ein Riegelholz, sie beide,

schön sie waren, meine Arme früher, -

durch das Alter sind sie schlapp, gleich der Trompetenblume:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

264

Feine Ringe, ganz aus Gold, sie schmückten einmal,

schön sie waren, meine beiden Hände früher, -

durch das Alter sind sie nun wie Wurzeln zum Verkauf:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

265

Lust erregend fest, sie standen beide hoch,

schön sie waren, meine beiden Brüstchen früher, -

trockne Beutel sind sie, ohne Wasser jetzt:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

266

Wie ein flaches Stück, aus feinstem Gold poliert,

schön er war, mein glatter Körper früher, -

der ist nun mit feinen Fältchen überdeckt:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

267

Starkem Schlangenleibe waren beide gleich,

schön sie waren, meine Schenkel früher, -

durch das Alter sind sie nun wie Bambusrohre:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

268

Meine Knöchel schmückten feine, goldne Spangen,

schön sie waren, meine Beine früher, -

durch das Alter sind sie nun wie Sesamhalme:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

269

Wie gefüllt mit Baumwolle sie beide waren,

schön sie waren, meine Füße früher, -

durch das Alter sind sie krumm, verschrumpelt:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

270

Solcher Art war dieser ganze Körperhaufen,

altersschwach ist er ein Haus nur voller Leiden, -

abgebröckelt ist der Putz vom alten Haus:

Wahrheit sprechend echtes Wort, es ist nicht anders.

ROHINI (rote Kuh)

271

Vater:

„Asketen!“ So machst du mir klar!

„Asketen!“ Dabei wirst du wach!

Nur den Asketen sprichst du Lob!

Asketin wirst nun selber werden!

272

Zu essen und zu trinken reichlich

an die Asketen du verschenkst, -

o Rohini, ich frag dich jetzt:

wodurch sind dir Asketen lieb?

273

Das Nichtstun lieben sie, sind faul,

von andrer Gaben leben sie, -

sie jagen nur nach süßen Freuden:

wodurch sind dir Asketen lieb?

274

Tochter:

Schon lange du mich, wahrlich, Vater,

nach den Asketen so befragst.

Ich werde dir erzählen nun

von ihrem Weisheit-Tugend-Streben.

275

Das Tun sie lieben, sind nicht faul,

sind besten Werkes Tuer nur:

die Gier, den Haß sie geben auf,

dadurch sind mir Asketen lieb.

276

Die dreifach Wurzeln alles Schlechten

vernichten sie, die Reines tun,

bis alles Schlechte aufgegeben:

dadurch sind mir Asketen lieb.

277

Das Körperwerk ist ihnen rein,

das Redewerk auch ebenso,

das Geisteswerk ist ihnen rein:

dadurch sind mir Asketen lieb.

278

Fleckenlos wie das Perlmutt

sind rein sie, innen so wie außen,

voll sind sie von den hellen Lehren:

dadurch sind mir Asketen lieb.

279

Sie hörten viel, sind Dhammaträger,

sind edel, die den Dhammo leben,

den Sinn sie und den Dhammo weisen:

dadurch sind mir Asketen lieb.

280

Sie hörten viel, sind Dhammaträger,

sind edel, die den Dhammo lieben,

ihr Geist einspitzig, achtsam stets:

dadurch sind mir Asketen lieb.

281

Sie gehen weit und achtsam stets,

die Texte sprechend unverwirrt,

des Leidens Ende sie verstehen:

dadurch sind mir Asketen lieb.

282

Durch welches Dorf sie wandern auch,

sie sehen keine nirgend an,

frei von Verlangen gehen sie:

dadurch sind mir Asketen lieb.

283

Und nicht den Bauch sie füllen sich,

nicht ihren Topf, nicht ihr Gefäß,

Vollkommen heiter streben sie:

dadurch sind mir Asketen lieb.

284

Sie greifen nicht nach blankem Gold,

auch nicht nach Geld und nicht nach Silber,

was da auch kommt, sie lassen’s gehen:

dadurch sind mir Asketen lieb.

285

Sie zogen fort aus vielen Stämmen,

aus vielen Ländern auch sogar,

sind sich in Liebe zugetan:

dadurch sind mir Asketen lieb.

286

Vater:

Zum Wohle, wahrlich, du Verehrte,

bist du uns, Rohini, geboren, -

vertraust dem Buddho und dem Dhammo,

dem Sangho auch, verehrst sie ernst.

287

Du hast begriffen dieses ganz:

Verdienstfeld, nicht zu übertreffen.

Und auch von mir nun die Asketen

bekommen eine gute Gabe:

hier ist das Opfer aufgebaut,

ein großes wird es für uns sein.

288

Tochter:

Wenn du dich fürchtest vor dem Leiden,

wenn dir das Leiden gar nicht lieb,

so geh zum Buddho, deiner Zuflucht,

zum Dhammo und zum Sangho einzig,

versammle deine Tugenden,

das wird zum Wohle dir nur sein!

289

Vater:

Ich geh zum Buddho, meiner Zuflucht,

zum Dhammo und zum Sangho einzig,

versammle meine Tugenden,

das wird zum Wohle mir nur sein.

290

Brahmaverwandter war ich früher,

jetzt bin ich wirklich ein Brahmane, -

Dreiwissensmeister bin ich nun,

ich hab erkannt und bin ein Bademeister.

CāPā (die Schwankende, Zitternde) (sehr alt)

291

Kālo:

Trug einen Stock einst in der Hand,

jetzt bin ein Wildtierjäger ich, -

durch meine Gier, aus schlimmem Sumpf

ich konnte nicht hinübergeh’n.

292

Sie dachte, mich ganz stolz zu machen,

die Cāpā, die den Sohn mir schenkte, -

zu Cāpā schnitt das Band ich ab,

werd’ aus dem Haus von neuem zieh’n.

293

Cāpā:

Nicht sei mir böse, großer Held!

Nicht sei mir böse, großer Muni!

Nicht gibt es für den Zornerregten

das Reinsein, woher heißes Streben!

294

Kālo:

Ich werde fort aus Nālā gehen,

wer wird in Nālā wohnen noch?

Sie fesseln dort mit Weibsgestalt

Asketen, die den Dhammo leben.

295

Cāpā:

Ach, komm doch, Kālo, komm zurück!

Genieß die Lüste wie zuvor!

Ich will dir unterworfen sein

mit allen, die Verwandte sind!

296

Kālo:

Von diesem nur der vierte Teil,

wie du es sagst, du gute Cāpā:

für einen tief erregten Mann

mag das erhebend wahrlich sein.

297

Cāpā:

Ach, Kālo, wie ein Feuer die Akazie

dort auf dem Bergesgipfel blüht, -

wie eine Windenranke blüht,

auf einer Insel die Trompetenblume,-

298

mit Sandelöl ganz eingerieben,

Benaresseide hüllt mich ein:

die ich so strahlend schön jetzt bin,

willst du verlassen, gehst nun fort?

299

Kālo:

Der Vogelfänger seinen Vogel,

wie er ihn doch zu fesseln wünscht!

Mit deiner fesselnden Gestalt

nicht mich wirst du herunter drücken.

300

Cāpā:

Und diese meine Sohnesfrucht

hab, Kālo, ich für dich gebracht, -

und mich, die gute Sohnesmutter,

willst du verlassen, gehst nun fort?

301

Kālo:

Die Weisen lassen ihre Söhne,

Verwandte auch und den Besitz,

es ziehen fort die großen Helden,

wie ein Elefant sein Seil zerreißt.

302

Cāpā:

Und wenn ich dir jetzt diesen Sohn

mit einem Stock und Messer gar

zu Boden niederschlagen würde:

um Sohnestrauer gehst du nicht!

303

Kālo:

Wenn du den Sohn Schakalen auch

und wilden Hunden übergäbst,

nicht mich, du üble Sohnesmacherin,

wirst wieder du zur Umkehr bringen.

304

Cāpā:

Nun denn, so sei das Glück mit dir!

Wohin nun, Kālo, wirst du gehn?

In welches Dorf? In welche Stadt?

In welche Zentren? Königsstädte?

305

Kālo:

Wir scharten früher um uns Schüler,

als Nichtasketen hielten für Asketen uns,

von Dorf zu Dorf wir zogen hin,

von einem Ort zur Königsstadt.

306

Doch der Erhabene, der Buddho,

ganz nah am Fluß Neranjarā,

um alles Leiden aufzugeben,

den Dhammo wies er auf den Wesen, -

ich gehe jetzt in seine Nähe,

er wird für mich der Lehrer sein.

307

Cāpā:

Den Gruß nun mögest du ihm sagen,

dem Weltenschützer höchster Art,

hast du ihn rechts herum umgangen,

magst du ihm eine Gabe weih’n.

308

Kālo:

Das wird uns nun wohl möglich sein,

so wie du es gesagt, o Cāpā:

den Gruß werd ich für dich jetzt sagen

dem Weltenschützer höchster Art,

hab ich ihn rechtsherum umgangen,

werd ich ihm eine Gabe weih’ n.

309

Und Kālo ging von da nun fort,

ganz nah zum Fluß Neranjarā,

erblickte dort den ganz Erwachten,

wie er aufwies den Todlospfad.

310

Das Leiden und das Leid entstehen,

des Leidens Überwindung auch,

den edlen Achtgliederweg,

der hin zur Leidenruhe führt.

311

Er fiel zu seinen Füßen nieder

und ging um ihn dann rechts herum, -

gab ihm der Cāpā Gabe hin,

zog fort in die Hauslosigkeit. -

Drei Wissen sind von ihm erlangt:

getan des Buddho Weisung ist.

SUNDARÍ (die Schöne, Gute, Nette)

312

Sujāto, der Brahmane:

O Herrin, deine toten Kinder,

verschlungen haben sie dich früher,

du hast bei Tag und auch bei Nacht

dich übermäßig stark betrübt.

313

Sie alle sind heut schon verschlungen,

die sieben Kinder, du Brahmanin, -

Vāsetthā, welches ist der Grund,

daß du dich nicht mehr stark betrübst?

314

Sundarī:

So viele hundert Kinder schon,

Verwandtenscharen Hunderte,

hat die Vergangenheit verschlungen:

wie mir, so dir, Brahmane, du.

315

Den Ausweg hab ich jetzt erkannt,

aus der Geburt und aus dem Tod:

nicht klage ich, nicht weine ich,

nicht mehr betrübe ich mich sehr.

316

Sujāto:

Wie wunderbar wohl,o Vāsetthā,

ist dieses Wort, das du da sprichst!

Sag, wessen Lehre du erkannt,

daß du so großes Wort aussprichst.

317

Sundarī:

Es ist, Brahmane, der Erwachte, -

ganz nah dem Städtchen Mithilā,

um aufzugeben alles Leiden,

die Lehre zeigt er auf den Wesen. (den Dhammo)

318

Von ihm, Brahmane, dem Geheilten

die Lehre hört’ ich, frei von Wünschen,

dort hab erkannt ich rechte Lehre,

den Kindeskummer trieb ich fort.

319

Sujāto:

So werde ich auch gehen jetzt

ganz nah zum Städtchen Mithilä, -

vielleicht daß der Erhabene

von allem Leiden mich befreite.

320

Es sah den Buddho der Brahmane,

den ganz Befreiten, ohne Wünschen, -

es zeigte ihm die Lehre auf

der Muni, Leidens Jenseitsgänger:

321

das Leiden und das Leidentstehen,

des Leidens Überwindung auch,

den edelen Achtgliederweg,

der hin zur Leidensruhe führt.

322

Dort er begriff die rechte Lehre,

fand am Hinausziehn selber Freude, -

Sujāto in drei Nächten schon

an die drei Wissen rührte an.

323

Sujāto:

Komm, Wagenlenker, gehe nun

und fahre mir zurück den Wagen, -

zu der genesenen Brahmanin sprich

„Gezogen fort ist der Brahmane,

Sujāto in drei Nächten schon

an das Dreiwissen rührte an.“

324

Und als den Wagen er genommen

und Tausend noch, der Wagenlenker,

zu der genesenen Brahmanin sprach:

„Gezogen fort ist der Brahmane, -

Sujāto in drei Nächten schon

an das Dreiwissen rührte an.“

325

Sundarī:

Den Wagen und die Pferde auch

und Tausend noch, du Wagenlenker,

da ich gehört Brahmanen-Dreierwissen,

als volle Schale geh ich dir.

326

Wagenlenker:

Dein sollen sein der Wagen und die Pferde

und auch die Tausend, du Brahmanin!

Ich werde auch hinaus nun ziehn,

ganz in die Näh’ des besten Weisen.

327

Mutter:

Den Elefant, die Kuh, das Pferd

und Edelstein-Juwelenschmuck,

den ganzen Reichtum gab er auf:

dein Vater ist hinausgezogen, -

genieß den Reichtum, Sundarī,

du bist die Erbin deines Stamms!

328

Sundarī:

Den Elefant, die Kuh, das Pferd

und Edelstein-Juwelenschmuck,

den schönen Reichtum gab er auf:

mein Vater ist hinausgezogen,

von Trauer um den Sohn geplagt, -

ich werde ziehen auch hinaus,

von Brudertrauer tief geplagt.

Sundarī bittet bei den Nonnen um Aufnahme. Eine Nonne spricht:

329

Gedeihen möge dein Entschluß –

was du erstrebst, o Sundarī!

Die Abfallbrocken sammle ein

in deiner Müllplatzfetzenrobe:

diejenigen, die das erlangen,

in andrer Welt sind einflußfrei.

330

Sundarī:

Mir, Schwester, die ich so geübt,

das Himmelsauge klärte sich, -

ich weiß um meine Vorgeburt,

wo ich gelebt habe zuvor.

331

Auf dich gestützt, du Gute, du,

des Therī -Sangho echte Zierde,

drei Wissen hab ich jetzt erlangt, -

getan des Buddho Weisung ist.

332

Erlaube es mir, Schwester, nun:

ich möchte nach Savatthī gehn,

das Löwenbrüllen werd ich brüllen,

ganz nahe bei dem Buddhabesten.

333

Nonne:

Sieh, Sundarī, den Lehrer

mit Haut von golden gelber Farbe,

der Ungezähmter Zähmer ist,

den ganz Erwachten, ohne Furcht!

334

Sundarī:

Sieh, Sundarī, die näherkommt,

die ganz befreit, frei von Verlangen,

die frei von Reiz und ganz entjocht,

die tat die Pflicht, von Einfluß frei.

335

Benares habe ich verlassen,

in Deine Nähe bin gekommen,

zu hören dich, o großer Held:

zu Füßen ehrt dich Sundarī.

336

Du bist der Buddho, Du der Lehrer,

bin Deine Tochter nun, Brahmane!

Aus deiner Brust, dem Mund geboren,

tat ich die Pflicht, von Einfluß frei.

337

Der Buddho:

Willkommen seist du, Glückliche,

du bist nur recht hier angekommen:

so kommen die Gezähmten an,

des Lehrers Füße ehren sie,

die frei von Reiz und ganz entjocht,

getan die Pflicht, von Einfluß frei.

SUBHā (die Schöne, Glänzende, Strahlende)

338

Als junges Mädchen, rein gekleidet,

die Lehre hörte ich schon früher, -

und mir, die ich nicht lässig war,

Wahrheitsverständnis ging da auf.

339

Da kam mir bei den Sinneslüsten

die Unlust wie vorm Schmuckstück an:

das Ichsein sah ich voller Furcht,

ersehnte nur Entsagung noch.

340

Verwandtenschar hab ich verlassen,

die Sklaven und die Arbeiter,

die reichen Felder meines Dorfes,

die schönen, die ich so genossen, -

hinausgezogen gab ich auf

Besitz, der nicht gering zu schätzen.

341

So zog ich aus Vertrauen fort,

war im Saddhammo gutbewandert, -

nicht passend wär es da für mich,

die sich nach gar nichts weiter sehnt

und alles Gold und alles Silber

gelassen hat, zurück zukehren.

342

Das Silber nicht und nicht das Gold

führt zum Erwachen, führt zur Stille, -

nicht dieses ist Asketen eigen,

nicht dieses ist der Edlen Schatz.

343

Schafft nur Verlangen und schafft Rausch,

Verblendung, läßt den Schmutz anwachsen,

führt nur zu Angst und vielen Sorgen,

nicht gibt es hierbei festen Stand.

344

Erregt sind sie und werden lässig,

beschmutzen ihren Geist, die Menschen,

sind nur einander Hindernis,

und fallen einzeln in den Streit.

345

Das Töten, Fessel und Bedrängnis,

das Klagen über Raub-Verlust:

bei den von Lüsten so Ergriff’nen

wird immer Unglück nur gesehn.

346

Ihr seid, Verwandte, keine Freunde!

Was bindet ihr an Lüste mich!

Versteht, daß ich hinausgezogen,

bei Lüsten nur die Furcht noch sehe!

347

Durch Gold nicht und auch nicht durch Geld

erschöpfen sich die Einflußmächte, -

nicht Freunde, Mörder sind die Lüste,

sind Feinde nur, sind Pfeil und Fessel.

348

Ihr seid, Verwandte, keine Freunde!

Was bindet ihr an Lüste mich!

Versteht, daß ich hinausgezogen,

bin kahl, bedeckt mit einer Robe.

349

Die Abfallbrocken samml’ ich ein

in meiner Müllplatzfetzenrobe:

ach, dieses nun paßt ganz zu mir,

für Hauslossein der feste Grund.

350

Vom großen Weisen sind die Lüste ausgespien,

die himmlischen und auch die menschlichen,

im Friedensstand sind sie gelöst,

gemündet nun in stetes Glück.

351

Ließ mich auf Sinnenlüste ein,

bei denen keinen Schutz es gibt:

nicht Freunde, Mörder sind die Lüste,

sind feuermassengleiches Leiden.

352

Gefährlich ist das, voller Furcht,

bringt nur Verdruß, ist wie ein Dorn,

Begierde ist Zerrissensein,

ist tiefer Anlaß zur Verwirrung.

353

Ein Angriff, schreckliche Erscheinung,

sind Lüste wie ein Schlangenkopf,

nur Toren finden Freude dran,

die blind geword’nen Massenmenschen.

354

Sind Wesen tief im Sinnenschlamm,

unwissend Viele in der Welt,

das Ende sie erkennen nicht,

das Ende von Geburt und Tod.

355

Den Weg, der abwärtsführt, sie gehn,

die Menschen, sinnenlustbedingt,

so Vielem, wahrlich, folgen sie,

was Krankheit ihrem Selbst nur bringt.

356

So zeugen sie sich keine Freunde,

sie quälen sich im eignen Schmutz,

am Weltenköder festgebunden,

in Sinnenlüsten-Todesbanden.

357

Berauschend sind sie und verlockend,

die Lüste sind nur Herz erdrückend:

nur um die Wesen zu beschmutzen,

stellt rasch der Māro seine Falle.

358

Gefahren endlos sind die Lüste,

ein einzig Leiden, einzig Gift,

gering an Süße, Gram nur machend,

die helle Hälfte trocknend aus.

359

Ich habe alles dies erfahren,

das Unglück, sinnenlustbedingt:

nicht werd ich dorthin wieder gehn,

bin am Nibbāna stets erfreut.

360

Hab Lüsten nun den Kampf erklärt,

nur kühl zu werden, wünsche ich,

nicht lässig werd ich weiter bleiben,

bis ihre Fesseln sind gefallen.

361

Den sorgen-, fleckenfreien, stillen,

achtgliedrigen, der grade ist:

den Weg ich gehe nun entlang,

den Weise überschritten haben.

362

Seht nun die Lehre, ihren Sinn,

seht Subhā an, des Goldschmieds Tochter:

sie wurde ganz von Fehlern frei,

vertieft sich unter Baumeswurzel.

363

Heut ist der achte Tag des Auszugs,

den Dhammo schmück ich mit Vertraun, -

gut zügelte Uppalavannā:

ich hab Dreiwissen, ließ den Tod.

364

Befreite Sklavin bin ich, ohne Schuld,

bin Bhikkhunī mit Fähigkeiten:

von allen Jochen bin ich frei,

tat, was zu tun, bin einflußfrei.

365

Und Sakko mit der Götterschar

kam da mit inn’rer Macht heran:

es ehrte da der Herr der Wesen

die Subhā, eines Goldschmieds Tochter.

SUBHā (die Schöne, „Augenausreißerin“)

366

Im schönen Mangohain von Jivako

Subhā, die Bhikkhunī, dort ging, -

da hielt ein Weiberheld sie auf.

Denselben sprach nun Subhā an:

367

Warum verfehlst du dich an mir,

daß du, mich hindernd, vor mir stehst?

Für eine, die hinauszog, Freund,

Kontakt zu einem Manne schickt sich nicht.

368

In ernster Weisung meines Lehrers

hab ich geübt, was aufgezeigt vom Sugato:

den Reinheitsweg so frei von allen Flecken, -

was stehst du, mich nur hindernd, da vor mir?

369

Der tief Verstörte vor der Unverstörten,

der ganz Befleckte vor der Flecken-Makellosen,

die überall im Geist frei:

was stehst du, mich nur hindernd, da vor mir?

370

Weiberheld:

Wie jung bist du und voller Unschuld,

was wird dir das Hinausziehn tun?

Leg ab die gelbe Robe doch!

Komm, laß uns aneinander freun im Blütenwald!

371

Süß wehen Düfte überall,

mit Blütenstaub die Bäume sind bedeckt:

der erste Frühling, angenehme Zeit!

Komm, laß uns aneinander freun im Blütewald!

372

Die Knospen brechen auf an allen Bäumen,

sie rauschen kräftig, von dem Wind bewegt:

ach, welche Freude wirst du da erfahren,

wenn du allein wirst in den Wald eintauchen?

373

Raubtiere werden folgen dir

und der „Trompeter“, der im Schlamm sich wälzt, -

ganz ohne Freund zugehen wünschst du

in den verlassenen, so schrecklich großen Wald?

374

Wie eine Puppe, die aus Gold gemacht,

wie Himmelsnymphe gehst im Götterpark, -

in feiner Seide aus Benares, schön,

strahlst du in Kleidern, Unvergleichliche!

375

Ich möchte ganz in deiner Macht nur sein,

wenn wir im lichten Walde beide weilen!

Nicht ist mir lieber noch als du

ein Wesen, du Vögelchen mit sanften Augen!

376

Wenn du mein Wort erfüllen wirst,

so gehe glücklich, lebe du im Haus!

Von dem Palastbeschirmt, bekleidet,

zu Diensten sollen dir die Frauen sein!

377

Und feine Seide aus Benares trägst du,

sieh die Girlande an, so rot gefärbt!

Mit reichlich Gold und Edelsteinen, Perlen,

werd’ ich auf alle Arten schmücken dich!

378

Das weiße Laken raschelt, es ist rein,

die woll’ ne Decke und Matratze sind stets neu:

besteige nun dies kostbar schöne Bett,

mit Sandel reich verziert und dem Geruch von Kernholz!

379

Den Lotus aus dem Wasser losgerissen,

wie es ein Unmensch nur zustande bringt:

so wirst du auch in deinem Brahmaleben

mit eignen Gliedern in das Alter gehn!

380

Subhā:

Was siehst du hier als Kernholz an?

Voll Leichen ist das, Leichenplatzvermehrung!

Zerbrechen muß doch dieser Körper,

den du erblickt und nun verblendet siehst!

381

Weiberheld:

Die Augen sie sind ähnlich einem Reh,

dem kleinen Vogel ähnlich im Gebirge:

seit ich in deine schönen Augen sah,

wächst mehr und mehr die Sinnenfreude.

382

Dem Lotus gleich, der in die Höhe kam,

so fleckenlos, goldgleich ist dein Gesicht:

seit ich in deine schönen Augen sah,

wächst mehr und mehr der Sinnentrieb.

383

Noch in der Ferne will ich mich erinnern

an deine langen Wimpern, an den reinen Blick:

nicht ist mir lieber noch als deins

ein Auge, du Vögelchen mit sanften Augen!

384

Subhā:

Auf falschem Weg wünschst du zu gehn,

den Mond suchst du als Spielzeug dir,

über den Meru wünschst zu springen,

der du der Buddhatochter folgst.

385

Nicht gibt es in der Welt mit ihren Göttern Reiz,

der jetzt mich noch vermag zu treffen, -

ich kenne keinen solchen mehr,

auf meinem Weg ist er zerstört mit seinen Wurzeln.

386

In heiße Kohlengrub ist er geworfen,

als Schale voller Gift geschätzt, -

ich kenne keinen solchen mehr,

auf meinem Weg ist er zerstört mit seinen Wurzeln.

387

Bei einer, die noch nicht betrachtet hat,

mag auch der Lehrer unterwiesen haben,

wenn du nach solcher ein Verlangen hast:

die etwas schon versteht, betrübst du nur.

388

Bei mir jedoch, die ungeschmäht, verehrt,

bei Wohl und Weh die Sati aufgestellt,

die weiß: „Unrein ist das Geschaffene!“ -

allüberall der Geist nichts mehr beschmiert.

389

Ich bin die Schülerin des Sugato

und fahr den Wagen den Achtgliederweg, -

den Pfeil zog ich heraus, von Einfluß frei,

ging in die Häuserleere ein, erfreue mich.

390

Erkannt hab ich die schön bemalte Puppe,

aus frischem Holze neu geschnitzt,

mit vielen Schnüren, vielen Stöcken

zusammen festgebunden, um zu tanzen.

391

Wenn Schnüre, Stöcke sind entfernt,

und ohne Halt gelassen, sind verstreut:

nicht läßt sich finden, was in Stücke brach,

worauf der Geist sich dort noch stützen könnte.

392

In diesem Gleichnis seh ich meine Glieder,

getrennt von Dhammas rollen sie nicht weiter, -

getrennt von Dhammas rollt nicht weiter,

worauf der Geist sich dort noch stützen könnte.

393

Wie da auf Rauschgelb herrlich hingeschmiert,

sahst eine Wand bemalt du voller Farben, -

bekamst dabei, was ausgetauscht, zu sehn:

die Weisheit unter Menschen, sie ist nutzlos.

394

Du hast nur eine Täuschung hochgeschätzt,

wie goldenen Baum in einem schönen Traum.

Du Blinder rennst nur Leerem hinterher,

siehst unter Menschen eine Schwindelschau.

395

Wie eine Kugel auf den Berg gelegt,

die Iris in der Mitte, voller Tränen,

und Augenschleim entsteht hier immer neu:

vielfältig ist die Augenart geballt.

396

Sie riß es aus, das so schön anzusehn,

sie gab es hin, hielt nichts im Geiste fest:

„Wohlan, nun nimm dein Auge endlich mit!“

So gab sie es dem Mann für alle Zeiten.

397

Dem schwand dahin für alle Zeit der Reiz,

bat auf der Stelle um Verzeihung sie

„Das Heil sei dir, du Brahmalebende!

Nicht wieder Gleiches wird dir noch geschehn!

398

Geschlagen hast du solchen Menschen,

wie brennend Feuer ihn umarmt, -

werd ich nach einer Schlange greifen?

Heil sei dir weiter! Und verzeihe uns!“

399

Befreit war da die Bhikkhunī

und ging zum Buddhabesten hin, -

als sie das Zeichen des verdienstvoll Besten sah,

ihr Auge war so, wie es früher war.

ISIDāSÍ (die weise Sklavin)

400

Dort in der Stadt, die nach der Blume heißt,

Pātaliputta auf der Erde,

gab es den feinsten Teil vom Sakyerstamme,

zwei Bhikkhunīs, ganz tugendhaft.

401

Isidāsī war dort die eine,

die zweite Bodhi, sīlareich,-

sie freuten sich an der Vertiefung,

die viel gehört, die Flecken tilgten.

402

Sie gingen beide um Almosen,

und nach dem Mahl sie reinigten die Schalen, -

im Glück der Einsamkeit sie saßen dann

und sprachen miteinander diese Worte:

403

Bistliebenswert, o Schwester Isidāsī,

die Jugend schwand noch nicht dir hin, -

welch eine Falte sahst du, die dich störte,

daß du an Weltentsagung bandest dich?

404

Und sie, an Einsamkeit gebunden,

geschickt, die Lehre aufzuweisen,

Isidāsī sprach dieses Wort:

So höre, Bodhi, wie ich zog hinaus!

405

Dort in Ujjenī, in der besten Stadt,

mein Vater, tugendstreng, war Schatzmeister.

Ich bin nun seine einz’ge Tochter,

lieb, angenehm und wertgehalten.

406

Da wünschte einer aus Saketam mich,

kam an, er war aus höchstem Stamm,

ein Schatzmeister, unendlich reicher noch,

dem gab mich Väterchen leicht hin.

407

Vor seiner Schwiegermutter, seinem Schwiegervater

am frühen Morgenschon verbeugt’ ich mich,

den Kopfgruß gab ich, warf zu Füßen mich,

so wie ich immer unterwiesen war.

408

Und die da waren meines Mannes

Schwestern, Brüder, Dienerschaft,

wenn ich nur sah Gelegenheit,

gab scheu ich ihnen einen Sitz.

409

An Speise und Getränk und Knabberzeug,

was dort gespeichert alles war,

ich hielt es wert und trug es auf,

gab jedem, was mir passend schien.

410

Früh morgens schon erhob ich mich

und ging hinüber in das Haus,

wusch vor der Schwelle Hände, Füße,

ging dann mit Handgruß zu dem Ehemann.

411

Den Kamm, die Spange und die Augenschminke,

den Spiegel auch holt’ ich hervor,

und machte sorgsam mich zurecht,

um schön für meinen Herrn zu sein.

412

Den Reis bereitete ich selber zu,

die Schüssel wusch ich selbst ihm aus,

wie eine Mutter ist zu ihrem einz’gen Kind,

so den Ernährer mein umhegte ich.

413

Doch dann zu mir, die allerhöchsten Dienst getan,

zur Dienerin, die ihren Stolz zerschlug

und nie genug vollbringen konnte,

zur Tugenhaften, der Ernährer war nur schlecht.

414

Er sprach zu seiner Mutter und zum Vater:

„Ich bitte um Erlaubnis, werde gehn, -

mit Isidāsī, diesem jungen Kalb,

kann ich nicht unter einem Dach mehr wohnen!“

415

„Nicht so, du Sohn, sprich’ dich doch aus!

Isidāsī ist weise, sie kann unterscheiden,

niemals genug kann sie vollbringen, -

was nur gefällt dir nicht an ihr, du Sohn?“

416

„Nicht sie mit irgendetwas mich verletzt,

doch kann ich nicht mit Isidāsī, diesem Kalb,

sie stößt mich ab, ich hab genug von ihr:

ich bitte um Erlaubnis, werde gehn!“

417

Als diese Rede sie gehört,

die Schwiegermutter und der Schwiegervater fragten mich:

„Was wurde wohl von dir versäumt?

Sprich nur vertrauensvoll die Wahrheit!“

418

„Nicht habe irgend etwas ich versäumt,

und auch Verletzung rechn’ ich mir nicht an, -

kein übles Wort war möglich mir zu sagen,

für das mich hassen könnte der Ernährer.“

419

Sie brachten mich zurück zum Haus des Vaters,

ich war verwirrt vor lauter Schmerz, -

doch gab nicht auf, das Kind ich wollte schützen:

„Siegreich und schön sind wir wie Lacchi!“

420

Dann gab mich Papa einem Reichen

ins Haus, von einem zweiten Stamm,

für einen halben Kaufpreis nur,

für den der Schatzmeister bekommen mich.

421

In dessen Hause wohnt’ ich einen Monat,

er nahm mich gerne zu sich auf,

gleich einer Sklavin, die den Dienst versah,

nichts Schlechtes tat, vollkommen in der Tugend.

422

Um Brocken bettelnd zog er fort, -

zu dem Gebändigten, Gezähmten sprach mein Vater:

„Da du doch bist mein Schwiegersohn,

leg ab den Fetzen und die kleine Schale!“

423

Da blieb er wohnen einen halben Monat,

dann sprach zum Väterchen er: „Ach, nun gib mir

den Fetzen, Schale und den Becher!

Um Brocken bettelnd werd’ ich wieder ziehen fort.“

424

Da sprach zu ihm der Papa und die Mama

und die Verwandtenschar, versammelt alle:

„Was macht sie dir denn hier nicht recht?

Sprich schnell, sie wird es recht dir machen!“

425

So angesprochen, sagte er:

„Kann ich das Selbst mir sein, ist’s mir genug, -

mit Isidāsī, diesem jungen Kalb,

kann ich nicht unter einem Dach mehr wohnen!“

426

Als er entlassen und gegangen war,

dacht’ ich alleine für mich nach,

ging auch, Erlaubnis zu erbitten,

zu sterben oder fortzuzieh’n.

427

Da kam gegangen Schwester Jinadattā,

zu einem Weidegrunde wandernd,

zum Vaterhaus, die Regeln gut behaltend,

die viel gehört, vollendet in der Tugend.

428

Und als sie uns gesehen hatte,

stand ich vom Sitze auf, erklärt’ mich ihr, -

sie setzte sich, ich fiel zu Füßen ihr

und reichte ihr zu essen hin:

429

gab Speise und Getränk und Knabberzeug,

was da gespeichert alles war, -

als sie gesättigt war, da sagte ich:

„Ach, Schwester, du, ich wünsch hinaus zuziehn.“

430

Da sprach das Väterchen zu mir:

„Hier eben, Töchterchen, leb’ du die Lehre!

Mit Speise und Getränk befriedigend

Asketen und die Zwiegebor’nen.“

431

Da sprach ich dann zum Väterchen

und weinte, beugte mit dem Handgruß mich:

„Ich hab wohl Schlechtes nur vollbracht,

dies Kamma werd’ zunichte machen!“

432

Da sprach zu mir das Väterchen:

„Erreiche das Erwachen und die Spitzenlehre!

Nibbāna mögest du erlangen,

das da verwirklichte Zweifüßer Bester!“

433

Von Mutter und von Vater nahm ich Abschied

und von versammelter Verwandtenschar. -

War sieben Tage da hinausgezogen:

drei Wissen ich berührte schon.

434

In meinem Selbst erkannt ich sieben der Geburten,

bei welcher was für Frucht, Ergebnis kam. -

Das werd ich dir soweit erklären.

So höre zu geeinten Geistes!

435

Da in der Stadt Erakakaccho

ein Goldschmied war ich, äußerst reich,

vom Jugendrausch war ich berauscht,

besuchte eines Andern Frau.

436

Als ich dann abgeschieden war,

da schmort’ ich lange in der Hölle, -

und als ich reif mich dort erhob,

trat ich in eines Affen Schoß.

437

Und sieben Tage nachdem Kamma der Geburt

ein großer Affe, Herdenführer, mich kastrierte:

dies eben war die Kammafrucht,

weil ich zu eines Andern Frau gegangen.

438

Als ich von dort verschwunden war,

gestorben war im Sindhuwald,

mit einem Auge nur und lahm

trat ich in einer wilden Ziege Schoß.

439

Zwölf Jahre hab ich da gelebt,

kastriert, trug Knaben nur herum, -

durch Würmer rollt’ ich weiter, taugte nicht:

weil ich zu eines Andern Frau gegangen.

440

Als ich von dort verschwunden war,

wurd’ ich von eines Händlers Kuh geboren,

ein Kalb, gefärbt wie Kupfer da mit Lack,

und auch kastriert im zwölften Monat dann.

441

Vor einen Pflug wurd ich gespannt,

und einen Wagen mußt ich ziehn,

und blind ich rollte weiter, taugte nicht:

weil ich zu eines Andern Frau gegangen.

442

Als ich von dort verschwunden war,

gebar mich auf der Straße eine Haussklavin, -

nicht Frau war ich und auch nicht Mann:

weil ich zu eines Andern Frau gegangen.

443

Nach dreißig Jahren war ich tot,

als eines Fuhrmanns Tochter wurd’ geboren, -

in Elend lebt’ ich, großer Armut,

vom Würfelglückswurf nur der Gläubiger.

444

Dann mich von dort ein Handelsmann

mit überfließend reichem Wohlstand,

die Klagende, er schleppte fort

und raubte sie dem Vaterhaus.

445

Als ich dann sechzehn Jahre zählte,

im Jugendglanz zusehen war,

mich junges Mädchen nahm sein Sohn zur Frau,

Giridāso, so war sein Name.

446

Er nahm noch eine andre Frau,

die tugendhaft und gut geartet, hochgerühmt,

die dem Ernährer tief ergeben war, -

doch ich begegnete mit Feindschaft ihr.

447

Dies alles ist die Kammafrucht,

die kam, um mich nur ständig zu verletzen,

die ich als Sklavin willig diente doch, -

dem ist ein Ende nun von mir gemacht.

SUMEDHā (die gute Weise)

448

Dort in der Stadt Mantāvatī,

des Königs Konco beste Frau,

die hatte eine Tochter Sumedhā,

so liebenswert der Unterweisung folgend.

449

Voll Tugend, wortgewandt, die viel gehört,

sie war erzogen in der Buddha-Unterweisung, -

sie ging zu Mutter und zu Vater hin

und sprach: „Ihr beide, hört mir, bitte, zu!

450

Nur am Nibbāna bin ich froh,

nicht ewig ist, was da geworden, sogar nicht Göttliches, -

um wieviel aber mehr die leeren Sinnesfreuden,

die so gering an Süße und so reich an Qual!

451

Scharf sind die Sinnenlüste, schlangengleich,

nur Toren sind berauscht von ihnen,

sind lange Zeit der Hölle ausgeliefert,

die Leidenden, sie werden dort geschlagen.

452

Sie klagen da, die Schlechtes taten,

erleiden Strafe, sind von schlechter Einsicht,

die stets mit Körper, Wort und Geist

ganz ungezügelt sind, die Toren.

453

Die Toren, sie sind ohne Weisheit, ohne Willen,

sie sind gefangen im Entstehn des Leidens,

begreifen nicht, wenn es wird aufgezeigt,

erwachen auch nicht zu den edlen Wahrheiten.

454

Die Wahrheiten, o Mama, die vom Buddhabesten aufgezeigt,

die allermeisten ja begreifen diese nicht,

die sich erfreuen tief an dem, was wurde,

die sich ersehnen, bei den Göttern zu erscheinen.

455

Auch bei den Göttern das Erscheinen ist nicht ewig,

was auch zum Werden kommt, ist nicht beständig, -

und nicht erschrecken sich die Toren

vor dem, was immer neu sich zeugt.

456

Vier Fährten zur Bestrafung und zwei Wege,

was sie auch immer da erlangen:

für die, die einer Strafe unterworfen,

nicht gibt es Fortziehn aus den Höllen.

457

Gebt mir Erlaubnis beide, fortzuziehen

im Wort des Buddho, der zehn Kräfte hat!

Im Stillen unverkrampft ich werden streben,

um aufzugeben so Geburt und Tod.

458

Was soll ich mit Gewordenem, das Freude brachte,

dem Körper, diesem Unglückswurf, ganz ohne Kern?

Ach, zum Beenden dieses Werdensdurstes

stimmt doch jetzt zu: ich werde fort nun ziehn.

459

Bei dem Erscheinen der Erwachten

ist falsche Zeit verlassen, rechte Zeit erlangt, -

die Sīlas und das Brahmaleben

mag lebenslang ich nicht verletzen.“

460

So sprach Sumedhā Mutter, Vater an:

„Nicht werd ich nun mehr Nahrung zu mir nehmen,

den Haushalt auf mich nehmend, bin dem Tod ich nah,

ich werde seinen Machtbereich verlassen.“

461

Die Mutter weinte davor Schmerz,

ihr Vater war durchaus von Herzen froh, -

doch einig waren beide zu versöhnen

die auf der Erde der Terrasse lag.

462

„Steh auf, du Kindchen, ach, was soll die Trauer?

Gegeben bist du in Vāranavatī

dem König Anikaratto, vollendet schön,

dem bist du, wahrlich, doch gegeben.

463

Die Hauptfrau wirst du bei ihm sein,

des Königs Anikaratto Gemahlin, -

die Silas, Brahmaleben und das Fortziehn,

wie schwer ist das zu tun, du Kindchen!

464

Im Reich herrscht der Befehl, das Geld, die Macht,

nur Wohlstand gibt es, reizend sind die Mädchen:

genieße du den Reichtum nur der Sinnenlüste!

Die Hochzeit mögst du halten, Kind!“

465

Da sprach zu ihnen Sumedhā:

„Nicht solches! Was zum Werden kam, ist kernlos, -

das Fortziehn, wahrlich, wird nun sein,

die Hochzeit ist dabei nur wie der Tod.

466

Was soll mir dieser Körper, faulend, unrein,

voll fürchterlichen Giftgeruchs,

der Leichnam, dieser Hautsack voller Aas,

der Leib, aus dem nur immer Unreines gesickert!

467

Was soll mir, die ich da verstehe,

der ekelhafte, fleisch- und blutbeschmierte,

der Wohnort für den Würmerclan, die Geiernahrung?

Wem wird denn dieser Körper da gegeben?

468

Nicht lang mehr wird er auf den Leichenplatz getragen,

der Körper, der dann nicht mehr fühlt,

wird weggeworfen wie ein grober Klotz

von den entsetzten eigenen Verwandten.

469

Gelassen auf dem Leichenplatz als Andrer Nahrung,

sie waschen ihn mit Abscheu und Entsetzen,

die eignen Eltern sind entsetzt,

wie erst das ganze allgemeine Volk!

470

Gefesselt sind sie an den Körper ohne Kern,

an diese Knochen-, diese Sehnensammlung,

vom Fluß des Speichels und der Tränen ganz gefüllt,

an diesen Körper, der nur fault.

471

Wer ihn nach außen hat gestülpt,

das Innen hat zum Außen da gemacht,

der müßte den Geruch ertragen,

vor dem die eigne Mutter selbst sich ekelte.

472

Das Reich der Khandhas und der Elemente,

es ist gefügt, die Wurzel der Geburt, -

im Grunde ist es Leiden, stößt nur ab:

ach, wessen Hochzeit sollte ich da wünschen?

473

Da würden Tag fürTag dreihundert Speere

von neuem immer neu den Körper treffen,

würd ein Jahrhundert lang das Töten währen:

ach, besser eben ist des Leidens Untergang!

474

,Dem Töten mag sich unterwerfen, wer da weise’,

so lautet es, des Lehrers Wort, -

,lang ist für alle die der Weltenlauf,

die immer wieder da getötet werden!’

475

Ach, bei den Göttern, bei den Menschen,

im Schoß der Tiere, unter Asuras,

bei den Gespenstern, in den Höllen:

das Töten wird gegeben ohne jedes Maß.

476

In Höllen viele dort bekommen Strafen,

beschmutzen sich dort immer neu, -

und auch bei Göttern gibt es keinen Schutz:

nur im Nibbānaglück, nicht andern gibt es.

477

Und die erlangten da nun das Nibbānam,

ans Wort gebunden dessen, der zehn Kräfte hat,

ganz unbetroffen sie vereinen sich,

Geburt und Tod nun endlich aufzugeben.

478

Noch heut, o Väterchen, ich werde gehn!

Was solln mir Reichtümer, die ohne Kern?

Der Sinnenlüste bin ich überdrüssig,

sind ausgespien, wie Palme aus dem Grund gezogen.“

479

So eben sprach sie zu dem Vater,

und Anikaratto, dem sie gegeben war,

er kam, in gelblich-roten Schmuck gehüllt,

zur Hochzeit, zu der festgesetzten Zeit.

480

Da ihre schwarzen, dichten, weichen Haare

sie schnitt mit einem scharfen Schwerte ab,

Sumedhā, und verbarg sich im Palaste,

in die Vertiefung, in die erste, ging sie ein.

481

Und als sie diese dann erreicht,

und Anikaratto zur Stadt gekommen,

in dem Palaste nun Sumedhā

Vergänglichkeitswahrnehmung recht entfaltete.

482

Sie richtete den Geist in eine Bahn,

und Anikaratto stieg schnell hinauf, -

mit Edelstein und Gold geschmückt die Glieder,

bat er mit Handgruß die Sumedhā:

483

„Im Reich herrscht der Befehl, das Geld, die Macht,

nur Wohlstand gibt es, reizend sind die Mädchen,

genieße du den Reichtum nur der Sinnenlüste,

das Sinnenglück ist schwer erfahrbar in der Welt!

484

Ein ganzes Reich geht dir verloren,

genieße Reichtum und verteile Gaben!

Sei länger doch nicht trübsinnig!

Den Eltern bringst du großes Leid!“

485

Ihn ganz allein sprach nun Sumedhā an,

die an den Lüsten nichts mehr fand, von Täuschung frei:

„Sei an den Sinnenlüsten nicht erfreut!

Sieh in den Sinnenlüsten nur Gefahr!

486

Mandhātā, König der vier Erdteile,

er war die Spitze aller Lustgenießenden,

und unbefriedigt ist auch er gestorben,

nicht waren alle Wünsche ihm erfüllt.

487

Wenn es Juwelen auch, die sieben, regnete

vom Himmel aus zehn Richtungen allüberall:

nicht gibts Befriedigung bei Sinnenlüsten,

ganz unbefriedigt eben sterben Menschen.

488

Dem Schwertblattgleich sind alle Sinnenlüste,

die Lüste gleichen einem Schlangenkopf,

wie Feuerglut, sie flammen wieder auf,

sie ähneln einer langen Knochenkette.

489

Beständig nicht, nur wechselnd sind die Lüste,

sind voller Leiden, wie ein starkes Gift,

wie Eisenkugel sind sie, die da glüht,

die Wurzel aller Not, sind Leidensfrucht.

490

Baumfrüchten gleich die Sinnenlüste sind,

Fleischfetzen gleich, die Leiden bringen nur, -

den Träumen gleich, sie täuschen etwas vor,

die Sinnenlüste sind gleichsam gelieh’nes Gut.

491

Dem Schwerterzaune gleich sind Sinnenlüste,

sind Krankheit, Schwäre, Not, Verwirrung,

sie sind der heißen Kohlengrube ähnlich,

sind Wurzel aller Not, sind Furcht und Töten.

492

So sind nur voller Leiden Sinnenlüste,

erklärt stets als ein einzig Hindernis!

Ach, geht nur! Nicht bei dem, was da geworden,

gibt es Vertrauen für mein eignes Selbst.

493

Was wird für mich ein Andrer tun,

da meinem Selbst der Kopf in Flammen steht?

Die Fesseln da des Alters und des Todes,

deren Zerschlagen gilt es zu erstreben.“

494

Und als sie nun die Tür geöffnet hatte

und Mutter, Vater und Anikaratto

dort auf dem Bodensitzen sah,

sie weinen sah, da sprach sie dieses:

495

„Lang ist der Toren Weltenlauf

und immer wieder wird geweint

ohn’ Anfang, ohne Ende bei des Vaters Tod,

beim Mord des Bruders und beim Mord des Selbsts.

496

Ach, Träne, Muttermilch und Blut:

ohn’ Anfang, ohne Ende lauft ihr im Samsāro!

Erinnert euch an das Durchwandertsein der Wesen

und daran, wie die Knochen sich gehäuft!

497

Erinnert euch an die vier Ozeane,

die Tränen, Muttermilch und Blut gefüllt!

Erinnert euch an dieses Weltzeitalter

der Kochenhaufen, dem Vepullo gleich!

498

Ohn’ Anfang, ohne Ende seid ihr durchgewandert,

geführt durch diese große Rosenapfel-Insel, -

wie endlos eine Kette von Jujubekernen,

es kommen Mutter, Vater nicht hervor.

499

Erinnert euch an Gras-Holz-Äste-Blattwerk,

das anghäuft ohn’ Anfang, ohne Ende!

Für jeden Vater nehmt vierfingerbreiten Ast:

die Väter aller Väter kämen nicht hervor!

500

Erinnert euch der blinden Schildkröte,

zuvor im Ozean und dann im Ruderjoch,

den Kopf nur in der Gegenrichtung:

an dieses Gleichnis, Menschsein zu erlangen!

501

Erinnert euch an die Gestalt, schaumfetzengleich,

an diesen Körper-Unglückswurf, ganz ohne Kern!

Die Gruppen seht als nicht in sich beständig!

Erinnert euch der vielen Qualen in der Hölle!

502

Erinnert euch ans Leichenplatzvermehren

durch alle die Geburten immer wieder!

Erinnert euch der Ängste vor den Krokodilen!

Erinnert euch an die vier Wahrheiten!

503

Da es das Todlose nun einmal gibt,

was soll da noch der fünffach scharfe Trank!

Die Sinnenfreuden alle miteinander

sind schärfer noch als fünffach Scharfes!

504

Da es das Todlose nun einmal gibt,

was soll da noch die Fieberglut der Lüste?

Die Sinnenfreuden alle miteinander,

sie brennen, kochen, schütteln, stören nur!

505

Wenn ihr ganz ohne Feinde leben könnt,

was soll’n die vielen Feinde bei den Lüsten?

Mit König, Feuer, Räuber, Wasser, Lieblosen

die Lüste sind verbunden, haben viele Feinde!

506

Wenn es Befreiung doch nun einmal gibt,

was soll da bei den Lüsten Todesfessel?

In allen Lüsten sitzt die Todesfessel!

Wer Lüste liebt, fällt immer nur in Leiden.

507

Wer da in die entflammte Fackel greift,

verbrennt, läßt er sie eben rasch nicht los, -

wie Feuerglut sind alle Sinnenlüste,

verbrennen alle, die nicht lassen können!

508

Auch nicht um allerkleinstes Sinnenglück

gib auf das weite, weite Innenglück!

Nicht wie ein Fisch verschluck den Angelhaken!

Du wirst danach brutal nur abgeschlachtet!

509

Die Lust bei Sinnenlüsten mußt du zähmen,

gleichwie den Hund, der an der Kette liegt, -

die Lüste werden sonst wie Kohlen sein,

auf dem Candālas hungrig braten deinen Hund!

510

Und unermeßlich reiches Leiden,

und in dem Herzen viel an Trübsinn

wirst du erfahren, lustgebunden:

gib auf die wechselvollen Lüste!

511

Da es das Alterslose nun mal gibt,

was sollen da die Lüste, die nur altern?

Von Tod und Krankheit sind ergriffen

Geburten alle und allüberall!

512

Dies ist das Alterslose, dies das Todlose,

dies ist der Weg des Alters-Todeslosen, frei von Kummer:

der ohne Feinde, unbedrängte,

der ungestörte, ohne Furcht und Qual!

513

Erreicht ist das Todlose schon von Vielen,

und heute noch ist’s zu erlangen:

wer sich bis auf denGrund verjocht,

der kann an keinen Stolz sich binden mehr.“

514

So sprach Sumedhā eindringlich,

Sankhārafreude galt ihr nun nicht mehr, -

beschwichtigend Anikaratto,

ihr Haar am Boden Sumedhā berührte.

515

Da stand Anikaratto auf

und mit dem Handgruß bat er ihren Vater:

„Gebt frei Sumedhā nun, hinauszuziehn,

sie hat Befreiungswahrheit wohl gesehn!“

516

Und freigegeben von den Eltern,

zog sie hinaus, erschrocken über Angst und Sorge. -

Und sie verwirklichte sechsfaches Wissen,

die Spitzenfrucht der ernsthaft Strebenden.

517

Erstaunlich, wahrlich, und ganz wunderbar

war das Nibbāna dieses Königsmädchens!

Wo sie in früh’rem Aufenthalt gelebt,

erklärte sie noch in der letzen Zeit.

518

„Bei dem erhab’nen Konāgamano

im Sanghapark bei neuem Aufenthalt,

da waren wir drei Freundinnen zusammen

und gaben da ein Kloster als Geschenk.

519

Und zehnmal, hundertmal dann auch,

zehnhundert Hunderte und hundertmal

erschienen wir dabei den Göttern,

was sag ich da erst bei den Menschen.

520

Und bei den Göttern waren machtvoll wir begabt,

was sag ich da erst bei den Menschen:

war erste Frau des Königs mit den sieben Juwelen:

ich war da sein Juwel als Frau.

521

Das war der Grund, die Quelle und die Wurzel,

so wirkt Geduld wohl in des Lehrers Weisung.

Das war die erste gute Fügung,

das war Nibbāna für die Dhammafrohe.“

522

So sie berichten, die da wohl vertrauen,

das Wort des allerhöchsten Weisen, -

sie wenden sich vom Werdensstrome ab,

und abgewendet, lösen sie sich los!